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[Mage: The Ascension] Worum geht es?
Fredi der Elch:
Hi zusammen!
Es geht um Mage. Das Mage, bevor die Traditionen den Krieg verloren haben. Ascension war das, glaube ich.
Ich habe immer so meine Interpretation davon gehabt, worum es bei Mage geht: Magier im Kampf gegen die Technokratie. Beide Seiten versuchen die Realität durchzusetzen, die sie für „besser“ für die Menschen (oder auch für sich selbst) halten. Es geht also zum Einen darum, dass die Magier versuchen, die Realität zu ändern. Zum anderen geht es aber immer auch um die persönliche Ebene, also darum, ob man sich jetzt tierisch viel Paradox aufladen soll, um etwas zu schaffen (also die Technokratie zu schlagen), dafür später aber evtl. mit dem Backlash oder ähnlichen Fiesheiten zu kämpfen hat. IMO geht es also darum, die Realittä zu ändern und darum, ob und wann und was die Leute dafür in Kauf nehmen.
Und jetzt sagt mit 1of3 doch, dass das gar nicht so sei. Es gehe um etwas ganz anderes, nämlich um Erleuchtung und Politik und die kleinen Probleme - in einem lauwarmen Krieg.
Wie seht ihr das? Worum geht es eurer Meinung nach in Mage? Und wie kommt ihr auf eure Sicht (also wo steht das im Buch bzw. wo gibt es Belege dafür?) Und wie wird das durch Setting und System gestützt?
Es geht mir nicht darum, hier Richtig oder Falsch festzulegen. Es gibt sicher mehrere völlig legitime Interpretationen. Ich will einfach die Breite der Möglichkeiten mal sehen und auch wissen, wie die Leute auf ihre Sicht kommen (denn vermutlich habe ich da was übersehen, da mir meine Interpretation so schlüssig erscheint).
Ich würde mich freuen, wenn ihr dazu mal euren Erfahrungsschatz ausbreiten könntet (ja du auch, 1of3)! :)
Bitpicker:
Ich denke nicht, dass du was übersehen hast, aber 1of3 hat auch Recht. Mein Eindruck ist, dass es um beides gehen kann - etwa so, wie es bei Unknown Armies Cosmic, Global und Street Levels gibt. Deine Sichtweise entspricht eher den ersten beiden, die von 1of3, soweit hier zitiert, der dritten. Ich persönlich bin kein Fan von dauerndem Weltgerette, deshalb ginge mein Ansatz, wenn ich Mage spielen würde, eher in die Richtung von 1of3, aber im Hintergrund läuft dennoch das ab, was du als zentral siehst.
Das Setting liefert Material für beides und das System ist ja primär ein Task Resolution-System. Damit geht es eigentlich um das, was der Charakter kann, nicht um das, was er tut. Auf welchem Level er spielt, ist daher für das System unerheblich (wenn auch vielleicht nicht für die Werte, die natürlich höher sein sollten, um auf der hohen Ebene zu spielen).
Robin
1of3:
Also schauen wir uns das mal an:
Kann ein Charakter die Realität ändern? Nein. Die Charaktere wissen gar nicht, dass sie die Realität ändern können. Der Konsensualität ist erstmal nur dem Spieler bekannt. Zumindest nur in dem Ausmaß in dem sie gilt, nämlich praktisch absolut.
Kann es offenen Konflikt mit der Technokratie geben? Schlecht. Beide Seiten haben das Potential die Welt mehrfach zu vernichten (und das lässt sich bei Magiern ja sogar wörtlich auffassen). Da lässt man die großen Geschütze im Schrank.
Was wollen die Parteien? Vornehmlich natürlich ihre Sicht durchsetzen: "Mein Weg ist der Richtige."
Die Technokraten haben den Mystikern nicht den Krieg erklärt, um die Realität zu verändern, sondern um die Welt sicherer zu machen und den Menschen zu helfen. Aus der Sicht eines MiB ist ein Hermetiker ein Tradionalist einfach verwirrt bis eine Gefahr für die Allgemeinheit.
Natürlich braucht man auch eine gewisse Anhängerschaft in der Bevölkerung, um Nachwuchs zu bekommen.
Wie tun sie das? Vornehmlich durch die Medien und Rekrutierungsprogramme. Offener Krieg findet fast nur im Umbra statt, von kleineren Aktionen und Vergeltungsaktionen mal abgesehen.
Gibt es Unterschiede? Definitiv. Charaktere könnten im Konflikt aktiv dabei sein oder sich so gut wie ganz raushalten.
Was tut man dann eigentlich? Das ist die Frage und vornehmlich vom Powerniveau abhängig.
- Als Lehrling ist die eigene Ausbildung wohl zentrales Ziel.
- Als Jünger wird schon mehr oder weniger erwartet, dass man selbst ausbildet. Darüberhinaus könnten die Charaktere natürlich aktiv in den Konflikt eingreifen, sich auf die Erforschung magischer Phänomene oder fremdartiger Gegenden widmen oder anfangen nach persönlicher Erleuchtung zu streben.
- Erfahrene Jünger und Adepten werden häufig mit offiziellen Aufgaben, z.B. Polizeiaufgaben, betraut.
- Spätestens als Meister hat man ein ziemlich politisches Spiel. Kampagnen wollen koordiniert und Gildehäuser verwaltet werden. Die Führung der Tradition(en) winkt und immer will jemand was. (Deshalb erfahren Meister meist keine Erleuchtung mehr. Die Sackgasse der Macht.)
Natürlich hängt das ganze Spielgefühl sehr stark von der Tradition ab. (Man muss sie dann nur benutzen. Die Euthanatos in der Runde, wo ich jetzt spiele ist ungefähr so sehr Euthanatos, wie meine Oma.)
Boba Fett:
Magus ist ein ziemlich komplexes Setting, deswegen kann die Ansicht, was Magus als zentralen Inhalt besitzt durchaus unterschiedlich sein.
Also für mich:
Magus ist die Auseinandersetzung verschiedener Gemeinschaften über die Beschaffenheit der Welt.
Da das Bewusstsein aller, wie die Welt beschaffen ist, die tatsächliche Realität formt, geht es darum, die Meinung über die Beschaffenheit der Welt im Bewusstsein aller zu kontrollieren.
Wer den Menschen also weißmachen kann, wie die Welt funktioniert, bestimmt letztendlich wie sie funktionieren wird.
Zentraler Inhalt des Spiels ist also der Kampf um die Kontrolle, bestimmen zu können, wie die Welt funktioniert.
Zweiter Inhalt ist der Weg zur Erkenntnis, wie die Welt funktioniert.
Damit ich sagen kann, wie es ist, wenn ich die Kontrolle habe, muss ich natürlich auch erstmal die Erkenntnis haben, was ich dann sagen möchte, also mir eine Erkenntnis schaffen, wie es ist / sein wird.
Es geht also um den Weg zur Erleuchtung (die Erleuchtung, darüber, wie die Welt ist) und
den Kampf um die Kontrolle, diese Erleuchtung dann auch in den Köpfen aller zu manifestieren,
damit es dann auch wirklich so ist.
Und natürlich ist geht der Kampf mit dem Weg zur Erleuchtung gleichzeitig einher.
Man kämpft also schon um die Kontrolle, während man sich noch auf dem Weg zur Erleuchtung befindet.
So. Das als Basis.
Die jetzige Kontrolle wird von der Technokratie ausgeübt, die dementsprechend also im Bewusstsein der meisten verankert hat, dass die Welt nach der Ordnung der Naturgesetzen funktioniert.
Also ist für alle, die anders denken, die Technokratie der zentrale Feind.
Ein gemeinsamer Feind ermöglichst Bündnisse, aber natürlich sind in dieser Allianz gegen die Technokratie viele einzelne Überzeugungen eingeschlossen, die sich arrangieren, letztendlich aber nur solange kooperieren, bis die Technokratie auch wieder die Kontrolle verloren hat - danach wird man gegeneinander agieren, um die jeweils individuellen Vorstellungen darüber, was Erleuchtung ist, durchzusetzen.
Was Mage jetzt wirklich ausmacht, ist abhängig davon, was man sich aus diesem Gebilde zum Thema macht.
Ich denke, viele werden den Konflikt zur Technokratie als zentrales Element wählen. (der GAM Ansatz - Herausforderung, Versuch, besser zu werden, gewonnen hat, wer die Kontrolle besitzt... etc. pp.)
Alternative wäre die Idee, sich innere Konflikte auszusuchen und die zu behandeln. Da stellen sich Fragen, wie:
Wie weit kann ich gehen, um Kontrolle zu erlangen, ohne im Paradox zu landen? Was ist der Preis der Macht wert? Was bin ich bereit für Erleuchtung oder Kontrolle (oder beides) zu opfern? Gehe ich ein Pakt mit dem Teufel ein, um meine Vorstellung durchzusetzen?
(ist das jetzt narrativ? *smile*)
Naja, und ganz nebenbei ist das Setting natürlich auch ein sehr geniales und stimmungsvolles...
So sehe ich das jedenfalls...
Fredi der Elch:
Ok, schon klar, bei dieser Art von Spielen geht es immer um alles, weil sie nicht wirklich gut definiert sind. ;D
@1of3
Du meinst also so ziemlichgenau, was ich auch meine. Nur formulierst du es schlechter. :P ;)
--- Zitat von: 1of3 am 3.04.2006 | 11:59 ---Was wollen die Parteien? Vornehmlich natürlich ihre Sicht durchsetzen: "Mein Weg ist der Richtige."
--- Ende Zitat ---
Das ist der Kampf um die Realität. Das ist das, was Mage IMO (und scheinbar auch IYO ;) ) ausmacht. Der Unterschied zwischen unseren Sichten liegt also (so meine ich das jetzt verstanden zu haben) nur im Powerniveau. Du denkst, dass es ok ist, wenn die Charaktere ewig die Lutscher und Befehlsempfänger bleiben, die gesagt kriegen, wie und wo sie jetzt gegen die Technokratie kämpfen sollen (und die sowieso nie die Befehlsgeber werden). Ich denke, dass bei einem coolen Spiel die Charaktere diejenigen sein sollten, um die sich die Geschichte dreht und dass die Geschichte nicht im Hintergrund, von den Spielern unbeeinflussbar, ablaufen sollte. Aber im Kern ist unsere Sicht gleich. (Bis darauf, dass es bei dir natürlich möglich ist überhaupt nicht mitzuspielen und sich nicht am Konflikt zu beteiligen. Aber dann geht es in dem Spiel um gar nichts. Und ob ich dann die Kneipenunterhaltung des Thorwalers mit dem Bornländer spiele oder den Discobesuch des Akashik mit dem CoEler ist dann auch Wurst. Hartwurst. ;D )
Oder übersehe ich wieder was? Gibt es denn eine Möglichkeit wie Politik und Erleuchtung völlig unabhängig vom Ascension-War ins Spiel kommen kann? Oder ist der Ascension-War nicht eben doch das Zentrum des Spiels (und das Spiel heißt nicht umsonst so)?
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