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Soziale Begegnungen ausspielen?
Falcon:
Ausspielen ist bei allen Rollenspielern, die mir begegnet sind, Cons inklusive die Kombination aus Direkter Rede und Körpersprache.. Im Grunde einfache Schauspielerei, wo es nur das "Spielen" gibt, was im RPG schon wieder anders aufgefasst wird.
wenn der SL scherzhaft sagt, spiel mal den Kampf aus, meint er damit mit Schwertern aufeinander loszugehen. Deswegen spielt man Kämpfe auch nicht "aus". Macht mal die Probe aufs Exempel wer darunter etwas anderes versteht.
abgsehen von ein paar Wirrköpfen im Internet, die mit möglichst exotischen Definitionen aufwarten und manche diese auch selbst glauben, habe ich noch nie Probleme beim Verständnis "dort draussen" gehabt und das ist das Einzige was am Ende zählt, ungeachtet dessen woher das Wort kommt oder was es "angeblich" wirklich bedeutet.
Wie fasst es die Allgemeinheit auf? Ein paar Foren und Blogs sind ein Tropfen auf dem heissen Stein.
Ich denke in dem Sinne hat auch der Threadstarter den Titel aufgefasst und zwar völlig unwillkürlich und ohne Hintergedanken und nicht als Vehikel für individuelle RPG Theorien. Mit gutem Willen klappt das, ich hatte jedenfalls keine Verständnisprobleme. Klären kann er das natürlich nur selbst aber ich bin mir da ziemlich sicher.
Rasumichin:
--- Zitat von: Turning Wheel am 7.01.2008 | 01:04 ---Ich stimme vollkommen mit dir überein, das ist eine gelungene Betrachtung der Komponenten wie sie im Erzählrollenspiel Einzug gefunden haben.
--- Ende Zitat ---
Mir ging es allerdings, das muss ich hier noch mal anmerken, nicht speziell um Erzählrollenspiele.
Das nachträglich an RPGs herangetragene Paradigma der Storyerzeugung als Hauptzweck des Spiels ist unerheblich für die Tatsache, dass man an einem P&P-Rollenspiel gar nicht teilnehmen kann, ohne zu erzählen.
Damit ist noch nichts über die Intention des Erzählens gesagt, noch weniger über Form oder qualitative Maßstäbe.
Nur über die grundlegende Technik, Handlungsabsichten zu vermitteln (im Gegensatz zu den diversen Techniken, die Ergebnisse dieser Handlungen zu bestimmen).
--- Zitat ---Tatsache ist wohl auch, dass die direkte Rede im Erzählrollenspiel ja auch gar nicht ohne indirekte Beschreibungen auskommt, weil man eben nicht wirklich spielen kann. Nicht mal Theater ist ja die Realität. Auch dort gibt es indirekte Erzähltechniken. (Siehe z. B. Brechts episches Theater wo das aus erzählerischen Gründen teilweise auf die Spitze getrieben wird)
--- Ende Zitat ---
Man spricht dabei nicht ohne Grund von epischem Theater.
Da wird ein bewusster Bruch innerhalb des modernen Theaterparadigmas vollzogen (wobei bspw. das elisabethanische Theater auch auf indirekte Erzähltechniken zurückgegriffen hat, als Ersatz für Kulissen oÄ).
--- Zitat ---Wobei ich die Ferne des Rollenspiels zum Theater auch gerne etwas relativieren würde, denn es kommt bei meinen Runden nicht selten vor, dass auch mal einer vom Stuhl aufspringt und körperlich demonstriert wie er etwas macht. Je weniger Scheu und je mehr Wissen man vom Theater hat, desto besser kann man dann dieses mächtige Register des Erzählens/Spielens auch ziehen.
--- Ende Zitat ---
Natürlich- aber ich kann auch andere Medien einbeziehen, Handouts, Charakterskizzen etc.
Das ist Alles nur Beiwerk.
Für viele Runden nützliches, den Spielfluss und/oder -spaß erleichterndes Beiwerk, aber eben optional.
Mir ging es primär darum, herauszuarbeiten, warum man Schauspiel nicht als Grundkomponente des RPG betrachten sollte.
Ich lehne die Denkweise einer Trias des Rollenspiels, wie man sie in GNS verankert findet oder wie sie zumindest mancherorts daraus extrapoliert wird, fundamental ab.
Ich würde nicht mal von einer Dichotomie Spielen <-> Erzählen sprechen, sondern nur von einer Fokusverschiebung in späteren Spielkonzepten, aber das ist endgültig OT.
--- Zitat ---Es gibt ja meines Wissens in keinem Rollenspiel-Regelwerk ein Verbot für die ganzkörperliche Kommunikation.
--- Ende Zitat ---
Aber es gibt in den meisten Haushalten räumliche Beschränkungen, die nicht außer acht gelassen werden sollten (zumindest, wenn man sich in meiner Wohnung trifft).
Tatsächlich hat ausgerechnet DSA eine lange Tradition, auch aus solchen Gründen vom Ausspielen bestimmter Talente entschieden abzuraten.
--- Zitat ---Ein meisterlicher Rhetoriker wird, wenn er die Wahl hat, ohnehin immer körperlichen Einsatz einbringen, um eindrucksvoller oder besser zu kommunizieren.)
--- Ende Zitat ---
Wenn er wirklich meisterlich ist, weiß er, wann er das lässt. ;)
Wie ja generell die Qualität der Darbietung ein Punkt ist, den leider zu viele Spieler bei ihren Ambitionen, "gutes Rollenspiel" zu betreiben, zu oft vergessen.
Es ist doch nur ein Hobby.
Das kann fast jeder.
Schauspielern dagegen...vA unpeinlich schauspielern...
Wenn das in einem Rahmen abläuft, den der entsprechende Spieler auch in der normalen Alltagskonversation beherrscht (<- Achtung! Zentraler Punkt!), schön.
Ich habe schon mit einigen Leuten gespielt, die das wunderbar eingesetzt haben, auch, weil es eben locker rüberkam, weil sie es als comic relief oder generelles Abspacken genutzt, vA weil sie sich dabei auf Sachen beschränkt haben, von denen sie genau wussten, dass sie das konnten.
Wenn dagegen einer auf Minnesänger gemacht wird oder gar Elfen im Spiel sind oder sonstige Projektionsflächen für die romantischen Phantasien langzeitjungfräulicher Pickelfarmen...ist schon mal jemandem aufgefallen, dass in einer beliebigen LARPer-Gruppe immer die hässlichste Person die spitzen Ohren angeklebt hat?
Wisst ihr, worauf ich hinauswill?
Ja?
Dann geht Euch jetzt mal eben das Gehirn mit Bleichmittel ausspülen, das Bedürfniss dürfte gerade aufgekommen sein.
Richtig schlimm wird es bei Leuten, die das nicht aus ihrem Selbstdarstellertrieb heraus machen und wenn schon kein Talent, dann wenigstens Übung darin haben, Stimmen zu imitieren oder sonst was für eine Show abzuziehen, sondern die glauben, das machen zu müssen, weil man es von guten Rollenspielern erwartet- oder, noch schlimmer, von denen die Gruppe das verlangt, obwohl sie nicht wollen.
Wenn dann noch ein Fantasysetting bespielt wird und die gefürchteten Marktsprech-Schwell- und Stelzereien anheben, ist wohl endgültig Fremdschämen bis zum Hirnschlag angesagt.
--- Zitat ---...vor allem auch was den übergroßen Anteil des Romans imVergleich zum Drama im Rollenspiel angeht. Das ist eine Tatsache, um die es aber in der Diskussion gar nicht ging, denn um die prinzipielle Unterscheidung zwischen beiden herauszuarbeiten bzw. ihren Einfluss auf unterschiedliche Spielweisen ist die Größe des Anteils ja nicht wichtig.
--- Ende Zitat ---
Darum ging es ja nicht.
Sondern darum, dass man die bei Rollenspielern anzutreffenden Techniken der Verkörperlichung ihrer Handlungen genau so gut -nein, besser!- bei ausschmückenden Tätigkeiten von Geschichtenerzählern antreffen kann, dass darum zwar Schauspiel ein naheliegendes Hilfsmittel, Theater aber ein unpassender Vergleich ist.
Lord Verminaard:
Kleine Anmerkunge zu dem hier von TW:
--- Zitat ---Settembrini, wenn Du mich mit offenkundig falschen Schlussfolgerungen wie oben überzeugen willst, dann wirds natürlich schwierig. Vor allem habe ich den Eindruck, dass Du mit aller Gewalt die indirekte Erzählweise beim Rollenspiel als Krone des Spielens verteidigen möchtest.
--- Ende Zitat ---
Um mich mal zu Settis Advokaten zu machen: Das hat er ja nicht behauptet, vielmehr zuvor die direkte Rede als „Sahnehäubchen“ bezeichnet. Direkte Rede, charakterspezifische Ausdrucksweise, Tonfall, Mimik, das beherrscht und benutzt er alles. Macht ja auch Spaß. Worum es ihm ging ist, dass der maßgebliche Unterschied zwischen „Auswürfeln“ und „Ausspielen“ nicht an der Verwendung von direkter Rede festzumachen ist. Sondern daran, ob die Spieler sich, um ihr Ziel zu erreichen, argumentativ auf die Regelmechanik stützen, oder auf die In-Game-Situation.
Jetzt kann man sich natürlich bis in alle Ewigkeit darüber streiten, wie der Terminus „Ausspielen“ wirklich zu verstehen ist. Aber die Frage von EvilDM war ja eigentlich die nach der Regelmechanik für soziale Konflikte. Und dazu bildet in der Tat die „fiktionale Argumentation“ und nicht die direkte Rede das passende Gegengewicht.
Vielleicht wollen wir uns auf die Frage nach regelmechanischen Ansätzen zur Handhabung sozialer Konflikte konzentrieren?
Falcon:
Vielleicht meinte EvilDM auch, wie man das Ausspielen (aka Schauspielerei ;)) in Mechaniken verpacken kann statt es zu ersetzen.
Bis das von ihm geklärt wird hängen wir hier alle in der Luft.
p.s. Ich finde Settembrinis Spielbeispiel durchaus erstrebenswert.
Boba Fett:
Um nochmal aufs Thema zurückzukommen:
Exalted 2nd Edition hatte, soweit ich weiß, Regeln für soziale Konflikte...
Bin mir aber nicht ganz sicher. Wer es hat könnte ja mal Auskunft darüber geben.
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