Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau

"Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten

<< < (15/58) > >>

nobody@home:
Noch ein paar Nachsätze speziell zum Malmsturm-Imperium, die die dortigen Bevölkerungszahlen ein bißchen erklären mögen:

-- Die Wüsten gab's nicht immer, sondern sie haben sich erst im Lauf der Jahrhunderte und -tausende der imperialen Geschichte entwickelt (und breiten sich auch immer noch aus, was offensichtlich andeutet, daß es auch noch zumindest hier und da ein paar Flecken anderer Landschaften gibt).

-- Das Imperium hat aus seiner früheren Glanzzeit ein immer noch einigermaßen funktionierendes Wasserversorgungsnetz mit Tunneln, Leitungen, und Pumpstationen übrigbehalten, das auch heute noch dafür sorgt, daß das größte Problem des Lebens in so einer Gegend -- der Wassermangel -- so lange nicht wirklich eins ist, wie dieses Netz weiter funktionstauglich bleibt und man auch an einen Anschlußpunkt herankommt. Das mag zu der Neigung, lieber in Städten und anderen schon etablierten Ansiedlungen zu leben, deutlich beitragen; die hängen eben alle schon an dieser Lebensader.

-- Wen genau die Imperialen nun als "Bürger" werten und wen nicht, habe ich bisher nicht recht herausklamüsern können, allerdings gehören zur untersten Gesellschaftsschicht genug Leute wie Sklaven, Bettler, Ausgestoßene und mutierte "Irrformen", die wenige bis keine Rechte genießen, dementsprechend also vermutlich zumindest offiziell nicht groß mitzählen und die Gesamtkopfzahl wahrscheinlich noch mal deutlich erhöhen.

-- Und, wie schon mal angedeutet: das Imperium war zumindest früher mal eine regelrechte Hochzivilisation (ob nun voll durchindustrialisiert oder gesellschaftlich mehr auf Renaissanceniveau mit höher entwickelter Technik, mag eine andere Frage sein), aus deren Zeit hier und da noch ausgesprochene High-Tech bis hin zu teilweise noch funktionierenden Elektronengehirnen und Robotern übrig geblieben ist. Das kann man also, denke ich, auch in der Zeit seines absehbaren Niedergangs nicht so einfach direkt mit "typischen" Fantasyverhältnissen vergleichen; für die sind eher die anderen beiden Regionen mit ihren deutlich kleineren Städten repräsentativ.

Waldviech:

--- Zitat ---Und wie werden die dann versorgt?
--- Ende Zitat ---
Das wird tatsächlich mit übrig gebliebener Sci-Fi-Technologie erklärt:

https://ifyoudontlikeitfuckoff.de/malmsturm-die-fragmente-die-gaerten-des-imperiums/2014/02/13/

Darüber hinaus wurde das Malmsturm-Imperium auch (sogar explizit) mit der Prämisse geschrieben, dass dort diverse Größenverhältnisse einfach ins Monumentale überblasen sind.

unicum:

--- Zitat von: Aedin Madasohn am 19.07.2024 | 17:36 ---sieht für mich nach einem genetischen Flaschenhals aus  ~;D

--- Ende Zitat ---

Ich würde es Designfehler nennen - die Welt ist einfach zu klein. Zugestanden das Problem hat nicht nur die DSA welt, das haben auch andere Welten.
Warum das wirklich so ist? Vieleicht liegt es daran wie man um die 1980 noch das Mittelalter gesehen hat als oberflächlich interessierter Laie

Zumindest für DSA war keiner der drei Paten Hirstoriker oder sowas (Kunstlehrer, Wirtschafswissenschaftler, Ingenieur).

Und zugestanden ich halte es für recht schwer aus dem Stand eine Welt zu erschaffen die groß genug und glaubwürdig ist, zugestanden Warhammer hat einfach die Erde abgekupfert und es sich damit rehct leicht gemacht aber auch da - das reich als einzige wirklich groß ausgearbeitete Region macht auch nicht den Eindruck einer dicht bevölkerten Region.

Wenn ich daran denke wie hier vor einigen Jahren die 1000 Jahr feiern in den Orten und Nachbarorten abliefen (und das ist ja auch nur die erste Schriftliche erwähnung,... bei uns hier anno 985) So weit sind bei mir die nachberdörfer jedenfalls nicht weg die es schon anno 1000 gegeben haben soll. Zu Fuß in gut zu erreichen 3-7 Km, waren aber wohl mehr Wälder und weniger Felder als Heute dazwiwschen.

nobody@home:
Jedenfalls werde ich aus diesem Faden wohl mitnehmen, daß es sich immer lohnt, auch den Unterbau mit zu betrachten. Ich meine, nehmen wir mal an, ich will in einer Stadt eine klassische Fantasy-Diebesgilde von, sagen wir mal, drei Dutzend Vollzeit-Karrierekriminellen etablieren. Dann brauchen die natürlich rein, um funktionieren zu können, vermutlich zusätzlich noch Informanten auf der Straße, ein paar zuverlässige Schmuggler und Hehler, sonstige Kontakte beispielsweise in der weniger skrupelbehafteten Gesellschaft oder der Stadtwache, Teilzeitschläger zum Schnell-mal-Anheuern...und damit habe ich die Anzahl der potentiellen Opfer, an denen sie sich überhaupt erst bereichern wollen, noch gar nicht angefangen zu erfassen, denn wenn von daher in der Stadt nicht genug zu holen ist, dann wandern früher oder später Mitglieder zu anderen Weidegründen ab. Ohne mich allzusehr auf feste Zahlen festnageln lassen zu wollen, klingt das plötzlich sehr danach, als ob sich zumindest als festes Revier für Gruppen dieser Größenordnung schon nur noch wohlhabendere Groß- und Handelsstädte lohnen, denn in einer betulichen Kleinstadt oder gar im Dorf auf dem Land gibt's sowohl weniger zu holen als auch nicht mehr die nötigen Menschenmassen, in deren Anonymität sich so viele Leute einigermaßen bequem verstecken können.

Feuersänger:
Aaah okay, Malmsturm ist also kein typisches Fäntelalter, sondern hat SF-Elemente. Got it.


--- Zitat von: unicum am 19.07.2024 | 23:07 ---Ich würde es Designfehler nennen - die Welt ist einfach zu klein. Zugestanden das Problem hat nicht nur die DSA welt, das haben auch andere Welten.
--- Ende Zitat ---

Zu klein und dabei auch noch kaum besiedelt -- am Ende kann man in einer Spielhilfe jeden Einwohner namentlich erfassen.  >;D
Ich glaube auch, den Hintergedanken beim DSA-Weltenbau zu verstehen: man definiert erstmal einen kleinen Subkontinent, damit man schnell loslegen kann mit dem Spiel, und hat ja dann hinter dem Gebirge noch ein Vielfaches der Fläche für zukünftige Erweiterungen.
Nur haben sie dann halt leider den Absprung verpasst. Statt sich mal irgendwann ums Riesland zu kümmern, wurde lieber das winzige Aventurien vom hundertsten ins tausendste ausgestaltet. Und damit nur ja niemand heimlich rübermacht, wurde der Weg in den Osten qua Beschreibung gründlich versperrt: absolut unpassierbares Gebirge, viel zu gefährliches Meer, da kommt ja keiner durch. Im Endeffekt musste Riesland dann als Fanprojekt ausgearbeitet werden.

Allerdings klingelt da bei mir jetzt ansonsten zum Thema "zu kleine Welt" nicht so viel. Faerun ist schon echt groß, iirc so grob vergleichbar mit Nordamerika. Nur halt dünn besiedelt. Der Hauptkontinent von Golarion ebenfalls. Gesamtbevölkerung hier: ca 40 Mio.

Lorakis ist auch leidlich groß -- lang nicht so groß wie Eurasien, aber größer als Westeuropa allemal. Jedoch geht da das Leid schon los: die in Lorakis als "Bedrohungsherde" reservierten Gegenden failen in dieser Rolle genauso hart wie das Orkland: zu klein, zu dünn besiedelt. Was da als "Mongolei" die Drohkulisse für "China" darstellen soll, hat irgendwie sowas um 250.000 Einwohner (wenn überhaupt). Richtiggehend lustig ist da der Text im Almanach, laut dem Gefangene "in die Tiefe der Steppe" verschleppt werden -- man möchte rufen "Wat denn für ne Tiefe, wenn de 5 Kilometer zu weit reitest biste ja schon wieder draußen!"
Auf den ersten Blick nicht ganz so schlimm ist die Blutgrasweite, weil Orks in dem Setting schon ziemliche Aliens sind und quasi nach Bedarf von Brutmüttern "gelegt" werden. Allerdings würde ich da auch mal bei Gelegenheit nachrechnen, wieviele Orks so eine Savanne denn plausibel ernähren kann.


--- Zitat ---Wenn ich daran denke wie hier vor einigen Jahren die 1000 Jahr feiern in den Orten und Nachbarorten abliefen (und das ist ja auch nur die erste Schriftliche erwähnung,... bei uns hier anno 985)
--- Ende Zitat ---

Bei mir hier 1011. ^^
Und ja, so grob plusminus 5km war wohl durchaus die typische Distanz.  Vermutlich so austariert, dass man sich bei den Feldern und Wäldern nicht ins Gehege kam.

--

@nobody: Ja das ist echt auch mal ne interessante Frage: wieviel Bevölkerung braucht man, damit Berufsverbrecher ihr Auskommen finden?  ;D Ich hab echt keine Ahnung, aber mein Gefühl ist, dass drei Dutzend für eine Stadt schon echt viel ist.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln