Pen & Paper - Spielsysteme > Dresden Files
Regelfragen
Oberkampf:
@Buerps:
Sehr schöne Beschreibung des Regelproblems.
Dass man z.B. einen wütenden, berserkenden Angreifer mit sozialen Angriffen beruhigen kann, bis der z.B. die mittlere (oder ggf. schwere) Konsequenz "Hört den Abenteurern zu" einnimmt, ist für mich kein Problem. Genauso, wenn SCs versuchen, andere SCs, die z.B. im Blutrausch sind (weil entsprechende Aspekte compelled wurden z.B.), mit sozialen Aktionen von Gewalttaten abhalten können, ist auch ok - aber ansonsten werde ich im physischen Kampf soziale Angriffe wohl meistens als Manöver bewerten.
Enkidi Li Halan (N.A.):
--- Zitat von: Scimi am 10.05.2011 | 11:20 ---Es kommt darauf an, was man erreichen will und wie die Situation gerade ist. Aber ich sehe keinen Grund, warum man nicht aus der Deckung heraus dem Gegner zurufen können soll, dass er aufgeben sollte, weil Verstärkung schon unterwegs ist. Oder dass man ihm nach jedem Ausweichen ein freches "Daneben!" an den Kopf wirft, um ihn zu provozieren und zu Dummheiten zu verleiten. Oder dass man sich todesmutig dem Angreifer unbewaffnet, aber verführerisch entgegenstellt. Oder dass man auf ihn einredet, während man den Schlägen ausweicht, bis seine Wut verraucht ist. Oder dass man, wenn er mit einem Messer unterwegs ist, seine Pistole zieht und gebieterisch "Halt!" sagt. Oder dass man dem Killer zuruft, dass er einen nicht töten soll, weil er schwanger ist.
--- Ende Zitat ---
Das würde ich in einem Kampf mit physischer Komponente in jedem Fall als Manöver behandeln.
Ich persönlich finde, dass sozialer/Mentaler Kampf im Dresdenverse eine andere Gewichtsklasse ist, als das, was du hier beschreibst, Scimi. Wenn man jemanden wirklich angreifen will (also kein soziales/mentales Manöver, sondern wirklich Schaden mit Stress und Konsequenzen), dann reicht ein einfaches Wortgeplänkel einfach nicht aus. Jemandem mit Worten zu schaden, erfordert einfach mehr Aufwand - man muss etwas über das Gegenüber wissen, womit man ihn wirklich verletzen kann. Mal ins Blaue hinein die Mutter zu beleidigen wird einem Standard-Straßenschläger vermutlich nur ein müdes Lächeln abringen. Wenn man aber über Harry weiß, dass er seine Mutter verloren hat, zieht es um einiges mehr, wenn man diese Schwachstelle kennt und nutzt. Für mich wäre ein angemessener Rahmen für soziale/mentale Konflikte z.B. eine Gerichtsverhandlung, oder ein geschäftliches Treffen der örtlichen Yakuza-Bosse, wo jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Alle Beteiligten können und müssen sich auf die Schächen ihrer Gegner vorbereiten, und agieren entsprechend mit harten Bandagen. Einen Troll zu überreden, mich über die Brücke zu lassen? Na ja, das würde ich mit Sicherheit nicht mit einem sozialen Konflikt regeln, sondern mit nem vergleichenden Skillwurf (consequentional contest).
Klar sind die sozialen und mentalen Stresstracks der meisten Gegner niedriger, als ihre physischen. In den Regeln steht auch nirgends explizit, dass man nicht zu Beginn eines physischen Kampfes einfach mal wild mit einem sozialen Skill gegen einen Gegner herumwürfeln kann. Aber es sind einfach zwei paar Stiefel, zwei Subsysteme, die man nicht wild mischen sollte. Ist ein Kampf vorrangig physisch, sollte man die Regeln für den physischen Kampf zur Resolution nehmen. Soziale Komponenten lassen sich da gut über die Manöver abbilden. In einem physischen Kampf hat sozialer/mentaler Schaden imho nichts zu suchen.
Umgekehrt verhält es sich genauso: natürlich können in einem Schachduell der Großmeister plötzlich die Beteiligten aufspringen und sich gegenseitig Ohrfeigen, aber hier läge für mich primär ein mentaler Konflikt zugrunde, und das ohrfeigen wäre dann als Manöver zu behandeln.
Und jetzt kommt natürlich die Ausnahme. Es gibt Kräfte in DF, die explizit vorsehen, im Kampf verwendet zu werden, und die mentalen/sozialen Stress verursachen. Das finde ich völlig okay und legitim, da hier im Endeffekt die Kraft einen 'Sondereinsatz' der sozialen/mentalen Skills ermöglicht.
Für Pure Mortals oder Leute, die keine speziellen Übernatürlichen Fähigkeiten in dieser Richtung haben, würde ich aber nicht erlauben, dass sie 'einfach so' Leute anquatschen und ihnen Stress erzeugen können. Behält man nämlich im Auge, dass laut Regeln sich Gegner z.B. nicht gegen mentale Angriffe wehren dürfen (kein Defense-Wurf!), wären soziale Angriffe ohne entsprechende Rahmenbedingungen echte Game-Killer.
Aber mal abgesehen von der Regelseite fände ich es auch irgendwie nicht Genre-konform, wenn meine Spieler jetzt einfach anfingen, ihre Gegner aus dem Kampf hinauszulabern ;)
Oberkampf:
--- Zitat von: Enkidi Li Halan am 10.05.2011 | 12:20 ---
Behält man nämlich im Auge, dass laut Regeln sich Gegner z.B. nicht gegen mentale Angriffe wehren dürfen (kein Defense-Wurf!), wären soziale Angriffe ohne entsprechende Rahmenbedingungen echte Game-Killer.
--- Ende Zitat ---
Hui, die Regel muss ich übersehen haben. Steht die bei Mentalen Konflikten?
Enkidi Li Halan (N.A.):
Ich glaube ja, kann gleich mal nachschauen.
Scimi:
--- Zitat von: Bluerps am 10.05.2011 | 11:49 ---Es geht ja nicht nicht darum den Gegner zu einem hirnlosen Mob zu machen, sondern darum, das er nicht auf alles was ihm zugerufen wird irgendwie reagieren muss. Sonst könnte man z.B. jede Runde einen Deceit-Angriff machen, indem man seinem Gegner zuruft: "Vorsicht! Hinter dir!" (Taken Out ist: Dreht sich für die nächste halbe Stunde panisch im Kreis)
--- Ende Zitat ---
Ob der Gegner reagiert oder nicht, liegt daran, ob seine Abwehr des Angriffs gelingt oder nicht. Wenn er es nicht schafft, muss er reagieren, genauso als hätte ich ihn mit einer Waffe getroffen.
Natürlich wird es nicht funktionieren, wenn ich dem Gegner dauernd "Pass auf, hinter dir!" zurufe. Genausowenig werde ich einen Kampf gewinnen, wenn ich fortwährend mechanisch Genitaltritte ansetze.
Aber genauso wie ein dauernder Angriff mit Fists die variierenden Tritte, Schläge und Würfe simuliert, die ein geübter Nahkämpfer in einer Schlägerei einbringen kann, stellt eine fortgesetzte Verwendung von Deceit dar, was ein charismatischer und geübter Manipulator anstellen kann, um den Gegner abzulenken.
Es ist schön, wenn man sich das detailliert ausdenken kann, aber es reicht, wenn das System es abdeckt: Ich muss kein erfahrener Fechter mit hundert Kniffen auf dem Kasten sein, es reicht, wenn mein Charakter darin kompetent ist.
--- Zitat von: Enkidi Li Halan am 10.05.2011 | 12:20 ---Ich persönlich finde, dass sozialer/Mentaler Kampf im Dresdenverse eine andere Gewichtsklasse ist, als das, was du hier beschreibst, Scimi. Wenn man jemanden wirklich angreifen will (also kein soziales/mentales Manöver, sondern wirklich Schaden mit Stress und Konsequenzen), dann reicht ein einfaches Wortgeplänkel einfach nicht aus. Jemandem mit Worten zu schaden, erfordert einfach mehr Aufwand - man muss etwas über das Gegenüber wissen, womit man ihn wirklich verletzen kann. Mal ins Blaue hinein die Mutter zu beleidigen wird einem Standard-Straßenschläger vermutlich nur ein müdes Lächeln abringen.
--- Ende Zitat ---
Das ist nicht mein Punkt. Natürlich muss ich es so darstellen, dass ich den Konflikt auf eine Ebene bringe, wo ich tatsächlich echten Schaden anrichten kann. Puerile Beleidigungen tun es da nicht (wobei, je nachdem, wo ich bin, das Beleidigen der Mutter bzw. der Familienehre wirklich schwer wiegen kann).
Aber stellen wir uns vor, mein Charakter ist in ein Duell mit irgendeinem Sidhe-Champion vor dem versammelten Winter Court geraten. Der Typ ist ein eiskalter Killer und ich rechne mir keine guten Chancen aus, den überhaupt zu treffen. Aber andererseits steht seine Ehre auf dem Spiel, wenn er irgendwie Fehler macht, dann sieht das seine versammelte Mannschaft.
Dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass mein Charakter versucht (während er verzweifelt um sein Leben rennt), den Gegner einfach dumm dastehen zu lassen. Klar, selbst wenn ich ein soziales Taken Out erreiche, kann der Typ den Physical Conflict immer noch weiter würfeln. Aber zumindest kann ich ihm damit eine Niederlagenbedingung diktieren oder sogar ein paar Consequences füllen, womit ich vielleicht noch eine Chance habe.
Alles, was ich sage ist, dass ein gerechtfertigter sozialer oder mentaler Konflikt nicht dadurch ausgeschlossen ist, dass ein phyisischer Konflikt läuft oder begonnen wird.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln