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Die 20 Fragen

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Bad Horse:
Es gab früher mal Quellenbücher, mit denen man seinen Hintergrund auswürfeln konnte... eins für Superhelden, eins für Science Fiction und eins für Fantasy/Historisches. Da kamen teilweise ganz schön wilde Sachen bei raus (ein stummer schwarzer Assassine mit einer Phobie vor Käfern...).

Aber ich hätte ehrlich gesagt auch keine Lust, die ganzen 20 Fragen schon bei der Char-Erschaffung beantworten zu müssen. Entweder ich weiß die Antwort eh schon, dann is´ gut, oder ich weiß sie nicht, dann will ich mir da auch noch keine Gedanken drüber machen - so was ergibt sich im Spiel.
Andererseits kannst du deine Spielerin ja mal fragen, wo ihr Char so herkommt (meinetwegen Avalon), wieso sie eigentlich (Piratin oder was auch immer) geworden ist, wer ihre Eltern sind, und ob ihr Charakter vielleicht ´ne Amnesie hat... (hey, Amnesien sind geil!). Hat ihr Char Backgrounds? Virtues? Alles Ansätze, um irgend etwas daraus zu machen. Wenn sie keine Lust auf die 20 Fragen hat, solltest du sie auch nicht zwingen. Soll sie dir halt einen Hintergrund zusammenschreiben oder erzählen.

Die Idee mit dem neugierigen NSC ist übrigens Gold wert... Ich zitier nur einen meiner Spieler: "Hey, wieso erzählt sie das diesem Psychopathen, so viel hat sie uns nie über sich erzählt..." Antwort: "Ihr habt ja nie gefragt!"

Lord Verminaard:
Tja, bei meinen Mitspielern kommt es inzwischen sogar öfter mal vor, dass sie sich nach dem Vorleben meines Charakters erkundigen. Nichts ist blöder, als dann keine Antwort parat zu haben. Der neugierige NPC ist damit bei uns überflüssig, ansonsten aber eine sehr gute Idee! :)

Arkam:
Hallo Ludovico,

also ich bin auch kein Freund der 20 Fragen. Um das zu begründen erzähle ich mal kurz wie ich zu einem Hintergrund für meinen 7th Sea Charakter gekommen bin.
Also für mich war klar das ich einen Priester spielen wollte der tatsächlich an seine Religion glaubt und nicht nur wegen der sozialen Vorteile in die Kirche eingetreten ist.
Damit war schnell klar das er aus Casillien, für nicht 7th Sea Spieler in diesem Land liegt der Vatikan dieser Welt, kommen sollte. Nach einer längeren Denkpause hatte der Charakter dann auch einen Namen.
Bei der weiteren Ausarbeitung des Charakters beschloss ich das er adlig sein sollte und eine Schwertkampfschule besucht haben sollte. Vom Hintergrund gestaltete sich das folgendermaßen. Obwohl mein Charakter eigentlich Gelehrter werden wollte war sein Vater der Meinung ein Adliger müsse sein Land verteidigen können, Teile Castilliens sind derzeit militärisch von einem Gegner besetzt. Aus diesem Grunde wurde mein Charakter zwangsweise in eine Schwertkampfschule geschickt.
Aufgrund dieser Ausbildung als Gelehrter und Kämpfer trat die Kirche an ihn heran und bildete ihn als Spion für die besetzten Gebiete aus. Neben den spieltechnischen Vorteilen war das vor allem auch eine Entscheidung für den Gruppenzusammenhalt. Denn mit teilweise divergierenden Charakteren brauchte man als stolzer Castillier einen Grund mit Leuten aus Montaign, die Besetzer und Zauberern, die Kirche lehnt Zauberei ab, zusammen zu arbeiten.

Auf diese Weise stehen also schon eine Menge Dinge zum Charakter fest. Um die reinen Äußerlichkeiten habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Sollte das tatsächlich, außer wertemäßig bei sozialen Kontakten, eine Rolle spielen bekommt er ein Standardaussehen. Also durchschnittliche Größe, schwarze Haare und braune Augen. Aufgrund seiner guten Lebensumstände dürfte er trotz allen körperlichen Trainings ein wenig Bauch haben.
Seine Mutter lebt noch ist aber wohl eher eine passive Frau, schleißlich hat sie sich in den Konflikt Gelehrter oder Schwertkämpfer nicht eingemischt. Es muß ja zumindestens noch ein älterer Bruder existieren denn ansonsten würde er die Familienländereien bewirtschaften müssen.

Fragen zu Vorlieben, Haß, Ängsten und sozialen Kontakten währen also noch offen. Und das ist auch volle Absicht. Denn diese Fragen sollten sich mit der Zeit im Abenteuer beantworten lassen. Vorher beantwortet machen sie das spielen des Charakters teilweise nur unnötig schwer und sorgen für Einschränkungen. Ich bin sicherlich nicht der Powergamer der für seinen Charakter keinen Nachteil in Kauf nimmt aber nach meiner Erfahrung verkomplizieren zu viele Nachteile das Führen eines Charakter sowohl für den Spieler als auch für den Spielleiter.

Wenn ein Spielleiter meint noch weitergehende Informationen zum Charakter zu benötigen so kann ich mir ja dann Gedanken dazu machen und auch schnell die notwendigen Antworten liefern.
Oder aber der Spielleiter legt eben dann von sich aus Teile meines Hintergrundes fest. So spricht ja nichts dagegen wenn der Spielleiter plötzlich meine Mutter, weitere Brüder oder die liebe Verwandschaft auftauchen läßt.

Auf diese Weise bekomme ich ein ausreichend detailliertes Bild meines Charakters ohne das ich mich mit den 20 Fragen im einzelnen auseinandersetzen muß.

Wenn ein Spieler bei mir keinen Hintergrund für seinen Charakter entwickeln will so übernehme ich das als Spielleiter gerne selbst.
Dann sollen mir aber auch keine Beschwerden kommen wenn der Charakter irrtümlich als Verbrecher gesucht wird, mitten in einer Familienfehde steckt und ein Mal hat das ihn für eine religöse Gemeinschaft als Auserwählten kennzeichnet.
Inzwischen reicht es bei meinen Spielern schon aus wenn ich nett anbiete dem Charakter einen Hintergrund zu verpassen. ;-)

Gruß Jochen

PS: Ich hasse es Fehler in einem Posting zu korrigieren. Es mußte natürlich "...nicht der Powergamer..." heißen.

Lord Verminaard:
Ich kann mich Arkam (Jochen) nur in allen Punkten anschließen!

Boba Fett:

--- Zitat von: Arkam am  3.01.2003 | 08:59 ---Wenn ein Spielleiter meint noch weitergehende Informationen zum Charakter zu benötigen so kann ich mir ja dann Gedanken dazu machen und auch schnell die notwendigen Antworten liefern.

--- Ende Zitat ---

In manchen Runden wollen sich die Spieler einige Entscheidungen über den Hintergrund für später vorbehalten, um diese dann passend für die Kampagne, die man ja am Anfong noch nicht überblicken kann, zu entscheiden.
Da passt es dann nicht, dass man als Spieler dazu genötigt wird, spontan zu antworten.

Beispiel: In einer Fantasykampagne, habe ich irgendwann beschlossen, dass mein Magier verheiratet ist und eine Tochter hat. Die Familie lebte fern der Handlung, aber dadurch wurde meine Rolle anders definiert. Es passte sehr gut, denn es ging in der Kampagne um Verantwortung und dadurch konnte ich einen Aspekt in der Charakterisierung schaffen, der einen Bezug zum Thema der Kampagne hatte.

Anderes Beispiel: Als Barde hatte ich einen wirklich hohen Charismawert. Ursprünglich wollte ich den Charakter als Chameur und Frauenheld darstellen...
Allerdings habe ich in den ersten drei Abenteuern alle Proben im Flirten kritisch verpatzt (und das waren einige!!!). Also wurde aus diesem Charakter ein Barde der schön ist und auch singen und musizieren kann, der aber bei Frauen grundsätzlich nicht ankommt. Solange er singt ist alles okay, aber sobald es zum Gespräch kommt, hat er verloren. Natürlich habe ich die Vorgeschichte entsprechend definiert, weil sie noch nicht festgelegt war. Andernfalls hätte ich einen Charakterhintergrund gehabt, der einfach im krassen Widerspruch zu allem steht, was während des Rollenspiels (durch Würfelentscheid) geschehen ist.
Es ist also durchaus hilfreich, wenn man nicht immer alles sofort festlegt, sondern das innerhalb der ersten Abenteuer festlegt.
(ein anderer Spieler hatte mal einen Kämpfer, den er als Schwertmeister ausspielen wollte. Er wurde aber stetig entwaffnet, oder verlor sein Schwert durch eine Patzer.
Dadurch wurde er immer genötigt, während des Kampfes auf andere Waffen (die von besiegten Gegnern) umzusteigen. Mit denen würfelter er dann immer überdurchschnittlich gut...
Am Ende kam ein Charakter raus, der spitzenmässig mit allen Waffen kämpfen konnte, nur mit einem Schwert, da konnte er nicht mit umgehen, auch wenn er sich noch so sehr bemühte... Manchmal erzählen die Würfel eben eine andere Geschichte als der vordefinierte Hintergrund)

Manches möchte man sich als Spieler vielleicht auch noch überdenken.

--- Zitat ---Oder aber der Spielleiter legt eben dann von sich aus Teile meines Hintergrundes fest.

--- Ende Zitat ---
Da werden viele Spieler allerdings lauthals protestieren.
Einige Spieler hassen es nämlich wie die Pest, wenn man ihnen als Spielleiter Hintergrund-Elemente für ihren Charakter aufdrückt. Soetwas sollte also in jedem Fall immer abgesprochen sein.

--- Zitat ---Wenn ein Spieler bei mir keinen Hintergrund für seinen Charakter entwickeln will so übernehme ich das als Spielleiter gerne selbst.

--- Ende Zitat ---
Das macht aber viel Arbeit. Und man läuft in Gefahr, dass der Spieler nicht glücklich mit seinem Charakter ist. Oder, dass er den Hintergrund ignoriert.

--- Zitat ---Inzwischen reicht es bei meinen Spielern schon aus wenn ich nett anbiete dem Charakter einen Hintergrund zu verpassen.

--- Ende Zitat ---
Dann hast Du eine pflegeleichte Runde... und eine faule!

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