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[Shades] Geister erforschen die Umstände ihres Todes
Purzel:
Hi!
Ich kündige hier schonmal das Diarem zur "Shades"-Testrunde von gestern abend an. Unsere wöchentliche Runde hat mal wieder ein sehr interessantes und spassiges Spiel ausprobiert. Allerdings habe ich 16 (!!!) DIN-A5-Seiten an Text über 3,5 Stunden Erzählungen mitgeschrieben, die muss ich erstmal durcharbeiten, um den Verlauf des Spiels niederzuschreiben.
Purzel
8t88:
Gibts shades irgendwo kostenlos? (Also ist das so ein pdf von 1km.net oder so?)
Dom:
Shades gibts hier: http://gamingphilosopher.blogspot.com/2005/12/shades-looking-for-playtesters.html
Ich kann schonmal verraten: Ich fands cool.
Dom
Purzel:
Vorwort geschrieben von Dom:
Zunächst ein paar Worte zum Spielkonzept
Im spielleiterlosen Rollenspiel Shades verkörpern die Spieler Geister von Verstorbenen. Das Spiel gliedert sich in drei Phasen. Es gibt keine Charaktererschaffung und auch keine Charakterwerte. Auch Würfelwürfe oder sonstige Zufallselemente sucht man vergebens. Lediglich schwarze und weiße Marken werden in Phase II für das Erzählen an die Spieler vergeben. Vom Konzept her erinnert mich dieses Spiel etwas an das Challenge-Spiel Mutter - ein Rollenspiel im Dunkeln.
In Phase I "erwachen" die Geister in einer ihnen zunächst unbekannten Welt, sie werden sich ihrer bewusst. Die Spieler erzählen reihum in drei Runden die Gefühle und Gedanken ihres Schattens. In dieser Phase können die Schatten noch nichts von ihrer Umwelt wahrnehmen.
Phase II bildet den Hauptteil des Spieles. Der Spieler, der an der Reihe ist, erzählt einerseits eine Szene, die sich gerade in der realen Welt abspielt und andererseits ein paar Erinnerungsbruchstücke. Da Erinnerungen falsch sein können, müssen sich nicht alle Erinnerungen aller Geister decken. Vielmehr kommt es zu Widersprüchen. Für wichtige Widersprüche erhält ein Spieler eine schwarze Marke. Diese schwarze Marke kann in eine weiße umgewandelt werden, wenn der Spieler etwas wichtiges erzählt, was die Erinnerungen eines anderen Spielers stützt. Was genau wichtig ist und was nicht, wird durch die anderen Spieler, die auch die Marken vergeben, festgelegt. Pro Runde kann ein Spieler nicht mehr als eine Marke erhalten oder unwandeln. Die zweite Phase endet, wenn alle Spieler eine weiße Marke haben.
Phase III schließlich ist die Auflösung. Die Schatten sind soweit manifestiert, dass sie mit den anderen Geistern und auch der Umwelt interagieren können. Jetzt können sie sich gegenseitig vergeben oder sonst irgendwie versuchen, Erlösung zu erlangen. Für jede Szene in Phase III müssen die Spieler eine weiße Marke ausgeben. Gelingt die Auflösung nicht, so wird der Schatten auf ewig spuken.
Dadurch, dass das Spiel nur über weiße Marken beendet werden kann, müssen die Spieler zwangsläufig Erinnerungen erzählen, die sich mit den Erinnerungen anderer Schatten überschneiden. Es müssen Widersprüche aufgebaut (schwarze Marken) und aufgelöst werden (weiße Marken). Insgesamt entsteht dadurch eine klare Vorstellung vom früheren Leben der Schatten und den Todesumständen. Obwohl die Schatten erst in der letzten Phase miteinander interagieren können, müssen die Spieler so aufeinander eingehen und miteinander spielen.
Purzel:
Phase 1, das Erwachen
Da das Spiel eine sehr freie Form hat, war es fast kaum zu bemerken, dass jemand tatsächlich schon anfing. Die Beschreibungen der 5 Spieler wirkten alle sehr psychedelisch. In 3 Runden kamen folgende Dinge zusammen:
Geist 1, Sebastian:
Der Geist spürte Dunkelheit und etwas das erdig war. Grüne Farbe, die aber nicht richtig zu schmecken schien. Auf jeden Fall schien eine Art Wind da zu sein.
Das Grün war aber auch nicht richtig. Etwas fehlte, er fehlte. Der Schatten fragte sich, was er nun sein, unten, da!
Er fehlte, früher konnte er sehen und schmecken, doch die Eindrücke waren weg. Er versuchte erfolglos etwas durch seine Gedanken zu erzwingen. Die Frage kam auf, ob man nun tot oder lebendig sei. Doch er war sich bald sicher, dass er war, das Dasein war sicher. Er konnte wieder sehen.
Geist 2, Eva:
Dieser Geist schrie und merkte, dass er/sie/es diesen Schrei erzeugt hatte. Die Situation kam ihm komisch vor und der Geist fragte sich, ob er er sei.
Er kam zum Schluss, dass er irgendwie was anderes sei, und dass etwas schrecklich war. Er wollte nicht hier sein. Das Gefühl eine Person zu sein kehrte langsam ein, und dass es da noch Etwas gäbe. Trotzdem blieben die Sinne weiterhin verwirrt ob der Gewissheit, ob Helligkeit wirklich hell und nicht tatsächlich dunkel war.
Die Seele sei eins. Ein Gedanke, ein Wesen. Das gab ihr etwas Sicherheit. Doch wusste der Geist nicht, was man mit der Erkenntnis anfangen sollte. Und er zweifelte noch mehr daran, ob die Welt wirklich so sei.
Geist 3, Edi:
Der nächste Schatten wusste, dass er nichts mehr weiss. Er bemerkte, dass er denken und wahrnehmen kann, doch die Welt war so anders -- oder war die Welt wirklich so. Er konnte anfangs nur sehen, er rief um Hilfe, es kam ihm gruselig vor.
Nach einer Weile aber wurde der Seele bewusst zu existieren und dass sie früher mal gefühlt habe und dass das Fühlen nun fort sei. Das Fühlen war einst schön, doch trotzdem schien vieles noch sehr unsicher und ungewohnt.
Bald wurde dem Geist bewusst, dass er nun ganz schön lange sei, und dass daher auch irgendwie Zeit zu verstreichen schien. Doch Zeit hatte auch nicht wirklich eine Bedeutung. Wie sei er, sei er nur ein bisschen? Ohne Zeit, die aber einst wichtig war? Der Geist schloss, dass das ganze sehr angenehm und ohne Stress war. Er entschloss noch viel lernen zu müssen.
Geist 4, Dom:
Dieser Geist spürte Kälte, doch war nicht sicher, was 'warm' eigentlich bedeutete. Mit dem Gefühl verband der Geist auch das Wort 'Spitz'.
Andere Formen gingen dem Geist durch die Gedanken, vor allem die Formen rund und glatt, die aber nicht kalt und nicht warm waren. Er fragte sich, ob er auch kalt oder warm, rund oder spitz sei, versuchte seine eigenen Eigenschaften zu erkennen. Ihm wurde gewahr, dass Zeit vergeht.
Die Seele nahm eine Richtung war, und dass etwas sie dort hin zog. Sie wusste, dass sie dort hin musste, nur nicht warum. Doch der Richtung zu folgen änderte erstmal nichts. Der Schatten versuchte seine Richtung zu wechseln, doch das war ihm unangenehm. Also kehrte er wieder auf seinen alten Kurs zurück.
Geist 5, Purzel
Der letzte Geist beschwerte sich über diese doch sehr merkwürdige und unverständliche Existenz, in der er scheinbar alleine war.
Nach und nach befürchtete er verrückt zu werden.
Die Seele kam zum Schluss, dass er Gott sei. Ein ziemlich mieserabler Gott in einem einsamen Universum. Er versuchte etwas zu erkennen.
Meine eigenen Beschreibungen habe ich nicht so genau, da ich nicht gleichzeitig reden und schreiben wollte.
Kuchenpause
Energie tanken für den Rest des Spiels. Laut Sebastian hat diese erste Phase 30 Minuten gedauert.
Bevor wir fortfuhren machten wir uns nochmal bewusst, worum es nun in der nächsten Phase gehen würde.
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