Das Tanelorn spielt > [TSOY] Gonne-on-Maire

(1) Besuch für den Giftmischer

<< < (4/4)

Gaukelmeister:
Arpok lauscht eine ganze Weile auf die verärgerten Soldaten, deren Unmut über die Ausquartierung sich in geflüsterten Flüchen entlädt – „Wir sind die Stärke Gonne-on-Maires ... so kann man mit uns nicht umgehen ... selbstherrliche und herablassende Bastarde ...“ - und auch Ausdruck findet in dem trotzig hervorgebrachten Schlachtruf der städtischen Soldaten: „Wer sind wir?“, auf den es aus voller Kehle zur Antwort gibt: „Wir sind die Klingen: ein tödlicher Biss, ein schneller Tod und ein sicherer Sieg!“

Das sollte ich mir gut merken. Dass die Soldaten sich in zweite Glied versetzt fühlen, ist durchaus ein bedeutsamer Umstand. Sollte es tatsächlich zu einem Angriff auf die Khaleaner kommen, könnte es sich als entscheidender Nachteil erweisen, dass sich innerhalb der ammenitischen Streitkräfte Rivalitäten und Missgunst eingenistet haben.

Arpok überlegt, ob er diesen Umstand nicht noch ein wenig anheizen könnte, indem er ein weiteres Gerücht streut. Die Aussicht auf ein kurzes Gespräch mit den Soldaten, in dem er ihrem verwundeten Stolz einen weiteren Stich versetzten kann, ist verheißungsvoll und er spürt wie sein Herzschlag sich genauso beschleunigt, wie es immer geschieht, wenn er seinem Drang nach einer ausgewachsenen Lüge nachgibt.

Zwei Soldaten, die alleine an einem Tisch sitzen und stets besonders lautstark den Ruf ausstoßen „Ein tödlicher Biss, ein schneller Tod und ein sicherer Sieg!“, sind genau die rechten Adressaten für seine Aufführung. Arpok erhebt sich und nähert sich den beiden, die bisher keinerlei Notiz von ihm genommen haben.

„Haben die neuen Soldaten und ihr verschlagener General also tatsächlich ihre hinterhältigen Ankündigungen wahr gemacht und den Stolz der Stadt von seinem angestammten Platz vertrieben?“, beginnt Arpok bereits zu sprechen, während er noch zwei Schritt von den beiden entfernt ist. Seinem Gang gibt er etwas leicht Schwankendes und in seiner Stimme dehnt sich das ein oder andere Wort gerade so, wie man es von Angetrunkenen gewöhnt ist. „Eine Schande, den tödlichen Biss in seinem eigenen Heim zu beißen.“

Die beiden Soldaten blicken den Goblin misstrauisch an. „Was willst du, Hund?“, herrscht der Größere ihn an. Arpok lehnt sich ein wenig gegen die Lehne eines freien Stuhls. „Hund, sagst du? So haben sie mich auch immer gerufen, bis wir diese Stadt erreicht haben. Dem Koch helfen durfte ich, damit der General und sein Heer immer gut versorgt ist. Aber nun haben sie ja das eingesessene Personal zu ihren Diensten.“

„Was redest du da – du bist mit General Lavelles Heer gereist?“ Mit wütend zusammengezogen Augenbrauen und kaum verhohlener Neugierde in der Stimme, fordert der Große Arpok auf, sich zu erklären.

„Du wirst selbst schon in der Schlacht gewesen sein – oder bist du neu bei den Klingen? Da muss immer etwas getan werden, immer. Die Soldaten werden damit nicht behelligt.“

Offensichtlich noch unsicher, was von diesem Goblin halten soll, mischt sich der andere ins Gespräch ein: „Was sprichst du uns so vertraut an? Drücke deinen Respekt gefälligst aus und wähle die angemessene Anrede für zwei verdiente Klingen der Flussstadt.“

Arpok verneigt sich: „Wie ihr begehrt, hoher Herr. Doch scheint mir, dass ich nicht das rechte Ziel für euren Zorn bin. Ich habe nicht getönt, die Häuser und Frauen der Klingen zu nehmen, sie als Blindschleichen verspottet und ihren Biss lahm genannt – das waren diejenigen, denen ihr nun weichen musstest. Ich weiß natürlich, dass das nur leere Worte sind. Ich weiß, dass kein Heer es mit den Klingen aufnehmen kann. Ich weiß, was es heißt, eine Klinge zu sein: ein tödlicher Biss, ein schneller Tod und ein sicherer Sieg. Mich macht es wütend, meine Geburtsstadt verhöhnt zu wissen – denn nichts anderes tut derjenige, der den Klingen nicht den nötigen Respekt zollt: er höhnt dem goldenen Gonne-on-Maire. Wollen wir nur beten, dass die Ehre für den Sieg gegen die Khaleaner nicht an den Klingen vorbei verteilt wird.“

Gefesselt fragt der Große zurück: „Sieg gegen die Khaleaner? Ist es also wahr, wir stehen kurz vor dem entscheidenden Feldzug?“

Mit einem Mal unruhig blickt Arpok sich um. „Das hätte ich nicht erwähnen dürfen. Vergesst es wieder. Der General wird mich in ein Natternfass sperren, wenn er erfährt, dass ich zufällig von seinen Plänen erfahren habe. – Ich muss zurück ins Lager. Henri wird bereits auf mich warten. Vergesst, was ich euch gesagt habe. Ehre den Klingen, Ehre der Stadt!“

Bereits während er die letzten Worte flüstert, bewegt er sich von dem Tisch der beiden weg, wobei er mehrfach eine Verbeugung andeutet. Als er den Schlangenkuss verlassen hat, atmet Arpok tief durch. Das wäre gut gegangen. Jetzt aber rasch zum Haus der deMaires. Mehrmals dreht Arpok seinen Kopf, um sicher zu gehen, dass niemand ihm folgt.“

Gaukelmeister:
Einige Zeit später hat Arpok das pompöse Anwesen der deMaires erreicht. An dem großen Eingangsportal geht er vorbei, um zu einem Seiteneingang zu gelangen, durch den das Dienstpersonal ein und ausgeht. Auf sein Klopfen öffnet sich ein kleines Fenster.

"Wer ist da?", fragt eine rauhe und etwas lallende Stimme.

"Jacques, erkennst du nicht deinen Wohltäter und alten Freund? Ich bin's, Arpok."

Einen Augenblick später öffnet sich die Tür und ein alter, etwas gebeugter Mann - offensichtlich ein Zaru-Sklave - schaut heraus. Jacques hat die Augen trotz des Dämmerlichts zu einem Blinzeln zusammengekniffen. Er hat sich bereits dem Genuss des Nebelkrauts hingegeben. Vielleicht finden wir ja noch Zeit für eine gemeinsame Pfeife.

"Arpok, tatsächlich. Was treibt dich hierher? Aber lass uns nicht in der Tür reden, tritt ein." Mit diesen Worten zieht er sich einen Schritt zurück und Arpok betritt den Botentrakt.

Aus seinem Beutel befördert Arpok ein kleines Kästchen. "Ich habe ein wenig Nebelkraut mitgebracht. Aber es ist nicht für dich allein bestimmt. Du wirst es mit den anderen teilen?" Ob er sich überhaupt noch daran erinnern kann, wie er einmal geheißen hat, bevor sie ihn Jacques gerufen haben?

Der Alte versichert, dass er den Tabak nicht für sich alleine einstecken werde. Nach einem kurzen Gespräch über das, was es bei den Sklaven und beim Dienstpersonal Neues gibt, verabschiedet Arpok sich. "Ich habe noch einen Termin. Verzeih, aber ich muss leider weiter."

Einige Minuten später befindet Arpok sich in einem kleinen Raum, in dem er sich stets mit D'anton zu treffen pflegt. Der Raum befindet sich in dem Teil des Anwesens, in dem Ferdinand deMaire lebt. Mit den Wachen, die Arpok unterwegs getroffen hat, hat er nur einen kurzen Gruß ausgetauscht. Gut, dass D'anton meinen Besuch angekündigt hat.

Während er auf D'anton wartet, stopft Arpok sich eine Pfeife und beginnt zu paffen. Hoffentlich kann D'anton mir weiterhelfen. Ach, und ich habe ganz vergessen, die Nachricht an Exalté abzuschicken. Aber ich habe ja reichlich Schreibzeug dabei. Arpok verfasst rasch einen Gruß und merkt an, dass er in einer dringlichen Angelegenheit mit Exalté sprechen müsse, um dann beiläufig einzuflechten, dass General Lavelle in der Stadt ist. Man weiß nie, wer dergleichen Nachrichten alles zu Gesicht bekommt.

Eine vorbeieilende Küchenmaid kann Arpok problemlos davon überzeugen, diese Nachricht beim Berater Ferdinands abzugeben - gegebenenfalls unter der Tür hindurch zu schieben. Möglicherweise kann ich ja auch Exalté noch sprechen. Nun weiß er zumindest, dass ich mich im Haus aufhalte.

Gemächlich an der Pfeife ziehend lehnt Arpok sich zurück und wartet auf D'anton.

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln