Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte

[WFRSP2] - Enemy within - Kampagne ABGESCHLOSSEN

<< < (4/27) > >>

D. M_Athair:
Danke für den Bericht. Wirklich schön zu lesen!
UND: Unbedingt weiterspielen, auch wenn im Moment alles etwas undurchsichtig und verworren scheint!

Meine Gruppe hatte damals leider nicht den nötigen langen Atem, sodass sich die Gruppe
ca. 2 Spielabende nach der Stelle, an der ihr euch befindet, aufgelöst hat.
Eine Spielerin muss ich ausnehmen. Sie hätte mit ihrer Köhlerin Ignazia, einer Cousine des Fährmanns Josef,
 trotz schon vorhandener Wasserphobie  ;D ,wirklich gerne weitergespielt.

Drantos:
Keine Panik, wir haben bis jetzt über 60 Sitzungen hinter uns und sind im finalen Band "Empire in Flames" von Alfred "Mad Alfred" Nunez. Ich schätze mal, dass wir die Kampagne im Sommer fertig haben und ich plane jede Woche einen Beitrag einzustellen. Ist also noch Lesestoff für mehr als ein Jahr.

Die ersten 45 Sitzungen hat unser Chronist als Buch binden lassen und dann jedem Spieler ein exemplar zu Weihnachten geschenkt. War ne schöne Überraschung.

Frust gab es zwischendurch genug. Das lag vermutlich daran, dass ich die Spieler am Anfang so übel eingeschüchtert hatte (fiese Welt, Inquisition, undurchschaubare Intrigen), dass sie manchmal gehörig angestupst werden mussten, um sich überhaupt noch was zu trauen.

Unser Chronist trug wesentlich zum Erfolg der Kampagne bei, da er so ziemlich jeden Warhammer Roman gelesen hat und so in jeder Stadt kleine Anekdoten erzählen konnte, die das Flair von Warhammer gut rübergebracht haben. Manche SL kommen damit nicht klar, wenn ihre Spieler zuviel über das setting wissen. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen.

Für mich gestaltete es sich schwierig bei den ganzen komplexen Handlungssträngen den Durchblick zu wahren. Manchmal hab ich Mist gebaut und den Spielern fehlte eine wichtige Information. Das musste ich dann irgendwie wieder gerade biegen. Gut für mich war, dass die Spieler nicht so oft vom Hauptstrang weggehüpft sind. Sie haben meistens die Informationen schön nacheinander abgearbeitet. In Kislev wurd es dann ein wenig wild, aber das kommt später noch.


cu Drantos

Germon:

--- Zitat von: Drantos am 27.04.2010 | 23:20 ---...ich plane jede Woche einen Beitrag einzustellen. Ist also noch Lesestoff für mehr als ein Jahr.

--- Ende Zitat ---
:d

...bin auch fleißig am Lesen hier.

Drantos:
@Germon: Ausgezeichnet. Jegliches Lob gebe ich an unseren fleißigen Chronisten weiter  :)


Das Fest hatte seine eigenen Tücken. Die armen Kerle gerieten an Starkbier, dreibeinige Goblins und brutale Kirmesschläger. Die Krönung war jedoch ein ausgiebiger Aufenthalt in der berühmten Kanalisation Bögenhafens (Badeurlaub mit eingeschlossen)...

Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Shadows over Bögenhafen" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.


8. Wir ham' den Kanal noch lange nicht voll...

Mit dem Vorsatz, die Enttäuschung über die geplatzte „Erbschaft“ mit ein paar Humpen Bier fortzuspülen, begaben wir uns zum Festplatz. Auf dem Weg dorthin hörten wir einige Passanten über einen verrückten Prediger reden, der auf dem Götterplatz steht und verzweifelt versucht, von den Sigmariten auf den nächsten Scheiterhaufen geschnallt zu werden; nur so ließen sich die Gerüchte erklären, dass er lauthals wirre Geschichten vom Ende der Welt, Gesichtern auf Morrsliebs Oberfläche und vergleichbarem Unfug erzählt. Wir schenkten diesen Gerüchten zunächst keine Beachtung, da die Welt voll ist von Spinnern, die derart ketzerisches Zeug von sich geben.

Der erste Getränkestand auf dem Festplatz, welcher uns ins Auge fiel, verkaufte das legendäre Bugmans Bier. Da noch keiner von uns diesen Trunk gekostet hatte, war nun der richtige Moment gekommen, es zu tun. Das Bier schmeckte köstlich, haute aber ordentlich rein. Besonders Answald schien das Getränk zu Kopfe zu steigen; es bedurfte nicht viel, und schon stand er im Boxring dem Kämpfer „Crusher Brogan“ gegenüber. Der alte Boxer schien schon einige Kämpfe hinter sich zu haben, und so standen die Chancen Answalds gar nicht schlecht; anfangs teilte er auch ordentlich aus, jedoch machte sich nach einigen Minuten die Erfahrung des Kirmesboxers bemerkbar, und mit einem glücklichen Treffer schickte er Answald auf die Bretter. Bernard bekam von dem Spektakel leider nicht viel mit – er hätte das Bier lieber nicht auf nüchternen Magen trinken sollen. Andererseits war dies vielleicht auch gut, da er so nur in seine eigene sehr flüssige Kotze fiel und sich keine größeren Nahrungsbröckchen in seinem Haar verfangen konnten.

Im Kuriositätenkabinett des Dr. Malthusius wurde eine dreibeinige Kreatur ausgestellt, die wohl ein mutierter Goblin sein konnte und Besucher für die nächste große Vorführung anlocken sollte, welche lautstark durch den Doktor angekündigt wurde. Doch noch während der Schausteller seine Abartigkeiten anpries, biss sich der Goblin seine Leinen durch und hoppelte auf seinen drei Beinen flink auf uns zu. Es gelang mir gerade so, das Ende des Seiles um seinen Hals zu ergreifen und ihn festzuhalten. Schnell schaffte der zwergische Gehilfe Malthusius' die Kreatur wieder in ihren Käfig, und man lud uns dankbar zu einer Gratisvorstellung ein. Die Wartezeit bis zum Vorstellungsbeginn überbrückten wir mit dem, was man auf einem Rummelplatz eben so tut: Wir feuerten die Teilnehmer von Schlägereien an, verspotteten sie wenn sie von der Stadtwache verdroschen wurden, ich besuchte eine (völlig unechte und nur dämliche Aussagen treffende) Wahrsagerin und beim Glücksrad gewannen wir allerlei Tand. Nur mit Mühe konnten wir Answald davon abhalten, die Schwertschlucker nachzuahmen (hätte er nicht versucht, sein Schwert Griff voran zu schlucken, hätte der Tag wohl beim Heiler geendet).

Nach einer Stunde begann endlich die Freakshow. Zunächst war alles recht langweilig: Wir bekamen durchschnittlich Erschreckendes zu sehen, von einem einäugigen Hund über die obligatorische bärtige Frau bis hin zum Wolfskind. Erst zum Schluss, als der dreibeinige Goblin an den Zuschauern vorbeigezerrt wurde, kam ein wenig Bewegung in die Sache. Die Kreatur, der der kurze Ausflug in die Freiheit zuvor scheinbar gefallen hatte, Biss Dr. Malthusius plötzlich herzhaft in die Hand, so dass dieser mit einem schmerzerfüllten Schrei die Leine fallen ließ, und rannte dann mit ihrem grotesken dreibeinigen Galopp auf die Stadtmauer zu! Wir sprangen auf, um das Wesen erneut einzufangen, doch ehe wir es einholen konnten, hatte es sich durch ein enges Gitter hindurch in die Kanalisation der Stadt verkrümelt.

Malthusius, seine blutende Hand haltend, wimmerte und wehklagte ob des Verlustes seiner Hauptattraktion. Er bot und fünfzig Kronen für die lebendige Wiederbeschaffung des Goblins. Die herbeigeeilten Stadtwachen, angeführt von Magistrat Richter, boten uns das Doppelte, egal ob tot oder lebendig. Da sich dieser Auftrag nach leicht verdientem Geld anhörte (werden wir je lernen, dass bei solchen Unterfangen stets ein Haken dran ist?), holten wir rasch unsere Ausrüstung, nüchterten den immer noch sternhagelvollen Bernard bei einer Kräuterfrau mit einer ordentlichen Prise Schwarzen Lotus' aus und ließen uns von dem Wachhauptmann Schultz zum nächsten Eingang in die Katakomben führen.

Der Gestank war im ersten Moment überwältigend. Besonders die Gruppenmitglieder, die ihr Leben nicht in der Gosse verbracht hatten, mussten arg mit dem Brechreiz kämpfen. Trotzdem kämpften wir uns auf dem schmalen Fußweg am Tunnelrand neben der stinkenden Brühe bis zu dem Punkt vor, an dem der Goblin in die Kanalisation eingestiegen war. Auf der Suche nach Spuren sprang ich auf die andere Kanalseite – und rutschte natürlich prompt auf dem glitschigen Untergrund aus! Mit einem lauten Klatschen tauchte ich unter, und als ich beim Auftauchen das Gelächter meiner so genannten Freunde hörte, wünschte ich mir, dass bei meinem Aufschlag mehr von der Scheiße in ihre Richtung gespritzt wäre. Bernard, noch immer mit ganz glasigen Augen, hatte eine gute Idee: Wir organisierten uns eine Holzbohle, um den Kanal bei Bedarf auf etwas angenehmere und weniger spektakuläre Art und Weise überqueren zu können. Richard entdeckte schließlich einen Fleck bei einem Seitentunnel, und Magnus erkannte mit seinen scharfen Augen, dass es ein schwarz-blutiger Handabdruck war. Der Goblin musste sich bei seinem Einstieg in die Kanäle verletzt haben! Nun, da wir wussten, wonach wir suchen mussten, war es kein Problem mehr, der Spur zu folgen. Bernard jedoch weigerte sich, den engen Tunnel zu betreten, und so zogen wir zunächst ohne ihn weiter.

Schon nach wenigen Metern kamen wir - an eine Holztür! Diese hätte keiner hier unten zu finden gedacht. Auf einem Stein neben der Tür waren Diebeszeichen angebracht, welche besagten, dass es sich um einen sicheren Platz handele. Nach ein wenig Suchen fand ich auch den passenden Schlüssel für die Tür. Was nun folgte, war eine Begegnung der etwas anderen Art... Im Raum hinter der Tür saßen drei Gestalten – ihrem Aussehen nach und aufgrund des Ortes, an dem wir uns befanden, vermutlich Angehörige der hiesigen Diebesgilde – und blickten erstaunt und alarmiert auf. Ich tischte ihnen rasch einen erfundenen Grund für unsere Anwesenheit auf, und als der Anführer der Männer uns näher winkte, traten wir auf ihn und seine Kameraden zu. Doch kaum waren wir in der Raummitte angekommen, da klappte der Boden unter unseren Füßen weg – eine Falltür! Wir rutschten einige Meter in die Tiefe, und wer vom Aufprall unten nicht schon benommen war, wurde von dem dort wartenden Dutzend Bewaffneter überwältigt, gefesselt und mit dem Kopf in einen stinkenden Sack gesteckt. Als dieser wieder entfernt wurde, fanden wir uns auf Stühle gefesselt wieder. Die drei Männer von vorhin, die sich als der Anführer Franz sowie die Brüder Reinhard und Reinhold vorstellten, löcherten uns mit Fragen zu unserem Aufenthalt hier unten. Offenbar waren sie nicht sehr begeistert darüber, dass ihr Versteck gefunden worden war. Nur meine mageren Kenntnisse der Diebeszeichen und das Versprechen, niemandem etwas von diesem Versteck zu verraten, retteten uns vor dem Schicksal, mit dem Kopf nach unten im Kanal treibend zu enden. So schnell wie der Spuk begonnen hatte, endete er auch wieder: Die Säcke wurden erneut über unsere Köpfe gestülpt, und ehe wir so recht begriffen was vor sich ging, hatten uns unsere „Gastgeber“ wieder in den Kanälen ausgesetzt und waren verschwunden. Ich sehe das Ganze lieber positiv: Wir haben soeben erfolgreich unsere ersten Kontakte zur hiesigen Diebesgilde geknüpft!

Nachdem wir ein wenig umhergeirrt waren, trafen wir wieder auf Bernard und die Goblinspur, der wir nun gemeinsam weiter folgten. Hierbei waren wir froh über die mitgenommene Bohle, da an mehreren Stellen der Laufsteg weggebrochen war und es auch einige Male erforderlich wurde, den Kanal zu überqueren. Auch an weitaus gefährlicheren Hindernissen mangelte es nicht: So war an einer Stelle die Tunnelwand mit einem roten Pilz überzogen, welcher laut Bernard Wahnsinn und Blindheit auslösen kann. An einer anderen Stelle roch die Luft plötzlich stark nach Schwefel, und plötzlich entzündete der Feuerschein unserer Fackeln die Luft: Hier hatte sich Gas im Tunnel gesammelt! Mit einem lauten Knall und einer Stichflamme verpuffte das Gas und schleuderte uns in die trüben und stinkenden Fluten, wo wir eine Weile betäubt vor uns hin strampelten. Nun sahen meine Kameraden wenigstens genauso aus wie ich, und ein gewisses schadenfrohes Grinsen konnte ich nicht unterdrücken. Selbiges fiel mir jedoch schon bald wieder aus dem Gesicht: Nur wenige Meter weiter den Gang hinunter trieb die Leiche eines kräftigen Zwerges vorbei – oder zumindest das, was von ihm übrig war: Ein Arm war abgerissen, sein Körper übersät mit Stichwunden, und der Blick in den weit aufgebrochenen Brustkorb ließ vermuten, dass mindestens das Herz, wenn nicht sogar noch weitere Organe, nicht mehr an ihrem Platze waren (von den durch Rattenfraß verursachten Verletzungen ganz zu schweigen...). Trotzdem erkannten wir das Gesicht des Zwergen: Es war einer der Unglücklichen, die am Mittag noch auf dem Pranger vor dem Gerichtszelt angekettet waren, sogar Reste des verdorbenen Gemüses, mit dem er beworfen worden war, klebten noch in seinen Haaren und seinem Bart. Wir bewegten uns nun umso vorsichtiger, da wir einem Wesen, das derartige Verletzungen verursachen kann, lieber nicht begegnen wollten.

Schließlich führte uns die Goblinspur zu einer weiteren, sehr massiven Holztür mit vergittertem Fenster. Dahinter konnte man eine Art Tempelraum erkennen, jedoch fiel unser Blick schwerpunktmüßig auf den riesigen Goblinblutfleck und den abgenagten Goblinhüftknochen, welcher auf unserer Seite der Tür lag. Schwer schluckend erkannten wir die drei Gelenke an dem Knochen – es handelte sich eindeutig um „unseren“ Goblin. Nun ja, damit war unser Auftrag wohl beendet, und da wir keine Lust hatten, das Schicksal der Kreatur zu teilen, eilten wir zum nächsten Ausstieg aus der Kanalisation. Draußen war es mittlerweile tiefste Nacht. Glücklicherweise wusste die vorbeikommende Patrouille von unserem Auftrag, sonst hätten die Männer uns am Ende noch für welche von den zwielichtigen Gestalten gehalten, die wir aus einiger Entfernung auch dort unten hatten herum huschen sehen. Als wir uns zum Fluss begaben, um zumindest den gröbsten Dreck abzuwaschen, fiel uns auf, dass Morrslieb, welcher eigentlich nur eine dünne Sichel hätte sein dürfen, voll am Himmel stand. Aber was soll's, was will man von einem Chaosmond erwarten...

Nach einer Nacht an Deck (Josef verweigerte uns aufgrund des immer noch latent vorhandenen Kanalduftes unsere Hängematten im Frachtraum) führte uns der erste Weg am nächsten Morgen in eine Badewanne, und auch unsere Garderobe bedurfte eines kompletten Austausches. Auf unserem Weg durch die Stadt kamen wir am Götterplatz vorbei. Hier fiel uns auch sofort der am Vortag erwähnte Ketzer auf, der – unter den wütenden Blicken der Wachen vor dem Sigmartempel – seine düsteren Prophezeiungen jedem Passanten, der es nicht wissen wollte, ins Ohr brüllte. Als wir an dem Irren vorbeigingen, geschah etwas Merkwürdiges: Er sah mich an, seine Augen wurden groß wie Untertassen, und auf mich deutend rief er laute Verwünschungen aus und behauptete, ich sei verflucht! Schreiend, lamentierend und auf mich zeigend hüpfte er noch einen Augenblick lang um uns herum und ergriff dann die Flucht, als sei eine ganze Schar seelenfressender Dämonen hinter ihm her. Die Sigmariten durchbohrten nun mich mit ihren starren Blicken, so dass wir rasch weiter zum Festplatz und dem Zelt des Magistrates Richter eilten.

Hier wartete die nächste Ungerechtigkeit auf uns: Richter begrüßte uns mit den Worten, dass ja leider der Goblin im Hafen von einer Kiste erschlagen wurde und wir daher keine Belohnung einfordern könnten. Dies habe ihm sein Kumpel Steinhäger, Patriarch einer alteingesessenen Adelsfamilie, erzählt, dem er mehr Glauben schenke als uns. Auch unser Sachbeweis in Form des abgenagten Goblinhüftknochens ließ ihn kalt... das heißt, es ließ ihn nicht kalt, sondern veranlasste ihn, angewidert von Geruch und Aussehen des Dinges, uns von seinen Wachen hinauswerfen zu lassen.

Steinhäger also. Das wollten wir selber hören und vor allem den Kadaver sehen! Auf ging es zum Lagerhaus am Hafen, wo wir auch gleich den Trunkenbold Anton auftreiben konnten, welcher mit dem Vorfall angeblich zu tun hatte. Dieser erzählte uns, nachdem er eine Flasche Fusel bekommen hatte, wie er heldenhaft die blutrünstige Goblinkreatur mit eigenen Händen im Kampf Mann gegen Monster erschlagen hatte. Die Diskrepanz dieser Geschichte mit Richters Version schien ihn nicht zu kümmern, jedoch konnten weder er noch der herbeieilende Vorarbeiter uns die Leiche des Goblins zeigen. Schließlich gaben wir es auf, uns mit diesen Deppen zu unterhalten. Wieso Hänschen fragen, wenn Hans es besser weiß? So begaben wir uns zum Sitz des alten Steinhägers, denn der schuldete uns nunmehr nämlich hundert Karls, und die wollten wir haben!


An diesem Tag war ich nicht optimal vorbereitet. Eigentlich lag der Hüftknochen des Goblins im Raum und nicht davor. Auch erscheint es mir unplausibel, dass ein Dutzend Diebe ständig auf ungebetenen Besuch wartet. Aber man kann ja nicht alles haben. Nicht besonders schlimm, aber mich ärgern solch kleine Fehler schon.


cu Drantos

Drantos:
Wieder einmal machen sich unsere Helden wider Willen auf, die Pläne der Mächtigen und Geistesgestörten zu durchkreuzen. Zerfetzte Bettler, dunstige Dämonen und ein Chronist, der seine Arbeit nicht gewürdigt sieht, bleiben auf dem Schlachtfeld zurück.



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Shadows over Bögenhafen" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



9. Anecken um jeden Preis - Teil 1

Wir haben alle schlimme Kopfschmerzen. Leider liegt das nicht an der Tatsache, dass wir uns den Verstand auf dem Schafensfest weggesoffen haben (schön wär's). Dies hat unsere kleine Exkursion mit dem Goblin ja leider verhindert. Nein, es liegt viel mehr daran, dass so viel Verwirrendes geschehen ist... Aber der Reihe nach:

Während Bernard, Magnus, Richard und ich wutschnaubend in Richtung des Handelshauses vom ollen Steinhäger stürmten, blieb Answald zurück, um für ein paar Groschen Lohn beim Kistenschleppen im Hafen zu helfen. Im Nachhinein betrachtet, war dies die weisere Entscheidung. Doch kaum waren wir aus den Docks heraus, kaum plötzlich Josef angestürmt. Völlig außer Atem stammelte er etwas von einem Überfall und erzählte, dass Gilda und ihr Baby entführt worden seien! Sofort begleiteten wir ihn zurück zum Schiff, wo wir einen immer noch arg benommenen Wolma vorfanden, auf dessen Stirn eine faustgroße Beule prangte. Unter Tränen erzählte er uns, wie ein Ruderboot mit vier maskierten Männern darin neben Josefs Schiff gehalten habe. Die Männer griffen sich Gilda und das Baby der beiden, schlugen Wolma nieder und ruderten dann rasch einige Meter flussabwärts. Hier konnte Wolma noch sehen, wie sie in einem Kanal verschwanden, bevor er das Bewusstsein verlor.

Sofort stürmten wir in die angegebene Richtung. Einige Arbeiter konnten uns (motiviert durch ein paar Silberlinge) bestätigen, dass ein paar Männer vor einiger Zeit zwei Säcke in den Abwasserkanal getragen hatten. Super! Schon waren wir wieder in den Kanälen unterwegs... Wir konnten einige Schleifspuren auf dem schleimigen Boden ausmachen, welche uns – wer hätte das gedacht – bis vor die Holztür führten, bei der wir den kläglichen Rest unseres Goblins gefunden hatten. Die Entführer mussten Magda und ihr Töchterchen hier hineingezerrt haben! Magnus spähte noch einmal durch das Gitter und konnte einige merkwürdige Symbole ausmachen, die auf dem steinigen Boden angebracht waren. Plötzlich kam uns eine Idee: Da diese Tür, wie es das Schicksal des Goblins vermuten ließ, wohl gut bewacht war, gab es vielleicht einen einfacheren oberirdischen Eingang? Rasch suchten wir den nächsten Ausstieg, blickten in die vermutete Richtung des Kellerraumes – und blickten direkt auf ein großes frei stehendes Gebäude, an dessen Eingang ein Wappenschild hing, auf dem ein Fass mit einem „S“ darin prangte: Das Haus der Steinhägers!

Da dies vor der Unterbrechung durch Josef und die Entführung ohnehin unser Ziel war, umrundeten wir einmal kurz entschlossen das Haus und klopften schließlich am Hauptportal, wo uns auch durch einen Diener Einlass gewährt wurde. Dieser führte uns dann auch – durch einen Innenhof mit einem Teich – zum Büro des Patriarchen Franz Steinhäger. Dieser saß, von zwei kleiderschrankgroßen Leibwachen flankiert, an seinem Schreibtisch und stellte sich doof, als wir ihn mit der Goblingeschichte konfrontierten. Er wisse von der Sache nicht viel, verwies an seine Dockarbeiter und komplimentierte uns dann rasch hinaus. Prima, jetzt waren wir genauso schlau wie zuvor, und unseren hundert Kronen kein Stück näher.

Es schien nun an der Zeit, sich bei Ortskundigen ein wenig Rat einzuholen. Also stieg ich wieder in den Kanal hinab, um bei der Diebesgilde ein paar Informationen aufzutreiben. Durch die Tür gelangte ich in den geheimen Raum der Diebesgilde. Unter Vermeidung der Falltür setzte ich mich zu den anwesenden Dieben (Franz war nicht darunter) an den Tisch und erfuhr – nach Entrichtung der obligatorischen, aber immens hohen „Bearbeitungsgebühr“ - folgende Dinge:

- Die Tür unter dem Anwesen der Steinhägers wurde vor ungefähr einem Jahr eingebaut
- Immer wieder tauchen furchtbar verstümmelte Körper in der Nähe der Kellertür der Steinhägers auf, oftmals mit fehlenden inneren Organen – innerhalb des letzten Jahres wurden etwa acht Körper gefunden, genaueres wüssten die Bestatter
- Die Steinhägers (Franz, sein Bruder Heinrich und sein Sohn Albrecht) arbeiten seit einem halben Jahr scheinbar rund um die Uhr; man sah sie zu allen Tages- und Nachtzeiten in dem Kellerraum ein- und ausgehen
- Markerschütternde Schreie und beschwörender Singsang erschallen des Öfteren hinter der Tür
- Keiner der örtlich ansässigen Kriminellen ist in die Entführung von Magda verwickelt – und wenn doch, gibt es Ärger mit der Gilde

Zudem wurde mir ein alternativer Kontakt zur Diebesgilde genannt, welchen ich in Zukunft benutzen solle: Im Gasthaus „Zur gekreuzten Pike“, dem Stammlokal der Stadtwachen, solle ich den Wirt nach einem schlecht eingeschenkten Bier fragen. Mal wieder zeigt sich die Wahrheit hinter dem Sprichwort „Frechheit siegt“...

Da ein Eindringen in das Steinhäger'sche Anwesen zu riskant war, begaben wir uns mit Werkzeug ausgerüstet wieder zur Tür im Kanal. Dahinter war nun auch ein schwaches Wimmern zu hören! Mit vereinten Kräften schlugen wir die Tür ein und betraten den dahinter liegenden Raum. Am hinteren Ende des langen Raumes sahen wir zwei Bündel liegen – Magda und ihr Kind! Auf dem Fußboden lag ein schweres Kupferband in der Form eine Pentagramms, welches von Wand zu Wand reichte. An seinen Spitzen standen fünf silberne Kerzenständer mit schwarzen Kerzen, und in der Mitte war das Abbild einer Bestie ähnlich einem Tiermenschen abgebildet. „Ordo Septenarius“ las Magnus laut vor – so lautete die Inschrift der Zeichnung. Schwarzes, halb getrocknetes Blut – wohl von unserem Goblin – bedeckte den Boden an verschiedenen Stellen.

Noch während wir unsere Umgebung betrachteten, bildeten sich in der Mitte des Pentagramms plötzlich schwarze Rauchschwaden. Beißender Schwefelgeruch stach in unsere Nasen. Die Schwaden kreisten immer schneller um den Mittelpunkt des Drudenfußes und verdichteten sich schließlich zu einer Gestalt mit dem Kopf einer Bestie und schwarzen, fledermausartigen Flügeln. Starr vor Angst blickte ich auf die Kreatur – dies musste ein Chaosdämon sein! Mit einer tiefen, furchteinflößenden Stimmen rief uns das abscheuliche Wesen zu: „Halt! Kommt nicht näher! Verschwindet von hier!“

Liebend gern wäre ich seinem Vorschlag gefolgt, doch dann wären Gilda und das Kind verloren gewesen. Bernard ließ seinen Armbrustbolzen fliegen, und als sei dies das Zeichen zum Angriff gewesen, stürzte sich der Dämon auf uns. Kurze Zeit hoffte ich, dass er wie in den Geschichten und Märchen an der Barriere, die am Rand jedes Pentagramms sein soll, zerschellen würde. Jedoch flackerte der Dämon nur kurz auf, als er die Grenze überquerte, und war plötzlich mitten unter uns. Richard konnte sich gerade noch unter den Klauen des Monsters wegducken, ihm blieb jedoch keine Zeit für einen Gegenangriff. Da die Kreatur mir ihren Rücken zuwandte, hieb ich rasch auf sie ein, und siehe da: Ein Rinnsal schwarzen Blutes sickerte aus der Wunde, die ich ihm zufügen konnte. Der Dämon war nicht unsterblich! Unter unseren gemeinsamen Hieben flackerte unser Gegner immer öfter, und schließlich verschwand er so, wie er gekommen war – in einer schwarzen Rauchwolke. Besonders zugesetzt hatten ihm wohl die kleinen Dartpfeile, welche Magnus wie aus dem Nichts plötzlich in seinen Händen hielt und mit merkwürdigen Beschwörungen dem Wesen entgegen schleuderte. So langsam habe ich den Verdacht, dass er ein paar Fähigkeiten hat, die man den Sigmarpriestern gegenüber lieber verschweigen sollte. Solange er diese Talente benutzt, um unsere Gruppe zu unterstützen, soll es mir recht sein. Aber man erzählt sich, dass Dämonen von Magiebegabten Besitz ergreifen können, während sie ihre Zauber wirken; ich werde Magnus also in Zukunft besser beobachten, und wehe ihm, er zuckt falsch!

Wir eilten zu der völlig schockierten Gilda. Ihr und ihrem Kind schien es gut zu gehen. Neben ihr lag ein Taschentuch mit den Initialen „F.S.“ - Franz Steinhäger! Unser Verdacht, dass mit dem Laden irgendwas nicht stimmt, wurde immer größer. Rasch brachten wir Gilda und das Baby aus dem Kanal hinaus (natürlich nicht ohne die silbernen Kerzenständer - die würden uns einen hübschen Batzen Geld einbringen). Am Hafen übergaben wir die Beiden einem überglücklichen Wolma. Josef konnten wir schließlich überzeugen, dass er seine Abreise möglichst rasch vorbereiten solle, auch wenn er noch keine neue Ladung organisieren konnte.

Bernard eilte derweil nochmal rasch zur Kräuterfrau Esmeralda, um Zutaten für einen beruhigenden Trunk zu kaufen, der die völlig verstörte Gilda beruhigen sollte. Auf dem Rückweg wurde er von Andrea, der Gehilfin Richters, abgefangen. Diese berichtete ihm, dass sie sich große Sorgen um ihren Arbeitgeber mache: Nach einem Besuch des Hauptmanns der Stadtwache, Reiner Görtrin, sei der Magistrat schwer erkrankt. Während Richard, Magnus und ich Josef und seine Crew aus der Stadt geleiteten und anschließend zurückliefen, suchte Bernard den Magistrat Richter auf. Hier eilte ihm bereits der völlig verzweifelte Oberste der Arztgilde, Doktor Heichdorn, entgegen. Bernard wurde von der übellaunigen Haushälterin Richters schließlich an das Krankenbett vorgelassen. Sie erzählte ihm noch, dass vor kurzem der Hauptmann einen Krankenbesuch gemacht hätte, und das mit einem fetten Grinsen im Gesicht! Dies sei ungewöhnlich, da er noch nie lachend gesehen worden sei.

Die geschwollene Zunge, die hervorquellenden Augen und die lila gefärbte Haut des Magistrates erkannte Bernard sofort als das Purpurne Gehirnfieber, eine magische Krankheit, welche einer bewussten Infizierung des Betroffenen bedarf! Bernard erinnerte sich zwar an die Zutaten für das Heilmittel, konnte sie jedoch nirgends in der Stadt auftreiben. Er suchte sodann Dr. Heichdorn auf, welcher von der Krankheit noch nie gehört hatte (was daran liegen könnte, dass die Schriften, in denen die Krankheit beschrieben wird, auf der Schwarzen Liste des Sigmartempels stehen und verbrannt werden, sobald sie an die Öffentlichkeit gelangen – mitsamt ihren Besitzern...). Der Arzt sandte sofort einen Boten nach Altdorf, um die heilenden Zutaten zu beschaffen. Er erzählte Bernard zudem, dass die gleiche Krankheit bereits vor einigen Jahren aufgetreten sei: Karl Teugen, ein Händler, sei vor etwa zwei Jahren an den gleichen Symptomen erkrankt und gestorben.

Da sich der Verdacht aufdrängte, dass der Wachhauptmann Görtrin in die Sache verwickelt ist, suchten wir die Gekreuzte Pike auf und hörten uns etwas um. Es kristallisierte sich heraus, dass die Soldaten ihren Hauptmann alle ganz toll fanden. Sein Quartier hatte er in den Wachunterkünften auf der anderen Seite des Flusses in der „Grube“. Allerdings sei sein auffallendstes Merkmal, dass er nie lachen würde. Umso merkwürdiger erschien nun, dass er lachend beim Krankenbett des Magistrats gestanden haben soll. Weitere Hinweise konnten wir hier nicht gewinnen.


Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln