Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2025
Niniane:
41. Kelly Andrew - The Whispering Dark. Ich habe keine Ahnung mehr, warum ich das Buch gekauft habe, ich mag weder Dark Academia noch Enemy to Lovers (das besonders nicht). Ich meine, dass es bei Amazon als cthulhoid angepriesen wurde oder so. Aber jetzt war es schonmal da, und wenigstens mal ein paar Seiten von dem möglichen Fehlkauf lesen kann ja nicht schaden, aber dazu gleich mehr. Worum geht es denn überhaupt? Delaney Meyers-Petrov, genannt Lane, ist seit einer schweren Krankheit in ihrer Kindheit taub, Hören ermöglicht ihr ein Cochlea-Implantat (an dieser Stelle die Anmerkung, dass die Autorin genau weiß, wovon sie schreibt, sie ist ebenfalls seit früher Kindheit taub). Ihre Eltern behandeln sie seitdem wie ein rohes Ei, sie war zum Beispiel nie an einer öffentlichen Schule, und jetzt will Lane sich abnabeln und studieren gehen. Über ein Stipendium, das den Studierenden das Studium bezahlt unter der Voraussetzung, dass sie einen freien Platz an irgendeiner Universität irgendwo in den USA annehmen, gelangt sie an die Godbole University in Massachusetts. Der Studiengang "Neoanthropology" ist eigentlich ein Euphemismus, hier wird ganz gewaltig mit dem Okkulten gespielt und daran geforscht.
Ebenfalls an dieser Universität ist auch Colton Price, ein Teaching Assistant, den eine seltsame gemeinsame Geschichte mit Lane verbindet, an die sie sich jedoch nicht mehr erinnert. Colton ist zunächst der typische verschlossene, aber gut aussehende Typ, den alle anschwärmen und den Lane erstmal gar nicht mag, obwohl er ihr irgendwann anbietet, sie bei ihrem Studium zu unterstützen. Aber auch wenn die beiden sich scheinbar näherkommen, an der Universität gibt es jede Menge Geheimnisse, und als eines Tages der verschwundene Student Nate, mit dem sich Lane angefreundet hatte, wieder auftaucht und nicht er selbst zu sein scheint, muss Colton sich entscheiden, ob er seine Geheimnisse bewahrt oder Lane rettet.
Ok, cthulhoid war's nicht. Da kann auch Massachusetts nichts retten. Dafür bekommt man aber einen spannenden Horror-Roman mit ein paar kleinen Schwächen, der mich von der Grundstory her an "Revival" von Stephen King erinnert hat, plus ein bisschen Sci-Fi. Das klingt nach einer wilden Mischung und das ist es auch, aber es war definitiv unterhaltsam, mit ein paar "Oha!"-Twists. Mal gucken, was ich noch so auf dem Kindle gebunkert habe. 4 von 5.
42. You Yeong-Gwang - The Rainfall Market. Serin lebt mit ihrer verwitweten Mutter in einem Viertel, das sich (noch) erfolgreich gegen die Gentrifizierung wehrt, steht kurz vor dem Schulabschluss, ist aber noch planlos, was ihr weiteres Leben angeht, und ihre einzige Freundin, ihre jüngere Schwester, ist vor einem Jahr ausgezogen. Also nimmt sie gerne die Einladung zum "Rainfall Market" an, einer Art wandernder Basar, den die Dokkaebi veranstalten. Die Dokkaebi sind Kobolde der koreanischen Mythologie und den Menschen gegenüber wohlgesonnen. Auf dem titelgebenden Markt stellen sie den Menschen sogenannte Orbs zur Verfügung, in denen sie das Leben sehen, das sie sich erträumt haben, und können es dann am Ende des Markts gegen ihr bisheriges eintauschen. Auch Serin hofft, dass sie hier ihr Glück findet, zumal sie mit ihrem Goldenen Ticket die Möglichkeit hat, mehrere Orbs anzusehen. Begleitet von der Katze Issha trifft sie auf dem Markt verschiedene Dokkaebi, bringt dabei Freunde zueinander, hilft ihnen und schließt neue Freundschaften. Aber der diesjährige Markt wird auch von einer Reihe von Diebstählen überschattet, und da ist noch ein seltsamer Schatten, der Serin zu folgen scheint...
Ich glaube, ich habe selten ein Buch gelesen, auf das die Bezeichnung "Wohlfühlbuch" so zugetroffen hat wie auf dieses. Es ist einfach richtig schön, gemütlich, bunt und die Charaktere sind durch die Bank alle liebenswert. Der Schluss ist ein bisschen vorhersehbar, aber passt sehr gut zum Rest des Buches. Wenn man bedenkt, dass ich das Buch blind gekauft habe (Cover und Klappentext haben mich angesprochen), ein guter Kauf. 4 von 5.
43. Emily Winston - Der Mordclub von Shaftesbury: Die Tote fällt nicht weit vom Stamm. In Shaftesbury, dem (fiktiven) kleinen Ort voll skurriler Einwohnender, gibt es diesmal einen Wettbewerb im Liebesbriefe-Schreiben. Diese Briefe werden in der sogenannten Liebeseiche deponiert, dann von einer Jury bewertet, und der beste Brief gewinnt. Diesmal ist die Favoritin, Greta Huntington-Dillinger, jedoch vor Ende des Wettbewerbs von der Leiter gefallen und es stellt sich schnell heraus, dass ihr Tod kein Unfall war. Dann findet Penelope St. James, Partnervermittlerin, Hobby-Detektivin und seit neuestem Tierarzt-Ehefrau, beim Umbau ihres Hauses zusammen mit dem Handwerker Adrian Furnish eine Leiche in der Wand, und nicht nur sie ist sich sicher, dass die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben.
Der vierte Band des Mordclubs war zwar gewohnt witzig, aber an manchen Stellen leider etwas dünn. Erstens war der Wettbewerb in seiner Beschreibung irgendwie nicht wirklich durchdacht, dann wird ein Running Gag sehr oft strapaziert, und es ist schon sehr schnell klar, wer zumindest in einem Fall der Verdächtige sein muss. Aber es ist trotz allem unterhaltsam, das "cozy" im Crime macht hier seinem Namen alle Ehre, und außerdem habe ich eine Zwischendurchlektüre dringend gebraucht. Dazu gleich mehr. 3 von 5.
44. TJ Klune - Wolfsong. Oxnard "Ox" Matheson ist ein eher unscheinbarer Junge, der mit seiner Mutter in dem kleinen Ort Green Creek, Oregon lebt und neben der Schule in der Werkstatt von Gordo arbeitet, der eine Art Bruder-Vater-Figur für ihn darstellt. Eines Tages zieht die seltsame Familie Bennett in das Nachbarhaus, und Joe, der jüngste Sohn der Bennetts und Ox verbindet schon bald eine tiefe Freundschaft. Doch die Familie wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, denn die Bennetts sind keine normalen Menschen, sondern ein Werwolf-Rudel und ein Gegner des Alphawolf Thomas trachtet Joe nach dem Leben. Daher trennen sich die Wege von Joe und Ox, als aus ihrer Freundschaft gerade Liebe wird, und Ox muss lernen, ohne ihn und Gordo klarzukommen.
Holy Moley. Ich habe den "Mordclub" eins weiter oben deswegen gekauft, weil "Wolfsong" mir so an die Nieren ging. Es ist bei weitem nicht das erste Buch von TJ Klune, das ich gelesen habe, und ich weiß, dass es ein Happy End gibt, aber der Mann hat ein unglaubliches Talent, seine Figuren bis dahin einmal heftig durchzurütteln und die Lesenden gleich mit. Ich habe überlegt, ob ich "Song of Achilles" weiterlese statt dieses Buchs (das liegt immer noch halb gelesen hier, weil es einen ähnlichen Effekt hat, aber ich dachte, dass ich da wenigstens die Geschichte der Figuren kenne). Das Buch ist ein Ritt, ich glaube, ich habe selten so gelacht und kurz darauf so geweint und es irgendwann zur Seite gelegt, weil ich erstmal durchatmen musste. Definitive Empfehlung, aber bitte nur, wenn ihr die Taschentücher in Reichweite habt. 5 von 5.
Alter Weißer Pottwal:
#03. K.J. Parker - Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen (Die Belagerung Band 1)
#04. K.J. Parker - Wie man ein Imperium regiert und damit durchkommt (Die Belagerung Band 2)
#05. K.J. Parker - Ein praktischer Ratgeber zur Eroberung der Welt (Die Belagerung Band 3)
In der Belagerungs-Trilogie spielt Die Stadt die Hauptrolle. Die Stadt ist die Hauptstadt des Robur-Imperiums und wird belagert. Eine Art befestigtes Rom. Die Welt ist zwar Fantasy, kommt aber komplett ohne Übernatürliches aus.
In jedem Band folgen wir nun einem anderen Ich-Erzähler und dessen Schicksal rund um die belagerte Stadt. Band 1 geht über Orhan einen Ausländer, der im Ingeniercorps der Robur dient und durch einige Zufälle und Komplikationen die Verteidigung der Stadt leitet. In Band 2 ist der Schauspieler Notker die Hauptfigur und muss den Platz eines berühmten Bürgers einnehmen, der leider von einem Katapultstein zerquetscht wurde und Band 3 handelt von Felix einem Diplomaten im Auslandsdienst. Das Ganze wird mit viel Humor und Ironie erzählt und ist endlich mal was anderes. Band 1 fand ich wirklich herausragend. Band 2 & 3 sind immer noch gut und lesenswert, haben aber neben ein paar Längen ein Problem: Alle drei Charaktere sind abseits der Berufe und des Aussehens im Grunde gleich. Alle sind Underdogs die gleich denken und durch ihre Vorliebe für Bücher allen anderen haushoch überlegen sind. Im 3. Band steigert sich das dann bis ins Absurde und dem Leser muss klar sein, dass die Reihe mit einem Augenzwinkern geschrieben und rund um unzuverlässige Ich-Erzähler gestrickt ist.
Band 1: 5 von 5 Belagerungstürmen
Band 2&3: 4 von 5 Belagerungstürmen
Irian:
#25 Benedict Jacka - Fated (Alex Verus #1)
Nachdem ich festgestellt hab, dass die Serie tatsächlich ein Ende fand, wollte ich es doch mal durchlesen, hab iirc letztes Mal bei Band 3 oder 4 aufgegeben, mal sehen, ob ich es dieses Mal schaffe. Ist an sich ja solide Urban-Fantasy mit dem Mage-Taint. So rein vom Worldbuilding-Background her mag ich pers. das Harry Dresden Universum etwas lieber, aber da bin ich auch schon ne Weile raus, charakterlich tendieren diese Protagonisten ja regelmäßig in die gleiche Richtung grob, nur mit unterschiedlichen Fähigkeiten - und immer, zumindest anfangs, als Underdog.
Managarmr:
#10 Håkan Nesser - Ung mans färd mot natt
Der neunte Barbarotti, ist wohl noch nicht auf Deutsch erschienen. Wie bei Nesser häufiger, ein recht trockener leicht ironisierender Schreibstil (Barbarotti ist altersabgeklärt und macht z.T. Pappawitze), mit recht schlüssiger Geschichte.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Endet relativ deprimierend, gefiel mit (Klicke zum Anzeigen/Verstecken)trotzdem gut.
Das Buch ist allerdings sehr in der aktuellen Zeitgeschichte verwurzelt, wird vielleicht nicht so gut altern - oder eben ein sehr genaues Abbild einer Epoche abgeben wenn es jemand in 25 Jahren liest.
#11 Dick Harrison - Tusen år i Uppåkra : en järnåldersmetropol uppgång och fall
Sachbuch, mit ein paar eindrucksvollen Fotos. Wie üblich bei Harrison kurz und prägnant, immer auf die harten Fakten eingehend, und direkt mit warnendem Finger sobald es um unbewiesene Spekulationen geht. Leider hat noch keiner Harrisons Bücher auf Deutsch übersetzt.
Hier gehts um Uppåkra, eine sehr grosse, sehr reiche, komplett vergessene Metropole, die von der Bronzezeit bis zum Ende der Wikinger existierte. Und heute unter den Äckern vor Lund in Schonen schlummert, gerade mal zu 0,2% ausgegraben.
Dreimal länger existiert als Haithabu (Hedeby), vermutlich 1,5-2 mal so gross.
Fünfmal länger existiert als Birka, siebenmal grösser. Und trotzdem kaum bekannt. Geht ja nicht dass jemand Stockholm seine Bedeutung abläuft, gelle?
Weltengeist:
Ich quäle mich jetzt schon seit längerem durch "Die Sieben Tode der Evelyn Hardcastle" mit seinen rund 600 Seiten, daher ist auf der Belletristik-Seite noch nicht allzu viel Neues dazugekommen. Aber ein paar Bücher sind denn doch fertig geworden:
* Terry Pratchett - Wyrd Sisters.
Teil meines langfristigen Projekts, alle Scheibenwelt-Romane (ohne feste Reihenfolge) mal wieder zu lesen. Dabei ist Wyrd Sisters für mich eher im Mittelfeld - die Geschichte hat zwar schon ihre Momente, ist aber in sich auch ziemlich unlogisch (z.B. was die Vorgehensweise der Hexen angeht) und kriegt den Spannungsbogen nicht sonderlich gut hin. Eine Besonderheit ist das ständige Referenzieren auf Shakespeare - mit teils echten, teils auch nur täuschend echten (aber in Wirklichkeit frei erfundenen) Zitaten...
* Patrick Krauss - Künstliche Intelligenz und Gehirnforschung.
Von dem Buch habe ich mir viel versprochen, insbesondere eine echte Brücke zwischen diesen beiden Disziplinen. Die meiste Zeit über existieren sie aber eher nebeneinander her, und die Brücken, die da sind, sind eher dünn. Hinzu kommt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass gerade ein Neueinsteiger in die Thematik die Konzepte aufgrund der hier gelieferten Erklärungen wirklich verstehen kann - sie sind eben doch oft zu kurz.
* Anne-Laure Le Cunff - Tiny Experiments.
Ein sehr interessantes Buch mit einem gänzlich anderen, prozessbasierten Ansatz zum Selbstmanagement, der zumindest zu mir deutlich besser passt als die ziel- und zeitplanbasierte Literatur, die da sonst so rumgeistert. Einige Konzepte praktiziere ich ohnehin schon, über andere werde ich mal nachdenken müssen. Ich werde das Buch daher wohl in den Sommerferien nochmal in Ruhe durcharbeiten.
* Valerie Wilms - Meine zwei Leben.
Leider ist der Titel eine Mogelpackung, denn um die zwei Leben (eins vor und eins nach der Geschlechtsumwandlung) geht es hier gar nicht. Das erste Leben wird auf ca. 10 Seiten abgehandelt; echte Einblicke gewinnt man hier nicht. In Wahrheit geht es um ihre politische Karriere, um das Innenleben des Berliner Parlamentsbetriebs und die Gründe, warum sie mit den Grünen gebrochen hat. Auch der Schreibstil ist nicht wirklich gewinnend - nüchtern, distanziert und ein stückweit selbstgerecht. Alles in allem habe ich mir unter dem Buch etwas komplett anderes vorgestellt.Abgebrochen habe ich diesmal tatsächlich nichts - erstaunlich...
Zwischenstand zum Leseziel: 5.410 Seiten (von 12.000).
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