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Prämissen des Lovecraftschen Horrors
Laivindil:
--- Zitat von: Der_Lichtbringer am 26.08.2010 | 14:08 ---Regelwerke decken aber meistens eher das Universum ab als die Menschen. (Wenn auch sehr stark vereinfacht.)
--- Ende Zitat ---
Um das Pferd mal von hinten aufzuzäumen:
Ich denke, ich kann allem folgen, was Du bislang festgestellt hast. Ich frage mich nur, ob der LH überhaupt in einem spiel-wertem Regelwerk sinnvoll abbildbar ist. Im Grunde ist ja der Mensch / PC dem Universum egal. Dhe, egal was meine Spielfigur macht, sie geht eh' drauf / wird wahnsinnig, dem Universum ist das egal und es ändert eh' nichts.
Was bleibt da noch an Motivation für den Spieler?
Du hast durchaus Recht mit Deiner Kritik an zB RoC. Das ist Pulp Cthulhu und bildet den LH nicht wirklich ab.
Aber meine Frage bleibt: wenn ich hinginge und ein Regelwerk zusammenstellte, das dem LH gerecht wird, wer würde es spielen wollen bzw. was würde es spielenswert machen?
Lichtbringer:
@Sutur: Eine vertretbare Position, die ich aber nicht teilen würde.
Und zwar, weil das Verhältnis von Große-Alten-Wissenschaft zu Menschen-Wissenschaft nicht das gleiche ist wie das von Kristallheilung zu Medizin. Es entspricht eher dem von Quantenmechanik zur klassischen Physik.
Sprich: Die menschliche Wissenschaft ist nicht in dem Sinne falsch, sie ist nur eine grobe Annäherung an die Wahrheit, geprägt von der menschlichen Natur. Insofern sollten die Regeln in Raum der menschlichen Erfahrung schon objektiv sein. Und in den Horrorszenen kommen sozusagen immer wieder Einflüsse in diesen Erfahrungsbereich, die mit dessen Regeln nicht zu erklären sind.
Achtung, Nerdkommentar:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Fazit: Cthulhuhorror ist wie die Molwärme des Festkörpers.
Lichtbringer:
Ähnliches auch an Laivindil: Der Mensch kann durchaus gewinnen, wenn er sich gegen die Bedrohung stellt und (bei LH besonders wichtig) diese Bedrohung nicht zu groß ist.
Entscheidend ist, dass dieser Sieg nicht daran liegt, dass er es besonders verdient hätte, die Mächte des Guten ihm beistanden oder es wirklich wollte, sondern dass die objektiven Umstände es zuließen. Insofern besteht für den SC Hoffnung - nur Beten bringt nichts. ;-)
Außerdem muss das, was dem Spieler lohnenswert ist, ja nicht deckungsgelich mit der Motivation des SC sein. Für Method Actors kann es durchaus sehr spannend sein, in einem existenzialistischen Abenteuer einen Charakter dramatisch scheitern zu lassen.
Heretic:
Ich verstehe nicht, wie die grundlegenden SW-Mechaniken gegen Realms of Cthulhu sprechen können, denn:
1.) Die Unterteilung in WC und Extras ist eine systemische, die sich IIRC auch in einigen von Lovecrafts KGs so finden lässt, da werden eher Statisten das Opfer von XY, und die namhaften Charaktere haben eher das Potenzial, was zu reissen, auch mit Statistenmobs zusammen, ich sag nur "The Dunwich Horror", wo der Protagonist Whateley beim Versuch des Einbruchs in die Miskatonic U durch einen popeligen WACHHUND getötet wird, und Armitage, Rice und Morgan dann im restlichen Verlauf den Schrecken stellen und TÖTEN.
2.) Ein Bennie ist auch nur ein wiederholter Wurf, und wird RoC je nach Härtegrad um einiges öfter zum Schaden wegstecken oder Wahnsinn vermeiden genutzt werden.
3.) Asse bringen dir beim Schaden bei RoC generell mal genauso viel wie beim normalen SW, aber: Die Monster sind nach meinem Dafürhalten genauso hart wie beim BRP, wenn nicht gar härter (Aufgrund von adäquat umgesetzten Sonderfähigkeiten oder gegebenen Waffenimmunitäten oder der Immunität vor angesagten Treffern und mWn besitzen manche Monster sogar einen eingebauten Schutz vor Crits), und im Gegensatz zur BRP-Version haben die Großen Alten und Äusseren Götter bei RoC keine Werte, und sollen auch keine erhalten.
Bei BRP hab ichs schon oft erlebt, dass man Kämpfe führt, die nicht nötig gewesen wären, aber wo man sich sagte "Hey, der hat nur n Messer, das macht 1W6 TP, ich hab aber 14 TP, der kann mich nicht auf einen Schlag umbringen,
selbst, wenn er einen Crit würfelt!"
und das hab ich bei SW bisher noch nicht erlebt...
Daher würde ich dich um eines bitten: Wirf selbst einen Blick ins Realms of Cthulhu, und dann bilde dir eine Meinung, aber bitte projeziere nicht den (schlechten?) Eindruck von SW auf die SW-Ablegervariante von Call of Cthulhu.
Denn, ob man einen Fertigkeitenwurf mit W% Psychotherapy (CoC) oder einem W8 auf Knowledge (Psychology) (RoC) macht, das Ergebnis ist gleich, man schafft die Probe, oder nicht.
Lichtbringer:
Okay, wo fange ich da nur an..?
Nehmen wir an, ich hätte unendlich viele Bennies. Dann könnte ich jeden Wurf so oft wiederholen, bis er mir gelingt. Ich weiß, dass dies im Spiel nie der Fall sein wird, aber diese Extremfallbetrachtung zeigt, dass die Trennung zwischen System und Welt so nicht gezogen werden kann. Ich hätte nämlich auch in der Spielwelt einen Charakter dem jederzeit alles gelingt. Offenkundig hat der Mechanismus einen Einfluss darauf, wie das Geschehen in der Spielwelt abläuft und damit auch, wie sich das Spiel anfühlt.
Die Unterteilung in Wildcards und Extras ist etwas schwieriger. Lovecrafts Geschichte sind untereinander nicht unbedingt konsistent. Außerdem stellt sich die Frage, ob einer Hauptfigur alles gelingt gelingt, weil sie die Hauptfigur ist, oder ob sie die Hauptfigur ist, weil es ihr gelungen ist.
So oder so gibt Lovecraft ja schon klare Ansagen dazu, wie er empfiehlt, wie man Lovecraftschen Horror erzeugt. Dieser Kosmizismus ist meiner Erfahrung nach für das entsprechende Gefühl nicht nur sehr förderlich, sondern gar notwendig.
--- Zitat von: Heretic am 26.08.2010 | 18:32 ---Daher würde ich dich um eines bitten: Wirf selbst einen Blick ins Realms of Cthulhu, und dann bilde dir eine Meinung, aber bitte projeziere nicht den (schlechten?) Eindruck von SW auf die SW-Ablegervariante von Call of Cthulhu.
--- Ende Zitat ---
Dazu zitiere ich mich mal selbst:
--- Zitat von: Der_Lichtbringer am 26.08.2010 | 13:40 ---Nein. Ich habe auch nicht das Buch abgewertet, sondern den Mechanismus, den ich in diesem Beitrag erfragt hatte:
http://tanelorn.net/index.php/topic,59111.msg1181891.html#msg1181891
Das ist ja nicht dasselbe. Ich finde auch d20-Cthulhu nicht so toll, aber das Buch scheint einige echt gute Stellen zu haben. Die Mythosbeschreibung in ToC sind großartig, aber das macht den Mechanismus nicht besser.
--- Ende Zitat ---
Ich bewerte das Buch ja gar nicht, sondern den zentralen Mechanismus. Wenn du mir darlegen kannst, dass der Mechanismus nicht so funktioniert, wie ich bisher annehme, dann ändere ich gerne meine Meinung. Aber bis dahin muss ich das Buch genauso wenig gelesen haben, um den Mechanismus zu bewerten, wie du sämmtliche Lindenstraßefolgen gesehen haben musst, um die Genredarstellung zu bewerten.
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