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Eurovision Song Contest
Jiba:
--- Zitat von: Shin Chan am 12.05.2024 | 06:29 ---Man hatte, noch mehr als sonst, bloss die Wahl zwischen Woke Quatsch und Sex-Sells, hatte ich den Eindruck.
--- Ende Zitat ---
Definiere bitte mal woke, damit wir wissen, über welchen "Quatsch" wir hier reden.
Also ich hatte Spaß gestern Abend.
Bei Isaac hat es meiner Ansicht nach vor allem an den fehlenden Schauwerten gelegen, weil der stimmlich ja schon stark ist. Aber so ziemlich alle anderen Acts hatten die bessere Bühnenshow. Die Deutschen haben nichts aus den Möglichkeiten dieser grandiosen Bühne gemacht, leider.
Frankreich... puh, also mir ging der nicht rein. Gut gesungen, klar (der Moment, wo der Sänger vom Mikrofon zurücktrat hat's gerettet, würde ich sagen). Aber auch irgendwie so balladig-gefällig, ohne ein überraschendes Moment drin. Mich hat das gelangweilt. Italien fand ich auch eher meh.
Ich freue mich, dass Armenien und Kroatien gut abgeschnitten haben. Aber mein Favorit war klar Irland. Und ist es auch nach der Show immer noch. Bambie Thug hat auch schon ein Album auf Spotify und ist als Künstler:in tatsächlich spannend. Toller Moment auch, wie dey Nemo am Ende das Krönchen aufgesetzt hat.
Ich hab aber, weil ich nicht alleine entscheiden konnte tatsächlich für... wait for it... Finnland angerufen. Und da stehe ich zu. Die haben einfach in einer Show, die sonst sehr getragen und kaum augenzwinkernd daherkam den humoristisch-weirden Beitrag abgefeuert, den man zu dem Zeitpunkt auch echt gebraucht hat. Das... war... so... verstrahlt. Die hätten höher kommen müssen, finde ich. Was für ein völlig überdrehter Einsatz von Nacktheit auf der Bühne.
pale81:
--- Zitat von: Jiba am 12.05.2024 | 20:34 ---Definiere bitte mal woke, damit wir wissen, über welchen "Quatsch" wir hier reden.
--- Ende Zitat ---
Na dieser übertriebene Einsatz von "Ich bin ja so besonders, weil ich irgendwas dazwischen bin", genauso, wie der übertriebene Einsatz von Nackter Haut.
Das ist ja schon länger so, aber dieses mal fand ich es extrem.
Jeder wie er will, aber das so auszuschlachten, echt nervig.
Die sollen singen und nicht irgendein doofes, unwichtiges Statement setzen wollen, sei's jetzt politisch, wie sie sich kleiden wollen (oder eben nicht), oder was auch immer sie meinen sein, oder nicht sein zu wollen.
Jiba:
--- Zitat von: Shin Chan am 12.05.2024 | 21:01 ---Na dieser übertriebene Einsatz von "Ich bin ja so besonders, weil ich irgendwas dazwischen bin"
--- Ende Zitat ---
Inwiefern unterscheidet sich der deiner Ansicht nach von "Ich bin ja so besonders, weil ich Künstler bin" oder "Ich bin ja so besonders, weil ich eine krasse Rockstar-Rampensau bin" oder "Ich bin ja so besonders, weil ich eine sexy Frau bin und das weiß" oder "Ich bin ja so besonders, weil ich alle meine Feinde mit meiner Fantasy-Axtgitarre zerlege, wie meine Brothers everywhere!!!"?
Ich meine, seien wir ehrlich: Du hättest doch genau dasselbe in früheren Dekaden über David Bowie oder die New York Dolls oder von mir aus auch Placebo sagen können. Und tatsächlich hat man dasselbe auch über diese Künstler:innen gesagt.
--- Zitat ---doofes, unwichtiges Statement setzen wollen
--- Ende Zitat ---
Naja, bei einer immer weiter zunehmenden Gefährdungslage für queere Menschen aller Art alleine in Deutschland, weiß ich nicht, ob es nicht vielleicht doch auch noch unwichtigere Statements gibt. Wie zum Beispiel das Statement "Oh, ich habe meine Liebe verloren – bitte, meine Liebe, komme zurück zu mir!" im französischen Song oder "Oh, ich bin ja so eine verruchte Frau – und ich fühle mich so gut dabei" im spanischen Song.
Ohne hier jetzt ein riesiges Fass aufzumachen: Pop- und Rockmusik (ja, überhaupt alle Musik) sind seit jeher ein Medium für Eigenidentitätsstatements. Seit es sie gibt, stehen Sänger:innen auf der Bühne und trällern in die Micros wer sie und andere Menschen sind und dass sie sich dessen, was sie sind nicht zu schämen brauchen – und dass es andere gibt, die ihnen genau das einreden wollen. Das reicht von Lou Reed ("Plucked her eyebrows on the way...") über Madonna ("But I made up my mind, I'm keeping my baby...") und Eminem ("He goes home and barely knows his own daughter...") bis zu den Lady Gagas und Taylor Swifts unserer Zeit.
In den meisten Musikgenres ist das Ausstellen des eigenen Selbsts auf der Bühne völlig normaler Teil der Performance. Immer. Ich meine, guck doch allein mal in den Metal oder den Punkrock oder den HipHop wie viel Posing da drin ist.
Da hat Nemo dasselbe Recht, über seine Identität zu singen. Tun andere ja auch. Immer schon. Seit es Popmusik gibt. Die ganze Zeit.
Also so sehe ich das zumindest.
P.S. – Abgesehen davon: Du bist doch Schweizer. Freu dich doch, dass dein Land gewonnen hat. ;)
Darius der Duellant:
Finde den Schweizer Beitrag vollkommen unansprechend, in absolut jeder Hinsicht. Das mag ich weder hören noch sehen.
Habe noch in ein paar andere Sachen reingeschaut und mich bei einigen der Inszenierungen gefühlt als ob man da in ner Chippendales Show Casting betrieben hätte oder eigentlich bei der Venus auftreten wollte..
Ich MAG nackte Haut. Ich mag auch VIEL nackte Haut. Aber soweit ich das korrekt in Erinnerung habe ist das immer noch ne Musikveranstaltung und in dem Kontext hat das vielfach einfach nur noch BILLIG statt kreativ oder rebellisch gewirkt, was da auf der Bühne stand. Ja, klar, sex sells aber wenn das Lied nur wegen nackten Ärschen und Titten im Gedächtnis bleibt und musikalisch komplett zu vergessen ist, sind die Prioritäten falsch.
Die Aktion mit dem Niederländer war (sofern das statement korrekt ist, was ich nicht bezweifle) eine absolute Frechheit. Genau wegen so einem Scheiss ist es gut und richtig dass man nicht auf jedes Gerufe hin sofort springt sondern erstmal abwartet und sich die Sachen genauer anschaut.
pale81:
--- Zitat von: Jiba am 12.05.2024 | 21:43 ---Inwiefern unterscheidet sich der deiner Ansicht nach von "Ich bin ja so besonders, weil ich Künstler bin" oder "Ich bin ja so besonders, weil ich eine krasse Rockstar-Rampensau bin" oder "Ich bin ja so besonders, weil ich eine sexy Frau bin und das weiß" oder "Ich bin ja so besonders, weil ich alle meine Feinde mit meiner Fantasy-Axtgitarre zerlege, wie meine Brothers everywhere!!!"?
Ich meine, seien wir ehrlich: Du hättest doch genau dasselbe in früheren Dekaden über David Bowie oder die New York Dolls oder von mir aus auch Placebo sagen können. Und tatsächlich hat man dasselbe auch über diese Künstler:innen gesagt.
Naja, bei einer immer weiter zunehmenden Gefährdungslage für queere Menschen aller Art alleine in Deutschland, weiß ich nicht, ob es nicht vielleicht doch auch noch unwichtigere Statements gibt. Wie zum Beispiel das Statement "Oh, ich habe meine Liebe verloren – bitte, meine Liebe, komme zurück zu mir!" im französischen Song oder "Oh, ich bin ja so eine verruchte Frau – und ich fühle mich so gut dabei" im spanischen Song.
Ohne hier jetzt ein riesiges Fass aufzumachen: Pop- und Rockmusik (ja, überhaupt alle Musik) sind seit jeher ein Medium für Eigenidentitätsstatements. Seit es sie gibt, stehen Sänger:innen auf der Bühne und trällern in die Micros wer sie und andere Menschen sind und dass sie sich dessen, was sie sind nicht zu schämen brauchen – und dass es andere gibt, die ihnen genau das einreden wollen. Das reicht von Lou Reed ("Plucked her eyebrows on the way...") über Madonna ("But I made up my mind, I'm keeping my baby...") und Eminem ("He goes home and barely knows his own daughter...") bis zu den Lady Gagas und Taylor Swifts unserer Zeit.
In den meisten Musikgenres ist das Ausstellen des eigenen Selbsts auf der Bühne völlig normaler Teil der Performance. Immer. Ich meine, guck doch allein mal in den Metal oder den Punkrock oder den HipHop wie viel Posing da drin ist.
Da hat Nemo dasselbe Recht, über seine Identität zu singen. Tun andere ja auch. Immer schon. Seit es Popmusik gibt. Die ganze Zeit.
Also so sehe ich das zumindest.
P.S. – Abgesehen davon: Du bist doch Schweizer. Freu dich doch, dass dein Land gewonnen hat. ;)
--- Ende Zitat ---
Ich freu mich für die Schweiz und für Nemo (auch wenn ich es selbst Schrott fand).
Von mir aus hätte jedoch jeder von den Teilnehmern gewinnen können, die waren alle gleich gut, oder schlecht. Ansichtssache.
Mir ging's eher darum, dass so viele Beiträge dabei waren, die irgendeiner Randgruppe angehören musste, damit's irgendwie eine Bedeutung hatte.
Du bist ja nicht Künstler, oder Rockstar, du bist jetzt Non-binärer Künstler, oder Gay-Rockstar ohne Klamotten, oder was weiss ich.
Ich sag ja, jeder wie er will, mir ist's persönlich zu viel von allem gewesen (ausser von den Klamotten, da war's oft zu wenig).
Daher fand ich auch den Franzosen gut.
Ich mag dich Sprache nicht besonders, das Getue, war mir zu übertrieben, aber es war ein Handwerklich guter Beitrag, ohne auf irgendeiner Woke-Welle, oder sonst einem aktuellen Thema, mitschwimmen zu müssen.
Aber ich bin halt auch alt und intolerant, ich will da gar nicht mehr mitkommen ;)
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