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Schwule/Bisexuelle Charaktere - stoert euch das?

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AlexW:
Hi Leute,

ich moechte mal wieder auf die "Weisheit der Menge" zurueckgreifen. Ich habe gerade wieder eine Rezension bekommen:

http://www.ciao.de/Fatimas_Tranen_Wichert_Alex__Test_8399409

Und da steht, nach viel Lob, auch die Passage:

"Verwirrend ist auch die Häufung von männlichen Homosexuellen im Roman, bzw. homosexuellen Tendenzen. Diese Häufigkeit gleichgeschlechtlicher Beziehungen lässt selbst einige DSA-Romane alt aussehen. Richtig verwirrend fand ich aber, dass nach "Kettenhund" erneut ein an Seele und Körper vergewaltigter, schwuler russischer Kommandosoldat der Hauptcharakter des Romans ist."

Abgesehen davon, dass Voiata und Mischko zwei sehr unterschiedliche Typen sind, kommt hier doch ein weit verbreitetes Unbehagen zum Ausdruck - abgesehen von den "verwirrenden" Flashbacks und Traeumen ist das mit der Homosexualitaet der einzige Kritikpunkt. Zum Vorwurf selbst: die Haeufung der Schwulen besteht aus drei Personen (und einem Djinn): besagter (schwuler) Adler-Schamane, sein (poly-/pan-sexueller) Djinn-Gegen/Mitspieler, sein (toter, vermutlich schwuler, moeglicherweise auch bisexueller) Ex-Lover und ein "anything goes" Bisexueller. (Und Voiata wurde nicht koerperlich vergewaltigt, selbst, wenn sich seine Cyberware im Kopf so anfuehlt ...)

Stoert euch das massiv, wenn Schwule/Bisexuelle die Hauptfiguren sind? Duerfen die im Buch Sex haben? Muss ich die verstecken?

Darf sexuelle Ausrichtung keine Rolle spielen, es sei denn, sie ist hetero und erotische/erotisch aufgeladene Szenen muessen streng hetero sein?

Angenommen, das Buch funktioniert auf *allen* anderen Ebenen, ist also spannend, gut geschrieben, interessant - versauen euch Schwule die Freude am Lesen?

Meine persoenliche Meinung ist, dass ich lieber *nicht* schreibe als mich zu verdrehen - schreiben ist mir tatsaechlich wichtiger, als gelesen zu werden - und mich persoenlich nervt der staendige Heten-Kram (selbst der stumpfsinnigste Kriegsfilm hat irgendwo ne Heten-Story drin) der MIR immer aufs Brot geschmiert wird.

Trotzdem wuerde ich "The Dark Knight" nicht auf der Ebene rezensieren: "Toller Film, aber Batman ist ja sooo hetero und schlabbert die Gyggenhal ab, waeh, eklig".

Wie seht ihr das? Soll ich mich aus dem "Mainstream" verabschieden und nur noch fuer Schwulen-Verlage schreiben (gut taete es denen), das Feld den Heten ueberlassen, weil die Leser das anekelt und meine Buecher dafuer staendig Pruegel einstecken? Oder einfach zu denen gehen, die's nicht nur nicht anekelt, sondern es begruessen (Schwulen-Verlage, die *noch* schlechter zahlen als SF/Fantasy-Verlage)?

oliof:
Natürlich sollst Du Deine Schreibe nicht ändern.

Aber solange kein aktiver Profifussballer es sich leisten kann, sich zu outen (wie Corny Littmann es vor einigen Wochen gesagt hat), dann wirst Du damit leben müssen, dass die Kritiken an solchen Dingen festhängen, einfach weil es ungewohnt ist.

Lord Verminaard:
Was mich sehr stört, sind platte/klischeehafte homosexuelle Charaktere. Keine Ahnung wieso, sonst hab ich nichts gegen Klischees. Aber bei so nem tuckigen Quotenschwulen krieg ich voll die Krise. Das ist das eine.

Das andere ist, dass ich hetero bin und daher Heteroerotik für mich besser funktioniert. Heißt aber nicht, dass Homoerotik mir gar nichts gibt.

Eine dritte Sache ist, wenn bei einem schwulen Autoren die „Guten“ grundsätzlich immer schwul sind. Ich sehe da qualitativ keinen Unterschied zu, sagen wir mal, einem schwarzen Autoren, dessen Protagonisten immer schwarz sind. Oder einem muslimischen Autoren, dessen Protagonisten immer Muslime sind. (Jeweils unterstellend, dass die Romane in einer weiß/christlich/heterosexuell geprägten Welt spielen.) Oder anderen Autoren, deren Protagonisten immer Deutsche in der Fremde oder unter Alkoholismus leidende Schriftsteller sind. Ich gebe zu, dass mich das möglicherweise davon abhalten könnte, auch ein drittes und viertes Buch von diesem Autoren zu kaufen, selbst wenn die Bücher gut sind. Denn gute Bücher gibt es zum Glück viele.

(Edit: Nach nochmaligem Bedenken letzte Aussage etwas abgeschwächt.)

AlexW:

--- Zitat von: oliof am 14.08.2008 | 15:03 ---Natürlich sollst Du Deine Schreibe nicht ändern.

Aber solange kein aktiver Profifussballer es sich leisten kann, sich zu outen (wie Corny Littmann es vor einigen Wochen gesagt hat), dann wirst Du damit leben müssen, dass die Kritiken an solchen Dingen festhängen, einfach weil es ungewohnt ist.

--- Ende Zitat ---

Stoert's dich denn? Ich verstehe die Reaktion - in gewisser Weise, ich bin ja durchaus tolerant, was Heten angeht und rate meinen Freunden auch nicht davon ab, sich mit jemandem des anderen Geschlechts einzulassen - aber ganz konkret, stoert es dich, wo ist deine Grenze als - angenommener - Leser von SF/Fantasy/Cyberpunk?

AlexW:

--- Zitat von: Lord Verminaard am 14.08.2008 | 15:06 ---Was mich sehr stört, sind platte/klischeehafte homosexuelle Charaktere. Keine Ahnung wieso, sonst hab ich nichts gegen Klischees. Aber bei so nem tuckigen Quotenschwulen krieg ich voll die Krise. Das ist das eine.

(...)
Eine dritte Sache ist, wenn bei einem schwulen Autoren die „Guten“ grundsätzlich immer schwul sind.
--- Ende Zitat ---

Das stoert mich selbst auch tierisch - gut, in Fatima sind die "Boesen" die religioesen Fanatiker und gewisse miliaerische Strukturen, aber da einige der Schwulen/Bisexuellen aus eben jenen Strukturen/Glaubensumfeldern kommen, ist das fuer Fatima keine Sache. Und Mischko koennte man nur mit viel Glueck als "positiven Helden" verstehen.

Der Quotenschwule als Tucke hat mich beim Kollegen Wiesler gestoert - so sehr ich seine Buecher mag, aber sein Schwulenpaar in "Altes Eisen" hat bei mir ein wenig Zahnschmerzen ausgeloest. Aber das weiss er auch.

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