Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte

[Exalted] zwischen Harborhead und Varang

(1/12) > >>

Edwin:
Nachdem es in unserer Vampire-Runde zu einem tieferen Einschnitt kam, wollte ich dann doch mal das schon vor einer Weile erstandene Exalted-System ausprobieren.
In einer eigenen Diskussionssitzung hab ich das dann auch vorgeschlagen und die Sache wurde einstimmig angenommen.
Jetzt hieß es: Einarbeiten. Denn Exalted ist so einiges, aber sicher nicht einfach und auf den ersten Blick verständlich.
Als mir die Regeln dann einigermaßen klar waren (Danke an der Stelle an die Tanelorner) konnten also die Chars erstellt werden.
Als SL steht man ja zu Beginn eines neuen Systems immer so ein bisschen in der Versuchung, Spieler und Charaktere die neue Welt gleichzeitig entdecken zu lassen. Aber während das bei Spielen die (zumindest zu Beginn, wie die ganzen WoD-Sachen) in der realen Welt spielen recht einfach ist, stellt das sich bei dem extrem exotischen Fantasyhintergrund von Exalted fast unmöglich dar. Also gab es erst einmal eine umfassende Einführung in die Geschichte der Schöpfung und anschließend wurde an den Chars gebastelt, was den ersten Abend schon ganz ausfüllte. Schon hier wird klar: Exalted eignet sich vor allem für lange, lange Kampagnen.
Als die Spielfiguren dann standen, tat ich etwas recht gewagtes. Ich brachte die Hintergrundgeschichten der Charaktere selbst zu Papier und kreierte gleich einen Ansatzpunkt, um in die Geschichte einzusteigen und alle zusammenzubringen. Außerdem sollten die Geschichten schon einmal die Stimmung vermitteln, in der alles ablaufen sollte. Das war von dem her riskant, dass ich dabei auch kleinere Details verändern musste (zB dass ein Char ursprünglich aus einem ganz anderen Gebiet kam) und die Spieler sich dann (zurecht) beschweren könnten. (aber das stell ich mir ganz anders vor!)
Zum Glück wurden diese Einführungen aber sehr positiv aufgenommen und man heftete sie sogar in den eigenen RPG Ordner ein...hohe Ehre (puh!)

(Kleine Anmerkung: Wir spielen NUR mit dem Grundregelwerk und der offizielle Hintergrund der restlichen Bücher bleibt vollkommen unberücksichtigt. Politisch sieht es im Moment so aus, dass sich die Nation von Harborhead und die Varang-Stadtstaaten kurz vor einem offenen Krieg befinden. Die Varang sind mit ihrem Kasten-System sark an Indien angelehnt, während die Harborheader an Spartaner erinnern (samt armen Feldsklaven). Zwischen den Nationen liegt die Braune Steppe, die von gefährlichen Vogelreiterstämmen und Schlimmerem durchstreift wird.)

Edwin:
1. Char: Jelena, Solar der Nacht Kaste

Eine ziemlich klischeehaft mit Fähigkeiten ausgestattete Nacht-Kaste. Ihre Motivation ist es, die Herrschenden lächerlich zu machen.
Einführung:

Jelena stürzt. Sie spürt wie sich winzige Gesteinssplitter in ihre Hände drücken und ein stechender Schmerz fährt durch ihr linkes Knie. Eine Sekunde lang bleibt sie liegen, erschöpft, schmerzerfüllt. Aber sie gibt sich nicht auf, nicht jetzt und auch nicht so schnell. Sie tastet sich an der Wand des Ganges entlang nach oben, dann geht sie weiter, so schnell es eben weiter geht, weiter in diesem lichtlosen und engen Labyrinth von Gängen und Schächten tief unter der Erde. Eiserne Stiefelschritte hallen hin und her zwischen den engen Wänden, man kann nicht sagen wie nah sie sind und wie viele oder woher. Jelena hat sie schon oft gehört, die eiligen Schritte von Verfolgern, doch diesmal kommen sie, um Jelena zu töten.
Die Verfolger trugen damals grobe Ledersandalen; damals vor zwei Tagen oder damals vor tausend Jahren, in der Dunkelheit folgt die Zeit nicht ihrem üblichen Lauf. Es waren Leute aus ihrem Dorf gewesen, Brüder oder Tanten oder Cousins. Jelena war aber stets geschickter als sie, sie versteckte sich zwischen den rauen Felsen oder im kühlen Schatten ausgedörrter Olivenbäume, bis die Verfolger samt Staubwolke verschwunden waren.
Erst abends kehrte sie heim. Ihre Mutter sah sie dann so traurig an, dass sie es fast einen Moment bereute, wieder fortgelaufen zu sein. Ihre Mutter fragte sie, warum sie nicht bei den Ziegen geblieben ist? Wieso sie nicht ein großes, vernünftiges Mädchen werden will? Ob sie wolle, dass sie die Eisenmänner sie holen? Die Mutter erwartete aber keine Antwort, sondern seufzte nur leise und strich über den schmalen eisernen Ring um Jelenas Hals. Sie solle nie vergessen, dass sie wie ihre Mutter und ihr Dorf und ihr ganzes Volk Sklaven seien. Aber Jelena dachte nicht daran, eine Sklavin zu sein und hatte auch keine Angst vor den Eisenmännern. So kletterte sie lieber jeden Tag an den Felshängen an den Rändern des Drachentals oder badete in einem der Ausläufer des gelben Flusses, anstatt jeden Tag mit den Ziegen zu verbringen, die sowieso nichts interessantes sagen oder tun konnte. Die Eisenmänner kannte sie damals nur aus der Ferne. Es kam manchmal einer in das Dorf, in dem sie wohnte. Er ließ alles Getreide, alle Schinken, alle Milch auf den Dorfplatz tragen und machte zwei Haufen. Der kleine blieb im Dorf, der große wurde mit einem eisenbeschlagenen Karren weggeschafft.
Doch das letzte mal, als sie kamen, war es anders. Sie kamen in der Abenddämmerung, und es waren viel mehr als sonst. Jelena konnte nun zum ersten mal sehen, warum sie Eisenleute hießen: Sie waren in Rüstungen gezwängt wie die Krebse des gelben Flusses in ihre Schale. Die Eisenleute gingen sofort in die Scheunen und schafften alles heraus. Doch anstatt zwei Haufen zu machen machten sie nur einen und begannen sofort, die Schinken zu braten und den Wein in Hörnen zu füllen. Jelena und ihre Schwestern und Cousinen wurden von ihrer Mutter auf den Heuboden einer Scheune getrieben, wo sie sich verstecken sollten.
Die ganze Nacht war aus dem Dorf singen und lachen zu hören, aber auch Frauen die um Gnade schrieen und Männer die vor Schmerzen brüllten. Plötzlich konnte man den Geruch von Rauch wahrnehmen. Bevor jemand etwas sagen konnte gab es einen Schlag, etwas brach durchs Dach und der Heuboden stand in Flammen. Ohne zu zögern sprang Jelena, landete in einem Heuhaufen, sprang über ein brennendes Brett das vor ihr auf den Lehmboden stürzte und rannte aus der lodernden Scheune. Jelena schlug eine Welle aus Hitze entgegen. Das ganze Dorf stand in Flammen. Wie böse Geister torkelten die Eisenmänner durch die Gegend und warfen zuckende Schatten. Plötzlich wurde Jelena von starken Armen gepackt und hochgehoben. Sie roch Wein und schaute in das unrasierte und grinsende Gesicht eines Eisenmannes. „Was haben wir den hier aus dem Bau getrieben?“ fragte er mit schwerer Zunge und einem unangenehm harten Eisenmännerakzent. Jelena biss ihm als Antwort in die Hand, wurde zu Boden geworfen und spuckte dem Mann ins Gesicht. Dieser sprang nach vorne wollte sie packen. Doch plötzlich hielt er inne, und sein Blick wanderte zu seinem eigenen Dolch, der ihm plötzlich im Bauch steckte. Langsam nahm Jelena die Hand vom Griff und trieb ihn mit einem festen Tritt bis zum Heft ins Fleisch des Eisenmannes. Als die anderen schrieen „Sie hat den Kommandanten getötet“, war sie schon auf den Beinen und auf der Flucht, zuerst über die Felder, dann die Felshänge hinauf und in eine enge Felsspalte, die sich immer wieder verzweigte, links, rechts, rechts, links, immer tiefer bis es kein Licht mehr gab und sie nicht mehr wusste woher sie kam und wohin sie geht.
Plötzlich ertasten ihre Finger etwas Kaltes, Metallisches. Die Oberfläche ist zerfurcht oder mit Ornamenten überseht, Jelena drückt zu. Der riesige Torflügel schwingt nach innen, und plötzlich ist da ein angenehm blaues Dämmerlicht, das aus keiner bestimmten Quelle zu kommen scheint.
Ein Saal liegt da, ein Saal so groß, dass er Jelenas ganzes Dorf aufnehmen könnte. Die Decke wölbt sich wie der Nachthimmel über dem Saal. Die Wände sind aus schwarzem, blank poliert spiegelndem Stein, ebenso der wie ein stiller schwarzer See da liegende Boden. Auch die Stufen in der Mitte des Saales sind schwarz wie die zwei großen Eulenstatuen links und rechts der Stufen. Auf dem schwarzen Thron auf der höchsten Stufe aber sitzt eine Frau aus sanftem blauem Licht, und irgendwie weiß Jelena, dass sie lächelt. Mit langsamen Schritten geht Jelena an den misstrauisch schauenden Eulen vorbei die schwarzen Stufen hinauf bis sie vor der blauen Frau steht und sich ganz unbedeutend und klein fühlt. Die Frau aber lächelt und legt Jelena ein blaues Gewand über die Schultern. Sie lächelt und gibt Jelena einen Bogen in die Hände, der aus Silber zu sein scheint und in den in der Mitte ein hellblauer Stein eingearbeitet ist. Jelena hebt den Bogen und sieht in der Spieglung des Steins eine Mann hinter ihr durch das Portal treten. Die Stimme der Frau ist sanft und warm als sie sagt: „Töte ihn.“ Obwohl Jelena nie eine Bogen in der Hand hatte, fährt sie herum und lässt den Bogen eine surrenden Pfeil verschießen. In jenem Moment, als er die Sehne verlässt, spürt Jelena eine unglaubliche Kraft durch ihren ganzen Körper branden und ihn ganz ausfüllen. Der eiserne Sklavenring fällt geborsten zu Boden.
(Ende der Lesung)
Der Pfeil surrt auf einen hochgewachsenen Mann in silberner Rüstung und silbernen Haaren zu, der allerdings ausweichen kann. Jelena will sofort einen zweiten Pfeil in die Sehne legen und wieder schießen, doch der Mann signalisiert, dass er reden will. (die blaue Frau ist übrigens verschwunden)
Er stellt sich als Serafin vor und sagt, dass diese Hallen durch starke Magie geschützt seien und selbst er Schwierigkeiten hatte, sie zu betreten. Er macht Jelena mit ihrem Schicksal als Auserwählte vertraut und behauptet, sie könne nur dauerhaft überleben wenn sie ihm traue. Jelena ist zuerst zwischen den Anweisungen der blauen Frau und dem Rat Serafins hin- und hergerissen, sie besteht darauf, dass der Fremde zunächst seine Waffe ablegt und sich so (anscheinend) wehrlos macht.
Schließlich lässt sie es zu, dass Serafin einen Teleportationszauber anwendet und beide aus der Höhle bringt.
Cut

Sehr riskant war hier, zuerst die Anweisung zu geben, den Plothook zu töten. Der Mann konnte jedoch Jelena samt Spieler doch von seinen guten Absichten überzeugen und sie zum Mitkommen bewegen. Der Konflikt zwischen Serafin und der blauen Frau (natürlich einer früheren Reinkarnation Jelenas) soll noch eine gewichtige Rolle spielen.

Edwin:
2. Char: Xolie, Solar der Zenith-Kaste

Seine Motivation ist es, die Armen und Schwachen vor den Mächtigen zu schützen. Klassiker halt.

Vorgeschichte:
Das Feuer warf flackernde Schatten auf die schweißglänzende Brust Xolis, als sein Hammer immer wieder wuchtig auf sein Werkstück hinunterfuhr. Er wusste dass es schon seit einer Weile an der Tür seiner Schmiede pochte, doch er hörte nicht darauf. Die Tür war verriegelt, und wenn Xoli bei der Arbeit war, dann hatte er nur Augen für seinen im Dämmerlicht liegenden Amboss und nur Ohren für die Melodie des Metalles. Doch der Pocher schien hartnäckig zu sein, er gab nicht auf und schaffte es sogar, Xoli aus dem fast heiligen Rhythmus seiner Arbeit zu bringen. Seufzend legte er seinen Hammer zur Seite und ließ das glühende Metall in den Wasserpott gleiten. Das Stück war verloren.
Xoli öffnete die Tür und sah sich der ersten Frau des Schuhmachers Jeros entgegen, einem etwas geschwätzigen, aber im tiefen Grunde gutmütigen Weib.
„Was gibt es?“ fragte Xoli unwirsch. Die Frau trat vor dem Mann zurück, der wie ein Riese vor ihr aufragte. „Auf dem Marktlplatz, mein Herr!“ brachte sie eingeschüchtert hervor. „Bitte, macht schnell!“ Mehr konnte oder wollte die Frau nicht hervorbringen.
Auf dem Marktplatz hatte sich ein Kreis aus Menschen gebildet, Handwerker und Händler schrieen in heller Erregung durcheinander. „Was geht hier vor sich?“ rief Xoli mit fester Stimme, und augenblicklich teilte sich die Menge vor ihm. Der Schmied war ein angesehner Mann und hatte außerdem die Kraft und Stimme eines Bullen. Ein Mann lag im Staub des Platzes, und er trug die braune Jutekleidung der Unreinen. Natürlich hatte ihn niemand angerührt, doch hatte man ihn anscheinend mit Steinen beworfen und er blutete aus einem halben Dutzend Wunden. „Was hat er getan?“ fragte Xoli. Schließlich antwortete der Krämer Ugir. „Er hat von unserem Brunnen getrunken. Er hat ihn mit seinem Speichel vergiftet und die Geister des Wassers erzürnt!“ „Der Brunnen der Unreinen vor der Stadt ist versiegt, mein Herr“ sagte der Liegende, natürlich ohne dem über ihm aufragenden Mann aus der Kaste der Handwerker in die Augen zu sehen. „Meine Familie steht vor dem Verdursten.“
„Er hat aus unserem Brunnen geschöpft!“ rief nun der Krämer mit festerer Stimme als zuvor.
„Erschlag ihn, Xoli!“
In diesem Moment erfüllte Zorn den Geist des Schmiedes, heiliger und unauslöschlicher Zorn. Er wendetet seinen Blick ohne zu blinzeln hinauf zur Sonne, und als er seinen Blick wieder senkte, hatte das Gestirn ein glühendes Mal auf seiner Stirn hinterlassen.
Und dann begann er anzuklagen, zu richten und mit der Geißel seiner Stimme zu strafen. Seine Worte waren mit der Last der nicht zu leugnenden Wahrheit beladen, und sie drangen den Menschen wie glühende Eisen tief in die Herzen. Schließlich konnten die Erbärmlichen nichts mehr tun als im Angesicht ihrer eigenen Nichtigkeit schluchzend in den Sand zu sinken und abzuwarten, bis der Erhabene sein letztes Wort gesprochen hatte und den Richtplatz verließ. Dann erhoben sie sich eilig und gingen ohne ein Wort zu sagen in ihre Häuser. Überhaupt sprach niemand von dem Vorfall, doch der Schmied wurde von jenem Tag an gemieden. Jeder wusste, dass der Tag bald kommen würde, an dem er von den Soldaten aus Yane oder gar von den Dienern der Drachenblütigen aus dem fernen Blutroten Reich abgeholt werden würde. Doch so weit ließ es Xoli nicht kommen. Eines Morgens sattelte er sein treues Pferd und verließ das Dorf, in dem er sein ganzes Leben verbracht hatte, ohne einen Blick zurück zu werfen. Als Erinnerung trug er nur den alten Erbhammer seines Vaters und Großvaters und wahrscheinlich auch dessen Vater bei sich, der sich selbst mit Xolis Bärenkräften nur anheben und nicht schwingen ließ. Er zog nach Norden in die ungewisse Braune Steppe, dem Land der Gesetzlosen, der Gesuchten und der Gejagten.
Die Steppenreiter griffen ihn am fünften Tag seiner Reise in einer engen Schlucht an, aus der es kein Entkommen gab. Plötzlich tauchte einer ihrer Vogelreiter vor im auf, sein Pferd scheute und er wurde auf den harten Steppenboden geworfen. Sofort richtete er sich auf und sah sich umzingelt von mindestens einem Duzend garstig zischender Laufvögel samt Reiter. Einer Eingebung folgend packte der Schmied den neben ihn liegenden Hammer, ließ in surrend durch die Luft gleiten und zerschmetterte den Kopf einer Bestie. Er nahm nur undeutlich wahr, dass ihn ein Pfeil im Rücken getroffen hatte. Er flüsterte seinem Pferd seine letzten Worte zu und gab ihm dann einen freundlichen Schlag auf die Hinterbacke. Der treue Gefährte sollte nicht mit ihm sterben müssen.
Xoli tötete noch drei wutschreiende Reiter, bevor er von fünf Pfeilen getroffen niedersank.
Dass die Steppenreiter sich auf einmal auf pochenden Vogelbeinen zur Flucht wandten, war sicherlich eine Täuschung seiner schwindenden Sinne…
(Ende der Lesung)
Xoli erwacht auf einem Lager in einer sonnendurchfluteten Bambushütte. Ein Mann, der neben seinem Lager sitzt und sich als Serafin vorstellt, erklärt ihm, er sei hier in Sicherheit. Xoli bedankt sich für seine Rettung und bekomment daraufhin auch sein Schicksal als Auserwählter erklärt.
Serafin verabschiedet sich daraufhin und mit der Erklärung, wald würden sich "noch mehr von seiner Art" zu ihm gesellen. Er gleitet wieder in den Schlaf hinüber.
Er eracht wieder gegen Abend und verlässt zum ersten Mal seine Hütte. Xoli befindet sich in einem weitläufigen, von schroffen Felsen umgebenen Tal. Das Tal ist mit vielen gleichartigen Bambushütten bebaut und es wird offensichtlich äußerst erfolgreich Ackerbau betrieben. Es ist eine kleine Oase in der schroffen Braunen Steppe.
Unbemerkt hat sich eine Frau angeschlichen. Sie wirft Xoli vor er gehe unvorsichtig mit seinem Leben um. Sie habe ihn schon mehrmals aus dem Hinterhalt erschießen können, das Leben nehmen können, für das bei seiner gestrigen Rettung zwei geopfert worden wären. Sie wolle ihm bloß klar machen, dass die Hoffnung aller Menschen des Tales auf seinen Schultern lägen. Xoli verspricht, die Hoffnungen nicht enttäuschen zu wollen.
Die Frau stellt sich als Yane und Kundschafterin des Lagers vor, dann verschwindet sie.
Später am Abend erreichen Serafin und Jelena das Tal, und die beiden Solars werden einander vorgestellt. Schließlich legen sich beide in ihnen zur Verfügung gestellten Bambushütten zu Bett.
(Cut)
Yane ist als Gegenpol zu den anderen Talbewohnern gedacht, die am nächsten Morgen auftrauchen sollen.
Zunächst aber zum letzten Char.

Edwin:
3. Char: Anorn, Solar der Kaste der Morgenröte
Die Fähigkeiten des Chars liegen eher auf dem Schwerpunkt "Feldherr" als bei "Champion"
Motivation: Der fähigste Feldherr der Schöpfung werden (auch, um seinen Namen wieder rein zu waschen)

„Mein Herr?“ Anorn atmet noch einmal tief ein und riecht den würzigen Geruch des Brandopfers, das er gerade dargebracht hat. Er verneigt sich ein letztes mal vor der kleinen eisernen Bullenstatue Ahlats und erhebt sich dann. Es ist später Abend, und es ist ungewöhnlich, dass Spamus seinen Herrn noch stört, nachdem er sich in sein Zelt zurückgezogen hat. Anorn schaut in das zerfurchte Gesicht seines treuesten und besten Dieners. Er ist alt geworden, denkt sich der junge Feldherr, und bald wird die Zeit kommen, in der er sich zu unseren ruhmvollen Ahnen an Ahlats Tafel gesellen wird. Doch wie soll er auch nicht alt sein? Schließlich unterrichtete er Anorn schon als Jüngling streng und gerecht in Kunst der Feldherren, der Krieger, der Philosophen und der Rhetoriker.
Schon damals war eine Freundschaft zwischen dem Jüngling und dem Krieger entstanden, die weiter ging als alle Bande zwischen Schüler und Lehrer. Spamus war ihm treu geblieben, selbst in jenem Moment, als er sich entscheiden musste zwischen dem geliebten Land seiner Väter und seinem jungen Herrn. Spamus war bei ihm gewesen im Moment seines Sturzes, aber auch im Moment seines größten Triumphes. Damals, als er, der neue Auserwählte Ahlats, in der Stadt seines Vaters siegreich eingekehrt war und die jubelnden Massen ihm und seinen Männern Blüten vor die Füße warfen und die Heimkehrenden mit Kränzen schmückten. Doch als Anorn in die Halle seines Vaters trat waren diese dunkel und der Alte saß niedergesunken auf seinem Thron. Neben ihm stand sein zweiter Sohn Anem und warf seinem Bruder finstere Blicke zu. Statt dem Siegreichen zu gratulieren machte er ihm Vorwürfe. Nicht der große Bulle habe Anorn ausgewählt, sondern die Furien der Unterwelt hätten Besitz von ihm ergriffen und durch ihre unheilige Macht zum Sieg über die dreifach überlegenen Heerscharen der Varang verholfen. Er habe Schande über das Land gebracht und seine Vorfahren beschämt. Und dann sprach sein Vater ihn aus, ohne ihn anzusehen und mit zitternder Stimme. Er sprach den dreifachen Fluch der Verbannung aus dem Land der Vorväter. Er sprach den Fluch aus über ihn, der sich eben noch so groß gefühlt hatte wie Jemus der Einäugige oder der unbezwungene Hermus.
Es war niemand zu sehen als Anorn die Stadt mit hundert Getreuen verließ, die im Bewusstsein gingen, dass sie ihre Familien und Söhne nie wieder sehen würden.
Seitdem hatte Anorn viele Male zu Ahlat gebetet, ihn angeschrieen und angefleht, doch nie hatte er eine Antwort bekommen. Welche Macht hatte von ihm Besitz ergriffen?
„Mein Herr?“ wiederholte Spamus. Anorn fasste sich und nickte seinem Diener zu „Was gibt es in dieser späten Stunde so wichtiges, dass du mich beim Gebet störst?“
„Mein Herr, ein Reiter ist ins Lager gekommen. Er wünscht, mit euch zu sprechen. Er scheint reich an Jahren zu sein, doch er trägt die Gewänder eines ruhmvollen Kriegers.“
„Lass ihn zu mir kommen, alter Freund. Du kannst uns alleine lassen. Es ist nur ein Mann.“
Welcher Natur Anorns Kräfte auch sein mochten, die Stärke, die sie ihm verliehen, waren auf jeden Fall nutzvoll.
(Ende der Lesung)
Natürlich ist der Reiter Serafin und er bietet Anorn an, ihn und sein Heer an einen sicheren Platz zu bringen, wo er sein Heer versorgen könne. Anorn besteht darauf, dass Serafin immer in ihrer Mitte bleibt, damit er das kleine Heer nicht in einen Hinterhalt führt. Er verspricht, am nächsten Morgen wiederzukehren und sie dann in das Tal zu führen.
(Cut)
 

Edwin:
Im Tal:

Jelena erwacht und sieht vor dem Fenster, dass die Talbewohner schon mit ihrer täglichen Arbeit begonnen haben, die vor allem landwirtschaftlicher Natur ist. Männer wie Frauen tragen einfache braune Stoffkleidung, während die Männer sich auch den Kopf kahl geschoren haben.
Als die frühere Sklavin vor die Tür tritt, sieht sie sich bald einer rasch wachsenden Menschenmenge entgegen. Diese fällt nach kurzem Zögern mit gesenktem Blick auf die Knie. Es stellt sich heraus, dass die Bewohner des Tales meist entflohene Sklaven oder Ausbrecher aus dem strengen Varang-Kasten-System sind, die hier einer Art religiösem Kult nachgehen. Dieser verehrt die Erhabenen als Befreier und Erbauer einer neuen Weltordnung. Jelena ist diese Behandlung ziemlich peinlich. Auf die Frage wo Serafin sei erhält sie nur die Antwort, der Herr gebe keine Rechenschaft über seine Taten ab, es sei aber gewiss, dass er immer zur rechten Zeit am rechten Ort eintreffe. Schließlich lässt sich Jelena doch noch etwas zu essen beschaffen und gibt den darum bittenden Talbewohnern die Erlaubnis, auch ihren "göttlichen Bruder" begrüßen zu dürfen.
Dieser findet diese Behandlung natürlich ebenfalls mehr als peinlich.
Anschließend wird der Ex-Schmied in ein Gespräch mit der Kundschafterin Yane verwickelt, die ihm vorwirft, er genieße die untwerwürfige Behandlung der Talbewohner, was Xoli natürlich abstreitet. Schließlich ermahnt sie ihn abermals, die Hoffnungen der Menschen nicht zu enttäuschen. Plötzlich hallt der Hall eines Hornes durch das Tal, und alle Bewohner scharen sich um die beiden Erhabenen. Diese Schicken alle in ihre Häuser und beschließen dann, auch selbst erst einmal in Deckung zu gehen.
Das Heer Anorns trifft samt Serafin ein. Als Xoli entdeckt wird, tritt er den Männern entgegen. Es wird verkündet dass die "Eisenmänner" aus Harborhead von nun an Verbündete seien und im Tal willkommen seien. Anorn lehnt es ab wie die anderen quartier in den Bambushütten zu nehmen und lässt lieber das gewohnte Heerlager aufschlagen. Sein Heerführer Spamus spricht außerdem sein Misstrauen gegenüber den Talbewohnern aus, unter denen auch Ex-Sklaven aus Harborhead seien.
(Dieser Konflikt soll noch Folgen haben). Außerdem bittet er Anorn, nie ihr eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren: Die Rückkehr in das Land ihrer Väter.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln