Das Tanelorn spielt > Asche und Blut
[A&B]Prolog: Die Schlacht in der Einkehr
Doc Letterwood:
Der Hüne blickte die Novizin missbilligend an, als sie über die Vertreibung der Tar'Ashkir sprach.
Du bist mutig, aber ganz schön naiv.
Er trat an die Fenster, blickte hinaus in den Regenschleier vor dem Fenster. Keine Ostlinge zu sehen. Gut.
"Nur, weil Ostlinge gegen Hiesige kämpfen, macht das die Gerüsteten noch lange nicht zu meinen Freunden.", brummte er.
Imiri:
Dieser kurz dahingebrummt Satz erregte das Interesse das Mönchs. Ließ sich doch aus ihm so mancher Schluß ziehen. "Hattet ihr schon einmal mit den Fremden, die ihr Ostlinge nennt zu tun?. Wisst ihr etwas über deren Absichten? Etwas, das uns weiterhelfen könnte? Ihr seit nicht von hier und mögt uns und unser Land auch nicht besonders, oder? Und Freunde zu finden, ich meine damit gute Freunde und nicht einfach nur Bekannte, ist auch nicht so leicht."
Der Hüne schien sein Intresse sehr geweckt zu haben, denn wärend er sprach wandte er sich von seinem Patienten ab und nutzte die Möglichkeit die Regungen des Hünen bei jedem seiner Worte zu stutieren und nicht so wie sonst einfach ungerühert weiterzuarbeiten.
Er mochte vielleicht nicht dessen Gedanken zu lesen können, doch verrieten Menschen auch so oft mehr als sie wollten. Wenn man sich nur die Zeit für Beobachtungen nahm und eine gewisses Gespür für solche Dinge hatte. Vielleicht hatte er ja recht gehabt und dieser Hüne trug wie er schon vermutet hatte, doch eine viel größere Wunde mit sich herrum, als es beim Wirt der Fall war und der sah bei Leibe nicht gut aus. Nicht körperlich, da schien er unversehrt, fast unverwüstlich, aber wer wusste schon, was er in der Vergangenheit hatte alles ertragen müssen, bis er hierher kam. Er wirkte einsam und voller Misstrauen. Wie jemand, der Zuwendung und Schutz brauchte, wie er ihn sich trotz seiner Kraft nicht selbst geben konnte.
"Ich bin übrigens Arvin", sagte er dann nur kurz.
Doc Letterwood:
Unbehaglich senkte der Hüne den Kopf. "Von den Ostlingen habe ich bisher nur gehört.", antwortete er. Er blieb es dem Mönch schuldig, auch auf den Rest seiner Fragen zu antworten. Stattdessen wandte er ihnen den Rücken zu, stützte sich auf die Fensterbank und lauschte dem Scheppern, Schreien, Klirren und Getöse hinter ihnen in der Schankstube.
Imiri:
Das war weniger als ich mir erhofft hatte. Aber ich konnte ihm zumindest das wenige, das er gesagt hatte, glauben. Nichts an seinem Körper oder in seinem Gesicht hatte in Lügen gestraft. Er war wohl nur sehr verschlossen. Verschlossen - in einer ihm fremden Welt. Doch ist sie auch mir so fremd geworden außerhalb der Mauern meines Klosters, so dass ich und der Hüne etwas gemeinsam haben: Wir sind auf unsere Art Fremde in einem Land, einem Land das mich einst auch gebar und welches mir nun so anders scheint. Es schien nur noch verschlossene Rückgezogenheit, wie bei meinen neuen Bekannten, oder offene Aggresivität, wie bei den Ostlingen, zu geben. Was war nur aus der scheinbar heilen Welt geworden, die ich als kleiner Junge in meinem Dorf hatte erleben dürfen? Oder waren es nur die verklärden Augen eines unwissenden Kindes gewesen, die mich hatten die Grausamkeit der Welt nicht erahnen lassen?
Gedankenverloren machte er sich nun daran, die Wunde des Wirtes zu verbinden. Nicht jedoch, ohne sie vorher mit einer Paste, die er aus Fett und Kräutern hergestellt hatte, leicht zu bestreichen, die die Wundheilung verbessern sollte. Als diese Arbeit beendet war, wusch er sich die fettigen und blutigen Hände im Wassereimer ab, der in der Küche neben dem Ofen stand und nahm auch das Tuch ab, das er nach Tagen bei der Versorgung der Seuchenkranken schon gar nicht mehr wahrnahm, wenn er es trug. So selbstverständlich war es ihm geworden. Fast schon ein Teil seiner Selbst. Er ließ den Blick traurig sinken aufgrund der Gedanken, als der das Tuch auswrang und zum Trocknen über dem Ofen aufhing.
Raven:
Rasselnd, das Blut lief wie Harz aus einem gefällten Baum aus seinen zahlreichen Wunden, ging der zweite Verteidiger in die Knie, und wurde vom letzten, unsauberen Schwerthieb des Tar'Ashkir mit einem gepressten Schmerzenslaut ins Jenseits befördert. Vier noch lebende Tar'Ashkir umringten nun den in die Enge getriebenen, letzten Kämpfer, der sich durch einen präzisen, tödlichen Kampfstil auswies und bereits einen Tar'Ashkir erledigt hatte. Flimmernd folgen die Augen derer, die sich nicht anderen zugewand haben dem Gemetzel, unfähig die Gestalt in brauner Bauerntracht die sich hechelnd in die Küche gerettet hatte aufzuhalten.
Ein Bauer. Vielleicht vierzig, vielleicht fünfzig. Ein brauner, dichter Vollbahrt wächst ihm im Gesicht. Pausbäckig und mit buschigen Augenbrauen bewehrt, erinnert er euch an den archetypischen Dorfbürgermeister aus euren Jungendträumen. Noch während er in die Küche stürmt, sprudeln die Worte
"In den Keller, rasch"
wie Kohlensäure aus einer schlecht versiegelten Flasche, und rasch sind die anderen Tavernengäste, das Blut, von dem sich große Lachen im Schankraum ausbreiten, die Tar'Ashkir sowie die gebrochene Nase des Wirtes in Anbetracht der Hektik vergessen.
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