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[WFRSP2] - Enemy within - Kampagne ABGESCHLOSSEN
Drantos:
--- Zitat von: Brakiri am 30.01.2011 | 13:48 ---Bei beidem hast du recht ;)
Gemein bleibt es natürlich trotzdem.
--- Ende Zitat ---
Walter setzt halt nen hohen Standard ;D
cu Drantos
Drantos:
Sickert war immer noch nicht zurück, sodass uns Bernard aka Brakiri mit seinen literarischen Ergüssen beglücken darf...
Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.
43. Die Dekadenz Middenheims
Was für eine Stadt.
So langsam würde ich gerne wieder raus aus den Menschenmassen, der Gestank und die dekadenten Festivitäten schlagen mir aufs Gemüt.
Nach der undankbaren Rettung von Keifzicke von Zwille, war mir die „Belohnung“ ein weiterer Dorn im Auge. Wir hatten Leib und Leben riskiert um die unfreundliche Hofdame von Katarina zu retten, mussten dabei einen Großteil des mächtigen Grabtuches der Shallya-Hohepriesterin VERSCHWENDEN, und was war die Belohnung? Eine blöde Opernkarte.
Zum Glück erinnerte ich mich an Herrn Becker, einen doch recht freundlichen Beamten, der etwas traurig berichtet hatte, keine Opernkarten mehr bekommen zu haben. Da ich nicht vor hatte, mich so kurz vor meiner Prüfung, diesen eher fragwürdigen Kunstveranstaltungen hinzugeben, passte ich Herrn Becker kurz vor Opernbeginn ab, und schenkte ihm meine Karte. Ich wünschte einem hocherfreuten Herrn Becker, und meinen Kameraden viel Spaß, und zog mich mit einem guten Abendessen, einer Laterne und meinen Büchern in unser Hotelzimmer zurück.
Der Kleidung, die Katarina uns für den Abend zugesandt hatte, lag unausgepackt auf meinem Bett.
Kurze später hielt ich inne, und dachte an die absolute Verschwendung des Leichentuches an diese alte Schreckschraube. Als ich den letzten Rest betrachtete, kam mir eine Idee. Ich packte meinen Kram, und verließ, die Reste des Tuches im Gepäck, die Taverne. Ich hatte Glück, Elvira war daheim. Etwas fragend sah sie mich an, als ich ihr das sich bereits auflösende Tuch reichte, und ihr Atem danach wesentlich leichter ging. Als ich ihr die Herkunft erklärte fiel sie mir um den Hals und bedankte sich mit einem langen Kuss. Leider hatte ich ihre Dankbarkeit unterschätzt, und erneut, zeitlich völlig unpassend, durfte ich wieder einmal den Hengst wider Willen spielen.
Am nächsten Morgen berichteten mir meine Kameraden von den Ereignissen des letzten Abends. Richard hatte wohl die Geldgier seiner weiblichen Begleitung, einer Hofdame namens Petra Liebkosen, unterschätzt und war mit seinem vergleichsweise preiswerten Schmuckgeschenk auf wenig Dankbarkeit gestoßen. Sowohl die Fragestunde nach hilfreichen Informationen, als auch die von Richard erhoffte Pimperstunde fiel aus. Magnus hatte sich wohl eine Begleitung für den Abend „besorgt“ indem er mit Richards abgetretener Karte für den Herzogen-Olymp angab. Tief beeindruckt war Mathilda sogar bereit, für die Ehre Magnus begleiten zu dürfen, nicht länger auf ihren Verlobten zu warten.
Leider war auch hier die Informationsausbeute gering. Magnus bestätigte mit seinem eher negativen Opernbericht meine Befürchtungen bezüglich Oper (Der Barbar von Sevilla) und man hatte außer den bereits bekannten Hofschranzen noch einen der Lawlords, Herrn Wasmeier, kennengelernt, der wohl ebenfalls Magier war und verständlicherweise GEGEN das Steuergesetz gestimmt hatte. Erwähnt wurden dann noch die 2 anderen Lawlords der Stadt, Herr Ehrlich und Herr Höflich, 2, wohl eher schüchterne Beamte, die FÜR das Gesetz gestimmt hatten.
Über dem Bericht des vergangenen Abends wollten wir Richards Endsieg über die elfischen Bogenschützen im Turnier natürlich nicht verpassen. Die Quoten waren eher schlecht, da Richard in den vorigen Runden so viele Punkte gesammelt hatte, dass wohl nur ein Eingreifen Sigmars seinen Sieg hätte verhindern können. Auch Answald hatte bisher gut abgeschnitten, und beide gewannen in einem fulminanten Finale die ersten 2 Plätze. Richard nahm stolz die Goldmedaille entgegen, während sich Answalds Grinsen in dessen Silbermedaille widerspiegelte.
Als die Festivitäten nach dem Turnier dem feuchtfröhlichen Bierabend entgegen gingen, sprachen wir Dr. Pavarotti auf die Geschichte bezüglich des Enthypnotisierens von Herrn Schmiedehammer an. Da ein Subjekt (Opfer) gefügig sein musste, um sich hypnotisieren zu lassen, überlegten wir fieberhaft wie wir den lebhaften Schmiedehammer dazu überreden sollten. Letztendlich mussten wir auf eine List zurückgreifen, indem wie Pavarotti, Schmiedehammer und ihre elfischen Begleiter ins Templars Arms einluden, um Richards und Answalds Sieg beim Turnier zu feiern.
Ich nutzte (schweren Herzens, und mit dem Wissen, dass es für eine gute Sache war) mein Wissen um betäubende Kräuter und Gifte, um Schmiedehammer ein wenig Pfeilwurz und Alraunenpulver in sein Bier zu kippen. Vorsichtig dosiert, sollten keine Schäden außer einem heftigen Kater zurückbleiben.
Schmiedehammer schlug kräftig auf diesen Cocktail an, und wir brachten ihn unter dem Vorwand seiner Trunkenheit auf unser Zimmer. Die Sorgenfalten der Elfen beruhigten wir damit, dass Pavarotti persönlich mitging um sich um Dieter zu kümmern...
Erleichtert warteten wir eine Weile, bis die schlimmste Wirkung des Mixes verflogen war, und Schmiedehammer leicht betäubt, wunderbar zu hypnotisieren war.
Was wir dann hörten, bestätigte unsere schlimmsten Vermutungen.
Dieter war hypnotisiert worden, und hatte aus diesem Grunde für die Steuer gestimmt. Von der „Verursacherin“ konnten wir nur einen Namen „Charlotte“ und eine Beschreibung (mittelgroß, bretonnischer Akzent, rote Haare, grüne Augen) erfahren. Sie hatte wohl Dieters Besuch im Showboat (Middenheimer Varieté) genutzt, um ihn dort zu hypnotisieren.
Da wir Zeugen benötigten, versuchten wir vorsichtig, die 2 Elfen mit ins Boot zu holen. Leider war unsere Herangehensweise alles andere als diplomatisch geschickt, so dass ich mich zunächst dem Vorwurf des Giftgebrauches erwehren musste (Als ob mein Gewissen nicht schon laut genug brüllte). Beschwichtigend überzeugten wir sie von der Wichtigkeit und Notwendigkeit dieses Schrittes und führten sie mit aufs Zimmer. Auch sie stellten die entsprechenden Fragen. Entsetzt von den Aussagen, blieben auch sie erstmal sprachlos, versprachen aber später, uns bei der Suche nach Charlotte zu unterstützen. Nachdem wir ebenfalls, den nun entgifteten Schmiedehammer in Kenntnis gesetzt hatten, mussten wir ihn beschwichtigen damit er nicht vor lauter Wut unseren Schrank demolierte. Nicht wegen der Alraune im Bier, sondern weil irgendeine Schlampe es gewagt hatte, ihn zu beeinflussen.
Nachdem alle zu irgendeinem „Nachhause“ gegangen waren, legten wir uns ebenfalls hin.
Am nächsten Morgen, nach einem guten Frühstück, zog es Richard zum einkaufen. Magnus gab ihm satte 75 Karls, und Richard gab es mit vollen Händen für ein Bestechungsgeschenk aus, welches an die gierige Petra gehen sollte.
Der Spur folgend, gab Magnus unserer „Beggar-Army“ den Auftrag, nach dieser Charlotte zu fahnden. Außerdem schlugen wir gegen Mittag im Showboat auf, um den Besitzer und deren Mägde nach dieser Frau zu fragen.
Leider hatte wohl Answald den herben Kulturschock immer noch nicht überstanden, und so blamierte er sich und uns erneut beim Versuch, die Unterstützung des Wirtes zu „erkaufen“. Ihm war anscheinend nicht klar, dass der Wirt und Besitzer eines der besten Varietés von Middenheim von einem Goldstück kaum zu beeindrucken sein würde.
Der mitleidige Blick des Wirtes lies mich ein Lachen nur schwer verkneifen.
So in den Nachttopf getreten, glitt unser Auftritt in großen Schritten die Kloake hinunter. Erst als Richard einiger Pantherritter, von denen er einen im Zweikampf geschlagen hatte, bemerkte, ging es wieder aufwärts.
Die Pantherritter begrüßten Richard, tranken einen Schluck mit ihm, und erklärten dem Wirt was Sache war. So eingerenkt konnten wir uns endlich in einem ruhigen Plätzchen mit dem Wirt unterhalten.
Wir fragten nach der Frau, und baten ihn auch seine Bediensteten zu befragen. Leider stellte sich unsere Hoffnung, dass diese Person hier ein Stammgast sein könnte, als vollständiger Fehlschlag heraus. Nur eine Magd konnte sich überhaupt dunkel an die Frau erinnern, und uns somit leider kein Stück weiterhelfen.
Etwas geknickt gingen wir zurück ins Templars Arms um bei einem kühlen Bier, die weitere Vorgehensweise zu besprechen.
Drantos:
Sickert ist endlich zurück und der arme Richard verirrt sich im Drogen- bzw. Hurensumpf...
Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.
44. Waten durch den Drogensumpf
Da wir nichts anderes zu tun hatten, zogen Richard, Bernard und ich uns die feinen Klamotten an, die Katarina uns hatte zukommen lassen, und begaben uns zu der angeblich so legendären Gartenparty im Palastgarten. Answald und Magnus hatten beschlossen, uns nicht zu begleiten, und so entgingen ihnen die erlesenen Speisen und ausgefallenen Darbietungen, mit denen die Gäste des höfischen Gartenfestes bei Laune gehalten wurden. Da ich immer irgend eine Leckerei in der Hand hielt und meine Augen von den Künstlern und Akrobaten kaum abwenden konnte, kam ich auch nicht dazu, die lockenden Geschmeidestücke und prallen Goldbörsen der übrigen Gäste etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
Richard versuchte sein Glück erneut bei der Hofschlam... äh, Hofdame Petra. Das teure Schmuckstück, welches er von Magnus' Kredit erworben hatte, fand erwartungsgemäß nur wenig mehr Anklang als das vorangegangene. Die Bestechungsgabe verhalf Richard zwar nicht zu dem erhofften horizontalen Beckenkontakt, jedoch war Petra wenigstens ausreichend angetan, um gemeinsam mit ihrer Freundin Natascha Sinnlich den neuesten Hoftratsch mit unserem Narbengesicht zu diskutieren. Während der völlig überforderte Richard hilflos aussehend zwischen den unablässig schnatternden Edelgänsen stand, erfuhr er unter anderem, dass die Hofdame Emanuelle Schlagen nur aufgrund ihrer amourösen Beziehung zum Herzog ihren Einfluss im Rat geltend machen kann. Dass auch Ar-Ulric intime Erfahrungen mit dieser Dame gemacht haben soll, verlieh dem Gerücht eine doppelte Brisanz. Als Richard eine Beschreibung der mysteriösen rothaarigen „Charlotte“, der Frau, die Dieter Schmiedehammer hypnotisiert hatte, zum Besten gab, erinnerte sich Petra, diese Frau vor einigen Tagen im Palast gesehen zu haben. Bezüglich der Hofdame Zimperlich fanden die beiden Lästermäuler selbstverständlich auch noch Dreck zum Werfen: Ihr Neffe Bruno Kohl soll ein Drogenhändler und Zuhälter sein und sich hauptsächlich in der Spelunke „Zur Grube“ aufhalten. Abschließend ließ man sich noch abwertend über den Kanzler Sparsam aus. Dieser sei seit neuestem vom zurückhaltenden Korinthenkacker zum anzüglichen Lustmolch mutiert; sowohl Petra als auch Emanuelle Schlagen hätten sich bereits seiner Annäherungsversuche erwehren müssen.
Bernard und ich beobachteten schadenfroh, wie der arme Richard weiteres Blablabla der unablässig dahinplappernden Hofschranzen über sich ergehen lassen musste, während wir mit Pavarotti, Alavendril und Dieter Schmiedehammer einen vom Hofarzt selbst gemixten, fiesen Punsch schlürften und uns über echte Männerthemen wie das anstehende Snotball-Turnier unterhielten. Bernards Mitleid mit den Miniorks war zwar etwas befremdlich, allerdings wurde es vermutlich durch die starke Bowle ausgelöst. Trotz der benebelnden Wirkung des Getränkes beobachtete Bernard, wie der ebenfalls anwesende Kanzler Sparsam wohlbeherrscht und gesittet agierte, nur um nach einem kurzen Toilettengang als schnaubender Lüstling mit rot unterlaufenen Augen und einer verdächtigen Beule im Hofgewand den weiblichen Festgästen nachzustellen. Die sichtbaren Symptome und Verhaltensweisen des Kanzlers ordnete der kräuterkundige Bernard dem Konsum von Substanzen zu, die er auf eine Auswahl von fünf verschiedenen eingrenzen konnte – allesamt höchst illegal und süchtig machend. Ich versuchte mein Glück und griff dem Kanzler zwischen zwei erfolglosen Balzversuchen unbemerkt in die Jackentasche, fand jedoch nichts. Allerdings gaben wir nicht so schnell auf: Die schnatternde Petra erwähnte den Drogenhändler Bruno Kohl und die Anwesenheit der Rothaarigen bei Hofe, was Grund genug für uns war, einen Zusammenhang zwischen beidem zu prüfen. Also zogen wir uns „angemessene“ Kleidung an und begaben uns in den etwas heruntergekommenen Stadtteil, wo die Grube zu finden war. Während Bernard am Eingang Wache hielt, betraten Richard und ich den stinkenden und heruntergekommenen Schankraum. Der Halunke hinter dem Tresen deutete nach einigen geheimen Worten auf einen Typen, der in einer der Ecken saß.
Bruno Kohl war ein ausgeflippter Typ, mit grün gefärbten Haaren und Kleidung, die einen bunten Papageien farblos wirken lassen würde. Sein Ruf als Drogenhändler wurde auf den ersten Blick dadurch bestätigt, dass er selbst sein bester Kunde zu sein schien, und das schon seit Jahren: Ständig verließen hektisch dahingenuschelte Flüche seinen fast zahnlosen Mund, und die unkontrollierten Zuckungen seines Körpers ließen die schwarzhaarige Nutte auf seinem Schoß, ebenso wie ihre enormen Möpse, immer wieder auf- und abhüpfen. Da es Brunos drogenzerfressenem Hirn schwerfiel, eine angemessene Antwort auf unsere Grußworte zu formulieren, stellte sich uns in der Zwischenzeit die Hure als Brunos bretonische „Verlobte“ Marie Astrid Platinie vor und machte hierbei auch keinen Hehl aus ihrem Gewerbe und ihrer Bereitschaft, trotz der Anwesenheit Kohls einen entsprechenden Termin mit uns zu vereinbaren. Als der grünhaarige Kasper es endlich geschafft hatte, seine Wahrnehmung auf der hiesigen Realitätsebene zu fokussieren, krähte er lautstark in den Schankraum, dass wir die Drogengeschäfte in einem Séparée im Obergeschoß abwickeln würden. Erwartungsgemäß nahm niemand im Raum Anstoß an dieser Äußerung, und wir folgten dem Trümmerpärchen die Stufen hinauf in ein kleines Zimmer. Hier erfuhren wir, nachdem ich zwei Dosen der starken Droge „Lachpuder“ gekauft hatte, dass eine rothaarige Frau einmal wöchentlich eine Wochenration dieser Substanz für zwölf Kronen bei Bruno besorgen würde; ein Süchtiger konsumiere etwa vier Dosen pro Tag. Die Wirkung der Droge entspricht in etwa dem Verhalten, das wir bei Sparsam gesehen hatten. Für den achten Festtag des Karnevals hätte sich die Rothaarige wieder angekündigt, um wie üblich ihre Ration abzuholen.
Im Anschluss an die Geschäfte mit der Lustdroge versuchte Marie Platinie erneut, ihre Dienste anzubieten, gerne auch unter Verwendung des soeben erworbenen Lachpuders. Noch während Richard und ich uns verzweifelt dieser Annäherungsversuche erwehrten, erscholl von unten der typische Lärm einer lustigen Kneipenschlägerei. Dies war kein Grund zur Besorgnis, sehr wohl aber das Trampeln vieler bestiefelter Füße, welches kurz darauf zu hören war. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit war ein Trupp von Soldaten der Stadtwache in der Nähe uns rückte sogleich an, um den Zank im Schankraum zu unterbinden. Bruno fielen vor Schreck fast die Augen aus den Höhlen, und mit einem gewagten Satz hechtete er aus dem Fenster in den tief liegenden Hinterhof der Spelunke. Man hörte ihn gehörig von unten fluchen, als sein Sturz von einem stinkenden Müllhaufen abgefangen wurde (er sollte froh sein, ohne den Unrathaufen hätte er sich alle Knochen gebrochen). Ich vertraute auf den Instinkt des ortskundigen Halunken und nutzte ebenfalls das Fenster als Ausgang, anstatt es auf eine Begegnung mit den Wachen ankommen zu lassen. Richard allerdings ließ sich von der bretonischen Nutte beschwätzen, bot ihr seinen Arm an und führte sie heldenhaft hinab in den Schankraum.
Natürlich kam es so, wie es kommen musste: Die Soldaten erkannten die als Drogenhändlerin bekannte Marie und durchsuchten sie gründlich, wobei zur Sicherheit mehrere Soldaten nacheinander den Körper der Frau abtasteten und hierbei besondere Gründlichkeit im Bereich ihrer primären und sekundären Geschlechtsmerkmale walten ließen. Marie genoss diese Prozedur sichtlich, ebenso wie die verdutzte Miene des Hauptmannes, als keine verbotenen Substanzen bei ihr gefunden wurden. Die hatte sie selbstverständlich dem ahnungslosen Richard untergejubelt, der auch sogleich festgenommen und abgeführt wurde. Kopfschüttelnd sahen Bernard und ich dem glücklosen Charmeur hinterher. Wieder hatte es nicht geklappt, nicht mal mit der Nutte konnte sich Richard austoben, und obendrein würde er nun im nächsten Wachhäuschen ordentlich verprügelt werden! Nachdem wir herausgefunden hatten, in welchen Kerker die Soldaten Richard brachten, eilte ich zurück zu unserer Taverne und zog mich erneut um. Einige Zeit darauf betrat der edle Herr Walter von Sickert die Wachbude und erhielt – nach Entrichtung einer gewissen Verwaltungsgebühr – seinen arg verbeulten „Leibwächter“ wieder ausgehändigt, der sich offiziell wohl in der Stadt „verlaufen“ hatte und sodann von den Wachen „gerettet“ worden war. Im Gegensatz zu Answald vor einigen Tagen erhielt Richard sogar seine Waffen wieder. Da er durch seine zugeschwollenen Augen kaum etwas sehen konnte, führte ich Richard zurück ins Templar's Arms, wo Bernard ihn wieder zusammenflickte.
Während meine Kameraden nach der Sprechstunde Doktor Bernards in die Stadt zogen, um sich mit Dieter Schmiedehammer eine Elefantenshow anzusehen, wollte ich mir die kontrovers diskutierte Oper „Der Barbar von Sevilla“ zu Gemüte führen. Da meine Eintrittskarte eigentlich nur für den Vortag gültig war, gestaltete ich sie mit Hilfe von Rasiermesser und Schreibkohle ein wenig um und schaffte es tatsächlich, mich an den Platzanweisern vorbeizumogeln. Im Foyer des Opernhauses traf ich auf Larane Lafarel, der mich mit in die Loge der (heute nicht anwesenden) Prinzessin schmuggelte, wo Schmiedehammers Verlobte Kirsten bereits voller Vorfreude auf den Beginn der Vorstellung wartete. Zwischenzeitlich erschien Karl, einer der Gassenjungen, als Page gekleidet neben meinem Platz. Ich wollte gar nicht wissen, was mit dem Besitzer der Uniform passiert war und in welcher dunklen Ecke er gerade mit Knebel und Fesseln kämpfte. Karl teilte mir mit, dass die rothaarige Frau nirgends aufzufinden sei. Nachdem ihm diese wertlose Information nur einen geringen Bonus einbrachte, zog er beleidigt von Dannen. Ein geborgtes Opernglas bestätigte mir sodann, dass der Giftmischer Goebbels nicht unter den Zuschauern weilte. Stattdessen sah ich in der Nachbarloge den Gesetzesrat Höflich, der sich als ausgesprochen unhöflich erwies, als ich in der Pause einen kleinen Plausch mit ihm beginnen wollte. Der ebenfalls anwesende Kommandant Genscher erklärte mir, dass Höflich wohl schon immer ein abweisender, schroffer Bücherwurm gewesen sei, allerdings seien seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften beachtlich. Sein Amtskollege Ehrlich hingegen sei ein sehr zurückhaltender, schüchterner Mensch.
Dies wurde auch Bernard und Richard während der Elefantenshow so bestätigt, als sie sich mit Dieter Schmiedehammer unterhielten. Der schüchterne Ehrlich tue ihm sogar fast schon leid in seiner zurückgezogenen Art. Selten sehe man ihn in der Öffentlichkeit, in letzter Zeit sogar zu selten bis gar nicht mehr, was auffällig sei. Aha! Also wieder ein Ansatzpunkt für weitere Nachforschungen.
Am vierten Tage des Karnevals kämpfte Dieter Schmiedehammer seinen letzten Kampf und besiegte seine Gegner spielend. Somit war klar, dass er nicht gegen Richard würde antreten müssen, dessen Name nicht aus der Lostrommel gezogen worden war. Hierüber waren beide froh, hatten sie doch in den letzten Tagen Freundschaft geschlossen und konnten nun gemeinsam den Sieg Dieters gehörig feiern. Bernard hatte eine Flasche von Schmiedehammers Lieblingstropfen besorgt, und während die beiden sich den edlen Trunk humpenweise hinter die Binde gossen, erfuhren wir von Dieter, wo das Haus des Gesetzesrates Ehrlich zu finden sei. Am nächsten Tag besichtigten wir das große Anwesen im Nordwesten der Stadt. Eine Mauer umschloss das Grundstück, und aus den Zwingern erscholl das Gebell von Wachhunden. Zwei Männer luden am Tor einen Handkarren mit Lebensmitteln aus, die von Bediensteten ins Haus getragen wurden. Nach einer Weile ging eine Seitentür am Haus auf, und weitere Diener führten eine wahre Tierschar aus: Schoßhündchen und Kätzchen wurden an ihren Leinen über das Gras geführt, während Hamster und Singvögel in ihren Käfigen umhergetragen und gelüftet wurden. In meinem Kopf begann sich ein vager Plan zu formen, und ich rechnete schon die Mengen an Fleisch, Würstchen und Rattengift hoch, die ich benötigen würde, um unbemerkt an Wach- und Schoßhunden vorbeizukommen. Die Würstchen und etwas Fleisch kaufte ich bei dem Metzger, der auch soeben am Tor seine Waren abgeliefert hatte. Ich stellte einige mehr oder weniger unverfängliche Fragen, allerdings schöpfte der Mann Verdacht. Zwar konnte ich den Wachen, die sein Laufbursche aus dem nächsten Wachhäuschen herbeiholte, entkommen und ausweichen, jedoch wurde das Anwesen Ehrlichs von nun an streng bewacht, sodass ich meinen „Besuch“ dort wohl noch ein wenig hinauszögern muss.
Ar-Ulric erpresst, Schmiedehammer hypnotisiert, Kanzler Sparsam mit Drogen gefügig gemacht – ich bin gespannt, was für ein widriger Umstand die Gesetzesräte dazu veranlasst hat, für die umstrittene Steuer zu stimmen.
Drantos:
Eine illustre Truppe sorgt für Stunk und ein kleines Mädchen gerät in Gefahr...
Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.
45. Ar-Ulrics Freud' & Ehrlichs Leid
Am Abend wurde wieder die berühmte Oper aufgeführt, doch keiner von uns wollte sich die Vorstellung erneut ansehen. Nur Answald schlich sich erneut in die Logen und verbrachte auch den Rest der Nacht sowie die folgenden Tage im Backstage-Bereich, um jedes Detail des Kunstwerkes in sich aufzusaugen und auch die Künstler besser kennenzulernen. Der Rest der Gruppe hielt sich lieber an Pavarotti; ihm wurde mitgeteilt, was wir herausgefunden hatten, jedoch schien er keine Probleme damit zu haben, dass sich der Kanzler das Fickpulver reinzieht – im Gegenteil. Da uns nun die Ideen ausgegangen waren und wir nicht recht in unseren Ermittlungen weiterkamen, begleiteten wir den Hofarzt (samt der obligatorischen zwei Schönheiten, die ihre schlanken Leiber an ihn drückten) und becherten ordentlich mit ihm. Leider war ich leichtsinnig genug, mich auf einen Trinkwettbewerb mit Pavarotti einzulassen. Erwartungsgemäß verlor ich den Kontest knapp und kann mich nur noch schwammig daran erinnern, wie ich nach einem besonders exotischen Getränk einfach umkippte und in einer großen Pfütze meines eigenen Erbrochenen aufklatschte. Dann wurde alles dunkel.
Ich erwachte einige Stunden später in unserem Schlafraum in der Taverne. Gut gelaunt und frisch ausgeruht stellte ich fest, dass sich nicht das geringste Katergefühl einstellte. Doch meine gute Stimmung wurde etwas gedämpft, als ich den besorgten Bernard mit einer leeren Phiole in der Hand neben meinem Bett stehen sah. Richard und Magnus liefen aufgeregt zwischen den zertrümmerten Resten der Zimmereinrichtung umher. Auf Befragen, was denn los sei, brabbelten alle drei durcheinander los: Angeblich hatte uns in der Nacht eine bunte Truppe bestehend aus Tiermenschen, Skaven und Goblins entführt! Laut schallend lachte ich meine Kameraden aus, und es bedurfte einer gehörigen Portion Überzeugungskraft, bis mir die Ereignisse während meines Blackouts glaubhaft erläutert worden waren.
Tatsächlich hatten mich meine Kameraden dankenswerter Weise nicht zurückgelassen, sondern zurück ins Templar's Arms gezerrt. Mitten in der Nacht erschollen dann Schreie und Grunzen von unten aus dem Schankraum: Eine Gruppe Monster wie zuvor beschrieben war in den Kanälen der Stadt von einer Wachpatrouille aufgeschreckt worden. Sie flohen in unsere Taverne, um Geiseln zu nehmen und so freies Geleit zu den Toren zu erpressen. Meine Kameraden wurden zum Teil im Schlaf überrascht; Richard lieferte sich einen Boxkampf mit den Angreifern und wurde zur Belohnung zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden furchtbar verprügelt. Neben vier anderen Gästen wurden wir in den Schankraum hinunter gezerrt, welcher mittlerweile aber von den Wachen umstellt war. Richard wurde „wegen seines intelligenten Aussehens“ als Unterhändler vor die Tür geschickt. Zum Schein ging der Hauptmann der Wachen auf die Bedingungen der Geiselnehmer unter der Führung des Skaven Snicket ein, jedoch wurden Magier herbeigerufen, welchen es gelang, die Kreaturen zu überwältigen, sobald sie ein paar Meter in Deckung ihrer Geiseln über die Straße gegangen waren: Wie Schafe blökend, sanken die Kreaturen auf alle Viere hinab und begannen, das Kopfsteinpflaster abzulecken. Als Magnus dem Anführer Snicket zum Dank für die erlittenen Strapazen einen herzhaften Tritt in die Rippen versetzte, purzelten aus dessen zerrissenem Umhang eine Kinderpuppe sowie ein Zettel, auf dem in einer Kinderschrift um Rettung vor den Tiermenschen gefleht wurde. Hatten das Rattengesicht und seine Kumpane etwa irgendwo in der Kanalisation eine Geisel versteckt? Nachdem wir zurück in unseren Zimmern waren und Bernard mich mit einem Gegengift-Elixier aus dem Land der Alkoholleichen zurückgeholt hatte, beschlossen wir, der Spur zu folgen solange sie frisch war und sofort in den Kanälen nach dem Kind zu suchen.
Draußen vor der Taverne wurden die Kreaturen gerade abgeführt, um in der Arena zur Volksbelustigung zu dienen. In Begleitung eines Wachtrupps wurden wir in den Slum im Westen Middenheims geführt; hier hatten die Männer ein Schmugglernest ausgehoben, als ihnen zufällig Snicket und seine Unholde über den Weg liefen. Während der Großteil der Wachmänner den Kanalschacht sicherte (wobei die Schwerter und Speere nach oben deuteten - man hatte mehr Angst vor den Bewohnern des Armenviertels als vor den Kreaturen der Tiefe), begleiteten uns zwei der Männer als Führer durch die Kanalisation. Es gelang uns, einige Spuren in dem Schlick zu finden, der die Wände und den Boden in einer dicken, schleimigen Kruste bedeckte. Eine Leiter führte uns hinauf in eine dunkle Gasse im Herzen des Slums. Kaum waren wir an die Oberfläche geklettert, da rotteten sich in den Schatten schon finstere Gestalten zusammen, um uns unserer Besitztümer zu erleichtern. Ein wenig Posing mit unseren Waffen ließ die Halsabschneider jedoch innehalten, und als Magnus noch eine kleine Flamme zwischen seinen Handflächen hin- und hertanzen ließ, verschwanden die Halunken Hals über Kopf in der Dunkelheit. Da sich hier keine Spuren mehr fanden, beschlossen wir, nacheinander die Behausungen in Nähe des Kanalausstieges zu durchsuchen.
Die erste eingetretene Tür hätten wir uns sparen können, die hässliche Bewohnerin wusste von nichts. Aber schon im zweiten Haus wurden wir fündig: Das Gebäude war zwar leer, allerdings fand sich, unter einem Teppich versteckt, eine Kellerluke, die – gekonnt geschreinert und in tadellosem Zustand – gar nicht so recht in die Gegend passen wollte und zudem von innen verriegelt war. Flugs ward die Klappe aufgebrochen, und wir stiegen eine gepflegte Holztreppe hinab in einen Raum, dessen Boden nicht aus gestampftem Erdreich, sondern einem tadellosen Pflaster bestand. Die vielen Türen führten in verschiedene Räume, welche allesamt einen sehr gediegenen Eindruck machten und erst seit kurzem verlassen zu sein schienen. Fetzen einer rosarbenen Strumpfhose sowie ein dünnes, zerschnittenes Seil in einem Lagerraum ließen vermuten, dass in der Tat jemand hier gefangen gehalten wurde. Bestätigt wurde dieser Eindruck noch durch die erkaufte Auskunft eines Nachbars, dass er vor einiger Zeit gesehen habe, wie Tiermenschen das Haus mit einem sich bewegenden Sack betraten und es ohne diesen wieder verließen. Eine Geheimtür in den Kellerräumen führte schließlich wieder in die Kanalisation, wo wir zwar leider keine Spuren fanden, dafür aber ein Lederbündel mit Briefen. Magnus' Augen weiteten sich, als er im Fackelschein einige der Schreiben überflog. Es handelte sich offensichtlich um Liebesbriefe an Emanuelle Schlagen - diejenigen Briefe, mit denen Ar-Ulric erpresst wurde! Wir brachen unsere Suche ab und trugen den Wachleuten noch auf, sich zu erkundigen, wo denn ein Kind vermisst wird.
Am nächsten Morgen, dem fünften Tag des Karnevals, suchten wir umgehend Ar-Ulric auf. Nach dem üblichen Herumzanken mit seinen Lakaien wurden wir schließlich zu ihm vorgelassen. Die verräterischen Erpresserbriefe wanderten flugs ins Feuer, und uns wurde die Unterstützung des Ulric-Kultes zugesagt, soweit dies möglich ist. Ar-Ulric erwähnte zudem, dass ihm aufgefallen war, dass der Gesetzesrat Ehrlich nach der verhängnisvollen Abstimmung im Rat sehr geknickt gewesen sei und sich fortan nur noch zurückgezogen in seinem Haus aufgehalten habe. Er wusste auch zu berichten, dass Ehrlich eine Nichte hat, die sich im Kindesalter befinde. Er verfasste ein Schreiben, welches von uns persönlich an den Gesetzesrat überbracht werden sollte..., und wir begaben uns sofort dorthin.
Am Hause des Mannes angekommen, wurde uns von den Wachen gesagt, dass Ehrlich nicht zu stören sei. Das Siegel Ar-Ulrics jedoch verursachte so manche Schweißperle auf der Stirn des wachhabenden Soldaten. Hin- und hergerissen zwischen den Befehlen Ehrlichs und der Autorität Ulrics wanderte unser Anliegen die Hierarchie der Stadtwache recht weit hinauf, bis sich schließlich ein Hauptmann mit viel goldenem Lametta auf der Brust mit einem unglücklichen Gesicht dazu durchrang, uns Einlass zu gewähren. (Selbstverständlich schickte er den Soldaten, mit dem wir schon als erstes gesprochen hatten, zu Ehrlich vor, um die ungewünschten Besucher anzukündigen).
Gesetzesrat Ehrlich sah aus wie frisch aus der Gosse gezogen. Dunkle Augenringe zierten sein bleiches und von Sorgenfalten zerfurchtes Gesicht. Wir kamen recht schnell zur Sache und zeigten ihm den Hilfebrief sowie die Kinderpuppe, welche wir bei den Tiermenschen gefunden hatten. Mit vor Schreck geweiteten Augen erkannte er Handschrift und Spielzeug seiner Nichte Reya. Diese wurde eine Woche vor der ominösen Ratsabstimmung entführt, und Ehrlich erhielt die Anweisung, für die umstrittene Steuer zu stimmen, sonst ergehe es dem Kinde schlecht. So tat er dies auch. Leider verweigerte uns Ehrlich jegliche Mitarbeit, aus Angst, wir seien Agenten der Entführer und würden ihn testen. Weder gutes Zureden noch Drohung konnte ihm irgendeine sinnvolle Information entlocken, von aktiver Hilfe ganz zu schweigen. So versprachen wir ihm, alles zu tun, um seine Nichte aus den Klauen ihrer Häscher (sprich: der rothaarigen Charlotte) zu befreien, und verließen sein Anwesen mehr oder weniger frustriert.
Da wir nicht wussten, wie wir uns bis zum achten Tag des Karnevals (und der Spur zu Charlotte) weiter dem Verschwörungsfall widmen sollten, konzentrierten wir uns auf die Feiern und Darbietungen des Karnevals. Die beiden folgenden Tage genossen wir in vollen Zügen und bewunderten so manche Attraktion, die das große Fest der Stadt zu bieten hatte. Denn die ernüchternde Realität würde uns schon früh genug wieder einholen...
Drantos:
Schon seit "Pulp Fiction" sollte es bekannt sein, dass es zu Unfällen kommen kann, wenn man jemanden eine Pistole an den Kopf hält...
Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.
46. Der rotgelockte Aal
Den siebten Tag des Karnevals verschwendeten wir mit dem Schmieden von Plänen, die erfahrungsgemäß ohnehin nicht den ersten Feindkontakt überleben würden. Schließlich einigten wir uns darauf, zunächst ein Versteck nahe der Taverne Zur Grube ausfindig zu machen, um die gefangene Charlotte dorthin zu bugsieren und zu befragen. Als günstigster Zeitpunkt, sie dingfest zu machen, erschien uns der Moment, wenn sie mit Bruno Kohl ihre Drogengeschäfte im Obergeschoß abwickelte. Weiterhin verteilten wir für den kommenden Tag die Aufgaben, die ein jeder von uns zu erfüllen haben werde.
So kam es, dass am achten Tage Bernard in dem vergammelten Hinterhof der Spelunke Wache schob und darauf wartete, eine gefesselte und geknebelte Verschwörerin hinabgereicht zu bekommen. Answald nuckelte im Schankraum an seinem Bier-Pisse-Wassergemisch und behielt den ausgeflippten Rauschgifthändler im Auge, während Magnus, Richard und ich (entweder zu auffällig für den Schankraum oder dort schon zu bekannt) gemeinsam mit unserer Straßenkinderbande in den Straßen vor der Taverne warteten und Ausschau hielten. Erschwert wurde diese Aufgabe dadurch, dass die Karnevalsfeiern am heutigen Tage ihren Höhepunkt erreicht hatten. Selbst im hiesigen Elendsviertel waren die Gassen bis zum Bersten gefüllt, und so fiel es recht schwer, einen rechten Überblick zu behalten. Andererseits konnten wir uns umso besser in den Menschenmassen verbergen, sodass es nicht auffiel, dass wir vor dem Gebäude herumlungerten.
Die Tatsache, dass wir – abgesehen von der vermeintlichen Haarfarbe – nichts über unsere Zielperson wussten, machte das Unterfangen ebenfalls nicht einfacher. Entsprechend zwiegespalten waren wir auch, als Answald aus dem Tavernenfenster hinauslugte und schulterzuckend in Richtung einer rothaarigen Frau gestikulierte, die soeben aus der Tavernentür hinausgetreten war und zuvor scheinbar mit Bruno ins Geschäft gekommen war. Gemeinsam mit den Straßenkids machte ich mich an die schwierige Aufgabe, die Frau in dem Gewühl zu verfolgen, während meine Kameraden auf ihrem Posten blieben. Nach einer langwierigen und kräftezehrenden Verfolgungsjagd durch die halbe Stadt war schließlich klar, dass es sich nicht um die Gesuchte handelte. Fluchend eilte ich zurück ins Altquartierviertel. Wie schon bei dem kürzlichen Zwischenfall mit den Tiermenschen hatte ich das Beste verpasst. Doch sollte ich gar nicht den ganzen Weg bis zur Grube zurücklaufen müssen. Schon einige Straßen vorher kamen mir Menschen mit ängstlichem Gesichtsausdruck entgegen, die von kreischenden Dämonen aus den tiefsten Tiefen der Hölle berichteten, welche sich in einer verfallenen Hütte niedergelassen hätten. Ich erkannte anhand der Beschreibung das Versteck, welches wir uns am Abend zuvor gesucht hatten, und lief mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen dorthin.
Doch nicht eine gefesselte Rothaarige saß dort festgebunden auf einer Kiste, sondern ein blutender und furchtbar zugerichteter Ganove, den ich nie zuvor gesehen hatte! Während Magnus mit brennenden Händen und wilde Drohungen und Beschimpfungen ausstoßend den Gefangenen an seinen empfindlichsten Körperzonen bearbeitete (und so die entsetzlichen Schreie erzeugte, die den halben Stadtteil in Angst und Schrecken versetzten), brachten mich meine Freunde auf den neuesten Stand:
Kaum waren die Kinder und ich außer Sichtweite, da trat eine in Leder gerüstete, dunkelrot gelockte Frau mit selbstsicherem Schritt in den Schankraum der Spelunke. Unter ihrem Umhang waren die Silhouetten von Waffen zu erkennen. Ohne Umweg schritt sie auf Bruno zu, und die beiden verschwanden die Treppe hinauf. Answald konnte beobachten, wie drei kräftige Männer, vermutlich ihre Leibwächter, von ihren Plätzen aufstanden und sich in der Nähe der Treppe herumdrückten. Gerade rechtzeitig konnte er das Magnus-Richard-Rollkommando darauf aufmerksam machen, als sie zur Tür hineinkamen. Anstelle des eigentlich geplanten Sturmangriffes die Treppe hinauf versuchte „Lord“ Magnus den Trick, sofort ein Zimmer zu benötigen, und schritt, den winselnden Wirt missachtend, auf die Treppe zu. Doch da verstellten ihm die drei Muskelmänner den Weg. Sie wanden sich hin und her, sichtlich beeindruckt von dem selbstsicheren Magnus und dem grimmig dreinblickenden Richard, ließen sich aber nicht dazu bewegen, den Durchgang frei zu machen.
Der Gesprächston wurde schärfer und die Gesten wütender, da senkte sich plötzlich absolute Stille über den Raum. Answald konnte kurz zuvor noch ein paar gemurmelte Silben eines merkwürdigen Singsangs aus einer Ecke vernehmen, und tatsächlich: Dort stand, konzentriert gestikulierend, ein junges Bürschchen und wirkte seinen Zauber, während sein Kumpel neben ihm und die drei Männer an der Treppe wie auf Kommando ihre Waffen zogen! Die Zeit des Redens war vorbei, und Richard auch sofort in seinem Element. Sein erstes Opfer hätte es sich sparen können, seine Waffe zu ziehen, da sie – mitsamt dem dazugehörigen Arm – schon nach Richards erstem Hieb in hohem Bogen durch den Schankraum flog. Seine Rückhand ließ die übrigen beiden Gegner erschrocken zurück in Richtung der Treppe springen. Answald währenddessen hatte den gefährlichsten Gegner als diesen ausgemacht: den gegnerischen Magier. Eine Fleischwunde in Kauf nehmend, schulterte er sich an dem Leibwächter vorbei und stach dem zu keiner Gegenwehr fähigen Zauberer seinen Dolch in die Leiste. Schlagartig verflog der Stillezauber, und laut schreiend fiel der Bursche auf den schmutzigen Tavernenboden, wo er zappelnd und zuckend sein Blut literweise auf die umherstehenden Gäste verspritzte. Magnus sorgte nun für eine Überraschung. Die Stille war zwar aufgehoben, und er hätte wieder seine eigenen Zauber sprechen können. Doch anstatt sich wie üblich selbst die Finger schmutzig zu machen und die übrigen Gegner zu Schlacke und Asche zu verbrennen, zuckte er einen klimpernden Beutel mit Goldmünzen, deutete auf die verbliebenen Treppenbewacher, und rief der glotzenden Menge zu, dass sich jeder einen Batzen verdienen könne, der die Männer tötet. Der Mob aus Räubern und Halsabschneidern ließ sich das nicht zweimal sagen, und innerhalb von Sekunden war von den Gegnern nur noch eine undefinierbare Masse übrig, die sich selbst der skrupelloseste Metzger zu verkaufen geweigert hätte. Da war es nur noch Formsache, dass Richard dem bedrängten Answald zu Hilfe eilte und dem letzten der Gegner einen krachenden Hieb ins Genick versetzte, der diesen wie vom Blitz getroffen bewusstlos zusammenbrechen ließ.
Das Klirren aus dem Obergeschoß machte den Streitern im Schankraum klar, dass sie sich den Weg nach oben schenken konnten. Bernard, der gelangweilt in dem Hinterhof Wache hielt und vergeblich eine Stelle suchte, an der es nicht nach Erbrochenem oder Urin stank, wurde völlig überrascht, als in einem Regen aus Glassplittern und zerbrochenem Fensterrahmen plötzlich die Rothaarige neben ihm landete. Bevor er die Frau packen konnte, war sie schon aufgesprungen, aus dem Hof gerannt und im Gewühl der Menge verschwunden. Bernard versuchte noch, sie zu verfolgen, hatte aber kein Glück. So machte auch er sich auf den Weg zu dem Versteck, wo wir alle wieder zusammen fanden.
Der Gestank nach verbranntem Fleisch wurde immer beißender, und in den rosafarbenen Schwaden aus verdampftem Blut konnte man kaum noch erkennen, wie Magnus immer und immer wieder seine glühenden Finger in die Eingeweide des brüllenden Gefangenen sinken ließ. Der Mann war jedoch aus sehr hartem Holz geschnitzt und weigerte sich standhaft, irgendetwas preiszugeben. Erst als wir damit drohten, ihm Heiltränke einzuflößen und so die Prozedur bis ins Unendliche fortzusetzen, konnten wir seinen Willen brechen. Zwar erfuhren wir nicht viel, dafür aber umso wichtigere Dinge. Zum Einen war der Name Charlotte erwartungsgemäß nicht der wahre Name der Rothaarigen; in Wirklichkeit hieß sie Brunhilde. Viel wichtiger jedoch war die Information, dass Brunhilde und ihre Bande ein Ausweichversteck in der Gegend hatten. Nachdem der Halunke uns den Weg beschrieben hatte, malte ich ihm mit meinem Dolch einen hübschen Grinsemund unterhalb des Kinns, und sodann verkrümelten wir uns schleunigst aus der Gegend, bevor die unmenschlichen Schreie, die unser Gefangener ausgestoßen hatte, die Hexenjäger auf den Plan rufen konnten.
Nun hatten wir die Qual der Wahl. Einerseits würde Brunhilde vermutlich im Palast ihren Stoff an Kanzler Sparsam weitergeben, andererseits wussten wir von ihrem Versteck. So teilten wir uns auf. Bernard und Richard machten sich mit der Kinderbande an die Verfolgung der Rothaarigen, während Magnus, Answald und ich versuchten, das Versteck ausfindig zu machen. Am Palast konnten Bernard und Richard gerade noch sehen, wie Brunhilde aus dem Eingangstor wieder hinaustrat. Sie verfolgten die Frau, was durch den Umstand erschwert wurde, dass sie sich auf einer Tavernentoilette verkleidet hatte. Anstatt der rothaarigen Kriegerin trat eine lächelnde Blondine aus der Tür. Doch den scharfen Augen der Freunde entging nichts, und so verfolgten sie Brunhilde auf einer langen Sauftour, bei der sie kaum eine Taverne ausließ, zurück in Richtung Altquartier. Erst kurze Zeit vor dem Slum entledigte sie sich wieder ihrer Verkleidung und trug auch ihre Waffen wieder offen (angesichts der Gegend eine nur natürliche Entscheidung).
Das Versteck der Verbrecher fiel uns nur dadurch auf, dass es nicht auffiel. Während in allen umliegenden Gebäuden die Lichter brannten und Menschen den Karneval zelebrierten, war ein Haus dunkel und scheinbar verlassen. Das Schloss der Eingangstür war eine Beleidigung für meine Dietriche, und kaum waren wir in den dunklen Flur gehuscht, waren wir froh, dass wir unseren Einbruch nicht an der Rückseite versucht hatten: Eine gemeine Falle sicherte den zweiten Eingang, und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie entdeckt hätte. Das Gebäude an sich bestand nur aus einem großen und leeren Raum, in dessen Fußboden eine Kellerluke dadurch ins Auge stach, dass ihr Wert den der angrenzenden Gebäude vermutlich um ein vielfaches überstieg. Entsprechend gut gearbeitet, fiel es mir auch schwer, die Luke irgendwie aufzubekommen. Der Riegel von innen war verschlossen und zu allem Überfluss mit einem Zahlenschloss versperrt, wie ich durch ein Astloch erkennen konnte. Ebenso war ein Lichtschein zu sehen, und als wir ganz still waren, hörte man das Klimpern von Würfeln aus einem der Räume, die sich unten befanden. Scheinbar hatte Brunhilde noch weitere Schergen unter ihrem Kommando, welche sie auf ein geheimes Klopfzeichen hin einlassen würden. Da wir dieses nicht kannten, versuchten wir, die Männer unten dazu zu bewegen, die Luke zu öffnen. Laut lallend spielten wir besoffene Einbrecher in der Hoffnung, dass die Kellerasseln hinaufkommen würden, um uns zu vertreiben. Jedoch blieb die Luke verschlossen und nur das Licht wurde gelöscht. Also taten wir so, als würden wir das Haus verlassen, und legten uns im Dunkeln auf die Lauer.
Nach einigen Stunden endlich knirschte der Schlüssel im Schloss, und Brunhilde trat ein. Answald und ich nutzten den Moment, als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, und versuchten sie zu packen. Doch die Frau wand sich wie eine Katze oder ein glitschiger Aal und ließ sich nicht festhalten. Auch als ich ihr mit meinem Knüppel einen herzhaften Hieb auf den rotgelockten Schädel verpasste gab sie nicht auf. Doch dann flog polternd die Tür aus den Angeln, als Richard ihr einen Tritt versetzte. Mit ein paar großen Schritten war er heran und verpasste der Furie eine schallende Ohrfeige, die sie benommen gegen die nächste Wand schleuderte. Gemeinsam knebelten und fesselten wir Brunhilde und blickten sodann auf die Luke hinab.
Lautes Rufen drang von ihr hinauf. Die Schergen Brunhildes hatten den Kampf natürlich mitbekommen und riefen nun nach ihrer Herrin. Als sie bemerkten, dass die Frau gefangen war, drohten sie damit, die kleine Reya zu töten. Man verlangte freies Geleit, einen vollgetankten Fluchthubschrauber und auch sonst das übliche Zeug. Doch wir trauten den Halunken nicht – gewiss würden sie das Kind so oder so umbringen, und sei es nur, um sie als Zeugin aus dem Weg zu räumen. Also nahmen wir ihre mannigfaltigen Forderungen zum Schein an. Als sich die Luke öffnete, sprang Richard sogleich hinab, um die Banditen zu überwältigen und so das Mädchen zu retten. Doch kaum erschienen seine Füße im Lukenausschnitt, da verlor einer der Entführer die Nerven. Ein lauter Knall drang aus dem Kellerloch, als sich die Pistole des Verbrechers entlud, und Richard wurde von einem Regen aus Hirnmasse und Schädelknochensplittern überschüttet, als sich der Kopf des armen Kindes in seine Atome auflöste. Vor Zorn schrie Richard auf. Die Armbrustbolzen, die sich in seinen Körper bohrten, nahm er in seiner Wut gar nicht wahr, als er den ersten der Banditen mit einem gewaltigen Hieb vom Scheitel bis zum Brustbein spaltete. Nacheinander sprangen wir bis auf Bernard, der Brunhilde bewachte, in den Keller hinab und stürzten uns in den Kampf. Doch kamen wir kaum zum Zuge; wie entfesselt und laut brüllend hackte Richard mit seiner Waffe um sich und trennte dem nächsten Gegner mit zwei harten Hieben beide Arme ab. Als die Schmerzensschreie des Armlosen verklangen, wurden arkane Worte hörbar. Magnus war doch nicht so verrückt und würde in den Engen des Kellers eine seiner Feuersbrunsten entfesseln? Aber die Zauberformeln kamen von einem Magier, der sich bislang in den Schatten verborgen gehalten hatte. Der Spruch erreichte seinen Höhepunkt, und schlagartig wurde der gesamte Kellerraum von einem üblen Fäkaliengeruch erfüllt. Da wir dieses Phänomen ja schon zur Genüge von Magnus kannten, irritierte der Gestank die Gegner mehr als uns. Richard ließ dem Magier keine Chance, einen potenteren Zauber aus seinem Arsenal zu wählen, und trennte ihm mit einem Streich das Bein ab. Der gegnerische Magier tat sich recht schwer mit seiner Balance und kippte zur Seite weg. Der Blutstrahl, der aus dem Beinstumpf herausschoss, benetzte alle in dem engen Kellerraum mit der klebrigen Flüssigkeit, und da wir uns nun in der Übermacht befanden, reihten sich die zerschnetzelten Körper der übrigen Feinde spritzend und sprühend in die Show der Blutfontänen mit ein.
Bernard betrachtete den Reigen der umherfliegenden Körperteile und -flüssigkeiten fasziniert von seinem (trockenen) Standpunkt am Rande der Luke aus. Er war derart von dem Schauspiel gefesselt, dass er nicht mitbekam, wie sich Brunhilde aus ihren Fesseln hinauswand. Ihre Hände hatte sie schon befreit und eben begann sie, an den Knoten ihrer Fußfesseln herumzunesteln, als Bernard ihrer gewahr wurde. Ein hohles Pling erklang, als er die flache Seite von Barrakuls Klinge auf ihren Kopf klatschen ließ. Sofort bildete sich neben der Beule auf ihrer Stirn, die sie von meinem Hieb davongetragen hatte, eine zweite. Die Schönheit Brunhildes Gesichts litt nun etwas unter der Tatsache, dass es so aussah, als würde ein gehörnter Dämon in ihrem Körper wohnen. Neben ein paar Barmitteln fanden wir in dem Versteck sowie bei Brunhilde und ihren Schergen neben einem ordentlichen Geldbetrag noch allerhand interessante Gegenstände. Hervorzuheben wären hier ein weiterer Erpresserbrief betreffend Ar-Ulrics Techtelmechtel, eine Brieftaube sowie ein Codebuch.
Während meine Kameraden in dem Unterschlupf verweilten und Brunhilde bewachten, eilte ich zum Tempel Ulrics. Nach ein wenig Wartezeit, die mit einem Plausch mit den Tempelwachen schnell verflogen war, kam der Hohepriester schließlich von einer Karnevalsfeier zurück. Ich schilderte ihm unsere Taten und Entdeckungen. Sofort ließ Ar-Ulric ein Dutzend seiner Ritter antreten, und schnellen Schrittes ging es zurück ins Altquartier. Nachdem er den letzten der verräterischen Briefe mit einem beeindruckenden Schauspiel seiner magischen Fähigkeiten hatte verschwinden lassen, versetzte er der Mörderin der Nichte Ehrlichs noch einen herzhaften Tritt in die Rippen und begab sich zurück in seinen Tempel – jedoch nicht ohne uns einen seiner Männer dazulassen. Der Kerl schien einst bei der Inquisition beschäftigt gewesen zu sein. Mit großen Augen sahen wir ihm dabei zu, wie er Dinge mit dem Körper der gefangenen Brunhilde anstellte, auf die nicht einmal der alte Doktor Herzeleid bei der Obduktion seiner Forschungsobjekte gekommen wäre. Zum zweiten Male an diesem Tag wurde der Stadtteil von Schreien heimgesucht, die direkt aus der Hölle zu kommen schienen. Doch was uns Brunhilde mit keuchendem Atem zwischen ihren Schmerzenslauten berichtete, war sehr aufschlussreich und ließ uns aufgrund seiner Tragweite das Blut in den Adern gefrieren...
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