Autor Thema: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler  (Gelesen 7221 mal)

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Miriamele

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #25 am: 21.02.2005 | 22:48 »
Silas, es gibt viele Spieler und Spielerinnen, die Intrigen unter Charakteren scheiße finden. Es gibt viele, die das nervt und die davon irgendwann sauer auf die anderen Spieler werden. Es ist meine persönliche Überzeugung, dass diese Art von Spiel, wenn sie mit dem Fokus "Vorteil" (wie in "keinen Fehler machen", wie in "gewinnen") betrieben wird, früher oder später zu einer Situation kommen wird, in der mindestens einer der Beteiligten zwangsläufig den Spaß verliert.

Irgendwer wird sich immer unfair behandelt vorkommen. Oder einfach nur unterlegen. Wenn ich einen Sport betreibe und vom Schiedsrichter benachteiligt werde, werde ich sauer. Aber wenn ich Ehrgeiz entwickle, kriege ich auch das Gefühl, vom Schiedsrichter unfair behandelt zu werden, wenn das überhaupt nicht der Fall ist. Ich kriege das Gefühl, dass die Gegner unfairer spielen als ich. Und wenn ich kämpfe und kämpfe, aber einfach nicht gewinnen kann, weil ich zu schlecht bin, frustriert mich das.

Bei euch scheint das Spiel teilweise ganz schön verbissen abzulaufen. Mal drüber nachgedacht, dass das Spiel besser laufen könnte, wenn die Charaktere an einem Strang ziehen? Mal an neue Charaktere gedacht?

Offline Silas

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #26 am: 22.02.2005 | 01:13 »
Die Spieler haben mit ihren Chars schon was auf die Beine gestellt, es ist nicht wirklich so, daß sie übereinander herfallen würden. Meine NSCs haben auch nicht viel zu lachen, wenn sie einen "Fehler" machen, sich die Feindschaft der SC zuziehen und die Party bei ihnen reinschneit. Es kommt schon öfter zu Kämpfen zwischen SCs und NSC, auch ungeplant meinerseits. Da mußten die NSC wegen plötzlichen Aggressionen der SC schon zum Schwert greifen oder klein beigeben.
Die Chars haben schon begriffen, die Spieler ebenfalls, denke ich, daß sie einander brauchen, um nicht von anderen Parteien überwältigt zu werden. Das Konzept der Gruppe ist - in drei Worten zusammenfasst - Überleben, Manipulation und Macht (politische als auch div. Fähigkeiten). Als Team oder Kampfgruppe sind die SC mittlerweile fast unschlagbar. Im Schmieden von Allianzen und im Umgang mit NSCs unterscheiden sie sich alle stark - was gut ist.
Thema von Vampire ist Verrat, Intrige und der Kampf und Ressourcen, Jagdgebiete etc. und Blut.
In meinem Spiel geht es längst nicht nur um Intrigen, obwohl es sich zurückblickend wirklich so liest...das muß ich ja zugeben. Vermutlich finde ich das wg. meinem ersten SL so gut, der hat nämlich allen Ecken und Enden Detektivgeschichten und Verschwörungen versteckt.
Konflikte werden bei Vampire auf diese Weise ausgetragen, eines der Hauptthemen von Vampire ist der ewige Jyhad zwischen den Vorsintflutlichen und ihren Marionetten. Vampiren ist es aufgrund ihrer Traditionen verboten, andere ihrer Art zu erschlagen oder gar zu diablerieren. Die gewaltsamen Konflikte sind zumeist kurz, heftig und hinterhältig. Sie finden nicht nur bei Nacht statt, sondern unfairerweise auch tagsüber durch die Ghule der Camarilla, es ist eine harte Welt, die den SL aber nicht verpflichtet vom eigentlichen Thema zum Hack'n' Slay zu wechseln.
Die Chars hatten/haben ausreichend Gelegenheit Scharmützel zu erleben und ich glaube nicht, daß ihr das Intrigenspiel nicht gefällt. Vielleicht sollte ich bei ihrem nächsten Charakter für den weiteren Teil der Chronik bei der Erschaffung dabei sein und sie fragen, was sie sich vorstellt, wozu sie am ehesten Lust hat, was ihr liegt.
Im Setting von VtM wird es ihr sicher leichter fallen, einen Charakter zu finden, mit dem sie sich in der Spielwelt wohler fühlt.

Ihr konntet mir alle mit Ratschlägen und Kritik weiterhelfen, an dieser Stelle wollte ich Euch schon mal danken.


 
« Letzte Änderung: 10.03.2005 | 15:17 von Silas »
Seid gegrüßt, Freunde, Gefährten und Verbündete im Kampf gegen das Böse!

Chiungalla

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #27 am: 22.02.2005 | 07:33 »
Vampire ist auch ein denkbar ungeeignetes System um Rollenspielneulinge damit zu konfrontieren.

Vampire polarisiert einfach viel zu stark, und wenn der Neuling zu den vielen Spielern gehört, die mit Vampire wenig anfangen können, endet es in einer Katastrophe.
Dann denkt, der Spieler, das alle Rollenspiele so sind wie Vampire, und da irrt er ja beachtlich.

Zudem liegt bei Vampire der Schwerpunkt eben genau in den Aspekten des Rollenspiels, welche Neulingen von Natur aus am schwersten fallen.
Das ist kein Problem, solange alle Spieler Veteranen oder Anfänger sind, aber bei einem Neuling in einer erfahrenen Gruppe ist Vampire einfach IMHO das falsche System.

Der Neuling fühlt sich völlig überfordert mit der normalen sozialen Interaktion im normalem Rollenspiel.
Er wird aber in Intrigen, Machtkämpfe, Verhandlungen auf Leben und Tod u.s.w. verstrickt.
Dabei wird ihm dann schon sehr deutlich vor Augen geführt das die anderen viel besser sind als er.

Und auf der anderen Seite gibt es dafür dann immer noch mißbilligende Reaktionen der anderen Spieler und des Spielleiters.
Und da reicht schon das verdrehen der Augen einiger Spieler, oder der Gesichtsausdruck, bei einer falschen Aktion der Spieler.
Dann fühlt sich der Neuling oftmals als Idiot und zieht sich auf den Bereich des Rollenspiels zurück, wo er kaum fehler machen kann: das Würfeln.

Deshalb empfinde ich klassische Fantasy mit einer zusammengeschweißten guten Gruppe, immer noch als den perfekten Einstieg in das Rollenspiel.

Zitat
Vermutlich löst sich das Problem spätestens bei der nächsten Charaktererschaffung...d.h. wir spielen mit den Chars max. noch zwei- höchstens dreimal. Leider kommen wir gerade aus unterschiedlichsten Gründen nicht zum Spielen *seufz*

Darauf würde ich nicht so stark vertrauen.

Offline Boba Fett

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #28 am: 22.02.2005 | 09:32 »
@Silas:
Zitat
Thema von Vampire ist Verrat, Intrige und der Kampf und Ressourcen, Jagdgebiete etc. und Blut.
Dem stimme ich grundsätzlich zu.
Allerdings ist es immer eine Frage, wie man die Kampagne aufbaut.
Wenn man den Charakteren beispielsweise einen Widersacher in die Kampagne entgegenstellt, der im verborgenen die Fäden zieht und gegen dessen Machenschaften sie nur gemeinsam vorgehen können, dann schweisst das zusammen.
Dann kann man nur bestehen, wenn man sich gegenseitig hilft. Nur so als Idee.

Dann stellt sich mir die Frage, ob für diese Spielerin Vampire wirklich das richtige ist.
Deine Erwähnung des anderen Systems, wo sie einen ähnlichen Charakter gespielt hat, lässt auf das Shadowrun System schliessen. Auch da lassen sich sicherlich Intrigen schmieden, aber grundsätzlich arbeitet man zusammen.
Man hat genügend Feinde, einen Auftrag und einen Johnson, bei dem man vorsichtig sein muss.
Generell vertrauen sich da die Charaktere (vielleicht nicht am Anfang, aber irgendwann).
Bei Vampire ist dem nicht so. Da herrscht immer ein gesundes Misstrauen und jeder achtet auf seinen eigenen Vorteil.

Chingualla und Miramele haben da ganz wichtige Dinge gesagt.
Vielleicht ist diese Art des Spiels einfach nichts für Deine Spielerin. Vielleicht fühlt sie sich dabei auch nicht wohl oder schnell überfordert. Ein sehr gutes Indiz dabei ist die Tatsache, dass sie bei den Intrigen schnell aus der Rolle (ins off) fällt und dann in der Metaebene diskutiert.
Das zeigt, dass die Spielerin sich in ihrer Rolle nicht so wohl fühlt, dass sie diese Konflikte über die Rolle ausspielen möchte. Sie fällt aus der Rolle und versucht das Problem (ihr Problem) im "off" zu klären, damit sie ohne das Problem weiterspielen kann. Sie macht das bestimmt unbewusst, aber letztendlich ist das ein gutes Indiz, dass sie das Problem in ihrer Rolle nicht bewältigen will - entweder weil sie in der Rolle sich mit so was nicht beschäftigen möchte, oder weil sie den Eindruck hat, dass sie es nicht bewältigen kann - das Gefühl der Überforderung.

persönlich: Für meine alte Runde wäre das auch nichts. Die haben nur Spaß am Spiel, wenn sie miteinander spielen können.

Rede einfach mal mit ihr, wie sie das sieht, ohne den versuch zu starten, sie zu anderem Verhalten zu bewegen.
Frag einfach mal, wie es ihr gefällt, und was sie von den Intrigen hält.
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Miriamele

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #29 am: 22.02.2005 | 17:41 »
Zitat
Thema von Vampire ist Verrat, Intrige und der Kampf und Ressourcen, Jagdgebiete etc. und Blut.

Wenn ich das kommentiere, werde ich wieder wegen Arroganz gerügt. Aber ein kleiner Tipp: Schaut euch mal das Cover an. Da steht drauf:

A Storytelling Game of Personal Horror.

 ::)

Offline Haukrinn

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #30 am: 22.02.2005 | 17:50 »
Zitat
Thema von Vampire ist Verrat, Intrige und der Kampf und Ressourcen, Jagdgebiete etc. und Blut.

Wenn ich das kommentiere, werde ich wieder wegen Arroganz gerügt. Aber ein kleiner Tipp: Schaut euch mal das Cover an. Da steht drauf:

A Storytelling Game of Personal Horror.

Treffer ... versenkt ...  ;D

Aber die Frage ist doch eher. Wenn die Gruppe den Konsens gefunden hat, daß das Thema ihrer Vampire-Runde
Zitat
Verrat, Intrige und der Kampf und Ressourcen, Jagdgebiete etc. und Blut.
ist; ist man dann bereit, einen neuen Konsens zu finden, um die neue Mitspielerin einzugliedern ... oder ist man es nicht und erwartet von der Mitspielerin, daß sie sich dem bereits existenten Konsens unterordnet?
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wchmd

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #31 am: 3.03.2005 | 12:46 »
hmmm.... hab mir das jetzt nicht alles durchgelesen. ich weis nur eins. bei mir hat das mehr oder weniger auch als mitläufer angefangen, ja ich WAR ein mitläufer, zwischenzeitlich bin ich SL da ich einfach viel spass dran gefunden habe. und mahl ehrlich wenn ihrs zugebt wart ihr am anfang auch "nur" mitläufer

Offline Silas

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #32 am: 5.03.2005 | 03:48 »
ja, das kann man so sagen....aber dann fängt man doch....Feuer...es packt einen *loderbrennhell*. Die meisten merken aber doch nach wenigen Sessions (vorausgesetzt sie finden das System & Setting in Ordnung), ob das Spiel etwas für sie ist oder nicht.


ok, ich habe mal einige Sachen rausgenommen, damit mir meine Spieler nicht auf die Schliche kommen und ich diese Thematik mit ihnen bequasseln kann.
Ich danke für Eure Anteilnahme, es ist verdammt nützlich mal ganz andere Meinungen zu hören.

« Letzte Änderung: 10.03.2005 | 15:20 von Silas »
Seid gegrüßt, Freunde, Gefährten und Verbündete im Kampf gegen das Böse!

Dragonskull

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Re: "Echte" und "Mitläufer-" Rollenspieler
« Antwort #33 am: 5.03.2005 | 14:23 »
Mitläufer hab ich auch schon erlebt, die hören aber dann glücklicherweise nach eher kurzer zeit wieder auf zu Spielen. Das Problem dabei ist dann einfach wenn man dann den Spierler der den Mitläufer mitgebracht hat auch verliert weil es ihm peinlich ist das Hobby auszuüben das seine Freundin/ Freund doof findet.
(Das ist wiedermal ein superkomplizierter Satz  :-\ ??? :-\ )