Autor Thema: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?  (Gelesen 1495 mal)

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Offline Tourist

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Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« am: 1.05.2010 | 15:54 »
Hallo,

hat jemand schonmal so geleitet dass er die Akt-Struktur aus dem Theater / für Drehbücher (ich will die Frage nicht zu eng machen stellen) etc. im Kopf hatte und irgendwann (entweder nach gut-dünken oder durch eine Mechanik, gibt es Spiele die da eine Mechanik vorgeben ?) und dann sowas sagte wie
"gut damit wäre der erste Akt abgeschlossen, die Charaktere sind eingeführt und die ersten Konflikte bahnen sich an, jetzt gehen wir in den 2. Akt, die Konflikte intensivieren sich und zwar...."  ?

Und falls du so etwas in die Richtung gemacht hast, wie hat es geklappt ?
Wie hat es den Spielern gefallen ?

Wer es noch nicht gemacht hat, könntet ihr euch vorstellen so zu spielen ?
Zu Leiten ?

Ich überlege so etwas als Führungshilfe zu dem Rachespiel Angani aus der Rollenspiel-Challenge zu machen.

Danke schonmal

oliof

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #1 am: 1.05.2010 | 17:03 »
Sowas gibts bei The Mountain Witch zum Beispiel, und auch Primetime Adventures hat implizit eine ähnliche Struktur durch den Fanmail>Special Effects Kreislauf.

Bei The Mountain Witch, das ein Mitspieler als "Road Movie Rollenspiel" beschrieben hat, hilft die Aktstruktur doch ziemlich.

Offline Don Juan

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #2 am: 2.05.2010 | 23:04 »
Breaking the Ice ist in drei Dates eingeteilt, könnte man sehr wohl als Akt Struktur auffassen.

Desweiteren plane ich hartes scene framing für meine nächste Kampagne, 1 on 1 Fate 3 in der WoD, da wird nur gespielt wat Spass macht.

Offline Tourist

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #3 am: 2.05.2010 | 23:11 »
Dank euch beiden,
stimmt Breaking the Ice hab ich gespielt, hätte ich mich dran erinnern sollen.

Mal sehen was bei meinen weiteren Überlegungen rauskommt.

Offline 1of3

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #4 am: 3.05.2010 | 09:58 »
Ach, so. Ich hätte jetzt getippt, es solle um die klassische 5-Akt-Struktur gehen. So fällt mir dann spontan noch die Shab-al-Hiri-Schabe ein, als Spiel, wo das so vorgesehen ist.

Offline Don Juan

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #5 am: 3.05.2010 | 10:11 »
Drunk ist in gewisser Art und Weise auch so eingeteilt.
Nicht streng in Akte, aber eine Szene kann jederzeit durch jeden Spieler durch einen Schluck aus der Pulle beendet werden.
Dann folgt immer eine Monolog Szene des Protagonisten vorm Spiegel, die dann auch wieder durch einen Schluck aus der Flasche beendet wird. So wechseln sich Flashback-Szenen aus seinem Leben mit den Monolog Szenen ab.

Generell würde ich im Indiebereich nach sowas suchen, mir würde keine einzig klassisches Rollenspiel einfallen das sowas macht. Vielleicht auch eben darum weil es dann nicht mehr klassisch wäre. ;)


€: Drunk ist übrigens eher weniger Pen&Paper, das ganze nennt sich Jeepform, ist quasi Larp in disguise, daher man stellt zwar selbst dar aber die Umgebung und die Requisiten auf Realebene entsprechen nicht unbedingt denen auf Spielebene. Aber nichtsdetotrotz macht es verdammt Spass, man siehe meine Signatur. ;)
« Letzte Änderung: 3.05.2010 | 10:14 von Teppich »

Offline Tourist

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #6 am: 3.05.2010 | 10:17 »
Danke,

die Frage ist, dann noch:
Wie gut hat das bei euch geklappt ?
Vor allem wenn es wirklich an eine Mechanik gekoppelt ist ?

Meine (nicht so tolle, aber rein Spielbedingt, Systemunabhängig) Erfahrung bei Breaking the Ice war dass wir beide die Szene schon längst beenden wollten aber bei weitem noch nicht alle Würfel organisiert hatten, da hat das also nicht sonderlich geklappt, bzw. es hat aufgezeigt was für Probleme geben könnte.

Gleichzeitig frage ich zwar nach allen Erfahrungen aber Theater / Film Aktstrukturen sind natürlich noch spannender. Also wenn nicht nur vorgegeben wird "jetzt geht es zur nächsten Szene" sondern "jetzt geht es zum Nächsten Akt der "..." enthält.


Offline Teylen

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #7 am: 3.05.2010 | 10:48 »
Ich kenne es nur von Mechaniken los gekoppelt wo man halt sagt:
Wir spielen nichts aus was oede ist.
[Von Punkt A nach B laufen, Warten und so weiter]

Gleichzeitig frage ich zwar nach allen Erfahrungen aber Theater / Film Aktstrukturen sind natürlich noch spannender. Also wenn nicht nur vorgegeben wird "jetzt geht es zur nächsten Szene" sondern "jetzt geht es zum Nächsten Akt der "..." enthält.
In Filmen erinnere ich mich spontan hinsichtlich explizit aufgebauter Aktstrukturen eigentlich nur an Lars von Trier [Dogville, Manderlay, Antichrist] nun und iirc Sin City.

Wobei sich beide etwas wage halten und nur ein grobes Thema vorgeben.
Detaillierter was vorgehen wird erfaehrt man eigentlich nur bei verschiedenen Musicals (Chicago, Dreigroschenoper) bzw. an's Vaudeville angelehnte Theater Strukturen.

Bei sowas muesste man abstimmen in wie weit es fuer die Gruppe in Ordnung ist das der Handlung so explizit vorweg gegriffen wird.
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Offline Gaukelmeister

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #8 am: 3.05.2010 | 10:51 »
With Great Power hat einen "Story Arc", der dafür gedacht ist, typisches Comic-Superhelden Flair zu unterstützen: am Anfang gibt es schwer auf die Fresse, zwischendurch droht man alles zu verlieren, aber dann berappelt man sich - und am Ende ist mein der strahlende Held. Das Ganze wird durch mechanische Veränderungen gestützt (Helden haben es immer leichter, Konflikte zu gewinnen.)
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Offline Lord Verminaard

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #9 am: 3.05.2010 | 10:54 »
Meine Erfahrungen sind zwiespältig. Dieses forgige „und wenn der A-Wert und der B-Wert zusammen kleiner sind als der C-Wert, muss XYZ passieren“ kann ganz cool sein, aber ich glaube, es ist sehr überbewertet. Soweit sich da sogar der Mythos breit gemacht hat, solche Mechaniken könnte man so perfekt designen, dass sie das Urteilsvermögen der Spieler ersetzen, bin ich ein vehementer Gegner. Siehe deine Erfahrung mit BtI, die da m.E. schon sehr viel eher typisch ist.

Natürlich kann man auch ohne forgige Mechanik aggressiv „framen“, per guter alter Spielleiter-Power. Das ist ein sehr nützliches Instrument, um für Tempo und Spannung zu sorgen und in begrenzter Zeit ordentlich Inhalt zu schaffen. Es birgt aber auch eine Gefahr, ich will es mal eine Entfremdung von der Spielwelt nennen. Wenn du über deine harten Schnitte allzu viele Fragen offen lässt, fehlt eben der nächsten Szene Kontext. Die Spieler wissen nicht genau, was zwischendurch passiert ist, bestimmte Dinge hätten ihre Charaktere vielleicht erledigen oder wissen wollen, jetzt können sie entweder danach fragen (mit dem Ergebnis, dass man es dann eben doch durchgeht, da hätte man es auch gleich in der richtigen Reihenfolge spielen können). Oder aber, wahrscheinlicher, sie fragen nicht danach, und machen sich auch keine großen Gedanken darum. Oder sie machen sich Gedanken, behalten diese aber für sich.

Damit hängen die Charaktere jetzt sozusagen im luftleeren Raum, haben keinen richtigen Boden mehr unter den Füßen für ihre Entscheidungen. Irgendwann stellt sich heraus, dass ein der Schere zum Opfer gefallenes Detail eben doch recht wichtig war für einen der Charaktere, der Spieler hat ihn dann jetzt eben ohne dieses Detail gespielt, aber all das ergibt eigentlich gar nicht mehr sonderlich viel Sinn. Die Motivation des Charakters ist unklar, das ganze Geschehen wird beliebig und lustlos, oder konzentriert sich sehr stark auf Äußerlichkeiten (Coolness-Gepose) und spielmechanisch getriebene Entwicklungen (typisches Forge-Konflikt-Gedöns). Man kriegt das Gefühl, dass das Spiel irgendwie keine Substanz hat, ohne gleich zu verstehen, woran das liegt, wo man doch so eine coole spannende Story spielt und den ganzen langweiligen Hartwurst-Kram weggeschnitten hat. Jedenfalls mir ging es so, und ich weiß auch von manch anderem, der mir darin zustimmt.

In diesem Sinne: Weniger ist mehr. Die optimale Dosis suche ich allerdings selbst noch, in letzter Zeit habe ich das Gefühl, ich schneide zu zögerlich, was dann auch wieder nicht gut ist. ;) Vielleicht weniger schneiden, aber mehr Zeitraffer.
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Offline Don Juan

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #10 am: 3.05.2010 | 11:01 »
die Frage ist, dann noch:
Wie gut hat das bei euch geklappt ?
Vor allem wenn es wirklich an eine Mechanik gekoppelt ist ?

Drunk war eine wunderbare Erfahrung für mich. Ich hab das mit zwei Jungs gespielt die noch nie vorher Rollenspiel gemacht haben, und wir hatten die beste Location die man sich dafür vorstellen kann: Das Bad eines Jungeninternats, abgefuckter geht nicht ohne gefahr auf HIV-Infektion ;)
Die Mechanik mit der Flasche hat gut geklappt, allerdings war sie oft auch nicht notwendig da die Szene einfach so zum Ende kam, doch hat es geholfen Szenen die sich verliefen und die nicht mehr spannend waren zu beenden, ohne das man unglücklich in die Metaebene musste um das zu sagen, so konnte dann jeder noch eben seinen Satz aussprechen/seine Mimik beenden wenn er denn noch wollte, und dann gings zur nächsten Szene.

Dazu muss ich aber nochmal betonen, dass es sich hier um Flashback Szenen handelt die ausgespielt werden, daher doch noch mal was andres.
Ein gewisses "Fehlen der Substanz" haben wir in unsrem Feedback auch besprochen, meiner Meinung nach lag es daran, dass sich nur wenige Entwicklungen über mehrere Szenen gespannt haben. Das kann möglicherweise auch Folge des Szene Framing sein, allerdings möchte ich auch vermuten, dass das zum guten Teil auch an meinen Mitspielern lag. Ich möchte die jetzt nicht schlecht reden, die haben wunderbar gespielt und wir hatten verdammt Spaß, aber beim ersten mal Impro-Theater ist man ja auch noch nich so fix wie nach jahrelanger Erfahrung.
« Letzte Änderung: 3.05.2010 | 11:08 von Teppich »

Offline Tourist

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #11 am: 3.05.2010 | 11:06 »
With Great Power fliegt hier rum,
Danke.
okay, ich halte fest: Es gibt einige Systeme die eine starke Aktstruktur benutzen / ein hartes Sceneframing zur nächsten Szene.
Das wäre also geklärt.

Was sind denn eure Erfahrungen damit ?
Was stört daran, inwieweit unterstützt es das Spiel ?
Seid ihr euch schonmal bevormundet vorgekommen ?
Waren euch die Akte/Szenen zu lange, aber die Mechanik hat euch darin gefangen gehalten ?

Danke Lord Verminard, tolle Einschätzung,
gerne mehr davon.

Wenn sich diese Erfahrung verdichten sollte könnte ich mir gut vorstellen so eine Regel eher optional / als Leitfaden anzubieten aber eben nicht zwingend.
(ganz kurz, das macht BtI z.B. natürlich auch nicht, aber man in ist in einer Position die es einem natürlich nicht leicht macht sich über die Regeln hinwegzusetzen)
 
Danke Teppich

Offline 1of3

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Re: Hartes Scene Framing zum nächsten Akt ?
« Antwort #12 am: 3.05.2010 | 14:16 »
Ich hab aktiv gespielt jetzt nur WGP. Das funzt aber noch ein bischen anders. Die Akt-Struktur hat da nichts mit Scene Framing zu tun, sondern mit einer Änderung der Spielregeln: Immer wenn die Helden eine Action-Szene verlieren, dürfen sie einen Akt weiterschalten, was ihnen Boni gibt. Das ist der typische Ablauf: Am Anfang teilt der Schurke mächtig aus, am Ende gewinnt (meistens) der Held.

Es gibt dazu dann eher eine weiche Regel, dass man dann entsprechend dieser Weiterschaltung passende Szenen spielen sollte.


Bei mir hat das sehr gut funktioniert, aber es ist auch, wie gesagt, eher eine weiche Empfehlung.