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[Savage Worlds] Ghostbusters Solo Play

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In der folgenden Woche, an einem Tag im Herbst, ist bereits der letzte Tag des Projektes gekommen, aber die drei Grenzwissenschaftler wissen das noch nicht. Dekan Harold Yaeger hat alles in die Wege geleitet, um heute ihr Labor aufzulösen. Er hält Jas Elliott für einen Possenreißer, und Peter J. Venkman für einen Scharlatan.
Es ist außerdem der Tag, an dem das Informanten-Netzwerk Jas Elliott panisch in die New Yorker Stadtbücherei rufen wird. Dort macht am heutigen Nachmittag eine Bibliothekarin ihre Runden durch die Regalreihen im Untergeschoss ... Wenn sie nur wüsste, dass gerade an diesem Tag die Graue Dame wieder umzugehen beginnt …!

Weaver Hall, Psychologie-Fakultät, Labor für Paranormale Studien.



‚Venkman Burn In Hell‘ hat ein wütender Student neulich an das Laborfenster geschmiert, mit roter Farbe. Eigentlich kein Wunder. Auch heute spielt sich da drin eine Session der Testreihe ab, die Dr. Venkman derzeit durchführt. Im halbdunklen Raum sitzen hochkonzentrierte Studenten an zwei Tischen, vier davon angeschlossen an kompakte Gerätschaften. Zwei andere hantieren mit großformatigen Kartensets. Im Hintergrund steht Dr. Venkman persönlich, der große Boss, das Mastermind im Halbdunklen, und beobachtet mit herablassendem Blick, wie seine beiden Testgruppen voran kommen. Obwohl er genervt und uninteressiert aussieht, braucht er ständig Futter; belegte Brote, Donuts, Erdnussriegel, Milchkaffee, alles wandert geräuschvoll in die Ladeluke des grobknochigen Wissenschaftlers. Wenn er nicht frisst, raucht er! Dabei sind die beiden Testgruppen diejenigen, die augenscheinlich etwas Nervennahrung gebrauchen könnten. Ein Lockenkopf kassiert gerade den siebzehnten Stromstoß in Folge. Alles falsche Antworten. Neben ihm sitzt Jennifer, auf die Peter Venkman insgeheim längst ein Auge geworfen hat. … Eigentlich ist das alles hier keine Versuchsreihe mehr zum Thema ‚Auswirkungen negativer Effekte auf die ESP-Befähigung‘, daran hat der Veranstalter vorletzte Woche das Interesse eigentlich verloren, sondern insgeheim die Versuchsreihe ‚Wie kann Peter bei Jennifer landen, und sich nebenher vielleicht noch etwas profilieren‘.



Der Lockenkopf, ein Bob Douglas oder so, kassiert jetzt den achtzehnten Stromstoß, sein Kaugummi fliegt ihm dabei aus dem Mund und fällt auf die Tischplatte.
„Wie viele Versuche hatten die beiden jetzt?“, fragt der Doktor, als er an den Tisch heran tritt.
„Äh, 25, Sir“, antwortet der Student, der den beiden Testpersonen gegenüber sitzt und der das Gerät bedient, es ist ein Elektroschocker. Bei jedem gescheiterten Versuch, das Symbol auf der verdeckten Karte vorauszusehen, wird die betreffende Testperson sogleich gebritzelt.
„Dann haben Sie die Testreihe ja eh gleich hinter sich, dann sind es ja nur noch 75 weitere Versuche!“, sagt Venkman gelangweilt, und nimmt dem Studi die großformatigen Karten aus der Hand, und hält eine hoch, fixiert Bob. Bob rät wieder falsch, und wird umgehend von dem anderen Studenten geschockt. Für Jennifer schummelt Venkman mehrmals, ohne dass der Student neben ihm die Karten sehen kann, um ihre Quote zu verbessern. Er wirft der Blonden vielsagende Blicke zu, über die Gerätschaften hinweg.



Da würfeln wir mal Persuasion für den ollen Aufschneider, um zu sehen, ob er seinen exzentrischen Flirtversuch unbemerkt hinbekommt. Das Ergebnis ist eine sieben, das reicht nicht ganz für ein Raise, mit dem Pete die Situation gänzlich für sich entscheiden hätte können. Aber immerhin ein Erfolg.

Was ist das eigentlich für einer, der Student hier, der als aufbrausende Testperson auftritt, soll er so wie in der Filmvorlage funktionieren, oder anders? Da bin ich unschlüssig, also fragen wir die Orakelkarten. Lockenkopf Douglas ist laut Orakel im One Page Solo Engine (‚NPC Generator’) ein Herumtreiber, der physisch einen mystischen Handlungsbogen erzeugt. Witzig, das klingt genau wie seine Funktion im Original, also lassen wir ihn so wie er ist, nur vielleicht lassen wir ihn etwas weniger halbes Hemd sein und dafür mehr Wüterich! Entsprechend:

Jennifer schöpft jedenfalls keinen Verdacht, sie ist erstaunt über ihre eigenen Vorhersage-Fähigkeiten.
„Was wollen Sie hier eigentlich beweisen?!“, fährt Bob Douglas Venkman an.
„Das wissen Sie doch, Sie haben sich freiwillig hierzu gemeldet! Das Projekt heißt, Auswirkungen negativer Effekte auf …“
„Soll ich Ihnen sagen, was der Effekt ist? Es kotzt mich ganz mächtig an! Sie kotzen mich überhaupt an, Dr. Venkman!“, schreit der Typ, und rupft die Elektroden von sich, und haut mit der flachen Hand auf die Tischplatte, während er erbost von seinem Stuhl aufspringt. Alle anderen Studies zucken zusammen und verstummen ängstlich. Venkman mustert den Lockenkopf stumm, seine Mine ist nach wie vor streng, aber seine Augen blitzen jetzt gefährlich.
„Na, dann ist meine Theorie ja wahrscheinlich richtig!“, knurrt er.
„Sie können sich ihre fünf Dollar in die Haare schmieren!“, sagt der Lockenkopf, es sieht jetzt so aus als ob er den Versuchstisch umschmeißen wolle und sich mit dem Dozenten prügeln! Er ist größer als Venkman, wenn auch etwas weniger stabil gebaut.

Versuchen wir mal eine Klopperei im Projektraum abzuwenden, mit einem Taunt-Wurf:

„Ist das die Art und Weise wie Sie den Tag beenden wollen, Mister? Sich kurz zum Affen machen im parapsychologischen Bereich, um hinterher noch eine Runde beim Uni-Sport abzustinken. Und um schließlich als Ausklang den Begriff ‚Choleriker‘ nachzuschlagen in der einsamen Bibliothek?“, tönt er.

Das Wurfergebnis ist nur eine lumpige drei, da muss Studi Douglas nicht einmal gegenwürfeln.

„Parapsychologischer Bereich, dass ich nicht lache, Scharlatanerie ist das hier“, ruft der Lockenkopf, aber sein Taunt-Resultat ist noch schlechter, nur eine eins, also wiederholt er nur lahm, „Scharlatanerie-Bereich müsste man sagen, zu dem, was hier veranstaltet wird.“
„Sehen sie zu, dass sie verduften, sonst packe ich Sie an Arsch und Kragen, bringe Sie ins Sekretariat, und exmatrikuliere Sie!“, knurrt Venkman, „glauben Sie ja nicht, da hätte ich nicht Bock drauf!“

Jetzt würfelt er wieder Taunt, und kommt diesmal auf eine neun, der Lockige setzt nur eine drei dagegen, er macht große Augen und dicke Backen, und stürmt daraufhin wortlos aus dem Raum. Alle Versammelten sehen verschüchtert den Dozenten an.
„Äh. Vielleicht beenden wir die heutige Session, Leute“, sagt Venkman, jetzt verraucht seine Wut wieder, er sieht sich fast betreten um, „mit diesen Energien hier im Büro hat sich‘s wahrscheinlich was mit ESP für den heutigen Tag, glaube ich. Für Euch alle. Kommt mir nächste Woche schön ausgeschlafen wieder.“


Als kurz darauf Ray Stantz ins Büro gestürmt kommt, sind nur noch Peter und seine eine Studentin da, Jennifer Adams. Sieht aus, als würde Peter gerade ein Date ausmachen wollen, das er als Arbeitsessen aussehen lassen will. Ray ist viel zu aufgeregt, um sich damit zu befassen.

Ray hat außerordentlich heiße News: Die Bibliothekarin Alice Sherman ist in der städtischen Bücherei von einer geisterhaften Erscheinung angegriffen worden, und steht unter Schock! Zehn Menschen haben eine freischwebende Torso-Erscheinung gesehen! Jas hat aufgeregt von dort aus Ray angerufen, und der ist sofort hierher in den Projektraum geeilt, um hektisch alles zusammenzupacken, um eine Untersuchung anzustellen. Jas Elliott ist es gelungen, erfolgreich Psychokinetische Energie zu messen (mit dem PKE-Messgerät, das einer ihrer Connections jüngst für sie konstruiert hat), in bislang unbekannten Konzentrationen, „ein Begräbnis der Nadel“!

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Raymond (total aufgeregt) und Peter (total genervt) erscheinen in der Bibliothek und werden an ihrem Geraffel gleich erkannt. Ray hat eine Videokamera und gleich mehrere Fotoapparate dabei. Eine allgemeine Aufregung ist im Raum zu spüren, obwohl das Tagesgeschäft weitergeht. Viele der anwesenden Büchereibesucher haben nur begriffen, dass irgendwas vorgefallen ist, aber wissen nicht, was.
„… Und Du glaubst, dass es diesmal wirklich ein Geist ist?“, knurrt Peter durch seine Zähne hindurch, während sie durch den Haupteingang laufen, nicht ohne Skepsis.
„Was soll das heißen? Bei über 50 Prozent der Fälle, die wir in den letzten Monaten untersucht haben, steckte ein wirkliches übernatürliches Phänomen dahinter!“, protestiert Raymond in ebenfalls gedämpfter Stimme, „über 50 Prozent, Pete! Und denk' beispielsweise an die unerklärte Wanderung von Unterwasserschwämmen, die ich persönlich beobachten konnte!“
„Ein sichtbarer Geist, meine ich, Du Kasper! Einer, den Dein ganzes Kamera-Gelöt hier auch wirklich ablichten kann! Nicht wieder sowas wie die Serie von Scheiß-Mitschnitten, wo dann und wann mal — scheinbar! — ein menschlicher Umriss im Bild auftaucht. Wir brauchen ehrlich mal so langsam ein richtiges Beweisfoto, wenn wir schon sowas wie das hier verfolgen.“
„Ja …“, sagt Ray abgelenkt, und sieht sich um. Er scheint nicht mehr wirklich zugehört zu haben.
Peter haut ihm an den Hinterkopf, und raunzt, „Also, glaubst Du, Du knipst uns heute so eins, oder was?“
„Weiß ich nicht! Vielleicht! … Schau‘ mal, Jas ist schon hier.“
In der Halle treffen sie auf Jas Elliott, der gerade mit ein paar der zitternden Augenzeugen redet.
„Na fein, immerhin bist Du diesmal nicht verkleidet!“, sagt Venkman zynisch zur Begrüßung, „wie wäre das gewesen …?“
„Da seid Ihr ja endlich, Jungs!“, freut sich Elliott, „ich bin hier vorne schon fertig, die Herrschaften die sich hier versammeln, haben alle im Kellerarchiv nur etwas Leuchtendes vorbei eilen sehen. Quasi nur ein Schemen! Und dieser Herr hier sagt sogar, er hat sowieso manchmal Wahrnehmungsstörungen, da können wir nichts drauf geben!“
„Ficken Sie sich doch ins Knie!“, empört sich der Befragte.
„Und ins Knie ficken soll ich mich!“, ergänzt Jas, als sei das urkomisch, „Die eigentliche Augenzeugin ist da hinten, die macht gerade gewissermaßen mal Pause! Die war Aug' in Auge mit — was auch immer es war. Hab' mit deren Befragung bisher gewartet, darauf, dass Ihr endlich andackeln würdet! Und Messungen müssen wir machen, Jungs, Messungen, vor allem am Ort der Manifestation, selbst hier oben in der Haupthalle ist der Ionen-Strom verändert …!“
Sie setzen sich wieder in Bewegung, gefolgt von den verwirrten Blicken der von Jas Befragten. Peter bläst enerviert die Backen auf, seine beiden Kollegen kommen ihm vor wie aufgeregte Schuljungs.
„Dabei fällt mir ein, wie Du versucht hast, Raymond ein Loch durch den Kopf zu bohren, Jas!“, sagt er amüsiert.
„Und es hätte funktioniert, wenn Du mich nicht gehindert hättest, und unser Laborequipment zerlegt hättest, Du kleines, fettes Trampeltier!“, kommentiert Jas, eher pikiert als schuldbewusst.

Ein gewisser Roger Delacourt, der junge Bibliotheksverwalter, holt die drei ab, und begleitet sie nervös rüber zu einem Tisch, auf dem eine nett aussehende, ältere Bibliothekarin liegt. Sie scheint einen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben.

Was ist Alice Sherman denn in dieser Version der Geschichte für eine? Befragen wir die Orakelkarten wie im One Page Solo Engine beschrieben (‚NPC Generator‘): Demnach ist die Bibliothekarin eine gewöhnliche Bürgerin, deren Ziel es ist, Schaden anzurichten. Oho, Schaden?! Und zwar an zukünftigen Plänen, sagt eine zusätzlich abgehobene Orakelkarte. Ein Joker ist bei der Ziehung ebenfalls mit dabei, das bedeutet zusätzlich ein Zufallsereignis. Dieses ist, socially Assist the mystical PCs.

Daraus machen wir das Folgende: Alice Sherman hat zwar nicht von dem Universitätsprojekt der Wild Cards gehört, aber sie hat generell ein gründliches Misstrauen gegen Menschen, die vorgeben, sich ernsthaft mit dem Übernatürlichen zu befassen. Immerhin hat ihr Onkel sich seinerzeit für den heiligen Hieronymus gehalten! Das prägt! Das Zufallsereignis deuten wir so, dass spontan jemand anderes bereit ist, den Wild Cards zu helfen in ihrer mystischen Untersuchung, das ist dann Roger Delacourt. Sagen wir, er ist Teil ihres Informanten-Netzwerks, und agiert künftig als ihr Ally.



Alice Sherman


„Pfui Deibel, bleiben Sie mir bloss weg!“, sagt die niedliche kleine Bibliothekarin, als sie Ray mit seinen vielen Kameras ankommen sieht, „wenn Sie glauben, dass ich Ihnen jetzt auch noch Fernseh-Interviews gebe, dann sind Sie blau, junger Mann!“
„Keine Sorge, Ma'am!“, beschwichtigt Ray eilfertig, „wir sind hier, um Ihnen zu helfen! Wir wollen diese Vorkommnisse ebenso gerne aufklären, wie Sie es wollen!“
„Von wegen, aufklären wollen! Das ist doch nicht das erste mal, dass Bücher zwischen den Regalen hin und her schweben im Kellerarchiv! Sie sind auch nicht die ersten Neugierigen, die da ihre Nasen reinstecken wollen … Journalisten machen nur Ärger! Hauen Sie gleich mal wieder ab, Sie …“
Jas zieht eine genervte Grimasse, zückt seine Messgeräte, und verzieht sich schon einmal, um den Partikelfluss genauer zu untersuchen.
„Aber Ma'am, wir sind doch keine Journalisten!“, beginnt Ray, „wir sind von der Universi—“
„Aus Wolkenkuckucksheim sind Sie, wenn Sie glauben, ich würde weiter mit Ihnen reden, Mister …! Ich glaube, ich habe einen Nervenzusammenbruch! Scheren Sie sich …!“
Der junge, nervöse Bibliotheksverwalter legt die Hand auf den einen Arm der Mitarbeiterin: „Verstehen Sie nicht, Alice, diese drei sind doch vom Fach! Reißen Sie sich bitte zusammen, die können unseren Fall vielleicht aufklären! Diese vermaledeiten Spuk-Geschichten müssen endlich ein Ende haben!“

(Das ist das Zufallsereignis, das erspart unseren Wild Cards die Persuasion-Würfe, die sie normalerweise machen müssten, um überhaupt die Zeugin befragen zu können. Auf ihren Verwalter Mister Delacourt hört sie so halbwegs.)

„Genau, jetzt also mal alle zusammenreißen bitte“, nuschelt Venkman, etwas lustlos, als er am Kopfende der Bibliothekarin auf einem Stuhl Platz nimmt; gegen seine Nervosität beginnt er an einem Bagel rumzufressen, den er aus einer mitgebrachten Tüte gezogen hat, „wir stellen Ihnen kurz mal die Standard-Fragen“, und mit vollem Mund beginnt er, „arbeiten Sie schon länger hier? Stantz, schreib' mit.“
„Das will ich meinen … 37 Jahre …!“
„Schon mal etwas derartiges erlebt da unten im Keller, ja?“
„Das ist eins unserer Archive. … Ja, Gegenstände, die sich unerklärlich bewegt haben … meistens habe ich nur davon gehört, von meinen Kolleginnen …“
„Sind Sie nüchtern?“
„Immerzu, was erlauben Sie sich!“
„Letztlich nachts ausreichend geschlafen?“
„Ja doch, Sie komischer Clown.“
„Lieblingsfarbe?“
„Anthrazit!“
„Gerade am Menstruieren?“
„Was hat denn das damit zu tun?“, fragt der Verwalter pikiert.
„Nicht einmischen, Mann. Ich bin Wissenschaftler“, sagt Peter, indem er Mister Delacourt einen warnenden Blick zuwirft.
„Wechseljahre!“, sagt die Dame resolut.
„Soso“, wendet sich Peter mampfend wieder an sie, „waren Sie mal in Psychotherapie?“
„Nein. Frechheit.“
„Sollte jeder mal gemacht haben, ist nichts Schlimmes dabei. Wollen Sie auch einen Bagel?“
„Nein. Ach was, oder doch, geben Sie her.“
Peter hält ihr die Papiertüte hin, und fragt mit vollem Mund, „Stört's, wenn ich rauche?“
„Sehr“, antwortet Mister Delacourt leidend.
„Pah. Wie sah das Ding denn nun aus? Konnte man den ganzen Körper sehen, oder war es ein schwebender Kopf oder so?“
„Schwer zu beschreiben … Es hatte lange, graue Haare … Und so ein infernalischer Luftzug …“, sagt die Dame, und gestikuliert mit ihrem Bagel hilfesuchend in der Luft, „Ich kann mich nicht daran erinnern, Beine gesehen zu haben, aber ganz deutlich hatte es Arme … weil es mit denen nämlich nach mir gegriffen hat!“

Jas Elliott lugt auf einmal aufgescheucht wieder um die Ecke, sein Stethoskop baumelt ihm albern von den Ohren, und er zischt den anderen beiden zu: „Es bewegt sich! Kommt schnell mit!“

Das einzige Stück Geisterjagd-Equipment, das zu diesem Zeitpunkt bereits zur Verfügung steht, ist das PKE-Gerät. Dr. Elliott weiß sogar ziemlich genau, wie es zu bedienen ist.



Das PKE-Gerät soll hier aussehen wie das in der alten Zeichentrickserie, die Version finde ich noch besser.


Mit seinem Alertness-Vorteil und dem eingebauten Bonus des PKE-Geräts kommt Jas auf ein glattes Raise bei seinem Notice-Wurf. Während sie sich durch die staubigen Regalreihen hindurch arbeiten, führt er die anderen beiden präzise dem immer stärker werdenden Signal nach. Alle drei bekommen ziemliches Muffensausen. Sie finden Registerkarten, die wie durch einen telekinetischen Wirbelwind überall verstreut wurden … und tatsächlich sogar ectoplasmische Absonderungen: Ein durchsichtiger, neon-violetter Schleim trieft von mehreren der aufgerissenen Registerschubladen.
„Wir sollten das zur Laboranalyse mitnehmen!“, raunt Jas, „nimm‘ mal ein Pröbchen davon, Raymond!“
„Bäh, widerlich!“, raunt Ray, voll faszinierter Abscheu, und zückt einen Probenbehälter.
„Jemand göbelt hier rein, und Du willst das auch noch aufheben, Jas?“, witzelt Peter, und nimmt Ray den Plastikbecher aus der Hand, schaufelt ihn unter Zuhilfenahme eines wertvoll aussehenden Einbands großzügig voll, so dass er überquillt, als er den Deckel drauf drückt. Wischt die Hände im Vorbeigehen an den Buchrücken ab, wirft den schmierigen Behälter dem Kollegen zu, „Hier Jas, Dein vermaledeiter Schmadder!“

Die Wild Cards kommen an symmetrischen Buchstapelungen vorbei.

Was für Poltergeist-Phänomene ereignen sich hier noch …? Die Orakelkarten sagen, Taking of a Current Need — jemandem werden seine derzeitigen Bedürfnisse genommen …? Ach so, ja, das Bedürfnis der drei ist doch zugegebenermaßen, nach oben zurückzukehren, denn da gibt’s frische Luft ...

„Merkt Ihr das auch?“, flüstert Jas Elliott, in der geduckten Bewegung erstarrt, als er gerade dabei ist, um eine weitere Biegung zu schleichen zwischen den Regalen.
„Die Luft wird immer schlechter, oder?“, wispert Stantz aufgeregt zurück.
„Wie in einer Gruft!“, nickt Elliott.
Peter hält sich enerviert die Nase zu. Dann registriert er, dass seine Hände noch von einer restlichen Patina des violetten Schleim überzogen sind, und atmet stoßweise aus, damit das Zeug von seinen Nasenlöchern weg geschleudert wird, er guckt angewidert.

Das Spukphänomen mit dem merkwürdigen Geruch bedeutet einen Spirit-Wurf für alle drei, um Nausea zu widerstehen. Besonders mutig sind unsere drei an diesem Punkt leider noch nicht, keiner hat entsprechende Vorteile. Jas hat dennoch ein Raise, Pete einen Erfolg, nur Ray packt es nicht. Aber wozu habe ich ihm Elan und Luck gegeben, er gibt einen Benny aus um den Wurf zu wiederholen, und erzielt nun ebenfalls ein Raise.

Das Zirpen des PKE-Gerätes wird immer lauter, enervierend geradezu, und die drei gehen mit angehaltenem Atem weiter auf den unerklärlichen Gewölbe-Gestank zu. Ein violettes Licht beginnt sich auf den dunklen Regalen zu brechen. Einige der Buchrücken zittern, wie bewegt von einem Erdbeben, das selektiv nur sie betrifft, als wollten diese Bücher versuchen, sich selbst aus den Regalen zu befreien!
Und der Grund für das violette Glosen ist ganz nah, denn hinter der nächsten Biegung befindet sich … die Graue Dame.



Alle drei Jungs müssen wieder Spirit würfeln, diesmal gegen Terror. Ray schafft es wieder nicht, und diesmal würfeln wir für ihn den W20 auf der Furcht-Tabelle: Er wird Frightened, und bekommt verschlechterte Aktionskarten für den Rest der Begegnung. Ray taumelt entsetzt zurück, außer Sicht des Spuks, und die anderen beiden folgen ihm verunsichert. Das Gespenst wendet sich nach ihnen um, es hat sie offensichtlich gesehen!
„Ich kann’s gar nicht fassen! Eine nebelhafte, vollständige Torso-Erscheinung, und absolut echt!“, stammelt Ray leise.
„Aber was machen wir jetzt?“, zischt Peter angespannt.
Jas stammelt, „Öh, oh, na ja, ich müsste nochmal näher ran, um weitere Messdaten zu kriegen, Leute!“
„Und Du gehst mit ran und holst mir dieses Foto!“, flüstert Peter Ray zu.
„Foto?“, fragt dieser abgelenkt.
„Das Foto, Du Knalltüte! Das goldene Beweisfoto! Hiermit!“, flüstert Peter wütend, rüttelt an der Kamera, die Ray um den Hals hängt, klatscht dem Kollegen die flache Hand auf die Wange, wie um ihn aufzuwecken.
„Schhhh!“, macht es gespenstisch von weiter vorne.
„Sie will nicht, dass geredet wird! Ich geh' da nicht wieder ran, Pete! Mach' Du das!“, flüstert Ray mit abwehrendem Kopfschütteln.
„Ich doch nicht!“, ordnet Peter an, „Jas ist doch hier, unser Strahlemann! Der lenkt sie ab, während er seine Messung macht. Du holst so lange das verdammte Foto, Francine!“
„Ablenken, wie denn?“, flüstert Jas.
„Die üblichen Sachen! ‚Hi, bist Du öfters hier, darf ich Dir was ausgeben‘, was weiß ich denn! Du bist doch der schillernde Sozial-Flamingo von uns dreien!“
„Okay, okay, okay … nur nicht aufregen. Ich weiß auch schon was!“, flüstert Jas aufgeregt.
Er und Ray wagen sich vorsichtig wieder auf die leuchtende Erscheinung zu, sie scheint keine Notiz von ihnen zu nehmen. Sie zieht behutsam immer neue Bücher aus dem Regal und blättert mit durchscheinenden Fingern darin — wie als würde sie etwas ganz Bestimmtes suchen …
„Hallöchen!“, flötet Jas Elliott, „ich bin Jas! Kennen Sie sich womöglich hier aus? Oder sind Sie auch Besucherin?“
Die Graue Dame wendet sich zu ihm um. Sie hebt den knochigen Finger vor den Mund und macht, „Schhh!“
„Ja, ja … in einer öffentlichen Bibliothek quasselt man nicht, schon klar, da haben Sie Recht!“, räumt Elliott ein.
Stantz macht neben ihm stehend wie wild ein Foto nach dem anderen, mit zitternden Händen.
„Sie … scheinen ja selbst etwas zu suchen, oder? Ja, was suchen Sie denn? Am Ende können wir Ihnen behilflich sein! Na ja, wissen Sie, es ist einiges umgeräumt worden letztlich — und nach Ihrer Kleidung zu schließen, gnä' Frau, entstammen Sie der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts …! Stimmt's oder habe ich Recht?“
Das Gespenst fixiert Jas, und macht erneut „Schhh!“, jetzt bedrohlich.

Sie würfelt Intimidation mit ihrem W8 plus Wild Die, aber Dr. Elliott hält dagegen und erreicht ein Raise. Die olle Quasselstrippe lässt sich nicht den Mund verbieten, auch nicht von den Schergen des Jenseits!

Peter zerrt die anderen an ihren Mänteln wieder zwischen die Regale, außer Sicht.
„Na und jetzt?,“, flüstert er wütend.
„Ganz toll, Peter, das ist alles ganz toll! Diese Messergebnisse eröffnen uns ganz neue Perspektiven!“, freut sich Jas, er wirkt ein wenig hysterisch, während er mit dem PKE-Gerät hantiert.
„Scheiß drauf, Jas, Messergebnisse, Perspektiven, mein Arsch, ich rede von jetzt, was machen wir jetzt?“
„Sie wird irgendeinen korporealen Anker haben in der physischen Welt! Möglicherweise dematerialisiert sie sich, wenn sie den gefunden hat! … Keine Ahnung! Das sind allesamt unerprobte Hypothesen!“
„Irgendwelche Ideen Deinerseits, Ray?“, fragt Peter.
„Vielleicht könnte auch ein Exorzismus helfen?“
„Du hast die Priesterschule aber nie zu Ende gemacht, Du Pappnase!“
Ray entgegnet, „Wir können sie wahrscheinlich auch so vertreiben. Wir gehen raus und … schnappen sie uns einfach!“
„Ach ja?“
Ray nickt zitterig, „Ja, klar! Du gehst vor, Venkman! Du bist physiologisch imposant, das könnte sie einschüchtern! … Wahrscheinlich dematerialisiert sie sich von selbst, wenn sie Gegenwehr von den Lebenden spürt!“

Na ja, wir ahnen bereits, wie das ausgeht!
Die drei kommen wieder aus ihrer Regalreihe hervor, Peter J. Venkman versucht sein bärbeißigstes Gesicht aufzusetzen, und sie pirschen sich näher.
„Okay … zusammenbleiben … ich weiß genau, es wird Peter gehorchen … bereit halten“, murmelt Ray ängstlich, „… und … schnappt sie Euch!“

Damit beginnt der Kampf!
Jas bekommt einen Joker als Aktionskarte, aber hält diesen vorerst zurück. Ray beginnt (trotz seinem Frightened-Zustand) mit einer Zehn, hechtet auf die Erscheinung zu, und versucht das Buch zu fassen zu bekommen, in dem diese gerade blättert, vielleicht ist das ja ein Hinweis, aber er würfelt keinen Erfolg. Damit ist auch schon die Graue Dame am Zug, durchläuft schlagartig ihre bestialische Transformation, Haare fliegen im telekinetischen Wind, der Gestank nach einem feuchtem Kellergewölbe wird unerträglich, und die verzerrte Geisterstimme donnert, „Ruuuheee!“





👻The Gray Lady
Class IV Free-Floating Anchored Entity
Attributes: Agility d8, Smarts d8, Spirit d8, Strength d6 (d10 when Transformed), Vigor d10 (d12+1 when Transformed)
Skills: Athletics d8, Fighting d8, Intimidation d8 (d12 when Transformed), Notice d6, Stealth d12
Pace: 7; Parry: 6; Toughness: 7 (10 when Transformed)
Special Abilities:
• Ectoplasm: When a ghost hits an opponent with a Fighting attack, Touch Attack, Grapples or Pushes them, the attack additionally causes one Level of Fatigue (not above two, so characters cannot become Incapacitated by this).
• Ethereal: Ghosts are immaterial and can move through obstacles, ignore physical attacks and Wound penalties. The Gray Lady can only be Incapacitated by ghost traps after taking three Wound levels.
• Fear: Ghosts cause Fear checks when they let themselves be seen.
• Flight: The Gray Lady can fly at Pace 7 and ignore the effects of difficult ground.
• Stun: The Gray Lady can shush targets or yell at them to be quiet, forcing the target to make a Vigor roll at -1 or be Stunned.
• Transformation: When angered, the Gray Lady can change into her horrible spectre visage at will as a free action, gaining Strength +2 steps, Vigor +2 steps, and Size +2. The Transformation forces all targets within sight to make another Fear check at -2.


Aufgrund dieser Ability müssen alle drei erneut gegen Furcht würfeln, jetzt mit -2! Der einzige, der es diesmal schafft, ist Venkman. Um die Ereignisse sich an dieser Stelle wie in der Filmvorlage entspinnen zu lassen, gebe ich für Jas und Ray keine Bennies aus (sie haben in diesem Kampf eh nichts zu gewinnen, ohne Protonenstrahler). Beide werden laut Furcht-Tabelle Shaken, der Schreck fährt ihnen in die Glieder, und da sie kaum heldenhaft sind, reicht das, um sie endgültig in die Flucht zu schlagen. Venkman dreht sich nach seinen türmenden Kollegen um, und türmt hinterher; sich ganz alleine an der Austreibung versuchen will er ganz bestimmt auch nicht!
Fliehend verlassen die drei die Bibliothek.

Um zu sehen, ob es hierfür irgendwelche Verwicklungen gibt, erwürfeln wir uns einen GM Move: Es ist Foreshadow Trouble, Ärger zeichnet sich ab.

Unser Ally Roger Delacourt hält die drei Fliehenden draußen auf den Stufen des Bauwerks auf.
„Haben Sie es etwa gesehen? Was ist das für ein Ding?“, verlangt er atemlos zu wissen.
Venkman dreht sich nach ihm um, und antwortet, „Äh, können wir auf Sie zurückkommen?“
Stantz und Elliott halten daraufhin ebenfalls inne, sehen sich an, und beginnen, zu verschnaufen. Stantz stemmt schwer atmend die Hände auf die Knie. Sie wollen immer noch beide bloß weg von diesem Ort.
„Na ja, wir haben es gesehen, also, Mister, die gute Nachricht ist demnach wohl, Ihr Personal ist nicht verrückt …“, druckst Peter herum.
„Will sagen, Sir“, keucht Ray, „Was im Keller der Bibliothek umgeht, ist eine Voll-Torso-Erscheinung … mit telekinetischen Fähigkeiten … was man gemeinhin auch Poltergeist-Phänomen nennt … wir haben ein Klassifizierungs-System …“
„Und jetzt ist sie weg?“, fragt Delacourt hoffnungsvoll.
Die drei sehen sich bedröppelt an.
„Öh … nein, denke nicht“, räumt Ray ein.
„Sie scheint etwas Bestimmtes zu suchen!“, steuert Jas bei, „Gibt es möglicherweise besonders bemerkenswerte Bücher aus dem neunzehnten Jahrhundert in den Sammlungen der Bibliothek?“
„Ja, natürlich“, nickt Roger Delacourt verzweifelt, „wo denken Sie hin? Wir sind die größte Einrichtung im ganzen Bundesstaat! Nach welchem Buch soll ich denn suchen lassen? Und geht das Monster weg, wenn wir das Buch finden?“
„Gute Frage“, sagt Ray ratlos, und sein Blick wandert an dem altehrwürdigen Gebäude hinauf, „diese Sache könnte noch ein wenig weitere Nachforschungen erfordern …!“

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Draußen ist es angenehm sonnig. Die drei machen einen Spaziergang auf den Schrecken hin, um sich zur Universität zurückzuziehen. Jas Elliott will umgehend dort seine Messergebnisse auswerten.
„Venkman sollte sie sich einfach schnappen, was?“, lacht Jas mit Blick auf Ray, „und dann? Was wäre dann passiert, nach Deinem meisterhaften Plan?“
„Ja, gute Frage! Vielleicht hätte sie sich ja dematerialisiert, wenn wir sie von ihren Büchern abgeschnitten hätten! Vielleicht sind ja all die Bücher im Gebäude ihr Focus-Objekt, in ihrer Gesamtheit … wäre das nicht unglaublich? Ich meine, das war eine definitive Erfahrung der sechsten Ordnung! Wir haben dort drinnen tatsächlich die ätherische Ebene berührt! War das nicht alles unglaublich?“
Peter geht hinter den anderen beiden her, und schmatzt an seinem letzten Bagel herum, „Wenn auf Deinen Fotos eine fliegende Oma zu sehen ist, Ray, das wäre unglaublich! Ich rufe noch heute alle einschlägigen Wissenschafts-Journalien an! Wenn nicht, hast Du uns umsonst da hin geschleppt, und wir hätten umsonst fast einen Herzkasper gekriegt!“
„Nein, nein, nein, Venkman!“, sagt Elliott, mit hastig wedelndem Zeigefinger, „ich habe hier Scans vom Ionen-Fluss im ganzen Gebäude, und vom Neutronen-Flux einer nebelhaften Erscheinung, aus allernächster Nähe, mein Lieber, einer Erscheinung, die mindestens Klasse zwei ist, wenn nicht sogar Klasse drei oder vier! Okay? Verstehst Du, was das bedeutet?“, und er haut dem kompakten Mann auf den Rücken.
„Na, dass Ihr beiden Jungs wieder nächtelang über irgendwelchen Tabellen brüten werdet, und ganz neues Jägerlatein auf der Pfanne haben werdet, wenn wir mal wieder bei irgendwelchen Symposien sind!“
Jas legt jetzt den Arm ganz um Peters breite Schultern, und gestikuliert eindringlich mit der anderen Hand, „Mit dieser Datengrundlage können wir Geräte bauen, die Gespenster erfassen und festhalten können, Pete, beispielsweise mit den angedachten Positronenströmen!“
„Wirklich“, hakt Peter skeptisch nach.
„Wir müssen nur nochmal die Klinken putzen bei den Herren von der Kommission; das Konstruktionsvorhaben wird nicht billig. Du ruf‘ mal schön Deine Fachmagazine an, und mach‘ denen schon mal ihre Mäulchen wässerig nach den Fotos von unserem lieben Raymond! Sobald der Artikel gedruckt ist, reiben wir den nämlich als nächstes diesen Kommissionaren unter die Nasen, und dann, verehrter Dr. Venkman, dann regnet es Universitätsgelder auf unser Forschungsprojekt!“

Ray und Jas plaudern angeregt über die Details. Peter zögert nicht lange, er schließt wieder zu ihnen auf, und steckt ihnen Kamelle zu aus den (scheinbar stets mit Snacks gefüllten) Taschen seines Mantels: „Hier Jungs, gute Arbeit. Ich wusste ja, dass ich auf Euch zählen kann! Ich sag's ja immer, Ihr bringt das noch weit! Hier, habt Ihr Euch verdient.“
Ray grinst die beiden anderen an, noch erfreuter als über das Zuckerwerk ist er über die Geste selbst. Das kennt man von Peter gar nicht.


In der Fakultät angekommen, marschieren die drei stracks in ihren Projektraum, immer noch etwas aufgerüttelt, aber sonst prächtiger Laune und voller Tatendrang. Hier drin sind allerdings überraschend Packer am Werke, die gerade ihre Materialien in Umzugskartons schmeißen und technisches Gerät wegschaffen. Beaufsichtigt werden diese Arbeiten offensichtlich vom Dekan, Harold Yeager, der die drei vielleicht sogar erwartet hat? Er setzt sofort ein falsches Lächeln auf.



Dekan Yeager


„Oh, hallo Dekan! Was ist denn hier los?“, fragt Stantz verblüfft.
„Ich weiß schon, was hier los ist!“, sagt Peter mit düsterem Blick.
„Ja, Sie haben das schon länger geahnt, nicht wahr, Dr. Venkman?“, fragt Yeager mit gespielter Höflichkeit.
„Ja ja. Sie verlegen uns nicht in ein besseres Quartier auf dem Campus, schon klar. Haben Sie denn keine Angst, uns einfach rauszuschmeißen?“
Yeager lacht herablassend, „Von einfach kann da gar keine Rede sein! Sie haben ein beachtliches Register angesammelt von Beschwerden über schlampige Forschungsmethoden, unangemessenes Auftreten, und verwerfliches Verhalten. Dem Kollegium und auch der Studentenschaft gegenüber! Und Angst, Dr. Venkman? Wie käme ich denn dazu?“
„Nun, Herr Dekan, wir sind ja wohl der Teilbereich der Fakultät, der am meisten von sich hören macht! Wenn Sie uns gehen lassen, verlieren Sie doch die Unterstützung der jungen Leute! Und Sie werden sich wieder Engstirnigkeit vorwerfen lassen müssen!“
„Da klammern Sie sich jetzt an Strohhalme. Die Columbia University ist mehr interessiert daran, saubere, wissenschaftliche Arbeit zu leisten, als ‚hip‘ zu sein. Ich will in diesen Räumlichkeiten keine Trickserei und keine Kartenkunststücke mehr. Ganz ehrlich gesagt: Sie sind ein schwacher Wissenschaftler, Dr. Venkman. Für Sie drei ist kein Platz hier.“
Peter fixiert Yeager finsteren Blickes, man sieht ihm an, wie sehr er innerlich kocht. Er will Dekan Yaeger offensichtlich am liebsten am Kragen packen und ihn schütteln. Jas Elliott legt Peter die Hand auf den Arm, behutsam, aber bestimmt.
„Aber Dekan, wir kommen gerade von einer Feldforschung, die Ihre Meinung ändern könnte!“, lenkt Ray ein, „hier auf diesem Fotoapparat in meinen Händen haben wir Aufnahmen von einer —“
Ein Packer mit lauter Walkman-Musik auf den Ohren drängelt sich unsanft zwischen den Redenden hindurch, schiebt eins der schweren Geräte aus dem Projektraum nach draußen.
„Auch das können Sie jetzt getrost vergessen, Dr. Stantz“, tut Yeager mitleidlos ab, „da diese Kameras ebenfalls der Universität gehören, und wir mit sofortiger Wirkung all dieses Eigentum von Ihnen wieder einziehen“, und einer der Gehilfen nimmt Ray schon mal die klobige Videokamera ab und trägt sie weg.
Venkman funkelt Ray an, sie wechseln einen angespannten Blick, und Venkman strahlt plötzlich mal wieder diese übergroße, kriminelle Energie aus: „Lauf', Ray, ich geb' Dir Deckung!“, schreit er lauthals, und sein Persuasion-Ergebnis ist eine 11, fast zwei Raises!
Egal, wie unklug und aussichtslos das auch ist, Ray ist überzeugt, er denkt nur noch daran, den Fotoapparat zu entwenden und die Beweisfotos zu retten.
„Hiergeblieben!“, schreit Yeager erbost und springt auf, aber da ist Ray schon draußen auf dem Gang!
Er würfelt Agility, und kommt auf eine 10, er rennt wie ein Hase!
„Das ist Diebstahl, halten Sie ihn auf!“, schreit der Dekan, jetzt richtig zornig. Die Verfolger haben sogar noch höhere Agility-Resultate als Ray, er kommt nur bis zur Abzweigung, dann wird er getackelt, und kullert über den Boden, Jas ist ihm nach gelaufen, und den tackelt von hinten ein Übereifriger ebenfalls, sinnlos. Da rollen fünf Menschen auf dem Boden, es hat auch etwas ungewollt Komisches. Peter rauft wutentbrannt mit einem der Packer, und kassiert sogleich eine Backpfeife, die seinen Widerstandsgeist erstmal wieder beendet, benommen tappt er zwischen den am Boden Kullernden umher und hält sich das Auge, er sieht Sterne.


Peter Venkman hat keine Lust, aufzugeben, so nah an ihrem wissenschaftlichen Durchbruch, zumal er stur darauf spekuliert, dass dieser sie drei zu Ruhm und Reichtum führen wird. Ray und Peter hängen ratlos auf den Stufen des Hauptgebäudes der Uni herum, direkt nach dem kleinen Scharmützel. Venkman kühlt sein blaues Auge, und nimmt immer mal wieder einen Schluck aus seiner Schnapspulle. Dann eben ohne die Rückendeckung der Universität, sondern in der Welt dort draußen!
„… Nenne es Schicksal, nenne es Glück, nenne es Karma!“, tönt er, beinahe andächtig, seine Schnapspulle in der Hand, „ich glaube, dass alles aus bestimmten Gründen geschieht! Ich glaube, dass es unsere Bestimmung war … aus dieser Bruchbude herausgeschmissen zu werden!“
Sie stehen sich genau gegenüber und sehen sich an.
„Karma? Na schön, aber … mit welchem Ziel …?“
„In die freie Wirtschaft zu gehen. Auf eigenen Beinen zu stehen“, sagt Peter, mit völliger Selbstsicherheit. Oder ist das nur der Schnaps?
„Ich weiß nicht, ich muss darüber nachdenken, Pete. Ein Business aufmachen mit dem Kerl, der regelmäßig in der Uni-Mensa klaut …? Ich weiß nicht.“
„Vertrau' mir, ich kriege das für uns geregelt.“
„Nur wir drei, Du, ich, und Jas? Was ist mit dem Finanziellen, wir sind Wissenschaftler, keine Wirtschafter.“
„Nein, nicht nur wir beide und Jas. Das wird groß, das wird möglicherweise ganz groß. Ich finde wen, der das Finanzielle für uns übernimmt.“
Er gibt Ray die Pulle, und der nimmt auch einen Schluck, dann sagt er, „Dieses Ecto-Sperr-System, das wir bauen wollen, das wird einen Haufen Geriebenes verschlingen! Wo willst Du das Geld hernehmen?“
Venkman nimmt selber wieder einen Schluck, und schüttelt den Kopf, und sieht Ray manisch an, „Ich weiß es nicht … ich weiß es nicht …!“
Aber man hat den Eindruck, dass er es tatsächlich schon ganz bald wissen wird.



„Ich weiß es nicht … ich weiß es nicht …!“



Und er hält Wort: Peters Halbbruder Phil erscheint wenige Tage später auf dem Plan. Phil Croucher ist dem Feld der Parapsychologie alles andere als zugeneigt, und er rollt regelmäßig die Augen über seinen Halbbruder und „dessen Begierde danach, der Welt irgendetwas beweisen zu müssen“.



Phil Croucher, verwandt mit den Venkmans


Die vier treffen sich auf das eine oder andere Kaltgetränk. Phil lässt wenig Gelegenheiten aus, über die drei zu spotten und über ihre sogenannte Wissenschaft die Nase zu rümpfen. Ihre gemeinsame Mutter hat natürlich von dem hochnotpeinlichen Rauswurf von der Columbia University gehört. Man merkt, dass Peter gefrustet ist von dem älteren Halbbruder, aber auch schweigend darauf hofft, dass er ihnen schließlich helfen wird.
Denn so wie Peter hat Phil allerdings eine sehr ausgeprägte Eigenschaft: Er hat Bock auf Geld, und auf Publicity! Phil hat selber loses Kapital zum Spekulieren, und ein sicheres Händchen für Investitionen. Und er stellt schließlich einen ambitionierten Finanzierungsplan auf, und bietet an, er könne künftig alles Geschäftliche regeln für die drei chaotischen Wissenschaftler. Als Finanzier, Wirtschaftsfritze, und Pressesprecher. Unter anderem bringt er Raymond Stantz dazu, eine weitere Hypothek auf sein Elternhaus aufzunehmen, womit endgültig genug Startkapital für eine Firmengründung zusammengebracht wird.

Triumphal platzen sie aus dem Bankgebäude, in ihren schicksten Anzügen, nachdem der Deal erfolgreich gemacht ist.
„Du wirst es nie in Deinem Leben bereuen, Ray!“, sagt Phil aufmunternd.
„Du hast ja mit dem Mann nicht mal gefeilscht! Ich bin in dem Haus geboren worden, meine Eltern haben mir das überlassen!“
„Du wirst das Haus doch nicht verlieren, hast ja Jas gehört, auf was allein die Zinsen für die ersten Jahre sich belaufen. Jeder Mann hat heutzutage zwei Hypotheken am Laufen. Denk' bloss an Euer Ziel … Das ist die … wie nennst Du das, Pete?“
Peter kommt als Schlusslicht den anderen dreien mit grimmig entschlossenem Gesicht nach, und sagt zufrieden, „Die unentbehrliche Verteidigungs-Wissenschaft für das einundzwanzigste Jahrhundert! Professionelle paranormale Untersuchungen und Eliminierungen!“
„Genau“, nickt Phil, „und ich sage Euch dreien, allein schon die Lizenzrechte werden uns über unsere kühnsten Träume hinaus reich machen!“

Schalter:

Das alte Hook & Ladder-Feuerwehrhaus


Raymond, Jas und Peter kaufen als erstes davon eine heruntergekommene, ehemalige Feuerwache in 14 North Moore Street, in Tribeca, NYC. Die baulichen Voraussetzungen sind alles andere als optimal, und die Nachbarschaft gleicht laut Jas Elliott einer entmilitarisierten Zone — aber Raymond steht auf das Gebäude, allem voran die Feuerwehrstangen, mit denen man blitzartig vom oberen Stockwerk in die Fahrzeughalle gelangen kann.


Jas Elliott baut mit der Hilfe von Ray Stantz im Gebäudekeller die Lagereinrichtung, und die Prototypen der Ausrüstung, die sie brauchen werden. Auch der Erfinder des PKE-Messgerätes steuert in dieser Zeit unermüdlich Hinweise bei, und er verlegt schließlich seinen Arbeitsort ganz in die neue Feuerwache, um als technischer Mitarbeiter zu wirken. Dies ist der Nuklearphysiker Dr. Egon Spengler.

Sein Genie reicht an das von Dr. Elliott heran, und übertrifft das von Dr. Stantz und Dr. Venkman, aber er hat gleichzeitig nicht Elliotts Charme und offensichtliche Freude an seinem Tun. Er scheint als der unscheinbare Techniker des Teams zufrieden zu sein, die perfekte Person für alles, was im Hintergrund geschehen muss.



Egon Spengler


Es gibt eine ganze Reihe von kleinen Radio-Interviews und Geschäftsempfängen, die Phil für die frischgebackenen Unternehmer organisiert. Dr. Elliott und Phil Croucher stellen sich als publikumswirksame Charaktere heraus. Auch Peter J. Venkman selber zieht gelegentlich Aufmerksamkeit auf sich mit seiner provokativen Art. Die Wissenschaftler produzieren schließlich einen billigen Werbespot, und bewerben ihren neuartigen Service, der unter der Telefonnummer 555-2368 künftig zu erreichen ist, ‚für all ihre paranormalen Beseitigungs-Bedürfnisse‘, und der Spot endet mit dem Slogan, ‚Wir sind immer bereit, Ihnen Glauben zu schenken!‘



Janine Melnitz


Als Telefonistin und Sekretärin wird kurz vor der endgültigen Betriebseröffnung die dickschädelige New Yorkerin Janine Melnitz eingestellt. Janine wird es schnell langweilig im Büro. Sie verbringt zwangsläufig viel Zeit mit Egon, während die drei anderen Wissenschaftler außer Haus sind, und wirft trotz seines schroffen Wesens bald ein Auge auf ihn.




Nur eines fehlt der neugegründeten Firma: Aufträge. Über Wochen jagen Jas, Ray, und Peter den früheren Spuren von ihrem Forschungs-Netzwerk nach, nehmen nicht ohne Erfolge Messungen an mehreren Immobilien vor, und betreiben Recherchen. Nur tatsächliche Geistererscheinungen wie in der Stadtbibliothek bleiben zu ihrem Leidwesen aus. Nicht eine Auftragserteilung erwächst aus all dieser Mühe. Das Budget, das Phil Croucher betreut, ist mittlerweile beinahe aufgebraucht.
„… Ihr drei Pfeifen habt doch jahrelang mit allen Schizophrenen in ganz Manhatten geplaudert!“, meckert Croucher, „kann doch nicht sein, dass nicht einer von denen jetzt wirklich Bedarf an Euren Diensten hat!“
„Aber an vielen der letzten Schauplätze haben wir doch ganz eindeutige Messergebnisse bekommen!“, protestiert Ray, und lässt sich von Peter eine Fluppe anzünden, nebenbei näht er gerade schwarz-rote Namensschilder auf Arbeits-Overalls, „früher oder später ruft schon einer von den Eigentümern wieder an.“
Peter nickt mit biestigem Blick, und lächelt, „Die trauen sich einfach noch nicht. Es muss nur einmal was passieren, wodurch die Mundpropaganda losgeht. Und dann läuft der Laden. Wartet's nur ab.“

LushWoods:
Und wieder lese ich gerne mit. Großartig geschrieben und aufbereitet.  :d
Auch sehr schön mit meinen eigenen Solo-Sessions zu vergleichen.

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