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[Savage Worlds] Ghostbusters Solo Play
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Dana hat sich vorgenommen, Janosz zur Rede zu stellen. Sie hält sich den ganzen Arbeitstag über bereit dazu, aber bekommt keine Gelegenheit. Ein höchst wichtiges Meeting jagt bei ihm das nächste, und nebenher diskutiert er — ebenfalls höchst wichtig — mit seinen Untergebenen. Am Abend erst, als er sich seinen eigenen Restaurationsprojekten zugewandt hat, geht sie noch einmal zurück und sucht ihn auf. Fast niemand ist noch im Restaurationssaal außer den beiden. Zu dieser Zeit, wenn die Besucher gegangen sind und das meiste Personal Feierabend hat, macht sich immer eine ganz merkwürdige, andächtige Ruhe im Museum breit.
Die stechenden Augen von Kriegsherr Vigo scheinen Dana genau anzustieren, jetzt, wo sie näher kommt und unter den Bogen tritt. So wie seine Augen ihr täglich auch durch die ganze Halle zu folgen scheinen ... Ein kunstvoller Trick bei der Maltechnik vieler alter Bilder, nichts weiter. Janosz steht oben auf seiner Klappleiter, und pinselt hochkonzentriert in dem rechten Augenwinkel der Figur herum. Er kehrt Dana den Rücken und ist vollständig in seine Arbeit vertieft.
Janosz Poha ist um diese späte Stunde nicht mehr zu sprechen
Ein Gedanke fliegt ihr so zu; er passt gar nicht zu dem, was sie sonst gerade empfindet (das ist eher Abneigung und Nervosität): Er ist so ein unbeholfener kleiner Mann, findet Dana in diesem Moment; im Urwald würde er keine fünf Minuten überdauern, so leicht wie man sich ihm hinterrücks nähern kann!
„So spät noch hier, Dana?“, fragt Janosz leise, ohne sich umzudrehen.
Sie erschrickt leicht, und entgegnet, „Oh! Ja, also … Ich bin nochmal zurückgekommen … um kurz mit Ihnen zu reden, Janosz. Wenn es gerade passt?“
„Nein, passt nicht … passt überhaupt gar nicht …!“
„Dann … sollte ich wohl …“, stottert Dana, aber wendet sich dennoch nicht ab, sie hat trotz allem überhaupt keine Lust, jetzt Kleinbei zu geben.
„Worum geht es Ihnen denn?“, fragt der Kurator, immer noch vertieft.
„Ja, äh … Die Mixtur, die Sie mir vorhin gegeben haben, funktioniert jedenfalls ganz hervorragend.“
„Ja, ich mache wunderbare Cocktails“, sagt er zufrieden, aber weiterhin ohne aufzuschauen.
Sie tritt etwas näher, „Darf ich fragen, was Sie an dem Gemälde machen?“
„… Besehen Sie diese Farbschichten hier? Das ist kein simpler Auftrag, das ist eine geologische Formation. Der Meister hat Pigmente übereinandergelegt wie ein Mann, der wusste, dass die nächsten 384 Jahre nur ich das alles verstehen würde … Und besehen Sie hier: Diese winzige Unruhe im Firnis, fast eine Zitterlichkeit, wie heißt es … ein Zittern in der Oberfläche. Die meisten würden es für Alterskrakelee halten, aber das wäre schlicht falsch. Es ist eine bewusste Störung, eingebaut wie ein Flüstern. Sie wissen gar nicht, wie viel Selbstbeherrschung es kostet, so etwas nicht sofort zu ‚korrigieren‘. Aber ein Werk wie dieses korrigiert man nicht. Man verhandelt mit ihm. Wenn überhaupt. … Der Farbauftrag am Vigo ist ungewöhnlich dick, selbst für die Epoche aus der es stammt ... Wenn man ganz vorsichtig einige der Stellen anlöst, kommen immer neue, verborgene Schattierungen hervor …!“
„Und das machen Sie …? Die Farbe anlösen?“
„Dana! Ich verschlimmbessere hier nicht herum! Natürlich nur mikrometerweise, wo denken Sie hin. Was 1600 ward von Meisterhand geschaffen, wird nicht zu-tage-heute schnell nochmal verhunzt! Ich gelte meines Faches als Meister!“
„Entschuldigen Sie, wenn ich störe …“
Janosz dreht sich plötzlich schwungvoll auf der Aluleiter um, mit einer gewissen Eleganz, aber gleichzeitig irgendwie clownesk, und sieht auf sie herunter, verschränkt die Finger beider Hände ineinander, inklusive seines Pinsels.
„Was also gemöchten Sie denn von mir, Dana? Heraus mit der Sprecherei!“
„Ja, also“, und sie räuspert sich, „Ich wollte die ganze Zeit fragen, was ist das eigentlich für ein Akzent? Sind Sie gebürtig … Rumäne? Wo stammen Sie gleich her?“
„Aus der Amsterdam Avenue“, schnaubt er mit einiger Verächtlichkeit.
„Entschuldigen Sie. Wird eine blöde Frage gewesen sein ...“
„Wenn Sie, Dana-Darling, näheres über mich erfahren wollten, so könnten Sie es ruhig aus unserem aktuellen Katalog erfragen, da sind Artikel über mich herinnen! Worum geht es Ihnen wirklich? Sie mäuschendrucksen die ganze Zeit so herum!“
Sein Blick wirkt prüfend, auf seine Weise fast ebenso unangenehm wie jener der überdimensionalen Gemäldefigur genau neben ihm.
Dana würfelt Notice gegen Janosz‘ Persuasion, um zu sehen, ob sie seinen Bluff durchschaut. Janosz hat — trotz W10 zuzüglich Wild Die — nur eine Drei, die erreicht Dana mit ihrem Wurf ebenfalls. Beides recht unrühmlich, aber ausreichend informativ für Miss Barrett!
Sie sieht ganz klar die Falschheit in den Augen ihres Chefs. Er verstellt sich, wenn er hier auf ahnungslos macht.
Garnieren wir diese Einsicht doch obendrein mit einem GM Move: Advance a Plot, sagt das Orakel. Dann machen wir folgendermaßen weiter:
Dana realisiert plötzlich, dass die letzten paar Kollegen im Saal mittlerweile auch gegangen sind, entweder endlich in den Feierabend, oder zwischendurch mal raus. Jetzt gerade ist sie jedenfalls mit Janosz ganz alleine. Sie schluckt.
„Was hat das mit der numerologischen Gleichung auf sich?“, fragt sie, mit plötzlicher Intensität in ihrer Stimme.
„Numero-wie? Mich, mein liebes Kind, interessieren ganz ehrlich nur die Besucherzahlen unserer renommierten Einrichtung.“
Dana lässt sich nicht beirren, „Ich habe es nachgerechnet. Die neuen Zeiten, nach denen wir alle zu erscheinen haben, sind nicht beliebig gewählt. Ihr neuer Arbeitsplan ist ein numerologischer Code für ‚Auf dass ich wieder leben kann‘. Was soll das, Dr. Poha? … Wer soll wieder leben?“, ihre Stimme hat gegen ihren Willen zu zittern begonnen. Sie steht unbewegt, während sie ihn aus ihren dunklen Augen unverwandt anschaut.
„Absurd, Dana, absurd, und das reinste Wauderkelsch, das Sie hier zusammenreden! Sie schieben gern Nummern hin und her? Was haben Sie sich denn noch so alles zurechtgelegt! Hat Herb das Dritte Auge auf der Stirn, oder eine Teufelsnummer? Haben Sie angefangen, mit den Zahlen Lotto zu spielen, um zu sehen, ob es Glückszahlen sind?“
Dana schweigt, finster.
„Na, sagen Sie schon, Reinemache-Dame!“, sagt Janosz fordernd, mit einem provokativen Lächeln.
„Sie verstellen sich, Janosz. Was tun Sie wirklich hier? … Sie sind wegen Gozer hierher gekommen, oder? Sie oder er … soll wieder leben.“
Redet Janosz also jetzt Tacheles mit Dana? Wir befragen dazu die Orakelwürfel. Die sagen, ja. Oha! Dann antwortet der Kurator folgendermaßen:
„Seien Sie unbesorgt, Dana“, seine Stimme ist nun gedämpft, und ganz selbstsicher, „Ich bin hier, um auf Sie Acht zu geben. Ich weiß, wer Sie sind. Und was Ihnen widerfahren ist. Ich weiß, wo sie waren. Ich bin auch im Bilde darüber, dass diese Gruppe, von der Sie sprechen, Ihnen nachgestellt hat. Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen ein Haarklein geschärft wird.“
„Haben Sie sich wegen mir hierher versetzen lassen …?!“, fragt sie befremdet, fast ein Flüstern, „Hier an dieses Museum?“
„Oh nein, nein“, sagt Janosz, macht mit beiden Händen ein paar vage Bewegungen in der Luft, und wendet sich wieder seinem Gemälde zu, setzt vorsichtig den Pinsel an, im Augenwinkel des Kriegsherren, „Nicht nur.“
Damit scheint das Gespräch für ihn beendet.
Danas Ruthless-Nachteil meldet sich. Sie kann auch einfach den kleinen Verschwörer am Schlafittchen packen und von seiner Klappleiter herunter zerren! Und die Wahrheit aus ihm rausquetschen! Sie mag nicht besonders kräftig sein, aber sie kann einschüchternd sein, wenn sie will. Job hin, Job her, hier geht es um eine größere Sache! Sie sieht sich unauffällig um. In dem Moment sieht sie jedoch Richard, der gerade zu seiner Staffelei zurückgekehrt ist. Richard guckt in ihre Richtung, als er wieder Platz nimmt, beinahe irgendwie misstrauisch. Oder bildet sie sich das nur ein?
Jedenfalls ist der Moment, zuzupacken, dadurch bereits wieder verstrichen.
Janosz Pohas Schultern bewegen sich ganz leicht, als würde er beim Malen ein lautloses Lachen unterdrücken …
⚡
In der Feuerwache sitzt Louis Tully am Schreibtisch von Janine Melnitz, und wartet gerade eigentlich nur ab. Er hat die Rechnungen abgeheftet, Banküberweisungen ausgefüllt, alle Telefonate mit Zulieferern geführt, und die Kostenersparnisse für die Firma säuberlich aufgelistet, welche sein Handeln eingebracht hat. Sogar die Topfpflanzen, die noch nicht vertrocknet waren, hat er gegossen. Jetzt fällt ihm nichts mehr ein, während er auf das Klingeln von Janines Telefon wartet. Dort steht es, erwartungsvoll vor ihm, auf ihrem Schreibtisch. Vielleicht ist er zu effizient in seinem Job! Er hat für heute alles weggearbeitet. Aber er hat bis Punkt 18.00 Schicht, und bis Punkt 18.00 wird er natürlich auch arbeiten. Und sei es, indem er Kundentelefonate annimmt. Komisch, jetzt vertritt er die Sekretärin, damit die wiederum als Geisterjägerin arbeiten kann. Dabei wird sie total schlecht bezahlt, Louis versteht nicht mal, warum Janine überhaupt das Extra-Risiko dieses anderen Jobs auf sich nimmt. Er versteht auch nicht, warum Mister Croucher ihm nicht endlich mal das Gehaltsmodell der Firma vorlegt, wie er, Louis, schon dreimal gebeten hat, um Optimierungsvorschläge zu machen, irgendwie vergisst der Manager immer wieder, ihm das endlich mal auszudrucken. Und Janine, die könnte ja hier in dem geheizten Büro sitzen, statt dort draußen in der Kälte auf Geisterjagd zu sein, und sich mal ein paar Tipps von ihm anhören, was ihr ganzes Steuer-Chaos anbelangt! (Denn dass Miss Melnitz‘ Steuererklärung chaotisch ist, das hat er natürlich längst herausbekommen.)
Eine abstruse Arbeitssituation ist das alles hier, aber aus irgendeinem Grund gefällt es ihm hier besser, viel besser, als bei jedem anderen Arbeitsort bisher.
Louis lehnt sich in Janine Melnitz‘ Stuhl zurück, und kippelt ein ganz kleines bisschen damit, und bildet sich ein, ihren Geruch zu schnuppern. Wie das wohl ist, mit diesen Wissenschafts-Genies im Ecto-1A herumzufahren! Und wissenschaftliche Messungen zu machen, und all das! Louis stellt sich vor, wie er selber das wohl fände. Aber den Terror-Hunden entgegentreten, die ihn bis heute gelegentlich in seinen Albträumen jagen, durch den Central Park oder anderswo — und sei es, er habe dabei selbst einen Protonenstrahler in Händen? Er erschaudert leicht.
Er guckt das Telefon an, auffordernd. Es bleibt aber still. Ermutigend hebt er sogar die Brauen hinter seiner dicken Brille.
Hinter ihm raschelt irgendwo was.
Louis Tully fährt auf, und fällt dabei fast vom Stuhl, wegen des gewagten, leichten Kippelns nach hinten!
Aber Dr. Stantz, Janine, und Dr. Venkman sind auf ihrer Schicht in Queens, Winston bei seinem Marathonlauf, Dr. Spengler ist heute an seiner Universität, und Dr. Elliott bei seinem Fotoshooting! Und Mister Croucher ist kurz drüben in Florida bei der Frau Gattin und der Angelköder-Fabrik! Niemand kann jetzt hier sein, um zu rascheln!
„Ha … hallo? Ist da irgendwer?“, fragt Louis, und spürt Nervosität in sich aufsteigen, Beklemmung.
Das Geräusch ist verstummt.
Nur das leise Dröhnen und Piepsen der vielen Apparate in der Fahrzeughalle und von der Kellertreppe sind zu hören.
Unsicher steht Louis auf, zieht nervös seine silbergraue Anzugweste zurecht, tritt unschlüssig von einem Bein auf das andere.
Ein neues Geräusch erklingt: Ein plötzliches Klappen! Irgendeine der Türen, im oberen Stockwerk! Er fährt zusammen.
Soll er mal Stealth würfeln, der kleine Herr Anwalt. Da hat er aber nur einen W4, der Tollpatsch, und entsprechend ist leider sein Wurf!
Alles, was zur Hand ist, ist seine metallische Lunchbox. Mit der schleicht er die Treppe hoch, defensiv erhoben wie einen Knüppel, und am Billiardtisch vorbei, in die Küche. Die Dielen knarren unter seinen Füßen. Hier ist scheinbar gar nichts …
Ganz behutsam sieht Louis sich um, regt dabei kaum einen Muskel außer dem Hals!
Welche Tür hat hier geklappt!
In dem Moment schrillt etwas, und er fährt ganz gewaltig zusammen, schreit auf, und dreht sich um, rudert mit den Armen in der Luft!
Das Telefon schrillt abermals.
Louis verdreht genervt die Augen, packt die Lunchbox mit einem Knall auf den Küchentisch, und stapft wieder nach unten.
„Hallo Geisterjäger! Hier bin ich, also, Sie sprechen mit Louis Tully, am Platz von Miss Melnitz! Ja! Ja, äh? Ja, der Vorweihnachts-Rabatt gilt natürlich noch, war ja noch gar nicht Weihnachten! Ach so, ja, natürlich auch wenn Sie Hanukkah feiern. Das habe ich mit unserem Manager genauestens geklärt, was glauben denn Sie, dass wir da einen Unterschied machen? Machen die Gespenster ja auch nicht! Ja, dann sagen Sie ruhig Bescheid, wenn Sie sich entschieden haben! Aber beeilen Sie sich, die Warteliste wird bereits länger, und denken Sie daran, dass alle Rechnungen für dieses Kalenderjahr noch für Ihre Steuer '86 geltend gemacht werden … wenn Sie sich selbst ein kleines Feiertags-Präsent machen wollen, erteilen Sie Ihren Auftrag strategisch noch diese Woche, und wir dokumentieren Ihnen den Einsatz so penibel, dass er in Ihrer diesjährigen Steuererklärung so gründlich als ‚schadensabwendende Notfallmaßnahme‘ auftauchen kann, dass die Fritzen vom Finanzamt erst einmal ein zusätzliches Arbeitsblatt öffnen müssen, um sich auch nur erlauben zu können, einen Seufzer darüber ausstoßen zu können … Ja, sehr gut! Wiederhören!“
Louis notiert fein säuberlich Namen und Uhrzeit; die melden sich bestimmt zurück.
Auf den Schrecken von eben hin könnte er jetzt eigentlich mal die zweite Hälfte seines Erdnussbutter-Marshmallow-Paste-Pausenbrots essen. Er stapft also guter Dinge die Treppe wieder hinauf. In der Küche liegt seine Lunchbox allerdings am Boden, der Deckel ist dabei abgesprungen. Er dachte, er habe sie sicher mitten auf die Tischplatte gestellt, so dass sie nicht herunterfallen könnte … und selbst dann … wo ist das Sandwich hin?
Essen ist verschwunden, ohne dass Venkman in der Nähe war
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Die Sache mit dem rosa Schleim ist dabei, überall hochzukochen, in allen möglichen New Yorker Nachbarschaften, es ist richtiggehend am Brodeln. In ihren ersten Einsatzwochen nehmen die Ghostbusters Proben davon auf Treppenstufen, in Kellergewölben, in Heizungsräumen, und in einem Fall extrahieren sie das Zeug sogar aus einer öffentlichen Telefonzelle, es kommt aus der Sprechmuschel des Apparats! Ray und Egon ziehen verblüffte und angeekelte Gesichter, als sie die Sodder in einen ihrer Probenbehälter abkippen.
Diesbezüglich machen wir den (dramaturgisch jetzt so langsam mal fälligen) Wurf für ihre Erforschung. Dafür lassen wir Egon seinen Science-W12 würfeln, und Ray und Jas sollen ihn mit ihren Research-Würfeln unterstützen. Dr. Spengler kommt auf Anhieb auf eine Acht, und seine Kollegen machen mit ihren Support-Boni eine Zehn daraus. Sauber, Jungs: Fast zwei Raises!
Also, dann spätabendliches Zusammenkommen im Hauptquartier, rund um Peters Schreibtisch, hinten in der Fahrzeughalle: Die eine Hälfte der Belegschaft hat das Ecto-1A gerade wieder abgeparkt, und trägt leicht eingeschleimte Arbeitsoveralls, und hat soeben die dampfenden Geisterfallen im Keller in den Verbannungscontainer entleert. Egon, Jas, und Raymond in ihren weißen Kitteln haben bis eben im Labor über ihren Proben gebrütet, über ihren Nachschlagewerken, den seitlich gelöcherten Computerausdrucken, und über einer Stadtkarte von New York.
Jetzt werden Kartoffelchips und Mini-Salami gefressen und geraucht und schwarzer Kaffee gesoffen als würden sie nach Mengen bezahlt werden! Nervennahrung, und natürlich Sucht!, Koffeinsucht, nach dem guten Koffein!
„… Das alles, meine Lieben, lässt einen einzigen Schluss zu!“, verkündet gerade Raymond mit dramatischer Geste auf seine Kanalisationskarten, „Und jetzt, wo wir endlich alle so schön versammelt sind, wollen wir ihn zum besten geben: …“
„Trommelwirbel, Tusch!“, fällt Jas ihm ins Wort.
„Genau, ähm: Das Zeug wird nicht nur quantitativ mehr, wie in unseren Probengläsern da im Gerichtssaal, es muss auch im Untergrund bestimmte Fließbewegungen begonnen haben, wahrscheinlich über längere Zeit! Das einstmalige Pneumatische Transit-System von Alfred Ely Beach — wie Ihr es hier sehen könnt, wir haben es nachträglich eingezeichnet, so genau es ging — dient mit einigen seiner lange versiegelten Tunnels heutzutage als eine Art Flussbett für den Schmadder!“
„Sekunde mal!“, grätscht Venkman laut dazwischen. Alle gucken.
„Hey“, gibt er warnend zu bedenken, „Da ist was Größeres im Anmarsch, was? Das klingt, als ob dieser Exkurs hier länger dauern könnte. Wollen wir nicht vorher schon mal Pizza bestellen? Oder besser, wir verlegen das Blabla gleich ganz rüber in die Burger-Bräterei!“
„Sehr appetitliches Thema fürs Essen!“, bemerkt Janine.
„Das stimmt …“, bekräftigt Jas, und schiebt sich noch eine Handvoll Erdnussflips rein, den Blick auf die Karten gerichtet.
Ray nimmt kommentarlos seinen Faden wieder auf, „Das meiste von diesem Ectoplasma scheint von Norden her aus der Bronx und aus dem Hudson River zu kommen, woraufhin es die First Avenue erreicht, und diese ungesehen unterfließt …!“
Egon tippt auf das Kartenmaterial, und fügt hinzu, „Im ehemaligen Pneumatischen Transitsystem spaltet die Substanz sich in mehrere Ströme auf, weil die stillgelegten Tunnels so verzweigt sind. Es wäre in höchstem Maße interessant, herauszufinden, was sonst noch die Laufrichtung beeinflusst. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten, und der Gravitationsverhältnisse, müsste das Plasma … hierhin und hierhin weiter fließen. Jedoch: Unseren bisherigen Annahmen nach bewegt es sich stattdessen vielmehr hier entlang, und somit möglicherweise unter ganz Manhattan hindurch.“
„Eine wahre Jauchegrube“, ergänzt Ray dramatisch.
„Das einstige Pneumatische Transitsystem“, sagt Egon, „Verläuft hier. Welche der damaligen Gleistunnels vielleicht noch betretbar sind, werden wir erst wissen, wenn wir Gelegenheit hatten für eine Begehung …“
„Für die wir vorerst noch die Erlaubnis seitens der Stadt einholen müssen“, sagt Ray.
„Und die Herrschaften werden nicht eben vor Freude auf und ab springen, weil sie es nicht erwarten können, uns diese auszustellen“, grinst Jas, „Insbesondere nicht unser Freund und Förderer Jack Hardemeyer!“
„Und das ist jetzt plötzlich unter New York City?“, fragt Winston verwirrt, „Wie? Auf einmal? Wo kommt der Schlonz denn her?“
Jas zuckt mit den Schultern, „Es war anfänglich wahrscheinlich nur eine kleine Menge. Dasselbe Zeug, das bei Geister-Materialisationen auch entsteht. Wenn aber die Moleküle dieser Schlabber ionisiert werden, dehnt sie sich aus. Zumindest ist das die Theorie, mit der wir seit Längerem arbeiten.“
Janine bemerkt, „Vor Gericht hast Du so getan, als sei das bereits erwiesen, Jas!“
Der kichert, „Ja, irgendwas musste ich ja sagen! Aber ehrlich gesagt war die Theorie bis neulich noch unerprobt! Jedenfalls: Man darf es nicht wie Klebstoff schnüffeln, oder gar rauchen, das hat mir mein einer Kontaktmann geflüstert! Vielleicht, so Mister Henderman, sei es nämlich nicht nur eklig, sondern obendrein ein Halluzinogen. Genaueres dazu gleich, Leute!“
Egon ergänzt, „Und wir müssen auch davon ausgehen, dass dies alles gar kein neues Phänomen ist. Manche unserer Kunden und andere Augenzeugen wollen einen rosafarbenen Dunst in den Straßen gesehen haben, über den Kanalisationsdeckeln.“
„Das wird der verdächtige Glupsch sein, wenn er allzu stark verdunstet!“, nickt Jas, „dann steigt er nämlich aus den Gullis empor, in die Straßen hoch!“
Ray fällt aufgeregt ein, „Und das hat Manhattan schon einmal gesehen, erinnert Ihr Euch? Auf dem Höhepunkt der Gozer-Krise, als die Massenhysterie die Stadt gepackt hatte, bevor wir endlich nach 55 Central Park West rüber geschickt wurden!“
„Ja stimmt, da war lila Nebel in den Straßen“, knurrt Venkman, „Hätte ich gar nicht damit in Zusammenhang gebracht. Hätte eigentlich gedacht, das würde einfach nur so zum gruseligen Ambiente gehören!“
„Sieht so aus, als wäre der Strom aus Schleim damals schon da gewesen, Pete!“, sagt Ray, „Die von Gozers Ankunft freigesetzten, nie dagewesenen Mengen an PKE müssen ihn zur Ausdehnung und teilweisen Verdampfung gebracht haben!“
(Das stimmt, in dieser Version der Story, und zwar hier!)
„Die Substanz war demnach '84 schon da, und vermutlich auch vorher schon“, erklärt Spengler, „Die Frage, der wir uns in der Hauptsache stellen müssen, ist nun die: Was hat ihre schlagartige Ausdehnung in letzter Zeit bedingt?“
Jas nickt, „Wohl kaum war es nur das Gegifte von Richter Wexler, so wie es neulich im Gerichtssaal aussah! Nicht wahr?“
„Wir zeigen Euch jetzt vielleicht mal den Toaster!“, sagt Ray, und setzt ein breites Lächeln auf.
„Nein, ich sag‘ doch, lieber Pizza, oder zum Burgerschuppen!“, widerspricht Venkman.
„Nicht zur Zubereitung von Nahrung“, sagt Spengler, „Kommt mit ...“
Sie marschieren also allesamt hoch in den oberen Stock, in die Küchenecke.
Wenig später macht die Mikrowelle ihr ‚ping‘, und Egon holt mit größter Vorsicht ein Gefäß mit ein wenig von dem Ectoplasma heraus.
„Wir haben bisher nur Zeit gefunden für oberflächliche Experimente!“, sagt Ray, „Aber was wir entdeckt haben, wollen wir Euch keinesfalls vorenthalten!“
Ray, Jas, und Egon setzen sich um das Probenbehältnis herum an den Küchentisch, und sehen sich in die Augen, nicken sich zu. Eine gewisse freudige Erwartung ist in ihren Blicken zu sehen.
Abwechselnd pampen sie die Substanz an, beschimpfen und beleidigen sie, machen Witze über ihr Aussehen und ihre Mudder. Jedes Mal blubbert es heftig im Gefäss, und das Zeugs wirft Blasen und wird mehr!
Ray steigert sich so in seine Schimpfkanonade hinein, dass Winston ihm eine warnende Hand auf den Arm legt, um ihn zu stoppen, bevor das Behältnis noch überläuft. (Hat nur er den Schleim beeinflusst, oder im Gegenzug der Schleim auch ihn ...?)
„Gentlemen: Es handelt sich hier tatsächlich um eine psychomagnotherische Substanz“, sagt Egon, „die im Zusammenspiel steht mit dem pschomagnotherischen Energiefeld der Stadt, das wir seit Längerem genauer zu erforschen suchen.“
„Das macht Ihr drei Jungs also mit Eurer Freizeit?!“, witzelt Peter.
„Kapierst Du nicht, Pete?“, fragt Ray, „Das ist ein unglaublicher Durchbruch, was für eine Entdeckung: Eine psychoreaktive Substanz!“
Jas fügt hinzu, „Was auch immer dieses Zeug wirklich ist: Es lässt sich ionisieren durch menschliche Gefühlszustände!“
Sie schweigen. Ein paar der aufgeworfenen Blasen in dem Behälter platzen wieder, mit effektvollem Geräusch.
„… Also Romantik-Schleim, was?“, fragt Peter zynisch.
Egon verdreht genervt die Augen.
„Ihr meint, dieses Zeug ernährt sich tatsächlich von schlechten Vibes?“, fragt Winston.
„Hier in New York? Wie ein Cop in einer Donutfabrik!“, nickt Ray.
„Und wir haben einen Testlauf gemacht, um zu sehen, ob wir eine gleichermaßen positive Reaktion hervorrufen können!“, sagt Jas.
„Was für Tests?“, fragt Janine.
„Na ja …!“, grinst Jas.
Egon schweigt bedröppelt, und sein Blick wandert auf die Tischplatte.
Ray sagt lapidar, „Wir reden mit ihm, singen ihm Lieder vor, na ja, was man so macht, reden ihm gut zu, bauen es einfach ein bisschen auf!“
Peter grinst, „Ihr schlaft aber nicht mit ihm, oder, Ray?“
Egon schweigt ertappt weiterhin.
„Oh, Du Schlimmer!“, kommentiert Peter mit breitem, doofen Lächeln, und Winston bestätigt, „Es sind immer die ganz Stillen, was? Stille Wasser sind tief … und dreckig!“
Egon räuspert sich, „Nun! Zum Projektions-Test?“
Sie treten rüber zum Billiardtisch, und Jas schaufelt ein paar Löffel voll lila Schleim in ein neu aussehendes Küchengerät: „Ein handelsüblicher Haushalts-Toaster!“, erklärt Egon.
„Vertrauen wir Dir mal!“, sagt Peter, und kaut amüsiert auf Erdnussflips herum.
Ray sagt, „Es reagiert auf Musik, also haben wir ein wenig damit weiter experimentiert. Mainstream-Zeug. Ihr wisst schon, Paul Young, ‚Dust In The Wind‘, sowas. Das klappt!“
Egon und Jas stellen einen Kassettenrekorder neben dem Billiardtisch auf.
„Aber es liebt Jackie Wilson!“, sagt Egon.
Soundtrack: Jackie Wilson, Higher And Higher
https://www.youtube.com/watch?v=mzDVaKRApcg
„Kann mir plastisch vorstellen, wie Ihr drei Knalltüten nachtsüber mit dem Toaster abfeiert, wenn ich nicht da bin!“, spottet Venkman.
Janine macht schmale Lippen, und guckt stur auf den Toaster herab. (Sie verbietet sich, eifersüchtig auf das blöde Gerät zu sein.)
„Lasst mich raten, das Ding beginnt gleich zu singen?“, fragt Pete über die Beats der Musikkassette hinweg, „Oder zu tanzen? Ein tanzender Toaster! Oder beides, ja?“
„Tanzen?“, grinst Jas, „Sei‘ doch nicht albern!“
Aber eine Ecke des Geräts zuckt, es schwankt leicht, beinahe im Takt der Musik!
Dann geschieht etwas Unerwartetes: Ein zweiter Toaster löst sich aus dem metallenen Gehäuse, dieser blässlich und durchscheinend! Schwankend und hüpfend bewegt sich die Erscheinung über den Billiardtisch! Ein durchscheinendes Stromkabel führt zurück zum eigentlichen, stofflichen Toaster, wie eine Art Nabelschnur.
„Was ist das denn?“, fragt Janine, „Haben Küchengeräte etwa auch eine Seele?!“
„Es handelt sich um eine Astralprojektion!“, strahlt Jas, „Jimbo Henderman hat sich nämlich geirrt: Der Schleim ist kein Halluzinogen. Aber man könnte diese Effekte dafür halten, wenn man nicht weiß, womit man es zu tun hat!“
Ein recht ungewöhnliches Verhalten für ein reputierliches Haushaltsgerät
Sie sehen dem ätherischen Toaster dabei zu, wie er über das grüne Billiard-Filz tanzt, jetzt macht er eine anmutige Drehung um sich selbst. Alle müssen lachen. Jas klatscht ein paarmal den Takt, was die Erscheinung noch mehr zu animieren scheint.
„Wir sind also nicht high geworden durch das Zeugs?“, hakt Winston nach.
Egon sagt, „Wir schließen Psychoaktiva mittlerweile aus. Die Sinneseindrücke kommen aus dem kollektiven Unterbewussten — oder aus einer abstrakteren, fremden Welt. Der Psychomagnotherische Schleim kann nur eine Möglichkeit sein, sie sichtbar zu machen.“
Jas fügt hinzu, „Mit Ectoplasma manifestieren sich Geister ja immerhin in der stofflichen Welt. Das Zeug dürfte ein Mittel zur Überbrückung sein. Ein Schmiermittel zwischen der Realität wie wir sie kennen, und anderen, feinstofflichen Wirklichkeiten ...“
Ray sagt, „Es gibt hier Parallelen zu unseren erfolgreichen Experimenten letztes Jahr beim Vordringen in jenes Traumreich der Analogien, das der Boogeyman sich zunutze gemacht hatte!“
Der Track nähert sich seinem Finale, und der stoffliche Toaster ruckelt heftig erneut, zwei fertige Toastscheiben fliegen in die Luft, und Egon fängt sie schmunzelnd auf.
„Bärenstark, Leute!“, lacht Peter unternehmungslustig, und zieht eine alte Musikkassette aus seiner Overalltasche, „Hey, jetzt schmeißen wir Fear rein, und gucken, was es dann macht! Als nächstes kommt, 'I Don't Care About You'!“
Winston und Ray schnappen ihn sich, bevor er seine Drohung wahr machen kann.
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Jas gibt zwischen Einsätzen keine Ruhe, und behält weiterhin ein Auge darauf, was die Familie Litvinov macht. Dass sie entgegen ihrer Behauptung nicht aus Amerika abreisen, hat sich bewahrheitet. Aber Jas steht derzeit nicht mehr in Kontakt mit der Dame Ivanka, kann also nicht einfach weitere Fragen stellen.
Wir machen einen Research-Wurf für ihn, um rauszukriegen, was er sich stattdessen von seinen Informanten zutragen lassen kann. Und siehe da, er schafft ein Raise: Das dürfte ihm die entscheidende Information einbringen, die ich mir hier für den Plot zurechtgelegt habe. Diese Information aber versetzt ihn in schlagartige Aufruhr!
Machen wir damit mal folgendermaßen weiter:
Ray, Janine, und Peter sind am heutigen Dezembervormittag am Ufer des Jacqueline Kennedy Onasis Reservoir im Central Park unterwegs, und arbeiten — zum wiederholten Mal — an einem besonders kniffeligen Fall: Der Geister-Jogger hat sich wieder gezeigt. Er ist seit Monaten der Schrecken der Spaziergänger am Seeufer. Er erscheint beim helllichten Tag, um sein Olypiatrainingsprogramm mit eiserner Determination fortzusetzen — obwohl dieses ihm 1972 zum Verhängnis geworden war, als er sich in einen Herzkasper gerannt hatte und am Seeufer sein Ende gefunden hatte. Der Auftraggeber ist genau im Bilde über die Geschichte. Der Spuk wurde im Verlauf des Jahres immer frequenter! Die Ghostbusters sind mittlerweile zum fünften Mal hier auf dem Plan erschienen. Zweimal konnten sie nur Messungen machen, da der Spuk bei ihrem Eintreffen bereits wieder vorbei war. Zweimal haben sie versucht, ihn zu schnappen, aber der windige Dreckskerl ist zu schnell, und nicht einmal Winston, Jas, und Ray (derzeit unsere besten Schützen) haben ihn auch nur mit einem Protonenstrahl streifen können! Beim letzten Mal sind Winston und Peter dem Geister-Jogger fast die ganze Runde um den See nachgerannt, mit den schweren Protonenpacks auf den Rücken. Trotz ihrer guten Konstitution haben sie am Ende geglaubt, noch selber tot umzufallen, so wie ihr Widersacher seinerzeit, wenn sie so weiterrennen! Und im Ecto-1A kann man das Gespenst nicht verfolgen, denn das kann auf dem schmalen Sandweg nicht fahren.
Für heute hat Stantz sich was Neues ausgedacht. Laut Jas‘ Messdaten von den vorigen Anläufen nämlich ist diese Erscheinung höchst instabil: Es braucht möglicherweise gar keinen Fangstrahl, um sie zu schnappen, vielleicht geht sie einfach so in die Falle. Höchst ungewöhnlich für einen Geist der Klasse III. Einsaugen ohne Fangstrahl, das geht sonst nur mit den körperlosen Stimmen und vagen Nebelerscheinungen der Klasse I.
Aber einen Versuch ist es wert, das findet jedenfalls Peter: Nochmal will er nicht mit aufgeschnalltem Protonenrucksack um den ganzen, beschissenen See rennen! Aber dem Kunden kleinlaut sagen, dass sie dieses Gespenst einfach nicht fangen können, weil es zu schnell ist, das will er ganz bestimmt auch nicht!
Die Geisterfalle ist also in den Sand des Spaziergängerweges eingebuddelt. Sie werden mit List und gutem Timing arbeiten müssen. Da das diesmal kein Einsatz mit allgemeinem Piu-Piu und Protonen-Gebritzel ist, spiele ich den einfach als Quick Encounter. Bekommen sie nicht genügend Erfolge zusammen, dematerialisiert sich der Geister-Jogger wieder, bevor er über die Falle hinweg latscht.
Peter trägt einen Wintermantel und eine alberne Pelzmütze mit Ohrenklappen, und sitzt auf der Parkbank vor der eingegrabenen Falle. Er macht auf unauffällig. Ray steht in Sichtweite am Maschendrahtzaun, mit seinen Ecto-Goggles auf, um das Nahen des Spuks rechtzeitig zu sehen. Seine erste Runde hat das Gespenst schon absolviert, es erscheint normalerweise für mindestens zwei Umrundungen des Reservoirs. Janine steht auf dem Sandweg, und läuft auf der Stelle, als Joggerin angezogen. Komplett mit 80er-Jahre-Schweißbändern an Stirn und Handgelenken.
„… Warum habe ich das Gefühl, ich muss hier die Ablenkung spielen?“, sagt sie nervös in ihr Funkgerät.
„Musst Du ja gar nicht“, funkt Venkman zurück, „Nur abdrängen musst Du ihn, wenn er zu dicht am Zaun lang läuft. Oder zu dicht am Rasen auf der anderen Seite. Stehen Dir super, diese Legwarmer.“
„Janine, Peter!“, ertönt Rays Stimme aufgeregt, „Hört mal auf, in Eure Handquatschen zu plappern! Vom Timing her müsste er gleich in Sicht kommen!“
„Das ist dem doch egal, wenn wir funken“, meckert Janine, „das kriegt der doch gar nicht mit, der ist doch behämmert, der hat ja nicht mal mehr ein Hirn in seinem Schädel drin!“
„Aber scheu ist der Geselle, und reizbar!“, funkt Ray aufgeregt, „Keine Funkgeräte in der Hand, keine Ghostbusters-Logos, keine ungewöhnlichen Bewegungen!“
„Mach‘ Dir nicht ins Hemd, Ray, diesmal ist Dein Plan idiotensicher!“, sagt Peter.
„Funkgeräte weg, Leute!“, keucht Ray, „da vorne bewegt sich was …! Gleich biegt es um die Kurve!“
Inkognito-Einsatz am Jacqueline Kennedy Onasis Reservoir
Alle stecken schnell ihre Handquatschen weg, und Janine setzt sich hastig in Bewegung, und tut so, als wäre sie joggenderweise hier.
Rays Ecto-Sichtgerät kann in dem Moment tatsächlich etwas ausmachen: Eine Traube von Menschen stiebt dort vorne auseinander. Eine menschengroße Gestalt ist dort erschienen, und schubst und rempelt, um sich den Weg frei zu machen und sein Lauftempo konstant zu halten! Als die Lebenden terrorisiert zurückweichen, joggt das Phantom direkt auf Ray zu. Es fühlt im Laufen seinen eigenen Puls am Handgelenk, wie nervös.
Alle drei Wild Cards machen ihren Furcht-Wurf, und bestehen knapp. Demnach dürfen sie ihre Würfe für das Quick Encounter unmodifiziert machen. In diesem Quick Encounter bauen ihre Würfe direkt aufeinander auf, statt parallel zu geschehen (SWADE, S. 134):
Zuerst würfelt Ray Notice, mit dem Bonus von den Ecto Goggles, um den richtigen Moment anzupassen, um sein Trillerpfeifen-Signal zu geben. Fünf, ein Erfolg. Genau im richtigen Moment erschallt das Trillern lautstark. Also weiter zu Janine:
Janine unterdrückt einen Aufschrei, als das Phantom direkt an ihr vorbeizieht. Sie rennt schneller, und versucht es vom Zaun abzudrängen, schön auf die Mitte des Sandweges, wo die Falle auf es wartet! Dafür würfelt sie Athletics. Ein knapper Misserfolg! Das Phantom rennt stoisch weiter direkt am Zaun entlang! Miss Melnitz versucht verzweifelt, sich mit erhöhtem Tempo zwischen Maschendraht und Geister-Jogger zu bringen, jetzt mit Hackengas und Rauhbeinigkeit. Peter auf seiner Parkbank ist schon genau vor ihnen! Das Phantom strömt eine garstige Kälte aus. Es hat gerade einen Stock vom Boden aufgenommen, und hält ihn im Rennen gegen den Zaun, um ein enervierendes Rattern zu erzeugen, das ist laut dem Kunden einer seiner Standard-Moves bei seinem Spuken. Es wird noch schneller dabei.
Peter hält sich bereit, auf das Fußpedal der verbuddelten Geisterfalle zu stampfen, als die Erscheinung an ihm vorüberzieht. Da die Würfe aller drei Wild Cards hier aufeinander aufbauen, kann er seinen Wurf jedoch nicht machen (und er hätte auch obendrein ein Raise gebraucht, um das Unterfangen noch zu retten); das Trio hat nur einen von drei benötigten Erfolgen eingeheimst, und das Quick Encounter verloren. (Unser erster im Gameplay gescheiterter Jagdauftrag, also gibt’s durch diese Szene keinen neuen Geldbonus-Marker! Na, die Rechnung wird vielleicht später noch beglichen werden!)
Der Geister-Jogger zieht an Venkmans Parkbank vorbei, und dematerialisiert sich, noch bevor er außer Sicht gerannt ist.
„Mist!“, stößt Janine hervor, als sie bei der Parkbank ankommt, und kickt wütend mit dem Turnschuh Kies in die Richtung.
„Ich dachte, Du wärst das absolute As im Volleyball!“, sagt Peter gelassen.
„Ja, Volleyball, Du Klugscheißer, aber nicht Hundert-Meter-Lauf!“
„Leute, wie konnte das denn passieren?“, ruft Ray, als er heran gerannt kommt, und seine Sichtbrille auf die Stirn hoch schiebt.
„Sieht aus, als müssten wir noch ein sechstes Mal hier antanzen!“, muffelt Peter, „Was für 'ne hohle Idee, einen Geist ohne Fangstrahl eintüten zu wollen!“
„Vielleicht hätte es geklappt?“
„Er ist ja nicht mal auf unsere Falle gelatscht!“, keucht Janine wütend.
Auf dem Kiessträßchen neben ihnen braust in diesem Moment ein dunkelblauer Sportwagen heran, und macht eine heftige Bremsung, dass die Steinchen nur so fliegen unter seinen Vorderreifen. Alle fahren herum. Jas kurbelt die Scheibe am Fahrerfenster herunter, und ruft ihnen aufgeregt zu: „Da seid Ihr ja! Hüpft sofort rein, wir müssen was klären! Und zwar pronto, pronto, und nochmals pronto!“
„Ja, ja!“, murrt Venkman, „Erstmal die Falle hier ausgraben, und den Kunden erneut vertrösten!“
„Nein, mein lethargischer Kamerad, jetzt sofort! Wir haben was versaubeutelt, Leute! Es geht um Dana Barrett!“
Peter hebt ruckartig den Kopf mit der albernen Pelzmütze, und sieht sich nach Jas um.
Schalter:
„… Die Litvinovs haben es noch auf sie abgesehen, nach wie vor!“, sagt Jas am Steuer, als sie mit unerhörtem Tempo durch die Straßen brausen, er redet in einem aberwitzigen Tempo, und mit aberwitziger Präzision: „Es ist genau wie ich sagte, ich Schlauberger, warum muss ich auch immer Recht behalten? Offensichtlich geht es ihnen auch gar nicht um irgendein lustiges Interview, das war natürlich vorgeschoben. Sie haben irgendeine andere, versteckte Agenda. Aber was, Leute, was? Ich kenne einen Concierge an dem Hotel, wo die eingemietet sind, den habe ich jüngst mit seiner Süßen verkuppelt, seiner Angebeteten, war so einer meiner genialen Schachzüge, habe ich so nebenher bewerkstelligt, dieser Concierge würde seitdem vor lauter Dankbarkeit alles für mich tun — Doctor Love, Leute, das bin ich, Doctor Love! — alles würde der machen, und wenn’s ein Mordauftrag wäre! Von dem weiß ich, dass die Dame Ivanka und das kleine Onkelchen Jalmar nicht abgereist sind, und der agiert für mich als Meisterspion, und hat mich jüngst auf eine andere Spur gesetzt.“
„Weniger Selbstbeweihräucherung, mehr Erklärungen, Jas!“, sagt Venkman, „Was genau hat das mit Dana zu tun?“
„Ja, Pete, ja, das willst Du gerne wissen!“, plappert Jas, indem er halsbrecherisch um eine Kurve steuert, als die Ampel schon dunkelgelb war, „Diese Spur, Leute, führt zu einem gewissen Janosz Poha.“
„Was, Po-Haar?“, fragt Peter befremdet, „Das ist ja eine Bestrafung, kein Nachname!“
„Nein, Du Kulturbanause, Poha, und der ist über hunderttausend Ecken mit den Litvinovs verwandt. Den haben sie vor kurzem eingeschaltet, nach ihrer Ankunft in Amerika, der ist irgendein Shooting Star in der Kunstszene, und der ist, laut meinen Ergebnissen vom heutigen Tage“, und er macht eine dramatische Pause, während er ein gewagtes Überholmanöver macht, „Danas neuer Boss bei ihrem Job!“
„Echt?!“, fragt Peter.
„Na toll, Jas, Du Alleswisser“, meckert Janine, „Ich hab‘ Dir doch gesagt, Du sollst Tacheles mit Ihr reden, was die beiden spinnerten Rumänen betrifft! Jetzt haben wir den Salat! Jetzt stellen die sich doch als irgendwelche Wahnsinnigen heraus, die unserer Dana den Hals umdrehen wollen, wie ich gesagt habe!“
Elliott protestiert, „Ich hab’s ihr dann doch höchstpersönlich am Telefon durchgegeben! Das mit den beiden Ahnenkundlern! Sie hat es unkommentiert hingenommen, wie es so ihre Art ist!“
„Das ist alles Venkmans Schuld!“, grummelt Janine.
„Meine?!“, empört sich der.
„Klar. Wenn Du Torfnase nicht mit zu ihr getorft wärst, und sie mit Deiner ewigen Torfigkeit voll abgenervt hättest, dann hätte sie schon wieder Vertrauen geschöpft. Zu uns als Verbündete, oder zumindest zu Jas, die können doch so gut miteinander!“
„Ja, Doctor Love!“, witzelt Ray, wenn auch etwas verhalten.
Der sagt, „Schwamm drüber! Wir sind gleich am Bowling Green Park, da ist das Kunstmuseum. Alle reißen sich zusammen da drin, klar? Besonders der Romeo mit dem Herzeleid, Dr. Venkman!“
„Ach halt‘ doch den Sabbel“, knurrt der leidende Romeo, „Ich will kein Wort mehr hören von Dir. Sag‘ mal, was willst Du denn da drin?“
Jas macht dicke Backen und guckt Peter provokativ an, während er seinen Sportwagen schwungvoll in einer Haltebucht abparkt.
„Verarsch‘ mich nicht, Mann! Mach‘ schon den Sabbel wieder auf!“, blafft Peter.
Als sie hektisch aussteigen, sagt Elliott, „Ist doch glasklar, Herr Lange-Leitung-Womit-Nicht-Sein-Gemächt-Gemeint-Ist. Wir packen uns diesen Herrn Dr. Poha am Schlafittchen! Wahrscheinlich ist der weniger gewieft als meine liebe Dame Ivanka! Wir sehen zu, dass wir aus dem rauskriegen, was diese Sippe will. In Amerika, speziell von unserer Dana, und allgemein von der Welt des Okkulten!“
Sie verlangsamen ihr Tempo, als sie in den Restaurationssaal kommen. Hier wirkt (entgegen dem, was sie befürchtet hatten, nachdem Elliott sie gründlich vogelig gemacht hat) alles ruhig und gesittet.
Dana sitzt in ihrer Ecke und pinselt an ihrem Gauguin herum. Plötzlich wandert die Staffelei beiseite, und da steht Peter, und lächelt auf sie hinab. Sie blinzelt ihn durch ihre Lupengläser hindurch überrumpelt an. Er muss breit lächeln, weil ihre Mimik so außerordentlich charmant auf ihn wirkt.
„Oh? Hi!“, macht sie (und für eine Sekunde klingt sie erfreut, ohne es zu beabsichtigen).
„Geht’s Dir gut?“, fragt er, „Ist alles okay? Wo ist Dein Oberchef?“
„Was treibst Du hier?“, fragt Dana in gedämpftem Ton, und nimmt die Lupenbrille ab.
„Janosz Arschhaar! Wo ist der? Jas hat dringende Fragen an den!“
Dana sieht sich nervös um. Ray und Jas laufen suchend durch die Reihen von Arbeitsplätzen der Werkstatt, versuchen, betont unbeteiligt auszusehen. Janine ist in der Nähe stehen geblieben, und schnuppert misstrauisch an einem Glas mit Pinseln drin. Sie trägt kurioserweise ein rosa Jogging-Outfit mit Schweißbändern. Diese Witzbolde fehlten Dana gerade noch!
Sie steht auf und stellt sich genau vor Peter, und flüstert: „Seht zu, dass Ihr hier wieder abhaut! Ihr macht Euch total verdächtig!“
„Nein, jetzt hör‘ Du mal zu“, raunt Peter zurück, „Wir haben hier gerade was rausgefunden … wo ist Euer Ober-Kunst-Guru?“
Sie packt ihn mit Entschiedenheit am Unterarm, und zieht ihn mit sich, wieder raus aus dem Saal, zum Fahrstuhl. Aus dem Augenwinkel sieht sie, wie Richard, Anders, und Polly die Köpfe gehoben haben, die drei schauen schon wieder so, als würden sie Dana verdächtigen.
„Peter!“, zischt Dana, als sie außer Sicht sind, „Was soll dieser Auftritt? Woher wisst Ihr überhaupt, wo ich arbeite?! Weißt Du, was alles daran hängt, dass ich diese Stelle behalten kann?“
„Du kennst doch Jas und Ray! Die beiden Herren mit den einsilbigen Vornamen finden alles raus, vor deren Spürnasen können Mädchen wie Du keine Geheimnisse haben in New York! Aber im Ernst jetzt, Dana: Dein Boss gehört zur osteuropäischen Mafia, oder irgendsowas in der Art! Wir wollten Dich doch warnen! Jas hat Dir doch gesagt …“
„Ich brauche Euch und Euer Herumfabulieren nicht, Pete! Ich bin selber längst im Bilde darüber, was hier läuft!“
„Anscheinend nicht so ganz, sonst würdest Du nicht seelenruhig hier sitzen, und Shakespeare-Bilder pinseln! Dana! Die ziehen hier gerade den Kreis enger um Dich!“, und sein Blick ist uncharakteristisch ernst.
„Lasst Eure Nasen aus meinen Angelegenheiten! Ich habe Euch beim letzten Mal schon gesagt, dass ich Euch nicht anheuere!“
„Und Janine hat Dir doch gesagt, dass wir das nicht als Job machen, sondern nur um Dir zu helfen. Außerdem haben diese Litvinovs uns selber an Bord geholt, ursprünglich.“
„Diese wer?“
„Die beiden Litvinovs! Die Ahnenkundler! Hat Jas Dir doch am Telefon verklickert! Keine Zeit! Wo ist der Guru?“
In der Zwischenzeit erscheint im Restaurationssaal besagter Guru von selbst auf dem Plan, das sagen uns die Orakelwürfel, und steuert in Richtung Jas, Ray, und Janine.
„Wer sind Sie? Haben Sie etwa das Schild nicht geachtet?“, fragt Janosz enerviert, und wedelt verärgert mit den Händen, „Nur autorisiertes Personal, Personalien mit Autorisierung, dies ist eine Werkstatt, keine Besucher-Vergnüglichkeit!“
„Haben Sie hier das Sagen, mein Herr?“, fragt Jas Elliott, mit überbreitem, herzlichen Grinsen, und streckt fröhlich die Hände aus, „Sind Sie möglicherweise der Herr Doktor Poha?“
„Ja, das bin ich, äh?, ich habe die Ehre ...“
Die Litvinovs werden sicherlich Janosz von der Verwicklung der Ghostbusters in diese Sache unterrichtet haben, also würfeln wir gar nicht erst, ob er sie (aufgrund ihres Fame-Vorteils) erkennt:
„… Und Sie, ich weiß, wer Sie sind, Dr. Elliott! Hier hat keiner ein Gespenst gesehen, Dr. Elliott, nirgendwo nicht! Sie gehen wieder! Unten im ersten Stock läuft sie gerade, läuft eine sehr schöne Ausstellung über Fabeltiere, genau das Gebiets-Interesse von Ihnen! Gehen Sie nach da, das wird Ihnen vorzugsweise vorzüglich gefallen!“
Jas lacht weltmännisch, „Ja, danke, ich liebe Fabeltiere! Aber erst einmal sind wir hier, um kurz mit Ihnen zu reden, Herr Kurator! Würden Sie uns kurz eine Viertelminute Ihr Ohr schenken? Dann sind wir weg.“
Da soll Elliott mal Persuasion würfeln, um Janosz zu belabern, und ihm ein Gespräch unter wenigen Augen aufzunötigen. Trotz seinem Charismatic-Reroll bekommt er nur eine Fünf auf die Waage, und Janosz‘ Spirit-Würfel setzt eine Sechs dagegen!
„Ich wüsste nicht, was mich Ihre Geschäfte angingen, noch dazu nach ihrem Eindringen hier, wie ein Rüde! Rüdes Eindringen! Wir sind hier ein ernsthafter Betrieb, Gentlemen!“
„Aber Herr Kurator, wir sind Freunde und Förderer der Kunst!“, versucht Ray noch zu schleimen, etwas lahm.
Jas versucht einen letzten Anlauf, quasi als Notnagel, indem er die Stimme senkt, und Janosz mit vertraulichem Blick zuraunt, „Die Litvinovs haben uns anvertraut, im Notfall könnten wir uns an Sie wenden! Und jetzt ist solch ein Notfall eingetreten. Können Sie uns nicht doch raten, nur ein kleiner Tipp? Hm, Dr. Poha?“
Eigentlich will er nur herausfinden, wie der Kurator auf die Nennung dieses Namens reagiert.
Janosz würfelt Persuasion, um über seine Überrumpelung hinwegzutäuschen. Sein W10 ergibt immerhin eine Fünf. Jas‘ Notice-Würfel erzielt eine Vier, aber dank seinem Alertness-Bonus wird das eine Sechs! Er sieht ganz klar das Wiedererkennen in den Augen des seltsamen Kurators. (Dieser Hinweis soll ihm ruhig mal einen Benny einbringen.)
Wo wir schon so schön dabei sind, Charaktere gegeneinander würfeln zu lassen: Dana hat eingesehen, dass sie die vier Störenfriede nicht einfach so wieder wegschicken kann, und will sich nun ihrerseits der prekären Situation entziehen; sie will von ihren Kollegen nicht mehr als nötig mit den Ghostbusters in Verbindung gebracht werden. Kann Peter sie aufhalten? Ich würfle für Dana Stealth, um ungesehen die Treppe nach unten zu nehmen, und für Peter Notice, um ihren Rückzug aus dem Augenwinkel zu entdecken, während er schon wieder auf den Saal zu stratzt. Sie haben beide exakt dasselbe Wurfresultat. In solch einem Fall heißt das, der passiv agierende Charakter gewinnt, also Peter.
Er stellt Dana erst unten in der Empfangshalle, als sie das Treppenhaus verlassen hat, und sie diese im Stechschritt durchquert, und auf das Ausgangsportal zu hält. Noch dazu im Malkittel, ohne ihren Wintermantel!
„Dana!“, ruft ihr Peter nach, und beginnt zu rennen. Ein paar gut gekleidete Besucher und der Portier gucken auf.
Sie wirbelt auf dem Absatz herum, und funkelt ihn an, ihr Blick ist ganz wild.
„Du musst uns Dir helfen lassen!“, sagt Peter leise. Seine Pelzmütze lässt ihn superalbern aussehen, vor allem seit eine der Ohrenklappen nach oben absteht, wie das Ohr von einem Hund, der aufhorcht. Er reißt sie sich endlich vom Kopf.
„Ich muss gar nichts!“, faucht sie wütend, und stellt dann leise hinterher, „Ich brauche Eure Firma nicht. Und Du bist nicht mein Ehemann! Ich habe das alles unter Kontrolle. Ich komme dieser Sache schon auf den Grund, keine Sorge. Ihr macht das alles nur noch schlimmer, mit Eurem Auftritt hier!“
„Und warum bin ich nicht Dein Ehemann? Warum hat das Feuchte Handtuch mir den Rang abgelaufen? Wo ist der jetzt, der wackere Ex-Mann, hm? Wo ist der? Hält der Dir hier den Rücken frei, von London aus?“
Dana zieht scharf die Luft durch die Nasenlöcher ein, und raunt dann, „Ich wüsste nicht, warum Du und ich darüber reden sollten, ausgerechnet jetzt gerade! Klemm‘ Dir bitte jetzt Jas und Raymond unter den Arm, und Janine in ihrem absurden Outfit, und verlasst das Gebäude!“
„Warum hast Du solche Schwierigkeiten, Hilfe anzunehmen?“, flüstert Peter, „Du hast nur Liung und unser Dickerchen Steward! Deine Eltern leben in Wolkenkuckucksheim! Und Du musst Oscar beschützen!“
Sie zögert kurz. Sie werfen sich schweigend einen sehr intensiven Blick zu.
„Du willst das aber als so eine Art missverstandenen Liebesbeweis machen, Pete!“, sagt sie schließlich leise, „Du kriegst das einfach nicht in Deinen mächtigen Dickschädel, dass das längst vorbei ist!“
„Warum?“
„Es gibt kein Zurück! Was willst Du denn machen, dasselbe von vorn? Alles nochmal genauso wiederholen?“
„Äh … also eigentlich … ja, klar!“, sagt er rundheraus.
Sie wischt sich abgenervt durchs Gesicht, und sagt, jetzt etwas weniger angespannt, „Seht zu, dass Ihr Land gewinnt. Ich riskiere hier mein Einstellungsverhältnis. Ihr riskiert das. Ich muss vorsichtig vorgehen. Ich habe doch bereits einen Plan.“
„Du musst Dich vor den Litvinovs und diesem Poha in Acht nehmen. Lass‘ uns wenigstens gelegentlich bei Dir vorbeischauen. Wenigstens Winston, oder Janine. Wenn schon nicht mich.“
„Ja …“, sagt sie, und wendet sich ab, um zum Treppenhaus zurück zu gehen, „Ja, meinetwegen. Wir reden später.“
Schalter:
Peter geht also einigermaßen grummelig wieder hoch in den Restaurationssaal, ihm und den drei anderen bleibt wenig anderes übrig, als vorerst das Feld zu räumen. Janosz hat sich den Wild Cards gegenüber als ähnlich aalglatt herausgestellt wie die Dame Ivanka es ist.
Ray hat in dem Moment ein überlebensgroßes Portrait entdeckt, das ihm ins Auge springt. Er tappt neugierig darauf zu, während Jas und Janine mit Engelszungen auf den Kurator einreden, damit er sich abregt. Ein älterer Herr in schlecht sitzendem Sakko tritt dabei neben Ray, und nickt ihm zu, das ist offensichtlich einer von Danas Kollegen. (Es handelt sich um Matthew.)
„Sind Sie nicht Dr. Stantz?“, fragt der alte Typ.
„Ja, äh, gewissermaßen, also, der bin ich. Wir arbeiten heute nicht in unseren Uniformen, Sir.“
„Sind Sie stattdessen gekommen, um zu schauen, wie Sie den Blutdruck meines neuen Chefs etwas hochtreiben können?“, sagt der Herr, und es gelingt ihm nicht, sein Lächeln zu unterdrücken.
„Der ist eine ziemliche Schrulle, oder?“, lächelt Ray verständnisvoll.
„Sie machen sich vermutlich gar keine Vorstellung, Dr. Stantz! … Sie haben sich hier übrigens sein persönliches Lieblingsprojekt zum Betrachten ausgesucht. Aber da müssen Sie sich noch gedulden, bis es runter in den Ausstellungsbereich wandert. Es ist noch nicht fertig.“
„Was ist das?“, fragt Raymond, den Blick auf den Geharnischten geheftet, „Das geht einem ja durch und durch, wie der einen anguckt!“
„Scheußlich, oder? Das stellt Vigo vom Karpatenreich dar, Sir. Von anno 1600! Soll angeblich nicht nur Kriegsherr gewesen sein, seinerzeit, sondern auch ein Magier. Das Stück ist kürzlich in einer vergessen geglaubten Sammlung aufgetaucht.“
Ray sieht ins Auge des Vigo.
Beinahe bildet er sich ein, subtile Veränderungen in den Farbpigmenten zu sehen, dann und wann. Er regt sich nicht, er vergisst alles um sich, wie gebannt vom hypnotischen Starren einer Kobra. Und er bekommt gar nicht mit, dass Danas netter Kollege verschwindet. Hat er noch irgendwas gesagt? Jas steht plötzlich stattdessen neben ihm, und haut ihm auf die Schulter, „Wir müssen jetzt wirklich gehen, Ray! Was treibst Du hier noch?“
„Oh, äh. … Jas?“
„Der Fuzzi ruft gleich seinen Sicherheitsdienst. Wir machen jetzt den schnellen Schuh.“
„Ja. Oh. … Oh, Jas? … Kannst Du gerade mal ein Foto davon schießen?“
Jas nimmt mit einem Schulterzucken die Spiegelreflex-Kamera hoch, und bekommt ein paar schnelle Schnappschüsse von dem Bildnis gemacht. Schon ist jedoch Janosz da, und stellt sich demonstrativ davor, schimpfend, jetzt überspannen sie den Bogen offensichtlich endgültig.
„Keine unerlaubten Fotos, Herrschaften, Fotografieren nicht erlaubt!“
„Der guckt aber angepisst!“, sagt Peter, als er sich dazu stellt.
„Das ist Vigo der Karpatenfürst …“, sagt Ray, seine Stimme klingt immer noch ein bisschen wischi-waschi.
„Ja klar, Karpatenfürst, klaro, das kennt man doch. Karpatisches-Kätzchen-Verlust-Syndrom, ist weit verbreitet unter dem Adel: Er vermisst einfach sein Kätzchen. Wir malen ihm schnell eins dazu!“, und schon hat der Tunichtgut eine Farbpalette und einen dicken Pinsel in der Hand.
In dem Moment aber ist der Uniformierte vom Sicherheitsdienst da, und geleitet die Störenfriede höflich nach draußen.
Dana wartet versteckt in der Damentoilette, und sieht zu, wie die vier abgeführt werden. Dann erst wagt sie sich endlich wieder hervor, und tut unbeteiligt. Sie sieht, wie Janosz sein Portrait begutachtet, mit dem üblichen Pedantismus, ob die unliebsamen Besucher auch nichts beschädigt haben. … Er gestikuliert dabei in der Luft herum … gerade so, als würde er mit dem Portrait sprechen, wenn auch ohne hörbare Worte!
⚡
Sie treffen sich tags darauf in einem kleinen Café am Broadway: Jas, Dana, und Peter. Mit dabei Oscar, den hat Dana auf dem Schoss.
Jas hat die ganze Geschichte mit Jalmar und Ivanka Litvinov erneut rekapituliert, und diesmal hat Dana ihm genauer zugehört. Jas registriert nebenher, wie die beiden Verflossenen die meiste Zeit über vermeiden, einander anzugucken. Peter weiß nicht, wohin mit seinen groben Händen, und fummelt die ganze Zeit enervierend an seinem Kaffeebecher rum! Dr. Elliott rollt innerlich amüsiert die Augen über diese Querelen, und fühlt sich, als sei er hier in heimlicher Doppelfunktion: Okkultist und Pärchenpsychologe!
Dana vertraut ihnen ihrerseits einige ihrer Rechercheergebnisse an: „… Leon Zundinger schreibt in ‚Magier, Märtyrer und Maniaken‘: Geboren 1505, gestorben 1610“, sagt sie gerade.
„105 Jahre alt, was? Hat sich dann ja echt gehalten, der Knacker!“, kommentiert Peter.
„Er ist auch nicht an Altersschwäche gestorben“, fährt Dana fort, „Laut Zundingers Quellen wurde er vergiftet, erstochen, erschossen, auf die Streckbank gespannt, gehängt, ausgeweidet, und gevierteilt“, und ihr läuft sichtlich ein Schauder über den Rücken.
„Autsch“, sagt Jas, „Ja, das war wohl kein Mann des Volkes!“
„Er war ein völkermordender Wahnsinniger, spätestens, als er Moldavien überfiel. Auch bekannt als Vigo der Grausame, Vigo der Folterer, Vigo der Schändliche, und Vigo der Unheilige.“
„War er nicht auch bekannt als Vigo der Heckenpenner?“, fragt Peter Jas.
Jas schaut auf seinen Notizzettel, und sagt, „Und checkt das hier: Ray und ich haben gestern was in Tobin’s Geisterführer über den Macker gefunden. Laut dem Eintrag gab es damals eine Prophezeiung! Unmittelbar bevor sein Kopf schließlich gestorben ist, waren nämlich seine letzten Worte: ‚Der Tod ist nur eine Tür. Die Zeit ist nur ein Fenster. Ich werde zurückkehren.‘“
„Wie dem auch sei“, fügt Dana hinzu, „Ich habe jedenfalls das Gefühl, der Blick des Gemäldes folgt mir, jetzt, wo Janosz es zentral in der Halle aufstellen lassen hat. Anfangs stand es nur im Hintergrund, unter seinem Bogen. Jetzt dreht sich alles um Vigo, buchstäblich. Es ist nach dem Prinzip der ‚unheimlichen Augen’ gemalt worden, die Pupillen sind leicht nach hinten versetzt, das erzeugt eine perspektivische Illusion, als würde sein Blick einem nachfolgen. Aber im Fall von diesem Bild … ich weiß auch nicht …“
„Janosz Poha scheint seinerseits auch davon überzeugt zu sein, dass das Bild was ganz Erlesenes ist!“, grinst Jas.
Dana erklärt, „Janosz … der steigert sich so in Trance, wenn er daran restauriert, dass er wirkt, als würde er mit dem Gemälde reden. Anfangs wie ein stilles Zwiegespräch zwischen Künstler und Werk … aber mittlerweile …“
„Totale Nullnummer, dieser Johnny!“, sagt Peter, „Wusste ich gleich, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe!“
„Der ist tatsächlich ziemlich kongenial, soweit ich das beurteilen kann“, gibt Dana zu bedenken, „Abgesehen davon, dass er halt irgendein komisches, krummes Ding hier abzieht. Auch mit seinem exzentrischem, numerologischen Versuch. Wie als wolle er alles um das Gemälde herum insgeheim in eine stillschweigende Gebetsmühle versetzen wollen, die jeden Tag mehr diese Anrufung verstärkt. Er glaubt, er kann Vigo in irgendeiner Art zurückholen!“, und die letzten Worte kommen nur als Flüstern über ihre Lippen.
„Was wäre das, was Janosz und die Litvinovs Deiner Meinung nach von Dir wollen, bei dem Ganzen?“, fragt Jas sie, „Die beiden Litvinovs haben uns ursprünglich beteuert, sie hätten nichts mit der sogenannten Foundation zu tun. Und ehrlich gesagt wirkten sie glaubhaft dabei.“
Dana nickt, „Das hat Janosz auch gesagt, als ich ihm neulich das Messer auf die Brust setzen wollte, dass er nicht von der Foundation sei! Aber es gibt zahlreiche okkulte Geheimbünde in New York City, und von Europa ganz zu schweigen. Dass Eure Arbeit — allem voran Euer Einsatz beim Geister-Center vorletztes Jahr — früher oder später welche von denen anziehen würde, war doch nur eine Frage der Zeit!“
„Ich hab‘ doch immer schon gesagt, dass man den UFOs und Illuminati den Stecker hätte ziehen sollen, bevor sie anfangen, frech zu werden!“, witzelt Peter.
„Ich werde den Spieß jetzt umdrehen“, raunt Dana, „An Eure komischen Litvinovs kommt man nicht heran, weil die sich in ihrem Hotel eingegraben haben, sagt Ihr. Okay. Janosz will nicht freiwillig auspacken. Die haben sich alle zurückgelehnt und sehen ganz entspannt zu, während sie auf irgendwas warten, auf irgendwas Bestimmtes! Mir reicht es jetzt. Dann bringe ich Janosz eben zum Reden.“
„Dana!“, entfährt es Peter leise, und er guckt sie erschrocken an.
„Ich weiß schon, wie ich es anstellen kann. Ich habe einen Plan“, sagt sie gedämpft, und in dem Moment wirkt sie ganz und gar kaltschnäuzig.
Jas schüttelt den Kopf, „Was hast Du vor? Irgendwas mit Deinen illusteren Kunstszene-Connections?“
„Das ist meine Sache, nicht Eure“, sagt Dana, und lässt sachte Oscar auf ihrem Knie hüpfen.
Peter sagt, „Wir müssen unbedingt weiterhin unsere Ergebnisse vergleichen, wie jetzt. Wenn wir gemeinsam recherchieren, kommen wir dieser Verschwörung eher auf den Grund!“
Dana wechselt jetzt doch einen Blick mit Peter: „Vielleicht. Später. Ich mache das auf eigene Faust, unabhängig von Euch. Das gestern war schon haarscharf, Ihr Blödiane.“
⚡
Jas und Ray befragen daraufhin vorsichtig ihre Bekannten bei der New Yorker Polizei.
Fördert die irgendwas Nützliches über Janosz Poha zutage? Vielleicht einen Ansatz, mithilfe dessen wir ihn zu packen bekommen können, mithilfe des Gesetzes? Nein, sagen die Orakelwürfel. Der kleine Querkopf hat noch nicht mal ein Knöllchen beim Falschparken bekommen, seit er in New York lebt!
Daran schließen wir einen GM Move an: Advance a Threat, sagt der! Als wäre die Lage nicht schon dramatisch genug?! Dann machen wir das so:
Zu allem Überfluss melden ihre Ansprechpartner Jas und Ray zurück, noch am selben Tag, dass Jack Hardemeyer abermals durch ihre Erkundigungen in diese Richtung aufgestört wurde! Insider sagen, im Rathaus hat er jüngst irgendwelche Hebel umgelegt, um gegen die Geisterjäger zu intrigieren! Wahrscheinlich holt er zu seinem Schlag aus — worin auch immer der bestehen mag ...
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