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[WFRSP2] - Enemy within - Kampagne ABGESCHLOSSEN

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Drantos:
Eine alt bekannte Freundin, ein höllischer Cocktail und Burgwachen, für die Körperhygiene ein Fremdwort darstellt. Schlimmer gehts wohl nimmer, doch lest selbst...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



23. Von kleinen Siegen und großen Hoffnungen

Auf der Suche nach Verbündeten sprachen wir einen der Feldarbeiter an. Dieser machte noch keinen so abgerissenen Eindruck wie die Süchtigen, die das Haus Russeaus belagerten, und schien auch an der Erzeugung von normalen Nahrungsmitteln mehr Interesse zu haben als an dem Verspeisen seiner Mit-Dorfbewohner. Der Bauer Johann schien jedoch durch die Schreckensherrschaft der Baroness Margritta von Wittgenstein derart verängstigt, dass er sich als für unsere Pläne ungeeignet herausstellte. Vielleicht hätten wir ihm das Schicksal, welches wir den Wittgensteins und ihren Schergen bescheren wollten, nicht gar so blumig beschreiben sollen... Kaum war der verstörte Bauer mit gehetztem Blick vor uns geflohen, als uns ein lautes Zischen auf den Waldrand aufmerksam machte. Dort, im Schatten der Bäume halb verborgen, stand eine junge Frau und gestikulierte, uns zu ihr zu gesellen. Sie stellte sich als Hilda vor und berichtete von einem geheimen Camp im Wald, welches von flüchtigen Bauern und Holzfällern aus Wittgendorf besiedelt sei. Sie sagte uns zu, Kontakt zum Lager und der Anführerin Siegried herzustellen. Am nächsten Mittag sollten wir sie im Sigmartempel wiedertreffen, die Zeit bis dahin könnten wir bei ihrem Vater Josef, dem Müller, Unterschlupf finden.

So beschlossen wir, unsere offizielle Anwesenheit in Wittgendorf vorerst zu beenden und nicht an dem ohnehin recht riskanten Abendessen teilzunehmen. Wir gingen zu Russeau, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass wir Wittgendorf im Tagesverlauf verlassen würden. Ein kleiner Regen aus Kupfermünzen lenkte die Schar der Abhängigen rund um des Doktors Haus lange genug ab, dass wir anklopfen und von der Haushälterin Frau Blücher in das Arbeitszimmer Russeaus geführt werden konnten. Dieser nahm unsere Abmeldung wenig froh zur Kenntnis, ließ mir auf Nachfrage durch seinen Diener Hans jedoch zwei weitere kostenlose Musterproben seiner "Medizin" bringen. Bernard indes nahm das Bücherregal Russeaus in Augenschein, in dem sich jedoch nicht die Art Lektüre fand, die ein Arzt besitzen sollte; es handelte sich vielmehr um Studienbücher für Heilerlehrlinge, die Bernard bereits in den ersten Wochen seiner Ausbildung verinnerlicht hatte. War unser Gastgeber eventuell gar kein richtiger Arzt? Zudem fiel Bernard auf, dass es in der Nähe des Regales stark nach Verwesung roch, und dass sich hinter dem Möbelstück vermutlich eine geheime Öffnung befand.

Schließlich verabschiedeten wir uns von Russeau (mit dem kleinen Hintergedanken, ihn nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal inoffiziell besuchen zu wollen), um uns heimlich beim Müller Josef einzunisten. Der nötige Kupferregen, um den Belagerungsring um das Haus zu durchbrechen, veranlasste eine Handvoll der Lumpengestalten, uns zu verfolgen und um weitere Almosen anzuflehen. So konnten wir nicht ungesehen zur Mühle gelangen! Also opferte ich eine Goldmünze und warf sie den Bettlern vor die Füße. Welcher der Penner den nun entbrannten Kampf auf Leben und Tod für sich entscheiden konnte, ist uns nicht bekannt, jedenfalls erfüllte die Taktik ihren Zweck und wir gelangten unbehelligt zur Mühle. Josef zerrte uns auch gleich zur Hintertüre ins Innere und verschloss selbige sofort wieder. Hilda hatte nicht zuviel versprochen! Nach einem Imbiss aus seinen heimlichen Vorräten erzählte uns Josef bereitwillig, was er wusste. So sei Russeau seit zehn Jahren der örtliche Heiler, jedoch sei es ihm in dieser Zeit nie gelungen, auch nur einen wirklich Kranken zu heilen. Über die Rebellen im Wald wusste er zu berichten, dass sie auf einer Lichtung leben. Dieser Bereich des Waldes sei durch die Göttin Rhya geschützt, so dass den Bewohnern keine Gefahr durch die Tiermenschen und anderen Monster drohe, die des Nachts aus ihren Löchern gekrochen kommen. Die Tatsache, dass die Anführerin Siegried eine einstige Priesterin Taals ist, trägt sicherlich einiges zu diesem Schutz bei. Hinsichtlich der Burg und ihrer Bewohner hatte Josef nur Abscheu übrig. Die Burg sei uneinnehmbar, Lady Magritta eine Tyrannin, und die etwa dreißig Mann starke Besatzung verschleppe regelmäßig Männer aus dem Dorf. War es früher nur einmal im Monat, so werde jetzt beinahe jeden zweiten Tag einer gefangengenommen und auf die Burg gezerrt. Keiner sei je zurückgekehrt. Nie sah jemand das Gesicht einer der Wachen - die Visiere ihrer schweren Rüstungen seien immer heruntergeklappt, selbst zum Trinken benutzten die Soldaten stets Strohhalme, und essen sah sie auch keiner. Besonders schlimm wurde die Situation für das Dorf in den letzten zwei Jahren nach dem unnatürlichen Sturm über der Burg. Auch ein imperialer Steuereintreiber, der vor einigen Monaten auf die Burg ging, um die (wegen der früheren Verdienste der Wittgensteins stark reduzierten) Steuern zu kassieren, ward nie mehr gesehen.

Bernard und ich bezogen sodann in den oberen Stockwerken der Mühle Posten und beobachteten das Geschehen draußen. Gegen Abend rumpelte eine Kutsche die Straße vom Schloss herunter, begleitet von zwölf schwer gepanzerten und bewaffneten Soldaten. Der Grund für diese starke Begleitmannschaft wurde auch recht bald offenbart: Während sechs der Männer vor der Haustür Stellung bezogen, rannten die übrigen um das Haus herum und stürmten durch den Hinterhof und die Lieferantentür ins Haus Russeaus: Eine Falle! Zum Glück hatten wir die Einladung abgesagt... Nach einer Weile entstieg die Baroness, eine etwa dreißigjährige, stark geschminkte Schönheit, der Kutsche und verbrachte etwa zwei Stunden im Hause des Doktors. Als sie wieder herauskam und Richtung Burg aufbrach, nahmen Bernard und ich eine Bewegung auf dem Dach der Sternschnuppe wahr. Eine Gestalt kroch über die Schindeln und beobachtete ebenfalls die Abreise von Magritta. Als ich genauer hinsah, gefror mir beinahe das Blut in den Adern: Es war Etelka Herzen!

Eine leichte Unschlüssigkeit machte sich breit; war das nun ein Vor- oder ein Nachteil, dass Etelka so schnell die Spur von uns und/oder dem Warpstone-Kometen wieder aufgenommen und bis hierher verfolgt hatte? Einerseits war die bedrohliche Nähe der verrückten Magierin an sich schon eine recht unangenehme Sache. Andererseits, sollte es zu einer Konfrontation zwischen der Gruppe Etelkas und den Wittgensteins kommen, könnten wir als lachende Dritte aus der Situation herauskommen. Da dies aber Probleme der Zukunft waren und wir vermuteten, dass Etelka in dieser Nacht keine großen Aktionen mehr starten würde, verfolgten wir zunächst unsere eigenen Pläne weiter. Diese beinhalteten zunächst die Durchführung des geplanten nächtlichen Besuches bei Russeau. Da die Schlafzimmer im oberen Stockwerk zu liegen schienen, sollte es keine allzu große Herausforderung sein, sich ein wenig im Haus umzusehen.

Wir schlichen auf Umwegen durch das Dorf zum Hause des Arztes. Das heißt, ich schwebte lautlos voran, gefolgt von einem ebenfalls kaum wahrnehmbaren Bernard. Lediglich Richard stellte sich als der Hemmschuh am Siegeswagen des Imperators heraus: In der Dunkelheit übersah er eines der frei umherlaufenden mutierten Dreikopfhühner. Laut gackerte das Tier auf, als sein Körper von Richards schwerem Stiefel zermalmt wurde. Die aus dem zerquetschten Leib austretenden Organe und Körperflüssigkeiten veranlassten das Fußkleid Richards, den Kontakt mit dem Boden aufzugeben und eine unglückliche Verkettung physikalischer Ereignisse in Gang zu setzen. Seinen spektakulären Rückwärtssalto beendete unser Hüne, indem er den immensen Schwung seines Körpers gezielt mit dem Hinterkopf auf dem harten Lehmboden der Dorfstraße abfing. Zum Glück gingen des Hühnchens Todes- und Richards Schmerzensschreie in der allgemeinen nächtlichen Horrorgeräuschkulisse aus dem Wald unter. So hatten wir zwar, obwohl noch keinem Feindkontakt ausgesetzt, den ersten Schwerverletzten des Abends zu beklagen, gelangten aber trotzdem unbemerkt bis zum Hause des Doktors.

Bernard und Richard verabredeten ein paar einfache Geheimrufe mit mir, hielten draußen Wache, und ich huschte in den Schatten der Hofmauer. Bereits bei der Hoftür stellte ich überrascht fest, dass diese zum einen mit einem Schloss gesichert und zum anderen mit einer gemeinen Speerfalle versehen war. Beides konnte ich jedoch problemlos überwinden. Im Hof stand ein Schuppen, aus dem es erbärmlich nach Alkohol stank. Hier lagerte und produzierte Russeau also seinen gemeinen rosafarbenen Trunk! Hiermit hatte ich später noch etwas Besonderes vor. Zunächst aber widmete ich mich der Hintertür zum Haus. Auch hier verbarg sich unter der Treppenstufe eine Falle! Das Schloss der Tür sprang leicht auf, und vorsichtig machte ich einen weiten Schritt ins Haus. Im Arbeitszimmer widmete ich mich zunächst der großen Truhe, die uns am Tage aufgefallen war. Nachdem das komplizierte Schloss geknackt war, fand ich darin ein paar Dokumente (Bernard stellte später fest, dass es zum einen ein verkappter Liebesbrief des Arztes an Lady Margritta war, zum anderen Forschungsaufzeichnungen, die einen "Staub" erwähnen, welchen der Doktor von ihr erhalten hatte; dieser bewirkte ein Ende der Lethargie der Patienten, nachdem er der rosa Brühe zugefügt wurde, hatte allerdings Todesfälle und unerwünschte Verhaltensmuster zur Folge). Des Weiteren enthielt die Truhe einen ordentlichen Batzen Münzen, von denen ich einen Teil einsackte, und einen wertvollen antiken Siegelring der Wittgensteins. Als ich mich dem Regal widmete, welches Bernard erwähnte, passte ich leider nicht richtig auf. Die Kratzspuren auf dem Boden hätten mir verraten müssen, dass die Geheimtür nicht geräuschlos zu öffnen ist. So erhaschte ich nach dem lautstarken Öffnen des Regales lediglich einen Blick auf eine modrige Kellertreppe, die in die schwarze Tiefe hinabführte. Ein selbst für meine abgestumpften Sinne aufdringlicher Leichengestank wehte aus dem Dunkel des Kellers hervor. Aber schon begann Russeau oben zu brüllen, und ein rasanter Abgang war gefragt. Die Fallen vermeidend lief ich hinaus, sammelte die Kameraden ein, und zurück ging es zur Mühle. Hier teilte ich die gemachten Beobachtungen mit Bernard und Richard.

Nachdem die Aufregung im Hause Russeaus sich etwas gelegt hatte und die meisten Lichter in den Fenstern wieder erloschen waren, zog ich erneut los, aber dieses Mal alleine. Zornig dachte ich an die Falle, die uns der Doktor stellen wollte, und an die Menschen, denen durch die "Medizin" schlechtes wiederfahren war. Mal sehen, wie Russeau eine Kostprobe seines eigenen Trunkes schmecken würde! Ein Hauptbestandteil schien ja Alkohol zu sein. Ich stopfte also einen Lumpen in eine der Flaschen, wartete bis er sich vollgesogen hatte, und näherte mich der Hofmauer. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Gestalt hinter einer Hausecke lauern. Hoffentlich hatte mich der Fremde nicht gesehen! Rasch wich ich hinter eine Mauer zurück, entzündete die Lunte meiner Brandbombe - und ließ sie vor Schmerz beinahe fallen. Der Fremde hatte mich scheinbar auch wahrgenommen und nun einen Armbrustbolzen um die Hausecke herum geschossen, welcher nun in meiner Seite steckte! Ein solcher Meisterschütze konnte nur einer der Schergen Etelkas sein. Rasch warf ich die brennende Flasche in Russeaus Hof und rannte, fluchend vor Schmerzen, auf Umwegen zurück zur Mühle. Gerade rechtzeitig zogen Bernard und Richard meinen geschundenen Leib zur Hintertür ins Innere, da wurde draußen die Nacht zum Tage: Mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte der Schuppen, und glühende Trümmerstücke wurden in alle Himmelsrichtungen geschleudert. Wie durch ein Wunder stand das Haus Russeaus trotz des immensen Feuerballs, in dem es für einige Sekunden badete, nicht in Flammen. Die Nachtruhe, welche für uns nach Behandlung meiner Wunden begann, sollte für Russeau und seine Mitbewohner in dieser Nacht jedenfalls entfallen.

Am nächsten Morgen wurden wir vom Geschrei eines tobenden Mobs geweckt. Die Abhängigen waren zur allmorgendlichen Fütterung beim Doktor erschienen. Dieser musste jedoch auf die immer noch qualmenden Überreste seiner einstigen Produktions- und Lagerstätte verweisen. Vom Entzug geplagt, richteten die Süchtigen ihren Zorn auf die einzigen Fremden im Dorf, die ja für das Unglück verantwortlich sein mussten. Da wir gestern offiziell abgereist waren und uns seitdem im Verborgenen gehalten hatten, blieben lediglich Etelka und ihre Söldner übrig! Nur wenige Minuten später wurden eben jene auch von einem wütenden Menschenauflauf zunächst aus ihren Betten in der Sternschnuppe gezerrt und dann mit Schimpf und Schande aus dem Dorf gejagt, nachdem sie eine anständige Tracht Prügel empfangen hatten. Zwar blieben auch einige der Lumpengestalten reglos im Straßenstaub liegen, jedoch hatten Etelka und ihre Schergen dieser Übermacht nichts entgegenzusetzen.

Unsere Schadenfreude hielt allerdings nur für kurze Zeit an. Am Vormittag ritten drei der Burgwachen in das Dorf, wohl um Nachforschungen bezüglich der nächtlichen Ereignisse anzustellen oder den Aufenthaltsort der Gesetzlosen im Wald zu erfahren. Sie prügelten einen alten Bauern zu Brei und machten sich dann daran, ihn am nächsten Baume aufzuknüpfen. Das konnten wir nicht geschehen lassen! Außerdem war dies die Gelegenheit, den Dorfbewohnern und den Rebellen zu beweisen, auf wessen Seite wir stehen. Wir rannten zum Ort des Geschehens, und aus einiger Entfernung schleuderte ich einen dicken Stein in Richtung der Soldaten, der auch mit einem zufriedenstellenden Scheppern den Helm des Tunichtgutes traf. Wütend knurrend drehten sich die Soldaten um, machten jedoch keine Anstalten, von ihrem Opfer abzulassen und uns zu verfolgen. Daher setzte Bernard noch einen drauf. Mit einem lauten Knall entlud sich seine Muskete, und einer der Soldaten brach schreiend zusammen, während das Blut in Strömen aus den Zwischenräumen seiner Beinpanzerung spritzte. Noch während ihr sterbender Kamerad auf dem blutgetränkten Boden seine Todeszuckungen vollführte, setzten sich die beiden übrigen Soldaten rumpelnd und scheppernd in Bewegung. Wir rannten in Richtung Wald, darauf achtend, dass der Abstand nicht zu groß wurde. Im Unterholz schließlich stellten wir uns den Feinden. Ein überwältigender Leichengestank ging von den Männern aus. Meine Schläge schienen an den schweren Rüstungen abzuprallen, und Bernard und Richard hatten zuerst gar kein Glück, ihre Hiebe verfehlten die Gegner ganz. Aber als ich einen glücklichen Treffer landete, fiel einer der Angreifer zu Boden und rappelte sich erst nach einer Zeit wieder auf. Von nun an wendete sich das Blatt. Bernards neue Klinge schnitt wie Butter durch das Visier seines Gegners, und in einem Schwall von Blut spaltete er dem Unhold sein Gesicht. Blubbernde Schreie ausstoßend sank der Feind zu Boden. Im gleichen Augenblick zertrümmerte Richard seinem Gegenüber das Rückgrat, und zuckend hauchte auch dieser sein Leben aus.

Schwer atmend blickten wir uns an. Das war knapp! Hätte Bernards glücklicher Musketentreffer nicht einen der Soldaten bereits ausgeschaltet, wären wir mit dreien dieser schwer gepanzerten Hünen wohl kaum fertig geworden. Neugierig trat ich demjenigen, dem Bernard nicht die Visage zertrümmert hatte, den Helm vom Kopf. Voller Ekel blickte ich in das, was wohl einst das Gesicht des Mannes gewesen war. Die Haut war übersät von eiternden Geschwüren, eine Augenhöhle beherbergte statt des Augapfels hunderte sich windender Maden, und auch die aus dem Mund herausquellende Zunge schien von einer Art eigenem Leben erfüllt zu sein. Die Burgsoldaten mögen zwar keine Untoten sein, aber der Begriff "lebendig" scheint in diesem Zusammenhang nicht wirklich anwendbar.

Da die Mittagsstunde näher rückte, liefen wir durch den Wald hinüber zum Tempel. Im Gebüsch versteckt warteten wir auf Hilda. Außer ein paar der Kannibalen, welche hin und wieder vorbeistolperten, sahen wir keine Menschenseele. Gegen Mittag tauchte plötzlich Hilda wie aus dem Nichts neben uns auf. Unser kleiner Zusammenstoß mit den Burgsoldaten hatte sich inzwischen herumgesprochen; sowohl die Rebellen als auch die Burgtruppen hatten Kenntnis von dem Vorfall. Sergeant Kratz, scheinbar der Anführer der letzteren, wütete gemeinsam mit zwölf seiner Männer nun im Dorf auf der Suche nach den Mördern seiner Untergebenen. Aber dies war ein Problem, an dem wir im Moment nichts ändern konnten. Hilda führte uns etwa eine Meile weit in den Wald hinein. Nach und nach fiel uns auf, dass sowohl Flora als auch Fauna keine Spuren der sonst um Wittgendorf üblichen Mutationen mehr aufwiesen. Wie hatten den geschützten Bereich betreten. Hilda warnte uns auch gleich, diesen Bereich des Nachts auf keinen Fall zu verlassen; keiner sei je wiedergekehrt, um zu berichten, was für Wesen bei Dunkelheit hier ihr Unwesen treiben.

Plötzlich lichtete sich der Wald, und wir standen auf einer etwa hundert Schritte durchmessenden Waldlichtung. Siegried, die Anführerin der Waldrebellen, begrüßte uns. Sie war eine natürliche Schönheit mit auffallend grünen Augen, die uns sehr an die Bewohner Unterwalds erinnerten. Als ich den Namen Corobres erwähnte, war das Eis endgültig gebrochen; er und Siegried teilten scheinbar eine gemeinsame Vergangenheit. Wir erklärten der Anführerin den Grund unserer Anwesenheit, unsere Pläne und warnten auch gleich vor der Anwesenheit Etelkas. Immer noch nicht wissend, ob dies sich als Vor- oder Nachteil entwickeln würde, horchten wir erstaunt auf, als Siegried nebenbei eine Tatsache erwähnte, die uns sehr interessierte: Im Wald zwischen dem Lager und der Burg habe man ein Höhlensystem entdeckt. Einige Leute vermuteten, dass man dadurch hinauf in den Burgkeller gelangen könnte; leider sei keiner, der die Höhlen erforschte, je zurückgekehrt. Wenn wir durch die Höhlen ins Schloss gelangen und Seile auftreiben konnten, um die Waldbewohner die Klippen erklettern zu lassen, würden uns diese dabei helfen, zumindest die vorderen Teile der Burg zu erobern. Der hintere Trakt, welcher die Gemächer der von Wittgensteins enthält, wäre allerdings alleine unser Problem.

So beschlossen wir, am nächsten Tag im Morgengrauen zu den Höhlen zu gehen und diese zu erforschen. Auch wenn der Lärm des Nachts noch unheimlicher und erschreckender war als im Dorf, da von allen Seiten kommend, legte ich mich mit einem Gefühl vager Hoffnung zur Ruhe. Ein Sturmangriff auf die Burgtore war schon von Anfang an keine Vorstellung, die mir gefallen hätte. Nun würde sich mit etwas Glück am nächsten Tage eine Möglichkeit bieten, unseren Konflikt auf eine elegantere Art und Weise zu lösen...

Drantos:
Eine Schlacht im Wald, leuchtende Flora und Fauna in der Unterwelt Wittgensteins sowie ein etwas anderer Halbling bereiten den Recken nicht unerhebliche Probleme...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



24. Abkratzen und Höhlenforschung

Bei Tagesanbruch verstummten nach und nach die furchterregenden Laute der Nacht. Mit den Rebellen wurde vereinbart, dass wir zunächst die Höhlen auskundschaften würden; sollte sich ein Weg in die Burg hinein finden, könnten wir die Waldbewohner nachholen. Siegrid teilte uns Hilda als Führerin zu, und ehe wir es uns anders (um nicht zu sagen: besser) überlegen konnten, zogen wir hinaus in den Wald. Schon bald verließen wir den Teil des Waldes, der unter dem Schutz der Götter stand, und fanden uns in dem wittgenstein'schen Alptraumwald wieder, den wir schon von den vergangenen Tagen kannten. Wenn es schon hier draußen so unheimlich war, wie sollte es dann erst in den Höhlen sein?

Doch die Antwort auf diese Frage sollte erst noch ein wenig zurückgestellt bleiben. Nach etwa einer halben Stunde hörten wir aus dem Wald vor uns Knacken und leise Stimmen. Answald, der voranschlich, meldete bei seiner Rückkehr eine Gruppe Feinde aus dem Schloss! Angeführt von ihrem Hauptmann Kratz zu Pferde kamen uns sechs der schwer gepanzerten Fußsoldaten entgegen. Zu allem Überfluss, als sei diese Streitmacht nicht schon überlegen genug, bewegte sich vor der Gruppe ein gehörnter und bepelzter Tiermensch, der schnüffelnd und grunzend den Pfad der Soldaten auskundschaftete. Der Versuch, dem Trupp schleichend auszuweichen, war aufgrund der mangelhaften Geschicklichkeit einiger Gruppenmitglieder von vornherein zum Scheitern verurteilt. Aber abgesehen davon hätte der Tiermensch wohl ohnehin unsere Witterung und anschließend die Verfolgung aufnehmen können. Also rannten wir, angeführt von Hilda, kreuz und quer durch den Wald, ohne die Verfolger jedoch abschütteln zu können. Schließlich blieb uns nur ein Ausweg: Das Camp. Hier würden die vielen Fallen und die Übermacht der dreißig mit Bögen bewaffneten Rebellen kurzen Prozess mit den Feinden machen!

So viel zur Theorie. Die erste Falle, die zuschnappte, wurde leider von Hilda ausgelöst. Glücklicherweise war es lediglich eine Schlinge, die sich um ihr Bein wickelte, und keine der tödlichen Speerfallen. Aber dieser kleine Zwischen fall kostete uns wertvolle Zeit, und als wir das Mädchen befreit hatten, war unser ohnehin schon recht knappe Vorsprung noch weiter dahingeschmolzen. Im Lager angekommen, wurde unserer Siegesgewissheit ein weiterer herber Dämpfer versetzt: Die meisten der Campbewohner waren ausgeflogen, um zu jagen und Vorräte zu sammeln. Aber auch die übrigen zehn Bogenschützen hätten uns wertvolle Dienste geleistet - wären nicht acht von ihnen voller Angst in die Wälder geflohen, als sie von unseren Verfolgern erfuhren. Also waren wir mehr oder weniger auf uns alleine gestellt. Zwar hörten wir im Wald hinter uns ein paar der Fallen auslösen, jedoch brach Augenblicke später die gesamte Streitmacht in unverminderter Stärke aus dem Unterholz hervor. Auch der Hagel aus Kugeln und Pfeilen, mit dem wir unsere Gegner eindeckten, zeigte wenig Wirkung. Während sich der Tiermensch und Hauptmann Kratz auf Answald stürzten, war der Rest der Verteidiger genug mit der Abwehr der gewöhnlichen Soldaten beschäftigt. Mir gelangen zwei glückliche Treffer bei meinem und Bernards Gegner, so dass wir dem arg in Bedrängnis geratenen Answald gerade noch rechtzeitig zur Hand gehen konnten. Die Winde der Magie schienen Magnus derweil auch nicht sonderlich gewogen zu sein; Feuerball um Feuerball pumpte er in den Leib des Tiermenschen, ohne jedoch die übliche durchschlagende Wirkung zu erzielen. Schließlich gelang es uns jedoch mit vereinten Kräften, den verhassten Kratz zu erschlagen. Als sein schlaffer Leib auf den Boden klatschte, ergriffen die kümmerlichen Überreste seiner Truppe die Flucht. Das mussten wir verhindern, niemand durfte mit dem Wissen um das geheime Camp entkommen! Die beiden übrigen Soldaten fielen unseren Hieben in ihre Rücken rasch zum Opfer, aber der Tiermensch war zu schnell, seine muskulösen Beine trugen ihn in Windeseile ins Unterholz - wo er glücklicherweise nach wenigen Augenblicken mit einem markerschütternden Schrei von einer der Speerfallen aufgespießt wurde.

Vom Kampfeslärm angelockt, kamen die Rebellen nach und nach aus dem Wald herangelaufen. Jubel wurde laut, als man den gefallenen Kratz bemerkte. Dieser verstummte jedoch, sobald ich ihm den Helm vom Kopfe trat. Wie seine Soldaten, so war auch Kratz nur noch ein vergammeltes Stück Fleisch, das mit einem lebenden Menschen nicht mehr viel gemein hatte. Trotz gründlicher Durchsuchung, die selbst mir als leichentechnisch recht abgehärtetem Mann schwerfiel, fanden wir leider nicht den Burgtorschlüssel in den Überresten des Hauptmannes. Also blieb uns, nach Behandlung der Verwundeten, lediglich ein zweiter Versuch, in die Tunnel zu gelangen.Diesmal konnten wir den Weg unbehelligt zurücklegen; scheinbar gingen der Burg die Soldaten für derartige Patrouillen aus. Ohne Hildas Hilfe hätten wir den versteckten Höhleneingang kaum gefunden. Answald fand ein paar Spuren, die an die riesiger Eidechsen erinnerten. Wir verabredeten mit den Rebellen, sie am nächsten Tag zur Mittagsstunde wieder am Höhleneingang zu treffen, und während die Waldbewohner sich wieder ins Unterholz zurückzogen, begaben wir uns in die Höhlen.

Der Weg war so schmal und niedrig, dass wir nur einzeln und in gebückter Haltung gehen konnten. Ich schritt mit meiner Laterne voran. Nach wenigen Metern konnten wir ein tiefes Grollen vernehmen, welches ein wenig an das Tosen eines Flusses erinnerte. Ein paar Schritte später gesellte sich ein merkwürdiges Quietschen dazu. All diese Geräusche scheinen Magnus ein wenig verängstigt zu haben; plötzlich behauptete er, ein Gesicht an der Höhlendecke gesehen zu haben. Ich warf eine Fackel in den Gang, jedoch war nichts zu erkennen. Lediglich ein kleiner Schleimfleck war an der Stelle zu finden. Nach einer weiteren Viertelstunde gelangten wir an eine Kreuzung. Ich entschied, immer den möglichst rechten Weg zu wählen, und bog fortan immer entsprechend rechts ab beziehungsweise hielt mich geradeaus, wenn eine Wegkreuzung keinen rechten Weg anbot. Zusätzlich markierten wir jede Abzweigung, um uns auch wirklich nicht zu verlaufen. Die Wahl war scheinbar weise: Aus den Einmündungen zu unserer Linken drangen wieder und wieder Steineklappern, schauderhafte Schreie und schlimmere Laute.

Der Gang wurde hin und wieder breiter und mündete in verschiedene Höhlen. Aus der ersten dieser Höhlen drang ein gedämpfter grüner Lichtschein. Dieser rührte von Pilzen, die überall an den Wänden wuchsen. Bernard nahm einige Exemplare mit; obwohl sie nicht so aussehen, sollen sie angeblich eine starke heilende Wirkung besitzen. Tolle Auswahl hat man, wenn man verwundet ist: Grüne Schleimpilze, die im Dunkeln leuchten, oder Verbände aus Kuhdung...

Auch in der nächsten Höhle konnten wir grüne Schemen leuchten sehen. In der Erwartung, wieder auf die leuchtenden Pilze zu treffen, schritten wir voran. Doch plötzlich erscholl ein zorniges Zischen und Quieken: Vier Menschengroße Ratten, deren räudiges Fell den kränklich-grünen Schein ausstrahlte, stürzten aus der Tiefe der Höhle auf uns zu! Mit rasiermesserscharfen Klauen und Zähnen griffen die Untiere an. Wegen der Enge konnten nur Magnus und ich die Angriffe abwehren. Magnus murmelte die Worte eines Zaubers, doch lange Zeit geschah nichts. Doch endlich, als es mir kaum noch gelang, die Flut aus verrottetem Fell und blitzenden Reißzähnen abzuwehren, loderte das Schwert unseres Magiers in einer rot-gelben Flamme auf. Zwei der Riesenratten verschwanden quiekend vor Angst in den Tiefen der Höhle, während die beiden anderen scheinbar von den hellen Flammen in eine Berserkerwut versetzt wurden. Während ich einem der Viecher den Schädel einschlug, biss das andere Magnus kräftig in die Wade. Wütend schlug dieser der Ratte in die Rippen, und als auch ich meine Hiebe auf das verbleibende Monster niederprasseln ließ, war der Kampf schnell zu Ende.

Bernard behandelte die übel aussehende Wunde in Magnus' Bein, so gut es ging. Anschließend setzten wir unseren Weg fort. Die nächste Höhle beherbergte keine leuchtenden Tiere und Pflanzen. Dafür war in einer Wand ein Felsspalt zu sehen. Als ich neugierig hineinleuchtete, schoss plötzlich ein armdickes, wurmartiges Wesen mit scharfen Zähnen aus der Wand und prallte gegen meine Brust! Ich hätte bestimmt das Gleichgewicht verloren, wäre nicht gleichzeitig ein ähnliches Geschöpf aus der Wand hinter mir hervorgeschnellt und gegen meinen Rücken geprallt. Zum Glück konnten die kurzen Zähnchen der Kreaturen meine Rüstung nicht durchdringen. Nach einem kurzen Kampf, in dem Magnus scheinbar wieder zur alten Macht zurückgefunden hatte, waren die harmlosen Wesen vernichtet; rauchend und qualmend zuckten ihre verkohlten Leiber auf dem Höhlenboden, nachdem sie von Feuerbällen dahingerafft wurden.

Das Grollen, welches uns die gesamte Zeit begleitet hatte, wurde nun immer lauter. Wie bereits vermutet, gelangten wir an einen zwar recht schmalen, dafür aber recht reißenden unterirdischen Strom. Dahinter ging der Tunnel weiter. Obwohl recht glitschig, gelang es mir hinüberzuspringen. Die anderen folgten, wobei sich unsere schwer gerüsteten erst entkleiden mussten. Wir passierten anschließend eine weitere Höhle, betraten sie jedoch nicht, sondern folgten weiter dem Gang. Dieser führte uns schließlich zu einer Wendeltreppe. Sollte es etwa tatsächlich so einfach gewesen sein? Vorsichtig schlichen wir hinauf - es muss ein Höhenunterschied von zweihundert Fuß gewesen sein - und kamen in einen tür- und fensterlosen Raum. Die versteckte Falltür in der Decke war jedoch rasch gefunden, und nach einem sichernden Blick durch den Lukenspalt schlich ich ins hinaus. Die Luke führte tatsächlich in ein verfallenes Gesindehaus auf dem Hof der Burg. etwa zwanzig zerlumpte Gestalten, scheinbar die aus dem Dorf verschleppten Männer, schlurften unter den wachsamen Blicken einiger Soldaten auf dem Burghof umher. Sie schienen in verfallenen Baracken zu hausen. Vermutlich befand sich dieser Hof im ersten Wehrturm der Burg, also dem Teil, welcher Wittgendorf zugewandt war.

Ich stieg zurück zu meinen Kameraden und teilte die neuen Erkenntnisse mit ihnen. Rasch hatten wir den Plan gefasst, bis zum nächsten Tag am Fuße der Treppe zu rasten, dann wollten wir die Rebellen durch die Höhlen in die Burg führen, um der Schreckensherrschaft der Wittgensteins endgültig den Garaus zu machen und unseren Auftrag zu erfüllen. Also bezogen wir unser Lager auf den untersten Stufen und versuchten, etwas Schlaf zu finden. Während meiner Wache vernahm ich plötzlich ein Schmatzen aus dem Höhlengang. Ich bereitete sicherheitshalber einen Brandsatz vor, wie er bereits beim Haus des angeblichen Arztes Russeau bereits gute Dienste geleistet hatte. Doch noch während ich die Lunte in die Flasche stopfte, rief Answald hinter mir eine Warnung aus. Ich ließ mich zu Boden fallen - und keinen Moment zu früh: An der Decke über meinem Kopf hing eine Gestalt, deren Anblick mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Hobbit, der von einem Pferdefuhrwerk überfahren wurde, hätte vermutlich Ähnlichkeit mit der Kreatur gehabt. Allerdings wäre hierfür ein sadistischer Kutscher nötig gewesen, der das Überfahren etwa fünfmal ausführt. Nur knapp zischte die Axt des hässlichen Wesens an meinem Gesicht vorbei. Enttäuscht zischend, huschte die Kreatur mit schmatzenden Geräuschen zurück in die dunklen Gänge. Ich warf noch meinen Brandsatz hinterher, vergaß jedoch vor lauter Schreck, ihn auch anzuzünden.

So verbrachten wir den Rest der Nacht im benebelnden Alkoholdunst der rosafarbenen Ekelplörre. Hoffentlich ist die Nacht bald vorbei - wir sehnen uns so langsam nämlich alle nach dem Tageslicht. Ob wir es jemals wiedersehen...?

Drantos:
Ich sage nur Waterloo  :D



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



25. Der Sturm auf Burg Wittgenstein

(oder: Die Geschichte vom lauen Lüftchen)

Nach unserer erfolgreichen Aufklärungsmission und der merkwürdigen Begegnung mit dem Hackebeil schwingenden, an der Decke klebenden Pygmäen vollendeten wir unsere Nachtruhe und begaben uns schließlich zurück zum Ausgang. Schon von Weitem hörten wir die beunruhigenden Geräusche des hiesigen Waldes bei Nacht, daher warteten wir noch in der Höhle bis zur Morgendämmerung. Als es draußen hinreichend hell war, verließen wir die Stollen und wurden auch schon von Hilda und einem weiteren der Waldbewohner erwartet. Sogleich machten wir uns auf in Richtung Camp, um unser weiteres Vorgehen mit Siegried abzustimmen.

Doch schon nach wenigen Minuten hörten wir aus dem Gebüsch vor uns ein Knacken. Answald schlich voran, um nachzusehen. Der Rest von uns versteckte sich mehr oder weniger gut. Und keine Sekunde zu früh! Auf dem Weg vor uns sahen wir eine Gruppe Freaks, für deren Gefangennahme Dr. Malthusius von den Schaustellern in Bögenhafen seine Seele verkauft hätte. Anführer war ein riesiger Tiermensch mit dem Kopf eines Keilers, der in seiner Pranke einen Speer hielt, der in Länge und Umfang dem Segelmast eines mittelgroßen Schiffes zu entsprechen schien. Ihm folgten sechs missgebildete Männer. Der erste hatte Ohren wie ein Elefant, der nächste grünes Fell, einer Beine wie ein Vogel und wieder ein anderer ein drittes Auge auf der Stirn. Ihr Weg hätte sie nur wenige Meter an uns vorbeigeführt. Bernard hatte seinen Kopf in ein Gebüsch gesteckt, während der Rest seines Körpers noch auf den Weg ragte. So würde er bestimmt entdeckt werden! Leise raunte ich ihm zu, dass er weiter in den Busch kriechen müsse. Doch der Mutant mit den Segelohren hörte dieses leise Wispern und machte den Anführer auf unser Versteck aufmerksam.

Plötzlich trat Magnus aus seinem Versteck hervor. Seltsame Worte rufend, fuchtelte er mit den Armen in der Luft herum. Mit einem letzten Wort der Macht stieß er seine Hänge gen Erdboden, und eine meterlange Flammenwand loderte zwischen uns und den Mutanten aus der Erde empor. Diese ruckten voller Panik herum und flohen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Dummerweise hatte sich von hier schon Answald angeschlichen, um den Feinden in den Rücken zu fallen, sollten sie uns entdecken. Durch die Flammen konnten wir nur schemenhaft erkennen, was geschah, und hörten nur das laute Donnerhallen der Donnerbüchse. Als die Flammen erloschen, bot sich indes das gewohnte Bild: Die niederen Mutanten waren bei dem lauten Knall von Answald Büchse geflohen, und der Keilertiermensch lag erschlagen zu Answalds Füßen. Sein schwarzes Blut und die gelbe Gehirnmasse bedeckten unseren Holzfäller von Kopf bis Fuß, und grinsend spuckte Answald Splitter vom gespaltenen Schädelknochen des Monsters aus.

Der restliche Weg zum Camp verlief ereignislos. Siegried war erfreut, als sie von unseren Entdeckungen hörte. Gemeinsam schmiedeten wir sodann unseren Plan: In Lumpen gehüllt würden wir bei Anbruch der Abenddämmerung nach und nach den Burghof betreten. Die gefangenen Dorfbewohner würden wir entsprechend zurück in die Tunnel geleiten. So könnten wir die armen Teufel retten und unauffällig die Bettler im Burghof gegen unsere Truppen austauschen. Das weitere Vorgehen würde sich dann gewiss schon ergeben. Also ging es mit der gesamten Streitmacht zurück in die Höhlen, wo wir dann am Fuße der Treppe darauf warteten, dass es Abend wird. Doch plötzlich erscholl ein Schrei! Wir eilten in die Richtung und fanden einen der Waldbewohner. Der Mann lag, mit eingeschlagenem Schädel und heruntergelassenen Hosen, in der Grotte neben dem unterirdischen Fluss. Trotz Warnung vor dem axtschwingenden Zwerg, der auch mich beinahe überrascht hätte, hatte er sich von der Gruppe entfernt, um seine Notdurft zu verrichten. Diese Unvernunft kostete ihn das Leben, ermahnte die übrigen Kämpfer jedoch zu größerer Vorsicht.

Als die Nacht über der Burg hereinbrach, schritten Siegried und ich zur Tat. Wir schlichen auf den Burghof hinaus und führten einen Bettler nach dem anderen zur Wendeltreppe in die Höhlen. Die Männer waren alle in einem erbärmlichen Zustand, einige nuschelten permanent irgendeinen Unsinn über die "Herrin der Freude und Befriedigung". Die Wachen, die sporadisch den Hof überquerten, schenkten uns keine Beachtung. Schließlich war Hans, der Mann von Emma mit dem Insektenkind, an der Reihe. Er sollte auch der letzte sein, den wir retteten, die übrigen Bettler waren in einem Zustand, der eine Rettung unmöglich machte. So führten wir nun alle Kämpfer in den Burghof. Während uns die Waldbewohner Rückendeckung geben sollten, versuchten meine Kameraden und ich, uns in den hinteren Teil der Burg zu schleichen, wo wir Lady Magritta und den Kometenklumpen vermuteten. Wir schlenderten über den Hof und eine Treppe hinauf zu den Wehrgängen, wo wir einen Durchgang in den hinteren Teil der Burg vermuteten.

Und hier endete unsere Glückssträhne. Das Geräusch von schnalzenden Armbrustsehnen und dem Einschlag der dazugehörigen Bolzen in der Mauer über unseren Köpfen ging nahtlos über in das Läuten einer Warnglocke und laute Alarmrufe. Ohne jemanden verantwortlich machen zu wollen, hat Magnus' sture Weigerung, sich ebenfalls in Bettlerlumpen zu hüllen, sicher zu unserer Entdeckung beigetragen. Doch sollte er auch der erste sein, der für diesen Fehler bezahlen würde. Zunächst jedoch versuchten wir den Armbrustschützen zu entrinnen und stürmten in die Tür am oberen Ende der Treppe. Der kleine Wachraumbot uns gerade so Platz, allerdings erst, nachdem Answald und Richard den Wachsoldaten zusammengeschlagen hatten, der darin wartete. Doch schon flog die Tür am Ende des Raumes auf! Der Leutnant der Wache mit einer silbernen Gesichtsmaske, der hinter der Tür stand, rief seinen Untergebenen ein lautes "Tötet sie!" zu. Während einer der Soldaten in den Türrahmen trat, um dem Befehl nachzukommen, spannten seine fünf Kameraden im hinteren Teil des Raumes fleißig ihre schweren Armbrüste. Noch während Magnus und ich versuchten, den Gegner im Türrahmen zu binden, traten im Hintergrund vier weitere Armbrustschützen hinzu. Von allen möglichen Gebäuden, die wir hätten auskundschaften können, hatten wir uns ausgerechnet und zielsicher die Burgkasernen ausgesucht! Auch von der Eingangstüre her drang plötzlich Kampfeslärm an meine Ohren: Bernard, der den Weg für unseren Rückzug bereitmachen wollte, sah sich auf der Treppe ebenfalls mehreren schwer gepanzerten Wachen gegenüber!

Mit einem glücklichen Dolchhieb gelang es mir schließlich, eine schwache Stelle in der Rüstung meines Gegners zu finden. Doch die Freude über diesen Triumph sollte nicht lange währen: Als der Soldat sterbend zusammenbrach, sah ich mich den neun Armbrustschützen gegenüber, die auf Kommando des Leutnants anlegten und ihre Bolzen in Richtung Tür abfeuerten! Geistesgegenwärtig warf ich mich zur Seite in den Schutz des Türrahmens; Magnus jedoch hatte nicht so viel Glück. Noch während er verzweifelt mit seinen Armen wedelte und arkane Worte rief, bekam er die gesamte Bolzensalve ab. Gespickt wie ein Igel sank unser Magier leblos zu Boden. Richard nahm sofort Magnus  Platz ein und feuerte seine Pistolen in die grobe Richtung der Armbrustschützen ab. Diese erschreckten sich jedoch nur wenig, als die Kugeln in das Mauerwerk hoch über ihren Köpfen einschlugen und kleine Steinchen auf ihre Helme rieseln ließen. Zum Glück verdarb der Leutnant seinen Truppen den nächsten Schuss, da er in den Türrahmen sprang und sich einen heftigen Schlagabtausch mit Richard lieferte.

Da unser wandelnder Feuerwanderschaffungsmensch in einer rasch wachsenden Pfütze seines eigenen Blutes lag, bereitete ich meine eigene kleine Überraschung vor. Der Brandsatz, den ich aus der letzten Flasche von Russeaus Gebräu bastelte, verkokelte zwar einige der Armbrustschützen heftig, hatte jedoch nicht die verheerende Wirkung, die man sich gewünscht hätte. Nun stieß der Leutnant Richard aus dem Weg und drängte sich in den Raum. Answalds Donnerbüchse knallte laut, jedoch prallten die meisten der Schrapnelle von der Rüstung des Feindes ab. Wütend über die Kratzer auf seiner Rüstung ließ der Leutnant fürchterliche Hiebe auf Answald niederprasseln, bis auch dessen lebloser Leichnam heftig blutend und mit tiefen Wunden neben Magnus' Kadaver auf dem Boden aufschlug. Gerade rechtzeitig gelang es Richard und mir, den mächtigen Gegner hinterrücks zu erschlagen, denn schon rannte der nächste der Soldaten aus dem Kasernenraum in die Wachkammer, in der wir uns befanden. Der scheinbar endlose Nachschub an Soldaten musste zum Erliegen gebracht werden, denn Bernard gelang es nur mühsam, uns den Rücken freizuhalten und den Weg für den Rückzug von Feinden zu säubern. Rasch griff ich in meinen Beutel und holte die Giftfalle heraus, welche ich einst aus dem Schreibtisch im Turm Etelka Herzens ausgebaut hatte. Den Schlauch in das verunstaltete Gesicht des neuen Gegners haltend, öffnete ich das Ventil am Druckbehälter. Eine dicke, dunkelgrüne Gaswolke schlug dem Soldaten entgegen. Die Wirkung trat auch unmittelbar ein: Der Mann sank schreiend in die Knie, schlug die Hände vor das Gesicht und erbrach schließlich in einem Schwall von Blut seine eigenen Eingeweide. Die übrigen Soldaten, von dem raschen Tod ihrer Kameraden und ihres Leutnants scheinbar endlich beeindruckt, begannen damit, sich in ihrem Raum zu verschanzen. Laut rief ich irgendeinen Unsinn von einer weiteren Giftgasfalle und stellte eine leere Schnapsflasche in den Türrahmen, um jede Art von Verfolgung im Keim zu ersticken.

Bernard hatte derweil den Weg nach draußen freigekämpft. Hier hatten die Waldbewohner aus Unrat ein paar provisorische Barrikaden errichtet und hielten die Armbrustschützen auf den Wehrgängen in Schach. Wir warfen uns die geschundenen Leiber unserer gefallenen Kameraden über die Schultern und zogen uns im Schutze des Pfeilhagels von Siegrieds Leuten in die Ruine mit der Falltür und das Treppenhaus zurück. Die Bogenschützen folgten uns. Alles in Allem hatten sie in ihren Reihen vier Tote zu beklagen. Bernard gelang es indes zum Glück, die winzigen Lebensfunken in den Körpern von Answald und Magnus zu erhalten und ihre furchtbaren Verwundungen halbwegs zu versorgen.

So sitzen wir nun wieder in den dunklen Höhlen am Fuße der Wendeltreppe herum. Dieser Weg in die Burg ist uns vermutlich von nun an versperrt. Wir wollten es zwar vermeiden, aber hoffentlich halten die unerforschten Teile der Minen noch eine weitere Route nach oben für uns parat? Katastrophaler als der heutige Auftritt kann es jedenfalls nicht werden. Und am schlimmsten schmerzt unsere Niederlage vermutlich mich, obwohl ich keinen einzigen Kratzer abbekommen habe: Nie, nie, niemals darf irgendeiner meiner Berufskollegen etwas von diesem unsäglich verpatzten Einbruchsversuch erfahren!

Drantos:
Ein Oger bittet zum Tee...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



26. Leichen im Keller

Lautes Gerumpel und Gepolter erscholl aus dem Schacht der Wendeltreppe. Offenbar wurde die Falltür in den Burghof mit Schutt versiegelt, so dass dieser Weg in die Burg nun nicht mehr passierbar ist. Andererseits hatte dies auch seine gute Seite: Die Wachen verfolgten uns wenigstens nicht in die Höhlen.

Nachdem Bernard die Verwundeten nach besten Kräften versorgt hatte, ruhten wir uns erst einmal aus. Anschließend erkundeten Bernard, Richard und ich (Magnus und Answald mussten sich noch ein wenig von ihren schweren Verletzungen erholen) die übrigen Höhlen. Doch trotz all der furchtbaren Geräusche, die wir vor zwei Tagen aus den übrigen Stollen schallen hörten, waren die einzigen Feinde ein paar Fledermäuse, die sich von ein wenig Waffengefuchtel auch leicht in die Flucht schlagen ließen. Außer einigen Sackgassen, Leuchtpilzen und einer steinernen Brücke über den unterirdischen Fluss fanden wir keinen weiteren Aufgang zur Burg.

Schließlich stießen auch Magnus und Answald wieder zu uns. Trotz einiger Bedenken blieb schließlich nur eine mögliche Route, die wir noch nicht bedacht hatten: Der unterirdische Strom. Die vergitterte Höhle am Reikufer konnte durchaus das Ziel des Gewässers sein, und so banden wir unsere Seile zusammen, schlangen das eine Ende um meinen Leib und wie ein Fisch an der Angelschnur ließen mich meine Kameraden in die dunklen Höhlen stromabwärts gleiten. An drei Stellen musste ich tauchen, um weiterzukommen, und auch sonst war nur ein kleiner Spalt mit schaler Luft an der Höhlendecke. Doch als ich das dritte Mal auftauchte, spürte ich frische, unverbrauchte Luft um meine Nase wehen – hier konnte ein Ausgang nahe sein! Doch meine Freude hielt nicht lange an, da sich plötzlich ein schleimiger Körper unter meine Hosen wand und mir kräftig ins Bein biss! Voller Panik ruckte ich am Seil das vereinbarte Zeichen, und meine Kameraden zogen mich zurück. Wild mit meinem Dolch stochernd, traf ich schließlich das Wesen, das einem riesigen Blutegel zu gleichen schien, und konnte es so von meinem Fleisch schneiden.

Nun war guter Rat teuer. Sollten wir es – trotz des Egelmonsters – mit dem Fluss versuchen? Oder doch lieber unsere Leben in einen Sturmangriff auf die Burgtore sinnlos wegwerfen? Schließlich siegte jedoch die Vernunft, und wir versuchten unser Glück mit dem Fluss. Einige der Waldbewohner blieben in der Flusshöhle zurück und bewachten unser Seil, an dem wir uns entlang hangelten. Magnus hatte zuvor einige unserer Gegenstände mit einem Fluch... ääähm, mit einem Lichtzauber belegt, und derart gewappnet ließen wir uns von der Strömung hinfort spülen. Es erfolgte kein weiterer heimtückischer Angriff unter Wasser, und schließlich schwammen wir in einem ruhigeren Becken, das uns – wie erhofft – in die große vergitterte Höhle am Reikufer führte. An den Ufern brannten Fackeln, und in einer Wand konnten wir eine Tür sowie einige Schießscharten erkennen. Answald schlich aus dem Wasser an Land und erspähte eine hinter der Ecke versteckte Wendeltreppe. Zudem konnte er durch die Schießscharten drei würfelnde Wachen in der wittgenstein'schen Plattenrüstung und den üblichen verrotteten Visagen erspähen.

Noch während wir unser weiteres Vorgehen berieten, wurden nach und nach die Leichen von unseren Seilbewachern angetrieben. Entweder hatten die Burgwachen doch noch einen Angriff auf die Höhlen durchgeführt, oder Etelka Herzen und ihre Schergen hatten den geheimen Eingang gefunden! Da zu befürchten war, dass wer auch immer unsere Freunde aus dem Waldcamp getötet hatte, nun auch dem unterirdischen Strom folgen könnte. Um die Anzahl potentieller Feinde zu minimieren, schalteten wir zunächst die Wachen in dem kleinen Wachraum aus. Während Magnus Feuerbälle durch die Schießscharten sausen ließ, rissen die übrigen meiner Kameraden die Tür auf und prügelten auf die Männer ein. Als der erste Madenmann tot zu Boden stürzte, geschah etwas Merkwürdiges: Die beiden anderen ergaben sich! Da man diesen Gestalten jedoch nur so weit trauen konnte, wie man ein Pferd werfen kann, wurde einer der Beiden direkt seinem wohlverdienten Schicksal zugeführt, während der andere noch einer kleinen “Befragung” unterzogen werden sollte. Foltermeister Magnus schritt denn auch sogleich zur Tat: Schimpfworte und wilde Flüche ausstoßend hackte er mit seinem Schwert ein Bein des Delinquenten ab. Dieser reagierte leider recht mimosenhaft auf die ausgefeilten Verhörtechniken unserer Zauberspruchschleuder und verstarb unerklärlicherweise an dieser geringfügigen Verletzung, ohne auch nur eine einzige Frage beantwortet zu haben.

Mit einem am Ufer des unterirdischen Sees liegenden Boot untersuchten wir den übrigen Teil der Höhle und die Leichen der Campbewohner. Einer der Männer wies drei Löcher in seinem Leib auf, die mich unschön an die silbernen Zauberpfeile erinnerte, mit denen mich Etelka beinahe getötet hätte. So verschanzten wir uns am Fuße der Treppe, für den Fall dass die Feinde über den unterirdischen Fluss kamen, und ruhten die Nacht bei doppelter Wache, jedoch geschah – nichts.

Am nächsten Morgen wachte ich mit Fieber und Schweißausbrüchen auf. Das Pochen in meinem Bein war wieder stärker geworden. Bernard diagnostizierte einen beginnenden Wundbrand an der Bisswunde und begann sofort, das betroffene Fleisch wegzuschneiden. Zu allem Überfluss musste Magnus die Wunde ausbrennen, was ihm eine höllische Freude zu bereiten schien. Nachdem der Tag derart positiv begonnen hatte, begaben wir uns auch gleich die Treppe hinauf. Sie mündete nach etwa zweihundert Stufen in einem dunklen Kellergang. Mehrere Türen zweigten vom Gang ab. Eine war zugenagelt und mit Warnschildern versehen. Hinter einer weiteren Tür verbarg sich die Folterkammer mit der kompletten all-inclusive-Ausstattung, von der Streckbank über die glühenden Eisen bis hin zur Eisernen Jungfrau wurde alles geboten, was die moderne Foltertechnologie zu bieten hat. In einem Käfig an der Decke baumelte eine Kreatur, die wohl einst ein Mensch war. Die dürren Beine hingen aus dem Käfig hinaus, und ein vernünftiges Gespräch war nicht zu führen. Seine Einladungen zum Tee schlugen wir aus, konnten jedoch herausfinden, dass der hiesige Folterknecht wohl der Oger Slagdag ist. Im Anschluss an die Folterkammer fanden wir noch den Zellentrakt, in dem neben einigen Dörflern auch noch der imperiale Steuereintreiber, der vor einigen Monaten verschwunden war, eingesperrt war. Da wir ihnen im Moment nicht helfen konnten, setzten wir unsere Erkundungen fort.

Da bereits angesprochen, beschlossen wir, uns zunächst um den Oger zu kümmern. Der Raum Slagdags war leicht zu finden; ein bestialischer Gestank und lautes Schmatzen wiesen uns den Weg. Als wir die Türen in sein Zimmer öffneten, bot sich ein Anblick, den so die wenigsten Menschen bislang zu Gesicht bekommen haben dürften. Slagdag, drei Meter groß und mit grüner Haut, trug auf dem Kopf leuchtend orangene Haare. Neben ihm lehnte eine Axt, neben der selbst die große Waffe Answalds wie ein Kinderspielzeug aussah. An seinem Gürtel baumelten verfaulte, menschliche Köpfe, und die Reste der Leiber verspeiste das Monster gerade genüsslich. Er blickte auf, sah uns an und nuschelte irgendetwas an dem Oberschenkel vorbei, der gerade zwischen seinen Zähnen steckte. Der Anblick war zu viel: Unter dem Schutz von Magnus' Stillezauber feuerten wir unsere Armbrüste ab. Leider waren die Projektile nicht in der Lage, die dicke Haut des Monsters zu durchdringen. Lautlos brüllend stürzten wir uns auf den Oger, und schließlich war es das magische Schwert Bernards, das den Kampf entschied. Er stieß es dem Gegner zum Kinn in den Schädel hinein und trieb es aufwärts, bis es das kleine Hirn im Ogerschädel durchdrang. In der vollkommenen Stille sackte der Oger zu Boden, und Bernard sprang im letzten Moment zur Seite.

Die nächste Tür verbarg den Weinkeller der Burg. Ich wählte rasch einen Wein und einen Schnaps aus, wohl darauf achtend, einen Jahrgang vor Dagma von Wittgenstein und den Veränderungen der Gegend zu erwischen. Die vernagelte Tür gegenüber dem Weinlager übte trotz der Warnschilder eine gewisse Anziehungskraft aus. Wir brachen ein paar Bretter weg, jedoch wurden wir von einem Grauen ergriffen, als grauer Nebel und hohles Stöhnen durch den Türspalt drangen. Schaudernd nagelten wir die Bretter wieder fest und wandten uns dem Treppenaufgang nach oben zu.

Die Stufen führten in eine große Empfangshalle. Auf der langen Tafel in der Raummitte standen Gedecke mit verfaulten Essensresten. Treppen führten in die oberen Stockwerke. Ein flüchtiger Blick aus den Fenstern zeigte, dass wir in der Inneren Burg waren – unserem Ziel! Doch hinter einer der Treppen war eine Bewegung zu sehen. Ein Diener, etwa hundert Jahre alt und mit einer Vogelklaue anstelle des rechten Armes, schlurfte hustend umher. Bernard lockte ihn zur Treppe. Da ihm jedoch keine Informationen zu entlocken waren, bugsierten Bernard und ich ihn – an der drohend blitzenden Axt Answalds und den tanzenden Feuerbällen über Magnus` Händen vorbei – in eine der Zellen. Nachdem Answald noch ein kleines Schwätzchen mit dem Freak im Käfig gehalten hatte (bei dem es sich, wie sich herausstellten sollte, um den einstigen Arzt Wittgendorfs, den Vorgänger Russeaus, handelte), schlichen wir wieder in die Halle hinauf.

Hier beobachteten wir noch einmal in Ruhe den Hof. Im Burggarten wiegten sich seltsame Gewächse im Wind, und aus der Grube in der Mitte des Burghofes (die sich über dem vernagelten Raum zu befinden schien) quoll dichter grauer Nebel. Am Himmel schien ein Gewitter aufzuziehen, und dunkle Wolken zogen sich über der Burg zusammen. Plötzlich zerriss ein lauter Donnerschlag die Luft. Ihm war kein Blitz vorausgegangen, und er kam auch nicht aus den Wolken, sondern vom vorderen Teil der Burg. Sprengte dort etwa Etelka Herzen die Burgmauern, um an den Kometen zu kommen? Wie dem auch sei, wir würden uns nun sputen müssen, um unseren Auftrag noch erfüllen zu können. Doch wo sollen wir anfangen?

Drantos:
Unsere wackeren Streiter bahnen sich in einer Spur der Vernichtung einen Weg durch die Burg und enden doch fast als Pfeifen...




Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



27. Burg Schnetzelstein

(oder: Das Schloss der tausend Leichen)

Rasch ging ich noch einmal in den Folterkeller zurück, um zu überprüfen, ob die Zellentür des Dieners auch richtig verschlossen ist. Zugegeben, der Umweg über den Weinkeller, wo ich noch rasch zwei Flaschen Branntwein in meinen Beutel stopfte, war auch von Anfang an geplant. Als ich wieder in die große Halle kam, waren meine Kameraden verschwunden. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit, in dieser unheimlichen Horrorburg plötzlich ganz allein zu sein. Jedoch sollte es mir nicht schwerfallen, den Rest der Gruppe wiederzufinden. Es bedurfte keines großen Spurenlesers, der Schneise der Verwüstung zu folgen, die sie in den wenigen Augenblicken meiner Abwesenheit zu schlagen vollbracht hatten.

Als erstes stieß ich auf eine Leiche, die trotz der schweren Verletzungen am ganzen Körper noch als Mann zu erkennen war. Das Gesicht ähnelte dem vieler Bilder auf den Gängen, es scheint also ein von Wittgenstein gewesen zu sein. Auch seine vier Arme konnten nicht genügend Waffen halten, um den Angriffen meiner Kameraden Paroli zu bieten. Glück im Gegensatz zu dem Toten hatte indes die scheinbar senile Oma, die mit ihren hässlichen Katzen in einem weiteren Raum weilte; sie wurde scheinbar verschont. Den blutigen Fußtapsen meiner Freunde weiter folgend, gelangte ich schließlich in einen weiteren Raum. Hier waren meine Gefährten auch recht gründlich vorgegangen; das schwarze Blut des offenbar im Schlaf zu Gulasch zerhackten Minotauren, dessen Überreste im Bett lagen, tropfte von sämtlichen Einrichtungsgegenständen herunter, und auch an der Decke klebte viel davon.

Aus dem Nachbarraum hörte ich Stimmen. Neugierig schlich ich um die Ecke - und musste beobachten und anhören, wie meine Kameraden sich angeregt mit einem Chaoskrieger des Tzeentch unterhielten. Der Krieger war über seiner mit furchtbaren Symbolen beschmierten Rüstung in Wolfsfelle gehüllt und trug einen überdimensionalen Wolfsschädel als Helm. Die lockere Gesprächsrunde drehte sich gerade darum, dass man erwog, den Chaoskrieger in unsere Gruppe aufzunehmen und fortan mit ihm gemeinsam die übrige Burg zu erkunden. Ungläubig starrte ich zu meinen Kameraden hinüber: Den gebrechlichen alten Diener, der keiner Fliege etwas zuleide getan hatte, wollten insbesondere Answald und Magnus auf bestialische Weise hinrichten; jedoch erwogen sie, kaum fünf Minuten später, nicht nur das Weiterleben eines Chaoskriegers zu akzeptieren, sondern sogar gemeinsame Sache mit ihm zu machen!

Endlich gelang es mir, meinen Kiefer wieder hochzuklappen. Der Krieger musste die ohnehin schon recht schwachen und umnebelten Geister meiner Freunde mit einem Zauber noch mehr verwirrt haben, anders war ihr Verhalten nicht zu erklären! Mit einem lauten Schrei stürzte ich mich auf den Feind und schlug ihm mit meinem Knüppel eine faustgroße Delle in seinen Brustpanzer. Bei seinem Gegenangriff schnitt mit der Krieger zwar fast das Bein ab, sodass ich blutend zurücktaumelte, aber zumindest schien der Bann gebrochen: Meine Freunde eilten mir zur Hilfe und griffen ebenfalls an. Der Chaoskrieger jedoch hatte einige schmutzige Tricks parat. So konnte er seine Arme auf eine unglaubliche Länge überstrecken. Bernard wurde von diesem Manöver völlig überrascht, und er sank mit einem ungläubigen Blick auf seine zertrümmerte Brust und den armdicken Blutstrahl, der daraus hervorschoss, zu Boden. Dieser Anblick versetzte Richard und Magnus offenbar in Rage. Zunächst entwand Richard den schlaffen Fingern Bernards Barrakul und drosch mit der magischen Waffe auf den Wolfshelm ein. Die Klinge muss den Schädel darunter förmlich gespalten haben, aber noch weigerte sich der Gegner, seinen Tod auch zu akzeptieren. Mit einem gurgelnden Brüllen hob er erneut das Schwert mit seinen überlangen Armen. Doch noch bevor er die Waffe hinuntersausen lassen konnte, rollte eine Hitzewelle durch den Gang. Magnus, mit zorniger Stimme fremdartige Silben brüllend, gestikulierte wild mit seinen Händen herum. Die Luft um ihn begann zu flimmern, und plötzlich schoss aus seinen Fingerspitzen ein mühlsteingroßer Feuerball auf den Gegner zu. Die Luft wurde erfüllt von einem unerträglichen Schwefelgestank (welcher Magnus fortan anhaften sollte), und der Feuerball schlug in dem Helm des Chaoskriegers ein. Mit einem schmatzenden Knall explodierte der Helm, der die kochende Hirnflüssigkeit des Kopfes nicht mehr halten konnte. In einem Regen aus dampfender Hirnmasse, Schädelsplittern und Wolfspelzbüscheln sank der kopflose Körper des Feindes auf den Boden, wo er qualmend noch ein wenig vor sich hinzuckte.

Ehrfürchtig blickten wir Magnus und seine immer noch leicht rauchenden Fingerspitzen an. Jedoch wurde seine scheinbare Macht rasch relativiert, als das Unwetter draußen an Kraft zulegte und mit einem grellen Blitz - gefolgt von ohrenbetäubendem Donner - eindrucksvoll zeigte, was wahre Macht bedeutet. Der laute Donnerknall schien auch Bernard von den Toten zurückgeholt zu haben. Ruckartig setzte er sich auf, und ungläubig blickte er auf seine Brust. Die Blutung hatte aufgehört, und glücklicherweise schienen auch die übrigen Verletzungen weniger schlimm, als es zunächst den Anschein hatte.

Unsere Suche ging weiter. Im angrenzenden Wohnraum wurde Richard von einer Blumenvase begrüßt, die ihm mit einem lauten Knall gegen den Kopf schlug. Kaum hatte er sich, die rasch größer werdende Beule reibend, wieder hochgerappelt, da flog auch schon ein Kerzenständer quer durch den Raum auf ihn zu. Magnus schloss rasch die Tür und erklärte uns, dass in dem Raum ein Poltergeist wohne. Da uns die nötigen Fähigkeiten fehlten, uns gegen dieses Wesen zur Wehr zu setzen, gingen wir in die nächste Stube.

Hier hatten wir offenbar die Gemächer von Lady Magritta gefunden. Nachdem Answald die drei vertrockneten Mutantenleichen sicherheitshalber geköpft hatte, heimsten wir zunächst den wertvollen Schmuck aus ihrer Schatulle ein. Durch die angrenzende Werkstatt gelangten wir in einen Turm. Dieser schien, dem Toben des Unwetters nach zu urteilen, das Zentrum des selbigen zu sein. Eine Wendeltreppe führte hinauf in eine Bibliothek. Mit leuchtenden Augen stopfte Magnus auch sogleich ein paar der Bücher unter seine Robe. Zwar sahen einige der Werke so aus, als seien sie in Menschenhaut gebunden, Magnus versicherte jedoch, dass es sich lediglich um Werke über Feuerbälle handele. Als ob er nach seiner Show von vorhin noch irgendetwas über Feuerbälle lernen müsse! Weiterhin entdeckten wir einen Brief auf dem Schreibtisch. Hierin bat der Bruder Lady Magrittas, Gotthard von Wittgenstein, dass seine Schwester doch bitte nach Middenheim kommen und sich seinem Slaneesh-Kult anschließen solle, in dem er auch schon Mitglied des inneren Zirkels sei. Zudem war auch noch die Rede von irgendwelchen Vorbereitungen für den Hexentag.

Mittlerweile hatte man den Eindruck, dass die Blitze direkt in den Turm einschlugen. Wir schlichen die nächste Treppe hoch. Oben angekommen, blieb uns fast das Herz stehen: Bewacht von zwei Skelettkriegern stand Lady Margritta neben einer Werkbank, auf der ein aus Leichenteilen zusammengenähtes grauenhaftes Wesen lag. Drähte führten in den Brustkorb der Monstrosität, und als ein besonders greller Blitz in die Turmspitze einschlug, leiteten diese die Energie direkt in das Herz des Monsters. Mit einem schrillen und markdurchdringenden Heulen erhob sich die Kreatur von ihrer Liege und blieb schwankend neben Margritta stehen. Für Bernard war dieser Anblick zuviel: Schreiend lief er die Treppe hinunter. Die Köpfe von Lady Margritta und ihren Horrorgestalten ruckten in unsere Richtung, und während die Magierin fuchtelnd einen Zauberspruch vorbereitete, kamen ihre Lakaien drohend auf uns zu. Während Richard die Skelettkrieger aufhielt, hantierte ich verzweifelt mit der ungewohnten Armbrust in meinen Händen. Margritta durfte ihren Zauber nicht vollenden! Mit zusammengekniffenen Augen betätigte ich schließlich den Auslöser der wild in meinen Händen umher schwingenden Waffe. Das Glück war auf meiner Seite - tatsächlich drang der Pfeil mit einem satten Schmatzen in die Schulter der Hexe, und mit einem wütenden Aufschrei verhaspelte sie sich und konnte den Spruch nicht vollenden! Noch während ich die Armbrust nachlud, sah ich aus den Augenwinkeln, wie Magnus einen merkwürdigen gelblichen Trank aus seinem Umhang hervorkramte und mit ekelverzerrtem Gesicht herunterwürgte. Mit geschlossenen Augen sprach er neue magische Silben, die sich noch schrecklicher als die des Feuerballzaubers anhörten. Sekunden später mussten wir von ihm zurückweichen: Hitze strahlte von Magnus aus wie von einer Schmiedeesse, der Schwefelgestank verdoppelte sich, und unter seinen Füßen begann der Stein des Turmbodens zu schmelzen! Auf dem Höhepunkt des Zauberspruchs, riss Magnus die Augen auf und streckte seine Arme in Richtung der Hexe. Stakkatoartig zuckten gebündelte Feuerstrahlen auf Margritta zu. Die ersten schienen von einer Art unsichtbarer Barriere abzuprallen, aber nach und nach fraßen sich die Todesstrahlen durch die magische Panzerung der Magierin, und schließlich loderte sie mit einem schrillen Schrei in Flammen auf und ward innerhalb weniger Augenblicke zu einem Häuflein Asche verbrannt.

Im gleichen Moment fielen die beiden Skelettkrieger klappernd zu Boden. Das Leichenmonster heulte noch einmal lauter und kam weiter drohend auf uns zu, jedoch hackte Answald die Kreatur mit seiner mächtigen Axt recht schnell in Stücke. Die groben Nähte, welche die Leichenteile zusammenhielten, platzten auf und badeten Answald in einem Schwall aus geronnenem Blut, flüssigen Eingeweiden und verfaulter Fettmassen. Bernard, der kleinlaut wieder die Treppe heraufgeschlichen kam, blickte ungläubig auf die geschmolzenen Fußstapfen im Turmboden. Magnus wühlte im Aschehäuflein der Hexe und fand einen Ring und einen Stab, welche er an sich nahm. Obwohl wir den Raum bis in den letzten Winkel durchsuchten, fanden wir keine Spur von dem verfluchten Meteor. Irgendwo musste er doch sein! Das Unwetter draußen ließ nach, und wir setzten unsere Durchsuchung fort.

Durch die Küche im Erdgeschoß, über eine Aussichtsplattform über den Reik und vorbei an einem Bienenstock mit mutierten Bienen gelangten wir schließlich in einen Wachraum, in dem sich zwei Soldaten befanden. Während sich der erste in Richards Schwert stürzte und so seinem miserablen Dasein ein rasches Ende bescherte, wurde der zweite - wen hätte es angesichts der bisherigen Ereignisse gewundert - von einem von Magnus' Feuerbällen knusprig gebraten. Ein großes Rad mit einer Kette befand sich an der Wand - unseren Schätzungen zufolge genau über dem Tor in der Höhle am Ufer des Reiks! Rasch kurbelten wir an dem Rad und hofften, dass sich das Tor unten auch hob. Dies sollte unser Fluchtweg sein - noch prügelten sich Etelka und die Schlosswachen im anderen Teil der Burg, aber ewig würden sie dort auch nicht mehr aufgehalten werden.

Wir verließen das Haupthaus und schlichen über den Hof, vorbei am Krater, zum Tempel. Dieser sollte als nächstes ausgekundschaftet werden. Durch die angelehnte Tür drang dissonante Orgelmusik, und lilafarbener Rauch quoll über die Schwelle. Im Inneren wanden sich viele nackte Körper im Rhythmus der Musik. Ein Altar am Ende des Raumes war flankiert von zwei silbernen Statuen, die den Rauch verströmten. Eine ungehörig verunstaltete Statue Sigmars stand dahinter, daneben eine Statue, welche halb Mann und halb Frau zu sein schien. Eine Galerie erhob sich über dem Erdgeschoß. Wir beschlossen, uns den Altar aus der Nähe anzusehen. Magnus und Answald, welche zuvor noch angekündigt hatten, die sich windenden Orgienteilnehmer zusammenschlagen zu wollen, wanden sich plötzlich mit ihnen im Takt der Musik. Nur mit Gewalt gelang es uns, sie wieder hinauszudrängen. Während die beiden Helden draußen warteten, schlichen Bernard, Richard und ich, da offenbar immun gegen die betörenden Wirkungen von Musik und Rauch, noch einmal hinein. Wir erklommen die Treppe zur Galerie. Hier stand eine fies aussehende Orgel. Die Tasten bewegten sich von alleine, und obszöne Bilder waren an die Wände geschmiert worden. So nahe an dem dämonischen Instrument war die Wirkung der Musik offenbar stärker, denn auch Bernard begann zu tanzen. Rasch schafften Richard und ich ihn nach draußen und stellten ihn neben Magnus und Answald ab. Zu zweit unternahmen wir einen dritten Versuch, den Tempel zu erkunden. Als wir uns dem Altar näherten, sprang plötzlich mit einem lauten Schrei eine Dämonin auf uns zu. Mit dem Versprechen, uns ihrem Dämonengott Slaneesh zu Opfern, griff sie uns an. Sie war zwar schnell, aber nicht schnell genug: Mit einem lauten Knacken zertrümmerte ich der Kreatur den Schädel, und sie löste sich in grauen Rauch auf und verschwand in die Hölle, die sie auch ausgespuckt hatte.

Um unseren willensschwachen Kameraden ein Betreten des Tempels zu ermöglichen, beschlossen Richard und ich nun, die nervende Orgel zu zerschlagen - die Musik war ohnehin nicht sonderlich gut. Doch kaum hatten wir unsere ersten Hiebe auf die Tasten prallen lassen, da schwoll der Lärm des Instrumentes plötzlich um das hundertfache an. Betäubt von dem schrecklichen Lärm konnten Richard und ich nur hilflos zusehen, wie sich aus den Orgelpfeifen schleimige Tentakel erhoben und unsere Leiber umschlangen. Nicht einmal um Hilfe rufen konnten wir. Kichernd und gackernd zog uns die Orgel zu sich heran, um uns zu verschlingen. Das konnte doch nicht wahr sein! Wir hatten innerhalb der letzten Stunde gegen mutierte Oger gekämpft, Minotauren erschlagen, Chaoschampions bezwungen und sogar eine übermächtige Chaosmagierin samt ihrem riesigen Leichenmonster besiegt, von den üblichen Gegnern wie Soldaten und Dämonen ganz zu schweigen. Und jetzt, nach all diesen Heldentaten, sollte uns von einem beschissenen Musikinstrument der Garaus gemacht werden? Doch schließlich hatten unsere Kameraden draußen ihre Ängste vor dem Tempel überwunden. Mit gezückten Waffen stürmten sie die Treppe hinauf. Ich konnte noch sehen, wie sie die Tentakel um Richards Leib zerschnitten, bevor ich von "meinen" Greifarmen in eine der Orgelpfeifen gestopft wurde. Gegen meinen Willen begann ich, laut und schief die furchtbare Musik der Orgel mitzubrüllen, während die blubbernde Flüssigkeit am Boden der Pfeife langsam begann, meinen Leib zu verdauen. Doch von draußen erklang lautes Scheppern und Krachen, und die Töne der Orgel wurden immer schiefer. Schließlich verstummte das furchtbare Instrument und brach entzwei. Gemeinsam mit ein paar halbverdauten Kadavern wurde ich ausgespuckt und lag, nach Luft japsend, einige Momente auf dem Fußboden, ohne mich zu bewegen.

Mit dem Ende des Orgelspieles hatten auch die Statuen neben dem Altar aufgehört, ihren Rauch zu verströmen. Die Orgienteilnehmer kamen langsam wieder zu sich und blickten verwundert umher. Answald und Magnus machten ihre Ankündigung von vorhin wahr und erlösten die elenden Kreaturen von ihrem Leid. Mühsam rappelte ich mich auf. Vielleicht sollte es uns nun endlich gelingen, den Tempel etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Bei den vielen Gefahren, die hier gelauert hatten, musste es doch bestimmt auch etwas zu holen geben. Wie sehen eigentlich diese silbernen und bestimmt unglaublich wertvollen Statuen von nahem aus...?

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