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Rätsel! [war: Spieler würgen]
nobody@home:
--- Zitat von: Raven Nash am 30.08.2025 | 08:13 ---Ich hatte schonmal Spieler, die aufgrund mangelnden Loots in einem Dungeon die Fallen zerlegt haben, weil die aus wertvollem Metall bestanden... ~;D
--- Ende Zitat ---
Das ist tatsächlich auch noch so ein Punkt: im Computerspiel muß ich mich mit den Handlungsmöglichkeiten abfinden, die das Programm mir zur Verfügung stellt, und mehr geht halt nicht. Und auch das klassische Logik- oder Wissensrätsel hat nur die eine korrekte Lösung.
Aber im Rollenspiel, wo ich zumindest theoretisch (d.h., solange die SL sich nicht gerade dem Zeitvertreib des Spielerentscheidungentwertens hingibt) sämtliche Handlungsmöglichkeiten habe, die mein Charakter zusammen mit seinen Kumpels auch hätte und eben beispielsweise anfangen könnte, den Rätselmechanismus selbst auseinanderzunehmen? Hmmm... >;D
Ich denke, das führt letztendlich zu dem, was mich an vielen Rollenspielrätseln am meisten stört: daß sie einfach so zusammenhanglos aufgesetzt wirken, statt sich einfach auf natürlich-organische Weise aus der Spielwelt selbst zu ergeben. Ein Hebelmechanismus, der im Settingzusammenhang tatsächlich eine praktische Aufgabe erfüllt (oder zumindest mal erfüllt hat), statt einfach nur "Rätsel an sich" zu sein? Da fällt eine Menge an kognitiver Spannung spontan einfach weg...auf der anderen Seite verlangt das vom Abenteuerdesigner eben vielleicht etwas mehr Denkarbeit, als einfach nur ein 08/15-Rätsel direkt zu verpflanzen und sich auf die Schulter zu klopfen.
(Nebenbei ist das streng genommen nicht bloß aufs Rollenspiel an sich begrenzt. Auch die typischen Indiana-Jones-Rätsel und -Fallen sind ja in den Filmen nur oberflächlich begründet und dienen dem Spektakel -- wirklichen Sinn, und sei es auch nur als praktische Schutzmaßnahmen, ergeben sie aber schon da nicht, wenn man nur mal fünf Minuten nachdenkt. Als Zuschauer fällt einem das nur nicht gleich so auf, weil in den fünf Minuten natürlich auch der Film schon wieder weitergelaufen ist...)
Sashael:
Organisch in die Spielwelt eingefügte Rätsel haben einen krassen Nachteil:
Sie sind logisch betrachtet nahezu unlösbar in der Zeit, die einer Spielrunde zur Verfügung steht.
Organisch in unsere Welt eingefügte Rätsel waren sowas wie die ägyptischen Hieroglyphen oder das Voynich-Manuskript.
Das eine hat selbst mit Lösungshilfe Rosettastein noch viele Jahre bis zur Auflösung gedauert und das andere haben wir iirc immer noch nicht geknackt.
Was hier wohl eher gemeint ist, sind Rätsel, die sich praktischerweise auf den Spielern bekannte Fakten der Spielwelt beziehen.
Also "Annahmen" kombiniert mit "Illusion".
In meinen Augen ist da nichts "besser" dran als ein Schalterrätsel zu einem Komplex, dessen Erbauer nicht wollte, dass Hinz und Kunz da jederzeit reinstolpern und statt auf Magie oder Wächter auf Mechanik zurückgegriffen hat.
Raven Nash:
Man könnte sich ja auch die Frage stellen, warum solche Schalterrätsel dann nie in der realen Welt vorkommen? Klar, es gibt Zahlenschlösser (wenn auch erst relativ neu), die basieren aber darauf, dass man die entsprechende Kombination eben kennt. Aber irgendwelche Hebel/Räder/Gewichte/was-auch-immer bewegen?
Die Antwort ist recht einfach: Es ist viel zu aufwändig. Nichtmal die komplexen Türöffner ala Indy Jones mit Gegengewichten & Co wären mir aus irgendwelchen realen Ruinen bekannt (und sie wären auch längst nicht mehr benutzbar).
Für mich sind solche Rätsel also einfach da, weil der SL meint, dass das ein Hindernis für die Spieler darstellt, dass sie nicht einfach tot-würfeln sollen.
Meine "logische" Folgerung: Entweder man benutzt Magie (wo man wiederum z.B. durch die Runen erkennen könnte, was warum wann passiert) weil die ewig hält, oder man beschränkt sich auf einfachere Mechanismen, um unerwünschte Gäste fernzuhalten.
nobody@home:
--- Zitat von: Sashael am 30.08.2025 | 10:49 ---In meinen Augen ist da nichts "besser" dran als ein Schalterrätsel zu einem Komplex, dessen Erbauer nicht wollte, dass Hinz und Kunz da jederzeit reinstolpern und statt auf Magie oder Wächter auf Mechanik zurückgegriffen hat.
--- Ende Zitat ---
Für solche Situationen gibt es klassischerweise bereits diese High-Tech-Erfindungen, die sich Türschlösser nennen. ::) Es mag ja hier und da mal eine Zivilisation geben, die die nicht hinbekommt, gleichzeitig aber trotzdem schon einen komplexen Hebelmechanismus "in groß" bauen kann...aber ehrlich gesagt, die Rechtfertigungsversuche klingen da einfach zunehmend dünn und verzweifelt.
Mit dem auch schon mal angesprochenen "Ein Türsteher lügt immer, der andere sagt die Wahrheit"-Puzzle sieht es ähnlich aus. Der einzige Zusammenhang, in dem eine Begegnung mit so einer Situation überhaupt Sinn ergibt, ist genau als grundlegender Intelligenztest...und selbst der reduziert sich zum reinen Gedächtnischeck, wenn jemand die Lösung eigentlich bereits kennt und bloß noch auswendig abspulen muß. Dafür lohnt sich schlicht der ganze Aufwand höchstens, wenn ich Lehrer in einem Logikkurs o.ä. bin und meine Klasse durch eine Prüfung schicken will, und dann auch nur für eben die Zeit der Prüfung -- nicht als Dauerinstallation.
Eleazar:
Das Grundproblem ist doch, dass ein Rätselersteller seine Rätsel immer für einfach hält und nicht kalkulieren kann, ob die Spieler auf dem Schlauch stehen werden oder nicht.
Klar gibt es immer nur eine richtige Lösungen, doch es gibt zig Theorien, die ähnlich plausibel wäre.
Wichtig sind gute Hinweise und dass das Rätsel im Falle eines Falles keine finale Sackgasse produziert.
Beim Rätsel von Anfang finde ich schwierig, dass nur die Zahlen von 1 bis 3 verwendet werden. Gäbe es vier Hebel oder vier Räume (nicht und!), dann wäre manches klarer.
Bei dem letzten Rätsel, das ich eingesetzt hatte, um eine Tür zu öffnen, setzte es einen Blitzstrahl, wenn man einen Fehler machte. Der ist bei Midgard nicht so heftig. Es gab in dem Dungeon eine Menge Hinweise auf Zahlen, deren richtige Interpretation ein schadloses Öffnen der Tür ermöglicht hätten. Man konnte aber auch einfach Knöpfe drücken, bis man zufällig die richtige Kombination erwischt hätte. Dann hätte die Gruppe aber gut die Hälfte ihrer Lebenspunkte verheizt.
Erst kurz vor Schluss haben sie die Lösung gefunden - mit einer falschen Hypothese.
War kein Highlight, aber es ging wenigstens voran.
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