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[Changeling: The Dreaming | Ironsworn] Dunkelblaue Teestunde der Seele

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Der Junge hat ganz andere mystische Möglichkeiten als Til, also kann er uns vielleicht bei dieser Entscheidung helfen. Erst einmal habe ich ihm den Hintergrund namens Gedenken gegeben (Remembrance), der gibt vielleicht einen Hinweis aus der Vergangenheit: Wenn der Bubi in einem seiner Vorleben schon einmal hier war, dann fällt ihm die Lage der gesuchten Sidhe-Besitzung in der Wüste vielleicht wieder ein …!

Also Intelligenz+Gedenken gegen acht: Ein Erfolg! Das ist dann ein erster Milestone auf der neuen
Queste (Gefahrvoll): Rapunzel und ihren Königssohn wiedervereinen, um den verborgenen Feen-Hofstaat zu finden.
Damit haben wir schon mal die ungefähre Richtung ermittelt, und der Fortschritt steigt dadurch auf zwei.

Lobo hebt das Gesicht in den Himmel und zieht tief die Wüstenluft ein durch seine Nasenlöcher, und scheint in sich zu gehen. Til will ihn fragen, was er da tue, aber schon schaut ihn der Pelzmützen-Junge wieder an, seine Mine hellt sich schlagartig auf:
„Ich weiß es ja noch, Mister Til! Ist gar nicht lange her, da bin ich dort schon mal gewesen. Dort drüben geht’s lang! Ich erinner' mich … ich erinner' mich an eine Art Bauwerk … zwischen hohen Felsen … fast wie ein steinernes Vogelnest …!“
„Und Du … warst da vor Kurzem schon mal?!“
„Ja ja! Gar nicht lang her. Komm' mit, Til!“

Entweder ist das — entgegen dem was er da sagt — doch ziemlich lange her, vermutet Til, oder der Junge hat generell ein Problemchen mit seinem Erinnerungsvermögen. Immerhin hat er eben gesagt, er kenne sein eigenes Alter nicht …!
Etwas skeptisch folgt Til ihm.
„Wie ist überhaupt Dein richtiger Name, Lobo?“
„Sag' ich Dir doch nicht! Du willst mich wohl verkackeiern, Mister. Das solltest Du aber besser wissen, als einen Changeling nach seinem richtigen Namen zu fragen. Du hast ja schon meinen Spitznamen, das ist mehr als reichlich!“
„Äh. Aber ich hab' Dir doch auch meinen Namen gesagt …? Hätte ich das besser gar nicht machen sollen?“
„Til Haselberger soll ein richtiger Name sein?“
„Klar. So heiß' ich eben.“
Der Junge wendet sich im Laufen nach Til um, und lacht amüsiert, „Wo kommst Du denn her?! Wo haben Leute denn solche Namen?!“
„Na ja, Deutschland!“
„Ach so! Hahaha! Darum klingt das so ulkig! Das ist, als würdest Du ‚Sauerkraut‘ mit Nachnamen heißen!“
Til muss auch ein bisschen lachen, und sagt dann, „Blödsinn, Kurzer. Haselberger ist ein ganz normaler deutscher Nachname.“
„Klingt wie hassle. Ich hoffe, Du stellst Dich ich nicht als Ärgernis heraus.“
„Nein, das klingt wie das deutsche Wort ‚Hase‘. Das passt deswegen total zu meinem Äußeren.“
„Willste mir jetzt erzählen, Du bist als Hasen-Pooka Erwacht, weil Dein Name Hase ist? Ich glaube, da willst Du mir'n Bären aufbinden!“, und er lacht erneut, ziemlich selbstzufrieden über seine lustigen Wortwitze.
„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie das alles funktioniert …“
„Darum hast Du auch noch keinen mupercoolen Spitznamen, wie ich, und mein Wolfs-Kumpel!“
„Was … äh … was passiert einem denn, wenn man seinen bürgerlichen Namen verraten hat?“
„Dir? Mit mir? Gar nix, Mister. Ich schweige. Ehrensache! Aber Deinen Feennamen, den darfst Du echt nicht ausplaudern. Dann geht Dir der Arsch auf Grundeis, Mister.“
„Was ist denn ein Feenname?“
„Dein Gedächtnis wird den schon ausspucken, früher oder später.“
„So?“
„Ja, ja. Aber wenn Du ihn hast, posaun' den bloß nicht raus! Da kann dann wer weiß was passieren. Die Sidhe können versuchen, Dich in Eidbünde zu zwingen, und was nicht alles.“
„Hm, das klingt ziemlich bedenklich. Gut, dass ich Dich getroffen habe, Kurzer! Du bist mindestens so nützlich wie die beiden Trolle letztes Mal.“
„Das Geheimnis ist, Mister: Ich bin noch viel besser als jeder Troll! Und das, obwohl ich noch ein Kindling bin! Ich kann dasselbe, was die können, nur eben ohne die typisch trollige Tollpatschigkeit!“
„Hast Du einen Mentor? Hat irgendein Lehrmeister Dir das alles beigebracht?“
„Quatsch, ich bringe mir immer alles selbst bei“, sagt der Junge, plötzlich ernst, und schaut starr auf den Weg vor sich.



Die Wüstenei zieht sich scheinbar in die Unendlichkeit dahin


Um dem Weg weiterhin zu folgen, mache ich den Move Gather Information. Für den Jungen würfle ich erneut Intelligenz+Gedenken, und außerdem hat er den Aspekt bekommen ‚Instinktiver Orientierungssinn (+1)‘, den Bonus davon gebe ich ihm hierbei obendrauf. Til würfelt unterstützend Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, er späht vor allem nach den schrecklichen Knochengängern und anderen Gefahren des Ödlands aus. Sie sind ein tolles Team, acht Erfolge kommen bei den beiden Würfen zusammen. Die Challenge Dice finden das offensichtlich auch gut und gewähren einen Strong Hit. Das ist dann wiederum ein zweiter Milestone bei unserer Queste, also ist der Fortschritt jetzt auf vier.

Binnen weniger Stunden lokalisieren sie einen Punkt zwischen hohen Felsen, der zur Erinnerung des Jungen passt! Sie halten zielgenau darauf zu, ohne noch einmal von Monstern behelligt zu werden.

Tils Willenskraft ist ziemlich runter, also mache ich mal den Move Make Camp. In der schlimmsten Mittagshitze suchen sie Schutz in den Schatten. Beiden läuft der Schweiß ganz gewaltig unter ihren Pelzmänteln. Glücklicherweise hat Til ordentlich Wasser aus dem Weiher beim Rapunzel-Turm mitgenommen. Ein Strong Hit bei Konstitution+Supply, das bringt allen einen temporären Willenskraft-Punkt zurück.

Finden wir schließlich am Fuße der Feen-Befestigung eine Siedlung oder eine Behausung von Menschen? Dafür mache ich dieselben Würfe wie eben bei einem neuerlichen Gather-Information-Wurf. Famos, wieder ein Strong Hit! Und finden wir dort Rapunzel? Wahrscheinlich … aber das Orakel antwortet mit einem extremen Nein, ein Einser-Pasch! Sind überhaupt Leute bei den ärmlichen Holzhütten? Wieder ein extremes Nein, diesmal mit Zweier-Pasch!

Erschrocken durchsuchen die Wanderer alles. Es gibt eine Handvoll Hütten, einen winzigen Ziehbrunnen, und ein paar verstreute Habseligkeiten im Schmutz.
„Die Leute hier haben in schlimmer Armut gelebt …“, schlussfolgert Til, „… Bis vor Kurzem, als sie allesamt verschleppt wurden!“
„Und Rapunzel? Und ihre Zwillinge? Was ist mit dem Märchen?!“, ruft der Junge aufgeregt, „Der Königssohn ist schon auf dem Weg hierher! Vielleicht ist er in wenigen Stunden oder Tagen hier? Und was, wenn er dann Rapunzel nicht antrifft?! Im Märchen trifft er sie doch an!“
„Du meinst, die Ereignisse verändern vielleicht die Geschichte?“
„Du warst doch derjenige, der gesagt hat, dass das voll gefährlich werden könnte, Mister!“
„Ja! Keine Ahnung. In diesem einen Film passiert halt sowas … exakt dasselbe Szenario!“
„Au Mann, dann müssen wir uns sputen! Rapunzel kann ja nicht weit sein. Wir müssen Spuren finden! Glücklicherweise bin ich ein muper Spurenleser!“
„Ja?“
„Ja, Muper-Weltklasse! Nicht rumstehen! Suchen, Mister Til! Sag' den Bunnies, die sollen auch mithelfen!“

Also los, wieder Gather Information, mit Wahrnehmung+Überleben. Der Junge bekommt zusätzlich seinen Aspekt-Bonus ‚Unerschrockener Abenteurer (+2)‘ dafür, denn das Abenteuer ruft gerade ganz deutlich! Acht Erfolge, aber laut Challenge Dice nur ein Weak Hit. Also finden wir Hinweise, aber die verkomplizieren auch die Suche. Was mag das sein? Vielleicht dies:

„Sieh' mal, was Deine Bunnies gefunden haben, Mister Til!“, hört der Pooka, als er gerade über einem paar der Fußspuren kauert.
Er rennt dorthin, und sieht drei der Kaninchen, von denen eines sich selbstzufrieden geschmückt hat mit einer schillernd blauen und goldgelben Vogelfeder. Es hat sie an seinem Hinterkopf befestigt, und stolziert auf den Hinterpfoten hin und her wie ein Eingeborenen-Häuptling.



Die Bunnies haben einen bedeutenden Fund gemacht, missinterpretieren ihn aber vollkommen


„Das ist die einzige Vogelfeder weit und breit!“, sagt Til, „Vom Aussehen her ganz klar ein Wiedehopf!“
„Ach was, die ist doch fast so lang wie mein Unterarm! Das wär' dann aber ein echt fetter Wiedehopf!“
„Weißt Du, was ich glaube, Kurzer?“
„Ich glaube, Du glaubst das, was ich auch glaube …!“
„Ein Riesenvogel hat die Einsiedler geschnappt! Wüstenvögel sind ja bekannt dafür, dass sie gern Menschen schnabulieren.“
„Echt wahr?“
„Leider ja!“

Ich würfle wieder Gather Information, mit Würfen auf Intelligenz+Gedenken+‘Instinktiver Orientierungssinn‘ für den Jungen, und Wahrnehmung+Überleben für Til. Das mysteriöse Gedächtnis des Kleinen scheint auch etwas über diese Wüstenvögel zu umfassen:

„Ich glaube … die gibt’s hier draußen schon seit langer Zeit … ewig langer Zeit … der Vogel Roc!“

Die Challenge Dice machen aus dem Gather-Information-Move einen Strong Hit, wieder mit Pasch, und diesmal fallen witzigerweise zwei Dreier! Also ist die Spur deutlich zu finden:

Die neun rennen auf die felsigen Hügel zu, und entdecken immer mal wieder eine Feder, einmal einen zerlumpten, herabgefallenen Schuh! Und dann hören Tils scharfe Löffelohren auch das ferne Gekrächze der Riesentiere. Sie nisten nicht etwa auf dem legendären Berg Qāf am Rande der Welt, sondern auf einer Felsspitze hinter den schroffen Hügeln!

Dazu befragen wir mal das Orakel: Advance Supply, sagen die Würfel. Das deute ich so, dass die Wanderer hastig an einem schmalen Gebirgsbächlein ihren Durst stillen und ihre Trinkflaschen auffüllen können. Da nehme ich mir einen verbrauchten Supply-Punkt zurück.

Angespannt lauschend und hinauf spähend erreichen die Wanderer schließlich die Wand der Felsspitze. Gelegentlich sieht man ein Flattern der prachtvollen Flügel ganz dort oben: Da nisten die Rocs offensichtlich!
„Hoffentlich haben sie die Einsiedler noch nicht alle aufgepickt!“, flüstert Lobo nervös.
Til nickt, und schweigend machen sie sich an den Aufstieg, so schnell und leise sie können ...

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Ich mache mal keinen ganzen Move, sondern einfach einen regulären Wurf zum Klettern: Til erreicht sieben Erfolge bei Geschick+Athletik, und (dank einem Willenskraft-Punkt) schafft der Junge sechs. Sie sind beide äußerst geschickt, und völlig lautlos!

„Wäre doch muper, wenn jetzt was mit dem Nest passieren würde, genau in dem Moment, wenn wir ankämen, oder Til?“, wispert der Junge aufgeregt.
„Ja, supermoll! Äh, tupersoll! Ähm, supertoll, wäre das, ehrlich! Konzentrier' Dich lieber! Ich halte mit meinem Schwert ihre Schnäbel auf Distanz …!“
„Das braucht's nicht, Mister! Wünschen wir uns einfach, dass lose Felsen das ganze Nest abkippen! Dann flattern die Gummiadler auf, und wir können den Gefangenen raus helfen!“
„Lose Felsen? Wie soll das gehen?!“
„Wünsche werden wahr, manchmal, weißt Du doch! Ganz doll wünschen jetzt! … Und ich brauch' dafür natürlich ... mein Wünsch-Gebrüll!“
Und der Junge bäumt sich auf und stößt eine gellend laute Imitation eines Bären-Gebrülls aus. Til zuckt zusammen und will ihn aufhalten, aber dann geht alles ganz schnell:

Der Junge setzt seine Feen-Kunst Primal ein, mit dem Effekt Eldritch Prime, und erschafft lose Felsbrocken, gezielt unter der einen Seite des riesenhaften Roc-Nests! Mit drei Erfolgen bei seinem Wurf auf Primal+Nature werden das richtig viele Felsen, und das Nest geht in Schräglage! Die gewaltigen Schwingen der Rocs tragen drei Gestalten aufgescheucht in die Lüfte, ihr Flügelschlagen schickt einen Sturmwind hinab, der das Fell der neun Kletterer zaust.

Dann mache ich den Move Face Danger, um zuzuschlagen: Mit Geschick+Athletik sollen die SCs den Gefangenen aus dem Nest helfen, und ihnen dabei helfen, den Abstieg zu beginnen. Und zwar bevor das Vogelnest abstürzt! Lobo wirft (trotz seinen ‚Unerschrockener Abenteurer‘-Bonuswürfeln) fünf Einser (gut, dass die Dinger in dieser Chronik laut Hausregeln keine Erfolge abziehen!), und nur einen Erfolg. Ein Willenskraft-Punkt macht mit einem kleinen Reroll immerhin drei Erfolge daraus (gefallene Einser darf ich ja nicht rerollen). Til wird von sechs Einsern heimgesucht, und er trägt daher auch nur drei Erfolge bei. Ein einziges Einser-A-Rama, diese beiden Wurfergebnisse! Gerade jetzt, wo's gilt! Was machen die Challenge Dice also aus unseren mageren sechs Erfolgen? Einen Fehlschlag! Das bedeutet Pay the Price als Folge-Move. Da würfle ich nicht auf der dazugehörigen Tabelle, da weiß ich direkt was:

Zwei der drei kreischenden Rocs sichern das Nest mit ihren Klauen, ihre Stimmen sind so laut, dass die Trommelfelle der Fliehenden dröhnen, als wollten sie zerreißen. Der dritte Riesenvogel aber packt mit beiden Klauenfüßen zu! Til und der Kindling umklammern im Affekt noch ihre Geretteten, zwei magere Erwachsene und zwei Kinder, und die Bunnies klammern sich greinend wiederum an die. Allesamt verlieren sie den Boden unter ihren Füßen, sehen Steinchen und Staub davon abfallen, als sie an Höhe gewinnen! Das Entsetzensgeschrei ist gellend laut! Nur das Kreischen des zornigen Roc übertönt es! Der Riesenvogel hat jedoch nicht damit gerechnet, dass die Beute sich so verzweifelt und durchhaltend aneinander klammern würde. Er hatte in seinem Abflug bereits einen schlechten Start; nun schlägt er verzweifelt mit den Flügeln, um an Höhe zu gewinnen! Allesamt trudeln sie tiefer, und an der Basis der Felsspitze verliert der Roc seine strampelnden Passagiere endgültig aus den Klauen! Die Schreienden fallen ins Geröll, und kullern und rutschen in einer Lawine aus Kies, Staub, und Dreck zu Tal. Dem Roc nimmt der Staub die Sicht, und er macht mit Wutschreien eine Notlandung an der Bergflanke.

Da mache ich mal den Move Endure Harm: Til absorbiert den Schaden knapp, der Kindling sogar völlig mühelos, er hat ordentlich Konstitution, und das schützende Bärenfell hat er obendrein als Aspekt, der ihm beim Absorbieren hilft.

Jetzt also endgültig von Dreck und Schmutz und blauen Flecken überzogen rappelt Til sich kurz darauf auf, und zählt die Geretteten durch: Zwei kleine Zwillinge, ein alter Mann. Sieben Kleine Bunnies. Ein Junge mit Bärenfell. Ein Til. Keine Rapunzel. … Keine Rapunzel?!
„Wo ist Rapunzel?!“, ruft er entsetzt, und schlägt die Pfotenhände über dem Hasenkopf zusammen.
„Wo ist Mama!“, kreischen die zerlumpten Zwillinge.
„Na muper …! Wahrscheinlich ist sie von der Schuttlawine weggetragen worden! Da, die Bergflanke dort hinab!“, ruft der Kindling, „von da seh' ich auch Staub aufsteigen!“
„Ihr drei!“, ruft Til, „Rennt schnell zurück zu Eurem Dorf! Versteckt Euch in den Hütten! Wir kommen nach, mit Rapunzel!“
Der alte Mann nickt, hievt die plärrenden Zwillinge hoch, und macht, dass er wegkommt so schnell seine dünnen Beine ihn tragen.
Lobo stößt lauthals sein Wünsch-Gebrüll aus (es klingt jetzt umso manischer), und setzt den Felsenhang hinab, dorthin, wo die Staubfahne aufsteigt. Til rennt hinterher, das Schwert von Yvamore in der Hand, voller Schrecken nach oben ausspähend zu den dahinziehenden Staubvorhängen, wo er jeden Moment den nächsten Angriff des Vogel Roc erwartet.

Das wird also ein neuerlicher Gather-Information-Move, wir müssen die Verlorene zwischen den Felsen finden — und zwar, bevor die Riesenvögel es tun! Sieben Erfolge bei Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, und dadurch immerhin ein Weak Hit!

Nach kurzem Rennen, Springen, und Schlittern hören die SCs die Füße der Fliehenden auf dem Kies, die sich hastig im Zickzack zwischen den Felsen entfernt, um den Vogel Roc abzuhängen. Kaum sieht man im Abendzwielicht wieder die Staubwolke, die von ihren Schritten aufgewirbelt wird, ist aber auch der Schatten des Riesenvogels da, der ominös über sie alle hinweg gleitet ...! Mit eingezogenen Köpfen geben alle neun Hackengas, tauchen zwischen mehreren Felsbrocken hindurch, und taumeln in eine Senke hinein, der mageren Gestalt einer Frau hinterher. Die Bunnies kreischen. Dann kommen sie alle unten an, und kommen hastig und schwer keuchend auf die Füße. Direkt über ihnen gleitet der Vogel Roc herab!



Der legendäre Vogel Roc


Til zwingt sich, sein Zittern in den Griff zu kriegen, er hält das blau in der Abendsonne gleißende Schwert von Yvamore abwehrend erhoben, und macht ein paar Schritte auf das Ungeheuer zu. Das Schwert verlangt begierig danach, in den Leib des Gegners gestoßen zu werden, aber Til ignoriert seine Angriffslust. Der Roc reißt bedrohlich den Schnabel auf, um zuzupacken! Til packt den Schwertgriff fester, um ihn abzuwehren, so gut er kann, auch wenn die monströse Wucht des Angriffs ihm die Arme brechen sollte. Hinter ihm kommt plötzlich, zottig und überraschend agil, der Junge hervorgeschnellt, in der Hand einen kurzen, schweren Holzknüppel mit primitiver Bemalung darauf. Ein imitiertes Bären-Brüllen auf seinen Lippen!

Ich mache statt einer ganzen Kampfsequenz den Ironsworn-Move namens Battle. Das Ziel der SCs ist nicht, den Kampf bis zum bitteren Ende auszufechten, sondern nur den Vogel Roc in die Flucht zu schlagen. Für Til würfle ich Geschick+Nahkampf (leider 0)+‚Überzeugter Pazifist, kämpft nur defensiv’, +den Aspekt seines Schwertes ‚Eignet sich auch hervorragend zum Parieren’. Für den Jungen würfle ich Geschick+Nahkampf (leider bei ihm auch 0)+‚Unerschrockener Abenteurer’+den Aspekt seines Schatzes ‚Mächtige Knüppelschwinger (+1)‘. Neun gemeinsame Erfolge! Hurrah: Die Challenge Dice gestatten einen Strong Hit!

Til gelingt es zweimal, mit dem magisch leuchtenden Schwert den herabfahrenden Schnabel abzulenken, und die Wucht zu absorbieren, indem er seitliche Rollen durch den Kies macht. Er nimmt alles nur noch als entsetzliche Aneinanderreihung von verschwommenen Nahtodmomenten wahr! Das Ungeheuer kreischt, und schlägt mit den mächtigen Flügeln, um sich höher zu arbeiten, und Til mit seinen Klauenfüßen zu packen! Als der Pooka sich zum wiederholten Mal aus dem Staub aufrappelt, das Schwert verzweifelt erhoben, sieht er, dass der Kindling das letzte Herabfahren des Schnabels genutzt hat, um auf den Kopf der Bestie zu springen! Jetzt stößt er mit überschnappender Stimme seine Bärengebrüll-Imitation aus, mit einer Hand im Gefieder verkrallt, und mit der anderen lässt er Mal um Mal den Knüppel dreinfahren auf den Hinterkopf des Untieres!
Kreischend wirft der Roc ihn ab, flattert noch höher, und beschreibt einen Bogen um die Bergflanke! Til fängt den davon geschleuderten Kindling auf, und landet abermals im Staub, mit ihm sicher in den Armen.

Einen Moment japsen sie nur vor sich hin, alles dreht sich um sie. Das Geschrei der drei Vögel Roc entfernt sich ...

„Bubi, dass ist total unglaublich, was Du da draufhast!“, hustet Til, „Wusste ich gleich, hatte ich mir auf Anhieb schon gedacht …“
„Echt? Na, Du warst auch ganz schön mutig, Mister. Was is'n das für'n Schwert, kann ich das haben? Hast Du doch vorhin schon gesagt. Würde sich prima machen, zusammen mit meinem magischen Indianerstamm-Knüppel.“
„Nee, geht nicht, ist ein Erbstück. Steht mein Name drauf.“
„… Was seid Ihr …?“, sagt eine brüchige Frauenstimme hinter ihnen.
„Wir sind … ähm, wir sind …“, sagt Til atemlos, setzt den Jungen ab, hilft ihm sich aufzurappeln.
„Sag' ihr, wir sind verwunschene Stammeskämpfer, die halb in Tiere verwandelt wurden!“, sagt dieser, und hilft dann seinerseits Til auf. Til kapiert, dass die Frau Altdeutsch redet; sie versteht Lobos Englisch offensichtlich nicht.
Er fragt sie, „Und Du bist Köni …. ähm, Du bist Rapunzel, richtig?“
„So hat meine Ziehmutter mich genannt!“, sagt sie kleinlaut.



Rapunzel hat sich deutlich verändert seit ihrer Zeit im Turmzimmerchen


Rapunzel hat nur noch eine vage Ähnlichkeit mit dem Mädchen auf dem Ölbild im Turmzimmer. Sie ist nach langer Zeit des Darbens und der Entbehrungen hier draußen mager und zäh geworden, aber sieht kämpferischer aus als vorher. Til hat sich diesen Teil des Märchens nie so genau vorgestellt, und auch nicht ausgemalt, wie das Exil in der Wüstenei so sein mag. Offensichtlich war es wirklich schlimm.
„Wo sind meine Kinder?“, fragt sie ängstlich, „Und der alte Wilhelm?“
„Wir haben sie nicht getroffen unterwegs!“, entfährt es Til, „Aber wir haben eine Staubfahne gesehen, die direkt zurück zu Eurer Einsiedelei führt! Wahrscheinlich sind sie alle drei direkt dorthin gerannt!“
„Kommt, schnell!“, sagt sie, kommt auf die Füße, und läuft hastig los in die Richtung.

Das ist jedenfalls ein wohlverdienter Milestone für unsere
Queste (Gefahrvoll): Rapunzel und ihren Königssohn wiedervereinen, um den verborgenen Feen-Hofstaat zu finden.
und bringt unseren Gesamt-Fortschritt auf sechs.

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Rapunzel schließt ihre kleinen Zwillinge wieder in die Arme. Alle sind heilfroh. Sie und Wilhelm verarzten die vielen Prellungen und Abschürfungen der beiden haarigen Helden so gut sie können. Eins der Kaninchen hat sich seine Vorderpfote geklemmt, und macht so lange ein lautstarkes Gewese aus der ganzen Sache, bis Til es auf den Arm nimmt und so lange herumträgt, bis es zufrieden ist.
„… Habt Ihr schon einmal von einem gewissen Niedzwiedz gehört?“, fragt er dabei Rapunzel.
Sie schüttelt verwirrt den Kopf, und sagt, „Es kommen ja nie Fremde hierher. Die Frau Gothel hat ihre entfernten Verwandten dort droben: Sie haben ihr Haus dort, zwischen den Felsen. Aber es ist nicht erlaubt, dorthin zu gehen. Nur wenn sie etwas verlangen oder befehlen wollen, dann kommen die Herrschaften herab hierher, zu den Hütten. Man sieht sie selten.“
„Wir müssen dorthin, Rapunzel! Das sind auch … entfernte Verwandte von uns. Wir müssen mit denen reden! Ist Deine Ziehmutter auch dort?“
„Nein, Frau Gothel ward lange nicht mehr gesehen. Sie hat andere Besitzungen, drüben im Walde. Ich kann Euch wohl den versteckten Bergpfad zeigen, der zu dem Haus hinauf führt! Aber ich darf es nicht betreten, oder mich auf zwanzig Ellen annähern!“
Auf Englisch sagt Til: „Sie kann uns rauf bringen zu den Feen! Bist Du sicher, dass Dein Wolfs-Kumpel Niedzwiedz da noch ist?“
„Ganz sicher! Aber vorerst müssen wir wieder raus in die Wüste, Mister Til! Wer weiß, was mit dem Königssohn ist! Wenn zwischendurch die Knochengänger ihn zertrampeln, dann ist nichts gewonnen, kapierst Du?“
„Kapiere ich, und ich habe auch schon einen Plan.“
„Echt?“
„Klar. Komm', wir lassen den armen Leuten hier die Hälfte von unserem Proviant da, das ist ja schrecklich, wie die hier Diät machen! Und nach dem Essen wandern wir los!“

Also gebe ich zwei von meinen drei verbleibenden Supply-Punkten auf, das ist das meiste Essen, dass die SCs noch hatten. Das kann man ja nicht mit ansehen, wie die Einsiedler hier darben!

Die vier Einsiedler machen sich dankbar über das Essen her. Rapunzel füttert zuerst die Kinder auf ihren Knien. Til ist etwas gerührt, und versucht, nicht zu deutlich da hinzugucken.
„… Ihr seid sehr gütige Wesen“, sagt sie schließlich.
„Klar!“, sagt Lobo selbstzufrieden, als Til ihm das übersetzt hat, „Wir gehören ja auch zum Leuchtigen Hof! Was, Mister Til?“
„Lichter Hof.“
„Sag' ich ja.“
Til fragt, „Rapunzel, was für Leute sind das da in dem verborgenen Haus in den Felsen?“
Einen Moment lang macht sie schmale Lippen, wie als müsste sie ihren Zorn beherrschen, dann sagt sie, „Sie sorgen für uns. Sie sind Anverwandte von Frau Gothel, und wir müssen dankbar sein. Sie haben mir vor einem Jahr geholfen, meine Kinder zur Welt zu bringen, und sie beschützen unsere Hütten vor den schlimmsten Verheerungen des Wetters. Man muss hochachtungsvoll von ihnen reden ...“
Til sieht aber, wie trotz ihrer beherrschten Worte der Zorn in ihr brodelt — wie eine wohlbehütete, einstige Prinzessin, die längst gelernt hat, zu fluchen und zu schreien, aber es jetzt gerade nicht zeigen will.
„Viele Menschen kommen hier nicht vorbei, oder?“
„Menschen? Ich kenne nicht die Menschen, Herr. Ich kenne nur Wilhelm, und ich kannte seine Frau. Und meine Kinder lerne ich nach und nach kennen. Ich bin ja von der Frau Gothel aufgezogen worden, ich war mein ganzes Leben lang nur unter denen vom Schönen Volk. Meine Eltern gaben mich einst her im Tausch gegen Rapunzeln aus Frau Gothels wundersamen Garten, und ich habe die beiden nie angetroffen.“
„Hm, ich würde vermuten, Deine Ziehmutter bereut längst, dass sie Dich verstoßen hat. Bestimmt könnte man miteinander reden …“
„Alle paar Monate kommt sie hierher, ich sehe ihren Umriss an einem der erleuchteten Fenster, oben in den Felsen, nach Nachteinbruch. Sie kommt nachsehen, ob ich auch leide.“
„Wirklich?!“, fragt Til befremdet.
„Sie wollte mich nur für sich haben. Sie hat meinen Verrat nie verwunden.“
„Verrat?“
„Dass ich mich gegen ihre Anweisungen mit einem anderen Menschen eingelassen habe. ... Die beiden Kinder kamen nicht eben von selbst vom Himmel herab, Ihr versteht.“
„Verhältnisse wie im finstersten Mittelalter sind das hier!“, sagt Til auf Englisch leise zu Lobo.
Der Kindling erwidert, „Frag' sie, ob sie glaubt, dass kürzlich Gäste in das Haus oben im Fels gekommen sind! Vielleicht andere Sidhe …?“
Til ist abgelenkt von einem anderen Gedanken. Auf Deutsch sagt er wieder, „Ähm, Rapunzel … ich habe Dir was mitgebracht. Habe ich gefunden. Vielleicht kannst Du die jetzt wieder gebrauchen …“, und er zieht die Gedichtbände hervor.
„Die sind doch aus meinem Jugendzimmer! Hab' Dank …! Wo hast Du die nur her? Der Turm ist unmöglich zu betreten!“
„Alles ist möglich im Träumen“, sagt Til.
„Träumen?!“, fragt Rapunzel verwirrt, „Aber dies ist doch kein Traum! Wir träumen nicht, Herr, wir wachen!“
Til blinzelt überrascht. Dann kapiert er: Klar, für Märchenfiguren muss das Märchen das normale Leben sein.


Na ja, nach dem Essen geht’s auf in die spätabendliche Wüste. Ohne Angabe von Gründen natürlich: Die Wiedervereinigung der Liebenden darf gern eine Überraschung werden! Außerdem wissen sie ja gar nicht, ob auch alles klappt: Wenn der Landstreicher doch noch von Riesen-Füßen zerstampft worden ist, dann wäre die Trauer aber groß, wenn man sein baldiges Erscheinen schon vollmundig angekündigt hätte, finden die beiden Changelings.

Also wieder ran an den Move Gather Information, vielleicht finden wir den blinden Königssohn noch bevor die Nacht hereinbricht. Vorausgesetzt, er ist den schauerlichen Knochengängern entkommen, und hat überhaupt die richtige Richtung eingeschlagen. Also flugs Wahrnehmung+Überleben gewürfelt für beide. Sieben Erfolge (dank je einem Willenskraft-Punkt) und damit auch ein Strong Hit!

Die beiden Changelings sehen im letzten, verlöschenden Abendlicht schließlich die Geier, die an einer Stelle kreisen, die freuen sich schon darauf, zu Tisch zu gehen. Nur noch ein Weilchen …
„… Da muss er sein!“, raunt der Junge.
„Ja. Beeilen wir uns. Er sah vorhin nicht so aus, als habe er allzu viel Wasser bei sich!“

Sie finden den Landstreicher, als er nach Nachteinbruch kraftlos zusammengesunken ist. Sie rennen schneller auf ihn zu, der Kindling imitiert im Laufen Vogelstimmen.
Til sieht ihn an, öffnet das Hasenmaul, um etwas zu sagen, aber sein junger Begleiter schüttelt energisch den Kopf, und macht wieder den Vogellaut. Der Blinde sieht auf, lauscht in ihre Richtung. Ein paar Geier sind schon gelandet.
„Huuuuii“, macht Lobo, im Versuch, wie ein Objekt zu klingen, das aus sehr großer Höhe fallen gelassen wird, und er wirft seine Wasserflasche in den Sand, direkt vor die zerlumpte Gestalt. Dann imitiert er wieder den Vogellaut.
Til will wieder was sagen, aber der Kindling schüttelt den Kopf und sieht vorwurfsvoll zu ihm auf.
Der Blinde ertastet die lebensrettende Wasserflasche, und trinkt dankbar. Der Bengel unterdrückt ein Kichern, schleicht rückwärts wieder weg. Gibt ein paar übermütige Schüsse mit seiner Zwille auf die Geier ab, die angepisst mit den Flügeln schlagen.



Seit dem Sturz vom Rapunzel-Turm ist der Königssohn blind


Was also sagt das Orakel zu unserem Rückweg? Reduce Burden. Das muss wohl heißen, dass der Blinde neue Kraft schöpft, und schneller voran kommt:

Immer wieder fromme Gebete murmelnd tastet der Landstreicher sich durch die Nacht. Es scheint, als würde eine Eingebung ihn plötzlich seine Müdigkeit vergessen lassen. Als hätte die Stärkung durch das Wasser ihn in die Lage versetzt, die ganze Nacht hindurch zu marschieren. Selbst ohne Vogelrufe scheint er grob in die richtige Richtung zu wandern. Die beiden Changelings sind zugegebenermaßen etwas erstaunt davon, während sie ihm voraus eilen, und nach Gefahren ausspähen.
„Sein Herz führt ihn zu ihr zurück …“, ertappt Til sich dabei, leise zu flüstern.
„Und die kleine Spottdrossel nicht zu vergessen!“, sagt Lobo zufrieden, und macht erneut leise seinen Vogelruf.

Wenn sie zwischendurch rasten, sitzt der Blinde im Schneidersitz auf Felsen, und der Nachtwind trägt leise ein melodisches Geräusch an die feinen Ohren der anderen Wanderer, davon, wie er leise summt. Egal, wie abgerissen er auch ist: Er kann ganz umwerfend summen, total klangvoll. Scheint irgendein Kirchenlied zu sein, oder eine ländliche Weise, aus seiner Zeit vor seinem Absturz. Es klingt gar nicht nervös, völlig ruhig, wie das Summen von einem, der alle Verzweiflung der Welt kennengelernt hat, und nun alles losgelassen hat, und nur noch eine merkwürdige Klarheit empfindet. Til verschränkt die Arme hinter dem Kopf, während er zuhört, und denkt, der Teil hätte in dem Märchen durchaus auch Erwähnung finden dürfen, der gefällt ihm ziemlich gut.


Nach Sonnenaufgang erreichen sie wieder die Einsiedelei. Die Changelings halten sich zwischen den Felsen versteckt, und beobachten. Til hat gesagt, er will ‚den Geschehnissen ermöglichen, sich am Schluss von selbst zu entfalten‘. Ohne, dass dann noch jemand dazwischen funkt. (Mehrmals hoppeln dennoch einzelne Bunnies neugierig aus der Deckung heraus, und er muss sie schnell wieder einfangen.)

Schließlich ist die Silhouette des Wanderers im Morgenlicht zu sehen. Die Einsiedler sehen ihm entgegen. Der Moment zieht sich ziemlich lange. Til führt sich vor Augen, dass Rapunzel und ihr einstiger Prinz einander seit über einem Jahr nicht mehr gesehen haben — kein Wunder, dass sie nicht auf ersten Blick wissen, wem sie da jeweils gegenüberstehen. Ihre Silhouetten werden sich völlig verändert haben, ihre Gangart, ihre Bewegungsmuster. Dann aber setzt sie ihre Kinder behutsam ab, und läuft auf die sich herantastende Gestalt zu, zuerst nur leicht beschleunigt, ahnungsvoll. Dann so schnell sie kann. Sie macht irgendeine Art heiseres Geräusch, ein unartikulierter Laut des Wiedererkennens, der erinnert mehr an ein verwundetes Tier als einen Freudenschrei.
„Wir müssen näher ran!“, sagt der Kindling, „Schnell! Jetzt müssen sie sich in die Arme fallen, und sie muss auf seine ausgestochenen Augen flennen, und dann muss er durch ein Wunder wieder sehen können!“
Til legt ihm eine Hand auf die Schulter, und sagt, „Vielleicht lassen wir sie mal einen Moment ungestört ...“

Das ist der vorletzte Milestone für die Fortschritt-Leiste, jetzt ist die
Queste (Gefahrvoll): Rapunzel und ihren Königssohn wiedervereinen, um den verborgenen Feen-Hofstaat zu finden
bei acht Fortschritt. Da mache ich doch mal den Move Fulfill Your Vow. Es wird nur ein Weak Hit, denn einer der Challenge Dice zeigt eine Acht. Oh, spannend: Das bedeutet, die Queste ist zwar abgeschlossen, aber die Aufgabe hat mehr Facetten als ursprünglich gedacht. Das machen wir dann so:

Die Changelings beobachten, wie Rapunzel ihren Liebsten in die Einsiedelei hinein führt, und er sieht zum ersten Mal seine Kinder, die Zwillinge, und hebt sie vorsichtig nacheinander hoch, um sie genau anzuschauen.
„Scheint also tatsächlich schon wieder zu klappen, mit dem Schauen“, stellt Lobo zufrieden fest.
„Oder er war nie wirklich ganz und gar blind! Alles psychosomatisch“, flüstert Til.
„Psycho-was?“
„Selbstbeschiss! Eine Lüge, die er sich selbst erzählt hatte die ganze Zeit!“
„Pah, Schwachfug. Das würde ja bedeuten, dass Rapunzels Tränen überhaupt nicht magisch sind. Glaube ich nicht!“
„Magisch sind die wohl in jedem Fall, Kurzer.“
„Wie meinst'n das?“
„Na, psychologische Magie ist ebenso gut wie arkane Magie.“
„Du bist'n ziemlicher Laberkopp, manchmal, Mister.“
„Hab' ich mir noch nie sagen lassen müssen bisher. In jedem Fall ist sie der einzige Mensch auf der Welt, der ihm helfen konnte. Darauf kommt's doch an, nicht?“, sagt Til, und er muss in dem Moment wieder an Jette denken, ein plötzliches Ziehen in seinem Herzen.
„Ja …“, seufzt der Junge, den Blick gedankenverloren auf die Menschen gerichtet.
Til sieht etwas verblüfft auf ihn herab. Das klang ja beinahe so, als würde er auch an eine Verflossene denken. Wie alt ist der Bengel? Doch nicht mal zehn! Der täte gut daran, mit diesen Dingen zu warten, bis er ein Teenie ist! Aber na ja, wo die Liebe hinfällt …

Schalter:
Am Nachmittag trauen die beiden Wechselbälger sich wieder zu den Menschen, während die dabei sind, sich bröckchenweise alles gegenseitig zu erzählen, was geschehen ist, seit die Ziehmutter in ihrem Zorn Rapunzel die langen Haare abgeschnitten hatte. Dicht an dicht sitzen sie vor einer der erbärmlichen Hütten.
Til begrüßt die beiden etwas schafhaft, und Rapunzel stellt ihnen ihren Liebsten vor, Henrich. Der ist etwas erschrocken, Männer mit Tierfellen zu sehen, immerhin ist er christlich erzogen worden; aber Rapunzel weiß ihn zu beruhigen.
„… Wir wollten Dich darum bitten, uns hinauf zu dem versteckten Bergpfad zu bringen“, erklärt Til, „Bevor wir alle miteinander diesen Ort verlassen, wollen wir unbedingt noch mit den Leuten dort oben sprechen.“
„Ja, gewiss“, sagt Rapunzel, und fragt dann verblüfft, „Aber … diesen Ort verlassen?! Wie das?“
„Nun, Dein Henrich ist ein Königssohn! Ihr könnt doch jetzt endlich zurückkehren, zu den Menschen!“
„Oh, aber nein“, sagt Rapunzel kleinlaut, „Das würde die Frau Gothel nie erlauben. Ihr seht ja, was letztes Mal geschah, als wir ungehorsam zu ihr waren. Wir bleiben natürlich hier.“
„Gemeinsam können wir alles überstehen“, sagt der Königssohn, „Selbst hier draußen in dieser Einöde unser Leben zu fristen!“
Die beiden Changelings gucken sich ratlos an.
„Kannst Du das fassen?“, fragt Til auf Englisch.
„Nein.“
„Unfassbar, oder?“
„Nein, Mister, ich kann das nicht fassen, weil ich’s nicht verstehe! Die reden doch Sauerkraut-Sprache! Was weiß ich, was die gesagt haben?!“, braust der Junge auf.
Til übersetzt also.
Der Kindling poltert gleich weiter, „… Aber das geht doch nicht! Die können nicht hierbleiben, jetzt muss doch das Glücklich-Bis-Ans-Ende-Ihrer-Tage kommen!“
„Ja, aber es ist genau, wie Du sagst, Kurzer! Wir müssen zwischen den Zeilen lesen bei dem Märchen. Das, was im Hintergrund vorgefallen ist, wurde nicht überliefert. Wie zum Beispiel dies hier auch. … Warum sollten die Sidhe diese Menschen denn gehen lassen, jetzt wo die so prima wiedervereint sind? Für die ändert das doch nix!“
„Dann müssen wir sofort los, und das mit denen aushandeln, Mister Til!“
„Du sagst es!“

Das bedeutet die nächste
Queste (Unliebsam): Dafür sorgen, dass Rapunzel und ihre Familie nach Hause zurückkehren können.

Also lassen sie sich von der Einsiedlerin den Weg hinauf in die Felsen zeigen. Rapunzel macht aber, dass sie zurück zu den Hütten kommt, sie wagt es nicht, den Kithain entgegen zu treten, und sie will auch schleunigst zurück zu ihrem Liebsten.
Als die beiden Wechselbälger den schweren Türklopfer betätigt haben, weht ein kleiner Wirbelwind aus Wüstensand auf den Wehrgang über dem Tor. Dort verdichtet er sich heulend, und hat ganz plötzlich menschenähnliche Gestalt! Es ist ein junger Mann mit bronzefarbener Haut, und dunklen Augen. Mit einem seltsamen Lächeln und tiefgründigem Blick schaut er auf die zwei herab.



Der Kundschafter des Feenhofes im Ödland


„Wow“, macht Til verblüfft, „Das war spektakulär! … Sind Sie … sind Sie ein Sidhe?“
„Ich, Fremder, bin Enkhadamarāh. Die Sidhe regieren hier, das wohl. Ich aber bin vom Volke der Eshu. Was ist Euer Begehr, sagt schnell, auf dass ich es den Herrinnen in diesem Hause berichte?“
„Oh, ähm. Wir möchten gerne eine Audienz.“
„Ich gewahre, wer Ihr seid! Ihr seid uns gestern zuvorgekommen. Wir waren gerade dabei, den kläglichen Sterblichen zur Hilfe zu eilen, als sie von den Vögeln Roc verschleppt waren.“
„Echt? Wir dachten …“
„Wir sind der Sicherheit der Sterblichen am Fuße dieses Felsens verpflichtet. Ihr habt unsere Arbeit für uns verrichtet, und das ehrt Euch.“
„Dürfen wir rein? Darum geht’s uns nämlich. Wir müssen mit der Sidhe reden, die von den Sterblichen Frau Gothel genannt wird.“
Enkhadamarāh versetzt, „Das geht nicht, denn die hochwohlgeborene Dame daselbst ist nicht da! Ihr werdet mit den Statthalterinnen Vorlieb nehmen, Pooka!“
„Okay.“
„Sprich' deutlich; willigst Du ein?“
„Okay soll soviel heißen wie alles klar! Das ist Finnisch! Klar, ähm, wohlan, wir willigen ein!“

Soundtrack: Howard Shore, Main Title from Ed Wood
https://www.youtube.com/watch?v=PWqx5MtfrEg

Der dunkelhäutige Eshu klatscht herrisch zweimal in die Hände. Die massiven Holzplanken der Eingangstür geraten daraufhin ruckartig in Bewegung, und hölzerne, geschnitzte Füße kommen an ihrer Unterseite zum Vorschein. Trappelnd und scharrend schiebt das schimärische Tor sich selber auf, mit seinen Holzfüßen! Die Reisenden staunen. Der Blick in einen weiten, gemauerten Innenhof wird frei. Wüstenstaub liegt hier überall verteilt. Die Mauerwerke wirken eher gothisch, und recht düster.

Til sieht hinauf zum Wehrgang, aber Enkhadamarāh ist plötzlich wieder verschwunden, vielleicht wieder als Wüstenwind davon geweht. Es bleibt ihnen nicht viel anderes übrig, als einfach einzutreten! Hinter ihnen trappeln die vielen Füße, und das Tor kracht wieder zu. Til spürt, wie der Junge ihn bei der Hand nimmt, wahrscheinlich ist ihm etwas mulmig, und das passt Til ziemlich gut, denn ihm selber ist auch etwas mulmig. Dann nimmt Lobo seine Hand aber schnell wieder weg, und legt sie stattdessen tapfer auf den Griff der magischen Keule an seinem Gürtel. Er setzt ein unerschrockenes Gesicht auf. (Er hat schließlich nicht den Luxus, schwer durchschaubare Hasen-Gesichtszüge zu haben.)

Eine der dunklen Türen zum Innenhof öffnet sich, und drei sehr schmale, magere Frauen treten hervor. Sie sind sehr blass und wären sehr schön, wenn nicht ihre Augäpfel pechschwarz wären und ihre Finger knochig und krallenförmig! Mit einem höflichen, aber konspirativen Lächeln treten sie — genau synchron in ihren Bewegungen — auf die Besucher zu.

Ich würfle für Tils neuen Freund Intelligenz+Gedenken gegen Achter, vielleicht fällt ihm ja zu diesem Hofstaat das eine oder andere Detail aus einem seiner Vorleben ein: Wow, drei Erfolge!
Unwillkürlich wispert er Til zu: „Jetzt weiß ich’s wieder! Das sind die drei Statthalterinnen, sie sind vom Kith der Sluagh! Die in der Mitte wird Greyndelynn genannt.“

Und da der kleine Tausendsassa gleich drei Erfolge hatte, gönne ich uns außerdem noch einen Orakelspruch dazu: Die Würfel sagen, Surrender Religion.

Der Junge fügt flüsternd noch hinzu, „Sie sagt es heutzutage keinem, aber sie will vor allem die neueren Religionen bei den Menschen ausmerzen! Sie will insgeheim alle zu den Bräuchen der Kelten zurück führen! Und zum Tragen keltischer Hutmode!“
„Aber sie trägt ja selber keinen Hut!“
„Das ist ein Trick. Still jetzt! Erinner' Dich, Mister, Sluagh haben verdammt scharfe Sinne!“

Die beiden verharren also und straffen sich etwas. Die drei dünnen Frauen machen in der Mitte des Innenhofs Halt, und mustern sie.
Eine von ihnen flüstert, „Willkommen im Hause Merygmarh, Fremde!“
„… Fremde …“, raunen die anderen beiden gleichzeitig, monoton.
Im Gegensatz zu den menschlichen Figuren in diesem Märchen, die nur altdeutsch reden, scheinen sie des Englischen mächtig zu sein, auch wenn es sehr unmodern klingt.
Til läuft ein eisiger Schauer über den Rücken. Warum flüstern die nur?
„Danke! Wir begehren eine Audienz!“, sagt der Kindling an seiner Seite tapfer.
„Willkommen zurück, kleiner Mann! Du warst lange nicht mehr hier!“, zischelt die Linke.
„Ich erinner' mich genau!“, sagt er übertrieben großspurig, „Und Ihr wart sicher auch damals wunderköstliche Gastgeberinnen, allesamt!“
„Nichts hat sich verändert! Die Geschichten wiederholen sich …“, zischelt die Rechte, „Tretet ein, Wanderer!“
Til kommt nicht umhin, zu fragen, „Äh … heißt es nicht, ‚die Geschichte wiederholt sich‘?“
„Nein. Kommt, tretet ein.“

Schalter:

Die Statthalterinnen im Namen der Sidhe sind sogenannte Sluagh


Was wollen sie denn, diese drei Sluagh? Endure Strategy, sagt das Orakel dazu. Das ist einfach, dann wollen sie die beiden Gäste einfach strategisch hinhalten.

Die Sluagh vom Hause Merygmarh
Attribute: Geschick 3, Konstitution 3, Stärke 1, Charisma 3, Erscheinungsbild 3, Manipulation (Faktenverdrehen) 4, Geistesschärfe 3, Intelligenz (Klassische Belesenheit) 4, Wahrnehmung 3
Fertigkeiten: Athletik 2, Aufmerksamkeit (Spitzfindigkeit) 4, Ausdruck 3, Ausweichen 3, Empathie 3, Gewahren 3, Handgemenge 3, Überzeugen 3; Etikette (Höfisch) 4, Handwerk 1, Heimlichkeit 3, Überleben 1, Tierkunde 1; Enigmas 3, Geisteswissenschaft 2, Gesetz 2, Gremayre (Keltische Legenden) 4, Linguistik 2, Politik 3, Nachforschung 3
Hintergründe:
 • Gefolge (Erbärmliche Einsiedelei) 3
 • Ressourcen (Haus Merygmarh) 3
 • Titel (hohe Damen) 2
Aspekte:
 • Berechnende Verschwörerinnen +2
 • Jahrtausendealte Loyalität zu den Sidhe +2
 • Ritsch-Ratsch machen die Fingerkrallen +1
 • Versteckte Bibliothek voll Geheimwissen +1
 • Wollen das Keltentum zurückbringen
 • Sadistisch veranlagt
Künste: Chicanery 4, Chronos 3, Contract 1, Naming 1, Soothsay 2, Winter 3
Reiche: Actor 3, Fae 3, Prop 3, Scene 4, Time 3
Glamour: 7
Willenskraft: 7
Ausrüstung: Wahrsage-Knöchelchen, altmodische Karten, zerbrochene Handspiegel, Nagelfeilen zum Schärfen der eigenen Krallen, widerliche Zauberzutaten wie getrocknete Kröten, leicht gebrauchte Glasaugen, und ausgerissene Zehennägel.


Als sie an den dreien vorbeigehen, tuschelt die eine zur anderen, „Riechen Deine Nasenlöcher dasselbe wie meine?“
„Ich rieche, rieche Menschenfleisch, liebe Schwester“, wird zur Antwort geflüstert.
„So meine ich auch! Sie sind nur zur Hälfte Kithain. Ihnen haftet der Geruch von Zeit an, von süßer Vergänglichkeit …!“
„… Süße Vergänglichkeit“, haucht die Dritte.
„Wie nennt Ihr Euch?“, fragt eine der Damen leise, als die Gäste ins düstere Innere eintreten.
„Ich bin Lobo!“, lügt der Kindling sofort, „Und das ist mein Freund Sauerkraut!“
Til guckt ihn an, halb amüsiert, halb entsetzt, niemand sollte seiner Meinung nach Sauerkraut heißen müssen.
„Es geziemt sich natürlich, zu einem Umtrunk zu laden …“, wispert eine der drei.
„Eure Kehlen müssen staubtrocken sein …“, flüstert die Zweite.
„Halbtot müsst Ihr sein vom Marschieren durch das gräßliche Ödland …“, zischelt die Dritte.
„Ähm, ja, das wäre nett!“, sagt Til höflich.
„Wir haben noch einen vorzüglichen, dunkelroten, süßen, dicken Wein“, raunt eine.
„Kein Wein für den Kleinen! Der bekommt Limonade, was anderes trinkt der nicht!“
„Äh, also“, versucht der Kindling auch mal was zu sagen.
„Neumodischer Schnickschnack aus der Herbstwelt! Derartiges halten wir nicht vor, auf dem Hause Merygmarh!“
„Limonade gibt’s aber schon … seit den, äh …“, sagt Til, aber da hat er keine Chance, damit kommt er nicht weiter.


Also nippen sie an den Gläsern mit leicht naturtrübem Wasser, die man ihnen vorgesetzt hat. Der Speieseraum ist ähnlich düster und voller Spinnweben wie die anderen Räumlichkeiten. In dem von Spinnweben bedecktem Gebälk flattern immer mehr Fledermäuse dazu, und hängen sich an die Decke, wie um heimlich der Unterredung zu lauschen.
„... Wenn Ihr eine Bitte vortragen wollt an unsere Herrinnen von den Sidhe, dann sprecht nur rundheraus“, flüstert die eine, „Wir werden es an sie weitertragen. Beizeiten.“
„Äh, nun ja, also … unser Ansinnen kann leider nicht warten, hohe Damen“, sagt Til, „Und auch wir sind beauftragt von den Sidhe, einem sehr mächtigen Regenten sogar, höchstpersönlich. Wir müssen nämlich die armen Tröpfe dort unten in der Einsiedelei in die Freiheit führen.“
Die drei unterdrücken ein Kichern, erst die eine, dann die andere, dann die letzte, der Impuls scheint von Gesicht zu Gesicht zu wandern. Lobo erschaudert, er scheint sich vage an diesen Manierismus zu erinnern, von seinem letzten Besuch in einem Vorleben.
„Die Sterblichen gehören der hochwohlgeboren Dame, der Sidhe-Herrin“, raunt eine der drei Sluagh, „Es ist nicht möglich, sie freizukaufen. Sie sind Gefangene.“
„Zum Leiden und zur Sehnsucht geschaffen …“, tuschelt eine andere.
„Und leiden und sehnen, das sollen sie …“, wispert die letzte.
„Aber die haben doch alle mehr als genug geschmachtet mittlerweile“, sagt Til empört, „Und Ihr wisst doch wahrscheinlich, wie die Geschichte auszugehen hat!“
„Wieso? Es gibt nichts Ergreifenderes als ein tränenreiches Ende!“, säuselt eine der Sluagh süßlich.
„… nichts Romantischeres als ein dramatisches Schicksal!“, ergänzt eine andere.
Til lenkt ein, „Aber wir müssen doch zusehen, dass die Geschichte so ausgeht, wie sie ausgehen soll!“
„Wandel ist gut“, raunt eine der Sluagh, „So sagt der Codex des Finsteren Hofes. Also weichen wir diesmal ab von der immergleichen Trostlosigkeit der Wiederholung. Was sagt Ihr dazu, Schwestern?“
„Jaaa …“, tuscheln die beiden, „Wandel ist gut!“
„Aber das ist doch gemein“, sagt Til säuerlich, „Die arme Rapunzel! Die hat ihr Leben lang eigentlich nichts gemacht, was verwerflich gewesen wäre. Sie ist ja nur ihrer Natur gefolgt, irgendwann sind junge Leute nun mal groß, und wollen ihre eigenen Pläne machen, und das Nest verlassen.“
„Dadurch hat sie unsere Herrin die Sidhe verraten!“, zischt eine Sluagh.
„Das steht einer Sterblichen nicht zu, besonders nicht einer, die ewige Treue geschworen hat!“, flüstert eine andere.
„Aber die Sidhe konnte doch nicht von Rapunzel verlangen, ewig im Turmzimmer zu bleiben!“, protestiert nun Lobo.
„Die Feen können verlangen, was sie wollen!“, flüstert eine Sluagh.
Til ereifert sich, „Aber Moment! Das ist jetzt alles nicht ganz logisch, wie Ihr argumentiert, hohe Damen. Da habt Ihr aber eben selber noch das Gegenteil gesagt! Euer Finsterer Codex besagt, ‚Wandel ist gut‘, ja?“
„… Der Codex des Finsteren Feenhofes …“
„Ja, okay. Dann war es aber genau das Richtige, demnach, wenn die heranwachsende Rapunzel auch mal über die Strenge schlägt! Ihren eigenen Weg geht! Und wenn sie sich heimlich einen Macker sucht, dann kann sie das machen, Eurem eigenen Codex gemäß!“
Der Kindling lacht, und bestätigt, „Ja, das stimmt! Sage ich doch die ganze Zeit! Also hat sie nix falsch gemacht, und die Frau Gothel, oder wie auch immer der ihr echter Name ist, muss sie gehen lassen!“
Die drei aschfahlen Schwestern schweigen verstimmt, und mustern die Gäste.
„… Der Codex der Finsteren Feen gilt nur für das Finstere Feenvolk. Nicht etwa für deren sterbliches Gesinde! Welch ein Unsinn, dafür streiten zu wollen!“, flüstert die eine.
„Außerdem springt unsere Sidhe-Herrin zwischen den Erben, und zollt dem Finsteren wie auch dem Lichten Hof Respekt!“, ergänzt eine andere.
„Ah, ich hatte mir doch schon gedacht, dass Ihr Euch früher oder später in solche Ausflüchte flüchten würdet, meine Verehrtesten!“, schmunzelt Til.
Die mittlere Sluagh stützt einen ihrer knochigen Ellenbogen auf den Tisch, und streckt ihren hübschhäßlichen Kopf an ihrem dünnen Hals etwas vor, und zischt, noch gedämpfter jetzt, „Ganz ehrlich gesprochen, Herr Pooka, wir finden gar nicht lustig, dass der Königssohn an unseren Knochengängern vorbei gelotst wurde. Dies galt es seit Monaten für uns zu verhindern. Unser Kundschafter Enkhadamarāh hat uns zu berichten gewusst, dass Ihr beide dahinter steckt!“
„Ihr habt die Lulatsche geschickt?!“, fragt Lobo entgeistert.
„Natürlich! Seit Jahrhunderten sind sie loyale, willfährige Vasallen unseres Hauses und Hofs!“
„… Wir haben Rapunzel vor fremdem Zugriff zu beschützen …“
„… Sie darf nicht gestört werden beim Ableisten ihrer Strafe, hier draußen …“
„Gibt es keine anderen Feen hier, die Fürsprecher sein könnten für Rapunzel?“, fragt der Kindling. Til meint, irgendeine Art List herauszuhören aus seinem Tonfall, eine Art Hintergedanken.
„Ich mein': Die, die den Sterblichen unter dem Namen Frau Gothel bekannt ist, die ist doch nicht die einzige Sidhe! Und wenn die grade nicht hier ist, kann vielleicht eine andere entscheiden!“
Ja, stimmt, fällt Til nun ein, der verlorene Junge scheint nach jemandem bestimmten zu suchen, darum ist er ja überhaupt eigentlich hier.
„Keine Feen sind hier, außer uns“, wispert eine der Sluagh, „und dem getreuen Enkhadamarāh.“
„Sind wirklich keine anderen Sidhe da? Vielleicht Gäste, oder Schützlinge?“
Die drei Schwestern schütteln die Köpfe, „… Selbst wenn das so wäre: Nur unsere Herrin selbst hat hier die Befehle zu geben.“
„Aber man kann doch vielleicht eine Ausnahme machen“, lenkt Til ein, „Dies sind, äh, turbulente Zeiten! Die Leute vergessen die alte Art und Weise des keltischen Brauchtums, nicht wahr. Hier, und in den Endlosen Wäldern. Und von der Herbstwelt ganz zu schweigen! … Überall wo man nur hinguckt Christentum!“

Vielleicht beißen die drei Schwestern da ja an, immerhin hat das Gedenken des Kindlings uns vorhin gesagt, dass zumindest eine der drei dies als ihre wichtigste Angelegenheit sieht!

„Das Christentum ist kaum noch das Problem“, raunt eine der drei, „Das Allsehende Auge und das blitzende Netzgespinst sind eine viel stärkere Religion geworden in der Herbstwelt. So heißt es zumindest!“
„Viele unserer Spione sind niemals zurückgekehrt …“, krächzt eine andere der Sluagh.
„Sie gehen zugrunde, sobald sie die Herbstwelt auch nur betreten …“, zischt die dritte.
„Der Winter ohne Ende naht!“, haucht die erste wieder.
Til fragt befremdet, „Allsehendes Auge? Blitzendes Netz? Meint Ihr etwa … Fernsehen und Internet? Das ist doch keine Religion.“
„Wir kennen nicht jene Worte, die Du uns nennst.“
„Na gut. Vielleicht können wir ja handeln!“, sagt Til.

Dieses Gespräch sollte den Hintergrund liefern für einen Compel-Move. Ich würfle für beide SCs Charisma+Überzeugen, und Til bekommt obendrauf seinen Aspekt-Bonus ‚Abgeklärt, wünscht allen Leuten insgeheim Gutes‘. Für beide haue ich einen Willenskraft-Punkt für einen Reroll raus, da steht schließlich einiges auf dem Spiel, und komme am Ende auf insgesamt neun Erfolge! Die Challenge Dice machen dies allerdings lediglich zu einem Weak Hit. Das ist aber total stimmig, denn bei Compel heißt der Weak Hit, dass die SCs Zustimmung bekommen — aber nur im Gegenzug für einen Gefallen ...!

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