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[Herr der Ringe] reine Fantasy oder Analogie zur Wirklichkeit?

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TerraNova:
Ich tue mir immer schwer, jemandem "Du Lügst" ins Gesicht zu schmettern, insbesondere jemandem wie Prof. Tolkien. Er hat in seinem Vorwort zwar etliche "Gegenbeispiele" genannt, doch dabei hat er sich explizit und genau nur auf WK2 bezogen, nicht auf dem in der Entstehungszeit deutlich akuteren WK1.

Ich halte die parallelen im HdR allerdings für so stark, das sagen würde, das Werk enthält durchaus anleihen an das England des Jahrhundertwechsels. Ich vermute das Tolkien als "Kind seiner Zeit" einfach einen Teil dieser Lebenslage das auch in sein Werk eingefließen ließ. Dazu gehört dann eben auch, das die Kleinbürger-Idylle des Auenlandes ohne Makel und Hinterfragen gezeichnet ist, das der Feind aus dem Osten stammt, und das es diverse Untermenschen-Völker gibt.

Man muß nicht zielen, um zu treffen. Manchmal reicht schießen vollkommen aus.

Pyromancer:

* In dem Moment, in dem ein Autor ein Werk veröffentlicht, hat er seinen Alleininterpretierungsanspruch daran verwirkt.
* Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass sich einschneidende Lebensereignisse nicht in den eigenen Werken wiederspiegeln - auf welche Art auch immer.
* Eine 1:1-Übertragung a la "Saruman=Hitler, Ents=Sudeten, Orks=Russen, ..." scheint mir arg an den Haaren herbeigezogen.

Grimnir:
Tja, ich wollte gerade antworten, da nimmt mir Tobias D. die Worte aus dem Mund  :d

In JEDEM literarischen/filmischen/etc. Werk schwingt der entsprechende Zeitgeist mit - davor kann sich der Autor nicht verstecken. Insofern bin ich mir sicher, dass es unbewusst viele Anklänge an den 2. Weltkrieg gibt.

Aber vor einer konkreten Zuordnung von Einzelerscheinungen zu Ereignissen, Personen und Völkern der Zeit sollte man sich hüten. Ich gebe Settembrini (im anderen Thread) insofern recht, dass die Inspiration Tolkiens aufgrund seiner Rückwärtsgewandtheit viel eher in Sagen, Mythen und vorzeitlichen bis frühmittelalterlichen Ereignissen zu suchen ist.

Die Argumentation "Wo sollen denn sonst die Koinzidenzen herkommen?" halte ich für gefährlich und für eine Unterschätzung des Zufalls. Im Nachhinein kann man überall Allegorien sehen. Mit diesem Prinzip arbeiten auch "Chronologiekritiker", die uns weiß machen wollen, es fehlten mal in der römischen Kaiserzeit, mal im Mittelalter mehrere hundert Jahre: Sie finden Koinzidenzen bei verschiedenen Herrschern und folgern daraus, dass es sich um die gleichen handeln müsse.

Es grüßt
Grimnir

Vash the stampede:
Sind die Reiter von Rohan nicht auch schon mal als Arier/Nazis gedeutet worden? ~;D

ComStar:
"Manchmal ist eine Schockotorte einfach nur eine Schockotorte!"  ::)

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