Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielleiterthemen

Die Illusionismus-Falle

(1/20) > >>

tartex:
Ich habe meinen Leitstil gerade mental abgeklopft und habe dabei zwei Problemstellen entdeckt, die vor allem der eine oder andere Old Schooler hier evtl. als "unmoralisch" empfinden würde. Ich finde in beiden Fällen kann man mir Illusionismus vorwerfen. Ich tue es ja selbst, aber gleichzeitig klappt es einfach recht gut. Würde gerne wissen, ob das andere auch so sehen.

Also würde ich gerne mehr Meinungen dazu hören.

1. Ich leite immer wieder diesselben Abenteuer für unterschiedliche Gruppen. Ich kenne die ziemlich gut [Edit: das ist eigentlich unerheblich, bei der Vorbereitung der nächsten Session von selbstgestalteten Kampagnen läuft es nicht anders] und habe eigentlich auch mit dem Improvisieren als Spielleiter nie Probleme. Wenn die Spieler dabei mit unkonventionellen Ideen aufkreuzen, freue ich mich, und lasse die auch spätestens nach nicht zu schweren Würfen klappen. Am Ende dieser Sessions kann ich es mir, dann aber öfters nicht verkneifen zu sagen, dass die Spieler wieder mal alle meine Erwartungen gesprengt haben und wie sehr sie mich doch in die Bredouille bringen. Das ist dann glatt gelogen, aber kommt meist gut an. Letztens hat eine Spielerin einem gemeinsamen Nichtspielerfreund erzählt, wie sie vor gut 2 Jahren meine Session gehackt hätte, dabei habe ich nur zugelassen, dass sie mit einem Riesenhammer eine Holzwand zum Nebenraum einschlägt (im Abenteuer nicht vorgesehen) und dabei so getan, als wäre damit alle Planung vernichtet.

Ist das Illusionismus?


2. In den langen, sebstgestalteten Kampagnen, die ich leite, bereite ich immer nur die nächsten 1 bis 2 Session vor. Ich habe zwar ein grobes Gerüst für das jeweilige Abenteuer (im Durchschnitt so 8 Sessions), aber gestalte dann doch öfters so um, dass genau die nächste Session cool und mysteriös wird. Die Spieler sind z.B. sicher, dass das dunkle Gebäude, dass sie gegen Ende der Session betreten voll wichtig ist? Ich blende bedeutungschwanger aus und bereite dann da etwas bis zu nächsten Session vor, damit ihr Erwartungshaltung auch erfüllt wird.
Der Überbösewicht am vorbereiteten Abenteuerschauplatz/der Sandbox z.B. wird schon viel früher durch gutes Spiel oder Würfeln enttarnt. Dann füge ich einfach eine weitere Verstrickung ein, damit ich den Schauplatz noch länger verwenden kann.

Ist das Illusionismus?

Smoothie:
ob das Illusionismus ist, weiß ich nicht, aber es klingt nach einer sehr guten Spielleitung!

Maarzan:
1 nein.
2 ja.

nobody@home:
Puh...ich meine, es klingt für mich erst mal stark nach Illusionismus (ob es auch gleich als "Falle" zählt, müssen andere entscheiden). Persönlich würde ich diese konkreten Situationen als SL wohl anders abhandeln -- beispielsweise muß ja nicht zwingend alles, was ich für ein Abenteuer vorbereitet habe, dann auch konkret in genau diesem Abenteuer auf jeden Fall abgehakt werden, sondern das läßt sich oft recyclen und zählt in jedem Fall schlicht als Übung -- und wäre auch als Spieler einigermaßen enttäuscht, wenn ich jemals herausfinden sollte, daß mich die SL über meine "tolle Leistung" schlicht beschwindelt hat...

...aber auf der anderen Seite sind ja Rollenspiel und Leiten zuallererst mal "nur" So-tun-als-ob, ich kann also schlecht mit der Rollenspielpolizei und dem großen moralischen Vorschlaghammer vorbeikommen, bloß, weil da jemand einen im Detail etwas anderen Leitstil pflegt als ich. };)

Schalter:
Was Smoothie sagt. Wenn Illusionismus, dann im besten Sinne, weil Deine Spieler ja Spaß bei Deinen Runden haben.
Anders gefragt, warum ist es Dir wichtig, Dir Illusionismus nicht selbst vorwerfen zu müssen? Welche Art von Spielgefühl strebst Du denn an?

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln