Autor Thema: Fast-Food-Rollenspiel aka Fuck me and Fuck off  (Gelesen 5199 mal)

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Offline Lord Verminaard

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Re: Fast-Food-Rollenspiel aka Fuck me and Fuck off
« Antwort #25 am: 21.04.2008 | 17:10 »
Unterhaltsame geschriebener Beitrag, Ein! :d

Zitat
Ja, so ist wohl das Leben der Generation X im Rollenspiel. Kurz hin, Spaß bis zum Exzess haben und wieder abdüsen. Fuck me and fuck off.*

Wie geht's euch damit? Wie fühlt ihr euch? Zufrieden damit, oder wünscht ihr euch ein Slow down my role-playing life?

Manchmal wünsche ich mir schon, mir mehr Zeit für Dinge nehmen zu können. Beispielsweise die sehr gute TRoS-Runde bei Dirk auf dem Großen Treffen, die hätte noch gut und gerne 2 Stunden mehr verdient gehabt, um sie in Ruhe und ohne Hetze würdig abzuschließen. Und direkt danach weiter zur nächsten Runde? Eigentlich hätte ich lieber erstmal das Erlebte ein bisschen verdaut. Dementsprechend schlecht war ich dann auch bei der nachfolgenden Sorcerer-Runde!

Oder ganz generell das sogenannte „Kampagnenspiel“. Das fehlt mir schon, wenn auch nicht so, wie es früher meistens war: Ein Haufen unzusammenhängender Kaufabenteuer und kaum Charakterentwicklung mit Ausnahme des Kompetenzzuwachses. Und auch nicht im Sinne von Langzeitspiel, wie einige Altmeister es propagieren, nach dem Motto „alles unter 100 Sitzungen ist doch gar keine Kampagne“. Ich kann mir kaum vorstellen, wie man mit denselben Charakteren 100 Sitzungen sinnvoll füllen sollte.

Aber es ist schon was dran an dem von dir auf die Schippe genommenen Fast-Food-Dingens. Das ist ja ein ganz allgemeiner Trend, der unsere Generation in die, wie ich neulich beim Spiegel online las, „Quarter Life Crisis“ stürzt. 50 Stunden die Woche gut gelaunt im Büro Karriere machen, mittwochs zum After-Work-Club, dreimal die Woche Fitness-Studio, täglich frische leichte Küche selber kochen, am Samtsag shoppen und Latte Macchiato mit total gut gelaunten Leuten trinken und viermal die Woche heißen aufregenden Sex haben. So furchtbar ist unser perfektes Leben.

Insofern: Etwas mehr Gelassenheit, sich einfach mal Zeit nehmen, etwas wachsen zu lassen, sich einzuspielen. Auch einfach mal laufen lassen, nicht gleich alles zerreden, wenn es nach einer halben Stunde noch nicht geklickt hat. Das wünsche ich mir schon (und mache es auch). Aber zurück in das Zeitalter der miesen Regeln, der Konzeptlosigkeit und des Aneinandervorbeiredens? Nein Danke, das nun auch wieder nicht.
« Letzte Änderung: 21.04.2008 | 17:12 von Lord Verminaard »
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Offline Hr. Rabe

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Re: Fast-Food-Rollenspiel aka Fuck me and Fuck off
« Antwort #26 am: 21.04.2008 | 23:24 »
@Vermi
Word. :d

Allerdings denke ich, das die Essens-Analogie hier tatsächlich  nicht sooo glücklich ist.
Viel besser finde ich die Analogie in Richtung Alkoholika.
Kein Mensch, der in seiner Jugend JimBean getrunken hat, weil es halt zum Zusamensein dazu gehört, wird wieder dahin zurück wollen. Vorallem nicht, wenn er inzwischen weiß, daß es ziemlich leckere Cocktails gibt, die sich wirklich gut und flott trinken lassen.
Aber an die Komplexität eines guten Whiskys kommt das eben trozdem nicht ran. Obwohl ich verstehen kann, daß es schwierig ist, einem JimBean geschädigten Cocktail-trinker beizubringen, das diese Ami-Brühe eben nichts mit richtig guten Single-Malts zu tun hat. Das ist eine andere Liga; ach was red ich... das ist ein ganz anderes SPIEL.

Es gibt eben auch im RPG langsames, fein nuaunciertes Spiel, das sich Zeit lässt sich zu entfalten und dann richtig gut wird, wie es auch schnelles gut-kickendes Spiel gibt, das sofort und brutal Gas gibt.
Aber ein durch mießes Möchtegern-Komplexes Endlos-Kampanien-Spiel gebranntes Kind wird man nur schwer dazu überredet kriegen, ein gutes Langsamspiel wirklich auf sich wirken zu lassen. Da bleibt man dann doch eher bei seinem Cocktail, den man schnell geniesen kann, weil es außer dem, zweifelsohne guten, 'Hauptgeschmack nichts gibt, mit dem man sich lange rumschlagen muß. ;)

So, genug Philososophiert für heute. ;D

Gruß,
Hr. Rabe
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