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[Darc] Auf der Spur/Wer zuletzt lacht

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Pilger:
Nach dem Besuch in der Alten Motze machte man sich auf zur alten Westmauer der Stadt. Unterwegs konnte man weitere "Glatzen"-Trupps beobachten, die durch Motzdamm gen Zentrum hasteten, genau wie vereinzelte, kleine Siffergruppen, bewaffnet mit Keulen, Knüppel oder einfachen Bretterbohlen.
Etwas braute sich zusammen in Motzdamm und unsere "Helden" hatten nicht vor, wieder irgendwelche Ausschreitungen mitzuerleben.

Schließlich erreichte man die ruinenhafte Kapelle von Bruder Bernd, welcher dort bereits (wie zuvor abgesprochen) mit dem geisteskranken Walter auf sie wartete:
Wenn Daniel wiederkommen würde, würde er den Lumpenpfaffen und den adlige Irren nicht unbewacht antreffen. Also machte man sich daran, mit den alten Kirchenbänken die von außen zugänglichsten Maueröffnungen zu flankieren und bereitete sich vor, auf Daniel bzw. den Abend, an dem man auf Infos aus der Alten Motze hoffte, zu warten.
Doch dafür war es bereits zu spät...

*
Gegen Mittag begann es.
Zuerst war es nur ein kaum merkliches Nebengeräusch, doch schon nach kurzer Zeit vernahm ein jeder in Bruder Bernds Kapelle die weit entfernten Rufe von Siffern, welche sich in der Ferne irgendwo am Stadtzentrum zu Sprechchören erhoben.
Oder waren es Schreie?

Als man noch versuchte, das Gegröhle in der Fernenäher zu deuten, hörte man plötzlich einen einzelnen, lauten klaren Schrei - direkt über ihnen vom löchrigen Dach der alten Kirche!
Einen Augenblick später krachte der Mauerwart durchs Kirchendach im hinteren Flügel, ruderte noch - von wirbelnden Ziegeln umgeben - wild doch vergebens mit den Armen und schlug auch schon im selben Moment hart neben den steinerenen Altar am Boden auf.
Tot.

Fassunglos blickten Bruder Bernd und die Charaktere (Walter übte sich indessen weiter in introvertierter Glückseeligkeit) hinauf zu dem frischen Loch im Kirchendach, wo sie dahinter auf der Westmauer, welche sich direkt hinter der alten Kapelle erhob, auf dem Wehrgang ein paar Siffer erblickten. Offenbar hatten diese Männer soeben den Mauerwart hinab gestossen und winkten ihnen nun freundlich zu unten hasteten weiter.
Geschockt blickte man wieder hinab auf den toten Mauerwart im hinteren Kirchenteil.
Das würde definitiv Ärger geben...

Was war hier überhaupt los? Rennende Glatzen, bewaffnete Siffer und herabstürzende Mauerwarte?

Da stürmte ein einzelner Knüppler* draußen auf der Straße an Bruder Martins löchriger Kapelle vorbei und alle konnten beobachten, wie ein ganzes Dutzend brüllender Siffer hinter ihm auftauchte, sie den vor Panik schreienden Mann einholten und ihn mit Stangen, Hacken, Keulen und Steinen zerhackten. Dabei trug der Wind die Worte der in der Ferne lauter werdenden Sprechchöre zu ihnen herüber und nun hörte man deutlich, was die Siffermassen riefen: "Nieder mit den Räten! Nieder mit den Räten!"

"Dieser Eduard Leidbringer ist nicht gut für Motzdamm...", hörten die Charakter Bruder Bernd hinter sich murmeln.
Irgendwo nahe dem Zentrum stieg erster Rauch auf.

*
(die folgenden Informationen gründen auf direkte Beobachtungen der Charaktere bzw. aufs "Aushorchen" von marodierenden Passanten)

Bis zum späteten Nachmittag wogte die Gewalt in Motzdamm.
Siffer machten Jagd auf Knüppler, denen die Glatzen plötzlich nicht mehr zur Seite standen - ganz im Gegenteil:
Die eigentlichen Reformgegner, welche bislang mit dem Knüpplern Hand in Hand gearbeitet hatten, waren während der ersten Ausschreitungen - anscheinend wie mit den Demonstranten verabredet  - der Obrigkeit in den Rücken gefallen, hatten sich unerwartet gegen Wachen und Soldaten auf die Seiten der Reformer - angeführt von Eduard Leidbringer - gestellt.
Der Plan ging auf..

Am Abend brannten nicht nur Verwaltungsgebäude und Wachkasernen, sondern auch die Gildenhäuser am Freimarkt.
Motzdamm würde sich wirtschaftlich davon wohl nicht so schnell erholen.
Schließlich verkündete - mit laut über den Freimarkt hallender Stimme - der Mann namens Eduard Leidbringer von der Rathauskanzel aus - flankiert von den (zwar in feinen Tuch gekleideten, doch würdelos ihrer Hosen beraubten) gutgenährten, erhangenen Leichen der ehemaligen zwölf Ratsherren, dass für Motzdamm nur ein neues Zeitalter angebrochen sei.
Ein Zeitalter der Gleichheit, wo kein Platz mehr war für Adel und Gilden, nur für die wahren Diener des Herrn sei.

Vorerst, so versicherte Leidbringer den Massen bei seiner Rede, würde er die Neuorganisation übernehmen, während die Glatzen die ausführende Gewalt darstellen würde...

Eine Revolution war also nach Motzdamm gekommen.

Blutig.

Sinnlos.

Die Reichswacht würde kommen und Motzdamm mit ihren Donnerrohren den Erdboden gleich machen. Oder gar die rumpelnde Wagenpflaz mit dem Kaiser persönlich würde erscheinen und die Hölle hier entfesseln. Die Motzdammer hatten einen Fehler gemacht. Und bis zum Ende der Stadt würden nun die Glatzen herrschen und vermutlich "säubern". Nicht nur Elfen und Zwergen stand eine harte Zeit bevor.

Und irgendwo in der Stadt begriff ein gewisser Daniel plötzlich, dass er diesem aufgewühlten Mob nur sagen müsste, dass Walter einer dieser verhassten Adligen sei und dieses Blaublut und seine reformfeindlichen Freunde sich  in einer alten Kapelle an der Westmauer vesteckt hielten - und alle seine Sorgen wären mit einem Schlag gelöst...



*: Mit Knüppler bezeichnet man im Siff die Stadtwachen.

Pilger:
Es war bereits nach Einbruch der Dunkelheit, als der fackeltragende Mob aus mehreren Dutzend Glatzen und Siffern vor Bruder Bernds Kapelle aufmarschierte. Schnell löschte man im Inneren alle Kerzen und lugte vorsichtig hinaus:
Dort war jemand, den man kannte: Daniel! Und Daniel zeigte auf die ruinenhafte Kapelle und verkündete laut: "Dort versteckt sich der adelige Abschaum! Schnappt ihn Euch, es lebe das Sifferiat!"

"Der Wixa", entfuhr es Karl-Heinz, während die anderen eiligst zu Armbrüsten,Bögen und Büchsen griffen. Tholas, welcher schon vor einiger Zeit draussen im Schatten Stellung bezogen hatte, zielte bereits (einige Rd.) auf Daniel.
Kampflos würde man nicht untergehen.

Der Mob setzte sich schließlich in Bewegung, da sausten aus der Dunkelheit der Kapelle auch schon die ersten Pfeile.
Glatzen wurden getroffen, gingen schwer verwundet in die Knie, erschrocken blieben aufgehetzte Siffer stehen. Dann kam Tholas Pfeil und traf den Redelsführer Daniel direkt am Kopf und riss diesen zu Boden.
"Verschwindet", schrie Karl-Heinz seine Forderung aus der dunklen Kirche herüber, unterstrichen von weiteren Pfeilen, die auf die Glatzen und nun auch Siffer (Esto ) prasselten.
Der Mob zerprengte sich tatsächlich, Glatzen schrien "In Deckung" und schnell machte man sich aus dem Schussfeld hinter die nächsten Ecken. Stille.

Es würde nur ein paar Minuten dauern, bis Glatzen und Siffer sich neu formiert hatten und die Kirche endgültig stürmen würden.
Doch diese Zeit sollte reichen.

Während Tholas bereits bei dem (bewußtlosen) Daniel angelangt war und ihn im Schutz der Dunkelheit zur Kapelle schliff, packten die anderen hastig ihre Bündel und Esto gelang es nach einigen Versuchen, ein Seil vom Kirchdach aus auf die nebenstehende Mauer zu werfen. Kurz darauf kletterten unsere "Helden" auch schon gemeinsam mit dem Irren Walter (er wurde kranähnlich hochgehieft, glücklicherweise fand er fröhlich sabbernd Gefallen daran und geriet nicht  in Panik) als auch dem ohnmächtigen Daniel über die Westmauer Motzdamms hinaus in die wolkenverhangene Nacht, während Bruder Bernd ängstlich durch den nächtlichen Siff zu Japser Runenforschs Versteck hastete und die erste Brandbombe in seiner alten Kapelle einschlug.
Abermals brannte es in Motzdamm an diesem Tag.

Pilger:
(Spieldialoge lassen sich nur schwer im Nachhinein wiedergeben, weshalb ich hier ein gestraffte Zusammenfassung wähle)
Wenig später, etwa eine halbe Meile vor Motzdamm, hatte man sich in einem kleinen, kahlen Wäldchen zurückgezogen und bereitete ein provisorische Nachtlager vor. Und man sprach mit dem gefangenen und mittlerweile vollständig gefesselten Daniel, welcher inzwischen wieder zu sich gekommen war.
Und man erfuhr einiges von ihm...

Daniel arbeitete schon mehrere Jahre für von Wirrungen, überwiegend Botengänge, mehr war vorerst nicht aus Daniel rauszubekommen. Von Anfang an war geplant gewesen, dass die Charaktere und Walter sterben sollten, dafür zahlte Herbert von Wirrungen dem guten Daniel 3 ganze Kreuzmark pro Kopf. Doch dann ging alles schief, die Chraktere und Walter überlebten den Mordversuch kurz vor Motzdamm und Daniel musste umdenken...
Während die Charaktere in Wehihm weilten, war Daniel nach Baerenburg zurückgekehrt und besprach sich mit Herbert von Wirrungen, welcher am kommenden Tag seinen Neffen Walter offiziell für tot erklärte und die Charaktere namentlich als dessen Mörder anprangerte.

Daniel war kein Dümmling und erkannte, dass sein Leben derzeit keinen Bitterling mehr wert war. Also bot er den Charakteren an, ihnen zu helfen. Er könnte Herbert von Wirrungen täuschen, ihm erzählen, dass die Charaktere tot waren, damit diese die Überraschung auf ihrer Seite hätten und und und.
Doch warum sollte man Daniel trauen? Auch darauf hatte Daniel ein Antwort: Er schlug vor, die Charaktere sollten - quasi als Versicherung - ihm Geld und ein Pferd in Aussicht stellen, sobald man mit Herbert von Wirrungen fertig war: "Zahlt mir einfach mehr als Herbert, dann könnt ihr sicher sein. Herbert wird mir eh nicht mehr trauen, sobald er erfährt, dass ihr noch am Leben seit - ich habe also keine andere Wahl, als für Euch dann zu arbeiten."

Skepsis. Konnte man ihm trauen?
War es das überhaupt alles wert? Schließlich wurde man eh namentlich gesucht, irgendwann würde man dafür büßen müssen. Als Daniel diese Überlegungen hörte, horchte er auf: "Ich kann Euch helfen. Ich war dabei, als Herbert Euch des falschen Mordes an Walter anklagte. Lasst uns mit Walter selbst einfach nach Baerenburg gehen, ich erzähle denen, es war alles ein Irrtum, Walter lebt und ihr seid aus dem Schneider."
Das klang gut. Nur nicht für den Elfen Esto, der immer wieder im Hintergrund stöhnte, etwas von "der wollte uns dreimal schon umbringen" und "ich red gar nicht weiter mit diesem Mörder" schimpfte.
Was wäre, wenn Daniel tatsächlich log? Wenn er einfach in Baerenburg behaupten würde, die Charaktere hätten dennoch versucht Walter zu ermorden? Schnell könnte es um sie geschehen sein, man würde ein  paar Siffern einfach nicht glauben und Walter würede wieder bei seinem Onkel landen, der ihn umbringen will...

Da erhob sich Lumpenpfaffe Franz: "Ich werde mit Daniel gehen. Allein. Wenn etwas schief geht, werde ich draufgehen, aber ihr anderen entkommt. Lasst es uns versuchen, wir haben sonst keine Chance, unsere Namen nochmal rein zu bekommen."

So wurde es beschlossen. Daniel und Franz würden nach Baerenburg gehen und versuchen, ihre Namen rein zu waschen, danach würde man sich um Herbert von Wirrungen kümmern (der sich, wie Daniel verraten hatte, mit zwölf Söldnern umgab). Nur Esto schien nicht überzeugt, doch man legte sich erstmal schlafen.


*
Als Estos Wache eine halbe Stunde schon vorangeschritten war, erhob sich der Elf leise und schlich um seine schlafenden Gefährten herum zu Daniel, welcher ebenfalls friedlich schlummert. Leise griff Esto nach einem schweren Stein und beugte sich über Daniel. CRUNCH

Niemand der anderen hatte gehört, wie Esto Daniel den kaltblütig den Schädel einschlug. Man schlief auch weiter, als Esto Daniel fortschleifte, um ihn in einen nahen Fluss zu werfen.

Erst am Morgen stellte man fest, dass Esto eigenmächtig die offenbar einzige Möglichkeit vernichtet hatte, doch nicht als Mörder Walters weiterhin gesucht zu werden.
Fassunglosigkeit. Langsam drehte man sich zu Esto...

...und die Session endete...


Seit einer Woche wird wegen diesem unehrenhaften, unelfischen Mordes gruppenintern immer heißer werdend   diskutiert (Esto=Hagen) - es bleibt abzuwarten, wie letztendlich jetzt mit Esto verfahren wird.

Pilger:
Wer zuletzt lacht
Ein Abenteuer-Spielbericht der Betabande


Dramatis Personae
~ Spielercharaktere ~

Esto (waldelfischer Drescher, ehemaliger Zisternenwächter in Baerenburg)
Franz Kreuzberg (menschlicher Gesegneter, ehemals Mönch, danach Lumpenpfaffe)
Karl-Heinz Wunderlich (menschlicher Hexer, Werdegang: Hexerlehrling)
Tholas (elfischer Aschestreuner, arbeitete vornehmlich als Aschereiter)
Gustav Dreckstecken (menschlicher Bibliothekar in Wehihm, eigentlich Fälscher & Betrüger)
Hagen Heilehand (menschlicher Medikus, ehemals Leibflicker)


~ Nicht-Spielercharaktere ~

Walter von Wirrungen – für Tod erklärter, rechtmässiger, jedoch geistesgestörter Erbe derer von Wirrungen und der Braunauer Ländereien
Herbert von Wirrungen – Walters Onkel, der derzeitige Freiherr von Braunau und versuchter Neffenmörder
Gildenmeister Börsenbeutel – Werdender Vater und mächtiges Mitglied der Baerenburger Tuchmachergilde
und einige andere mehr sowie zwei Krähen..

*
Was zuvor geschah
Hermann von Wirrungen wurde ermordet und sein gieriger Bruder Herbert trachtet nach dem Erbe. Seinen geistesgestörten Neffen Walter, Sohn Hermanns und rechtmäßiger Erbe, hat er versucht - mit Hilfe eines gewissen Danies – umzubringen und den Charakteren die Tat in die Schuhe geschoben.
Durch nachzulesende Ereignsse und Wendungen ziehen die Charaktere nun mit dem geistesgestörten Walter durch die Brandmark, während die Reichswacht (Erst schießen, dann fragen) ihnen auf den Fersen ist, weil sie angeblich eben jenen Walter umgebracht haben sollen.


*

Der Morgen nach dem Umsturz in Motzdamm war kalt und verbarg die grelle Sonne hinter einem bleichen Aschehimmel. Zwei schwarze Krähen ließen sich auf dem Ast eines verkrüppelten Baumes nieder und starrten hinab auf die Reisegruppe, welche unter ihnen gerade auf die Beine kam.
Als man erfahren hatte, dass Esto während seiner Wache klamheimlich den gefesselten, schlafenden Gefangenen Daniel kaltblütig ermordet hatte, war man sofort hellwach und obwohl man sich eilte, schnell alles Hab und Gut zusammen zu packen, um Motzdamm weit hinter sich zu lassen, entbrannte sofort eine heftige Diskussion über die ruchlose Tat.

Esto hatte, wie seine Gefährten nach und nach aus ihm heraus bekamen, den schlummernden Daniel im Schlaf zuerst bewußtlos geschlagen und ihn dann hinab zum nahen Flußufer geschliffen, wo er mit einem schweren Stein dem Ohnmächtigen den Schädel einschlug und anschließend das Gesicht mit mehreren, wuchtigen Hieben bis zur Unkenntlichkeit entstellte. Dann hatte er den leblosen Körper in den Fluß geworfen.

Man war ob solch brutalen, niederträchtigen Vorgehens geschockt wie empört und während man aufbrach und der Pfahlstrasse Richtung Baerenburg nun folgte, richtet man Vorwürfen und ungläubige Fragen an Esto. Und zwei Krähen flatterten krächzend gen Himmel.

Lumpenpfaffe Franz fand solch einen „Mord“ unerhört, nicht einmal die letzte Beichte hatte man dem Mann abgenommen, abgesehen davon, dass alle – außer Esto – am Leben von Daniel interessiert gewesen waren – schließlich hätte er ihnen womöglich helfen können, ihre Unschud in Baerenburg zu beweisen.

Der alte, gehbehinderte Medikus Hagen Heilehand war zutiefst erschüttert, hauptsächlich wegen der unmenschlichen, brutalen Vorgehensweise dieses „Verbrechens“ und äußerte aufrichtiges Mitleid für den ermordeten Daniel.

Den Hexer Karl-Heinz Wunderlich plagten indes ganz andere Sorgen: „Daniel wurde im Schlaf hinterrücks ermordet, sein Leichnam in den Fluß geworfen statt beerdigt! Wisst ihr was mit solchen Leuten geschieht, Esto? Die kommen wieder! Und zwar als Geister, wandelnde Tote oder was weiß ich – die finden keine Ruhe! Ich habe keine Lust, dass Daniels Geist uns jetzt heimsucht, aber genau das wird jetzt vermutlich geschehen. Mein Gott, ohne Segen und Beerdigung – der Herr steh uns allen bei!“
Irgendwo in der Ferne hallte ein „Kraaaah!“ durch den Morgen.

Der Elf Thoals, der mit runtergezogner Kapuze, seinen Mantel eng gegen die klamme Kälte um sich geschlungen, die Vorhut übernommen hatte, schwieg die ganze Zeit, hörte den anderen nur zu. Was dachte er über die Mordtat seines elfischen Begleiters?
Der „Mönch“ Gustav Dreckstecken, welcher direkt nichts mit Daniel zu utn gehabt hatte, äußerte sich eher „unmönchisch“, indem er von Dingen, die nun einmal nicht mehr zu ändern sind, sprach.

„Dennoch war es ein Mord, ganz egal was Daniel getan hat – Esto hat nicht besser gehandelt“, warf Lumpenpfaffe Franz ein und nun meldete sich auch Tholas zu Wort, der nur verbittert Esto anstarrte und erklärte, dass er für all das kein Verständis habe.
Esto wich aus und griff stattdessen Franz' seinen Vorwurf auf: „Ihr vergleicht mich mit diesem gedungenen Mörder? Dieser Daniel wollte uns dreimal umbringen! Dreinmal!“
Über ihnen kreisten die zwei Krähen, sie nicht aus den Augen lassend.

„Was haben wir jetzt eigentlich vor“, nutze der „Mönch“ Gustav die kurze Pause, unterbrach das Hin und Her der Diskussion und für einen kurzen Moment vergaß man den nächtlichen Mord und die verlorene Chance, den eigenen Namen wieder ins Reine zu bringen.

Pilger:
Als Herbert von Wirrungen die Charaktere beauftragte, sie sollen seinen geistesgestörten Neffen Walter ins Kloster Wehihm bringen, damit sich die Mönche seiner verirrten Seele annehmen, gab er ihnen – wenn auch erst auf Nachfrage – ein versiegeltes Schreiben mit, in dem er angeblich eine Erklärung für die Mönche verfasst hatte. Als man später erkannte, dass Walter Wehihm nie erreichen sollte und Herbert stattdessen sie alle umzubrngen versuchte, öffnete man den versiegelten Brief und fand eine leere Seite vor (siehe Engel des Todes).
Damals ahnte niemand, dass dieser leere Brief sich noch als nützlich erweisen sollte.


*
„Wir gehen nach Baerenburg“, erklärte der Hexer Karl-Heinz Wunderlich. „Dort könnten wir versuchen, ein gefälschtes Schreiben abzugeben, was unsere Unschuld beteuert. Wir haben immer noch von Wirrungens leeren Brief und sein gebrochenes Siegel – vielleicht könnten wir ein Schreiben in seinem Namen verfassen, was unsere Unschuld erklärt und das Siegel irgendwie reparieren.“

„Sehr gewagt, sehr gewagt“, warf Lumpenpfaffe Franz ein. „Was wissen wir eigentlich über diesen Herbert von Wirrungen?“

„Er ist adelig und wenn Walter sterben sollte, wäre er der rechtmässige Freiherr von Braunau“, erklärte Esto, darum bemüht, alles wie früher wirken zu lassen.

„Aber das ist doch Blödsinn“, ächzte Bruder Gustav, als er gerade über einen gefallen Pfahl vom Wegesrand schritt, der die Straße blockierte.
„Walter ist schwachsinnig, wer sollte etwas dagegen haben, dass der nächste Erbe und direkte Verwandte - Herbert von Wirrungen – die Vormundschaft erhält und an Walters Statt über Braunau herrscht? Das macht doch keinen Snn, dass er ihn umbringen will.“

Sie schwiegen.
Jeder in seinen eigene Gedanken versunken, schritten sie durch den Staub der Pfahlstrasse, die sich jetzt in eines der vielen, dunklen Waldstücke der Brandmark schlengelte. Walter stolperte ihnen tollpatschig und mit offenem, staunenden Mund blindlings hinterher.
Irgendwo hörte man das kehlige Krächzen einer Krähe durch das dunkle Gehölz.

„Lasst uns in Baerenburg Nachforschungen über Walters Onkel und seine Familie anstellen“, unterbrach Karl-Heinz Wunderlich schließlich das Schweigen.
„Sicher gibt es eine Art register, wo wir nachschauen können, ob es noch andere von Wirrungens gibt, die wir vielleicht für Walters Sache gewinnen können.“

„Das dürften wir im Markgrafenhaus in Erfahrung bringen können“, stimmte Herr Heilehand zu – als anerkannter Bürger des Baerenburger Freimarktes musste er sich ja auskennen.

„Ähm... Ich gebe zu bedenken, meine Herren, dass ihr noch immer gesucht werdet“, meldete sich der „Mönch“ Gustav Dreckstecken nun wieder von hinen zu Wort. „Zwei Elfen in so einer unauffälligen Reisegesellschaft sind wohl mehr als selten, selbst wenn ihr wieder falsche Namen am Stadttor nennt, könnte man Verdacht schöpfen, ganz zu Schweigen von Walter, den man womöglich erkennen könnte.“

„Wie sieht es mit Euch aus, Herr Heilehand“, wandte Gustav sich an den alten Medikus. „Ihr und ich werden nicht gesucht. Kennt man Euch denn überhaupt am Tor?“

„Alles völlig egal“, fuhr Lumpenpfaffe Franz dazwischen. „Wir werden nicht gemeinsam nach Baerenburg reisen, sondern uns vorher trennen, ein Elf in jede Gruppe. Die Einen gehen dann nach Baerenburg und überprüfen das Geschlecht derer von Wirrungen, während die andern außerhalb – beispielsweise im Dorf Höhneberg kurz vor der Stadt – warten werden.“

Und so ward es beschlossen...


Fortsetzung folgt...

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