Pen & Paper - Spielsysteme > Year Zero Engine

[Tales from the Loop] SciFi untergräbt Nostalgie? Hoher 'Whiff'-Faktor?

<< < (3/4) > >>

sma:

--- Zitat ---Zum anderen kann ich Wahrscheinlichkeiten von Würfelpools zwar berechnen, aber wie Sashael selbst schon gesagt hat, kommt in der Realität oft ein anderes Gefühl auf

--- Ende Zitat ---
Diese Gefühle kann ich den Leuten nicht nehmen, nur appellieren, sich nicht von Gefühlen sondern von Fakten leiten zu lassen. Zählt, wer welche Proben macht, wie häufig sie gelingen und ob das zum Erwartungswert passt. Und wer so richtig tief einsteigen will, zählt auch gleich mal, wie viele Erfolge man bei einer anderen Zahl als der 6 hätte. Vielleicht sind einfach die Würfel schlecht.

Aber auch der Spielstil ist IMHO wichtig.

Ich gebe mal ein Beispiel, wo ich sagen würde, die Gruppe hatte Erfolg.

In dieser Szene versucht man außerhalb des Unterrichts in den Keller der Schule einzudringen, um eine Mitschülerin dazu zu bringen, ihre Groundhog-Day-Maschine abzuschalten. Fragt nicht, eine lange Geschichte voller Freitage, die mit einer Klassenarbeit beginnen.

Man will sich in die Schule schleichen. Eine Gruppen-Sneak-Probe misslingt (keine 4 Erfolge in Summe für vier SCs) und die Kinder werden vom Hausmeister erwischt, der schimpft, damit droht, dem Rektor und den Eltern Bescheid zu geben und sie letztlich rauswirft und ab jetzt patrouilliert, was den nochmaligen Versuch automatisch scheitern lassen würde. Weil die Gruppe Zeit verloren hat, ist eine Condition nicht notwendig.

Neuer Ansatz: Einbrechen über ein Fenster. Eine Tinker-Probe misslingt trotz Hilfe und das Fenster geht einfach nicht auf. Drinnen sieht man den Hausmeister vorbei gehen und misstrauisch gucken. Erneut geht Zeit verloren und das Licht flackert, weil die Stromversorgung der Schule nicht darauf ausgelegt ist, eine Zeitmaschine mit Strom zu versorgen. Das signalisiert, dass die Zeit knapp wird.

Neuer Ansatz: Diskutieren. Jemand will den Sicherungskasten suchen, ob der in der Schule ist, irgendwo muss der Strom ja an die Schule kommen… sind das Überlandleitungen? Der Hauptanschluss ist im Keller, entscheidet die SL. Die Diskussion kostet Zeit. Jemand anderes will nochmal reinschleichen, auch das wird nicht funktionieren. Jemand will die Feuerwehr rufen. Anrufen? Andere Idee: Ein Spieler sagt, sein SC kenne doch jemanden aus der Theatergruppe, die auch Nachmittags in der Schule üben darf und die treffen sich gleich. Die SL findet die Idee gut, doch die Contact-Probe misslingt. Man steht jetzt in der Einkaufsstraße bei einer Telefonzelle.

Es muss ein komplizierterer Plan her, einen, wo man mit einer Lead-Probe Extrawürfel generieren kann. Man kauft eine Wurst, um den Hund (warum nicht, denkt sich die SL) des Hausmeisters aus der Schule zu locken, auf das dieser seinen Hund sucht und die Schule verlässt, dann muss jemand schnell reinschlüpfen, bevor die Tür zufällt, dann das Fenster von innen öffnen, dann klettern die anderen hinein. Letztlich eine Gruppen-Bewegen-Probe und die gelingt, weil der Sportler mit 3 Erfolgen zwei andere mitzieht und noch jemand es schafft.

Die Gruppe schleicht in den Keller und folgt den Stromkabeln vom Hauptverteiler zu einer vergessenen Werkstatt. Dort ändert Lisa gerade die Einstellungen ihrer Maschine, die gelblichgrün pulsiert. Neue Szene.

Von 10 Proben haben 3 geklappt, dennoch wurde das Ziel erreicht.

Lisa ihren den Plan auszureden klappte dann auch, nicht zuletzt weil die Gruppe zuvor bei ihr Zuhause eingebrochen war, und einiges über sie und ihre Hobbys erfahren hat (Würfelbonus), auch wenn der Einbruch letztlich scheiterte (überrascht von der Mutter, sich losreißen mit Force klappte nicht, die Mutter rief die Polizei, was dann zu Hausarrest führte, was wiederum das Klettern aus dem Zimmer erforderlich machte, was nicht reibungslos klappte, wo es eine Condition für gab – halt irgendwie so unglücklich gefallen, dass der Fuß verstaucht war, aber in allen Fällen bedeutet scheitern hier nie, dass es nicht weitergeht. Nicht dem Hausarrest entkommen zu können würde ja bedeuten, dass an dieser Stelle das Abenteuer endet. Das kann ja nie eine Alternative sein.

Johann:
Erneut herzlichen Dank für die Vielfalt & Tiefe eurer Beiträge (z.B. zur Natur der Abenteuer, des Settings usw.).

Ich denke, ich werde bzgl. der Whiff-Problematik - die hier ja teils bestätigt wurde - im Wesentlichen den neun Punkten von sma folgen und insbesondere auf Folgendes achten:

1) Wenig würfeln lassen, da einige der notwendigen mechanischen Ressourcen, um Erfolg zu haben (Push, Luck, Pride) begrenzt sind, aber reichlich eingesetzt werden müssen und sollten.

2) Darauf hinweisen, dass der Einsatz der Push-Mechanik nicht nur notwendig, sondern auch wünschenswert ist, da sich hierdurch häusliche Szenen mit investigativen Szene abwechseln.

Wenn man also einen Weg durch den Stacheldrahtzaun gefunden hat, dann ist es vielleicht für heute schon genug -- und Zeit nach Hause zu radeln und die negativen Zustände bei den jeweiligen Anker abzubauen.

(Falls das in der Praxis nicht reicht, steige ich vermutlich auf W5 oder W4 um.)

Ich hoffe, dass meine Spieler:innen mit der Zeit verinnerlichen, dass man nicht sterben kann, weniger vorsichtig agieren als sie das oft bei D&D usw. tun und sich unerschrocken ins Abenteuer stürzen. Wenn's nicht klappt, dann wird man halt mit zerrissener Hose von der Polizei nach Hause gefahren und kommt nach dem Stubenarrest wieder. Das klingt für mich nach stimmungsvollen Szenen!

(Ich empfinde es allerdings auch als stimmungsvoll, wenn (m)ein Charakter aufgrund eines Rolemaster-Crits am Boden zuckend (stunned, unable to parry) langsam ausblutet (5 hits/round)... Mal sehen, ob sich meine Runde darauf einstellen kann, etwas sorgloser vorzugehen.)

Diese häuslichen Szenen werden im Internet teilweise als langweilig und teilweise als ganz und gar wunderbar empfunden! Wie habt ihr das im Spiel umgesetzt bzw. erlebt? Lästig, werden immer mehr abstrahiert und zur Formsache oder immer wieder wunderbare Gelegenheiten zum Rollenspiel? Oder etwas dazwischen?

Johann:
Die Sache nimmt langsam Gestalt an.

^-^ ^-^ ^-^

Ähnlich wie Vash the Stampede werde ich das Alter der Charaktere begrenzen (allerdings auf 10-13 statt ein Absenken auf 8-13).

Da kleine Gruppen weniger Ressourcen (Zustände, Stolz, Glück) zu verbrennen haben, werden ich eine Art Gruppenglück ("Freundschaft") gewähren und zwar [6 - Anzahl der Spieler:innen] Punkte: Beschreibe eine schöne gemeinsame Erinnerung und kaufe einen Erfolg (der aber nicht der zweite sein darf).

Ich werde mir einen Spielleiterschirm basteln. Der von Ulisses hat eine gute Innenseite, aber die Außenseite ist m.E. sehr unglücklich gestaltet: Das Bild von Stålenhag ist beschnitten - ich will diese brennenden Rücklichter! -, arg dunkel gewählt und hat nicht mal Kinder -- da bastele ich mir selber etwas Dreiteiliges aus dem frei (!) auf seiner Webseite verfügbaren Fundus.

Und heute Abend fange ich höchstwahrscheinlich mit Stranger Things an. Nicht weil ich muss, sondern weil ich jetzt doch Bock habe.

Und dann werde ich wohl an den Abenteuern herumdoktern müssen... *seufz*

Sashael:
Stranger Things ist aber eher Things from the Flood statt Tales from the Loop.

Es ist definitiv Horror mit Toten und teils sehr harter Gewalt.

Nicht ganz die Stimmung von Tales from the Loop.  ;)

Johann:

--- Zitat von: Sashael am 21.09.2025 | 22:04 ---Stranger Things ist aber eher Things from the Flood statt Tales from the Loop.

Es ist definitiv Horror mit Toten und teils sehr harter Gewalt.

Nicht ganz die Stimmung von Tales from the Loop.  ;)

--- Ende Zitat ---

Danke für den Hinweis! Tales from the Loop erscheint mir bereits dunkler als E.T. oder Die Goonies zu sein und es ist gut zu wissen, dass Stranger Things (FSK 16) eher Things from the Flood entspricht und beides noch deutlich dunkler ist. Das tolle Artwork auf Simon Stålenhags Seite und die Tatsache, dass die Teenager im Rollenspiel sterben können, weist schon in diese Richtung...





Ich habe indes Bock auf 80er + Kids + Mystery, auch wenn meine Runde FSK 12 bleiben dürfte...

(Wobei sich Mikes Schwester Nancy Wheeler in den ersten beiden Folgen für mich eher wie eine frühere Zeit anfühlt. Ich habe in den 80ern ein halbes Jahr eine High School in den USA besucht und kann mich nicht an derart gekleidete Mädels entsinnen. Ist aber vermutlich selektives Erinnern -- eine Punkerin hat da mehr Eindruck hinterlassen...)

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln