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[Changeling: The Dreaming | Ironsworn] Dunkelblaue Teestunde der Seele
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Tatsächlich ist dem Bryndrick offensichtlich sowas wie Hautfarbe und Herkunft völlig egal. Kamogelo besieht sich erschrocken die bewegte Holzfigur, und kommt sogleich auf was ganz Unerwartetes: „Wie sieht der Arme denn aus?“
„Ein bisschen gruselig mit den ganzen Knochen und so, oder?“
„Ja ja, nee … der ist ja total baufällig, da müsste man mal erstmal alles wieder festziehen und ein bisschen säubern, würd' ich sagen!“
Til blinzelt verblüfft. Er selber sieht sich ja auch als Heimwerker, und er ist selbst zur Hälfte Mensch. Da hätte er selber ja mal schon drauf kommen können, denkt er jetzt. Darauf, dass dem Bryndrick vielleicht auf diese Weise schon mal geholfen werden könnte.
Gemeinsam bringen sie also alle Verschnürungen und Gelenke vorsichtig auf Vordermann. Kamogelo fragt zurückhaltend dabei den Bryndrick, ob da was weh täte, oder wie er seine Glieder am besten bewegen könne, und der gibt wortkarg Antwort. Er scheint nicht recht zu wissen, was er von den beiden zu halten habe, die da an ihm herumwerkeln. Aber er scheint alles andere als dagegen zu sein, sondern lässt die Wartungsarbeiten brav über sich ergehen.
Schließlich erhebt das Holzkonstrukt sich, bewegt all seine Gelenke versuchsweise. Ohne weitere Erklärungen bedankt er sich, wendet sich ab, und schreitet wieder auf den Wald zu.
Die beiden Hamburger gucken ihm nach.
„Na, das war ja mal wieder was …!“, sagt Til sinnlos.
„Unglaublich! Kannst mich gerne mal wieder fragen, ob ich hierhin mitkomme!“, sagt Kamogelo.
„Ja, das würde sich tatsächlich ganz gut treffen!“, sagt Til fröhlich.
Dann bringt er seinen Nachbarn nach Hause zurück, und dort hilft er dem noch weiter mit dem Werkeln an seiner Citroën-Ente, wo sie gerade schon so schön dabei waren. Außerdem will Til sicher gehen, dass der Herr Nachbar nicht doch noch das totale Nervenflattern kriegt, so im Nachhinein. Aber der wirkt nur nachdenklich. Sie verabschieden sich schließlich mit einem fröhlichen Handschlag.
Beschwingt geht Til mit seinen Kaninchen zurück zu der Geheimtür. Die Kaninchen futtern unterwegs jede Menge Buttermaiskolben, die müssen sie sich beschafft haben, als sie eben unbeobachtet waren. (Entweder haben sie die an einem Straßenstand mit ihrer Niedlichkeit erschnorrt, oder heimlich geraubt, zuzutrauen wäre ihnen vermutlich beides.)
Til schließt also erneut von außen die Freistatt-Tür ab, und sieht hinauf in die Wipfel des dunklen Märchenwalds. Der Nachmittag hier draußen ist fortgeschritten, trotz der sommerlichen Jahreszeit wird es hier in wenigen Stunden dämmern. Aber nachdem so viele Tage lang in der Herbstwelt das Träumen unerreichbar schien, will Til jetzt nicht noch länger abwarten, indem er noch eine Übernachtung einlegt vor Beginn der Wanderung! Sich von seinen Hasen-Sinnen leiten zu lassen wäre wohl das Richtige, das Gehör und der Orientierungssinn dieser Gestalt macht die Unwegsamkeit des Waldes bei Dunkelheit sicherlich auch wieder wett.
Da mache ich mal den Move namens Gather Information, um den Rückweg nach Holz-Giebel-Brunnen-Dorf zu finden. Dafür mache ich als Extended Action zwei Würfe auf Wahrnehmung+Überleben+Aspekt (‚In Wald und Feld von Instinkten geleitet‘). Darin brilliert der Feldhase ziemlich, er schmeißt mühelos zehn Erfolge. Dennoch nur ein Weak Hit, einer der Challenge Dice zeigt eine Zehn. Das bedeutet, dass unterwegs eine Gefahr unseren Weg kreuzt. Vielleicht der Fuchs oder ein fetter Uhu? Oder was noch garst'geres, eine Spukgestalt des Märchenwaldes? Nehmen wir mal die Nixe aus dem gleichnamigen Grimm-Märchen!
„Hmm, was soll man da sagen, kaum krieche ich aus meinem Weiher, werfen sich die Hasen-Leckerbissen mir praktisch ins Maul! Heute muss mein Glückstag sein!“, zischelt es, als genau vor Tils Feldhasengestalt eine Silhouette sich aus dem Dunkel erhebt!
Die Grimm'sche Nixe: Menschenkinder will sie als Diener, aber Feldhasen will sie snacken
Daraus machen wir den Move Face Danger. Til und die kreischenden Kleinen Bunnies gehen mit dieser Gefahr mal wieder um, indem sie einfach vor ihr weglaufen! (Und Til hat nicht mal Kämme und Bürsten dabei, die hatten in dem Märchen durchschlagenden Effekt gegen die verfolgende Nixe.) Bei Geschick+Athletik+Aspekt (‚Hakenschlagen auf der Flucht‘) kommen sieben Erfolge heraus. Die Challenge Dice sind großzügig, und gewähren dadurch einen Strong Hit! Til bekommt einen Punkt Willenskraft zurück, und die weißen, fluffigen Vierbeiner hängen hakenschlagend die verfressene Wasserbewohnerin ab im Gewirr der Baumwurzeln und Farnsträucher.
„Kommt zurück, Hasen-Leckerbissen!“, faucht es zornig zwischen den finsteren Stämmen, wo die abgehängte Nixe suchend umher irrt, aber die Nager denken ja gar nicht daran.
Nach mehreren Wegstunden kommen die Lichter von Holz-Giebel-Brunnen-Dorf in Sicht. Mittlerweile ist es natürlich längst nicht mehr umlagert von den Grimgoromn-Scouts.
Aber was ist hier los, das habe ich mir noch nicht zurecht gelegt? Die Orakelwürfel prophezeien Serve Labor. Die Boggans im Dorfe sind ja sowieso legendäre Handwerker, das bedeutet doch nur … oh nein: Der Orakelspruch muss bedeuten, dass die Arbeitskraft von Holz-Giebel-Brunnen-Dorf nun unter Zwang im Dienste Grimgoromns steht!
Til stellt sich auf die Hasen-Hinterläufe, und fuchtelt mit den Vorderläufen in der Luft herum, und seine Kaninchenfreunde springen um ihn herum, und durch dieses Schelmenspiel sinkt die Schwierigkeit um eins. Erneut drei Erfolge, es klappt. Wir katapultieren uns via Hopscotch auch diesmal wieder ungesehen über die Dorfmauer hinweg! Und siehe da, vor den Knopfaugen des zitternden Hasen erscheinen zwei hünenhafte Grimgoriminatori im Fackelschein, in spiegelnd schwarzen Vollrüstungen. Dann und wann stellen sich ihre Käferpanzer-Belüftungsklappen an Schultern, Ellbögen, und Kniegelenken auf, ansonsten wachen sie reglos. Die menschlichen Nachtwächter schleichen mit respektvollem Abstand um die neuen ‚Beschützer‘ des Dorfes herum …!
Soundtrack: Floex, Wednesday (Is The New Friday)
https://www.youtube.com/watch?v=pePOsagq-9M
Um diese Zeit schlafen alle tief den Schlaf der Gerechten, Menschen wie Boggans … oder? Viele der niedlichen, kleinen Keller- und Dachbodenfensterchen sind ja erleuchtet! Der Hase Til und seine sieben Karnickelfreunde schleichen zu einem der Kellerfenster, und spähen durch das dicke Butzenglas hinab: Boggans arbeiten in ihren Kellerräumen, nähen, stopfen, hobeln, schmirgeln. Das macht ja auch Sinn, Heinzelmännchen sind doch nachtaktiv … aber irgendwas stimmt da nicht, die wirken diesmal so freudlos dabei?
Til und seine Freunde hoppeln durch ein angelehntes Fenster ins Innere eines der Häuser, und schleichen sich durch die Gänge, die Kellerstiege hinab. Dort verwandelt er sich ungesehen in einer dunklen Ecke zurück. Als Wechselbalg klopft er behutsam an den Holzrahmen der offenen Kellertüre, und steckt den Kopf hinein: „Hallo allerseits! Darf man stören?“
Mehrere kleine, rundliche Boggans fahren zusammen und wenden sich ängstlich zur Treppe. Ihre freundlichen, runzligen Gesichter hellen sich auf, als sie sehen, wer da unangemeldet vorbei kommt.
In den Gebäudekellern wird nachtsüber fleißig gearbeitet
„Na, Donnerschlag! Ihr seid's ja! Der Herr Pooka vom Lichten Hofe!“
„Meiner Treu!“
„Wer? Sagt an, Meisters, wer ist's?“
„Der, der uns das hochwohlgeborene, kleine Fräulein zurückgebracht hatte!“
„Meine Seel', welch eine Überraschung!“
„Rasch kommt sein Auftreten fürwahr, aber er ist mir noch nicht über.“
„Tretet ein, Herr Haselberger, tretet ein! Aber tretet vorsichtig auf, denn die Sterblichen schlafen um diese Zeit, und wir dürfen sie nicht wecken! Diese Diele dort, die knarrt gewohnheitsmäßig.“
Til und die Bunnies kommen näher.
„Was ist dort oben denn los, Leute?“, erkundigt er sich, „Beim Tor stehen zwei, wie heißen die noch … Grimgori … minatori!“
„Ja“, klagt einer der Boggans verdrießlich, „Holz-Giebel-Brunnen-Dorf steht derzeit unter der Kontrolle von denen aus Grimgoromn! Das Herrscherreich hat uns besetzt und den Bürgermeister unserer Sterblichen zu einem Handel gezwungen. Nicht nur die Menschen dort oben im Dorfe müssen nun den ganzen Tag lang schuften für die aus Grimgoromn, sondern des nachts auch wir Heinzel!“
„Ist nicht wahr!“, entfährt es Til, „Könnt Ihr nichts dagegen tun? Die sind Arschlöcher, die muss man doch wieder rausschmeißen!“
„Wir sind friedfertige Leutchen, Herr Haselberger! Und sollten die hier abgestellten Grimgoriminatori auch nur ahnen, dass wir danach trachteten, uns aufzulehnen … oh, noch selben tags würde ihre Reiterei hier wieder anrücken!“
„Außerdem sind Grimgoriminatori unbesiegbar! Ihre Streitkolben sind wuchtig, ihre Stiefel schwer, und alle vierhundertdreizehn Scharniere an ihren Harnischen sind stets gut geölt!“, murrt ein anderer Handwerker.
„Aber Meisters, seht nur!“, sagt ein anderer Boggan, „Der Herr Pooka hat seit dem letztem Male seine Ausstattung verbessert! Trügen mich meine Augen, Meisters, oder ist dies das berühmte Schwert von Yvamore?“
„Mit solch einer Klinge könnte ein Ritter gewiss die Grimgoriminatori herausfordern.“
„Herausfordern, ja. Niederwerfen?! Nein, nein, nein …“
Til meldet sich in dem allgemeinen Gebrabbel zu Wort, „Ich verwende es ausschließlich zum Parieren.“
„Die Sidhe haben es ihrerzeit verwendet, um ganze Königreiche zu erobern! Lasst uns dieses Meisterstück sehen, Freund Pooka …!“
Til überreicht das Schwert den Boggans, die es mit ihren untrüglichen Kennerblicken bewundern.
„Ja, fürwahr …“
„Dieser Glanz!“
„Das Schwert von Yvamore: Meiner Seel'!“
„Es muss natürlich neu geweiht werden …“
Til fragt neugierig, „Geweiht?“
„Ja, Herr, es hat nichts von seiner Pracht verloren, aber einiges von seiner Macht und Schärfe! Ihr solltet zu einem der heiligen Haine der Sidhe pilgern, oder zu ihren Freistätten, fern von hier, und den Segen von Yvamore erbitten! Dann wird es seine einstige Qualität zurückerlangen!“
„Was ist das, Yvamore?“, will Til wissen, als sie ihm das Schwert zurückgeben.
„Ein mythisches Königreich der Sidhe, Freund. Vor über tausend Jahren befand es sich in einem anderen Teil des Fernen Träumens, hinter dem Horizont, weit von hier. Die Sidhe, Trolle, und Satyre von Yvamore schickten gar oft ihre glorreichen Ritter aus nach anderen Teilen des Träumens, wo ihr Beistand erfleht ward! Sogar in der Welt der Sterblichen wurde es gegen die Feinde des Lichten Hofes geführt, damals, als dies noch nicht die Herbstwelt ward. Galenvynn mit den Schimmernden Augen hat es geführt, und Ivawain der Flammend Rote von Hause Gwydion. Zuletzt war es in Händen von Siguvinh Merlainne vom Hohlkronen-Hof zu Aevalorn, und mit ihr ging es auch verloren, im tiefen Labyrinth.“
„Es eignet sich auch ganz hervorragend zum Parieren“, fügt Til stolz hinzu.
„Sicherlich wärest Du ein guter Knappe für einen Sidhe-Ritter ... Obwohl Du ein Pooka bist. Du bist ungewöhnlich für die von der Art Robin Gutfreunds. Als herrenloser Freischärler wirst Du nicht viel ausrichten gegen das schreckliche Herrscherreich Grimgoromn.“
„Ich kann auf jeden Fall Hilfe holen! Sagt mir, wohin die Kaninchen und ich uns zu wenden haben, und wir kommen mit Verstärkung wieder! Vielleicht gibt es Kräfte hier, die vermitteln können, und die Grimgoriminatori friedlich zur Vernunft bringen!“
„Eine schöne Idee, fürwahr. Leider unmöglich! Die hohen Häuser der Sidhe, ja, die könnten uns helfen. Die Gwydion oder Fiona, aus den alten Geschichten! Aber dieser Teil des Träumens ist abgelegen. Hier war lange keine Sidhe-Gefolgschaft mehr gesehen, denn die meisten verbarrikadieren sich in ihrer Heimatwelt, und der Rest hat sich in der Herbstwelt verkrochen.“
„Wir werden warten müssen, bis die Besatzer uns und unseren Menschen alles abgepresst haben, das sie benötigen, und abgezogen werden, um weiter zu marschieren. Um ihnen als ein dauerhafter Stützpunkt zu dienen für ihren Feldzug ist unser Dorf zu abgelegen von den Straßen, und nicht reich genug!“
„Was ist mit Aneta? Und habt Ihr in letzter Zeit einen flüchtigen Kindling aufgenommen? Er hört auf den Namen Lobo!“
„Unsere kleine Edeldame ist schon beim ersten Auftauchen der Grimgoromn-Reiterschar in Sicherheit gebracht worden, Herr Haselberger. Du erinnerst Dich! Gewiss ist sie auch eine Sidhe, aber noch viel zu klein, um uns in dieser Lage helfen zu können.“
Einer der Boggans murrt, „Wir wissen nicht, welchem der Häuser sie entstammt, und welchem der Höfe. Und da sie ein Wechselbalg ist so wie Du, Herr Pooka, hat sie keine Erinnerungen daran, woher sie kommt und wo sie hingehört. Es könnte wahrscheinlich an jedem Ort im Träumen sein, oder sogar in der Herbstwelt! Und selbst wenn wir es wüssten, wir könnten solch entlegene Orte ja doch nicht erreichen.“
„Eiderdaus, sag' ich. Eiderdaus!“, jammert ein anderer Handwerker.
„Seit langem irrt sie schon in den Endlosen Wäldern umher … Wie oft haben wir sie ersucht, hier im Dorfe zu verweilen, gefleht, was Meisters? Aber sie ist nicht zu halten, wie so viele von ihrem Kith!“
„Die Grimgoriminatori würden sie natürlich gefangen nehmen, wenn sie unsere kleine Hochwohlgeborene zu fassen bekämen! Dies sind genau die Art von politischen Gefangenen, die sie zu machen erhoffen, ganz nebenbei, während ihres Feldzuges. Darum haben wir der jungen Dame nicht gestattet, zurückzukommen aus den Fluchttunnels. Sie harrt aus bis die Luft hier im Dorfe wieder rein ist!“
„Drunten in den kristallenen Höhlen! Den Höhlen von Cyenwen!“
„Dort, tief drunten im Fels, da kennen sich nur Boggans und Zwerge aus. Da haben unsere Leute schon so manch ein Unwetter und sogar das eine oder andere Drachenfeuer überdauert!“
„Ich sollte nach ihr sehen, und ihr berichten. Und Ihr habt nicht von dem Kindling namens Lobo gehört, nein?“
„Ach, Freund Pooka! Wenn jemand auf dem Weg nach Holz-Giebel-Brunnen-Dorf gewesen wäre in den letzten Wochen, so wäre er sicherlich in den Fangnetzen der Häscher von Grimgoromn gelandet!“
„Oh nein … oh nein, Leute, was kann ich denn da tun?“
„Darauf hoffen, dass das Schicksal es gut mit Euch Changelings aus der Herbstwelt meint, Freund! Wenn Du in die Fluchttunnels willst, dann müssen wir uns sputen. Dies ist nur im Dunkel der Nacht zu schaffen. Die Grimgoriminatori dürfen uns dabei nicht behelligen!“
☀
Die Boggans geben Til neue Klamotten von ihren Menschen, die sie gerade neu geschneidert haben, bäuerlich und grob, aber schön stabil. Seinen schicken Schlafanzug verstaut er in einem kleinen Lederrucksack, den die anderen Kithain ihm geben, zusammen mit etwas Proviant.
Machen wir daraufhin dann mal einen Face-Danger-Move, um ungesehen von den schrecklichen Grimgoriminatori die versteckte Falltür zu erreichen und in die Fluchttunnels der Heinzelmänner zu entkommen! Unser Führer dabei ist wieder der Hausgeist aus dem Hause des menschlichen Medicus, der sich ebenfalls freut, Til und seine Kaninchen wieder zu sehen. Dieser Boggan hat nun endlich Gelegenheit, sich vorzustellen, und nennt sich Dwyddle Umswydd.
Also Geschick+Heimlichkeit gewürfelt, mit den Bunnies, schnell und leise, immer Dwyddle hinterher! Sieben Erfolge, und daraus folgt ein Weak Hit.
Ein dritter Grimgorominatorus läuft Patrouillie auf den Kopfsteinpflasterstraßen! Gerade, als er die Flüchtenden endgültig stellen will, und in den Hinterhof einbiegt, in dem sie verschwunden sind, schließt sich die Holzluke über deren Köpfen! Das war sauknapp, und ich muss einen Folge-Move anschließen, da nehme ich Endure Harm, denn Til und der Boggan purzeln in ihrer Hektik die Sprossenleiter herab, mitsamt ihren Rucksäcken, das unterste zuoberst und das oberste zuunterst!
Til absorbiert ein Wundlevel und steckt eins ein, er holt sich ordentlich blaue Flecken und verstaucht sich das rechte Handgelenk. Er und Dwyddle schauen atemlos hinauf zu der dunklen Falltür, von wo etwas Staub hinab rieselt. Die Bunnies landen lautlos um sie herum. Til legt warnend einen Zeigefinger vor die Lippen, damit sie nicht zu quieken beginnen. Niemand versucht aber, die Bodenluke aufzustemmen … der Grimgoriminatorus hat sie scheinbar nicht entdeckt!
Leise kriechen sie weg, den Schacht entlang, der einst in Fels und Erdreich getrieben wurde. Til unterdrückt einen Schmerzensschrei, als er das verstauchte Handgelenk belastet! Binnen einer Viertelstunde bringt sein schimärischer Körper sich jedoch von selbst wieder in Ordnung, die Verstauchung heilt in sagenhafter Geschwindigkeit.
Dwyddle Umswydd raunt nach einer weiteren halben Stunde des Kriechens durch die irdenen Gänge dem Pooka zu: „Wir sind da, Freund! Siehe …! Die Höhlen von Cyenwen!“
Die Zuflucht tief unter den Ewigen Wäldern, wo das unterirdische Cyenwen beginnt
Die Höhlen erstrecken sich mit einem außerweltlichen, bläulichen Schimmern vor Til, der staunend den Blick hebt. Felssäulen verbinden die Decke des Höhlengewölbes über ihnen, und den Boden tief darunter, kleinere und größere Serien von Hohlräumen durchziehen das Gestein. Unzählige Kristalle im Gestein hüllen die Szenerie in ihren Widerschein. Ein paar Boggans sitzen aneinander gedrängt auf einem felsigen Sims direkt vor ihnen. Dwyddle läuft bereits gut gelaunt auf sie zu und nimmt seinen Rucksack ab, um die Vorräte auszupacken, die er seinen Artgenossen mitgebracht hat.
Til kommt zurückhaltend näher und stellt sich vor. Das ganze Dutzend heißt ihn herzlich willkommen und alle nennen ihm ihre Namen, als sei er ein lange vermisster Freund ihrer Familien. Die Boggan-Kinder beginnen sofort mit den Bunnies zu spielen.
Dies sind diejenigen Heinzel aus dem Dorf, die zu große Angst vor den Grimgoriminatori haben, um denen unter die Augen treten zu wollen. Aneta jedoch ist mittlerweile nicht mehr hier!
Was sagt denn das Orakel zum Verschwinden von Tils kleinem Schützling Aneta? Learn Creation. Offensichtlich hat sie sich selbst eine neue Feenkunst beigebracht, womöglich ist die einfach unverhofft aus ihrer Feen-Erinnerung wieder aufgestiegen …:
„Ach, Herr Pooka, wir hatten doch vor, genauestens auf sie Acht zu geben! Trotz ihres ewiglichen Fernwehs. Das hat das arme Kind ganz schrecklich in seinem Banne gehalten, ja ja. Schwuppdiwupp, war sie weg, ließ sich nicht aufhalten!“
„Was soll das heißen, sie ließ sich nicht aufhalten?!“, fragt Til aufgeregt, „Die Flügelchen taugen ja noch nicht zum Fliegen, das weiß ich noch genau!“
„Ei wo, Flügelchen. Die Luft scheint sie weggetragen zu haben, Herr! Sie muss sich diesen Luftstrom daselbst geschaffen haben! Wir haben sie das ehedem noch nie machen sehen. Noch nie! Sie muss ganz von allein auf diese Kunst gekommen sein!“
„Ja aber … wo ist sie denn hin?“
„Ja, immer der Nase nach, immer dem eigenen Fernweh gefolgt! Vielleicht hat sie ein Geheimnis, die junge Hochwohlgeborene, eines, das sie immerzu hütet, vor unsereinem. Ganz so scheint‘s ja manchmal mit ihr! Irgendeine Verpflichtung, der sie nachzugehen hat, aber heimlich? Wer weiß! Ihr Kith hat gar viele Geheimnisse, so sagt man. Oh, wie jammervoll, Herr! … Was haben wir uns die Lungen aus dem Leibe geschrieen, dass sie zu uns zurück kommen möge!“
Die kleine, dicke Boggan-Frau deutet kläglich in Richtung des Felssims. Til legt sich flach auf den Bauch, und glotzt in die Dunkelheit hinab, dorthin, wo man tief dort unten den Höhlenboden sehen kann im Licht der Kristalle. Aber natürlich ist dort kein Zeichen von Aneta, keine praktischerweise fallen gelassene Brosche, keine Fußspuren im Kies …
„Ich geh' ihr nach!“, sagt Til dennoch, „In welche Richtung genau hat ihr Luftstrom sie denn getragen?“
Die aufgeregten Boggans deuten in die Richtung.
„Willst Du das wirklich tun, Til Haselberger?“, fragt Dwyddle Umswydd besorgt, „Du kannst mit Deinen Spring-Künsten gewiss dort herab gelangen … gewiss … aber dort drunten in den Höhlen von Cyenwen kann sich einer auf Jahre verirren!“
„Ja, dann ist das doch umso schlimmer, dann muss man die kleine Aneta doch da raus holen!“
„Sie weiß sich zu helfen, Til! Und sie kehrt ja immer zu uns zurück. Oft ist sie wochenlang fort, aber ihre Intuition ist stark. Früher oder später werden wir sie wieder im Dorfe in die Arme schließen können.“
„Was wißt Ihr denn über das Kind?“, erkundigt sich Til verwirrt.
„Beinahe nichts! Die Hohen, nicht wahr, die verstehen sich ja darauf, zu schweigen, wenn sie wollen. Womöglich hat das Kind geschworen, eine eigene Queste zu verfolgen, die sie weiter und weiter voran treibt. Vielleicht wurde ihr sogar ein Geas auferlegt, nicht wahr, ein magischer Eid! Eine Erfahrung hat ganz Holz-Giebel-Brunnen-Dorf jedenfalls schon mit der Hochwohlgeborenen gemacht, mein lieber Til: Wenn sie bereit ist, ihr Begehr zu schildern, dann wird sie es von sich aus tun, aus eigenem Antrieb heraus; denn entlocken können es ihr weder honigsüße Zungen noch inständiges Flehen!“
„Ich gehe ihr nach“, sagt Til mit großer Bestimmtheit, „Sie ist ein Changeling so wie ich, richtig? Dann gelingt es mir vielleicht, zu ihr durchzudringen. Ich habe jahrelange Erfahrung mit meinesgleichen!“
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Til verabschiedet sich also von den Boggans, und setzt mit Hopscotch vom Felsensims hinab. Dies ist ein tiefer Sprung, und unterwegs kommt ihm die Panik, und er hat lange Sekunden Zeit dafür, sich zu fragen, ob seine Künste wirklich das tun, was er instinktiv vermutet hat, als er abgesprungen ist. Auf Zehen und Fingerspitzen landet er schließlich im Kies, setzt auf wie schwerelos. Keucht noch ein ganzes Weilchen vor sich hin, winkt dann hinauf zu den vielen Boggan-Gesichtern an der Kante des Überhangs. Die winken zurück, ihre Gesichter wirken teilnahmsvoll, sie machen sich Sorgen.
Til in seinem Feenschein, wenn auch derzeit ohne Hasenkopf
Einige Bunnies stecken die Köpfe aus Tils Rucksack und gucken sich verwirrt um, ihnen ist ein bisschen schwindelig. Die anderen hoppeln hinter Til herbei, sie beherrschen nicht den Hopscotch-Zauber, sie sind einfach von Fels zu Fels gehüpft, um herab zu gelangen.
Oh großes Orakel: Was ist denn unsere Aufgabe in dieser Höhle, abgesehen von der Nachverfolgung des Weges, den Aneta genommen hat? Refuse Debt sagen die Orakelwürfel. Das klingt ganz so, als seien die Kristallhöhlen durchaus bevölkert. Ein Schuldner weigert sich, seine Schuld zu begleichen … womöglich hat dieser sich deswegen hierher zurückgezogen, tief unter die Erde. Das ist dann ein Clan von Wichteln, die sich gerade ihrem Groll hingeben gegen die Gläubiger, die sie übers Ohr gehauen haben. (Und niemand haut einen Wichtel übers Ohr; C:TD, S. 451.)
Das verlangt nach einem zünftigen Delve! Ich mache daher den Move Discover a Site: Ich definiere die Kristallhöhlen von Cyenwen als Formidabel, und als Fortified Cavern. (Fortified sind sie zumindest so lange die Wichtel hier Unterschlupf suchen.) Das Missionsziel ist, Anetas Route nach draußen nachzuvollziehen.
Soundtrack: Michael Ghelfi, Crystal Dungeon
https://www.youtube.com/watch?v=TUCzY-6XjUo&t=1121s
Also starte ich wieder mit dem Move Delve the Depths: Til und die Kleinen Bunnies bewegen sich offen vorwärts, in die Richtung, welche die Heinzel ihnen angegeben haben, und versuchen Spuren von Aneta zu finden. Dafür würfle ich Wahrnehmung+Aufmerksamkeit. Sieben Erfolge für Til, und daraus wird ein Weak Hit. Da müssen wir auf der Tabelle des Moves würfeln, und bekommen einen ersten Punkt Fortschritt.
Eine besonders breite Schlucht oder Schneise zwischen den Felssäulen führt direkt in die angezeigte Richtung. Es scheint auf der Hand zu liegen, dass der Sidhe-Kindling hier entlang geschwebt ist. Die acht Wanderer staunen mit großen Augen über die funkelnden Kristallformationen, die das Licht von Tils kleiner Fackel brechen, und auch die bläuliche Klinge des Schwerts von Yvamore in seiner anderen Hand zum Funkeln bringen. Die Schlucht verengt sich nach einer halben Wegstunde zu einer runden Höhle in der Felswand, in die man bequem hinauf steigen kann.
Da würfle ich für meinen nächsten Move (Delve the Depths) auf Wahrnehmung+Überleben, zum Spurenlesen. Ein Strong Hit, noch dazu mit Pasch! Das bedeutet, dass ich den Folge-Move namens Find an Opportunity machen darf, und dessen Tabellenergebnis frei wählen. Und aufgrund des Paschs eben scheint das eine ganz besondere Bewandtnis damit zu haben! Da wähle ich mal, ‚You locate a secure area‘:
In der Höhle entdecken Til und die Kaninchen, dass es von dieser in eine noch höher gelegene Nachbarhöhle hinauf geht. Es gibt jedoch auch einen Spalt zwischen den blauen Kristallen, hinter dem ein paar schmale Stufen zu sehen sind, die offensichtlich einstmals grob gemeißelt wurden, und die direkt hinauf führen! Ein unwiderstehliches Gefühl von Déjà-vu bemächtigt sich Til, das ihn sogar glauben lässt, er hätte diesen Winkel niemals bemerkt, wenn er nicht irgendwie gewusst hätte, dass er da sein würde! Aber wie hätte er davon wissen können?
Neugierig zwängt er sich hindurch und steigt die krude Wendeltreppe empor. Die Bunnies überholen ihn aufgeregt. Er kommt in einen kleinen Hohlraum, dessen kristalline Wände im Licht seiner Fackel tausendfach schimmern, als er eintritt. Aber die Höhle ist bewohnt, es gibt ein paar alte, handgeknüpfte Matten auf dem Boden, Kisten mit hölzernen Kinderspielsachen, und ein kleines Schreibpult mit Gänsekiel und Tintenfässchen. Das alles wirkt, als sei es vor sehr langer Zeit einmal hier zurückgelassen worden. In der Raummitte aber ist obendrein ein kleiner Teetisch aufgebaut, mit einem weißen Tischtuch, Schemeln, und einer alten, bauchigen Teekanne, aus der sogar Wasserdampf aufsteigt! Diese Stücke sind neu!
„Hallo?“, fragt Til vorsichtig in den Raum hinein. Es ist zwar keiner hier, aber nach seinen bisherigen Erfahrungen mit Feenmagie vermutet er dennoch, dass jederzeit alles passieren könnte!
Alles bleibt still. Nun, aber sicher scheint es hier zu sein, und da ich einen neuerlichen Folge-Move mit Bonus spendiert kriege, mache ich den Move Make Camp, um etwas neue Willenskraft zu tanken. Wir vergehen uns aber nicht an dem merkwürdigen Tee-Gedeck, sondern widmen uns vorsichtshalber nur unserem Proviant von den Boggans.
Was passiert hier noch? Ich frage das Orakel und bekomme Challenge Secret. Ein Geheimnis gibt es hier ganz offensichtlich, aber wie wird es herausgefordert? Oder andersherum, fordert uns das Geheimnis heraus? Das ist gut:
Als die Wanderer zurückkehren wollen zu der engen Wendeltreppe, ist diese auf halbem Wege verschwunden! Die grob gemeißelten Stufen verschwinden unter Geröll. Es hat aber keinerlei Geräusch gegeben, das einen Felsrutsch angekündigt hätte!
„Was ist da los?!“, entfährt es Til. Er tastet auf allen Vieren den Schacht ab, aber hier sind keine illusorischen Wände oder irgendsowas!
„Na ja, Traumlogik halt“, sagt er sich, sich an seine erste Reise in den Tulgee-Wald erinnernd.
Das Déjà-vu-Gefühl kommt wieder — als wäre er schon irgendwann einmal hier gewesen, als hätte er diesen Traum vor langem schon einmal geträumt. Da gab es doch irgendein Geheimnis, irgendeine Losung?
„Sesam, öffne Dich!“, versucht er natürlich als erstes, spaßeshalber. Aber nee.
Also müssen wir das kleine Höhlenversteck durchsuchen, vielleicht findet sich ein Hinweis. Das ist der Move Gather Information. Ich würfle für Til Wahrnehmung+Enigmas, denn vielleicht kann er sowas wie eine Rätsel-Inschrift finden! Sechs Erfolge, und ein Weak Hit. Til findet also was, aber dieses Rätsel verkompliziert seine Nachforschung noch.
„Schaut mal, Bunnies! Hier ist was in den Kristall geritzt: Das wird Euch gefallen, das eine soll offensichtlich ein Kaninchen sein.“
Die anderen drei Symbole sind auch Tiere: Ein Bär, und zwei Wiesel oder sowas.
„Hase und Bär“, grübelt Til, „So wie Niedzwiedz und Zajaczek. Aber was genau bedeutet das? War Aneta schon mal hier, um ihre kleine Tierfabel hier zu verewigen …? Was meint Ihr?“
Ich lasse statt einem weitere Move Til mal einfach fix Geistesschärfe+Enigmas würflen, um das Rätsel zu lösen, und er kommt auf einen Erfolg:
„… Vier Tiere … und hier stehen wie zufällig auch vier Schemel um den Teetisch herum.“
Einen davon hatte er vorgezogen, um seinen Proviant und das Kaninchenfutter darauf abzulegen. Er schiebt ihn zurück, halb unter den Teetisch, so wie die anderen drei stehen. Es knirscht vom Treppenhaus her, fast unhörbar!
Sie springen dorthin, und siehe da, die Steinstufen führen wieder ganz bis herab! Til steigt herunter, und murmelt, „Vier Tiere … komisch …“
Da geht seine Fackel aus, runtergebrannt! Jetzt ist nur noch das trügerische Schimmern der Kristalle übrig.
Ängstlich sieht Til sich um, man kann nur ein paar Meter weit sehen. Er dachte, die Boggans hätten ihm noch mehr eingepackt, aber er hat weder weitere Fackeln noch Feuerstein und Stahl. Also Beeilung, der eigentlichen Fährte hinterher.
Wieder Delve the Depths, diesmal mit Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, um sich durch das Dunkel und Lichtschimmern voran zu tasten. Ein Weak Hit: Wir dürfen den dritten Punkt Fortschritt markieren.
Geduckt und teilweise auf Händen und Knien tasten sie sich die Kieshänge hinauf, durch die Serie von großen Höhlen. Ein Glück, dass Til jetzt die grobgewebten Mittelalterklamotten an hat, der teure Pyjama wäre hin!
Abermals Delve the Depths, jetzt wiederum mit Geschick+Aufmerksamkeit, um erklimmbare Wege zu finden und sich hinauf zu arbeiten. Aneta scheint eine ganze Serie von großen Höhlen durchquert zu haben mit ihrer magischen Reisemethode. Die Challenge Dice geben einen Fehlschlag an: Das bedeutet Reveal a Danger. Der gleichnamige Move leitet mich zur Theme Card der Stätte weiter, und dort bedeutet das Tabellenresultat, dass die Wichtel hier ein Lager aufgeschlagen haben.
Man hört auch leise und eifrig jemanden bingen in der Düsternis, kleine Spitzhacken auf Gestein! Til robbt höher hinauf, und man sieht die Lichter kleiner Lagerfeuer und vereinzelter Kerzen in der nächsten, höher gelegenen Höhle: Durch und durch drahtige, rußverschmierte, und grimmig aussehende Kerlchen mit zotteligen Bärten und Zipfelmützen bearbeiten die Felswände. Andere sitzen um die Lagerfeuer vor ihren Zelten, und schauen trübselig drein.
„Was denkt Ihr, sollen wir die ansprechen?“, wispert Til, „Die wirken zwar ein bisschen säuerlich, aber vielleicht haben sie Aneta hier durch schweben sehen!“
Die Wichtel sind mit den Heinzeln verwandt, aber weit weniger herzlich!
Also gut, so machen wir es. Offen gehen die acht auf die halbhohen Gestalten zu, und Til versucht einen scheuen Gruß.
„Wer schickt Euch, Ihr Nager!“, verlangt einer der Wichtel zu wissen, „etwa die doppelt und dreifach vermaledeiten Trolle?“
„Trolle?!“
Der grimmige Knirps wird lauter, „Ja, Freundchen! Und lüg' uns ja nicht an, hörst Du, wir haben nix zu verlieren“, und den Rest schreit er, „Wir sind scheiße hartgesotten! Wir machen alle fertig, die uns anpissen wollen!“
Til presst die Lippen aufeinander, und versucht eisern, nicht loszuprusten. Einige der Kerlchen haben sogar ihre kleinen Kurzbögen und Steinschleudern gezogen. Aber sie wirken auf seinen Pooka-Humor urkomisch mit ihrer kleinen Körpergröße, gepaart mit ihren mächtig großen Egos.
„Nee, hab' keine Trolle gesehen hier unten bisher“, sagt er also beschwichtigend, „Außer dem einen vorhin, ja, der hatte sich verlaufen. Den habe ich natürlich ordentlich genasführt, und ihn zurück an die Oberfläche geschickt, ohne dass er es gemerkt hat.“
„Leichtgläubige Bastarde, diese scheiß Trolle!“, knurrt der Wichtel durch gefletschte Zähne.
„Ja, echt mal, total leichtgläubig“, nickt Til schmunzelnd, „Doof wie Bohnenstroh!“
„Aber sagt an, Wandersleut', was macht Ihr hier so tief in den Windungen von Cyenwen?“, fragt ein anderes Wichtelmännchen misstrauisch.
Da mache ich mal einen Compel-Move für diese Verhandlung: Es wird ein Weak Hit mit Charisma+Überzeugen. Das bedeutet, Til kann mit den misstrauischen Wichteln aushandeln, dass er passieren darf, aber sie verlangen etwas von ihm im Gegenzug.
„… Aber habt Ihr ein kleines Mädchen mit sehr grünen Augen und grünen Schmetterlingsflügeln gesehen?“
„Nee. Aber wir war'n auch mit Schürfen beschäftigt. Das Gestein hält mehr für uns bereit als wir gedacht hatten als wir uns hierher geflüchtet haben. Und wenn wir schon nächtelang hier festsitzen wegen der rotzigen Trolle, dann können wir auch gleich hier weiter Minieren!“
„Aber was wollen die denn von Euch? Gehören die nicht nach Skandinavien?“
„Näh, das ist der Sauhaufen von Gwargar Blutsprenkelpranke. Die haben uns mal Unterschlupf gewährt, vorletztes Jahr, als die Lindwürmer so zahlreich waren. Und jetzt wollen sie ihre Schuld einfordern. Dabei haben sie uns übers Ohr gehauen damals!“
„Wir hegen einen Groll!“
„Gerade jetzt wollen die auftrumpfen, gerade jetzt, wo oben an der Oberfläche Grimgoromn-Reiter umgehen! Hat man Worte?“
„Der Groll der Wichtel von Gundwetz-Tal ist furchtbar, wie eine Naturgewalt!“
„Ja, verdammich!“
Til versucht die Racheschwüre abzukürzen, und lenkt ein, „Okay, aber die Kaninchen und ich dürfen hier lang, ja? Wir haben es nämlich ziemlich eilig!“
„Halt, Moment, Du langer Lulatsch! Wer sagt uns denn, dass Du kein Spion von den Gwargar-Trollen bist, hä?“
„Genau, Du siehst aus wie'n Pooka, Ihr seid doch am liebsten als Spione unterwegs!“
„Nee, Quatsch“, rügt Til, „Am liebsten machen wir Kartoffelpuffer!“
„Lüge! Am liebsten lügt Ihr Lümmel rum! So sieht das nämlich aus!“
„Ach, kommt …“
„Nix da! Wir lassen Euch hier durch, aber dafür müsst Ihr für uns spionieren, so sieht das nämlich aus!“
Schalter:
Was wollen die Wichtel denn ausspioniert haben? Hold Advantage, sagen die Orakelwürfel dazu. Also müssen die Trolle irgendeine magische Möglichkeit haben, um die Wichtel aufzuspüren. Ist es ein bestimmter Schatz, oder entwendete Besitztümer der Wichtelmänner, mit denen die Verfolger ihre Feenkünste verwenden?
Mit zahlreichen Ermahnungen, Tipps, und Anfeuerungen ausgestattet — er solle außerdem sein Schwert für Hinterhalt-Angriffe verwenden, so oft er könne — ziehen Til und die Kaninchen weiter. Die Trolle sind weiter oben zu vermuten, sie sind grobschlächtig und haben nicht so weit herab gefunden wie die Wichtel. Also sollten sie in der Richtung sein, in welche Til sowieso will.
Dann also wieder Delve the Depths, diesmal mit Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, um weitere Anzeichen von Anetas Durchreise zu entdecken, oder jetzt auch Spuren der Trolle. Ich hoffe schon fast auf einen Fehlschlag, dann können wir gleich ein Encounter mit den Trollen einbauen. Stattdessen ein Strong Hit. Das generiert uns den vierten Punkt Fortschritt. Der Folge-Move Find an Opportunity lässt mich einen Hinweis finden, dazu weiß ich schon was:
Die Höhlen verengen sich, und werden zu gewundenen Felstunnels. Til muss sich mühsam voran tasten, er sieht nicht mehr viel, nur wenige der bläulichen Kristalle erhellen hier das unterirdische Dunkel. Der Kies knirscht unter seinen Füßen. Es klingt plötzlich für ihn so, als ob sich jemand nähern würde auf den Steinchen, viel zu leicht für einen Troll, aber etwas zu groß für einen Wichtel. Da er sich letztlich nicht sonderlich melancholisch gefühlt hat, hat er immer noch den menschlichen Kopf, und dadurch nicht die Vorzüge der Hasenlöffel. Er wird ziemlich nervös! Hätte er bloss noch mehr Fackeln dabei …! Er guckt, ob die Bunnies sich möglicherweise zu graulen anfangen, aber die scheinen das leichte Knirschen zwar auch zu hören, aber es nicht als bedrohlich zu empfinden.
Während diese Begegnung sich entfaltet, passiert vielleicht auch noch was anderes parallel. Dazu befrage ich die Orakelwürfel, und die sagen Charge Enemy. Das sind die Trolle, die schon viel näher sind am Lager der Wichtel als vermutet! Sie bewegen sich auf einem der Paralleltunnels, die dorthin hinab führen, von wo Til und die Kaninchen gerade kommen!
Man hört urplötzlich stampfende Plattfüße und heiseres Gebrüll, während massige Leiber sich in Bewegung setzen. Das Echo der Paralleltunnels verzerrt das ganze auf unheimliche Weise. Til presst sich mit gefletschten Zähnen an eine der Wände. Dabei hört er, dass auch die leisen Fußtritte im Kies hinter ihm schneller werden! Er sieht sich nach hinten um, kann aber nichts ausmachen in der Düsternis. Er zögert. Er sollte zurückrennen um die Wichtel zu warnen! Er schleicht weiter geradeaus, wo er eine Tunnelöffnung erahnt, die vermutlich in den Parallelgang führt, aus welchem das Gestampfe und Geschrei dringt. Angespannt linst er hindurch.
Die Trolle von der Sippe von Gwargar Blutsprenkelpranke sind auf dem Kriegspfad
Er sieht das hüpfende Fackellicht der grobschlächtigen Silhouetten, die sich in diesem Tunnel entfernen, in die Richtung, aus der Til kommt. Ihr Getrampel und das heisere Geschrei verhallen dort.
Hinter sich hört er plötzlich ein zartes Stimmchen: „A bheil iad air falbh?“
Til erschreckt so, dass er einen Luftsprung macht. Er wirbelt herum!
Hinter sich sieht er ein kleines Mädchen im Dunkeln, das ihn aus aufgerissenen Augen anstarrt. Scheinbar wollte sie ihn nicht erschrecken, im Gegenteil, das blasse Gesicht sieht aus, als sei sie bis eben völlig arglos gewesen.
„Da bist Du ja endlich! Ich hab' mir solche Sorgen gemacht!“, entfährt es Til sofort, und er kniet sich hin, und schließt sie vorsichtig in die Arme, und lügt, „Ich hab' mich überhaupt nicht erschrocken, ich wusste ja, dass ich Dich früher oder später finde.“
Ihre Flügelchen müssen eingefaltet sein, alles steckt unter einem dicken, silbrig weißen Pelzmantel.
„Sin thu … A bheil iad air falbh?“
‚Da bist Du ja‘, heißt das, und sie hat gefragt, ‚sind sie weg?‘, wird Til klar.
Er fasst sie bei den Schultern und mustert ihr Gesicht in der Dunkelheit, „Du sprichst also auch Gälisch?! Das ist ja toll! Warum hast Du das letztes Mal nicht schon gemacht?“, und das sagt er auf derselben Sprache, denn Gälisch kann er ja auch!
Sie antwortet prompt, „Letztes Mal haben wir auch Gälisch miteinander geredet. Gut, dass Du da bist! Ich hatte solche Angst! Warum bist Du denn nicht in der versteckten Teetrink-Höhle geblieben?“
Man hört ihren starken Akzent auch jetzt, Gälisch ist ja nicht ihre Muttersprache.
„Na ja, äh, na ja … Ich wollte mir halt mal die Beine vertreten. Und überhaupt, ich musste Dich doch finden! Wie sollte ich wissen, wo Du überall umher geschwebt warst. … Die Trolle, die sind weg, ja ja. Die greifen wahrscheinlich die Wichtelmänner an. Ich muss eigentlich zurück, und die Kerlchen davor warnen!“
Aneta schüttelt hektisch den Kopf, „Quatsch mit Soße, das haben die sich selber eingebrockt! Du darfst da nicht hingehen! Bitte! Viel zu gefährlich! Außerdem starren diese Wichtel ja vor Dreck, da macht man sich nur schmutzig, wenn man dort umher läuft. Ih.“
Til hakt nach, „… Moment mal. Warum eigentlich Teetrink-Höhle?“
„Ich hatte extra Früchtetee gemacht! Ich dachte, Du wirst von dem Geruch angelockt, und wartest dann da! Dann bin ich nach sieben Stunden selber losgegangen, weil Du nicht kamst … um Dich zu suchen!“
„Ich glaube, ich verstehe nicht …“
„… Ui, Du hast ja kleine Kaninchen dabei diesmal!“, sagt Aneta bezaubert, und hockt sich hin, um zu versuchen, die Bunnies zu streicheln, die begonnen haben, um ihre Füße herum zu hoppeln, und nach Aufmerksamkeit zu haischen!
„Aber wo wolltest Du denn hin, die ganze Zeit?“, fragt Til, „Warum hast Du die Boggans in den Wind geschossen? Die sollten doch auf Dich aufpassen!“
„Dieses hier heißt Olivier! Glaube ich. Und dieses hier …? Nein …“
„Na gut, äh … Hauptsache, ich habe Dich endlich wiedergefunden.“
„Ja!“, und das Kindergesicht strahlt.
„Dann lass' uns mal die Biege machen! Ich habe überhaupt keine Probleme damit, die Wichtel den Trollen zu überlassen …“
„Och, das ist doch gelogen … wohl hast Du Probleme damit.“
„Nee nee. Und ich hatte denen das ja auch nur ganz locker zugesagt, dass ich für sie spionieren würde.“
Aneta schlägt sich die Hände vor den Mund, und sagt erschrocken, „Glaubst Du, wir kriegen Ärger? Wegen dem Lichten Codex?“
„Nööö, glaube ich nicht, das geht bestimmt klar, mal eine kleine Ausnahme zu machen“, schwindelt er, „Außerdem habe ich dem Lichten Hof nie irgendwelche Schwüre geleistet.“
„Das schwört man auch nicht, das ist Teil von einem. Das weißt Du doch. Ich weiß das genau, dass Du Dich da dran erinnerst.“
„Ach so? Hm. Also gut, meinetwegen. Wir rennen zurück, um zu schauen, ob die Unholde versuchen, die Wichtel zu verkloppen oder so. Wenn sie doch ganz nett verhandeln, dann schleichen wir einfach wieder weg! … Und wenn's haarig wird, dann zauberst Du Dir wieder Deinen Luftstrom, um Dich zu retten! Versprich' mir das!“
„Ich weiß genau, was Du meinst.“
„Okay. Los geht’s! Aber leise!“
Da machen wir mal den Move Gather Information, um uns zurück zu schleichen und zu kundschaften. Til geht vor mit Geschick+Heimlichkeit, und seine wiedergefundene Begleiterin lauscht mit Wahrnehmung+Aufmerksamkeit. Obwohl beide Willenskraft ausgeben nur sechs Erfolge, immerhin wird aus denen ein Weak Hit. Wir erreichen also ungesehen das Zeltlager der Wichtel, aber dabei kommt es zu einer unvorhergesehenen Gefahr. Umso spannender.
Aber verhandeln die Trolle mit ihren Schuldnern? Ja, sagt das Orakel. Also:
Die letzten Meter robbt Til durch den Kies, der Kindling ist ein Stückchen zurückgeblieben, sie mag sich nicht gern schmutzig machen. Die Trolle sehen ein wenig aus wie ihre Artverwandten Erynn Cloudstride und Norgri Frostglow aus Aevalorn. Sie haben die Wichtelmänner umstellt, und alle streiten leidenschaftlich miteinander. Es sieht aber nicht so aus, als würde es hier zu Gewalt kommen, abgesehen davon, dass beide Seiten nach Herzenslust damit drohen (ganz besonders die erbosten kleinen Wichtel): „Wir schlitzen Eure Füße auf, mit stumpfen Messern!“; „Wir rollen Euch mit Nudelhölzern zu Teigfladen aus!“; „Wir verkloppen Euch so sehr, dass Ihr in hundert Jahren noch nach Euren Müttern und Mumen schreit!“, und so weiter.
Til schüttelt den Kopf über die ganze Verbohrtheit, das ist vielleicht mal eine Sache, in die er sich nicht einmischen muss mit seinem Gerechtigkeitssinn. Er robbt also rückwärts. Dabei tappt neben seinem Kopf ein riesiger, ledriger Plattfuß aus den Schatten, und setzt bedrohlich genau neben ihm im Kies auf! Til schaut entsetzt auf: Ein einzelner Troll hatte sich hier als Ausguck positioniert, und mit seinen Feenkünsten in einen lebenden Schatten verwandelt gehabt, so dass er Til nicht aufgefallen war!
„Haben die doch garst'ge, kleine Spione ausgeschickt!“, grinst der Troll durch seine schrecklichen Hauer hindurch, „Was ein kluger Troll ist, hat sich bereits sowas gedacht, oh ja!“ Er spricht Altdeutsch, wie die meisten der regionalen Feen im Grimm'schen Märchenland.
Da heißt es einen Face Danger-Move machen, denn wie immer will Til nicht wacker kämpfen, er will bloss zusehen, dass er die Kleinen Bunnies und Aneta unversehrt hier wegschaffen und mit ihnen flüchten kann. Da würfelt er Geschick+Ausweichen+Aspekt (‚Überzeugter Pazifist, kämpft nur defensiv‘). Das Mädchen würfelt Geschick+Athletik zum Rennen. Fette neun Erfolge, das machen sie gut! Entsprechend wird's ein Strong Hit. Alle neun Flüchtigen zischen ab, Til geht dabei sicher, das Schlusslicht zu bleiben, und die wirkungslosen Knüppel-Angriffe auf sich zu ziehen, die der schwerfällige Troll noch hinbekommt, bevor er hoffnungslos abgehängt ist.
Vielleicht kann man unterwegs noch eine Fackel irgendwo auflesen. Dafür mache ich den Move Secure An Advantage. Und das wird auch ein Strong Hit: Da darf ich in die Handlung rein erzählen was mir passt, ohne Negativkonsequenzen, also finden wir in dem Tunnel, den die Trolle für ihren Sturmangriff genutzt haben, gleich mehrere fallen gelassene Fackeln, von denen eine noch brennt.
Schwer atmend hebt Til die Fackel, und der Lichtkreis weitet sich um die neun.
„Willst Du auch eine?“, fragt er Aneta auf Gälisch, und macht Anstalten, eine weitere zu entzünden.
„Nee, ih, da mache ich mich schmutzig, oder senge mir noch mein Fell an!“, sagt die.
Til sieht ihr näher ins Gesichtchen.
Das ist überhaupt nicht Aneta.
„Ähm, was … Moment mal …!“, bringt er verdattert heraus.
Neubekanntschaft mit einer langjährigen Freundin
Das Mädchen legt den Kopf schief, etwas ruckartig, ein bisschen wie ein Wellensittich es tun würde. Sie sieht Aneta erstaunlich ähnlich! Ihre Haare sind jedoch weißblond und nicht aschblond, ihre Augen blitzblau statt smaragdgrün — und statt Flügelchen hat sie einen langen, wuscheligen Pelz!
„Was ist los? Ich dachte, Du bist Aneta!“
„Wer?!“
„Aneta! Daher auch der polnische Akzent!“
„Wieso Polnisch? Ich spreche Gälisch!“
„Aber doch nicht als Muttersprache?“
„Nee. Ich bin aus Belgien.“
„Belgien!“
„Klar. Ach so, das konntest Du noch nicht wissen.“
„Noch nicht wissen?! Wie kann ich überhaupt irgendwas wissen?“
„Erinnere Dich!“
„Ich kann mich an nichts erinnern, das vor den letzten 32 Jahren passiert ist! So alt bin ich nämlich, verstehst Du. Außer den Nationalfeiertagen in Aevalorn, die habe ich aus irgendeinem Grund immer noch im Gedächtnis, von vor fünhundertfünf Jahren.“ (Selbst in Zuständen völliger Verblüffung wie jetzt kann Til offensichtlich nicht anders, als noch eine Lüge mit dranzuhängen an das meiste was er sagt.)
„Aevalorn!“, sagt das Mädchen fasziniert, mit ganz deutlichem Wiedererkennen in ihrer Stimme.
„Hör‘ mal, Kleine: Wir müssen hier weg! Wir sind immer noch zu nah an den Trollen dran. Lass' und weitergehen. Aneta muss hier durchgekommen sein, was bedeutet, dass es einen Weg an die Oberfläche zurück gibt. Und zufälligerweise weiß ich auch genau, dass das derselbe Weg ist, den die Trolle ebenfalls genommen haben, um hierher zu kommen.“
„Echt?“
„Echt.“
Sie hasten also weiter. Der Kies und das Geröll knirschen unter ihren Füßen.
„Wie heißt Du?“, keucht der Kindling im Laufen.
„Ich dachte, Du kennst mich?“
„Ich … erinnere mich …“
„Aber nicht an meinen Namen?“
„Nee.“
„Ich heiß‘ Til. Ich bin aus Deutschland, also quasi Deinem Nachbarland, Kleine! Tiefstes Bayern, um genau zu sein.“
„Til aus Deutschland. Ah! So wie dieser eine … Til Schweiger! Der aus dem Film. Keinohrhasen!“
„Boah, nee, die Fresse kann ich nicht leiden.“
„Wie bitte?!“, bringt sie mit kindlicher Pikiertheit hervor, „… Du hast Fresse gesagt!“
Was für eine feine, kleine Dame!, findet Til! Schnell sagt er, „Oh, Entschuldigung. Das ziehe ich zurück.“
„Du hast Fresse gesagt!“
„Wollte ich nicht, ist mir so rausgerutscht.“
„Das war toll!“
„Wie heißt denn Du, kleine Dame?“
„Marlies Lore! Aber Du darfst mich einfach Marlies nennen. Nur meine Klassenlehrerin nennt mich Marlies Lore. Ich habe sie aber in eine Krokodilslederhandtasche verwandelt, seitdem lässt sie's.“
Til sieht sie im Laufen skeptisch an, „Das kannst Du?“
Sie kichert überdreht, und errötet leicht, und sagt, „Nee! War geflunkert!“
„Du bist auch ein Pooka! Wie ich! Das habe ich schon geahnt, als ich Dich vorhin getroffen habe!“
„Gar nicht wahr. Da hast Du gedacht, ich wäre jemand anderes, Til.“
„Stimmt. … War geflunkert.“
„Kinder anzulügen gehört sich aber nicht!“, rügt sie, und klingt dabei ein wenig wie Aneta, wenn sie gesagt hatte, ‚Darfst nicht lügen!‘
„… Traum-Logik!“, sagt Til sich halblaut selbst.
„Was meinst Du damit?“
„Nichts, nichts! Wie kommst Du überhaupt hier hinab?“
„Hab‘ mich dran erinnert, dass wir uns hier früher oft getroffen haben. Ich wollte auf Dich warten. Mit Früchtetee!“
„Den mag ich gern. Du wohl auch?“
„Erinnerst Du Dich nicht? Wir haben immer Früchtetee getrunken in unserem Versteck!“
„Ich glaube, mir wird ein bisschen schwindlig!“
„Armer Til. Bestimmt fällt Dir alles wieder ein!“
Schalter:
Also weiter voran, während man redet, mit Delve the Depths. Ein Weak Hit lässt mich auf der Tabelle des Moves würfeln, und das Resultat ist, dass ich den fünften Fortschritt-Punkt bekomme, aber der Folge-Move Reveal a Danger anschließt.
Die Tabelle von Reveal a Danger leitet mich an die Theme Card der Stätte weiter, da hatte ich Fortified gewählt, also bedeutet das Resultat ‚Guarded Location‘:
Die neun Schleicher hören das Geraune von hohen, kratzigen Wichtel-Stimmen. Sofort halten sie inne, Til senkt seine Fackel in Bodennähe, damit man deren Schein nicht so weit sieht. Die Tunnels haben sich wieder zu weitläufigen Grotten geweitet, und die Pooka und die Bunnies huschen im Zickzack zwischen den Felssäulen. Das Gekrächze kommt vom Hang herab: Dort haben die Wichtel von Gundwetz-Tal ein Warenlager errichtet, und ein Dutzend von Wichtelmännchen geht mit Spießen, Helebarden, und Kurzbögen dort Patrouille. Die Trolle scheinen sie nicht gesehen zu haben, wenn sie durch diese Höhle hinab gekommen sind.
Also wieder Face Danger: Wir versuchen einfach, lautlos davon zu schleichen, durch die Höhle hindurch und weiter hinauf! Immerhin ein Weak Hit: Die Charaktere entkommen, aber eine neue Gefahr zeigt sich bei dem Umweg, den sie beschreiben müssen!
Die Orakelwürfel entscheiden:
Dies ist ein weiterer Troll. Eine Nachhut des Kriegshaufens von vorhin offensichtlich, wahrscheinlich belauert er gerade das Materiallager der Wichtelmänner. Sein spitz zulaufender Zinken ragt plötzlich hinter einem der Felsen auf, wie eine auftauchende Haifischflosse aus den Wellen! Die Charaktere sind direkt auf sein Lauerversteck zu geschlichen. Nun hat sein scharfer Geruchssinn sie erschnüffelt!
Ein Kundschafter der Trolle
Aus Bock mache ich schnell mal Spielwerte für ihn:
Brokonuk, Troll-Kundschafter
Attribute: Geschick 2, Konstitution 5, Stärke 6 | Charisma 2, Erscheinungsbild 0, Manipulation 1 | Geistesschärfe 3, Intelligenz 2, Wahrnehmung 3
Fertigkeiten: Athletik 3, Aufmerksamkeit 3, Ausdruck 1, Ausweichen 3, Einschüchtern (Bedrohen) 4, Empathie 2, Gewahren 2, Handgemenge (Hinterhalte) 4, Überzeugen 1; Etikette 1, Handwerk 2, Heimlichkeit (Kundschafter) 4, Nahkampf (Speer) 4, Überleben (Ödland) 4; Enigmas 2, Gremayre 2
Aspekte:
• Mächtiger Nasenstachel +2
• Dicke Lederhaut +2
• Scharfer Geruchssinn +1
• Loyal gegenüber Gwargar Blutsprenkelpranke
Künste: Dragon's Ire 1, Primal 3
Reiche: Actor 3, Fae 3, Nature 4, Scene 3
Glamour: 5
Willenskraft: 6
Ausrüstung: Speer, Knüppel, Knochenmesser, Wegrationen
Da wird ein neuerlicher Face-Danger-Move nötig, um sich zu entziehen. Ich würfle wie oben, aber nur sechs Erfolge kommen zustande. Die Challenge Dice machen daraus allerdings unerwarteter Weise einen Strong Hit, mit einer Doppeleins! Für das extreme Resultat durch den Pasch legen wir noch einen drauf:
Der furchteinflößend aussehende Troll hält inne, und sein Pferdemaul beginnt zu grinsen, er sieht etwas bedröppelt aus, richtig bezaubert, als er die flauschigen Bunnies und das kleine Mädchen sieht. Er legt den dicken Zeigefinger vor die Lippen, und deutet in Richtung der Wichtel: „Psst, lasst Euch nicht hören! Hier lang, macht schnell! Ich hab' Euch nicht gesehen, oh nein, wenn jemand mich fragt, so hab‘ ich Euch gewisslich nicht gesehen! Rasch jetzt, lauft!“
Die neun Fliehenden gucken verdattert, Til übersetzt auf Gälisch, und dann bedanken er und Marlies sich hastig, und beeilen sich, weiter zu kommen.
(Dann habe ich meine Spielwerte gar nicht gebraucht, aber egal, vielleicht ja später.)
Daraufhin würfele ich für Delve the Depths: Ein Weak Hit, dieser beschert uns laut Tabelle diesmal einen sechsten Punkt Fortschritt, und den Move Find an Opportunity. Stark. Die Tabelle des Folge-Move sagt, ‚ein Aspekt der Geschichte oder Natur der Stätte wird offenbar‘. Hm! Zu den Höhlen von Cyenwen habe ich mir bisher noch nichts ausgedacht. Befragen wir das Orakel, das sagt Search Creature. Das machen wir so:
„Schau‘ mal, Til!“, wispert Marlies im Schleichen, „Wir sind fast wieder an der Oberfläche! Hier ist der versteinerte Fargenangh!“
„Der verteinerte Hastdunichtgesehen?“
„Fargenangh! Wir stehen doch genau davor. Weißt Du’s nicht mehr?“, und sie deutet an einer Felsformation hinauf.
Auf zweiten Blick sieht diese aus wie die steinbedeckten Umrisse eines gewaltigen Riesen mit einem gehörnten Helm und Bart aus Stalagtiten. Im Schein der Fackeln sieht er so aus, als habe er Mund und Augen aufgerissen und einen Arm dramatisch ausgestreckt, in jenem Moment, als er zu Stein wurde.
„Wow. Ich kenne ihn natürlich aus Reiseprospekten und so, aber ich hab‘ den noch nie gesehen! War das mal … ist der …“
„Die berühmteste Geschichte der Gebrüder Grimm erzählt doch davon, dass der hier einst hinunter kam, um den Ältesten aller Riesen herauszufordern. Dabei wurde er für seine Vermessenheit vom Teufel Worgelwergelwer selbst in Felsenstein verwandelt. Siehst Du, er ist’s! Fargenangh! Seine eine Hand ist leer. In der hatte er doch angeblich die sprechende Rübe, die ihm den Weg weisen sollte! Das Märchen besagt, sie sei entwendet worden … oder, das sagen manche, sie habe sich von selbst davon geschlichen.“
„Was davon, was Du gerade gesagt hast, war nicht geflunkert?“, erkundigt sich Til zögerlich.
„Geflunkert? Das ist alles die Wahrheit! So geht das Märchen.“
„Eine versteinerte Rübe, die sich davonmacht?“
„Ja, warum denn nicht?!“
„Auch wieder wahr.“
Sie schleichen unter Fargenanghs ausgerecktem Steinarm hindurch, die staunenden Blicke erhoben. Til sieht sich um, aber findet keine Felsen, die entfernt an eine abhanden gekommene, sprechende Rübe erinnern. Er kann sich nicht an ein solches Grimm-Märchen erinnern — und doch hat die riesenhafte Steinformation etwas erschreckend Wirkliches, eine besondere Intensität, als sei sie tatsächlich ein Zeitzeugnis.
☀
Die Oberfläche ist bestimmt bereits nahe! Ich würfle erneut für Delve the Depths, zwar wieder nur sechs Erfolge, aber dennoch ein Strong Hit. Unser Fortschritt wird dadurch sieben, und ein Hinweis soll außerdem ins Spiel kommen. Der bringt obendrein für beide Pooka einen dringend benötigten Punkt Willenskraft zurück. Machen wir das so:
An einer Abzweigung führen verschiedene weite Tunnels aufwärts. Marlies wirkt unschlüssig, sie weiß nicht mehr, durch welchen dieser Tunnels sie ursprünglich hierher herab kam. Hier ist auch kein Kies, und damit auch keine Spuren.
„… Wie kommst Du überhaupt nach Cyenwen, Marlies? Du bist doch wohl nicht ganz alleine hier runter gelaufen, oder?“
„Ich kannte doch noch den Weg …“
„Aber wie kommst Du überhaupt hierher, ins Träumen? Ich meine … ich glaube, Du bist nicht wie die Wichtel und die Trolle, sondern wie ich, Du bist …“
„Ich gehe als ein Menschenmädchen durch in der Herbstwelt, ja, das stimmt! Zusje hat mich hierhin mitgenommen. Sie sagt, wir brauchten mal etwas richtigen Auslauf. Daheim ist’s doch allzu trist.“
„Zusje …“
„Ja. Und wir waren doch früher so oft hier unten, auf Schatzsuche. Alle vier! Wäre das nicht famos, wenn wir uns irgendwann wieder alle vier hier über den Weg laufen würden? Dann wären wir endlich, endlich wieder beisammen!“, und ihre Stimme klingt so sehnsuchtsvoll, dass Til leicht erschaudert. Irgendwie hat er ein wenig Angst, herauszufinden, was es mit all dem auf sich hat. Es scheint ihm so überschaubar.
„… Also bin ich heimlich alleine in die Höhlen hinab geschlichen. Natürlich als Tier! Ich habe mich erst zurückverwandelt, als ich im versteckten Teetrink-Winkel angekommen war. Ich bin so froh, dass ich zumindest Dich jetzt wiederhabe!“, und sie nimmt Til im Laufen bei der Hand. Sie lächeln sich an.
In dem Moment beginnen die Bunnies aufgeregt auf und ab zu springen wie Flummibälle: Sie haben was gefunden. Til und Marlies gehen dorthin, und sehen etwas im Kies: Getrocknete Blütenblätter sind hier verstreut. Es sind aber keine Gewächse weit und breit zu sehen, außer etwas Moos!
„Dann muss das die Abzweigung sein, die Aneta hinauf geschwebt ist! Vielleicht ist das ein Zeichen? Wie eine … eine Brotkrumenspur!“
„Wahrscheinlich musste sie immer mal wieder ein kleines Schelmenspiel machen, um ihre Zauberei neu zu machen.“
„Schelmenspiel?“
„Klar. Damit ein Zauber draus wird. Vielleicht hat sie dafür Blütenblätter verstreut. Sehr feine Idee eigentlich! Wer ist das, diese Aneta, die Du suchst?“
„Kannst Du Dich nicht erinnern? Du … weißt doch Dinge, von … von früher …?“
„Ja, aber doch nicht, wie Changelings in ihren neuen Leben heißen!“, lacht sie, „Mit Menschennamen!“
„Stimmt, Du konntest Dich auch nicht dran erinnern, was mein Name ist.“
„Ja klar, weil ich den ja noch nie vorher gehört habe. So heißt Du doch erst jetzt. Also, wer ist Aneta?“
„Das allererste Wesen, das ich im Träumen getroffen habe! Ich fühle mich seitdem irgendwie mitverantwortlich für sie. Ich dachte, sie ist sicher bei den Boggans und Menschen von Holz-Giebel-Brunnen-Dorf. Aber sie ist ihnen entschwebt, jetzt müssen wir sie wiederfinden. Wenn es stimmen sollte, was Du sagst, und wir uns im Träumen allesamt wiederfinden können, dann ... ist das wahrscheinlich alles andere als einfach. ... Wie einen Sack Flöhe zu hüten!“
„Wenn es stimmen sollte, was ich sage?!“, fragt Marlies empört.
„Na ja, äh, Du bist ein Pooka, so wie ich …“
Sie hebt ihre Stupsnase, und versetzt, „Ich bin keine gewöhnliche Pooka! Ich flunkere fast nie, und wenn, dann nicht bei wichtigen Sachen! Nur bei meiner Lieblingsfarbe, die ist nämlich schillernd blau mit rosa Streifen, und ich sage immer, dass es malve ist. Und wie lange ich mir morgens die Zähne geputzt habe.“
Til mustert Marlies von der Seite. Was von dem, was sie jetzt gesagt hat, war eine Lüge, oder Halbwahrheit?
„Entschuldige, kleine Dame! Ich wollte Dir nicht zu nahe treten. Ich wollte sowieso mal aufhören mit der dauernden Flunkerei. Wollen wir ehrlich miteinander sein?“
„Au ja!“, lächelt sie freudig, „Wir sind von nun an immer und immer ehrlich miteinander!“
„Sehr gut! Schau mal, hier gibt’s so eine Art Pfad, der an der Höhlenwand hinauf führt!“
Im Zickzackkurs steigen sie zwischen den Felsen höher. Hier sind wieder jede Menge Kristalle an den Wänden eingelagert, und ihrer beider weißes Fell schimmert wie verrückt, besonders das von Marlies, das ohnehin schon so silbrig glänzt.
Ich mache den Move Delve the Depths: Hier heißt es einfach klettern, ich würfle für beide Geschick+Athletik. Fünf Erfolge für Til, aber für Marlies fällt ein knapper Patzer, sie rutscht unvermittelt ab! Damit ist der Move ein automatischer Fehlschlag:
Schreiend verschwindet Marlies in einer Staubwolke auf einer kleinen Lawine aus rutschendem Kies und Dreck, Til schreit entsetzt auf und versucht, sie rechtzeitig am Schlafittchen zu packen, das schafft er auch (mit einem hohen Wurf auf Geschick+Athletik), aber verliert dadurch selber den Halt, und rutscht ebenfalls mit hinab! Panisch quiekend hoppeln die Bunnies ihnen hinterher.
Dadurch muss ich den Move Reveal a Danger anschließen. Der Move leitet mich zur Domain Card, und da wir in einer Höhle sind, bedeutet das Wurfresultat hier Überflutung. Statt also dahin zurück zu kullern, wo sie herkommen, rauschen die beiden schreienden Pooka über eine Felskante, fallen durch die Dunkelheit — und platschen in einen unterirdischen See!
Nach Luft japsend tauchen sie beide über der Wasseroberfläche auf. Das Grundwasser das diese Höhle füllt ist eiskalt.
„Marlies!“, schreit Til entsetzt,
„Hier!“, bringt sie hervor.
Er bekommt sie zu fassen, es gibt hier nur ein wenig diffusen Lichtschein von hoch oben, der sich auf den Wellen bricht. Er drückt sie an sich, ihre kleinen Hände verkrallen sich in seinen Klamotten. Beide prusten, und sehen sich orientierungslos um.
Schalter:
Das bedeutet wohl den Move Face Danger. Ich würfle für Til Stärke+Athletik, um ans Ufer der gefluteten Höhle zu gelangen, und für Marlies Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, um zu helfen, eine passende Stelle zu entdecken. Obwohl ich für beide ihren je vorletzten Willenskraft-Punkt einsetze, kommen nur fünf Erfolge zusammen. Aus denen machen die Challenge Dice auch gnadenlos einen Fehlschlag.
Das bedeutet den Folge-Move Pay the Price: Für den würfle ich aber nicht, da entscheide ich mich erneut für ein Encounter. Immerhin ist es naheliegend, dass dieser unterirdische See eigene Bewohner hat …!
Während die beiden paddelnd und japsend am Ufer entlang schwimmen, und versuchen, eine Stelle zu finden, die nicht so voller Schlick ist, dass Til sie beide irgendwie hinauf ziehen kann, kommt erneut Bewegung in die schwarze Wasseroberfläche.
„Da! Da ist irgendwas, das kommt auf uns zu!“, quietscht Marlies.
Til sieht sich gehetzt um. In dem Moment schnellt ein Fischkopf aus dem Wasser, mit großen Glubschaugen und den Zähnen eines Raubfischs, an einem knochigen, schuppigen, schlangenartigen Hals!
Der schreckliche Schlangenhals-Schnappfisch
Erst einmal müssen beide SCs einen Willenskraft-Wurf schaffen, um nicht in Panik zu verfallen und ihren jeweils letzten Punkt temporäre Willenskraft ablegen zu müssen (orientiert am Move namens Endure Stress), das schaffen beide knapp.
Dann brauchen wir Licht! Marlies besinnt sich auf ihre Feenkünste, schnippst hektisch mit den nassen Fingern, als hätte sie ein Sturmfeuerzeug, bis plötzlich tatsächlich kleine Funken entstehen! Ich würfle für sie Summer+Fae, ihr kurzes Schelmenspiel senkt die Schwierigkeit für den Effekt Flicker-Flies um eins, und im Fernen Träumen ist sowas relativ leicht. Es klappt gerade so, und bläuliche und silbrige Funken vertausendfachen sich um sie und Til, und umschweben sie, so dass sie nun alles genau sehen können! Das Feenlicht erweckt außerdem auf magische Weise ein Gefühl von Tapferkeit in den beiden, was Til bei seinen Würfen zum Kämpfen helfen kann.
… Natürlich wird auch die Fischfratze beleuchtet, als sie an ihrem überlangen Hals herab zuckt, mit aufgerissenem Rachen!
Das wird einen Battle-Move bedeuten. Til hat das Schwert von Yvamore gezogen, und bekommt den Bonus von seinem Aspekt ‚Überzeugter Pazifist, kämpft nur defensiv‘, und vom Schwert-Aspekt ‚Eignet sich auch hervorragend zum Parieren‘, und obendrein sinkt durch die Flicker Flies seine Schwierigkeit um eins, denn das Feenlicht löst den Mut der Verzweiflung in ihm aus. Marlies krallt sich an ihm fest und würfelt Wahrnehmung+Gremayre, um sich an die Art von Mythenwesen zu erinnern, mit dem sie es hier zu tun haben — und an eine Schwachstelle, die sie Til verraten kann. Gemeinsam kommen sie auf neun Erfolge, und die werden ein Strong Hit:
Minutenlang paddelt Til auf der Stelle, und wehrt das Zuschnappen der herniederfahrenden Kiefer verzweifelt mit dem gleißenden Schwert von Yvamore ab. Er bringt es nicht über sich, selbst einen Streich gegen das Untier zu versuchen. Alles, was er tun kann, ist Marlies und sich über Wasser halten, und verzweifelt die Bissattacken abwehren, eine nach der anderen! So kann dieser Kampf aber nicht entschieden werden! Plötzlich keucht die Kleine, „Das ist der Schlangenhals-Schnappfisch! … Er hat sein eigentliches Auge am Kinn, ganz versteckt! … Die großen Glubschaugen sind nur so zur Zierde da! … Hau‘ ihm genau aufs Kinn!“
Das ist zwar ein Angriff, aber mit der Absicht, zu Verscheuchen, nicht zu Töten. Mehrmals versucht Til es verbissen, jedoch ohne es zu schaffen! Dabei ändert der Schlangenhals-Schnappfisch auch seine Taktik, er hat seinen Leib unter die beiden vermeintlichen Leckerlis gebracht, und umwindet sie, schreiend werden sie in der Schlangenwindung in die Höhe gehoben! Der Fischkopf sperrt wieder seine Kiefer auf, um die gefangene Beute zu beißen. In dem Moment trifft Til mit der flachen Seite des Schwerts von Yvamore die genaue Mitte der Kinnlade des Monsters, wo ein nur Tennisball-großes, dunkles Auge sitzt! Mit einem gepeinigten Krächzen lässt das Biest die beiden fallen, und sie klatschen zurück ins Wasser, während der Schlangenleib fliehend abtaucht!
Das gibt den beiden Pooka je zwei Punkte Willenskraft zurück, und das ist auch gut, denn die kleine Marlies hatte ihren letzten temporären Punkt verbraucht um ihren Gremayre-Wurf zu verbessern, und war seitdem antriebslos. Jetzt erwachen ihrer beider Lebensgeister wieder umso mehr.
„Ist alles in Ordnung?“, prustet Til, während er versucht, das Schwert wieder sicher wegzustecken, den Kindling mit dem anderen Arm immer noch an sich drückend.
„M-hm“, nickt sie, während sie sich festklammert, und stellt eine zwanghafte Lüge hinterher, „Hab' jetzt nur unendlich Hunger auf Fischfrikadellen. … Und Du?“
„Ja, ich auch, und ich hab‘ einen Fischfrikadellen-Verkaufsstand gesehen, als wir abgestürzt sind, im Fallen! Da kann ich Dir vielleicht welche kaufen!“
„Echt?“, fragt sie zitternd, „Warst Du da nicht auch mit Runterfallen beschäftigt?“
„Nee, na ja, hauptsächlich, aber ich hab‘ trotzdem sowas gesehen, im Vorbeifallen.“
„Du verschaukelst mich.“
„Nee! ... Du kennst Dich jedenfalls echt gut aus mit allem hier!“, lobt Til, „Verborgenes, eigentliches Auge am Unterkiefer, hahaha! Ohne diesen Hinweis wäre das ein kleines bisschen schwierig geworden!“
Es hilft nichts, bevor ans Essen gedacht werden kann, muss der Face-Danger-Move erfolgreich nachgeholt werden. Diesmal ein Strong Hit:
Til schwimmt weiter an der Wasserkante entlang, und Marlies ruft plötzlich, „Da vorne, sieh‘ mal! Da sind Deine weißen Kaninchen! Sie haben es mittlerweile hier runter geschafft! Die haben eine gute Stelle gefunden, da kommen wir hoch!“
Tatsächlich hoppeln die sieben Kleinen Bunnies aufgeregt an einer Uferstelle auf und nieder. Dort ist weniger Schlick und schroffere Felsen, und Til kann mit Marlies dort an Land klettern.
„Danke, Bunnies!“, keucht er. Die sieben quieken lautstark, und springen aufgeregt um die beiden pudelnassen Pooka herum, um ihrer Besorgnis Ausdruck zu verleihen.
Marlies wringt angeekelt ihr Fell aus, und jammert, „Na toll, jetzt bin ich schmutzig geworden — und durchnässt!“
„Wir bekommen Dich wieder trocken … die Oberfläche ist ja ganz nah!“
„Quatsch, wir sind doch gerade wieder tiefer runter gestürzt!“
„Gar nicht mal so tief, keine Sorge. Du kriegst schon keinen Schnupfen. Komm‘ auf meinen Arm.“
„Schnupfen, schnickschnak. Um mein Fell mach‘ ich mir Sorgen! Guck‘ mich an, all das Shampoonieren und Bürsten! Total für die Katz‘! Bäh, was für eine eklige Brühe das war!“
„Shampoonieren und Bürsten …?“
„Ja natürlich, was glaubst denn Du. Was machst Du denn alles für Deine Fellpflege?“
„Äh … ich dusche jeden Morgen. Manchmal frisiere ich mir natürlich die Tasthaare, das schon, aber normalerweise …“
„Du hast‘s gut! Du hast bestimmt kein Hauspersonal, die Dich blöd fragen, was Du da machst, weil die Deinen Pelzmantel ja überhaupt nicht sehen können …!“
„Öh …“
„Nimm‘ mich auf‘n Arm, mir ist kalt.“
Das macht Til, und ein Seufzer der Erleichterung entringt sich ihm, als ihm endlich bewusst wird, wie haarscharf das alles war. Er guckt zurück zu dem Grundwassersee, wo aber das Seeungeheuer auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.
Jetzt sind wir jedenfalls auf einer Parallelroute seit unserem fehlgeschlagenen Aufstiegs-Move, und müssen hier einen neuen Weg nach oben finden. Also Delve the Depths: Til würfelt Stärke+Athletik+Aspekt (‚Löwenschweif hilft beim Balancieren‘), Marlies wird getragen und macht den Ausguck mit Wahrnehmung+Aufmerksamkeit. Nur sechs Erfolge, aber dank gnädiger Challenge Dice dennoch ein Strong Hit: Unser achter Punkt Fortschritt, und als Folge-Move gibt’s obendrein wieder Find an Opportunity. Da wähle ich, statt zu würfeln:
Die neun finden beim Aufstieg erneut grob gemeißelte Steinstufen, die durch einen Felsenschacht aufwärts führen! Die haben vielleicht irgendwelche Kithain einstmals angelegt, um nach Cyenwen hinab zu gelangen, vielleicht ja auch Wichtel oder Zwerge, die zum Schürfen herkamen.
Der versteckte Pfad gewährt mir einen Folge-Move Delve the Depths, mit Bonus. Mit ordentlich Würfelpech wird der alldieweil ein Fehlschlag, das löst einen Reveal-A-Danger-Folge-Move aus. Das Wurfresultat dafür ist erneut ‚Flooding‘. Aber wir sind doch in einem Schacht der direkt nach oben führt …? Heißt das etwa …
Unter den Aufsteigenden ist plötzlich ein Knirschen und Rumoren zu hören, und dann ein donnernd lautes Krachen! Kiesel regnen auf sie herab. Til reißt die Augen auf, er befürchtet, die ganze Höhle könnte einstürzen. Aber tatsächlich sind die Bewegungen unter ihnen. Grundwasser hat sich seinen Weg gebahnt, und Felswände in der Tiefe brechen zusammen. Gurgelnd und rauschend füllen die Fluten die Kammern unter ihnen, eine nach der anderen, steigend.
„Beeilen wir uns lieber“, wispert Marlies furchtsam. Quiek-quiek-quiek, machen sieben panische Bunnies.
Til läuft die Stufen schneller hinauf. Das Rauschen wird mitnichten dabei leiser, es kommt rasant näher! Plötzlich bekommt er abermals nasse Füße! Die Flut steigt so schnell, wie er die gemeißelten Steinstufen hinauf springt!
Das ist erneut Face Danger: Til würfelt für seine Flucht Geschick+Athletik, erreicht nur vier Erfolge. Aber Marlies feuert ihn an, er müsse es schaffen, und unterstützt mit Charisma+Überzeugen. Und für sie fallen drei Zehner, und da ihre Charisma-Spezialisierung hier greift (ich habe ihr Charisma als Schutzsuchend definiert), verdoppeln sich alle Zehner zu gleich jeweils zwei Erfolgen! Damit kommen wir auf maximale zehn, und die Challenge Dice machen daraus einen Strong Hit!
Das verwende ich als Gelegenheit, um den Delve abzuschließen: Ich mache den Move Reach Your Objective. Ganz hier in der Nähe, durch einen Paralleltunnel, muss auch Aneta hinauf an die Oberfläche gekommen sein. Die Challenge Dice müssen dabei unseren gesammelten Fortschritt von acht unterwürfeln. Eine Drei und eine Neun, also ein Weak Hit:
Triefnass und japsend streckt Til seinen Kopf aus einem Erdloch. Er hat die zitternde Marlies auf dem Arm — und Kleine Bunnies sitzen auf seinen Schultern, seinem Rucksack, und seinem Kopf. Mit aufgeregten Knopfaugen sehen sie sich um. Sie sind zwischen den knorrigen Bäumen eines Waldrandes heraus gekommen.
„Geschafft …! Wir haben’s geschafft! Das ist die Oberfläche!“, keucht Til, und lügt unwillkürlich, „Hier muss auch so ein Imbis-Stand sein, ganz in der Nähe!“
„Ich brauch‘ einen Fön!“, jammert Marlies leise.
Für den erfolgreich abgeschlossenen Delve bekommen beide SCs einen zusätzlichen Erfahrungspunkt. Der Weak Hit muss bedeuten, dass jedoch Tils Erwartung sich als unzutreffend herausstellt: Hier ist weit und breit kein paralleler Zugang zum Unterreich von Cyenwen zu finden. Damit haben sie die Spur von Aneta verloren, die ihrer Wanderlust weiterhin allein nachgehen wird, und jetzt hat Til keinerlei Anhaltspunkte mehr, wohin es sie gezogen haben könnte!
„… Wie ein Sack Flöhe“, sagt er resigniert nach einiger Suche, „Wie schon gesagt. Puh, das Träumen ist groß. … Hey, Marlies? Kennst Du eigentlich jemanden mit dem Namen Niedzwiedz?“
„Ni-etsch-Wetsch? Haha, das klingt lustig! Ist das ein deutscher Name?“
„Im Deutschen gibt’s dieses Wort natürlich auch, aber da heißt es was ganz anderes. Nee, das ist Polnisch. Da heißt es Bärchen.“
„Oh, wie niedlich! Bärchen!“
„Kennst Du so jemanden?“
„Klar! Mein Cousin in der Herbstwelt, der heißt auch Bärchen!“
„Wirklich?“
„Ja, beide meiner Cousins sogar. Beide heißen Bärchen.“
Til muss lachen, „Au Mann, das ist ja … Glaubst Du nicht, dass es ein heiloses Durcheinander ist, wenn wir Pooka miteinander abhängen? Alle beschwindeln sich gegenseitig in einem fort!“
Marlies schüttelt begeistert den Kopf, „Nein, Til! Das ist wunderbar! Wir schwindeln ja auch fast nie. Erinnere Dich!“
„Ich kann mich nicht so erinnern, nicht so wie Lobo und Du es zu können scheint … alles, was mir einfallen will aus der Zeit vor meiner eigenen Geburt, sind Backrezepte für Maisbrot! … Kennst Du einen gewissen Lobo?“
„Ich habe mich selber mal eine Weile so genannt! Lobo-Bobo. Aber dann bin ich zu Marlies Lore zurückgekehrt. Das ist hübscher.“
„Oh weiha …“
„Mach‘ Dir keine Sorgen mehr, lieber Til! Wir finden alle wieder zusammen! Vielleicht kann ich Dir helfen! ... Du hast also schon einen Kindling wiedergefunden, der wie ein Bärchen aussieht?“
„Na ja, nein, nicht direkt. Was nützt es, einige von Euch wiederzufinden, wenn man kurz darauf aufwacht … und hinterher nicht weiß, wie man Euch jemals erneut wiederfinden soll? Ich hatte gedacht, ich kann alle in Holz-Giebel-Brunnen-Dorf versammeln …“
„Zusje wird eine Idee haben, wie das zu machen ist. Sie ist klug, und hat viele, viele Feenkünste! Ehe Du Dich versiehst, sind wir wieder zu viert!“
„Das müssten aber fünf sein, oder vielleicht sechs. Oder? Du, ich, Zusje, Lobo das Bärchen, Aneta, … und vielleicht Niedzwiedz der Wolf! Aber bei dem weiß ich nicht, ob er nicht ausgedacht war.“
„Deine Aneta und den Wolf kenne ich nicht. Zu unserem Eidbund gehören wir vier: Ein Feldhase, ein Bär, und Zusje und ich, die Schwestern.“
„Was für Tiere seid Ihr denn?“, fragt Til interessiert.
Marlies strahlt gewinnend, „Nerze! Alle beide! Ich habe außerdem was von einem Vögelein, und Zusje etwas von einem gemütlichen, alten Gluckenhuhn! Ähm, aber sage ihr nicht, dass ich das gesagt habe.“
Til kichert, „Keine Sorge! Ich weiß ja nicht einmal, was von dem, was Du gerade gesagt hast, geflunkert war!“
„Nichts war geflunkert, i wo! Na hör‘ mal, als würde ich Dir einfach ins Gesicht lügen, Til! Ich habe doch meine Manieren!“
„Na gut! Wir sollten jedenfalls nicht hier in der Wildnis bleiben. Ich bringe Dich erstmal in meine Freistatt, da gibt’s Essen, und bestimmt borgt uns einer meiner Nachbarn Shampoo für Dein Fell.“
„Oh, eine Freistatt? Ich würd‘ ja so schrecklich gern mit in Deine Freistatt! Aber wir müssen doch zu Zusje, bevor sie merkt, dass ich ihr weggelaufen bin! Dann kann ich Euch vielleicht einander vorstellen, wenn sie Zeit hat. Und dann denken wir uns gemeinsam aus, wie wir weitermachen!“
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