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[Changeling: The Dreaming | Ironsworn] Dunkelblaue Teestunde der Seele
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Was sagt das Orakel zu unserem Aufenthalt im Turm? Search Dream. Äußert interessant! In einem Traum sind wir ja. Vielleicht sind aber auch Hinweise auf die Träume einer der beiden früheren Bewohnerinnen hier zu finden? Machen wir das mal so:
Til stöbert herum, und findet mehrere Gedichtbändchen, völlig zerlesen und eselsohrig. An ein paar Stellen wurden mit Tinte Vögel und Pusteblumen an den Rand gekritzelt. Rapunzel muss darin jahrelang wieder und wieder gelesen haben, als sie von Freiheit zu träumen begonnen hatte. Als Heranwachsende und als Teenagerin. Alles davon ist in Altdeutsch geschrieben. (Nicht etwa Polnisch, mit einem Hinweis auf Niedzwiedz, das wär' ja der Knüller gewesen.) Eine alte Umhängetasche gibt’s hier auch zu klauen, da drin verstaut Til seinen Proviantbeutel und die Gedichtbände.
Also mit Hopscotch wieder schwerelos raus gehüpft, und in die Richtung der Wüstenei weiter marschiert!
Weil wir so praktisch vom Aussichtsturm spähen konnten, würfle ich die nächste Etappe mit Wahrnehmung+Aufmerksamkeit. Die Challenge Dice gestatten einen Weak Hit: Wir kommen ganz gut voran, und auf Kosten eines Supply-Punkts steigt der Fortschritt des Reise-Moves auf acht.
Dabei entdecken die acht Wanderer eine einsame Gestalt im Dunkel des Waldes, die sich dahin tastet, von Baum zu Baum. Ihre Hände und die zerrissenen Kleider sind von Schmutz und Baumgrün überzogen. Der Mann reckt den Kopf und lauscht, als er Til nahen hört. Er steht mit dem Rücken zu ihnen. Til verharrt. Er will ihn ansprechen, aber erinnert sich gut daran, dass der Setzling das verboten hatte.
„Wer da?“, fragt die raue Stimme, der Mann ist noch jung, aber man hört ihm an seinem Ton an, wie verwahrlost er ist. Als er sich nach den Reisenden umwendet, um zu lauschen, sieht Til, wie zerstochen und vernarbt seine Augen sind. Seine Tränendrüsen immerhin sind nicht zerfetzt, denn sein Gesicht ist tränennass.
Til verharrt, um nicht von den scharfen Ohren des Blinden gehört zu werden, die Zeit kommt ihm vor wie Minuten. Das Mitgefühl macht Tils Kopf zu einem Hasenkopf. Er merkt es irgendwann, befühlt seine Schnauze und seine Tasthaare, und seufzt.
„Wer da …?“, wiederholt der Landstreicher.
Til mustert ihn traurig. Beinahe vermutet er, der Mann könne irgendwie wissen, dass er sich Til gegenüber findet, ohne sehen zu können.
Endlich wendet der Landstreicher sich jedoch wieder ab, und irrt weiter.
In dem Moment kommt ein Vogelruf aus dem düsteren Wald vor ihnen, es ist offensichtlich ein Kind, das eine Vogelstimme imitiert. Der Blinde wendet sich danach um, und tastet sich in die Richtung weiter.
Til schleicht davon, ebenfalls in diese Richtung. Wer auch immer da vorne durch das Walddunkel wuselt, er versucht offensichtlich nicht gesehen zu werden! Minutenlang hockt er reglos verborgen, dann hört man jemanden aufspringen, und hastig ins nächste Versteck tappen. Und manchmal imitiert die Stimme den Vogelruf. Der Landstreicher ist mittlerweile außer Sicht, aber er folgt hörbar.
Til ist mal wieder unpassend gekleidet für den Wald — immerhin hat er jetzt wieder seinen Hasenkopf
Ich versuche dabei den Move namens Reach Your Destination. Der Wald wird schon lichter, und am abendlichen Horizont ist die Wüstenei zu erahnen. Dafür würfle ich Konstitution+Aufmerksamkeit, weil Til ausdauernd marschieren und horchen muss. Ein Weak Hit kommt dabei heraus: Wir erreichen den Rand des Ödlandes, aber dabei gibt es eine unerwartete Komplikation. Da nehmen wir natürlich eine Actionsequenz: Schimärische Häscher bewachen die Grenze des Ödlands …
Der Blinde ist weiter zurückgefallen, man hört seine Schritte im Unterholz kaum noch. Til hört einen verzweifelten, weiteren Vogelruf, ganz aus der Nähe diesmal, und jetzt hat er das Kind, das diese Laute macht. Er hechtet aus seinem Gebüsch, und ist mit drei schnellen Schritten da. Vor ihm kauert ein kleiner Junge im Buschwerk, er sieht pummeliger aus als er ist, denn er ist von einem braunen Zottelfell bedeckt. Ein Pelzmantel und eine Ohrenkappe vielleicht, wie die Verlorenen Jungen aus Peter Pan in den Filmen dargestellt werden.
Ein verlorener Junge, offensichtlich ebenfalls ein Changeling
„Hab' ich Dich!“, stellt Til leise fest.
„Haste nicht!“, lügt sein Gegenüber trotzig, „Keine Zeit! Still, der darf uns nicht hören! Ich hatte ihn fast! Ich muss ihn endlich raus in die Wüste kriegen!“
Der Junge redet Englisch, mit einem deutlichen britischen Akzent.
Tils Löffel zucken, er wendet sich geduckt in Richtung Waldrand, wo Felsen und erste Sanddünen zu sehen sind. Etwas stimmt nicht. Der kleine, pelzige Junge hat es auch gehört. Schnell stößt er wieder den Vogelruf aus.
„Wir stecken glaube ich in Schwierigkeiten! ... Was soll das eigentlich?“
„Der darf nicht hören, dass ich dahinterstecke! Darum mach' ich 'nen Vogel nach!“
„Niemand glaubt, dass das ein Vogel ist, Kleiner! Als Weinbergschnecke ginge das noch durch!“
„Was? Echt?!“, fragt der Junge mit überraschtem Gesicht. Scheinbar hat er seine Vogelimitation für undurchschaubar gehalten.
In dem Moment bebt das Ödland von leichten Erschütterungen. Grinsende Schädel auf den nahen Dünen werden von rieselndem Sand frei gerüttelt, fast so, als würden sie sich selbst auszugraben versuchen. Til schaudert es.
Die beiden starren in die Richtung: Ihnen ist so, als sähen sie einen langen Schatten sich über den Dünen bewegen — aber da ist gar keine Silhouette, die ihn wirft! Tils Löffel zittern, als ein Ächzen, tief und klagevoll, durch die leere Welt dort draußen hallt.
Beide würfeln Willenskraft, Til hat keine Angst, aber der kleine Bären-Junge schafft es gerade eben so mit einem einzigen Erfolg. Verzweifelt macht er erneut den Vogelruf nach.
„Was immer da draußen ist, lockst Du’s nicht damit an?“, flüstert Til.
„Der Typ muss uns folgen! Wenn wir den jetzt verlieren, war alles umsonst! Kapierst Du nicht? Und wir müssen zusehen, dass die nicht auf den treten! Hinter dem sind die ja eigentlich her!“
Plötzlich sehen sie den Blinden, der sich geduckt zwischen den Baumstämmen hindurch zwischen die Felsen hinaus wagt. Er zittert und scheint ein Gebet zu murmeln.
„Schnell, hinterher!“, keucht der Junge, zückt eine hölzerne Steinschleuder, und rennt dem Landstreicher hinterher. Til und seine Kaninchenmeute folgen alarmiert. Unter ihren Füßen ist nun Kies, Geröll, und Sand.
Ein Schemen rast von den Felsen her auf sie zu, bevor sie den Blinden einholen, und ein massiges Objekt rammt sich von oben in den Kies, wie ein Rammbock, und sendet eine Schockwelle aus, Knochenstaub und Steinchen fliegen! Til macht große Augen: Es ist ein riesiger Fuß in einem alten Fellstiefel, und daran hängt ein dünnes, knochiges Bein — die Kniescheibe befindet sich auf Tils Kopfhöhe! Ein zweiter Fuß schnellt heran, aber aus meilenweiter Entfernung, er bewegt sich auf eine Weise, die unmöglich sein sollte, wie verzerrt, als würden Zeit und Raum sich strecken. Als der zweite Fuß aufsetzt, steht ein Riese direkt über den Flüchtenden, und schaut grimmig auf sie hinab. Es war unmöglich, ihn herannahen zu sehen, außer in dem kurzen Moment, indem er diese unfassbar weiten Schritte gemacht hat!
Soundtrack: Filip Lackovic, Perun
https://www.youtube.com/watch?v=q6OuVL4cgtI
Die beiden Changelings müssen hastig den Blinden voran treiben, und dabei vermeiden, dass jemand zertrampelt wird! Das ist erstmal der Move Face Danger. Til versucht das Augenmerk des schrecklichen Riesen auf sich zu ziehen, und Haken zu schlagen; mit dem Schwert von Yvamore in der Hand kann er vielleicht die übergroße Keule ein Stückweit ablenken, wenn ein Schlag ihm zu nahe kommt. Ich würfle für ihn Geschick+Ausweichen (leider noch null)+Aspekt ('Überzeugter Pazifist, kämpft nur defensiv')+den Aspekt des Schatzes ('Eignet sich auch hervorragend zum Parieren'). Das bringt fünf Erfolge (auch dank seiner Schnelligkeit-Spezialisierung bei Geschick). Der Junge würfelt Geschick+Athletik, um den Blinden weiter zu dirigieren. Vier weitere Erfolge … aber aus den neun machen die Challenge Dice einen extremen Fehlschlag, mit einem Zehner-Pasch! Das bedeutet Pay the Price, und da ein Pasch gefallen war, wähle ich gleich zwei Negativkonsequenzen aus: Erstens werden die beiden Changelings von dem Landstreicher getrennt zwischen den wirbelnden Staubvorhängen, und zweitens werden sie umzingelt und dadurch in einen Kampf verwickelt.
„Knochengänger!“, schreit der Junge mit der Pelzmütze entsetzt.
Die beiden Riesen sind dreieinhalb Meter groß, und ihre Haut spannt sich bis zum Zerreißen über ihren langen, schweren Knochengerüsten. Sie scheinen am Leben zu sein, mehr oder weniger. Ihre breiten Münder sind mit groben Stichen zugenäht, und doch Ächzen sie noch; ein gräßlicher, gedämpfter Klang, als wenn einer versuchte zu sprechen, aber sich nicht recht erinnern könne, wie. Was sie jedoch wirklich schrecklich macht, ist ihre Gangart: Statt zu schreiten wie andere Grimm'sche Riesen bewegen sie sich wie Stelzenläufer, unnatürlich strecken und verlängern sich ihre Beine bei jedem Schritt, und heben sie kilometerweit über das Ödland hinweg in nur wenigen Schritten.
Die Knochengänger-Riesen patrouillieren das Wüstenland mit Riesenschritten
Ich versuche mich nicht an den Kampf-Moves aus Ironsworn, denn die beiden SCs werden gar nicht erst versuchen, die Riesen umzuhauen. Alles was sie wollen ist entkommen! Also ist ihr Move weiterhin Face Danger.
Ich würfle dasselbe wie eben, Til schlägt seine Haken, und der fremde Junge stürmt voran, gelegentlich mit seiner Zwille feuernd. Aber die beiden erreichen gemeinsam nur sechs Erfolge. Immerhin ein Weak Hit: Die Flucht gelingt schließlich, aber mit einer Negativkonsequenz.
Die Fliehenden werden auf einen tiefen Abhang zu getrieben, und retten sich schließlich eine längliche Felsnase hinauf, während die Verfolger sie umringen: Die Beinarbeit der Knochengänger ist verblüffend. Scheinbar gibt es kein Entkommen. Der Bärenmützen-Junge schickt hektisch ein Steinchen nach dem anderen mit der Zwille in Richtung der Augen der drei Fratzen. Til hält sich vor ihm, das blau glühende Schwert von Yvamore defensiv ausgereckt, als könne er die drei Ungeheuer damit auf Distanz halten. Keulen werden bedrohlich erhoben, und ein erster Schlag trifft den Felsquader, Til packt den Jungen und wirft sich mit ihm ganz ans andere Ende des Steines, und dadurch kippt die Balance endgültig … die Felsnase bricht los, und schliddert den Kieshang hinab! Til und der Junge schreien entsetzt, während es rumpelnd und krachend zu Tal geht, in einer riesenhaften Staubwolke! Die Bunnies sitzen auf Ihnen beiden, und klammern sich fest, und schreien in ihren hohen Stimmchen ebenfalls! Eins zieht Til an seinen Löffeln wie an Pferdezügeln, in der Hoffnung, ihn dadurch dazu zu bringen, irgendwie dafür zu sorgen, dass die rasende Abfahrt aufhört!
Die Negativkonsequenz vom Weak Hit ist demnach, dass die Charaktere die Orientierung verlieren. Sie finden sich tief in der Felsenschlucht wieder, und können vorerst nicht mehr sagen, wo die Knochengänger sind, wo der Waldrand liegt, oder gar, wohin der Blinde geflüchtet sein mag.
Sternschnuppe:
Mit welcher KI machst du denn die Blder?
Hast du Lust auch die jeweiligen Prompts dazu zu schreiben?
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--- Zitat von: Sternschnuppe am 9.02.2025 | 09:48 ---Mit welcher KI machst du denn die Blder? Hast du Lust auch die jeweiligen Prompts dazu zu schreiben?
--- Ende Zitat ---
Hallo Sternschnuppe! Das ist fast alles per Microsoft Bing erstellt (als 'rough traditional painting'). Die breitformatigen Landschaftsbilder sind von Midjourney. Manchmal ist mit Photoshop nachgebessert. (Die Prompts halte ich nie fest, das kommt mir etwas aufwändig vor; wenn ich eine neue Version brauche, beschreibe ich das Gewünschte neu.)
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Til hilft dem Briten auf, und beide klopfen sich Staub und Sand vom Fell.
„Deinen Landstreicher haben wir wohl erstmal verloren …“
„Das waren die Knochengänger! Die beschützen die Wüstenei. Die ahnen schon seit Tagen, dass ich den Typen hierher lotsen will!“
„Wer ist das?“
„Wer das ist?! Nur mal eben der wichtigste Typ hier weit und breit! Von dem hängt alles ab!“
„Ist das vielleicht einer namens Niedzwiedz? … Oder Du, bist Du das?“
„Nein, bin ich nicht. Ich weiß aber, wo der ist! Man erkennt ihn immerzu an seinen Wolfs-Ohren.“
„Ach so? Aber Niedzwiedz heißt Bärchen! Das würde optisch auch zu Dir passen!“
„Ja, mein Spitzname ist Wolf! Lobo werde ich genannt, Kanadisch für Wolf! Kapierst Du? 'Bär und Wolf'. Wie in diesem anderen Grimm-Märchen. Aber wir haben natürlich unsere Namen getauscht! Ich werde Lobo genannt, und er Niedzwiedz!“
„Wozu?“
„Mann, ist doch klar! Um die Piraten aus Nimmerland von unserer Fährte abzubringen, die schwarzen Reiter aus Grimgoromn, und andere unliebsame Fragesteller. Das hier ist das Träumen, da muss man eben clever sein, wenn man überleben will!“
„Du musst mich bitte zu Niedzwiedz führen, Lobo!“
„Könnte ich vielleicht machen, Mister. Aber vorher musst Du mir hiermit helfen. Und wer bist Du eigentlich?“
„Til Haselberger. Womit helfen?“
„Komischer Name. Sie sind kein Engländer, Sie haben auch so einen komischen Akzent. … Na, mit dem Typen helfen natürlich! Rapunzel ist doch zu diesem Zeitpunkt in ihr Exil geschickt worden. Das ist diese Wüste! Bevor wir nicht den Königssohn zu ihr lotsen, kann die Geschichte nicht ausgehen! … Komm'n Sie mit, dort vorn geht’s aus der doofen Schlucht raus.“
Til eilt mit den sieben Bunnies hinterher: „Ja, klar, das ist die Wüstenei. Und ich dachte schon, wir wären bei Tankred Dorst.“
„Tank-Fred wem?“
„Äh, schon gut. Einer meiner Lieblingsautoren. ... Wo hier Lewis Carroll und die Gebrüder Grimm schon vertreten sind, dachte ich …“
„Du redest wie ein Erwachsener“, und das klingt bei ihm wie ein Schimpfwort.
„Na ja, ich … hm, meine früheren Freunde haben mir gesagt, ich verhalte mich meistens nicht sonderlich erwachsen.“
„Aber Du redest so. Tank-Fred sowieso!“
„Tankred Dorst.“
„Siehste, schon wieder, Mister!“
„Nenn' mich mal Til.“
„Meinetwegen. Ich bin Lobo.“
„Und Du willst unbedingt das Paar aus dem Märchen wiedervereinen? Das ist lieb.“
„Nix da, lieb! Ich bin nicht lieb. Ich verspreche mir da was von.“
„Und zwar was?“
Sie beginnen den Aufstieg an einem der rutschigen Kieshänge, beide auf Händen und Knien. Die Bunnies tollen freudig um sie herum, allesamt bereits völlig eingestaubt und eingeschmuddelt.
„Denk' mal nach, Mister, äh, Til! Rapunzel ist von ihren menschlichen Eltern weggenommen worden, und in dem einsamen Turm großgezogen worden, richtig? Von einer Zauberin, richtig?“
„Ja, ich erinnere mich. So heißt es in dem Märchen.“
„Genau. Die Zauberin, mit dem Tarnnamen Frau Gothel, die muss in echt eine Sidhe sein! Ist doch klar: Wegen ihrer außerweltlichen Besitzungen, ihrer magischen Rapunzeln, ihrer Zaubermacht, und ihrem Interesse daran, Erstgeborene zu stehlen, denk' ich mir.“
„Keine Ahnung, vielleicht. Das wird in dem Märchen glaube ich nie erklärt. Bei den Gebrüdern Grimm ist der dunkle Wald halt immer voll von Hexen und Gestaltwandlern ...“
„Ja, aber das ist doch kein Zufall! Frau Gothel ist also eine getarnte Sidhe, und dann sind ihr Turm ohne Türen, und eben auch ihre Wüstenei hier, eigentlich Besitzungen der Sidhe. Gerade die Wüstenei: Rapunzel im Exil kann hier doch nicht allein überleben, und obendrein mutterseelenallein ihre Zwillinge gekriegt haben!“
„Nee?“
„Nee, natürlich nicht, guck' Dich mal um, Mister, hier gibt’s fast nix zu Futtern, wie Du siehst. Grauslig. Und wir wissen, dass Rapunzel ihr ganzes Leben bis zu ihrer Verbannung behütet in ihrem ollen Turmzimmerchen verbracht hat! Eine wie die überlebt keine eineinhalb Tage alleine in der Wildnis! Nee, es muss einen kleinen Kithain-Hofstaat dafür geben. Warum sonst hätte ihre Ziehmutter diese Gegend als Verbannung auswählen sollen? Und da muss ich hin, zu diesem versteckten Hofstaat!“
„Interessante Idee!“, sagt Til, er ist wirklich davon angetan, mit dem Bubi über Märchen zu fachsimpeln, als wären sie ernstzunehmende Angelegenheiten — auch weil sie ja auch gerade in einem drin sind!
„Wir müssen zwischen den Zeilen lesen bei Märchen“, findet Lobo, „Die sind doch von Menschen für Menschen geschrieben! Kapierst Du, Til? Wenn wir die Feen finden wollen, müssen wir die Teile genauer angucken, welche den Menschen in den Märchen verborgen sind!“
„Faszinierende Idee. Ich mag die Art, wie Du denkst!“, freut sich Til.
„Du scheinst wohl zu glauben, dass das so eine Art Hobby oder lustige Entdeckungsreise ist. Aber das hier ist 'ne Sache von Leben und Tod!“
„Was erhoffst Du denn zu finden?“
„Sage ich Dir doch nicht! Ich kenn' Dich ja gar nicht.“
„Kannst mir ruhig vertrauen. Wenn Du ein Freund von Niedzwiedz bist, dann sind wir auf derselben Seite, wie es aussieht!“
„Wie kommst Du drauf, dass ich mit dem auf derselben Seite bin? Der ist praktisch 'n Werwolf! Halb Wolf, halb Mensch, mit richtig schlechten Manieren! Und Du, Mister Til, Du bist'n Pooka. Die sind Lügenbolde.“
„Bist Du keiner?“, bringt Til hervor, als er sich über die Felskante hinauf zieht. Er reicht Lobo die Hand, und zieht ihn ebenfalls rauf.
„Quatsch, ich bin ein Skinwalker. 'Ne nordamerikanische Indianer-Fee! Ein Stammesheld!“
Til klopft sich den Staub von der Anzughose, „Klingst ganz schön britisch für einen ‚Indianer‘.“
„Stell' Dich mal nicht so hohl an. Als wäre sowas heutzutage noch wichtig! Also, bist Du dabei?“
„Klar bin ich dabei, Kurzer!“
„Muper! Schlag' ein!“
„Muper?“
„Total muper! Einschlagen!“
Sie geben sich die Pfotenhände drauf.
Das scheint nach den Hinweisen des Setzlings die nächste klare Spur von Niedzwiedz zu sein. Da ich diese Queste als Extrem definiert habe, ist jeder Milestone nur ein Kreuzchen, und erst zwei Kreuzchen machen einen vollen Punkt Fortschritt aus. Damit ist der erste solche volle Punkt erreicht, immerhin.
Und wo wir gerade von Questen sprechen, Til hat sich soeben auf eine Neue begeben, nämlich die
Queste (Gefahrvoll): Rapunzel und ihren Königssohn wiedervereinen, um den verborgenen Feen-Hofstaat zu finden.
☀
Der Junge ist auf einen Felsen geklettert, um nach den Knochengängern Ausschau zu halten. Til versucht vorsichtig nach und nach seine Kaninchenfreunde zu entstauben, die aber wild durcheinander wuseln, und sich einen Spaß daraus machen, sich nicht fangen zu lassen.
Als der Junge wieder zurück kommt, sagt Til, „... Aber glaubst Du nicht, es wäre besser, der Geschichte zu erlauben, sich von selbst zu entfalten? So, wie die Gebrüder Grimm sie damals aufgeschrieben haben?“
„Wieso?“
„Na, hast Du nicht das Gefühl, indem Du das Vorankommen des Königssohns heimlich beschleunigst, schummelst Du irgendwie? Vielleicht verändern wir damit irgendwas! Vielleicht ist das wie, was weiß ich, wie in ‚Zurück in die Zukunft‘!“
„Was ist denn ‚Zurück in die Zukunft‘?! Das muss doch anders heißen, 'voran geht's in die Zukunft' oder so.“
„Sag' bloss, das kennst Du nicht! Das ist ja voll die Bildungslücke. Wie alt bist Du?“
„Keine Ahnung. ... Nee, das macht nichts, wenn ich den Typen zu seiner Rapunzel locke. Er bekommt ja niemals mit, dass ich kein Vogel bin! Der glaubt doch, er folgt nur'm lustigen Vogelruf!“
Til legt den Hasenkopf leicht schief, er glaubt nicht, dass der das glaubt.
„Und außerdem ist das gar nicht gesagt, dass ich nicht der Grund bin, dass die Geschichte sich so entfaltet wie sie aufgeschrieben ist! Kapierst Du nicht? Du musst zwischen den Zeilen lesen, um die Feen zu finden, sage ich doch! Alles, was in dem Märchen beschrieben ist, ist dass der Typ von der Ziehmutter ausgeschimpft und verjagt wird, und dass er dabei blind wird, und nach jahrelangem Herumirren im Wald schließlich in die Wüstenei kommt. Aber es steht da nicht, wie er drauf kam, den Wald zu verlassen! ... Es war nämlich vielleicht 'ne lustige kleine Spottdrossel, die ihn rausgelockt hat! Siehste?“
„Ja … kann sein … aber wir müssen trotzdem echt vorsichtig sein. Wenn wir hier im Träumen irgendwas Grundlegendes verändern oder vermasseln, ändert sich vielleicht alles an dem Text, drüben in der Herbstwelt! Alle Märchenbücher schreiben sich von selbst um!“
„Oder es passiert gar nix, Mister. Vielleicht träumen nur ein paar Leute anders von der Geschichte, wie heißt das — von einer anderen Fassung. Was weiß ich.“
„... Du kennst Dich auch nicht viel besser aus mit all diesen Sachen, oder, Kurzer?“
„Ich weiß schon ganz gut Bescheid!“
„Na, wir sollten auf jeden Fall äußerst vorsichtig sein. Keine unnötigen Risiken!“
„Ich habe noch nie Pech gehabt, wenn ich ein Risiko eingegangen bin! Kopf hoch, Mister Til, ich pass' auf Dich auf!“
„Na, dann bin ich beruhigt. Wonach sollten wir zuerst suchen, nach dem Königssohn, oder Rapunzel?“
☀
Hier ist das Profil unseres neuen Freundes:
Archie Woods
Alter: 8; Kith: Pooka (Bär/Waschbär); Hof: Licht; Erben: Paladin/Gesetzloser; Schein: Kindling
Attribute: Geschick (Fingerfertigkeit) 4, Konstitution (Zähigkeit) 4, Stärke 2, Charisma 2, Erscheinungsbild 3, Manipulation 1, Geistesschärfe 3, Intelligenz 2, Wahrnehmung 3
Fertigkeiten: Athletik 3, Aufmerksamkeit 3, Ausdruck 1, Empathie 2, Gewahren (Märchen) 4, Überzeugen 2; Bogenschießen 1, Darbietung 1, Etikette 1, Handwerk 1, Heimlichkeit 3, Tierkunde 1, Überleben 1; Enigmas 1, Gremayre 3, Linguistik 1
Hintergründe:
• Gedenken 2
• Träumer 2
• Schatz (Indianer-Knüppel) 1
Aspekte:
• Unerschrockener Abenteurer +2
• Instinktiver Orientierungssinn +1
• Warmes, schützendes Bären-Fell +1
• Verliebt in eine Sidhe-Prinzessin +1
• Vor Jahren von Zuhause ausgerissen und, alterslos, im Träumen verloren
• Trotzkopf
• Hat immer Appetit
Künste: Primal 3
Reiche: Actor 1, Fae 4, Nature 3, Scene 2
Glamour: 5
Willenskraft: 5
Ausrüstung: Lederriemen mit Beuteln und Täschchen, Trinkflasche, Zwille, kaputter Kompass, kaputte Taschenuhr, kleine Trophäen, Glas Honig, Holzlöffel
Schatz: Indianer-Knüppel
Archie hat von den berühmtberüchtigten Indianern von Nimmerland einen magischen Knüppel geschenkt bekommen, der ordentlich Wumms hat.
Aspekt:
• Mächtige Knüppelschwinger +1
Sternschnuppe:
--- Zitat von: Schalter am 9.02.2025 | 12:34 ---Hallo Sternschnuppe! Das ist fast alles per Microsoft Bing erstellt (als 'rough traditional painting'). Die breitformatigen Landschaftsbilder sind von Midjourney. Manchmal ist mit Photoshop nachgebessert. (Die Prompts halte ich nie fest, das kommt mir etwas aufwändig vor; wenn ich eine neue Version brauche, beschreibe ich das Gewünschte neu.)
--- Ende Zitat ---
Danke. :headbang:
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