Autor Thema: Grund für Speere  (Gelesen 5617 mal)

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Offline Settembrini

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Re: Grund für Speere
« Antwort #125 am: Heute um 11:53 »
Woher kommt denn die Annahme, es habe "Kunstfechter" gegeben? Weil Tacitus den Germanen "jede Fechtkunst" absprach, oder was?

Es gab eine Lehrmeinung, die Römer hätten vorne Kunstfechter (das ist eine diese Theorie abwertender Kampfbegriff) gehabt, die alle paar Minuten auf Kommando/Signal ausgetauscht wurden. Weswegen die Römer angeblich allen überlegen waren.

Einer der Autoren war...Moment...ich wühle noch...

Kromayer. Aus einer Stelle bei Polybios herausorakelt, meint, die Römer hätten die griechische Phalanx und andere Phalangen und Haufen eben dadurch besiegt, sich nach dem Zusammenprall, in 6 Fuß-abständige Einzelschwertfechter Linie vorne aufzufächern und die Sarissen zu unterlaufen.
Was aus verschiedenster Sicht Quark ist, aber ganz illustrativ zu den anderen Argumenten des Unterlaufens von Pikenierformationen.
« Letzte Änderung: Heute um 12:13 von Settembrini »
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Offline Turgon

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Re: Grund für Speere
« Antwort #126 am: Heute um 12:20 »
Woher kommt denn die Annahme, es habe "Kunstfechter" gegeben? Weil Tacitus den Germanen "jede Fechtkunst" absprach, oder was?

Weil das halt seit jeher der angenommene „Goldstandard“ eines „guten Kriegers“ ist.

Offline nobody@home

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Re: Grund für Speere
« Antwort #127 am: Heute um 12:46 »
Weil das halt seit jeher der angenommene „Goldstandard“ eines „guten Kriegers“ ist.

Na, ich denke, da liegt ggf. einer der Unterschiede zwischen einem "Krieger" einer- und einem "Soldaten" andererseits. Der eine kämpft mehr oder weniger für Ruhm und Ehre und will/soll also auch persönlich im Kampf hervorstechen, der andere ist Teil eines Teams, das gemeinsam bestimmte Ziele erreichen will/soll und in dem ein individualistischer "Kriegertyp" leicht mal eher ein diese Gemeinschaft störendes Element als eine Hilfe ist...

(Das ist tatsächlich auch einer der Gründe, aus dem ich Berufssoldaten-NSC im Spiel normalerweise gar nicht mal als großartige Einzelkämpfer baue. Deren Stärke sollte mMn eher Teamwork und die Tatsache sein, daß man ihnen eher selten überhaupt einzeln begegnet -- individuell reicht's völlig, wenn sie kompetent genug sind, um für ihren "Einheitstyp" einigermaßen glaubwürdig zu wirken, und nicht mehr.)

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Grund für Speere
« Antwort #128 am: Heute um 12:56 »
Wobei das eine eher künstliche Unterscheidung ist - die ach so auf ihre persönliche Ehre abgestimmten Krieger des Frühmittelalters haben nachgewiesenermaßen durchaus im Team gearbeitet (ansonsten lebt selbst der heroischste Einzelkämpfer seeeehr kurz), andererseits ist bei Berufssoldaten durchaus ein agonales Bestreben vorhanden, siehe römische Zenturionen mit ihrer stolz getragenen Ordenssammlung, und ihren (auch bei Goldsworthy) nachgewiesenen Funktion als vorbildhafte Vorkämpfer.

Aber ganz falsch ist es auch nicht, zumindest als Selbstbild, das Leute von sich haben können, und ihr daraus resultierendes Verhalten (sieht man auch schön bei Rittern des Hochmittelalters im Gegensatz zu Ordensrittern - letztere gehorchen durchaus Befehlen).
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Offline Irian

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Re: Grund für Speere
« Antwort #129 am: Heute um 13:10 »
Ich glaube nicht, dass man die Begriffe "Krieger" und "Soldat" so scharf trennen kann, aber die gedankliche Idee dahinter ist natürlich schon auffällig: Für den einen ist der "Goldstandard" halt der edelmütige Einzelkämpfer, der alleine seine Kämpfe schlägt und aus eigener Kraft heraus erfolgreich ist, siehe diverse Heldengeschichten. Für den anderen - und oftmals auch schlicht für die Realität - ist es hingegen so, dass der "Goldstandard" jemand ist, den man in der Schlacht neben sich haben will, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass er gleich was heldenmütig-dämliches tut, sondern seinen verf... Platz in der Formation hält, weil das Ganze (also die Formation) halt größer (stärker) ist als die Summer seiner Teile - was ja Sinn macht, man vergleiche X Soldaten in guter Formation vs. X einzelne Kämpfer, ich würde eher Geld auf die Formation wetten.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Settembrini

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Re: Grund für Speere
« Antwort #130 am: Heute um 15:27 »
Um mal auf die Ursprungsfrage zu kommen was Spielsysteme angeht:

Bei Chainmail sind Speere, vor allem Wurfspeere sehr gut, weil sie "keine" Punkte kosten, aber gegen Sturmangriffe nen Fernkampf innerhalb 6" vor Ankunft der Stürmenden erlaubt. Eine eher schwache Leichte Infanterie, die sonst von Reitern einfach niedergeritten werden könnte, ist durch die Wurfspeere schon ab einer gewissen Mannzahl nicht mehr ohne weiteres angreifbar.

Bei AD&D 1e sind Speere gut, weil sie gut in zwei oder in zweiter Reihe in engen Gängen benutzt werden können, und man sie gegen Sturmangriffe "setzen" kann.
In OD&D-artigen ist der Vorteil aus zweiter Reihe zu kämpfen sogar noch etwas größer.
« Letzte Änderung: Heute um 15:40 von Settembrini »
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