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[Tag 3] Raumstation Bazaar

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Jack Hawkins:
Als sie noch kleine Jungen waren, hatten Jack und Shawn oft noch spät in der Nacht in ihren Schlafbuchten gelegen, unter eine mit einer Fusionsfunzel erhellten Decke gekauert, und hatten sich Geschichten erzählt. Shawns Spezialität waren Gruselgeschichten und er war erst zufrieden, wenn Jack kerzengerade im Bett saß und sich schwor, nie wieder das Licht auszuschalten. Er hatte von Monstern erzählt, die im Dunkeln lauern und die Sterne fressen, von heidnischen Hexern und von Aliens mit Augen schwarz wie die tiefste Nacht, deren Blick einem die Seele rauben konnte.
Diese Geschichten hatten Jack begleitet, selbst Jahre später, als Shawn sie schon längst vergessen hatte und zur Akademie ging, um ein anständiges Leben aufzubauen. Sie folgten ihm in dem Gerede in den kleinen Gässchen abseits der Agoren, in den Spelunken der Raumfahrer und den Quartieren der Crewmen, mit denen er zu den Sternen gereist war. Dort erzählte man ähnliches von den Aliens, von Hexerei und den dunklen Göttern, denen sie Opfer brachten.

Weil Shawn seine Geschichten erfunden hatte, wußte Jack, dass auch die Leute ihre Geschichten erfanden, denn es genügte nicht, dass die Ausserirdischen fremd waren, nein – sie mussten auch zaubern können und einen verfluchen, denn nur das machte sie so gemein und gefährlich, dass man sie versklaven und nach Belieben abschlachten konnte.
 
Die Ukar waren immer die Bösewichte gewesen, und Jack kannte nicht eine Magic Lantern Show, in der sie nicht mit gotteslästerlichen Zauberkräften und Psi um sich warfen und ihnen nicht irgendwann in einem heroischen Kampf von dem – im Idealfall – adligen Helden ein grausames (aber gerechtes) Ende gesetzt wurde.

Er hätte niemals damit gerechnet, dass diese Geschichten wahr sein könnten.

Doch was er nun sah, hier vor sich, live und in Farbe, ausgehend von Monn, einem ganz normalen Ukar, jemand, den Jack kannte – urplötzlich schien sich seine bekannte Wirklichkeit zu verschieben, die Figur aus den Gruselgeschichten stieg aus der Versenkung empor, wurde real und stand greifbar vor ihm.

Ein Hexer. Monn war ein Hexer.

Trent hing bewegungslos in der Luft, als hätte sich die Gravitation entschlossen, für ihn eine Ausnahme zu machen. Sein Kopf war fast grotesk nach hinten gebogen, die Kehle freigelegt für eine unsichtbare Hand, die nur darauf wartete, zuzudrücken.

Jack starrte wie gebannt zu Monn, dann zu Niz, dann wieder zu Monn. Das Gewicht einer Waffe in der Hand wäre jetzt sehr beruhigend gewesen, aber die einzigen Waffen in Reichweite wurden entweder von bleichweißen Fingern umklammert oder lagen hinter einigen Zentimetern Stahl und einem Nummernschloss in der Wand verborgen.
Wieviel Zeit hatten sie? Hatte Trent den Alarmknopf betätigt? Nein, es war alles zu schnell gegangen. Und selbst wenn – Jack war sich nicht sicher, dass die Lage sich ernsthaft verbessern würde, wenn die Stationssicherheit hier anrückte. Was waren sie? Geiseln? Mittäter? Wer würde schon glauben, dass er nichts mit diesem amoklaufenden Ukar-Hexer zu schaffen hatte? Sein Pulsschlag zog rapide an.

Verdammt.

Jack hob die Hände, beschwichtigend, versuchte ruhig zu wirken, ganz cool und easy – Ja, Monn, alles easy, du verdammter Freak –  aber das leichte Beben seiner Finger verriet ihn. Die kalte Furcht saß ihm im Nacken, aber er musste etwas tun, und möglichst bevor er sich zu einem Plan B hinreißen ließ, der etwas mit einem risikoneutralen Fluchtmanöver in Richtung Schott zu tun haben würde. Doch Monn würde ihn nicht gehen lassen. Er war ein Hexer.

Weil ihm nichts besseres einfiel, und alles andere ebenso wenig Sinn gemacht hätte, machte Jack einen Schritt auf Monn zu. Und dann, als er immer noch lebte, einen weiteren, geradezu in die Gefahr hinein. Eigentlich ganz einfach.

Das Kribbeln in Jacks Nacken wurde stärker, als läge Elektrizität in der Luft, kurz vor der Entladung.
"Monn", hörte er sich sagen, dann fester, bestimmter: "Monn."
Ein weiterer Schritt, begleitet vom Rascheln der Papiere auf dem Boden. Sie schwebten vor ihm, die lichtlosen Augen des Ukar in seinem bleichen, narbenentstellten Gesicht. Für den letzten Schritt, der ihn auf Armeslänge an das Alien heranbrachte, brauchte Jack fast eine Ewigkeit.

"Gib. Mir. Die. Waffe. Monn."   

Denize Noy:
Ein Blatt Papier schlug Denize ins Gesicht, als der Zorn des Aliens mit der Gewalt einer Explosion greifbar wurde. Sie spürte es wie eine übernarütliche Ohrfeige.

Instinkt.
Da hatte sie die Antwort. Gut geölter Überlebensinstinkt war das, was sie davon abhielt, sich zwischen Mwerron Na Nolent und sein auserkorenes Opfer zu stellen. Die gnädige Hirnblockade, die dafür sorgte, dass die Welt nicht aus den Fugen geriet, weil man eben nicht zu verhindern versuchte, was eben gottverdammt nochmal passieren würde!

Instinkt, den der wahnwitzige Hawkins nicht hatte. Warum nicht? Ein Mangel, der ihn töten würde - aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten zwei Sekunden. Wie konnte ein einzelner Mensch ein Vakuum solchen Ausmaßes zwischen seinen Ohren aufbauen, ohne daran zu krepieren?
Das geschah also, wenn man den Instinkt vergaß.
Denizes Hand krampfte sich zitternd über ihrem Bauch zusammen. Etwas dort fühlte sich an, als hätte Monn sie persönlich in die Magengrube geschlagen. Es geschah ihr ganz recht, hatte sie doch Jahre darauf beharrt, die Lüge zu glauben, er könnte nicht...

Ein anderer Instinkt übernahm das Ruder. Eine Wut, geboren aus dem Gefühl verraten worden zu sein, verlieh ihrer Stimme Messerschärfe.
"Es reicht!" Laut knallte ihr Stiefelabsatz auf der Sitzfläche des metallenen Besucherhockers. Ihre Lippen formten überdeutlich den Satz: "Habt ihr alle den Verstand verloren?"

Bazaar:
"Gestern, Bruder Erland..?" Ein Stirnrunzeln erschien, einen Augenblick lang starrte der alten Mann ins Leere. "Ach ja, Bruder Erland...Ich hoffe werteste Baronin, Sie können meine Zerstreutheit, und damit meine unsägliche Unhöflichkeit verzeihen. Ich vergass sogar, mich richtig vorzustellen: Philosophus Remigius, der Vertreter des eskatonischen Ordens auf dieser einsamen Insel im Dunklen." Der Philosophus deutete eine zerknirschte Verbeugung an.

Posting of Managarmr

Elisabeth Hawkwood:
Sie erwiderte die Verbeugung mechanisch und lächelte den Vater freundlich an: "Sehr erfreut. Keine Ursache, Bruder Erland erwähnte bereits, dass Ihr sehr beschäftigt seid, da bleibt ein wenig Zerstreutheit sicherlich nicht aus."
Auch wenn er aussieht als hätte er seit Tagen weder geschlafen, noch gegessen noch sonst etwas. Ich möchte lieber nicht wissen womit er sich beschäftigt.
"Doch ich hoffe der heutige Feiertag vergönnt euch ein wenig Ruhe und Zeit. Verzeiht mir die offene Bemerkung, aber Ihr seht aus, als könntet Ihr beides brauchen." Sie blickte ihn besorgt an, musterte ihn einmal mehr unauffällig von oben bis unten.

Bazaar:
Der Priester hob seine Augenbrauen, und murmelte ein
"Mylady Baronin, der Allschöpfer liebt die Wahrheit, wenn man hier Lextius zitieren möchte..." und schaute dann den Faden verlierend sein Gewand hinab.
Ein verwirrter Ausdruck schlich sich unmerklich langsam in sein Gesicht, wurde dann jedoch fast unwirsch beiseite gewischt, von einem freundlichen Lächeln.
"Mylady, bitte entschuldigt wirklich meine Komplexion, Ihr habt durchaus recht. Lasst Euch bitte nicht stören. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir in den nächsten Tagen ein Gespräch gewähren könntet."
Er machte eine minimale Pause.
"Mein Beileid Euch und Eurer Mannschaft, und möge das strahlende Licht des Allschöpfers die beiden empfangen."
Er malte mit Schwung das segnende Sprungtorzeichen.
Er deutete eine Verneigung an.
"Wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet..."

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