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Die Reise des Gelehrten (Spiel)
Lady of Darkness:
Erschrocken drehte sich Luana um. "Gasper." ihr Blick suchte das Dunkel ab, doch sie sah nichts. Es war alles ruhig und so wie es sein sollte in einem Wald. Hatte er die Stimmen der Elfen gehört? Sie sah ihn an, doch nichts verriet ihr ob er etwas gemerkt hatte.
"Ich dachte ich hätte etwas gehört." stammelte sie "Und wollte mal nachsehen." Sie versuchte zu lächeln.
"Wir sollten zurück zum Lager gehen. Bevor die anderen etwas merken." Noch einmal wanderte ihr Blick durch die Dunkelheit, doch es war nichts mehr von dem Schrecken übrig.
Teethquest:
Gasper nickte leicht, was selbst für Luanas Augen nur wie ein flüchtiger Schemen in der Nacht war. Kaum erreichten die beiden die Lichtung, welche etwas heller als die Umgebung war, starrte die gesamte Gemeinschaft in Richtung der beiden düsteren Gestalten, welche aus dem Unterholz kamen. Es brannte kein Feuer und doch waren die Gesichter der Rastenden deutlich zu erkennen. Ernst lag in Nimrotts Augen. Kaum war Luana herangekommen, sagte er streng:
"Luana, erzählt uns wer ihr wirklich seid! Ich war mir nicht ganz sicher, was eure Herkunft angeht, aber jetzt ist mir alles klar. Ihr habt bessere Augen als normale sterbliche. Euer Gehör und euer Geruchssinn übersteigen den von gewöhnlichen Menschen bei weitem. Ihr habt die Gabe und fürchtet nicht den Fileipwald in der Nacht. Denkt ihr nicht, dass es an der Zeit ist eure wahre Natur zu enthüllen? Dieser Wald ist alt und gefährlich. Wir müssen ehrlich zueinander sein, wenn wir nicht den Unbillen der Wildnis und ihrer Bewohner zum Opfer fallen wollen!"
Lady of Darkness:
"Ich bin diejenige die hier vor euch steht, Nimrott." Luana trat auf die Lichtung, schaute von einem der Reisenden zum nächsten.
"Was wollt ihr hören? Ich bin Luana Isara, ein einfaches Mädchen und eine Bogenschützin aus einem kleinen Dorf im Westen." Sie sah Nimrott an. In ihrem Blick lag Wut und Traurigkeit.
"Ihr habt ebenso viele Vorurteile wie jeder andere Mensch auf dieser Welt. Nur weil ich anders bin, heißt das nicht das ihr mir nicht vertrauen könnt. Und nur weil ich ein Geheimnis habe um mich selbst zu schützen, glaubt ihr es unbedingt ans Licht ziehen zu müssen. Ich bin zur Hälfte eine Elfe und zur Hälfte ein Mensch. Ich gehöre weder in die eine noch in die andere Welt." Ihre Stimme klang zornig. Sie nahm die Mütze von ihrem kopf, welche bisher die spitzen Ohren verborgen hatte. Somit konnte jeder sehen das sie die Wahrheit sprach.
"Jeder verurteilt was er nicht kennt. Doch niemand macht sich die Mühe zu verstehen was dahinter ist. Das Geheimnis kennen wollt ihr. Doch das war es dann auch schon." Vorwürfe schwangen mit in den Worten welche die junge Frau sprach. Erneut standen Luana die Tränen in den Augen in dieser Nacht. Sie ging zu ihren Sachen und begann zu packen. Vielleicht war es doch ein Fehler die Gruppe begleitet zu haben. Weder die Menschen noch die Elfen wollten einen Mischling in ihren Reihen dulden.
Drulak:
"Interessant." kommentierte Baratos Luanas Enthüllung. Doch konnte man nicht erkennen, welche Gefühle dies bei ihm auslöste, jedenfalls schien es ihn weder zu erfreuen noch zu verärgern, auch überrascht wirkte er nicht sonderlich, unter seinem weißen Bart. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen wendete er sich an Nimrott. "Nur wenige Menschen haben solch großes Geschick beim Bogenschießen." Dann wandte er seinen Blick zum Feuer, welches sich in seinen Augen wiederspiegelte.
Teethquest:
Nimrott erhob sich vom Feuer und ballte die Faust. Zorn glühte in ihm auf. Er sah Luana direkt an:
"Reißt euch zusammen, Luana! Benehmt euch nicht wie ein Kind! Jeder von uns trägt seine Bürde. Da seid ihr nicht allein. Ihr musstet doch wissen, dass ich euer Geheimnis früher oder später erfahren würde. Ich bin der Zauberer, der auf der Suche nach Waldelfen ist, ihr Wesen, ihre Eigenarten und Fähigkeiten jahrzehntelang studiert hat. Ihr wusstet ganz genau, dass ich das Geheimnis irgendwann enthüllten würde."
Nimrott holte tief luft und setzte sich wieder auf einen umgestürzten, vernarbten Baumstamm neben dem Feuer. Jetzt sprach er ruhiger weiter:
"Vielleicht wäre es besser gewesen, ihr hättet es selbst irgendwann verraten. Aber ich fürchte, früher oder später hätten es alle gewusst und das misstrauen wäre stets größer geworden. Das kann nicht in eurem Sinne sein."
Nimrott sagte kein weiteres Wort mehr. Er senkte seinen Blick. Vielleicht bereuhte er, was er gesagt hatte. Dagegen kam Gasper heran, blickte in die Runde und sagte zu Luana:
"Ihr glaubt also die einzige Person in dieser Runde zu sein, die nirgens zuhause ist. Dann möchte ich euch mal eine kleine Geschichte erzählen, die ich bisher noch niemandem anvertraut habe..."
Der Paladin zögerte und wirkte mit einem mal so verwundbar. Die Aura der Stärke und Entschlossenheit um ihn herum erlosch. Die Worte, die Gasper jetzt sprach wirkten so offen und ehrlich, wie sonst keine, die die Anwesenden bisher gehört hatten:
"Ich war fünf Jahre alt, da kamen sie das erste man. Die Hawender Windsleejer erreichten das erste mal unser Dorf. Es war am Tag nach meinem Geburtstag, daran erinnere ich mich noch ganz genau. Ich bewunderte meinen Onkel für sein Stärke und Ausdauer, seine Redegewandtheit und überhaupt die ganze Erhabenheit, die ihn umgab. Ich wollte so werden wie er. Ein Anführer, ein Beschützer, der für seine Mitmenschen da ist und ihnen mit Rat und Kraft zur Seite stehen kann. Die Windsleejer schlugen ihn an diesem Tag zusammen und brachen ihm alle Knochen, wie einen gemeinen Räuber. Meine Mutter wurde geschendet, meine älteren Brüder getötet. Aber ich war noch jung, Kinder verkraften viel und so lebte auch ich weiter. Wir überlebten wie durch ein Wunder alle den Winter. Die Knochen meines Onkels wuchsen nie wieder richtig zusammen, er konnte nur noch kriechen, aber seinen Stolz hatten sie ihm nicht genommen. Es kam das Frühjahr. Es ging uns schon wieder besser. Im Sommer war es allerdings wieder so weit. Die Windsleejer klopften an unsere Türen, diesesmal noch vor meinem Geburtstag. Sie nahmen uns weg, was geblieben war. Sie verschleppten alle Frauen und verprügelten meinen Onkel erneut als er widerstand leisten wollte. Ich hasste die Windsleejer. Nicht weil sie raubten, mordeten, vergewaltigen und plünderten. Nein, nicht deswegen. Ich hasste sie, weil sie meinem Onkel niemals eine Gelegenheit gegeben hatten ihnen in einem gerechten Kampf gegenüberzutreten. Immer rotteten sie sich zusammen, um wie eine Horde Ratten über ihn herzufallen. Alle, die in unserem Dorf noch übrig waren zogen fort. Weg von diesem verfluchten Ort, der gefährlicher nicht sein könnte. Nur mein Onkel und ich blieben zurück, er war der letzte meiner Familie. Schließlich bekam er die Schwindsucht und noch vor dem Winter siechte er dahin. Alles, was ihm noch geblieben war verlor sich in der Zeit. Wie ein Blatt welkte er dahin. Nichts blieb von ihm übrig außer einer leeren Hülle. Selbst das Fleisch an den Knochen und unter der Haut schien nicht mehr vorhanden zu sein. Ich legte mich zu ihm, um zu sterben."
Gasper seufzte und blickte zu Boden. Er redete weiter:
"Ein Wandermönch nahm mich mit. Ich weiß nicht, wie er erfahren hat, dass in unserem verlassenen Dorf noch ein lebendes Kind war, das mit seinem Onkel sterben wollte. Jedenfalls begann ab diesem Punkt erst meine niemals enden wollende Reise. Er brachte mich zu seinen Ordensbrüdern nach Vittland. Im Kloster zu Jasic verbrachte ich drei Jahre bei den Verhüllten. Sie wollten wissen, ob ich besessen sei, weil ich ungezogen und furchtlos war. Ich fluchte und schimpfte immerzu. Ich wollte doch nur mit meinem Onkel sterben, statt dessen siechte er ohne mich dahin. Er wurde mir entrissen. Sie folterten mich und ich wünschte mir, sie würden mich töten. Schließlich verstießen sie mich, weil sie dachten die dämonische Saat käme mit mir in ihr schönes Kloster. Das Meer sollte mein Grab werden, so wünschten sie es sich und so wünschte ich es mir. Aber ich starb nicht. Ein Fischer las mich auf. Aus irgendeinem Grund meinte er ich müsste leben und brachte mich zum Hafen. Die folgenden Jahre arbeitete ich auf einem Handelsschiff. Sie schlugen mich, aber das war ich gewohnt. Ich lachte sie aus und dafür wurde ich verprügelt. Aber ich wollte es ja nicht anders. Schließlich fand mich irgendein Haberländer, der mich in seine Heimat brachte. Ich war sehr stark geworden und gewachsen. Ich war furchtlos und machte großen Eindruck auf die Leute. Ich kam an den Hof eines Ritters und lernte die Schwertkunst und alle möglichen Waffengänge. Wieder brachten sie mich ins Kloster, weil ich ihnen Angst machte. Weil ich zu aufbrausend war und nur unflätige Worte übrig hatte. Ich wurde gefoltert, verhört, gedemütigt. Aber das hatten wir ja alles schon. Nichts von alldem konnte mich beeindrucken. Sie schickten mich auf Pilgerreise, da war ich gerade siebzehn Jahre alt. Ich kam nur mit, weil mich meine Reise nach Hawende führte, dem Land, in dem ich die Windsleejer finden und richten würde, mein Zorn galt ganz ihnen, die meinen Onkel getötet und gedemütigt haben..."
Gasper hielt inne und starrte ins Feuer. Dann lockerte sich seine Mine und er er endete ganz plötzlich mit den Worten:
"Ihr seht also Luana, dass auch ich nirgends zuhause gewesen bin, bis ich meinen Weg zu Metorn gefunden habe."
Die Anwesenden blickten verwundert. Irgendetwas bei seiner kleinen Geschichte hatte er ausgelassen, aber warum?
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