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Filme/Serien mit nicht zu rechtfertigenden Villains als Protagonisten?

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Issi:

--- Zitat von: Feuersänger am 24.07.2025 | 15:15 ---Ich habe nicht alles davon gesehen. Bei den meisten, die ich kenne, würde ich zustimmen.
Aber der Graf von Monte Christo? Wieso soll der ein Villain sein, noch dazu ein ungerechtfertigter?
Mann wird Opfer einer Intrige einfach durch Missgunst, verliert absolut alles, Karriere, Vermögen, Frau, Freiheit, wird unter fürchterlichen Bedingungen eingekerkert, kann fliehen, kommt zu Reichtum und rächt sich an seinen Feinden, die ihm all das angetan haben.

Ich würde ja nicht im Traum auf die Idee gekommen, ihn hier als den Bösewicht zu bezeichnen. Also mal sowas von Täter-Opfer-Umkehr!

--- Ende Zitat ---
Kann man so sehen.
Und kommt vielleicht auch auf die jeweilige Verfilmung an.
Es gibt Versionen ohne große Gnade.

Und das wird jetzt philosophisch:
Er ist ein freier Mann, und vielleicht  der reichste Typ weit und breit.
Wäre er ohne seinen Gefängnis Aufenthalt nie gewesen.
Ok, seine Verflossene hat jetzt einen anderen.
Aber es gibt durchaus schlimmere Schicksale.

Und dennoch tut er alles perfide und kalt geplant.
Mit Rache als einzigem Antrieb.

Viele Bösewichte sehen sich als Opfer.
Und kommen nie über diesen Status hinweg.

Der Unterschied zur Geschichte des Grafen ist mMn. häufig der, dass man die Gründe für ihre Rachegefühle weniger stark miterleben muss.

Wäre man lange nach seiner Befreiung eingestiegen, hätte er für viele durchaus das Zeug zum Wicht gehabt.

PS.
Es gibt einen Star Trek Film, indem der Bösewicht seine Familie verloren hat.
Und deshalb auf Rache aus ist.

Lyonesse:
Das möglichst elegante und durchdachte Vollziehen dieser Rache ist eben zu seinem Lebensinhalt geworden. Das Vermögen und der Status bedeuten ihm ja nichts, die sind nur Mittel zum Zweck. Diese Rache hätte er auch einfacher haben können. Etwa durch gedungene Mörder, die nachts bei den Hanseln einsteigen oder durch fingierte Unfälle oder so etwas, aber das würde ihm nicht reichen.

Im übrigen glaube ich, dass es nicht zu rechtfertigende Schurken als Protagonisten nicht gibt. Die würde in einem Film oder einer Serie nicht funktionieren. Sie müssen immer auch eine menschliche Seite haben, eine Verletzlichkeit zeigen, sonst würde man sich das nicht geben. Zeigen sie aber diese menschliche Seite, dann können Charaktere eigentlich mit ziemlich viel durchkommen.



Obergruppenführer John Smith, der amerikanische Nazi aus The Man in the High Castle würde mir noch einfallen.
Er ist zwar eigentlich der Antagonist, bekommt dafür aber relativ viel Screentime und Spotlight.

Issi:

--- Zitat von: Lyonesse am 24.07.2025 | 16:29 ---. Etwa durch gedungene Mörder, die nachts bei den Hanseln einsteigen oder durch fingierte Unfälle oder so etwas, aber das würde ihm nicht reichen.

--- Ende Zitat ---
Exakt. Aber das ist ihm nicht grausam genug

Feuersänger:
Selbst wenn man der Ansicht ist, dass er mal nicht so nachtragend sein soll, nur weil man ihm alles oben genannte (gute Karriere als Kapitän, Ansehen, geliebte Frau) genommen hat und dazu 5 Jahre Einzelhaft im Kerker, die sicher auch nicht gut für seine Gesundheit waren -- "wie kann man nur so kleinlich sein!" -- also selbst wenn man der Meinung ist, dass man für den durch diese Verkettung der Ereignisse gewonnenen Schatz doch fünfe gerade sein lassen kann, kann man doch immer noch absolut und objektiv nicht behaupten, dass er keine nachvollziehbare Motivation hätte und seine Taten nicht zu rechtfertigen seien.

Ich kenne auch iirc nur 2 Verfilmungen des Stoffes, weiss nicht mehr aus welchem Jahr die ältere war; evtl war es die mit Richard Chamberlain, dann hab ich wohl auch mal die mit Obelix gesehen aber die ist mir bis auf das Gesicht nicht im Gedächtnis geblieben.

KWÜTEG GRÄÜWÖLF:
Also beim Graf von Monte Christo: seine "Opfer" sind durch die Bank eiskalte Karrieristen und Intriganten, und die hören ja nicht damit auf, Leute aufs Kreuz zu legen, nachdem sie Edmond in den Kerker bugsiert haben. Der General z.B. hat ja auch später eine ihm anvertraute Prinzessin in die Sklaverei verkaufen lassen, und die anderen sind auch nicht unbedingt dabei, die Menschheit zu beglücken. Man muss ehrlich sagen, daß ein Ausschalten dieser Typen noch weiteres Leid, das die Kerle gerne anrichten, verhindern wird.

Daß Edmond seine Rache zelebriert, mag man als Marotte betrachten, aber er ist kein Sadist, er will einfach nur Gerechtigkeit. Und er ist dabei keineswegs eindimensional nur auf Rache aus. Er hilft als Graf auch vielen Leuten, die sich anständig verhalten haben. Und er bekommt durchaus Gewissensbisse bei seinen Racheplänen, das hier ist nicht Dirty Harry im 19. Jahrhundert.

Ich gehe hier vom Buch aus, die diversen Verfilmungen halten sich da mal oder weniger dran. Die müsste man alle gesondert betrachten.

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