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Feinde zum Lieben
Kaymac:
Hi allerseits,
ich wollte mal von euch wissen wie ihr eure Bösewichter für eure Plots auslegt.
Oder auch welche Bösewichter aus Film oder Literatur ihr als Vorlage verwendet.
Ich rede jetzt nicht von den typischen Kanonenfutter-Gegnern sondern die wirklich bösen Buben oder Mädchen, wie sind die bei euch? Warum sind sie böse, sind sie es wirklich oder scheinen sie nur so? Warum verfolgen sie die SC´s?
Wie seht ihr sie? Plotdevice oder ausgefeilter NSC?
Bin gespannt ;)
Chaosdada:
Meiner Meinung nach gibt es so etwas wie "böse" nicht. Jedes Wesen folgt einfach nur bestimmten Motivationen, dabei ist eine so gut wie die andere. So halte ich es auch beim Rollenspiel. Allerdings haben Dämonen meist die Motivation alle Menschen(und was es sonst so gibt) grausam zu vernichten und sowieso das gesamte Universum auszulöschen (also für die Spieler einfach "böse")bzw. in ihrem Sinne zu pervertieren. Menschliche NSC sind genau das: Menschlich. Sie haben immer (gute) Gründe das zu tun, was sie tun und nur wenige töten ohne einen vernünftigen Grund (andere sind dann wohl als Psychopathen zu bezeichnen, aber die haben natürlich eigentlich nur einen völlig unverständlichen Grund). Die SC sind ihnen normalerweise bei ihren Plänen (wie gestaltet die auch immer sein mögen) im Wege und deswegen Feinde; es sei denn das war schon zuvor so und die NSC sind auf Rache aus.
Gast:
Und ich glaube nach eben diesen Gründen war gefragt.
Ganz beliebt ist bei mir:
-Rache
-Eifersucht
-Eigentumskonflikte (ich will das Artefakt!!)
Arkam:
Hallo Kaymac,
meine Oberbösewichter sind vor allem eins nicht böse. Sie haben alle nur ein Ziel das der normgebenden Gesellschaft entgegenläuft.
Gerne genutzte Motive sind:
- ich brauche euren Genpool, die Domimatrix und T. Meyer
- ich werde sonst mitsamt meiner Familie ausgelöscht, die Vampire bei Warhammer
- weil ihr elende Ketzer seid, Tzeenche
- um meinen Wohlstand zu mehren, T. Meyer
- um mein Wissen zu mehren, T. Meyer
- weil ich gerne Welten radikal umgestalte, Nagash
Gruß Jochen
Lord Verminaard:
Bei mir ist das eine Genre-Frage. Ich zitiere mal Greg Costikyan, Autor des guten alten Star Wars 1st Ed. RPG und in meinen Augen immer noch ein Gott: "There's never any moral question in Star Wars movies and neither should there be in your game. The players should always be the good guys, and their opponents should always be swine. (...) Neutrals always turn out to have a heart of gold (like Han Solo), or to be irredeemably bad (like Boba Fett)."
Das heißt natürlich nicht, dass die bösen Jungs keinen Grund haben, böse zu sein. Aber sie sind böse und verdienen kein Mitleid. Motive waren in meinen Star Wars-Kampagnen z.B. Machtgier, Geldgier, Rachsucht, Neid, Eifersucht oder Verfolgungswahn. Je differenzierter die Motive sind und je deutlicher sie werden, desto mehr gewinnt der Bösewicht an Tiefe. Glaubwürdige Charaktere sind gut für die Atmosphäre. Aber Mitleid zu wecken ist bei Star Wars verboten. Es ist durchaus eine Herausforderung, glaubwürdige "echte Schweine" zu kreieren (und das am Fließband...)
In DSA halte ich es nicht ganz so pathetisch, aber ähnlich. Manche Charaktere haben sich noch nicht entschieden, tendieren vielleicht noch in eine Richtung, aber früher oder später wird sich herausstellen, ob sie nun zu den Guten oder zu den Bösen gehören. Selbstverständlich ist alles relativ, aber für mich als SL kommt es dann nur auf die Sicht der Charaktere an. Böse ist auch nur eine Definitionsfrage. Wir hatten das ja schon häufiger.
Bei Vampire stellt sich die Situation natürlich ganz anders dar. Hier sind moralische Konflikte ein wichtiger Stoff für die Stories, und es existiert kein Schwarz und Weiß, nur Grauzonen. Gute Vampire-Charaktere sind häufig ambivalent, und die Spieler werden sich nie sicher sein, was sie nun eigentlich von diesem NSC halten sollen. Okay, auch in Vampire ist Platz für richtige Arschlöcher. Man braucht ja auch Feindbilder.
Ähnlich habe ich es in meiner Conan-Runde gehalten. Zu einem Swords 'n' Sorcery-Setting passt keine Schwarz-Weiß-Malerei. Zwielicht ist genretypisch. Ich habe auch meine Spieler ermuntert, etwas fragwürdigere Charaktere zu spielen. Conan der Barbar selbst ist schließlich auch nicht gerade der Archetyp eines "guten" Helden.
Bei Vampire: the Sabbat sind ja an sich die SCs die "Bösen", doch die Sabbat-Ideologie hat eine frappierende Stringenz, nach der die Handlungen der SCs absolut gerechtfertigt und die "Bösen" in Wirklichkeit die Antediluvians und Camarilla-Elders sind. Trotzdem liegt die Würze gerade darin, dass die Spieler die Menschlichkeit und Güte ihrer Gegner erkennen und dennoch ihre Charaktere voller Verachtung auf diese "Schwächen" spucken lassen.
Zusammenfassend lässt sich nur antworten: Kommt drauf an!
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