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[WFRSP2] - Enemy within - Kampagne ABGESCHLOSSEN

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Drantos:
Aufgrund der Länge des Berichts, hier der zweite Teil


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Shadows over Bögenhafen" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



9. Anecken um jeden Preis - Teil 2

Nun waren wir mit unserem Latein erst mal am Ende. Der Hauptmann war für uns unerreichbar, ebenso das Anwesen Steinhägers. Allerdings fielen uns dann Kräfte ein, deren Möglichkeiten die unseren weit überragten: Die Sigmariten! Ihnen würde ein Keller unter Steinhägers Haus mit Zaubersymbolen und Wachdämonen bestimmt die Mühe wert sein, einmal die Tür des Händlers aufzutreten und seinen Haushalt und das Geschäft etwas genauer zu untersuchen. Flugs machten wir uns auf zum Sigmartempel (nicht ohne vorher die silbernen Kerzenständer aus dem Keller zu verhökern). Ich hielt mich etwas im Hintergrund, da die Wachen aufgrund des Verhaltens des irren Propheten ja auf mich aufmerksam geworden waren. Die anderen sprachen bei Bruder Thomas vor und erzählten ihm die (etwas modifizierte) Geschichte von der Tür im Kanal und den dahinter liegenden arkanen Symbolen. Kurz darauf stürmten ein von Sigmars Zorn erfüllter Bruder Thomas mit vier schwer gerüsteten Akolythen im Schlepptau die Stufen des Tempels hinab und zum Hafen. Dort wurden sie in die Kanalisation geführt. Jedoch wartete dort eine Überraschung: Die von unserem Werkzeug arg malträtierte Tür war durch eine nagelneue ersetzt worden! Auch im Inneren des Raumes hatte sich einiges getan: Das große metallene Pentagramm war ebenso verschwunden wie die Tiermenschenzeichnung, das Goblinblut und der große metallene Schrank, welcher bei unserem ersten Besuch noch in der Ecke stand! Die Reaktion der Sigmariten, keine teufelsanbetenden Ketzer zum Verbrennen gefunden zu haben, kann man wohl als „not amused“ beschreiben, und schnell machten wir uns aus dem Staub, um nicht als Ersatz herzuhalten. Welche Mächte standen uns hier gegenüber, die innerhalb weniger Stunden den Altarraum in seinen jetzigen Zustand versetzen konnten?

Da wir in der gesellschaftlichen Oberschicht nicht weitergekommen waren, versuchten wir es nun am anderen Ende der Nahrungskette: Der verrückte Prophet, der von Gesichtern in Morrslieb gefaselt und bei meinem Anblick die Flucht ergriffen hatte, war unsere nächste Spur. Die Bettler am Götterplatz identifizierten den Mann als Ultha den Verrückten, der – man hätte es sich denken können – auf der anderen Flussseite in den „die Grube“ genannten Slums wohnte. Noch während wir mit den Bettlern sprachen, fiel mir ein Bauer auf, der uns anstarrte. Schon den ganzen Tag hatte sich die Gruppe beobachtet gefühlt! Sollte dieser Kerl uns schon die ganze Zeit verfolgte haben? Rasch schritt ich auf den Mann zu, doch kurz bevor ich ihn erreicht hatte, verschwand er in einer schmalen Seitengasse. Als ich einen Wimpernschlag später um die Ecke bog, war er weg – wie vom Erdboden verschwunden! Magnus fiel nun ein Händler auf, der auch in unsere Richtung starrte. Dieser vollführte den gleichen Verschwindetrick im nächsten Tempel. Da uns von nun an keine Beobachter mehr ins Auge stachen, gingen wir zum Fluss, um mit der Fähre überzusetzen und Ultha zu suchen.

Der Fährmann kannte Ultha, er nahm ihn aus Mitleid beinahe täglich kostenlos mit. Er erzählte uns, dass Ultha erst seit zwei Jahren verrückt sei. Der Tod eines Freundes habe ihn in den Wahnsinn getrieben. Zwei Jahre? Wir fragten, ob dieser Freund zufällig Karl Teugen hieß. Erstaunt nickte der Fährmann. Als Karl vor zwei Jahren starb, kam sein Bruder Johannes Teugen in die Stadt und übernahm das Geschäft. Nun ist dieser Johann Chef der Händlergilde und erster Stadtrat. Heute Morgen sei Ultha völlig verstört hinüber zur Grube gefahren. Wir sollten in der Taverne „Ersäufte Ratte“ nachfragen, dort wisse man wo der Verrückte wohnt.

Die Grube war ein typisches Armenviertel, wie man es in jeder größeren Stadt findet. Ich war in einer ähnlichen Gegend aufgewachsen und empfand es nicht als ungewöhnlich, dass man der Scheiße in der Gosse dabei zusehen konnte, wie sie an einem vorbei hinunter zum Ufer trieb. Die anderen jedoch rümpften angewidert die Nasen und waren noch unwilliger weiterzugehen, als der ohnehin schon unerträgliche Gestank der Straße von den unangenehmen Düften überlagert wurde, die aus dem Kellerloch strömten, in dem sich die gesuchte Taverne befand. Der fette Wirt hinter dem verschmierten Tresen schien die Hauptquelle für den Geruch zu sein, und als er auf unsere Frage nach Ultha hin den Mund zu einer Antwort öffnete, wurden wir von einer neuerlichen Woge Gestank überspült. Auch der Inhalt seiner Worte war unangenehm, wollte er uns doch nicht sagen, wo wir den Verrückten finden konnten! Doch da platzte Richard der Kragen: Er schnappte sich den Wurm beim Schlafittchen und brüllte ihn so lange mit den übelsten Beschimpfungen an, bis er sang wie ein Vögelchen und die Bude Ulthas preisgab.

Die Behausung war nur wenige Meter weiter die Straße hinauf. Jedoch ließ der kupferne Geruch, der auf die Straße wehte, nichts Gutes erahnen. Und so war es auch, als wir die Hütte betraten, sahen Ultha in einer riesigen Blutpfütze auf dem Boden liegen. Seine Kehle war herausgerissen worden, und das Blut bis an die Decke gespritzt. So viel also zu unserer letzten Spur! Frustriert versetzte ich der Leiche einen herzhaften Tritt – und wurde mit einem metallischen Geräusch belohnt, als aus Ulthas starren Fingern ein Medaillon zu Boden glitt. Es zeigte ein Wappen mit einem roten Kleeblatt, das wir irgendwo in der Stadt bereits gesehen hatten. Sonst fand sich außer Unrat nichts in der Hütte. Um nicht mit dem Mord an Ultha in Verbindung gebracht zu werden (das letzte, was wir jetzt brauchen konnten, war ein wütender Mob aus Slumbewohnern) verkrümelten wir uns rasch wieder zur Fähre und auf die andere Seite des Flusses.

An der Anlegestelle wurden wir bereits von Dr. Malthusius erwartet. Dieser fragte nach dem Verbleib seiner Kreatur und schaute recht sparsam, als wir ihm den verbliebenen Hüftknochen in die Hand drückten. Als Dank für unsere Mühen lud er uns auf ein Glas bretonischen Brandy und guten Tabak in seinem Wagen ein. Auch ihm war die Geschichte mit dem Tod des Goblins im Hafen zu Ohren gekommen, und er hatte sich ebenso wie wir darüber gewundert. Zudem wusste er zu berichten, dass die Leiche des Zwerges Gotry mittlerweile angespült wurde. In diesem Zusammenhang fiel ihm auf, dass ein Mann mit dem Livree der Teugens – das Wappen mit dem roten Kleeblatt - den Zwerg aus dem Pranger geholt hatte. Also waren sowohl der Zwerg als auch Ultha der Verrückte von Teugen ermordet worden! Wir bedankten uns bei Malthusius und begaben uns auf den Rückweg in unsere Taverne „Ende der Reise“.

Die Geschichte wurde immer verworrener. So versunken waren wir in unsere Gedanken, dass uns kaum der Mond auffiel: Morrslieb, gestern schon viel zu voll für seine Zeit, hing übernatürlich groß an seinem Himmel, und auf seiner Oberfläche konnte man so etwas wie eine Fratze oder ein grinsendes Gesicht erkennen! Sollte der alte Ultha doch nicht so verrückt gewesen sein? Was uns dann aber sehr wohl auffiel, waren die zehn kräftigen Männer, die uns aufgelauert hatten und nun umringten. In ihren Händen hielten sie abgebrochene Stuhlbeine und Brecheisen. Die Wappen die sie trugen zeigten ein Seil und einen Flaschenzug, somit handelte es sich bei den Kerlen um Dockarbeiter. Der Größte löste sich aus der Gruppe und raunte uns eine Warnung zu: Wir sollten uns aus Dingen heraushalten, die uns nichts angehen, ansonsten würden wir eine Reise nach Marienburg mit dem Gesicht im Wasser antreten. Einen Absender der freundlichen Botschaft bekamen wir nicht genannt.

Die nächste freundlich Botschaft wartete in der Taverne in Form einer Schatulle auf uns. Zunächst schien diese aber wirklich freundlich gemeint zu sein, denn ihr lagen hundert Goldkronen bei! Das Zeichen der Diebesgilde war auf dem Pergament aufgemalt, und Magnus las vor, dass ich mich um Mitternacht am üblichen Ort einfinden solle. Also ging es auf zur „Gekreuzten Pike“, wo ich nach Aufsagen des Losungswortes in den hinteren Bereich geführt wurde. Dort wartete bereits Franz auf mich. Seinem Gesichtsausdruck nach hatte er keine frohe Kunde für mich, und so war es auch: Seine Nichte wurde entführt, sie kehrte von einer „Übung am Hafen“ nicht zurück. Wir sollten sie nun zu Franz zurückbringen. Doch der wirklich unangenehme Teil kam erst noch: Franz gab uns die Schuld für das Verschwinden! Da wir Gilda befreit hatten, habe sich nun werauchimmerdaswar Ersatz wofürauchimmer in Form der Nichte beschafft. Sollten wir sie nicht binnen eines Tages retten, würde uns ein Schicksal drohen, das dem von den Dockarbeitern angekündigten Übel in etwa entsprach. Mir blieb nichts anderes übrig, als Franz zuzusagen, dass wir unser Möglichstes tun würden. Anderes Thema, diesmal aus der wirklichen Welt: Da ich den Verdacht habe, dass ich mir umsonst die Finger wund schreibe und ihr die ganze Scheiße gar nicht lest, bitte ich jeden von Euch mir in einer PN mitzuteilen, dass er mich ganz doll lieb hat.

Während ich die recht einseitigen Verhandlungen mit der Diebesgilde führte, flog im Schankraum die Tür auf. Ein Leutnant der Wache stürmte hinein, auf der Suche nach Sergeant Schultz, der uns einst zur Kanalisation begleitet hatte und nun volltrunken in der Ecke lag. Er musste innerhalb kurzer Zeit in der Kaserne zu einem Manöver antreten, und zwar nüchtern, sonst drohte ihm das Kriegsgericht! Bernard erklärte sich bereit, ihm Esmeraldas Hallo-Wach-Trank aus schwarzem Lotus zu beschaffen, und so retteten wir den Mann vor seinen Vorgesetzten. Bernard hingegen kehrte zu der Kräuterfrau zurück, wohl um die Bezahlung des Trunkes zu „vervollständigen“. Magnus, Richard und ich begaben uns nun endlich zurück in unsere Taverne, wo wir den lang ersehnten und wohlverdienten Schlaf endlich fanden.

Am nächsten Morgen schlenderten wir bei den Docks herum und versuchten herauszufinden, wo die Nichte des Diebes abhanden gekommen sein könnte. Unseren Schwerpunkt richteten wir hierbei auf die Lagerhäuser der Steinhägers und Teugens. Im Laufe des Vormittags erscholl lautes Rufen vom Flussufer her, und wir sahen, wie die Leiche des Säufers Anton aus dem Wasser gefischt wurde. Da wurde also mal wieder ein loses Ende verknüpft – wir konnten uns schon denken, wer den alten Trunkenbold auf dem Gewissen hatte! Nach ein paar Stunden sahen wir plötzlich, wir der alte Steinhäger persönlich in Begleitung seiner beiden Leibwachen zwischen den Lagerhallen umherstapfte und seine Vorarbeiter anschnauzte. Sodann stiefelte er zum Lagerhaus des Händlers Magirius und drückte diesem einen Umschlag in die Hand. Ich konnte erkennen, dass ihm dabei ein weiterer Umschlag aus der Tasche fiel! Nachdem sich alle Beteiligten wieder verkrümelt hatten, rannte ich rasch zu der Stelle und hob den Brief auf. Auf dem Papier darin war ein Pentagramm und ein Tiermenschenkopf gezeichnet, identisch mit den Symbolen aus dem mittlerweile geräumten Kellerraum! Magnus las dann den Text darunter vor. Dieser besagte, dass sich alle Mitglieder des Zirkels eine Stunde nach Sonnenuntergang bei Teugen einfinden sollten.

Noch während wir über die Bedeutung dieses neuen Rätsels nachdachten, kam ein kleiner Botenjunge angelaufen. Er überbrachte uns eine Nachricht von Josefs Handelspartner Ruggbroder, der uns wegen Josefs überstürzter Abreise und der Ladung, die Josef zurückließ, sprechen wollte. Zunächst etwas unwillig begaben wir uns dorthin. Josefs Ladung war jedoch rasch vergessen, als sich das Gespräch den übrigen Ereignissen in der Stadt zuwandte. Ruggbroder wusste zu erzählen, dass Magistrat Richter kurz vor seiner Erkrankung auf dem Weg zu Teugen gewesen war. Er war misstrauisch geworden wegen der Diskrepanzen im Goblin-Fall und wollte dort noch einmal nachhaken. Auch die Geschichte mit dem grinsenden Hauptmann Görtrin verwunderte ihn zutiefst: Da er den Hauptmann persönlich kannte, wusste er, dass der Mann aufgrund einer Gesichtslähmung, die er bei einem Unfall als Kind erlitten hatte, überhaupt nicht in der Lage sei zu lachen oder zu grinsen. Das Amulett des toten Ultha, so wusste Ruggbroder zu berichten, war einst ein Geschenk von Karl Teugen an seinen damaligen Freund. Weiterhin erzählte Ruggbroder, dass Johannes Teugen in den vergangenen zwei Jahren das eher bescheidene Familienunternehmen zum größten und mächtigsten Handelshaus der Stadt gemacht hatte; war einst Ruggbroder der größte Händler am Ort, so litt er nun arg unter Teugen und seinem „Ordo Septenarius“, den dieser gegründet hatte und dem – wen wundert es – neben Magirius und vier weiteren Händlern auch unser alter Freund Franz Steinhäger angehörte!

Wir beschlossen, Ruggbroder in unsere Geschichte einzuweihen. Er zeigte sich sehr verängstigt und entsetzt über die üblen Machenschaften seiner Mitbewerber. Gleichzeitig bot er uns jedoch hohe Belohnungen – über fünfhundert Goldkronen! - und Unterstützung an, wenn es uns gelänge, die Untaten von Teugen, Steinhäger und Konsorten aufzudecken.

Während die anderen loszogen, um das Haus des Teugens in Augenschein zu nehmen, blieb ich an den Docks zurück, um weiter nach Spuren der Diebesnichte Ausschau zu halten. Wenn man bedenkt, wie viele Feinde wir uns in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gemacht und wie viele Verpflichtungen wir eingegangen haben, ist es wohl nötig dass wir uns aufteilen, wenn wir sämtliche Verbindlichkeiten bedienen wollen. Und eigentlich ist es letztlich ja auch egal, wessen Schergen uns die Kehle aufschneiden und uns in den Fluss werfen...



Rafael:
Immer weiter!

So wenig das bloße Lesen von Shadow over Bögenhafen Spaß machte, das liest sich nach enormen Spaß und ich hoffe sehr, dass es gut ausgegangen ist :D.

Und ich habe mal wieder Lust The Enemy Within endlich zu leiten^^.

Nur weiter ;).

Drantos:
Spaß hatten wir in der Tat fast immer. Allerdings erfordert "Shadows over Bögenhafen" sehr viel Initiative von den Spielern, damit es richtig abgeht. Zudem ist es bei den komplexen Verstrickungen auch erforderlich, sich ausreichende Notizen zu machen und diese auch vor dem nächsten Termin durchzugehen. Insofern ist unser Diary Gold wert.

Einige meiner Spieler lassen sich sehr schnell frustrieren. Sie versuchen oft 1 oder 2 Sachen und wenn die schiefgehen, fangen sie an zu maulen, ich würde alles blockieren, was sie vorhaben. Dann fallen sie in ein Loch und brauchen guten Zuspruch  ;D

Sie erinnern mich ab und zu an Lt. Doomsday aus Wing Commander. Der hat ja vor jeder Mission gesagt: "I don´t think we will survive this mission".

Das sind aber nur kleine Beeinträchtigungen und an sich ist das schon ne geile Truppe  :d


cu Drantos

Drantos:
Das große Finale in Bögenhafen beschert unseren Jungs die Begegnung mit enem leibhaftigen Dämonen. Zudem taucht ein alter Bekannter wieder auf, dem sie aus der Klemme helfen müssen...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Shadows over Bögenhafen" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



10. Der Anfang war schwer, das Ende nicht sehr

Da es am Hafen nichts nennenswertes mehr zu beobachten gab (mit Ausnahme Answalds, der fluchend und schwitzend Kisten zwischen den verschiedenen Lagerhallen hin- und herschleppte), war ich froh, als meine Kameraden von ihrer Erkundungstour am Adelsring zurückkamen. Sie berichteten, dass man sich im angrenzenden Park prima verstecken und die Ein- und Ausgehenden beim Teugen'schen Anwesen gut beobachten könne.

Im Park war recht wenig los, aber kaum hatten wir uns im Gebüsch verkrochen, da sahen wir vier Gestalten am nahe gelegenen Teich Vorbereitungen für ein Degenduell treffen. Die Adjutanten – welche beide das gleiche Wappen zur Schau trugen wie einer der beiden Streithähne - befestigten einige Laternen an den Bäumen, während die Duellanten sich für den Kampf aufwärmten. Als ihre Gesichter vom flackernden Laternenschein erhellt wurden, erkannten wir den Bretonen Philippe de Carté, unseren Reisegefährten von der Kutschfahrt nach Altdorf! Nun würden wir endlich sehen, ob er wirklich kämpfen konnte, denn bei unserer Auseinandersetzung mit den Mutanten hatte er ja keinen Finger gerührt.

Noch während wir es uns gemütlich machten, um das Schauspiel zu genießen, bemerkten wir neben uns im Gebüsch ein Rascheln: Ein Mann im gleichen Livree wie die beiden Adjutanten, nur mit dem Unterschied, dass er eine Armbrust in der Hand hielt! Scheinbar war sich der Gegner des Bretonen seiner Kampfkünste nicht so sicher, wie er es seiner Umwelt mit lautem prahlerischen Geschwätz glauben machen wollte. Da wir uns auf einen Kampf ohne derartige Einmischung gefreut hatten, schlichen wir uns an den Heckenschützen heran und entwaffneten ihn. Anschließend klopfte ich ihn leicht mit meinem Knüppel auf den Kopf, um sicherzustellen, dass er die nächsten Minuten außer Gefecht gesetzt ist (es ist allerdings möglich, dass die Dosierung der Schlagkraft hierbei etwas unpräzise ausgefallen ist, anders kann ich mir die Gehirnklumpen auf meiner Waffe nicht erklären).

Sodann verließen wir das Gebüsch und beobachteten Carté dabei, wie er ein Weilchen um seinen Gegner herumtänzelte und ihn schließlich mit einem blitzschnellen Streich seines Degens niederstreckte. Während die beiden Adjutanten ihren schwer verletzten Herrn zum nächsten Heiler schleiften (und dabei immer wieder ziemlich dümmlich in Richtung des Gebüsches blickten, in dem sie ihren nunmehr langsam abkühlenden Kameraden vermuteten), berichteten wir dem Bretonen von dem Hinterhalt. Er zeigte sich dankbar und lud uns ein, ihn in der Taverne Zur Gekreuzten Pike aufzusuchen, sollte sich eine Gelegenheit ergeben, bei der er sich für diesen Gefallen revanchieren könne.

Nach einer Stunde Wartezeit (in der es uns erschien, als ob uns der übergroß am Himmel stehende Morrslieb direkt anstarrte) erfolgte der Einmarsch der Gladiatoren: Nacheinander traten Magierius, Steinhäger und die fünf übrigen Mitglieder des Zirkels an das Tor zu Steinhägers Anwesen und wurden nach einer strengen Kontrolle durch die Wachen eingelassen. Alle Männer trugen merkwürdige Bündel bei sich. Da das Tor sehr gut bewacht war und auch die Gebäuderückseite ausschied – sie grenzte an die Baracken der Stadtwachen – beschlossen wir, über die Mauer des Nachbargrundstückes einen Blick auf das Teugen'sche Haus zu werfen. Völlig erstaunt stellten wir fest, dass es sich bei diesem Anwesen um das Haus Ruggbroders handelte. Somit war es kein großes Problem, die Mauer zu erklimmen. Allerdings stellte sich heraus, dass es durch die Vielzahl von Wachpatrouillen und scharfen Hunden unmöglich war, zum Haus zu gelangen.

Also einigten wir uns darauf, das schwächste Glied der Kette anzugreifen: Magierius! Während man sich in der Gruppe eigentlich einig war, dass man diesen Angriff am Besten im herkömmlichen Sinne durchführen sollte, hatte Bernard seine ganz eigenen Vorstellungen: Er wollte mit Magierius reden! Zunächst hielten wir ihn für verrückt, aber wie sich herausstellen sollte, hatte unser Herr Doktor in spe recht mit seiner Einschätzung des Händlers: Mit zerknirschtem Gesichtsausdruck verließ er Teugens Haus, und im Park bot er Bernard ein Gespräch in seinem Haus an, als dieser ihn ansprach. Wir blieben draußen, immer noch voller Unglauben, dass sich Bernard diesem Zirkelmitglied offenbarte. Magierius erzählte Bernard, dass Johannes Teugen nach dem Tod seines Bruders Karl aus Nuln zurückkam und dessen Geschäfte übernahm. Er versprach, Bögenhafen und alle, die ihn unterstützen, reich zu machen. So wurde der Orden gegründet, dessen innerem Zirkel neben Teugen sein Cousin Gideon und die sieben weiteren Händler angehörten. Zusätzlich kamen auf jedes Mitglied des inneren Zirkels noch sieben weitere Mitglieder. Der Plan Teugens ging auf, alle Ordensmitglieder wurden reicher und reicher. Doch nun hatte Johannes seine Pläne für den kommenden Abend offenbart: Er wollte während eines magischen Rituales ein Menschenopfer darbringen! Dies war zu viel für Magierius, und er wollte uns dabei unterstützen, Teugen aufzuhalten. Hierzu übergab er uns zunächst einen Brief, welcher belegte, dass Teugen in magische Rituale verwickelt ist. Zudem sagte er uns zu, uns einen Boten zu schicken, sobald er wisse, wann und wo das morgige Ritual stattfinden soll.

Am nächsten Morgen zog Bernard in aller Frühe los, um Ruggbroder diesen Beweis zu übergeben – als wir aufwachten, war er schon auf und davon. Wäre er doch nur nicht alleine gegangen! Auf dem Rückweg lauerten ihm unsere Freunde von den Docks auf und vermöbelten den armen Bernard nach Strich und Faden. Sie prügelten ihm die Scheiße aus dem Leib und hätten ihn bestimmt auch noch im Hafenbecken versenkt, wäre nicht die Stadtwache zufällig vorbeigekommen. So bot sich Magnus, Richard und mir ein trauriger Anblick, als Bernard blutend, zerschrammt und mit zerfetzten Kleidern in den Schankraum unserer Taverne gekrochen kam. Wir brachten ihn direkt zu Doktor Heichdorn und ließen ihn dort zusammenflicken. Anschließend legten wir noch unser Geld zusammen und rüsteten ihn wieder aus, soweit dies möglich war; sein hochwertiges Chirurgenbesteck allerdings würde in Zukunft wohl im Werkzeugkasten eines Dockarbeiters liegen und für weit gröbere Arbeiten benutzt werden als eigentlich vorgesehen.

Kaum waren wir wieder zurück in der Taverne, da stand auch schon ein Botenjunge in der Livree Magierius' vor uns. Er reichte uns einen Brief, in dem stand, wir dass wir so rasch wie möglich zum Hause des Händlers kommen sollten. Sogleich machten wir uns auf den Weg, gespannt, was für Neuigkeiten der Händler uns verraten würde. Wie sich herausstellen sollte, verriet er uns gar nichts: Nachdem der Botenjunge uns im Wartesaal geparkt hatte, geschah erst einmal gar nichts. Nach einer Weile wurden wir misstrauisch und schauten ins Arbeitszimmer. Dort fanden wir, hinter seinem Schreibtisch neben dem umgekippten Stuhl liegend, Magierius mit durchgeschnittener Kehle in einer großen Pfütze seines Blutes. Der Botenjunge rief laut nach den Stadtwachen, und mit einem tiefen, diabolischen Lachen verschwand er – puff! - in einer Wolke aus schwarzem Rauch. Schön dumm schauten wir aus der Wäsche, als nun das Poltern schwerer Stiefel auf der Straße erklang und die Wachen an die Haustür pochten und begannen, sie einzuschlagen. Man würde uns wegen Mordverdacht verhaften! Auf unserem Weg zum Hinterausgang erkannten wir noch, dass Magierius in seinem Todeskampf eine Nachricht für uns hinterlassen hatte: Mit seinem Blut hatte er Buchstaben auf das breite Bein des Schreibtisches geschmiert, die aussahen wie „WRNHS“, gefolgt von Zahlen, entweder eine 13 oder 17.

Noch während wir durch den Garten zur rückwärtigen Grundstücksmauer liefen, hörten wir das Splittern der Haustür. Rasch sprangen Richard, Magnus und ich auf die Mauer und halfen dem immer noch geschwächten Bernard hinauf. Wir rannten in Richtung Hafen davon und waren uns gerade sicher, die Wachen abgeschüttelt zu haben. Doch als wir um die Ecke bogen, ging plötzlich ein ganzes Haus vor uns in Flammen auf. Ein Mann rannte vom Haus kommend auf uns zu – er war ein Ebenbild Magnus'! Bei uns angekommen, erscholl das gleiche teuflische Lachen wie zuvor beim Botenjungen, und auf die gleiche Art und Weise verschwand der Doppelgänger in einer Wolke aus schwarzem Rauch. Schwarzer Rauch quoll nun auch aus allen Fenstern des Hauses, und ein aufgebrachter Mob jagte uns nunmehr durch die Gassen, in der Annahme, wir hätten das Feuer gelegt! Doch auch den knüppel- und messerschwingenden Stadtbewohnern konnten wir entkommen, und am Hafen angelangt versteckten wir uns erst einmal in einem alten Schuppen. Hier fiel uns auch recht bald ein, was Magierius mit seiner letzten Botschaft gemeint haben muss: Das Treffen des Zirkels musste im Warenhaus 13 oder 17 stattfinden!

Als sich die Wogen draußen geglättet hatten, schlichen wir auch zum Lagerhaus 13, auf dem – oh Wunder – das Wappen Teugens prangte (Lagerhalle 17, das wussten wir vom Vortag, gehörte unserem Freund Ruggbroder). Die Tür stand offen, und wir schlüpften hinein. Drinnen waren alle Kisten an die Wände gerückt, wohl um in der Hallenmitte Platz zu schaffen. Wir inspizierten gerade die Inhalte der Kisten, als von draußen das Rumpeln eines Karrens erklang. Rasch verbargen wir uns hinter den Kisten und konnten sehen, wie Franz Steinhäger, unter dem Arm ein Bündel, die Lagerhalle betrat. Seine beiden hünenhaften Leibwachen zerrten einen mit Säcken beladenen Wagen in den Raum und ließen ihren Arbeitgeber sodann alleine. Steinhäger begann damit, die Säcke auf dem Karren auszupacken. Es handelte sich um die zerlegten Einzelteile des Pentagramms aus dem Raum im Kanal und verschiedene Pulver, welche Steinhäger nun auf den Boden schüttete um merkwürdige Symbole zu zeichnen. Er war völlig vertieft in seine Arbeit. Diese Gelegenheit konnten wir uns nicht entgehen lassen! Noch während ich mich leise an den Ahnungslosen anschlich, nahmen ihn Bernard und Magnus mit ihren Armbrüsten unter Beschuss. Ich kam gar nicht mehr zum Zuschlagen, denn mit zwei Bolzen im Kopf tödlich getroffen sackte der Mann lautlos zu Boden.

Das Bündel, das er bei sich trug, beinhaltete eine schwarze Kutte, auf die arkane Symbole gestickt waren. Draußen erklangen Stimmen, und rasch schlüpfte ich in die Kutte, während Richard den leblosen Körper hinter die Kistenstapel zerrte. Ein weiterer Mann, den wir gestern Abend bei Teugens Haus gesehen hatte, betrat die Halle. Ich lockte ihn zu mir, und meine Kameraden überwältigten ihn spielend. Dieses Spielchen setzten wir solange fort, bis jeder von uns eine der Kutten übergestreift hatte und eine entsprechende Anzahl gemeuchelter Dämonenanbeter hinter den Kisten versteckt langsam ausblutete.

Doch nun wendete sich das Blatt: Zwei finster aussehende Gestalten, bei denen es sich nur um Johannes und Gideon Teugen handeln konnte, betraten die Halle und beschwerten sich lautstark über den mangelnden Fortschritt bezüglich der Ritualvorbereitungen. Es gelang uns, sie bis auf wenige Meter an uns heranzulocken, und dann brach die Hölle los: Während Richard und ich Johannes angriffen, sprangen Bernard und Magnus auf Gideon zu. Der erste Schlagabtausch schien zu unseren Gunsten zu verlaufen, denn wir fügten den Teugens blutende Wunden zu. Johannes taumelte sogar benommen zurück. Dummerweise war das Blut, das aus ihren Körpern troff, tiefschwarz, und der Gegenangriff Gideons hinterließ verheerende Spuren: Grünes Feuer schoss aus seinen Handflächen auf Bernard und Magnus zu, und Magnus krümmte sich unter Schmerzen, während Bernard auf der Stelle zu Boden ging und es fast so schien, als hätte die magische Flamme seinen Arm abgerissen. Zu allem Überfluss wuchsen Gideon zwei Hörner aus der Stirn und schwarze Flügel auf dem Rücken – er war kein Mensch, sondern ein Dämon, der seine Gestalt verwandeln konnte! Nun wussten wir auch, wem wir die Scherze mit Magierius' Botenjungen und dem brandstiftenden Doppelgänger zu verdanken hatten! Zum Glück konnten Richard und ich Johannes recht bald niederstrecken, und als Richard in den Kampf mit Gideon eingriff, gewannen wir auch dort die Oberhand. Mit einem gewaltigen Hieb zertrümmerte Richard das Bein des Dämons, und unter unseren vereinten Hieben brach die Kreatur schließlich zusammen.

Schwer atmend traten wir ein paar Schritte zurück, den bewusstlosen Bernard mitschleifend. Sein Arm war zwar rot und wund, aber nicht derart schwer verletzt, wie man hätte vermuten können. Plötzlich wirbelte ein schwarzer Schatten auf die Leichen der Teugens zu, und unter lautem Kreischen und Wehklagen riss die Erscheinung die Seelen der beiden Männer aus deren Leibern. Von draußen ertönten noch ein paar schockierte Stimmen und Rufe, gefolgt von vielen sich im Laufschritt entfernenden Stiefeln.

Dann war es still.

Die übrigen Zirkelmitglieder und Leibwachen hatten sich aus dem Staub gemacht. Noch während wir die Leichname der Erschlagenen um ihre Besitztümer erleichterten, rollte schon wieder ein Karren am Tor vor. Zwei Dockarbeiter betraten die Halle, einen Leinensack zwischen sich her schleifend. Diesen warfen sie – mit einem ängstlichen Blick auf „unsere“ Roben – auf den Boden und trollten sich rasch wieder. Im Sack fanden wir – betäubt, aber zum Glück unverletzt – die Nichte von Franz, dem Dieb. Sogleich begaben wir uns hinab in die Kanäle und zum Versteck der Diebesgilde. Franz wurde durch seine Schergen sofort herbeigeholt und war sehr dankbar, was sich in einer doppelten Bezahlung bemerkbar machte (welche ich selbstverständlich – nach Abzug einer klitzekleinen Bearbeitungsgebühr – an meine Kameraden weiterreichte). Franz begleitete uns in die beinahe völlig leere „Gekreuzte Pike“, wo wir auch auf Philippe de Carté trafen. Die beiden berichteten uns, dass sich die Neuigkeiten über den Tod und die Untaten der Teugens und ihrer Mittäter schnell herumgesprochen hatten. Ruggbroder hatte bereits das Ruder in der Stadt übernommen und räucherte mit Hilfe der Stadtwachen und des ebenfalls in der Stadt aufgetauchten wahnsinnigen Hexenjägers Fabergus Heinzdorg die letzten Anhänger des Teugenzirkels aus.

Nach einiger Zeit erschien Ruggbroder persönlich und bestätigte uns, dass unser Name bezüglich der Brandstiftung, des Mordes an Magierius und sämtliche anderen Untaten, die die Teugens uns in die Schuhe schieben wollten, wieder reingewaschen worden ist. Zudem erhielten wir die versprochene Belohnung. Und im Anschluss gönnten wir uns alle ein leckeres kühles Bier!

In einer ruhigen Minute offenbarte Magnus schließlich offiziell der Gruppe seine übernatürlichen Talente. Zumindest meine Bedenken konnte er nicht völlig ausräumen, Hexe bleibt Hexe! Aber wenigstens wird er bald seine Prüfungen an einer Magierakademie ablegen, was hoffen lässt, dass er seine unnatürlichen Kräfte zumindest halbwegs unter Kontrolle hat. Lachend und trinkend planten wir, was wir mit unserer Zeit nach den Anstrengungen der letzten Wochen anstellen wollten. Magnus würde sich dem Studium einer magischen Spruchrolle widmen, die man im Hause Teugens gefunden hatte. Bernard hatte vom Heilen genug und rief laut, dass er sich in den hiesigen Kasernen zum Soldaten ausbilden lassen wolle. Von Verletzungen behandeln zu Verletzungen verursachen – krasser Wandel! Richard hatte sich weiter mit dem Bretonen Carté angefreundet und würde bei ihm das Schießen lernen. Und ich werde wohl bei Franz nachfragen, ob in seiner Gilde noch ein Plätzchen für mich frei ist!

Alle waren fröhlich und lachten laut bis spät in die Nacht. Alle? Nein, nicht alle! Morrslieb, der am Nachthimmel immer kleiner und kleiner wurde, hatte immer noch ein Gesicht auf seiner Oberfläche, aber es grinste nicht mehr, sondern schaute recht betrübt drein...

Rafael:
Na das war doch mal ein gelungenes Finale ;D.

Hatte ja schon das schlimmste erwartet, aber die Gruppe hat da ja recht fix gehandelt und damit blieb ihnen das böse Ende ja erspart.

Ansonsten immer weiter, ich bin schon gespannt wie das bei euch in Tod auf den Reik so geworden ist ;).

Edit: Doch noch eine kleine Frage: Wie hast Du die Kampagne eigentlich miteinander verbunden? Denn im Grunde ist ja jedes Abenteuer(zumindest von Mistaken Idendity bis zur grauen Eminenz) irgendwie unabhängig voneinander, weswegen ich mich schwer damit tue die Abenteuer als Kampagne zu sehen(vor allem da ja der zweifache Aufhänger  der ist, dass ausgerechnet einer der Bösewichte überlebt hat und man ihn deswegen hinterher jagen muss. Von der Bootgeschichte in der grauen Eminenz ganz zu schweigen).

Ich persönlich bin da relativ unkreativ und habe in Gedanken Wasman einen Ehrentitel(Die Stimme des Wandels) gegeben, der die Aktivitäten in Bögenhafen kontrolliert(Gideon ist dann halt sein Diener) und plant die Zerstörung und das Chaos der Stadt dazu zu nutzen die Middenheimer gegen die falschgläubigen(also sigmargläubigen) Reikländer noch mehr gegen sie aufzubringen. Zwar eine dünne Verbindung, aber immerhin eine. Lässt sich auch gut mit Wege der Verdammten kombinieren, die ich ja auch im Kopf überarbeitet habe um das ganze etwas einheitlicher zu gestalten...aber genug von meinen Geschreibsel, wie hast Du das denn nun gemacht?

(Hoffentlich waren das jetzt nicht zu viele Spoiler auf einmal :D ).

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