Autor Thema: [Tag 2] Raumstation Bazaar  (Gelesen 53603 mal)

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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #75 am: 28.02.2005 | 00:33 »
Wenn das mal nicht perfektes Timing war. Er kicherte trocken und drehte sich mit einem genussvollen Seufzen zu Megan um. Schweiß lag als feiner Film auf seiner Haut, perlte von der noch immer bebenden Brust- und Bauchmuskulatur. Er war nackt, bis auf den an den Unterschenkel geschnallten Dolch, und das Amulett, das wie ein unförmiges Geschwür auf seinem Brustbein lag.

Er setzte ein strahlendes Lächeln auf und schob das Mädchen, halb bewusstlos von der Droge, von sich. Ihr weißer Körper krümmte sich auf der schwarzen Seide zusammen. Sie wimmerte leise, als seine Hand sanft mit ein paar Strähnen des feuerroten Haares spielte.


"Du kommst gerade rechtzeitig", schnurrte er mit einem kalten Blitzen in den Augen. "Auch ne Runde?"

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #76 am: 28.02.2005 | 15:05 »
Jede Farbe wich aus ihrem Gesicht, dann setzte sie sich unerwartet schnell in Bewegung.

Mit zwei großen Schritten erreichte sie die Kommode und den Bruchteil einer Sekunde später hatte ihre Hand einen der kristallenen Schwenker umfasst.

Der grüne Flüssigkeit schien für einige Augenblicke in der Luft zu hängen, ehe sie sich über das Bett und die darin befindlichen Personen ergoß. Mit einem tausenfachen Klirren zersprang der hinterhergeschleuderte Kelch am vorderen Pfosten und hinterließ eine Kerbe im Holz.

Megan flüsterte fast, als sie sprach und mit den Worten kam die Gesichtsfarbe in voller Intensität zurück.

"Du verdammter, elender Bastard! Du schickst sie jetzt auf der Stelle fort - Darius soll dafür sorgen, dass sie sich von diesem Teufelszeug erholt - und entlohnst sie angemessen für ihre Dienste. Danach wirst Du Dich anziehen."

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihm entschlossen in die Augen. Ihr Körper bebte vor Zorn, doch sie rührte sich nicht.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #77 am: 28.02.2005 | 16:58 »
Er erhob sich vom Bett, langsam, kontrolliert, als würde sein Körper von unsichtbaren Fäden emporgezogen.
Verharrte.
Kauerte wie ein Raubtier vor dem Sprung auf der Bettkante. Starrte sie aus dunklen Augen an, die glasig waren von der Droge, weit geöffnete Pupillen, die fiebrig hin und her zuckten und doch nie ihren Fokus verloren. Ein aufdringlicher, verstörender Blick, der in den Wahnsinn treiben konnte – denn von dort entsprang er.
Megan blickte direkt in den Abgrund. Dort war nicht Vertrautes mehr.

Seine Stimme war ein heller, überdrehter Singsang, voll verzerrtem Spott. Er legte den Kopf schräg und hob die Hand sinnierend an die Schläfe. "Habe ich eine Revolution verpasst in letzter Zeit oder seit wann befiehlt die Dienerin dem Herrn?"
Mit einer fließenden Bewegung glitt er vom Bett, hüllte sich in die schwarze Seide eines Morgenmantels und baute sich vor Megan auf.
"Falls es sich so verhält." – Er deutete eine Verbeugung an– "...Verzeihung, mylady.
Falls nicht... – und das halte ich für weitaus wahrscheinlicher –

..verpiss dich."

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #78 am: 28.02.2005 | 17:29 »
Sie verzog keine Miene, doch in ihrem Inneren arbeitete es.
Als er vor ihr stand wich sie unweigerlich doch einen Schritt zurück. Sie wollte es nicht, doch ihre Angst überwog. Sie hatte ihn einmal ein kompaktes Buch mit bloßen Händen zerreißen sehen - das genügte um Respekt zu haben. Was sie jedoch wesentlich mehr irritierte war der Umstand, dass er sie keineswegs aus blauen sondern schwarzen Augen anblickte, und dieses normalerweise positive Zeichen war jetzt ein Grund zu allergrößter Beunruhigung.

Sie atmete tief durch und unterdrückte mit aller Gewalt ihr Zittern.

"Ich bin nicht Deine gottverdammte Dienerin! Und Du bist auch nicht der Herr." Das letzte Wort spuckte sie förmlich aus.

"Okay.. es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten.."
Sie hob die Hand und zählte deutlich an den Fingern ab.

"A: Du ziehst Dich an und gibst dieser.... diesem Mädchen ihren Lohn.
B: Ich schicke den Li Halan-Ritter herein, der im Vorraum auf Dich wartet und Du kannst Dich meinetwegen nackt und unter diesen Umständen mit ihm unterhalten - das wird ihn bestimmt überzeugen. Welcher Mann hat keine Freude an dem Anblick eines splitternackten Mädchens.
C: Ich hole einen Priester und bitte ihn für Deine verdammte, elende, mickrige und abgrundtief verdorbene Seele zu beten - wobei es ein im Glauben sehr gefestigter Priester sein sollte - wenn du verstehst, was ich meine.

Beim Pankreator, Du widerst mich an."

Bei den letzten Worten traten Tränen in ihre Augen und sie schluckte schmerzhaft um nicht gequält zu schluchzen.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #79 am: 28.02.2005 | 17:57 »
Er verzog sein Gesicht und schnaubte belustigt."Ein Li Halan Ritter. Natürlich. Lass mich raten– in einer strahlenden Rüstung auf einem edlen weißen Roß, ausgezogen, um die arme Prinzessin aus den Klauen der" Er schauderte gespielt. "Finsternis zu befreien. Hallo-ho.." Er beugte sich zu ihr hinunter und tippte ihr auf die Stirn. "...du bist keine Prinzessin, Schätzchen. Und ich wette, da ist auch kein Ritter." Seine Hand packte ihr Haar und riß ihren Kopf nach hinten. "Und wenn du einen Priester rufst", knurrte er, "dreh ich dir persönlich den Hals um, verstanden?"

Er stieß sie von sich und rollte mit den Schultern, so dass ein deutliches Knacken der Nackenwirbel zu vernehmen war. Unter dem leichten Seidenstoff zeichnete sich deutlich die Kontur seines mißgestalteten Rückens ab.
Er wandte sich von Megan ab, ging hinüber zur Anrichte und überpfrüfte, ob noch ein paar kostbare Tropfen in dem Flakon waren. Nichts. Er fluchte.   

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #80 am: 28.02.2005 | 18:18 »
Megan unterdrückte ein Wimmern, doch ein schmerzverzerrtes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

"Diesmal bin ich es, die die Regeln aufstellt. Ich, verstehst Du?
Und Du hast Recht: Er trägt tatsächlich eine ziemlich strahlende Rüstung - so, wie man sich einen Li Halan Ritter eben vorstellt. Das Pferd hat er draußen gelassen, aber da wollen wir mal ein Auge zudrücken, was?"

Sie atmete tief ein und schenkte ihm den verächtlichsten Blick, den sie aufbringen konnte.

"Und weißt Du nochwas: Fick Dich! Ich geh ihn jetzt holen. Und wenn Du mich daran hindern willst, dann wird er es hören, ich schwör es Dir, bei Gott!"

Entschlossen stapfte sie Richtung Tür. Ihr Zorn war erneut aufgewallt. Sie hatte keine Lust mehr auf seine verdammten Spielchen.
« Letzte Änderung: 28.02.2005 | 19:14 von Megan »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #81 am: 28.02.2005 | 18:39 »
Sein Kopf zuckte herum. Da war etwas in ihrer Stimme... sie bluffte nicht.
"Augenblick."
Er trat ihr eilig in den Weg, brachte sich zwischen sie und den Schalter, der das Schott öffnete. Er starrte sie aus schmalen Augen an und seine Schläfen pochten von dem Blut, das wütend dahinter rauschte. Gut. Dann eben Verhandeln. Wie er das hasste.

"Ein Ritter." Er presste die Lippen zu dünnen Linien zusammen. "Wenn das wahr ist, würde ich an deiner Stelle besser nicht da hinaus gehen."

Ein bezauberndes Lächeln erschien aus dem Nichts auf seinem Gesicht. "Du liebst mich doch, nicht wahr?" Er drängte sie zurück.
"Und du willst doch sicher nicht, dass die Kirche hiervon"– Eine vage Handbewegung, die ihn und den Raum einschloss –"erfährt, oder?"

The_Kossack

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #82 am: 28.02.2005 | 18:46 »
Ras Chandras Kabine

Der Anblick war nicht so schlimm, wie er erwartet hatte. Der Kossacke kauerte auf Händen und Knien, als sei er gefallen, oder sturzbetrunken. Er roch nach Alkohol, aber nicht so schlimm, daß er wirklich handlungsunfähig war.  Die Rüstung lag im Raum verstreut, Ras trug nur die gepolsterte Schutzkleidung, die zur Not auch als Uniform durchgehen konnte. Durchgegangen war.

Der Adjutant hatte nicht gewagt, hinter Ras aufzuräumen. Niemand hatte sich dem bebenden Tier genähert. Ras kauerte dort wie ein verwundeter Stier mitten in einer Hazat-Corrida. Dieses Schlachten von Stieren ließen sie sich einfach nicht abgewöhnen. Kulturelles Erbe.

Sein Atem ging keuchend, stoßweise, sein Brustkorb krampfte sichtlich, und Schweißperlen standen in dem feuchten Haar. Er hatte fürwahr formidable getobt, der Kossacke. Sein Lehnsmann. Andrei schüttelte ruckartig den Kopf.

Es tropfte von Ras Augen, sein Nacken war gebeugt, das Gesicht gerötet, er starrte auf den Boden, wo die Tränen ein böllig zufälliges Muster bildeten. Tränen und Speichel. Trauer war nie edel, war nie schön, nie erhaben. Askorbiten können nicht weinen, sagt man. Zumindest stöhnen sie nicht wie Tiere.

Andrei trat näher, spürte das unwillige Zucken in Ras mehr, als er es sah. der Kossacke war erschöpft, wartete nur darauf, daß ihn etwas berührte, etwas zurückrief. Er umkreiste ihn langsam, hielt den Blick die ganze Zeit auf ihn gerichtet, setzte Stiefelspitze vor Stiefelspitze, beschrieb eine Spirale, die ihn zuletzt mit den Knien an Ras Schulter führte, nah genug, um nur einem Artem entfernt zu sein.

Und Ras, der ihn bekämpft hätte, wenn er sich ihm sofort genähert hätte, tastete blind nach Andreis Beinen, legte den Arm um sein Knie und berührte den Oberschenkel mit dem heißen, feuchten Gesicht. In seinem Schmerz, vollkommene Unterwerfung.

Andrei legte ihm eine Hand auf das Haar. "Ich verstehe, Ras. Es ist gut."

Und gab ihm Zeit. Es war nicht der Moment, um eine mögliche zweite Hochzeit zu besprechen.
« Letzte Änderung: 28.02.2005 | 19:17 von The_Kossack »

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #83 am: 28.02.2005 | 21:17 »
Ein Zögern. Doch die Wut tobte zu stark in ihr. Sie war wieder das in die Enge getriebene Mädchen, doch sie war auch die Frau, die gelernt hatte, sich zu verteidigen.

"Spar Dir das Theater, Kolja! Du bist nur eine sehr schlechte Imitation des Mannes, den ich liebe."

Sie schnaubte unwillig und trat noch einen Schritt zurück.

"Sprechen wir jetzt dieselbe Sprache? Der Ritter will Baron Enkidi Li Halan sprechen. Besser, Du überlegst Dir etwas. Und entscheide schnell. Auch meine Geduld hat Grenzen."

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #84 am: 28.02.2005 | 21:56 »
Kolja. Er fletschte die Zähne, als sie diesen Namen aus ihrem Mund hörte. Sie hatte nicht das Recht, ihn so zu nennen, diese kleine, wertlose Hure. Seine Muskeln spannten sich, die Sehnen an Hals und Armen traten deutlich hervor.
Er stürzte auf sie zu, die Hand nach vorne gestreckt, sie wollte sich um ihren  schutzlosen Hals legen, zudrücken, aus, Ende, keine weiteren Scherereien. Doch der ausgestreckte Arm gefror in der Luft, als wäre er gegen ein unsichtbares Hindernis gestoßen. Er brüllte zornig auf und spürte wie etwas in ihm tobte, schrie, ihn anfiel – zurückriss. Seine Warhnehmung flackerte, er schwankte. Die krallenhafte Hand faltete sich zusammen und wurde zurückgezogen. Sie folgte einem anderen Willen.

Ein Zittern lief durch den Körper. Schweiß perlte von seinen Zügen, die sich zu einer Grimasse der Anstrengung und des Zorns verzerrt hatten. Der andere drängte mit aller Macht zurück an die Oberfläche und er musste

in den abgrund greifen ihn niederringen legte seinen arm um seinen hals zog ihn zurück in die schwärze den sich windenden zappelnden feind den nur die verzweiflung stark machte der allein war ausgeliefert wehrlos drückte ihn tief in die öligen fluten in die kälte bis er schrie und sein schrei erstickte und die kraft wich der wille brach zurück zurück zurück in den abgrund

Er gab ein undefiniertes Gurgeln von sich und wich einige Schritte zurück. Prallte gegen das Bett und blieb heftig atmend an einem der Pfosten stehen. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und er starrte Megan aus blutunterlaufenen Augen an.

Kontrolle. Sein Atem ging langsamer. Die Muskeln gehorchten ihm. Sein Körper.

"Ja." Seine Stimme war ein Krächzen, dann riß er sich zusammen, denn sie würde von dem kurzen Moment der Schwäche profitieren.
"Wir sprechen die gleiche Sprache", fauchte er trotzig. Mit einer wütenden Handbewegung griff er nach seinen Kleidern.

"Gib mir fünf Minuten."


Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #85 am: 28.02.2005 | 22:16 »
"Geht doch!" entfuhr es ihr, mehr aus Erleichterung. Sie hatte Enkidi gesehen, nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann war er verschwunden. Sie musste ihm dieses verdammte Amulett abnehmen. Es konnte unmöglich so weitergehen, es sei denn, sie würde nur noch in Begleitung des Lextius-Ritters zu Enkidi gehen.

Beinahe erschöpft lehnte sie sich an die Wand, während ihre Finger einen unsauberen Takt trommelten.

"Fünf Minuten. Und vergiß den Lohn für das Mädchen nicht!" zischte sie.
"Ich bezweifle dennoch, dass der Li Halan auf Deine miesen schauspielerischen Fähigkeiten hereinfällt. Wenn Du klug bist, lässt Du Enkidi das machen."

Mädchen, Du gewinnst Oberwasser. Pass auf, oder er reißt Dir den Kopf ab. Sie beeilte sich, den Raum zu verlassen. Sie hatte es zuweit getrieben, das wusste sie. Das einzige, was noch zwischen ihr und ihm stand war Enkidi und der war sehr schwach. Sie hatte Angst, wirklich Angst.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #86 am: 28.02.2005 | 23:08 »
Ein Knurren folgte Megan, als sich das Schott hinter ihr schloss.

Er streifte die Kleider über, eine einfache Robe, keine dieser vielschichtigen Li Halan-Gewänder, die anzulegen eine eigene Kunstform war. Schon diese hatte entschieden zu viele Schlaufen und Bänder und er zurrte sie mit wachsendem Unmut und leise vor sich hin fluchend an sich fest.
Ein Überwurf aus schwerem Stoff würde die Konturen seines Rückens auflösen. Eine Schande.

Widerwilig schleppte er sich ins Bad, wusch sich, und band das Haar zusammen. Der große Spiegel über dem Marmorbecken verhöhnte ihn.
Er hatte nachgegeben. Er hatte ihr nachgegeben, diesem gottverdammten Weib. Sie war gefährlich. Er hatte die Lage falsch eingeschätzt. Hätte sich zuerst um sie kümmern müssen und dann um alles andere. Was half ihm das Duell, wenn er wegen der Sternfahrerin den Körper verlor, lange bevor es an der Zeit war.
Er brütete über seinem Spiegelbild und sah wie der Zorn wieder in sein Gesicht stieg. Er brüllte auf, schlug zu, grub seine Faust in die Züge des Li Halan, den er mehr hasste als alles andere unter den Sternen. Das Glas des Spiegels zerbarst in einem Netz hunderter Facetten und das Antlitz wurde zu einer gespaltenen Fratze.
Ja, das war besser.

Er sammelte seine Gedanken, drehte sich dann mit einem Ruck um und verließ das Quartier, um mit seinem "Gast" zu sprechen.

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #87 am: 28.02.2005 | 23:36 »
Die wenigen Meter über den Flur zwang sich die Sternfahrerin zu einem freundlichen Lächeln, weil sie igendwann einmal irgendwo gehört hatte, es solle positive Gefühle wecken, wenn man die Lachmuskeln anspannte.
Die Grimasse, die dabei herauskam hatte nicht annähernd etwas fröhliches, noch fühlte sie sich besser.

Der Ritter schien sich keinen Millimeter gerührt zu haben, seit sie gegangen war, doch sie sah ihn plötzlich in einem vollkommen neuen Licht. Seine Rüstung schien an Glanz noch gewonnen zu haben. Seine Ausstrahlung vermittelte Sicherheit, ja beinahe Geborgenheit. Hier stand jemand, der sie beschützen konnte, jemand, der Avalans Rolle übernehmen konnte, jemand, der dem Dämon die Stirn bieten konnte. Am liebsten hätte sie ihm alles erzählt und wider Erwarten gelang ihr ein warmes Lächeln. Ihre Stimme blieb belegt und klang unendlich erschöpft und resigniert. Es war, als würde erst jetzt die Welle, die ihren Zenit in dem Raum dort drinnen erreicht hatte über ihr mit voller Gewalt zusammenbrechen.

"Sir, entschuldigt das Warten. Der Baron... fühlt sich heute nicht so gut... aber er wird Euch in wenigen Minuten empfangen. Und... äh, vergebt ihm, wenn er... etwas nachlässig in seinem Verhalten sein sollte....er ähm, wie gesagt, es geht im nicht besonders."

Offline Managarmr

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Re: [Sektor A] – Agora & Arkaden
« Antwort #88 am: 1.03.2005 | 00:29 »
Das Eingreifen des gelockten Hazat rettete dem Händler mindestens eine Gliedmasse, eventuell sogar das Leben. Plötzlich stuermte die Baronesse Josephine trotz ihrer standesgemässen Garderobe erstaunlich schnell an ihm vorbei und die Treppe zu den Ständen hinunter. Fasziniert und zugleich angewidert betrachtete Erland den Tanz des Todes, der sich unter ihm abspielte, besonders als diese silberne Abomination ihre unnatuerliche Schnelligkeit grausam an den Amen´ta ausliess.
Die Herrscher der bekannten Welten haben alles unter Kontrolle, und jetzt kommen sie zum amuesanten Teil des Abends....
Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sich einer der Schatten der Baronesse näherte.
Nun gut, als harmloser Priester habe ich ihn nicht bemerkt, auch wenn seine Präsenz zu auffällig ist.
Bruder Erland gab Erstaunen vor, als der geradezu auffällig unauffällige Diener ihn ansprach.
"Bruder Erland, Baronesse Josephine sieht sich zu ihrem grössten Bedauern genötigt, Ihnen mitteilen zu muessen, dass die Fortsetzung des Spaziergang in die nahe, jedoch zunächst unbetsimmte Zukunft verlegt werden muss. Sie wird Ihnen mitteilen, wann sie dies Gespräch fortzusetzen gedenkt."
"Vielen Dank," entgegnete Bruder Erland freundlich, "richten Sie der Baronesse doch aus, dass ich mich auf eine Fortsetzung des Gesprächs freue, und neben dem Rahmen meiner kirchlichen Tätigkeiten gerne Zeit fuer sie einräume."
Damit drehte er sich um, und liess den Boten stehen. Während er auf die Hauptachse mit den Liften zusteuerte, beobachtete er die Konfrontation des dritten Adligen, des Eigentuemers der Abomination, mit der Stationssicherheit.

edit:Rangkorrektur
« Letzte Änderung: 3.03.2005 | 13:32 von Managarmr »
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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #89 am: 1.03.2005 | 00:44 »
Keitaro wartete. Rezitierte in Gedanken Textstellen des Buches Lextius, um die wachsende Unruhe zu bekämpfen. Es konnte nicht mehr lange dauern. Durch die Türen des Vorraums konnte er gedämpfte Stimmen hören, die sich erregt zu unterhalten schienen. Die Stimme in seinem Kopf aber schwieg. Seit jenem Tag, als er nach der Schlacht um St. Kaori-Hirte-des-Westens die Augen aufgeschlagen hatte, hatte er Gebete zum Pancreator gesprochen, gefleht, die Stimme möge für immer verstummen. Jetzt aber fühlte Keitaro sich allein, hätte Naraka Kaoris zynische Ratschläge beinahe willkommen geheißen. Wo steckst du, alter Mann?

Er atmete innerlich auf, als er das Geräusch der sich öffnenden Tür hörte. Es ist soweit! Commander Lindsey trat aus dem Durchgang, auf ihn zu, lächelte ihn an. Keitaro, froh über die Gesellschaft, erwiederte mit einem breiten Grinsen, das zwei Schnittnarben an seinem Kinn unvorteilhaft zur Geltung brachte, aber vielleicht gerade deshalb weniger einstudiert schien, als sein übliches, höfliches Lächeln.

Der Klang der Stimme der Sternfahrerin alarmierte ihn. Etwas stimmt nicht. Das Gefühl der Unruhe kehrte zurück, stärker als zuvor. Jetzt nur nichts anmerken lassen.

"Commander! Es ist doch seit meiner Ankunft kaum Zeit vergangen... ich hatte, ehrlich gesagt, gar nicht zu hoffen gewagt, sofort eine Audienz zu erhalten, schließlich komme ich gänzlich unangemeldet. Meinen aufrichtigen Dank, dass Sie dieses Treffen ermöglicht haben!"

Er stockte für einen Moment. Eine Bedienstete des Barons sprach gegenüber ihm, einem völlig Fremden, abfällig über das Verhalten ihres Herren? Unvorstellbar! Es sei denn... es sei denn, die Warnung wäre dringend angebracht.

Pancreator hilf, warum ausgerechnet ich? Fast wünschte er sich, man hätte ihm am Eingang die Waffen abgenommen. Kein Blutvergießen, diesesmal, waren Onkel Quintus mahnende Worte gewesen. Sir "Taurus" würde sein Temperament eben zügeln müssen.

Den Kommentar der Sternfahrerin über das Verhalten des Barons beantwortete er leidglich mit einer leicht erhobenen Augenbraue.
« Letzte Änderung: 1.03.2005 | 00:46 von Azzurayelos »

Offline Managarmr

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Re: [Sektor D] – Klerikaler Sektor & Kapelle
« Antwort #90 am: 1.03.2005 | 01:00 »
Bruder Erland verliess den Lift und strebte eilig auf das Eskantonikerquartier zu. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Diese vielen Raumreisen schlagen auf die Konstitution, ich sollte mich dringendst kasteien. Vielleicht wuerde dies auch einem reinigenden Regenguss gleich einen Teil meines Zynismusses hinwegwaschen und fruchtbare Erde fuer einige Blueten der Gelassenheit und Einsicht schaffen...ja fuerwahr, aber das muss auf später warten.
Er eilte durch das Schott auf den Empfangsschreibtisch zu.
"Hallo Nicosius. Ich brauche gerade mal diesen Fernsprecher."
Der Novize schaute ihn ratlos an, bis seine grauen Zellen ihm zu verstehen gaben, dass Bruder Erland wohl das Kommunikationssymbol auf dem Schirm meinte. Er wuerde sich nie daran gewöhnen, dass die planetaren Eskatoniker so elementare Dinge ihrer Aufmerksamkeit nicht fuer wuerdig befanden.
Bruder Erland beendete das Gespräch. "Nicosius, ich bin fuer die nächste halbe Stunde nicht zu stören."
Er machte sich auf den Weg zum niedrigen Durchgang in die hinteren Kammern. Ueber die Schulter rief er noch "Ausser natuerlich, die Baronin Hawkwood kommt zu frueh, oder es ist Philosophus Remigius."
Nachdem er seine Meditation beendet hatte, packte Bruder Erland in friedlicher Stimmung die schwarze Ausgabe der Omega Gospels ein und streifte den schwarzen Kaftan ueber. Ich hoffe, doch sehr dass die werte Baronin der Hawkwood Farbensymbolik folgt, und nicht in einer uralten LiHalanWelten Tradition Weiss als Fareb des Todes ansieht. Ich hätte ihre Dienerin fragen sollen. Naja, ein Fauxpas mehr in der Liste, wenn doch.
Die Worte Paulus zerpflueckend, analysierend, zusammenwuerfelnd und synthesierend, schritt Bruder Erland langsam zutiefst zufrieden ueber der Wonne dieser Tätigkeit in Richtung der Kapelle.
In der Mittelachse unterhalb des unpassend protzigen Sprungtorsymboles stand in ihrer Schlichtheit fast geradezu deplaziert wirkenden Särge aus extrudierten holzartig wirkendem Plastpapier. Das gedämpfte Licht spielte zwischen den scheusslichen Pseudosäulen mit Staubteilchen und einigen uebriggebliebenden Weihrauchmolekuelen.
Rahmhorst und Waters. Euch wuerde diese Kapelle sicherlich nicht zugesagt haben. Valentinian, Du hast wenig Einfuehlungsvermögen.
Er schritt an Ihnen vorbei.
Bruder Erland stand ins Gebet versunken vor dem Sprungtorsymbol, als ein orthodoxer Novize leise hinzutrat, einige Momente lang wartete, und sich dann doch entschloss, an Bruder Erlands Kutte zu zupfen.
Die Augen hinter den dicken Brillengläsern brauchten einen Moment, bevor sie richtig fokussierten.
"Vater, es ist alles bereit. Und Ihr möchtet sicher keinen Weihrauch?"
"Vielen Dank, Novize. a) Ich bin Bruder. b) Ich möchte ganz sicher Keinen Weihrauch!" erwiderte Bruder Erland mit sanfter, nun aber sehr bestimmt werdender Stimme.
Der Novize verneigte sich kurz, und verschwand hinter einer der Säulen, auf den Nebeneingang zusteuernd. Bruder Erland atmete tief durch. Noch wenige Minuten.

"Livet kan bara förstås baklänges, men måste levas framlänges" Søren Kierkegaard         
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Alejandro Dulcinea

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Re: [Sektor A] – Agora & Arkaden
« Antwort #91 am: 1.03.2005 | 01:16 »
Während er belustigt die hilflose Stationswache beobachtete, erwiderte er,
"Sie ist tatsächlich selten in dieserrr rraumgrreifenden Effektivität zu bewunderrrn." Warum musste sie auf die Phiole zurueckgreifen, dass war fast Ukar-Stil? Dafuer verschwendete sie allerdings wieder viel zuviel an Moment, um wirklich effektiv zu sein. Ob sie wohl an anderen Orten ebenso gelenkig aber deutlich zielgerichteter sein konnte?
Jedenfalls sprang sie gerade geradezu zu leicht an. Entweder sie war naiv, oder deutlich manipulativ.

Er nickte wiederum leicht "Sirrr, ich wuerrrde mich ueber ein Wiederrsehen ebenfalls freuen" Meine Guete, ist der eingeschnappt. Eventuell kannst Du sie ja sogar haben. Ich muss immerhin auch meine Geschäfte - welch hässliches Wort - im Auge behalten.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor D] – Klerikaler Sektor & Kapelle
« Antwort #92 am: 1.03.2005 | 09:33 »
In der Kapelle


Ein leises Rascheln von Seide verriet die Anwesenheit einer weiteren Gestalt in der Kapelle.
Itaru kniete vor der Ikone des Heiligen Lextius, im Dämmerlicht jenseits des Hauptgewölbes – wenn man bei der geringen Größe des Andachtraumes überhaupt von "Gewölbe" sprechen konnte. Die dunklen Gesichter der Ikonen blickten ernst zu ihm hinab, lauschten unbewegt dem stummen Gebet des jungen Knappen.
Perle um Perle eines Rosenkranzes wanderte durch seine Finger.

Itarus Seele war in Aufruhr und Tausend widersprüchliche Gedanken schwirrten duch seinen Kopf, immer wieder den Fluss des Gebets durchbrechend. Seine Wange pochte noch immer von dem Schlag seines Herren.
Itaru wusste keinen Rat; er hatte Vater Valentinian aufgesucht, doch ein Novize hatte ihn fortgeschickt, auf die Abendmesse vertröstet. Der Vater hatte viele Pflichten zu erfüllen, sicher, aber Itaru hätte sich nichts sehnlicher gewünscht, als den Beistand eines Geistlichen.
Im Gefolge seines Herren reiste kein Priester. Noch nicht einmal die Eskatonierin hatte sie auf diese Mission begleitet. Allmählich dämmerte ihm ein Verdacht, warum das so war.
Es war eine schwere Bürde, auf die geistliche Führung eines Orthodoxen Priesters zu verzichten. Das Reisen durchs All mochte ihn faszinieren, ängstigte zugleich aber auch zutiefst wenn niemand zur Stelle war, um für die Unversehrtheit der Seelen an Bord eines Schiffes zu beten. Und was er nun erlebte... der Zustand, in den sein Herr immer mehr verfiel, je länger sie unterwegs waren... war Hinweis genug. Auf Planeten hatte er ihn nie so gesehen.

Er bemerkte, dass seine Finger inne gehalten hatten und nahm hastig das Gebet wieder auf. Konzentrierte seine Gedanken ganz auf die Fürbitte zu den Heiligen.

Als er geendet hatte, erhob er sich, wieder gefolgt vom Wispern der Gewänder. Man hatte zwei Särge aufgebahrt in der Zwischenzeit und Itaru senkte kurz den Kopf um der Toten zu gedenken. Ein Priester des Eskatonischen Ordens bereitete sich wohl auf das Lesen der Messe vor. Ein Stirnrunzeln. Offensichtlich hatte Vater Valentinian sehr viel zu tun, wenn er selbst diesen Dienst nicht wahrnehmen konnte.

Ob das der Priester war, den sein Herr getroffen hatte? Bruder...Erland? Er zögerte.
Ging dann aber vor und trat ins Licht des vielarmigen Flammenleuchters, der auf dem Altar brannte.

"Verzeiht...Bruder?"

Offline Dash Bannon

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Re: [Terminal] – Andockbucht & Hangare
« Antwort #93 am: 1.03.2005 | 11:05 »
Nachdem die restlichen Formalitäten geklärt sind, brechen Ruben und Phileas auf um ihre Quartiere zu beziehen. Schon unterwegs beginnt Phileas damit eifrig Daten über die technologische Ausstattung der Station zu sammeln.
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #94 am: 1.03.2005 | 21:56 »
Wenig später betrat ein großgewachsener, breitschultriger Mann in den gedeckten Farben des Hauses Li Halan den Raum.
Er mochte Anfang Zwanzig sein, wirkte aber älter; bleich, mit dunklen Schatten um die Augen, als hätte er wenig Schlaf gefunden in den letzten Tagen. Seine Wangenknochen stachen deutlich aus dem schmalen Gesicht, das von einem kurz geschorenen Bart und langem schwarzen Haar umrahmt war.

Sein Blick fixierte Keitaro direkt und ohne Umschweife, aber etwas daran war seltsam – da war ein kaum sichtbares Zittern in den dunklen Pupillen, ein rastloses Tasten, das manchmal nach einem Lidschlag verschwunden war und ebenso abrupt wieder einsetzte. Die Haltung des muskulösen Körpers war straff und strahlte jene gottgegebene Überlegenheit aus, die nur der wirklich alte Adel über Jahrhunderte kultiviert hatte.

Sein Kopf deutete ein Nicken in Richtung des Gastes an, die Mimik blieb aber vollkommen verschlossen und unbewegt.

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #95 am: 1.03.2005 | 22:57 »
Keitaro erwiederte die Blicke des Neuankömmlings mit starren, glasigen Augen, ohne wegzusehen, ohne zu blinzeln. Der Baron sah nicht so aus, wie er sich den Mann vorgestellt hatte. Ganz und gar nicht. Kaum älter als Kiritan.

Schließlich senkte er sein Haupt, kniete nieder, ein Knie den Boden, eines seine Stirn berührend. Die Scharniere der antiken Rüstung ächzten leise ihren Protest. Es war selbst unter den Li Halan kaum noch üblich, dass ein Ritter vor einem Lord niederkniete, der nicht sein Lehnsherr war, aber Keitaro schätzte die alten Traditionen. Jedenfalls konnte es nicht schaden, Respekt zu zeigen. Er verharrte einen Moment, schnellte dann wieder auf die Füße, als würde er das Gewicht der Panzerung kaum spüren. Sofort suchte er wieder Blickkontakt mit seinem Gegenüber.

"Mein Lord Enkidi, Ritter Li Halan Evandi Keitaro Taurus, zu Euren Diensten. Möge das Licht der Heiligen Flamme Euren Weg erhellen, wohin er auch führen möge." Eine weitere Neigung des Kopfes. Die Stimme des Lextiusritters war leise, fast sanft, wollte nur schwerlich zu seinem martialischen Erscheinungsbild passen. "Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, dass Ihr so kurzfristig Zeit für mich finden konntet. Ich bringe Nachricht für Euch von meiner Heimat Kish; Bischof Quintus Bhaskar hat mich gesandt..."

Ein bedächtiger Schritt nach vorne.

Keitaros Nackenhaare stellten sich auf. Ein plötzliches Gefühl der Kälte breitete sich in seinem Körper aus, erfasste seine kybernetische Muskulatur und Haut bis in die Zehenspitzen. Ein zischendes Flüstern fauchte durch seinen Kopf. Naraka Kaori war zurück. Aber es war keine menschliche Zunge, die er sprach. Der Ritter kämpfte mit dem Ensetzen.

Konzentration!

"Wie es scheint, haben Euer Lordschaft und seine Exzellenz einen gemeinsamen Bekannten..." Ein leichtes, kaum merkliches Zittern in der Stimme. "... einen Vater Septimus vom Orden der Eskatonier."
« Letzte Änderung: 1.03.2005 | 22:58 von Azzurayelos »

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #96 am: 1.03.2005 | 23:44 »
Er nahm den Kniefall leicht irritiert, aber mit einem weiteren Nicken entgegen. Schenkte dem Gast seinerseits eine maßvolle Verbeugung und faltete die Hände hinter dem Rücken zusammen.

Erstaunlich. Da war er in der Tat, der strahlende Ritter. Er studierte für einen Augenblick seine Züge, dann musterte er ihn eindringlich, von Kopf bis Fuß. Die Rüstung, die er trug, war von formidabler Kunstfertigkeit, wahrlich prachtvoll, und sicher ein Vermögen wert. Nur die Farbe... nah, nur Li Halan kamen auf die Idee eine Rüstung in glänzendem Weiß zu tragen. Perfekte Zielscheiben auf dem Schlachtfeld. Und zur Not hatte man immer etwas weißes, wenn es daran ging sich zu ergeben. Erbärmlich.

Seine Gestalt war beeindruckend, sicherlich ein Kämpfer der es sich verdient hatte, in diese Rüstung gesteckt worden zu sein. Aber keine unmittelbare Gefahr.
Oder doch...? Als sein Blick die gekreuzten Schwerter des Lextius-Ordens und den Rosenkranz um seinen Hals registrierten, zuckten kurz seine Mundwinkel. Sein Pulsschlag erhöhte sich und Spannung sammelte sich in seinem Körper. Er fluchte innerlich und spürte ein Kratzen auf seiner Brust. Kühler Stein auf erhitzter Haut.

"Ich heiße Euch in diesen ...beschaulichen Hallen willkommen, Sir Keitaro. Möge das Licht des Einen auch Euch begleiten, und von der Reinheit Eurer Seele mannigfaltig zurückgeworfen werden." Orthodoxer Kanon in Bestform. Er sprach langsam, fast zäh, aber es gelang ihm dennoch die Worte über die Lippen zu bringen.
Der Rest der Konversation begann vielversprechend, übliche Floskeln, nach deren Austausch und höflicher gegenseitiger Respektsbekundung man sich für gewöhnlich schnell aus der Affäre ziehen konnte, zurück zu wichtigeren Angelegenheiten. Aber der Li Halan überraschte ihn und kam ohne Umschweife zum Punkt. Das machte ihn fast sympatisch.

Sein Blick huschte kurz zu Megan die, ungebeten und damit entgegen jeder Etikette (nicht dass er sich darum scheren würde), noch immer im Raum weilte. Septimus. Er kannte den Namen. Und er war sofort alarmiert. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er trat einen Schritt auf den Li Halan zu.

"Was ist mit ihm?", fragte er schroff. 

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #97 am: 2.03.2005 | 01:20 »
Die unmenschlich verzerrte Stimme Kaoris schwoll zu einem donnernden Crescendo im Kopf des Kirchenritters, der sich anstrengen musste, seinen Gesprächspartner zu verstehen. Die Kälte, die Besitz von seinen Implantaten ergriffen hatte, nahm an Intensität zu, ließ seine Finger taub werden. Keitaro schloss für einen Moment die Augen und fokussierte seine Gedanken auf die Vorstellung einer einzelnen, züngelnden Flamme. Wärmend. In der Stille knisternd.

"Nichts. Er ist wie vom Erdboden verschluckt."

Keitaro öffnete die Augen, begegnete der Grimasse des Misstrauens mit der Andeutung eines Lächelns. Die Erwähnung von Vater Septimus hatte einen Nerv getroffen. Offenbar war der Baron nicht erfreut, den Namen zu hören. Hatte es nicht geheißen, er sei ein Freund des Priesters? Er verhalte sich seltsam, hatte Commander Lindsey gemeint. Konnte es daran liegen? Oder denkt er, ich stünde im Dienst der Inquisition? Soll er...

"Aber bevor er verschwand, sandte eine Botschaft nach Kish, die Bischof Bhaskar in hohem Maße alarmiert zu haben scheint. Septimus spricht vom gewaltsamen Verlust eines bedeutenden Heiligtums..."

Er schluckte, musterte sein Gegenüber durchdringend. Septimus hatte auch geschrieben, dass Keitaros Bruder bei der Verteidigung des Heiligtums gefallen war. Bis zuletzt hatte Keitaro gehofft, die Nachricht des Eskatonikers würde sich als falsch erweisen. Aber hier war der Baron, wie in dem Brief vorausgesagt. Das beweist noch nicht, dass Kiri tot ist! Wieviel wusste Enkidi von diesen Vorgängen?

"... auf Malignatius." Reine Spekulation. In dem Brief war der Planet im Sternenreich des Hauses Decados mit keinem Wort erwähnt. Aber Kiritan war zuletzt dort gewesen, zu Besuch bei Tante Helena. Bitte, sag dass es nicht Malignatius war!

Die Flamme begann zu flackern.

"Aber sofern ich die Botschaft richtig interpretiere, solltet Ihr darüber bereits bescheid wissen, mein Lord."

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #98 am: 2.03.2005 | 18:09 »
Die Miene des Barons verschloss sich mit jedem Wort Keitaros mehr, bis das Gesicht mehr Ähnlichkeit mit einer Maske hatte, als mit etwas lebendigem.
Septimus... der Priester aus dessen Hand er das Amulett entgegen genommen hatte. Er versuchte sich an die Worte zu erinnern, die er ihm auf den Weg mitgegeben hatte, aber er hatte sie zu dem anderen gesprochen. Und diese Erinnerung heraufzubeschwören, war riskant.
Andererseits war es bedeutungslos. Das Amulett hatte seinen Weg zu ihm gefunden, und dort würde es bleiben.

"Ein Heiligtum? Auf Malignatius?" Seine Überraschung war gespielt, aber überzeugend.
"Verzeiht, Sir Keitaro, aber ich fürchte dergleichen ist mir noch nicht zu Ohren gekommen. Wie auch – wir sind weit weg von den Grenzen des Hoheitsgebiets der...Mantis." Viel zu weit.
Er wandte sich von seinem Gast ab und trat vor das große Panoramafenster. Seine Gestalt spiegelte sich bleich auf dem mehrere Zoll dicken Glas, das den Raum vor der tödlichen Kälte des Alls schützte.

"Selbstverständlich ist eine solche Tat in höchstem Maße verwerflich... aber ich bin mir sicher, dass der Schöpfer die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen wird. Ich hingegen.... kann Euch in dieser Angelegenheit nicht weiter behilflich sein, Sir Keitaro." Er drehte sich zu ihm um und lächelte dünn. "Zu meinem großen Bedauern."

Uriel

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Re: [Terminal] – Andockbucht & Hangare
« Antwort #99 am: 2.03.2005 | 19:02 »
Uriel musste schon öfter als ihm lieb war Anghörigen sagen, dass sie einen geliebten Menschen verloren hatten, aber er wusste, dass der Tag, an dem es ihm nichts mehr ausmachte solche Botschaften zu überbringen, der Tag sein würde, an dem er den Orden verlässt.
Der Amaltheaner wusste nun auch, dass die Gerüchte über die Kossacken falsch waren. Er hatte in den Augen dieses Mannes Schmerz gesehen.
"Falls Ihr mich braucht, Herr, zögert nicht... Zu jeder Tag und Nacht Zeit." Uriel nickte dem Adjutanten des Hauptmanns zu, als Zeichen, dass er bereit war ihm zu folgen.
« Letzte Änderung: 2.03.2005 | 19:07 von Uriel »