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Bedienung tiefer Burgbrunnen im Mittelalter

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Herr Moin:
Vielleicht wurden beim Wasserhochziehen Nutztiere (Pferde, Ochsen...) verwendet.

manbehind:
Danke soweit für die Antworten :) Das Problem, dass das Eigengewicht des Seils o. ä. hinzukommt und das je schwerer wiegt, desto größer die Tiefe, hatte ich gar nicht auf der Reihe. Und 43 m sind noch rel. wenig im Vergleich zu z. B. 150 m.

sma:
Ich bin kein Experte, aber ich kann abschätzen.

Mit einem 10L Eimer und einem 100m langen Seil muss man maximal 30kg (10kg Wasser, 5kg Eimer, Tanne, eisenverstärkt, 15kg 100m Hanfseil, 15mm) hochziehen. Die Hubarbeit beträgt maximal 29kJ. Da das Seil kürzer wird, sind es ganz oben nur noch 15kg bzw. 14,5kJ, im Schnitt also ~22kJ. Ein Mensch, sagt mir ChatGPT, kann 100W Leistung erbringen, das wären 100J/s, braucht damit etwa 220 Sekunden oder etwas unter 4 Minuten. In der Stunde kann er damit ~160L Wasser hochziehen.

Ein Brunnen, der 2m durchmisst hat einem Umfang von ~6m, daher würde ich sagen, dass da 6 Leute schöpfen können, ohne sich in die Quere zu kommen und ich komme auf knapp 1000L.

Ein Mensch kommt mit 15L pro Tag aus (Trinken, Kochen, Waschen), Ein Pferd braucht 40L, ein Schwein 15L, eine Milchkuh 50L, ein Hund 2L und ein Huhn 0,5L (sagt ChatGPT). Bei 50 Menschen, 20 Pferden, 12 Schweinen, 5 Hunden, 5 Kühen und 20 Hühnern, zusammen brauchen die 2000L Wasser.

Das können 2 Leute am Tag locker schöpfen - oder 6 in 2 Stunden.

Dem Brunnen angeschlossen sollte aber definitiv eine Zisterne sein. Sei es, um morgens und abends das Wasser zu haben, was die Knechte Tom und Fred den ganzen Tag schöpfen, sei es um kostbares Regenwasser aufzufangen, damit die beiden sich dann um das Viehzeug kümmern können.

Mechanische Pumpen sind bei 100m Hubhöhe bis zum 18. Jahrhundert kein Thema. Um 1550 gab es in Augsburg und um 1560 in Nürnberg Holzkolbenpumpen, die Lederdichtungen hatten. Die Saughöhe betrug aber maximal 10m, d.h. für einen Tiefbrunnen von 100m bräuchte man 10 Stück davon. Nutze man zu dieser Zeit aber nur in Bergwerken.

Skeeve:
Ich bin sicher dass die Frage bei der Führung durch die Festung Königstein (oberhalb von Königstein / Sachsen an der Elbe) auch angesprochen wurde, ich kann mich nur nicht mehr erinnern ... [ach, schauen wir doch einfach mal nach]  :d
Festung Königstein Brunnenhaus
--- Zitat ---    1563-69 abgeteuft (152,5 m tief)
    Wasserförderung anfangs mittels Pferdegöpel, später Tretrad,
    ab 1871 Dampfmaschine, ab 1911 Elektromotor, 1967 stillgelegt
    seit 1998 Wasserfördertechnik wieder funktionstüchtig

--- Ende Zitat ---

sma:

--- Zitat von: Quaint am 31.07.2025 | 22:03 ---Sprich so ein Seil hält etwa 700kg und wiegt für z.B. 200m etwa 140kg

--- Ende Zitat ---
Ich glaube, du hast dich da verguckt. Um 15kg zu heben, sollte ein 14mm Hanfseil reichen, aber bei Amazon finde ich nur 20mm. Das wiegt 1,2kg pro 10m, also sprechen wir von 12kg. Eben hatte ich's mit 15kg abgeschätzt, weil schönere Zahl.

Wie kommst du auf den 12-fachen Wert?


--- Zitat ---Was ich mir noch vorstellen könnte ist, dass man da nicht an nem langen Seil nen einzelnen einsamen Eimer hat, sondern quasi so ein Seilkreis wo alle paar Meter nen Eimer dran ist

--- Ende Zitat ---
Das kannst du als Mensch dann nicht mehr hochheben. Jeder weitere 10L Eimer schlägt ja mit 15kg zu Buche.

Es gab Tretmühlen, aber auch hier kann man dauerhaft nur 100-150W realisieren. Wenn sie groß genug ist, passen 2 Leute rein, die wenn sie gut aufeinander eingespielt sind wie Fred und Tom, zusammen 300W schaffen.

Nun bräuchten wir aber eine Seilschlaufe von 200m mit sagen wir mal 6 Eimern und müssten im Schnitt jeweils 30kg heben (3 Eimer hoch, drei gehen ja runter und negieren so das Gewicht der Eimer, ebenso muss das nun viel stärke und schwerere Seil nicht gehoben werden, sondern nur die Reibung der Umlenkrolle überwunden werden. Das sind 30kJ für das Wasser. Kurze Recherche sagt, dass wir 60% Wirkungsgrad annehmen können, also 50kJ, also könen die beiden dann 3 Eimer in 3 Minuten heben, oder habe ich mich verrechnet?


--- Zitat ---Ist aber natürlich ein reiner spekulativer Gedanke - ich weiß nicht wie es historisch war. Kommt mir nur so wahnsinnig ineffizient vor da hundert Kilo Seil hunderte Meter zu bewegen für einen Eimer.

--- Ende Zitat ---
Doch, so eine Eimerkette ist historisch belegt, sogar seit der Antike, nur nicht für Tiefbrunnen. Aber so ineffizient ist auch die simpelste Methode nicht, siehe meine zuvorige Rechnung.

Und auch die können wir optimieren, indem wir nicht einfach den Eimer hochziehen, sondern hochkurbeln. Braucht ggf. weniger Kraft, dauert aber länger wegen der Kraftumlenkung, kann ich aber nicht ausrechnen und hat auch wieder Reibung mit im Spiel.

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