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[Tag 2] Raumstation Bazaar

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Bazaar:



^*^*^*     Oh Nacht, wie bist du tief! –     ^*^*^*
                  Wie schreckst du mich.


                 (Tag-Nacht-Wechsel)

Megan:
Commander Megan Lindseys Quartier

Was hätte sie sagen oder tun sollen. Vorwürfe? Zusprache? Sorge? Nichts, was vor all diesen Leuten erlaubt gewesen wäre. Sie hatte schon alle Grenzen überschritten, aber diese letzte große Schwelle blieb. Sich öffentlich dem Baron nähern, in welcher Form auch immer - nein! Andererseits fiel ihr auch nichts mehr ein. Sie war müde und ausgelaugt. Ein Streit mit Enkidi über seinen Zustand? Sinnlos. Sie konnte froh sein, wenn er sich selbst noch wahrnahm.

Als sie die Quartiere erreichten überlegte sie, Enkidi zu begleiten, doch da war Keitaro und sie hatte auf merkwürdige Weise das Gefühl, als sei der Bogen komplett überspannt, als würde Ausatmen reichen, um das ganze Kartenhaus einstürzen zu lassen, und sich wie eine Kette von Dominosteinen übertragen. Dann stürmte der Ritter in die eine Richtung davon und Enkidi tat es ihm ihn schwankender Art und in die entgegengesetzte Richtung gleich. Und so nahm er ihr die Entscheidung ab, als das Schott vor ihrer Nase zuglitt.

Schlafen! Er würde es schon alleine schaffen, redete sie sich ein, während sie sich mühsam ihrer Kleider entledigte. Unterwäsche und Socken, dann kippte sie rückwärts wie ein gefällter Baum aufs Bett, nicht ohne kurz aber schmerzhaft an ihre Hüfte erinnert zu werden. Diese Kneipe.. das kam ihr schon unendlichweit weg vor. Es konnte unmöglich erst einige Stunden her sein, und die Azara und Jack und das Artefakt..

Wie im Sturzflug segelte Megan in den Schlaf. Sie lag mit ausgebreiteten Armen da und während Enkidi Richtung Azara wankte tauchte sie in eine wirre Traumsuppe aus den Ereignissen des vergangenen Tages ab...

Gast:
Quartier von Baroness Aurelia Decados

Hitze. Sorgfältig drappiert saß die zierliche Frau an einem kleinen, verschnörkelten Pult. Der weite, dunkelgrüne Rock bauschte sich an den Armlehnen des Stuhls auf. Ihre Haare lagen in gegossen wirkenden Kupferlocken um das nachdenkliche Gesicht. Die linke Hand klappte resolut den noch eben schwingenden Fächer zu einem schmalen Stab zusammen, während die Rechte mit einem kleinen goldenen Füller in großzügigen Bögen über das Papier wanderte.

"Ein Duell? Zwischen einem seiner Kossacken und einem Li Halan Baron?" sie konnte ihre Verblüffung nicht ganz verbergen. Andererseits war es klar, dass sie mit zwei wesentlichen Elementen hier konfrontiert werden würde, wenn sie auch nicht mit solchen spontanen Verstrickungen gerechnet hatte. Ein Li Halan also...nicht schon wieder! Sie konnte dieses Haus nicht leiden - zumindest hatte sie bisher keinen seiner Vertreter getroffen, der nicht diesen fanatischen Blick gehabt hätte, ob nun gläubig oder scheinheilig, letztendlich war es egal. Fakt war, sie traf zu viele von ihnen in letzter Zeit und sie bedeuteten immer Ärger, der so überflüssig war wie Kälte auf Malignatius.

Und Mandin mit seinem Faible für Kossacken, seinem Spielzeug. Etwas derart Selbstverliebtes konnte auch nur ihm einfallen. Nunja, aber waren sie nicht alle so, nicht wahr? Und wem gefiel es nicht, rohe Gewalt zu bündeln, zu ketten und zu kontrollieren? Sie verstand ihn nur zu gut, aber mit der ihrer Meinung nach nötigen Distanz.

Hauptmann Vadim schwitze und nickte und die Bewegung holte sie aus ihren Gedanken zurück -  Gedanken an Eis und Schnee und beißenden Wind. Die feinen Härchen ihrer Unterarme stellten sich auf bei der Erinnerung an die durchdringende Kälte. "Es ist kühl, Hauptmann. Man soll die Heizung einschalten!" Ein kurzer, störender Blick, dann fixierte sie wieder das vor ihr liegende Papier.

"Sofort, Mylady." Eine ungeduldige Geste in Richtung einer Dienerin. Er vollführte einen merkwürdigen Tanz zwischen absoluter Ergebenheit, ja fast Verehrung und dem Gebaren eines Mannes, der organisiert, deligiert, die Situation immer zu hundert Prozent unter Kontrolle hat. Sie mochte ihn. Auf eine merkwürdige Weise war er *ihr* Spielzeug, obwohl er ihr andererseits in seiner Verrenkung stets abstoßend primitiv vorkam.

Schweigen, während die Feder auf Papier kratzte. Ein Blick auf die Kringel und Bögen.

"Nun, Hauptmann, dann wollen wir das Spektakel nicht stören. Wir werden sie alle noch früh genug treffen." Ein kleines Lächeln schnitt scharf in ihre Mundwinkel.

"Ihr werdet später den Grafen aufsuchen und Euch eine Einladung zum Tee für mich geben lassen. Und sorgt dafür, dass diese Informationen.." - wiederholendes Tippen auf das beschriebene Blatt - ".. meinem werten Herrn Onkel übersandt werden. Zuguterletzt dürft Ihr Euch nun zurückziehen."

Sie erhob sich aus dem knisternden Nest grünen Kleides und ging in kurzen Schritten Richtung ihrer Schlafgemächer.

Managarmr:
Bruder Erland passierte in einer seiner bereits abgenutzteren Kutten schleppend die Hauptachse hinueber zum C-Sektor. Er hatte letzten Endes doch noch seine Kräfte zusammengekratzt, wenn er auch muede war, es musste sein.
Warum musste er es sein, ist das nur Pflichtbewusstsein oder bereits der Weg zur Hubris? fragte sein leichter schläfriger Geist.
Nur abwesend nahm er wahr, wie ein Pilger schlurfenden Schrittes, die Hand an der Brust, in der Nähe vorbeiwankte. Erst als er mit dem rasselnden Gitterkorb in die Tiefe sank, dachte er verwundert ein besoffener Pilger? Oder jemand der im C-Sektor ueber den Tisch gezogen wurde? Eigentlich hätte ich ihn ansprechen und meine Hilfe anbieten sollen - wieder eine Suende mehr fuer den Tag. Halt Erland, Mitternacht ist vorueber, also die erste Suende des neuen Tageslaufs. Er sprach ein kurzes Gebet zum Schöpfer.

Auf -8 angekommen, schlich er vorsichtig durch den stinkenden Dunst, hin und wieder lauschend. Es war jedoch ausser dumpfen Maschinensummen, einem entfernten rasselnden Endstadiumshusten und eine Keilerei um irgendwelchen Muell, wohl auf -6, nichts ausser gewöhnlich zu hören. Schliesslich war der dicke Mönch an seinem Etappenziel angelangt. Versonnen starrte er die Wartungsluke an. Nun, es kann losgehen....
Das Adrenalin begann langsam seinen Körper zu fluten und sein Geist gewann wieder etwas an Schärfe zurueck. Mit Muehe drueckte er langsam den Hebel hinunter, und die verostete, nach Äonenalter aussehende Irisblende öffnete sich zögerlich quietschend. Er lauschte, steckte dann den Kopf hindurch, um den Öffnungsmechanismus auf der Innenseite zu identifizieren.
Der kalte Ölnebel legte sich fein ueber sein Gesicht, löste Gänsehaut aus. Er wuehlte in seiner Kutte nach einer Fusionsleuchte, schaltete sie jedoch nicht ein. Nach weiterem Wuhelen hatte er gefunden, was er suchte: eine der kleine Variante der Standardatemmasken von Criticorum, in schreienden Tuerkis (war vor einigen Jahren der Schrei, im wahrsten Sinne des Wortes gewesen, und deswegen kurze Zeit später im Ausverkauf an den Ankunftsraumhäfen. Ein Criticorumeinwohner von Rang wuerde ueber diese heutzutage nur seine hochmuetige Nase ruempfen.).

Erland ging mit einem Knacken in die Knie, und krabbelte hinein. Die dunklen Kondenstränen der Wände tropften auf seinen Ruecken. Er hoffte bloss, dass dieses Zeug weniger toxisch war als es aussah, hoffentlich war es nur Schmutz. Mit einem Rasseln schloss sich die Irisblende hinter ihm, nur hatte ihn Bazaar also geschluckt. Hoffentlich komme ich hier wieder heraus. Er begann seine langsame und muehsame Tour auf allen Vieren durch den runden Schacht...

Elisabeth Hawkwood:
Quartiere der Mantis, Sonderbotschafter Graf Mandin
Der Kossack regte sich nicht, nichts ließ erkennen, daß er den Blick bemerkt hatte.

Manchmal frage ich mich ob es in ihnen genauso gesichtslos aussieht. Ob sie auch keine Gefuehle mehr haben. Eigentlich ja gar nicht mal so unpraktisch. Trotzdem schaudert es mich, nein so ein Spielzeug mag ich doch lieber nicht haben. in gewisser Weise ist es genauso unberechenbar wie ein wirklicher Mensch. Und wer weiß ob sich die Kreatur nicht irgendwann gegen den Herrn wendet.

In Anbetracht der späten Stunde und der geschrumpften Anzahl der Anwesenden beeilte sie sich das Gespräch mit Graf Mandin zum Abschluß zu bringen.
Als sie schließlich nach den vorgeschriebenen Abschiedsfloskeln und Verbeugungen das Quartier der Mantis verließ nahm sie nur unterbewusst war, daß Baroneß Justinian, Baronet Hazat und Sir Trusnikron ihr folgten.

Ihre langen schnellen Schritte brachten sie rasch zu ihrem Quartier, wo sie Larsson mit einem Wink weiter zur Felizitas schickte und sich nur von Sophia hineinbegleiten ließ. Diese war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, während sie die Baronin auskleidete. In der Tuer zögerte sie jedoch.
-   „Ja, gibt es noch etwas, Sophia?“
-   „Mylady, habt Ihr bemerkt, daß sich das Guernicabiest von diesem Trusnikron komisch verhalten hat? Ich weiß nicht     warum, aber mich beunruhigt das.“
-   -„ Ja, das habe ich bemerkt, aber ich wuerde das eher auf die Reise schieben. Und es ist ein unberechenbares Tier, ich möchte in dessen Reaktionen nicht zuviel hineininterpretieren. Mich interessiert der Graf mehr, vor allem in seiner Eigenschaft als Sonderbotschafter des Imperiums, aber ich weiß nicht ob es klug ist sich näher mit ihm einzulassen. Sein diplomatisches Glatteis ist mir zu gefährlich. Vor allem solange ich nicht weiß, was er weiß..... – Aber Sophia, im Hinblick auf unsere eigenen Interessen halte den Bericht erst mal so kurz wie möglich, im Zweifelsfalle kann man Details später hinzufuegen, aber erst mal sollte er so sein, daß er kein großes Interesse weckt.“
-   „Sehr wohl, Mylady. – Ich wensche Euch eine angenehme Nachtruhe.“

Sie dankte mit einem Nicken und entließ die Dienerin dann.

Wie so oft wollte sich der Schlaf nicht einstellen. So begann sie den schon so lange aufgeschobenen Brief an ihren Bruder.

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