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Neumodische Art an SC oder "der Zoo" - begrüßenswerte Entwicklung?
nobody@home:
Ich wüßte nicht mal, was daran besonders "neumodisch" sein sollte. Settings mit Dutzenden bis Tausenden von intelligenten Spezies, deren Angehörige man im Prinzip spielen könnte, wenn nur die Regeln das besser unterstützen würden, gibt's doch schon seit Anbeginn des Hobbies, und gerade die typischen D&D-Welten mit all ihrer "Monster"diversität gehören aus meiner Sicht direkt dazu ("Warum kann ich in AD&D nicht einfach direkt einen Ork spielen, wiese muß das unbedingt ein Halb-Ork sein?" "Ist halt nicht erlaubt..."). Und Regeln, die diese Unterstützung tatsächlich einigermaßen hinkriegen, gibt's wiederum insbesondere außerhalb der Fantasyblase auch genug -- so ziemlich jedes Spiel, das einigermaßen "universell" einsetzbar sein oder ausdrückliche Superhelden mit ihren verschiedensten Ursprüngen abbilden will, muß diese Aufgabe ja geradezu schon zwangsläufig stemmen.
Natürlich gibt's trotzdem immer noch Settings, in denen die Auswahl an spielbaren Charakterspezies aus diesem oder jenem Plausibilitätsgrund recht eingeschränkt sein kann -- klassisches Call of Cthulhu beispielsweise hat schon seinen Grund dafür, nur Menschen als SC zu unterstützen (soweit die sich nicht im Lauf des Spiels zu etwas anderem entwickeln, was auch schon vorgekommen ist). Die Idee, daß alles außerhalb von EDO-SC so suuuperneu und -exotisch sein soll, ist meiner unbescheidenen Meinung nach aber schlicht dem fehlenden Blick über den Tellerrand geschuldet. :)
Swanosaurus:
Hängt für mich vollkommen von der gefühlten Konsistenz des Settings ab. Ich tendiere ja zum Extremismus egal welcher Richtung: "entweder sind nur Elfen, Zwerge Halblinge und Orks schon zu viel, oder es sind zu wenig." Aber selbst klassische EDO-Kombinationen können bei mir Punkten, dann müssen sie eben nur insgesamt wirklich sehr rund und stimmig sein (siehe Mittelerde). Die Kombination aus bizarrer Monster-Zoo, aber gespielt werden nur die "Klassiker" (also älteres D&D) macht mir tatsächlich am meisten Bauchschmerzen, weil das so beliebig wirkt - wenn ich Zwerge spielen kann und man mal von so Wurstigkeiten wie Gesinnungen absieht, was zum Henker soll dann das Problem daran sein, einen Gnoll zu spielen?
Prinzipiell finde ich den "Zoo" also begrüßenswert, solange klar ist, dass die Gruppe (und typischerweise noch mal mehr die SL) eine klare Hoheit darüber hat, im Sinne der Settingkonsistenz auch alles auszuschließen, was nicht passt.
Galatea:
Kommt auf das Setting/Abenteuer an, ob es passt.
Was mich in der Praxis viel mehr stört als exotische Charaktere sind "komisch aussehende Menschen" - das exotische kommt ja nicht nur davon, wie die Welt auf ein Individuum reagiert, sondern auch wie das Individuum der Welt begegnet und wie es sich allgemein verhält.
Schon D&D-Elfen, die nach modernen Standards kaum mehr als Exoten gesehen werden, haben einen wirklich tollen, tragischen und gut ausgearbeiteten Hintergrund, der von den meisten Elfenspielern einfach komplett ignoriert wird.
Ich finde, wenn man einen exotischen Charakter spielen will (und das muss nicht mal ein Katzenwesen oder ein Steintroll sein, da reicht schon ein Mensch aus einer fremden Kultur), dann sollte man sich ein wenig Gedanken machen, wie der Charakter auf bestimmte Situationen reagiert, welche Kenntnisse von der Welt er hat, welche seiner Ansichten/Sitten/Gewohnheiten von der Norm abweichen könnten, und bei ganz exotischen Wesen welche Auswirkungen deren Biologie auf ihr Verhalten und ihre Kultur hat, etc. - und die nicht nur als normale Menschen mit komischen Ohren spielen.
Ich bevorzuge daher auch eine übersichtliche Zahl von Exoten, denn wenn man zu viele in einem Setting hat, werden die oft entweder nicht mehr richtig ausgearbeitet oder fallen der Flanderisierung zum Opfer.
Outsider:
--- Zitat von: nobody@home am 15.06.2025 | 14:29 ---Ich wüßte nicht mal, was daran besonders "neumodisch" sein sollte. Settings mit Dutzenden bis Tausenden von intelligenten Spezies, deren Angehörige man im Prinzip spielen könnte, wenn nur die Regeln das besser unterstützen würden, gibt's doch schon seit Anbeginn des Hobbies, und gerade die typischen D&D-Welten mit all ihrer "Monster"diversität gehören aus meiner Sicht direkt dazu ("Warum kann ich in AD&D nicht einfach direkt einen Ork spielen, wiese muß das unbedingt ein Halb-Ork sein?" "Ist halt nicht erlaubt..."). Und Regeln, die diese Unterstützung tatsächlich einigermaßen hinkriegen, gibt's wiederum insbesondere außerhalb der Fantasyblase auch genug -- so ziemlich jedes Spiel, das einigermaßen "universell" einsetzbar sein oder ausdrückliche Superhelden mit ihren verschiedensten Ursprüngen abbilden will, muß diese Aufgabe ja geradezu schon zwangsläufig stemmen.
Natürlich gibt's trotzdem immer noch Settings, in denen die Auswahl an spielbaren Charakterspezies aus diesem oder jenem Plausibilitätsgrund recht eingeschränkt sein kann -- klassisches Call of Cthulhu beispielsweise hat schon seinen Grund dafür, nur Menschen als SC zu unterstützen (soweit die sich nicht im Lauf des Spiels zu etwas anderem entwickeln, was auch schon vorgekommen ist). Die Idee, daß alles außerhalb von EDO-SC so suuuperneu und -exotisch sein soll, ist meiner unbescheidenen Meinung nach aber schlicht dem fehlenden Blick über den Tellerrand geschuldet. :)
--- Ende Zitat ---
Das sehe ich ähnlich, ich würde das nicht als neumodisch bezeichnen. Nichtmenschliche SC begleiten mich seit Anfang meiner Rollenspielkarriere, Schwarze Auge, SR, D&D, Ad&d, MERS usw. ohne dass es mir komisch vorkam. Was mich eher stört als die Spezies der ein Char angehört ist wie Spieler ihn gestalten. Das ist manchmal deutlich schwerer mit der Welt zu vereinbaren als die Spezies.
Insgesamt halte ich das in solchen Dingen wie Weltengeist, stechen die SC heraus durch Verhalten, Spezies oder anderen Dingen wird die Spielwelt darauf reagieren und damit müssen die Spieler dann leben. Einfach mal in einer Menschenmenge untertauchen ist dann nicht so einfach wie es klingt usw.
Der Hasgar:
Ich finde es grundsätzlich nicht schlecht, bei den Spezies eine Auswahl zu haben und auch mal was anderes als Elf, Zwerg oder Halbling spielen zu können. Es kommt dabei jedoch auch darauf an, dass solche Spezies gut ins Setting integriert werden und dort ernstzunehmen sind. Darüber hinaus finde ich persönlich zum Beispiel Spezies nach Art der Tieflinge oder Goliath deutlich spannender als einfach nur "menschelnde" Tiere zu spielen.
Gerade letzteres löst in Gruppen häufig dieses "ach wie süß" aus und nimmt mir die Atmosphäre, die ich für ein Fantasy-Rollenspiel mag. Um da mal einen Vergleich zu wagen: Es wäre dann eher die Fantasy-Animationsserie für Kinder als eine coole Fantasyserie nach meinem Geschmack. Aber letztlich gilt natürlich: Jeder wie er mag.
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