Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielleiterthemen

Belagerung einer Stadt ausspielen. Ideen?

<< < (2/5) > >>

ghoul:
Das ist doch ein klassischer Braunstein-Stoff!

AlucartDante:
Ich hatte bei der DSA Borbaradkampagne viele Schlachten und habe folgenden Schlachtenmodelle ausprobiert:

- (dichter) Nebel des Krieges: Nur die Helden kämpfen an einem Punkt der Schlacht
- Scharmützel / lichter Nebel des Krieges: Helden und circa 10 NSCs kämpfen gemeinsam an einem Punkt der Schlacht nach normalen Regeln
- offene Schlacht: Armeeeinheiten oder -gruppen werden selbst zu Personen mit Werten und kämpfen gegen einander, die Anzahl der Hitpoints entspricht der Anzahl der Individuen. Jede Runde werden Angriffe gewürfelt und Individuen sterben. Die Helden kämpfen auf individueller Ebene, während gleichzeitig jede Runde die Armeeeinheiten kämpfen, wobei erfolgreiche Aktionen der Helden z.B. Moralboni oder Boni auf Verteidigung geben können. Man beachte, dass Moralwerte hier oft wichtiger sind, als die Anzahl der Lebenden.
- Tabletop: Helden als Kommandanten der Armee, die nur mit wenigen rollenspielerischen Elementen eingreifen

Ich fand alles gut und hatte keinen Favoriten, auch in der Gruppe kamen die Wechsel gut an, so dass sich vier Schlachten sehr abwechslungsreich und verschieden anfühlten.

Bei einer Belagerung gibt es aber nur selten Schlachten. Vielleicht geht es auch um:
- Ausfälle
- Sabotageaktionen
- Eroberung kleiner nostalgischer Punkte
- Vorräte schmuggeln
- den Saboteur finden
- die Moral heben
- Streit der eigenen Gruppen schlichten
- diplomatische (Kapitulations-)verhandlungen, vl kann auch eine Ehe die Belagerung obsolet machen
- die Suche nach neuen Verbündeten
- der Umgang mit Entsatz
- Krankheiten auf beiden Seiten
- der Umgang mit Zivilisten
- der Umgang mit Kriegsverbrechen
- Abenteuer beim Tross, wie geht es den Marketenderinnen, Prostituierten, etc

Quaint:
Belagerungen kamen bei mir schon häufig vor. Ich finde es da ganz hilfreich, sich ein wenig mit historischen Belagerungen auseinander zu setzen und dass dann ggf. aufs Setting anzupassen. Gerade sowas wie Angreifer aus der Luft oder manche Magie wirbelt das nochmal kräftig durcheinander.
Normal ist es halt so, dass du gegen eine befestigte Stellung normalerweise 5 bis 10mal soviele Angreifer wie Verteidiger brauchst, damit du ne gute Chance hast. Und beim Erstürmen wird es normalerweise trotzdem total verlustreich. Daher stürmt man normalerweise nicht, wenn man nicht muss. Sondern man schneidet das Ziel halt von möglichst allen Verkehrswegen ab und wartet. Irgendwann kommen die Leute raus oder verhungern. Ergänzend kann man z.B. auch Dinge fürs Stürmen vorbereiten (diese rollenden Türme, Rammböcke, Sturmleitern) und das Ziel beschießen. Katapulte sind aber wegen dem indirekten Schußwinkel gar nicht so gut um Mauern kaputt zu machen. Ballisten fehlt es meist an Feuerkraft um massive Festungsmauern zu brechen. Insgesamt ist eigentlich alles vor Kanonen so bissle lala. Jedenfalls kann man durch Beschuss theoretisch sowohl die Befestigungsanlagen beschädigen (was den Force Multiplier der Verteidiger reduziert) als auch die Moral der Belagerten senken, was zu einer Kapitulation beitragen kann.
Oft spielen dann noch Krankheiten eine Rolle.
Die Verteidiger hingegen versuchen halt die Angreifer zu schwächen und selbst möglichst lange möglichst stark zu bleiben. Gezielte Ausfälle z.B. um feindliches Belagerungsgerät zu zerstören können Sinn machen. Auch selbst raus schießen macht mitunter Sinn, auch gegen Personal.

Die SC sind ja im RPG meist ganz besondere Figuren, die können dann mitunter so Kommandoaktionen machen, also etwa feindliche Offiziere angreifen, Nachrichten überbringen oder sowas.
Man kann sich auch was für so Downtime überlegen. Also wenn einer halt mal 10 Stunden auf der Mauer hockt mit der Armbrust: Macht der sich verdient? Fängt der sich doch mal nen gegnerisches Geschoss? Ist der irgendwann einfach müde und gestresst? Oder halt mal Dienst im Lazarett wenn man einen Heiler hat.
Oder sowas wie: Der Gegner hat ein Loch in die Mauern geschossen, jetzt müssen Freiwillige das stopfen, bevor die Stadt erstürmt wird, aber man ist dabei quasi unter Beschuss.

Und man kann irgendwann auch die Umstände widerspiegeln in Charakterwerten. Vielleicht starten die SC irgendwann mit 80% Leben statt 100% weil sie einfach seit ner Ewigkeit nur Mangelernährung haben, weil die Vorräte rationiert sind. Da kann man bei zwielichten Charakteren dann auch nen Plot draus machen mal anständiges Essen für die Gruppe zu besorgen (Diebstahl? Schwarzmarkt?)

KWÜTEG GRÄÜWÖLF:
Was man bei klassischen Belagerungen unbedingt mal einbauen sollte, sind Sachen, die man als Militärhistoriker zwar andauernd bei tatsächlich stattgefundenen Ereignissen zu sehen bekommt, die aber komischerweise in der Fiktion oft links liegen gelassen werden.

Das wäre Zeugs wie:

- Minierarbeiten, also das Vortreiben unterirdischer Gänge unter die Befestigungsanlagen, um diese zum Einsturz zu bringen. Die Belagerten haben da oft versucht, durch Warnsysteme wie große Wasserschüsseln in den tiefsten Räumen gefährdeter Gebäude (die auf einmal eine unruhige Wasserfläche haben, wenn in der Tiefe unter ihnen rumgebuddelt wird) so etwas mitzubekommen, und die eigene Gegenminen vorgetrieben haben, die dann auf die Mine der Angreifer stoßen... und dann gibt es lustige Messerstechereien in beengten stickigen und schlecht beleuchteten Tunneln.

- das langsame Zur-Neige-gehen von Vorräten bei beiden Seiten, und daß daher Fouragetrupps der Belagerer immer weiter in der Umgebung umherschweifen müssen, was sie immer angreifbar macht. Da können die Helden glänzen, wenn sie den unter Hunger leidenden Belagerern dann mal eine Herde Hammel und Schafe beitreiben können, was für sich schon ne epische Aufgabe ist (ich spreche beim Rumschubsen von Schafherden aus eigener Erfahrung, das ist zum Mäusemelken mit den netten aber blöden Viechern!).

- Durch mangelnde Hygiene besonders im Camp der Belagerer fröhliche Urständ feiernde Seuchen und Pestilenzien von allerlei Art und Geschmack! Hier rentiert es sich endlich mal, die ganzen Punkte beim Charakterbau in den Pestdoktor gesteckt zu haben!

- Es gab viele Belagerungen, bei denen die Belagerer es nicht schafften, die komplette Festung/Stadt (vor allem bei letzteren) einzuschließen, so daß auf beiden Seiten ein ständiges Kommen und Gehen vorprogrammiert ist. Da könnte man auch mal die saukomische Szene aus "Under Fire" replizieren, in der ein Söldner im modernen Afrika aus Versehen auf den falschen Lkw steigt und total entsetzt ist, wenn ihm die mitfahrenden Journalisten stecken, daß er hier gar nicht bei den Rebellen, sondern den Regierungstruppen mitfährt!

In der Art könnte ein Fouragiertrupp, der schwerbeladen mit Hühnern, Gänsen und Brotlaiben aus einem Gehöft gestapft kommt, sich dem falschen Trupp mit Ochsenkarren anschließen und sich auf einmal wundern, wieso man eben durchs Stadttor gefahren ist...

Namo:
Grundsätzlich stellt sich hier eben die Frage wie ausufernd die Belagerung ausgespielt werden soll.

So ein "realistisches" Szenario mit langer Belagerung und allem was das mit sich bringt, würde ich total reizvoll für den Start einer Kampagne finden. Die Startgruppe findet sich eingeschlossen in einer belagerten Stadt mit allen beschriebenen Problemen die diese Situation mit sich bringt. Es findet also kein Sturmangriff statt, sondern man ist zunächst in der Situation, dass von außen nicht wirklich viel passiert. Aber die Stadt hat zunächst die inneren Probleme, wie Schmuggelei, Krankheiten, Kriminalität, Angst der Menschen etc. Die Gruppe kann sich hier einen "Namen" machen und gelangt so in den Blick der Militärs und vermag dann vielleicht Spionageaufträge bzw. Vorauskommandoaufträge erfüllen. Bis hin zu einer Endschlacht oder was auch immer passieren soll. Das kann für sich ja quasi eine eigene Kampagne werden. Der Gedanke gefällt mir extrem gut. 

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln