Autor Thema: SR4 Diskussion - Mikromanagement  (Gelesen 6024 mal)

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Offline Jens

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SR4 Diskussion - Mikromanagement
« am: 13.07.2005 | 15:22 »
Je mehr man unterteilt, desto taktischer wird das Rollenspiel.
Aber je mehr man unterteilt, desto "weniger hektisch" wird es auch.
Es gibt (u.a.) in der Informatik einen guten Spruch von J. Caesar: "Teile und (be)herrsche"
Je mehr man Dinge in Einzelsegmente unterteilt, desto beherrschbarer werden sie.

Aber je beherrschbarer sie werden, desto weniger bekommt man eine Sicht für die Gesamtsituation / Atmosphäre.
Interessant finde ich dabei vor allem das:
Bisher war SR jahrelang eines der ganz großen, um nicht zu sagen das Taktikerrollenspiel. Fein unterteilte Kampfrunden. Auf das nötigste reduzierte Abenteuer für die man keine Motivation außer Geld hat(mit dem man sich weiter aufrüsten kann). Mikromanagement an jeder Ecke, von der Frage was für Chips und Programme man genau auf seinem Deck hat bishin zur Aufgabe seine Pools so effektiv wie möglich zu verteilen...
Und nun gibt es ein großes "dumbed down"(Zitat Dumpshock) für das ganze System. Taktik wird durch starre Würfelpools aus Attribut und Skill sowie eine eindimensionale Achse bei der Festlegung von Schwierigkeiten runtergefahren, das Paradigma von Zauberern soll persönlicher werden, Sonderregeln(und damit Gelegenheit für Mikromanagement) fallen raus...
Es scheint so als würde SR4 mit seiner ganzen bisherigen Linie und auch vielen Fans brechen. Und ich weiß nicht mal was ich davon halten soll...

Also mich hat es durch dieses wegwerfen von Micromanagement erst so richtig freudig-erwartungsvoll gemacht. Sowas ist nämlich absolut nicht mein Spielstil wenn ich Taktik will dann spiel ich irgendsoein Warhammerspiel oder so da hab ich Figuren und bestimmt noch tausend andere tolle Regeln denn das ist ja extra für Taktik gemacht.

Aber es ist eben nicht mein Spielstil und ich finde es sehr gut das SR von diesem Image abrückt (den "Regelwichser" in unserer alten Runde der nach drei Mal wieder weg war hab ich auch nicht leiden können, der hat das immer mit Micromanagement und so gemacht...)
« Letzte Änderung: 13.07.2005 | 15:30 von Boba Fett »

Offline Boba Fett

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #1 am: 13.07.2005 | 15:41 »
Ich muss sagen, ich bin auch wieder von SR4 angezogen, eben weil es weg kommt, von dem sehr komplexen und sehr taktischen System, wo an allen Ecken und Enden Schräubchen waren, an denen man stellen konnte.
Für mich persönlich wird ein Rollenspiel mit "Mikromanagement" schnell komplex und ich will mich gar nicht so detailliert um Regeln kümmern müssen.
Ich möchte meine Aufmerksamkeit lieber auf das Spiel "an sich", also auf Story, Setting, etc. legen.
Das war früher anders, und ich denke, das resultiert daraus, dass ich heute weniger Zeit habe, um mich mit dem Rollenspiel zu beschäftigen. Dadurch empfinde ich Mikromanagement als "Ballast" und bin froh, wenn er bei SR4 reduziert (oder sogar weggelassen [der Hoffnung gebe ich mich nicht hin]) wird.
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Offline Skyrock

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #2 am: 13.07.2005 | 15:48 »
Also mich hat es durch dieses wegwerfen von Micromanagement erst so richtig freudig-erwartungsvoll gemacht. Sowas ist nämlich absolut nicht mein Spielstil wenn ich Taktik will dann spiel ich irgendsoein Warhammerspiel oder so da hab ich Figuren und bestimmt noch tausend andere tolle Regeln denn das ist ja extra für Taktik gemacht.
Taktik ist auch ein Teil von Rollenspiel. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten dass der Anfang von Rollenspiel Taktik war, denn die Wurzeln des Hobbys liegen im Tabletop, und auch heute noch findet man sogar bei sehr erzählerischen Systemen wie Wushu und The Pool taktische Elemente.

Ich wäre also sehr vorsichtig mit Sprüchen im Stil von "wenn ich [X] will kann ich statt Rollenspiel auch [Y] machen". Ich denke man kann so ziemlich jeden Bestandteil des Rollenspiels durch ein anderes Hobby substituieren, aber letztlich bietet mir nur Rollenspiel die Gelegenheit alle diese Bestandteile gleichzeitig zu erleben, mal in dieser und mal in jener Mischung, je nach persönlichem Geschmack.
Und wenn taktikorientiertes Rollenspiel so schlecht wäre würde man ihm nicht laufend auf Cons über den Weg laufen, unterstützt von seinen unheiligen Geschwistern "Regelanwalt" und "Min-Maxer" ;)

Ich hab den "Taktik"-Teil in Shadowrun, also die pseudo-realistischen, überkomplizierten Kampfregeln und so weiter, immer schon völlig uninteressant gehalten.
Du ja. Ich eigentlich auch, und Jens ebenso. Aber tausende anderer Spieler da draußen? SR hat einen guten Teil seiner Spielerschaft aus der Ecke der "Tacticians" rekrutiert wie man auch und gerade jetzt an den Klagen über die Änderungen in SR4 auf reinen SR-Boards hören kann, sei es nun Dumpshock, der SR-Nexus oder auch das Fanpro-Forum.
Ich sehe da recht deutlich die Gefahr dass SR einen guten Teil seiner Spielerschaft verliert, und ich habe Zweifel daran dass die gemachten Änderungen ausreichen um genug andere Spieler anderen Typs anzulocken. Kurz, ich sehe die Gefahr eines kommerziellen Genickbruchs, und das wünsche ich eigentlich keiner RPG-Linie. (Nicht mal FATAL ;) )

Zitat
Naja, da gab es doch noch dieses, wie heißt das denn, Dungeons und ... noch irgend was. ;)

(Von Gurps ganz zu schweigen.)
Ich denke was das taktische Element angeht nehmen sich diese drei Systeme nicht sehr viel ;)

Zitat
Ich würde mir da also keine Sorgen machen. (Und selbst wenn, keiner nimmt dir deine altenBücher weg, oder?)
Wie schon gesagt, es ist weniger meine Sorge um mein Spiel(das schon immer weniger taktisch war), sondern mehr Sorge um die Identität des Systems und seinen kommerziellen Erfolg.
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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #3 am: 13.07.2005 | 15:59 »
Das Weggehen von den bisherigen Regeln könnte genauso dafür sorgen, dass ein Teil der Leute, die damals von Shadowrun weggegangen sind, weil "die Regeln nerven" und man "nicht gerne mit PGs spielt", jetzt wieder zurückkommen.

Offline Stahlfaust

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #4 am: 13.07.2005 | 16:11 »
Für mich ist Taktik ein äußerst wichtiges Element des Rollenspiels, bietet mir ein System nicht genug Möglichkeiten dafür, wird es schnell uninteressant. Das bedeutet nicht dass ich alle meine Charaktere Powergame, obwohl es ab und an (in einer passenden Gruppe) sehr viel Spass machen kann. Ich verstehe gar nicht warum immer die "PG sind die Buhmänner" Mentalität auf Foren herrscht, auch PG kann mit Stil und Würde betrieben werden, im Endeffekt ist es nichts anderes als die Intoleranz gegenüber anderen Spielstilen als dem eigenen.
Und obwohl Taktik und das Regelsystem für mich ein wichtiger Aspekt des Rollenspiels sind, mag ich keine Tabletops. Die Gründe dafür sind unter anderem dass ich mir nicht für mehrere hundert Euro nen paar Figuren zusammen kaufen will und die Muße diese zu bemalen hab ich auch nicht.
Das sollte nur ein kleiner Aufruf an die "Save the Powergamers"-Aktion sein, auch wenn ich selbst kein reinrassiger Powergamer bin.
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Offline Boba Fett

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #5 am: 13.07.2005 | 16:16 »
Ich sehe da recht deutlich die Gefahr dass SR einen guten Teil seiner Spielerschaft verliert...
Ich nicht...
Grund: Rollenspieler gehen, wenn sie etwas "anderes" gefunden haben, dass ihnen besser gefällt.
Wenn Shadowrun diesen Charakter "Mirkomanagement" ändert, dann muss es erst einmal ein Ersatz geben, dass das Bedürfnis nach "Mikromanagement" stillt.
Abgesehen davon sind Spieler bei der Ankündigung dass sich etwas in der kommenden Version ändert immer am protestieren. Und letztendlich spielen dann doch alle die kommende Version. Das war bei D&D3E ganz extrem der Fall, bei WOD2 auch, bei DSA4 (wobei ich da einige kenne die aus Faulheit bei DSA3 geblieben sind).
Natürlich bleiben einige bei der alten Version, aber das ist auch ihr gutes Recht. Das Gros wird SR4 kaufen und auch spielen.

Abgesehen davon hat Ein mit seinem Einwurf recht - viele "Vertriebene" könnten aufschauen und zurückkehren (so auch bei DSA4 und DnD3 / d20 geschehen).

Der Weggang von Mikromanagement ist jedenfalls im Moment ein Weg, den viele gehen.
White Wolf macht das seit längerem (fester Schwellwert 7 [seit trinity])...
Ich denke (imho) es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Realismus ist ohnehin utopie im Rollenspiel. Der Hang dazu ist eigentlich anachronistisch.
Und es gibt genügend Systeme, die den Hang dazu nachgeben.
Neue Systeme sollten Bedürfnisse erfüllen, die die alten Versionen nicht erfüllten.

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Offline Boba Fett

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #6 am: 13.07.2005 | 16:23 »
Ich verstehe gar nicht warum immer die "PG sind die Buhmänner" Mentalität auf Foren herrscht...
Herrscht hier ja gar nicht. 8)

Andersherum: Warum kann SR4 nicht mal Bedürfnisse der Rollenspieler erfüllen, die keine Lust haben, Shadowrun taktisch zu spielen?
Das SR Setting gibt so viel her, warum muss das System immer taktisch sein?

Am liebsten wäre mir ein SR 4 Grundregelwerk mit sehr einfachen Regeln, ohne "Mikromanagement", mit denen man gut und schnell und simpel spielen kann - und dann dazu das "Tacticans - Kompendium" mit Regeloptionen, die es richtig taktisch krachen lassen und Crunchy Bits (Gear, Stuff, Weapons, Items), die es entsprechend aufpusten.

Power(gaming) hat übrigens nichts mit der teaktik zu tun... Man kann auch simple Systeme mit viel power zocken.
Nur weil es keine 100 Stellschrauben und Regelkniffe gibt, heisst das ja nicht, dass die Charaktere automatishc "Luschen" sind. Mich stört nicht die Power (ganz im gegenteil), sondern nur die vielen Schräubchen, die man stellen kann (und beachten muss).
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Offline Stahlfaust

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #7 am: 13.07.2005 | 16:25 »
(Ich wär ja für ein Shadowrun cinematix... *grins*)
Ich hoffe inständig, dass das nie passieren wird (oder nur als optionales Sourcebook).
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Guardsman

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #8 am: 13.07.2005 | 16:25 »
 ???

Ich verstehe nicht ganz wieso Mikromanagement mit Taktik gleichgesetzt wird? Für mich kommt Taktik durch das Verhalten der Leute nicht durch Regeln. Selbst ohne jegliches Regelwerk, also rein erzählerisch wie das heist, kann man taktisch zur Höchstform auflaufen. Dafür brauche ich keine Regeln, die engen mich eher darin ein. SR ist taktisch, weil Runner nunmal einen taktischen Job haben.

Das sie das Mikromanagement verringern finde ich gut. Hat eh noch keiner alles benutzt. Oder?

Offline Skyrock

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #9 am: 13.07.2005 | 16:29 »
Ich verstehe nicht ganz wieso Mikromanagement mit Taktik gleichgesetzt wird? Für mich kommt Taktik durch das Verhalten der Leute nicht durch Regeln. Selbst ohne jegliches Regelwerk, also rein erzählerisch wie das heist, kann man taktisch zur Höchstform auflaufen.
Sicher kann man auch ohne ein darauf maßgeschneidertes System taktisch spielen. Aber ob das so sinnvoll ist und das gewünschte Spielerlebnis unterstützt ist da eine ganz andere Frage.

Man kann sicher auch mit Rolemaster-Regeln im Feng-Shui-Setting spielen, aber es würde völlig am Ziel vorbeiführen.
« Letzte Änderung: 13.07.2005 | 16:31 von Skyrock »
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Offline Boba Fett

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #10 am: 13.07.2005 | 16:37 »
(Ich wär ja für ein Shadowrun cinematix... *grins*)
Ich hoffe inständig, dass das nie passieren wird (oder nur als optionales Sourcebook).
Wohl eher als optionales Regelbuch.
Denn es braucht keine Optionalen Quellen (zum Setting) sondern optionale Regeln (zum System).

Wie schon oben gesagt, ich war früher auch sofort dabei, wenn es taktische Systeme zu spielen (oder leiten) gab.
Inzwischen nicht mehr. Dazu hab ich eine Anekdote:
Wir spielen SR schon länger nicht mehr, aber kürzlich saßen ein paar von meinen Rollenspielern zusammen und da kam die Idee, dass man ja mal abseits von unserer WH-FRP Kampagne SR zocken könnte.
Kein Thema, das Setting liebe ich und an dem brainstorming Gerede hatte ich schon eine Idee... Also sagte ich, ich könnte das meistern. Einer der Spieler zockt noch in einer Runde (SR) und der wollte dann wissen, wie wir spielen wollen - ob man nicht die eine oder andere Hausregel nehmen könnte, mit denen die spielen. Und ob man Initiaten oder von Anfang an mit Foki als ausrüstung, etc. bla bla.
Wir haben es dann gelassen.
Denn niemand konnte die Fragen beantworten, denn niemand konnte einschätzen, wie sich die Antwort auf das Spielgleichgewicht ausgewirkt hätte. Meine Idee war "nach Grundregelwerk, ohne Initiation, ohne Fokus am Anfang.
Ja, aber dann wären die Sams ja zu kräftig, also dann doch mit, aber ohne, oder wie... NEE!
Das war mir dann zu blöd. Das System ist so komplex, dass man es nicht mal "eben" übersehen kann, was passiert, wenn man etwas zulässt, oder weglässt, oder wie auch immer. Und die Zeit zum Überlegen und alles Berücksichtigen braucht mehr, als dass man dann eigentlich gespielt hätte. Was nützt mir ein System, wenn ich mehr Zeit in die "wie spielen wir eigentlich" Verhandlung stecken muss, als in das eigentliche Spiel...

Mein Fazit daraus: Ich denke - genau das schreckt sehr viele vom Spielen ab.
Und ich hoffe, genau da setzen die Regeländerungen an.
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Guardsman

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #11 am: 13.07.2005 | 16:44 »
Sicher kann man auch ohne ein darauf maßgeschneidertes System taktisch spielen. Aber ob das so sinnvoll ist und das gewünschte Spielerlebnis unterstützt ist da eine ganz andere Frage.

Man kann sicher auch mit Rolemaster-Regeln im Feng-Shui-Setting spielen, aber es würde völlig am Ziel vorbeiführen.

Ich hab keine Ahnung von Feng-Shui, ich habe fast keine Ahnung von Rolemaster, aber ich behaupte mal man kann mit beiden taktisch spielen.

Rolemaster ist kein larger-then-life, Feng-Shui ist es mal nehme ich an, und da ist der Haken.

Offline Boba Fett

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #12 am: 13.07.2005 | 16:50 »
Ich verstehe nicht ganz wieso Mikromanagement mit Taktik gleichgesetzt wird?
Wir müssen hier zwischen taktischem Verhalten der Charaktere während des Spiels im Rollenspiel und dem taktischen Verhalten der Spieler mit den Regeln (z.B. bei der Charaktererschaffung / -entwicklung) unterscheiden.
Ersteres ist sicher (ziemlich) unabhängig vom System.
Zweiteres ist extrem Systemabhängig.
Beispiel - Charaktererschaffung:
Taktisch denkende Spieler möchten natürlich einen (im Kamp) möglichst effektiven Charakter.
Das fängt schon damit an, was man sich aussucht - Ki Adept, Sam, Magier / Schamane...
Was macht am meisten weg, und wie entwickeln sich die Charaktere?
Da gibt es optimale Wege in der Erschaffung und bei der Entwicklung ist es eine Frage der Balance zwischen finanziellen Ressourcen und Karmapunkten. Mehr Karma - die Magie entwickelt sich stärker - mehr geld - die Sams entwickeln sich besser.

Dann geht es im Spiel weiter - welche Ausrüstung. Sind Schnellfeuerwaffen oder bereichswaffen (Granate / Flammenwerfer) besser? Eine Frage der Spielregeln - je nach dem wie die regeln ausgewogen sind, ist das eine oder andere besser. Manchmal sogar von Situation zu Situation abhängig.
Nehme ich Bioware oder Cyberware, den Reflexbooster und eine Schussicher Weste oder Hautpanzer und Smart.
Fokus zum Zauber oder lieber einen geist. Wie auch immer - die Beispiele sind jetzt wahrscheinlich daneben (schreib sie so runter), aber das wichtige ist: Wenn man viele Kombinationsmöglichkeiten mit vielen unterschiedlichen Auswirkungen hat, überblickt irgendwann niemand mehr die Gesamtbalance.

Das ganze Spiel wird "taktisch" weil die Taktik schon allein am "wie rüste ich meinen Char am besten aus" beginnt.
Das kann Spaß machen (soll es auch!)! Kann aber auch zur Belastung werden.
Wie gesagt, beim "lass uns mal eben spielen" war es das K.O. Kriterium.
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Offline Stahlfaust

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #13 am: 13.07.2005 | 16:54 »
Zitat von: Boba Fett
Wohl eher als optionales Regelbuch.
Denn es braucht keine Optionalen Quellen (zum Setting) sondern optionale Regeln (zum System).
Meinte ich ja, sorry.

Zitat von: Boba Fett
Wie schon oben gesagt, ich war früher auch sofort dabei, wenn es taktische Systeme zu spielen (oder leiten) gab.
Inzwischen nicht mehr. Dazu hab ich eine Anekdote:[...]
Da habt ihr es auch aber auch verdammt umständlich gemacht. Bei uns läuft das dann immer nach dem einfachen Prinzip ab:
[Alle Spieler sitzen am Tisch und wuseln an ihren Charakteren unter den wachsamen Augen des SLs rum] SpielerA meldet sich zu Wort "kann ich mir nen Kraftfokus Stufe 3 nehmen?" SL: "Hmm ne von mir aus maximal Stufe 1" etc. Klappt eigentlich immer ganz gut, weil man von Fall zu Fall entscheiden kann und man nicht im vorhinein Sachen Regeln muss die vielleicht gar nicht von nöten sind. Wenn man z.b. regelt dass man keinen Kraftfokus zu beginn bekommt, aber eh keiner einen Kraftfokus zu Beginn kaufen will, wo ist dann der Sinn?
Wir spielen derzeit SR mit SFD + Addendum, sprich 700 Seiten Hausregeln, da wird es langsam schwierig und kompliziert und so langsam auch nervig. Ich bin ganz froh wenn SR4 raus kommt gibts erstmal nen rundumschlag und die Hausregelsammlung beginnt wieder bei 0  ;D
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Guardsman

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #14 am: 13.07.2005 | 16:56 »
Das ganze Spiel wird "taktisch" weil die Taktik schon allein am "wie rüste ich meinen Char am besten aus" beginnt.

Das ist eigentlich erste taktische Überlegung wenn ich was machen will und sollte auch Regelunabhängig sein.

Aber ich glaube ich weis schon beinahe was Du mir mitteilen willst:
Grössere taktische Möglichkeiten = grössere Möglichkeiten zum... PG!  >;D
So verstehe ich das jetzt.


Und jetzt vollführe ich den taktischen Rückzug.

Teclador

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #15 am: 13.07.2005 | 17:00 »
Tja ich muss sagen: Boba spricht mir aus der Seele. Ich wurde bei sämtlichen bisherigen Versuchen SR zu zocken immer innerhalb von kürzester Zeit durch diesen RegelundTaktik-Apperat (ich nenn das jetzt mal so, auch wenns sehr grob ist) verkrault.

Immerwieder verlieren sich die Charaktere, ihre persönlichen Eigenschaften, Motivationen und Emotionen in diesem großen Gerüst aus Regeln und Taktik.

Grade eben gestern viel mein Entschluss aus meiner jüngsten SR Runde auszusteigen. Weil ich wiederum enttäuscht wurde.

Jedesmal wenn ich das Setting betrachte sehe ich eine atmopshärisch dichte Welt mit einer Stimmung die man fast greifen kann. Zudem hat man so viele Möglichkeiten für interne Konflikte der moralischen oder gar philosophischen Art. Und das ganze kann man prima in eine lecker crunchige Hülle aus düstere Action und Mistery packen.

Aber sobald es mit dem Spielen losgeht verschwinden alle diese Hoffnungen und ich denke mir:

Wo ist der Geist in dieser Maschine?

Offline Stahlfaust

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #16 am: 13.07.2005 | 17:02 »
Aber ich glaube ich weis schon beinahe was Du mir mitteilen willst:
Grössere taktische Möglichkeiten = grössere Möglichkeiten zum... PG!  >;D
So verstehe ich das jetzt.
Dann hast du es immer noch nicht verstanden. Ich stimme auch mit Boba Fetts Taktik-Erklärung nicht 100%ig überein, aber SR ist auch nicht das beste Beispiel um es zu erklären. Ich nehme mal AC als Beispiel (auch wenn das wahrscheinlich nicht jeder kennt).
Man nehme zwei regeltechnisch exakt gleiche Charaktere und bekämpfe jeweils den gleichen Gegner. Mit dem einen Charakter macht man einfach nur normale Angriffe ohne gross zu überlegen. Beim Zweiten Charakter bezieht man Erfolge, taktische Bewegung, Kampfmanöver, Gezielte Treffer etc. mit dazu.
Ich wette dass der zweite Charakter wesentlich effektiver ist als der erste, obwohl beide regeltechnisch exakt dieselben Werte haben.
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Offline Boba Fett

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #17 am: 13.07.2005 | 17:03 »
SpielerA meldet sich zu Wort "kann ich mir nen Kraftfokus Stufe 3 nehmen?"
SL: "Hmm ne von mir aus maximal Stufe 1" etc.
Ja, aber woher weiss ich (mal eben schnell im Überblick, wenn ich nicht grad 2 Jahre wöchentlich geleitet habe), dass die Begrenzung von Stufe 1 angemessen ist?
Vielleicht ist Stufe 1 schon zu viel und macht den Sam albern, oder vielleicht wär Stufe 3 angemessen (oder 4) und so wird der Magier albern?
Klar Erfahrung macht da was aus, aber wie lange muss ich bei SR spielen, um das alles überblicken zu können.
Imho zu lange!
Zitat
Wir spielen derzeit SR mit SFD + Addendum, sprich 700 Seiten Hausregeln, da wird es langsam schwierig und kompliziert und so langsam auch nervig. Ich bin ganz froh wenn SR4 raus kommt gibts erstmal nen rundumschlag und die Hausregelsammlung beginnt wieder bei 0  ;D
Allein das gibt mir doch eigentlich recht.
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Offline Stahlfaust

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #18 am: 13.07.2005 | 17:09 »
Zitat von: Boba Fett
Allein das gibt mir doch eigentlich recht.
Eigentlich wollte ich damit ausdrücken dass das SR Grundsystem ohne Hausregeln eigentlich harmlos ist, im Moment würde nach Grundregeln zu spielen für mich fast schon sowas wie Urlaub bedeuten ;-) Aber ein paar in unserer Gruppe wollen sich von SFD nicht lösen..

Und ja, es braucht etwas Erfahrung um das einschätzen zu können, das ist aber bei jedem Rollenspiel so. Wenn man sich einfach an Standart-Charakterschaffungsregeln bei SR hält kann eigentlich kaum was schief gehen.
(Soweit ich das sehe begann das Problem bei euch ja erst, als einer der Spieler nach Hausregeln fragte..)
« Letzte Änderung: 13.07.2005 | 17:12 von Stahlfaust »
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Offline Jens

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #19 am: 13.07.2005 | 17:22 »
Hm das ist ja schon mal nett das mich der Boba hier als Opper "missbraucht" hat ;) naja okay.

Ich muss dazu nochmal sagen: ich bin eben grad in so einer "Phase" da sag ich mir: was willste spielen? Und wenn ich die Antwort gefunden habe nehm ich mir das passende System ausm Schrank oder eben von einem Kumpel. So wird dann gespielt. So hat man damit auch die wenigste Arbeit.

Zum Mikromanagement vergrault: Seltsamerweise lief es bei uns genau andersrum. Wir spielten SR mehr "atmosphere-like" und dann meinte unser Mokromanager "Ihr spielt nicht richtig" und ist gegangen. Ha! Den haben WIR vergrault ;)

Und zu der ewigen Diskussion Version 3 ist besser als Version 4: ja da hat der natürlich recht der sagt das solche Diskussionen sich immer wieder wiederholen werden und das hat auch seinen Grund: jemand der mit dem System vollauf zufrieden ist und mit ein zwei Änderungen quasi sein Lieblingsspiel gefunden hat, braucht kein neues System, er kann mit dem alten spielen. So mach ich das in DSA3, DSA4 leite ich fast nur und das auch eher... halbherzig (also weniger Regelgewuste).
Aber ich zum Beispiel, der die Shadowrunwelt liebt weil es Cyberpunk und Fantasy ist und man damit wunderbar abgedrehte Sachen machen kann, mal im Metal Gear Solid Style, mal im Noir-Style, mal im Predator-Style usw. aber das Regelwerk einfach noch zu seltsam ist (ich brauchte fast ein halbes Jahr dann hab ich komplett hinter das Grundregelwerk geschaut naja kann daher rühren das ich das Buch nie hatte und es mir immer nur kurz ausgeliehen hatte) der freut sich auf ein einfacheres Werk wo man (man höre und staune) nur das GRW braucht um ordentlich spielen zu können und nicht noch 6 weitere Bücher für Rigger, Samurais, Decker, Waffen, Cyberware und Magie um wenigstens die "Grundregeln" zu haben die noch Millionen Ausnahmen haben.

Puh ich dachte schon wieder ich wär vom Thema abgedriftet... Aber diese Millionen Extras sind es ja die dieses exzessive Mikromanagement auslösen.

Offline Spicy McHaggis

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #20 am: 13.07.2005 | 21:17 »
Also ich taktiere im Spiel extrem gerne ... mein Lieblings SC's sind Söldner, aber ich krieg schon einen K**kreiz wenn ich für einen Charakter bei der Erschaffung einkaufen muß. Ich wäre echt froh wenn das einfacher wird... Und ich halte die Hysterie, das SR bei einfacheren Regeln weniger taktisch wird für totalen Schmonz...  Gegenbeispiele wären IMO CP 2020,  Star Wars D6 oder Trinity. Die Detailtiefe der Regeln hilft nur den Numbercrunchern...
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Offline Jens

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #21 am: 13.07.2005 | 21:20 »
Jo erinnert mich an unsere Erschaffungsorgie damals mit GRW und Arsenal. 10 Minuten dann war der Char fertig. 120 Minuten und dann hab ichs Einkaufen abgebrochen.

Offline Spicy McHaggis

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #22 am: 13.07.2005 | 21:31 »
Ja, das stört extrem... nen D20 Char hab ich in 45 Minuten komplett fertig, aber SR Chars kann man nicht einfach mal so entwerfen...
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Offline Roland

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #23 am: 13.07.2005 | 21:50 »
Kann man, wenn man auf minmaxing verzichtet.

Außerdem ist ein SR Anfangscharakter wesentlich kompetenter als ein 1. stufiger D&Dler. Ein 5. stufiger D&D Charakter braucht auch seine Zeit, wenn man keine Templates verwendet. 
Who knows what evil lurks in the hearts of men? The Shadow knows!

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Offline Jens

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #24 am: 13.07.2005 | 22:46 »
Joa bei uns sind in 120 Minuten auch recht lustige Sachen rausgekommen, teilweise auch Feilen an der Hintergrundgeschichte (und das nicht um ein bestimmtes Item zu erklären -> nagut eines das war ein Cyberschwanz aber der Typ ist ohnehin der beste auch wenn das Ding regeltechnisch und technisch Müll ist) und ne komplette WG um einen Charakter herum (hat er sich quasi als Kontakte gekauft und wurde vor dem Spiel schon ne Soap draus ^^)

Offline Spicy McHaggis

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Re: SR4 Diskussion - Mikromanagement
« Antwort #25 am: 13.07.2005 | 22:48 »
Als wenn ich von D20 (D20 Modern, D+D, Star Wars)  Chars rede meine ich so ab Stufe 4/5 aufwärts... bei Star Wars (alte Republik) erschaffen wir immer auf Stufe 7, da keiner Lust hat Padawane zu spielen...
"Neugier ist die Mutter der Weisheit"