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Die 20 Fragen

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Lord Verminaard:
Grundsätzlich gebe ich jedem Spieler die Möglichkeit, seine Vorgeschichte im Zweifel noch zu konkretisieren, wenn Details wichtig werden. Bei Star Wars hatte eine Charakterin (?) mal eine Ausbildung auf einem geheimen, abgelegenen Planeten absolviert. Als die Gruppe den Planeten ansteuerte, fragte ich die Spielerin, wie der Planet denn so beschaffen sei und wie die Schule aussehe. Sie sagte mir die Details, die ihr wichtig waren, und den Rest bastelte ich dann drumherum.

Andererseits: wenn ich als SL die Freiheit habe, den Charakteren in der Gegenwart jedwede Unbill zustoßen zu lassen, warum dann nicht auch in der Vergangenheit? Ich habe z.B. einer Spielerin mal als "Hausaufgabe" eine Episode aus ihrer Vergangenheit mitgegeben, in der sie die Bekanntschaft zweier übler Kopfgeldjäger machte und beinahe getötet wurde. Es war natürlich lange her, aber trotzdem ein klarer Eingriff in ihre Entscheidungsfreiheit, zumal die Geschichte in der 2. Person geschrieben war, sie aber keinerlei Einfluss auf ihre eigenen Handlungen hatte... na und?

Eine weitere Möglichkeit ist es, NSCs oder komplexe Zusammenhänge, die ein Spieler in seiner Vorgeschichte nur angedeutet hat, genauer auszuarbeiten. Auch das finde ich völlig legitim. Ein Star-Wars-Charakter war mal der verstoßene Sohn eines Königs einer primitiven Spezies. Der Spieler hatte in seiner Vorgeschichte nur geschrieben, dass der Verdacht der Aufrührerei gegen die Imperialen auf ihn fiel und sein Vater getötet wurde. Über die sonstigen Machtverhältnisse auf seinem Planeten schrieb er nichts, also entwarf ich ihm einen Stammbaum, konkurrierende Clans, Untergrundkämpfer etc. und gab ihm das Ganze, wiederum als "Hausaufgabe" zum Lesen mit vor einem Abenteuer, in dem ihn seine Vergangenheit einholte. Komplett mit einer Liebschaft, die ich ihm "anhängte", und aus der ohne sein Wissen auch noch ein Sohn entstanden war. Zu hart? Fand ich nicht. Er übrigens auch nicht.

Ludovico:
Oh man, ich hatte den Thread voll und ganz vergessen.
Nun ja, also wollen wir mal:

@Nemesis
Sie spielt schon einige Jahre aber auch nur DSA 3. und hie und da auch mal AD&D bzw. D&D.
Mit M&D und einem flexiblem System hatte sie also noch nicht so die Erfahrung.

@Arkham
Ich hab auch gar kein Problem, wenn einige Fragen offen sind.
Sie hat mir nachher die Antworten gegeben und einige Fragen offengelassen, womit ich auch gut leben kann.
Ich wollte lediglich ein Zeichen, daß die Spieler sich auch Gedanken um ihre Charaktere machen.

Mittlerweile läuft das Spiel auch wesentlich besser, auch wenn mir ihr Charakter noch etwas auf die Nerven geht, wenn man alleine bedenkt, daß sogar eine Crescentische Tänzerin wohl kaum so blöd ist und Charles du Chevalier, welcher mit gut und gerne 10 Musketieren reist, vor seinen Leuten zu beleidigen und zu bedrohen.
Aber okay, Charles hatte sich gerade die Genugtuung von einem anderen Gruppenmitglied geholt und deshalb keine Lust auf ein weiteres Duell (vor allem nicht gegen eine schöne Frau).
Ich werde ihr jedenfalls noch genügend Möglichkeiten geben, ihren Charakter zu entwickeln, denn immerhin geht es nach einem Abenteuer in Ussura direkt in die Heimat und dann wollen wir nicht den Crescentischen Mörder vergessen, der hinter ihr her ist.  ;D

Aber zurück zum Thema:
Diese 20 Fragen oder alternativ ein Hintergrund sind mir halt insofern wichtig, als daß ich eine Möglichkeit habe, auf den Charakter einzugehen.
Gewisse Ängste und Abneigungen sollten mit mir auch abgesprochen werden, denn nicht jeder Castillianer wird automatisch einen tierischen Haß auf die Montaigner haben.
Wenn ich nun einen Montaigner in der Gruppe habe, muß ich mich mit dem Spieler insofern über seine Abneigung als Castillianer gegen Montaigner abklären, als daß ich durchaus Situationen gegenüber ablehnend gegenüberstehe, in denen der eine Teil der Gruppe den anderen einfach in Stich läßt und so den gesamten Gruppenzusammenhalt gefährdet.

Ich als SL setze für Spaß voraus, daß auch die Stimmung in der Gruppe gut ist und ich mir zudem nicht ständig hahnebüchene Gründe aus dem Finger saugen muß, warum die Gruppe zusammenreißt.
Ich arbeite lieber logische und gute Gründe mit dem Spieler zusammen aus, sprich ich helfe ihm bei seinem Hintergrund, wo ich nur kann.
Denn sowohl SL als auch Spieler sind von solchen Sachen betroffen.

Arkam:
Hallo Boba Fett,


--- Zitat von: Boba Fett am  4.01.2003 | 15:09 ---
--- Zitat von: Arkam am  3.01.2003 | 08:59 ---Wenn ein Spielleiter meint noch weitergehende Informationen zum Charakter zu benötigen so kann ich mir ja dann Gedanken dazu machen und auch schnell die notwendigen Antworten liefern.
--- Ende Zitat ---

In manchen Runden wollen sich die Spieler einige Entscheidungen über den Hintergrund für später vorbehalten
Manches möchte man sich als Spieler vielleicht auch noch überdenken.

--- Ende Zitat ---
Genau diese Entwicklung aus dem Würfelbecher oder auch aus der Chrakterinteraktion heraus spricht auch von meiner Seite her gegen einen vollkommen ausgearbeiteten Hintergrund.

--- Zitat ---Oder aber der Spielleiter legt eben dann von sich aus Teile meines Hintergrundes fest.

--- Ende Zitat ---

--- Zitat ---Da werden viele Spieler allerdings lauthals protestieren.
--- Ende Zitat ---
Wer eben zu faul ist sich im Abenteuer oder vorher ein wenig zum Charakter zu überlegen muß meiner Ansicht nach mit den Konsequenzen nämlich einem kreativen Spielleiter leben. Außerdem bekommt man ja auch als Spielleiter ein Gefühl dafür wie sich der Charakter wohl entwickelt und wie er sich entwickeln soll. Im Zweifelsfalle spricht man einfach mal mit dem Spieler.

--- Zitat ---Wenn ein Spieler bei mir keinen Hintergrund für seinen Charakter entwickeln will so übernehme ich das als Spielleiter gerne selbst.

--- Ende Zitat ---

--- Zitat ---Das macht aber viel Arbeit. Und man läuft in Gefahr, dass der Spieler nicht glücklich mit seinem Charakter ist. Oder, dass er den Hintergrund ignoriert.
--- Ende Zitat ---
Bei mir reicht meistens eine kleine Pinkelpause oder eben mal eine Nacht drüber schlafen aus um auf die seltsamsten Ideen zu kommen.
Und glaube mir wenn dein Charakter plötzlich verwandt mit Borbarad ist, halbgöttlicher Schwarzmagier bei DSA oder ein verstoßener Sohn des derzeit regierenden Kaisers dann ignoriert man das nicht einfach. :-)

--- Zitat ---Inzwischen reicht es bei meinen Spielern schon aus wenn ich nett anbiete dem Charakter einen Hintergrund zu verpassen.

--- Ende Zitat ---

--- Zitat ---Dann hast Du eine pflegeleichte Runde... und eine faule!

--- Ende Zitat ---
Ich würde eher sagen was den Charakterhintergrund angeht habe ich eine verängstigte aber sorgfältige Gruppe. Die Spieler wissen schon ganz genau das man mir als Spielleiter nicht zuviel Freiraum für den Charakterhintergrund einräumt und kümmern sich deshalb schon brav selbst darum. :-)

Gruß Jochen

Boba Fett:
Ein verstossener Sohn von Hal? Hmmm...
Da kommt mir "die Attentäter" in den Sinn.

Gast:
@Hauptproblem: Wir haben grundsätzlich zwei Typen von Spielrunden:

1) die, in der die Charaktere sauber ausgearbeitet & gespielt werden -> "Story stellt sich in den Dienst der Charaktere". (Beispiel: Mers)

2) die, in der die Story mehr Gewicht hat als die individuelle Gestaltung der Charaktere -> "Charaktere stellen sich in den Dienst der Charaktere". (Beispiel: Call Of Cthulhu)

Bei BEIDEN Typen jedoch wird der Charakter zuerst überlegt, und erst wenn er im Hirn schon herangereift ist, bekommt man das Charakterblatt. Somit werden "hintergrundlose" Charaktere nicht ermöglicht. Was ich allerdings zur Hintergrunderschaffung sagen muss: Mir persönlich macht das manchmal mehr Spass als alles andere - genauso wie - bei einigen Systemen - die zusätzliche Quellenbeschaffung, Buchführung über das Abenteuer usw. Rollenspiel ist also nicht nur der "Akt" an sich, sondern viel, viel mehr!

Von wegen den dynamischen Anpassungen: Im Mers machen wir es so, dass wir am Anfang einige Charaktereigenschaften - in Form von schlichten Adjektiven mit ev. einem "sehr" oder "ein wenig" davor - definieren. Sollten wir als Spieler dann noch eine weitere Eigenschaft zum Vorschein kommen lassen, dann wird die einfach ergänzt - nicht der Hintergrund korrigiert.

Als ich z.b mit meinen Spielern deGenesis angefangen habe habe ich ihnen ein wenig über die Welt erzählt und sie dann etwas ausdenken lassen - erst nachher sind wir zusammengesessen und haben das Charakterblatt ausgefüllt. Das garantierte es mir, dass die Spieler mehr oder weniger wissen, wen sie spielen - natürlich entwickeln sich die Charaktere nachher weiter. Genau das würde ich auch dir empfehlen @Ludovico, sag ihr, sie könne nicht mitspielen ohne Hintergrund (es sei denn, du legst nicht so viel Wert auf den Hintergrund wie es mich gedünkt hat). Wenn ihr nichts schlaues einfallen will frag sie halt ein wenig nach der Persönlichkeit ihres Woll-Charakters aus oder versuchs mit Beispielen. Ich mag mich an rührende Versuche meines ersten SL's erinnern, der mich gefragt hat, ob es einen Film oder ein Pc-Game oder ein Buch gäbe, wo mir ein Held / eine Figur besonders passt usw. dann ist das recht gut gegangen, obwohl ich vom grossen und ganzen noch keinen blassen Dunst hatte! (das wird bei deiner Kandidatin wohl anders sein wenn sie schon "einige Jahre" spielt - es war damals mein erstes Rollenspiel - ein denkwürdiger Abend ;))

Wie würdest du ihren allgemeinen Spielstil beschreiben? Geht sie nur strikt dem Quest nach oder macht sie auch mal was anderes bzw. schmückt etwas aus? Wenn ja dann sprich sie doch mal drauf an, "he, du hast in dieser Situation das und das gemacht, das könnte von einer solchen und solchen Eigenschaft abhängen..." usw.

Was ich auch nicht schlecht finde ist die Idee mit dem Einfach-mal-drauflosfragen wie es jemand (vielleicht Selganor?) ziemlich am Anfang propagiert hat, und zwar unter dem Deckmantel eines NPC's. Das haben einige meiner Spielleiter auch schon gemacht und ich mochte nicht lange überlegen, also sagte ich mal etwas das mir einigermassen annehmbar und zugleich logisch erschien, damit liessen sich dann viele mehr Dinge erschliessen usw. es muss einfach mal der erste Schritt geschehen! Und noch was, Ludovico: Ist die Spielerin eine, der du einen detaillierten Hintergrund zutrauen würdest bzw. sie damit glücklich sehen könntest oder eine Powergamerin bzw. eine mit einem Schlächter / einer Schlächterin ohne Hintergrund?

Gruss

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