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[Shades] Geister erforschen die Umstände ihres Todes

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Purzel:
Runde 1 der zweiten Phase:

Spielerin 2 hatte sich durch die Erinnerung an die erste Fahrstunde schon auf ein ungefähr junges Alter ihres Charakter festgelegt.

Die Umgebung war noch schwammig. Es gab herumlaufende Kinder, doch die sollten später weniger Bedeutung bekommen. Die Erinnerung eines Knalls und an ein Gewitter zeigten schnell Beliebtheit in der Runde.

Geheimnisvolle Bäume und Linien im Boden wurden beschrieben. Wichtiger im späteren Spiel wurde aber, dass sich die Spieler auf grosse Wasserflächen in der Nähe des Ortes einigten.

Ich erzählte hingegen von etwas völlig anderem: einer Hand, die aus schäumenden, blutigen Wasser ragt. Laut meinen Mitspielern hätte ich für meine leblose Hand schon in der ersten Runde ein weisses Token bekommen, doch ich hatte noch gar kein schwarzes erworben. Alle fragten sich, wie wohl diese Hand unterzubringen sei, die anderen 4 Spieler hatten sich schon sehr aufeinander eingestimmt, da war die Hand im Wasser etwas Neues.

Runde 2

Die Erinnerungen wurden konkreter.

Spieler 2 und 4 hatten sich nun gefunden, der eine hatte die andere verfolgt, und scheinbar hatte es wohl eine Vergewaltigung gegeben. Es gab die ersten Namen. Spieler 3 wusste, dass er wohl eine ältere Frau gewesen war.

Inzwischen hatten wir auch ein gutes Bild der Umgebung. Wir hatten uns auf ein ärmliches Küstenstädtchen geeinigt.

Aus der leblosen Hand im Wasser entwickelte sich ein reicher, älterer Mann im Anzug, der nun überhaupt nicht zur sozialen Schicht der Bewohner des Ortes passte.

Die Spieler wurden nie zu konkret, sondern erzählten immer soweit, dass die Mitspieler immer noch wunderbar was hinzufügen und die Geschichte in eigene, überraschende Richtungen lenken konnten.

Runde 3

So langsam bekamen wir mehr Bilder. Aus einem senkrechten Objekt aus der ersten Runde hatte sich ein Turm entwickelt, Spieler 2 und 3 waren plötzlich verwandt, Tante und Nichte.

Die Anwesenheit der Polizei am Strand deutete auf ein Verbrechen hin. Die Idee einer Vergewaltigung aus der Vorrunde ist offensichtlich angekommen und wurde aufgegriffen.

Wieder tauchte das Thema Gewitter und Knall auf. Peterle wird erfunden, der Ehemann von Spieler 3 und Onkel von Spielerin 2.

EDIT: Den Bericht stark verkürzt, um ihn lesbarer zu machen!

Purzel:
Runde 4

Wow, plötzlich war mein Charakter der totale Unsympath! Irgendwie hatten sich meine Mitspieler darauf geeinigt aus meinem Charakter einen fiesen Mafia-Boss zu machen.

Drogengeschäfte, kleine Mafiosi, Angestellte des Mafia-Bosses, diese Ideen bereicherten schnell das Bild von der Situation und die Einzelerinnerungen der Geister.

Ich ging darauf ein und liess die Dorfbewohner den toten Körper meines Charakters anspucken und verfluchen.

Runde 5

Die Umgebung wimmelte von Polizei und Leichenwagen. In unseren Erinnerungen tauchen viel konkretere Fakten über wilde Schiesserein auf. Doch wohin die einzelnen Kugeln geflogen sind, ist unklar.

Obwohl die Lücken in meinen Aufzeichnungen etwas grösser wurden, kristallisieren sich Verwandtschaften und Bekanntschaften heraus. Das Drogengeschäft gibt genug Grund für wilde Schiessereien. Wir sind voll im Spiel, viele Spieler haben schon schwarze, einige auch weisse Tokens.

Langsam neigt sich die Sache dem Ende zu. Wir müssen aber noch weiter herausfinden, was genau passiert ist.

Spielerin 2 weiss, dass sie bei einer Verwaltigung gestorben ist. Spieler 5, ich, wusste, dass der Protagonist erschossen worden ist, nur nicht genau von wem eigentlich, und mit wie vielen Schüssen. Die anderen Spieler hatten noch keine Ideen, wie sie eigentlich gestorben sind.

Nebenbei lassen die Spieler Peterle ein wenig handeln und er wird in die Story, vor allem in die Erinnerungen mit eingebaut.

Runde 6

Spieler 1 hat sich nun zu einem Auftragskiller gemacht, der auf dem Turm lauerte und von dort aus schoss. Doch entsprechend der Verwirrung aus der Vorrunde erzählte er, dass einige seiner Schüsse nicht die Leute trafen, für die sie vorgesehen waren.

Jetzt hat Peterle seinen richtig grossen Auftritt, in fast jeder Erzählung wird er eingebunden, entweder handelt er in der Gegenwart, oder ist bei der Schiesserei dabei (und überlebt). Er versucht zu flüchten, doch die Polizei kann ihn einholen.

Gewitter, Knall und Blitz sind weiterhin ein Thema, doch was genau das nun zu sagen hat, ist immer noch nicht klar.

Runde 7

Die letzte Runde des Spiels. Peterle macht in der Gegenwart aus lauter Verzweifelung Selbstmord mit Giftkapseln, die ihm natürlich mein Mafia-Boss für solche Fälle gegeben hat.

Geist 4 erfährt dass er entweder mit einem Stück Treibholz erschlagen wurde, oder aber dass er durch eine Kugel in der Schiesserei umkam.

Der Charakter von Spieler 3, die ältere Frau Klara, hatte sich bei dieser Schiesserei vor ihren Mann Peterle geworfen und damit die Kugel abgefangen, die mein Mafiosi für Peter vorgesehen hatte.

Die Bedeutung des grossen Knalls und des Blitzes wird endlich klar. Der Auftragsmörder auf dem Turm wird vom Blitz erschlagen!!! Was lange währt, wird endlich gut.

Dom:
Purzel, dass Laura vergewaltigt wurde, war in meiner Erinnerung so. In Evas Erinnerung ist sie Schreck schließlich entkommen.

Dom

Purzel:
Wir hatten mehr oder weniger raus, wer auf wen geschossen hatte, und wie jeder in etwa gestorben war. Peterle, einer unserer Lieblings-NSCs, hatte Selbstmord gemacht.

Jeder Spieler hatte es geschafft eins seiner schwarzen Tokens in ein weisses umzuwandeln. Jetzt kam das Spiel in Phase 3, wo die Geister miteinander handeln und auch die Realität beeinflussen durften.

So kam es, dass die zurückgelassenen Mafiosi, die mit dem Geld ihres Bosses abhauen wollten, merkwürdigerweise, wie von Geisterhand auf einem Bahnübergang, an dem die Schranken nicht zugingen, von einem ICE erwischt wurden.

Ein anderer Geist schrieb der Kirche eine Nummer für ein Schweizer Bankkonto auf einen Zettel und beglückte so die Gemeinde mit einem ungeheuren Geldsegen.

Vergewaltiger und Opfer stritten sich im Nachleben heftig miteinander. Von Einsicht oder Vergebung keine Spur :)

Ich hingegen liess meinen Sohn ein paar interessante, versteckte Akten mit Adressen und Telefonnummern finden, so dass er auch nach meinem Tod mein Drogengeschäft übernehmen konnte.

Resüme:

Wir hatten echt Spass gehabt an dem Abend. Trotz der sehr einfachen, formlosen Regeln, der Abwesenheit von Zufallselementen wie Würfeln und ohne einen Spielleiter hatte sich eine tolle Situation aus dem Nichts entwickelt.

Wir philosophierten etwas über die Gruppengrösse, 5 Spieler waren vielleicht etwas zu gross, denn 100% schlüssig, was alles genau passiert war, waren wir uns am Ende immer noch nicht. Je mehr Mitspieler dabei sind, umso rätselhafter und unübersichtlicher wird wahrscheinlich die Situation.

Wir haben gemerkt, dass wir an den Beschreibungen der Gegenwart, an den realen Situationen mehr arbeiten mussten. Häufig hatten wir vergessen viel zu beschreiben.

Lustig ist, dass eine ziemlich komplexe R-Map und eine Landkarte des Ortes während des Spiels entstanden war. Mitschreiben und mitzeichnen ist eine gute Idee.

Die Regeln mit den schwarzen und den weissen Tokens funktioniert gut. Um schwarze zu bekommen muss ein Spieler auf die Erzählungen eines anderen Spielers eingehen und einen Widerspruch erzeugen: das hält die Erzählungen beieinander. Weisse Tokens bekommt man, wenn man dann später etwas erzählt, das jemand toll und cool findet und in die Story passt: ebenso ein einfacher Mechanismus, um die Story nicht beliebig in die Breite laufen zu lassen, und der es belohnt auf seine Mitspieler einzugehen.

Was uns auffiel: die erste Phase ist recht lang und bringt überhaupt keine konkreten Fakten ins Spiel. Welchen Sinn und Zweck das erfüllen soll, ist uns nicht ganz klar. Auf jeden Fall regt das die Spieler schonmal zum Reden an, ohne dass etwas festgelegt wird und macht ungemein locker. Die Stimmung ist spannend und ein wenig unheimlich. Man sollte die Phase nicht missen, aber vielleicht etwas verkürzen.

Wir haben uns auch überlegt, ob man die Fakten, die mit weissen Tokens belohnt wurden, als "wahr" markiert, so dass es am Schluss immerhin ein paar Dinge gibt, von denen man sagen kann, dass sie auf jeden Fall passiert sind. So wussten wir immer noch nicht, ob z.B. der Vergewaltiger nun am Brett verstarb, dass man ihm über die Rübe zog, oder ob er tatsächlich in den Kugelhagel hineingeriet.
   Andererseits macht das bisschen Unsicherheit sonst keine Probleme im Spiel.

Zusammengefasst: ein toller Abend mit einem lustigen Spiel, empfehlenswert.

  Purzel

P.S.: Auf Doms Anraten habe ich meine Aufzeichnungen wesentlich verkürzt, um sie lesbarer zu machen.

Fredi der Elch:
Für alle, die (wie ich) durch diesen Spielbericht neugierig geworden sind: Der Lesezirkel / Game Discussion bespricht am Montag, 31.7., 20 Uhr im TeamSpeak Shades. Wer also Interesse hat, ist herzlich eingeladen! :)

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