Autor Thema: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten  (Gelesen 15388 mal)

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Offline pharyon

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #50 am: 22.11.2011 | 15:26 »
Sondern in der Analyse. Konkret: Wie beeinflussen diese Regeln das tatsächliche Geschehen am Spieltisch?
Hat es der SL einfacher, in DER Reisen zu gestalten?
Wie lange werden die Reisen ausgespielt, im Vergleich zu anderen Systemen?
Das kann ich dir für den konkreten Fall jetzt nicht beantworten. Ich habe das Spiel nicht (weder in Besitz, noch gelesen).
Allgemein würde ich vermuten, dass Vorgänge, deren Mechanismen von Spiel-Seite her beschrieben sind, deutlich häufiger im gemeinsamen Vorstellungsraum beschrieben werden als andere Vorgänge.
Beispiel: Gewalthafte Konflikte werden häufiger thematisiert als sexuelle Interaktionen (es sei denn, du spielst Barbaren!).
Durch die Beschreibung der Mechanismen kann man als SL (sofern es ihn gibt) auf einer ganz anderen Ebene das Spiel vorbereiten (da Kampfwerte explizit existieren, kann man sich um Umgebungsfaktoren, Motivationen und dergleichen Gedanken machen).
Und um mal auf die letzte Frage von meiner DSA-Erfahrung her zu beantworten: Kämpfe werden (auch in Relation zur Langatmigkeit des Systems) häufiger angesteuert und länger ausgespielt.

Zitat
Und etwas mehr Mehrwert wäre schon schön. :)
Was möchtest du denn insbesondere analysiert/betrachtet haben?

Auf welche Weise Mechanismen das Spielverhalten beeinflussen?
Ob das überhaupt Fakt ist?
Was anderes?

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Offline 1of3

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #51 am: 23.11.2011 | 00:35 »
Oh ja, das interessiert mich auch. Aber jetzt nicht in der Art, dass ich wissen möchte, welches System entsprechende Regeln parat hat. Sondern in der Analyse. Konkret: Wie beeinflussen diese Regeln das tatsächliche Geschehen am Spieltisch? Wenn du Der Eine Ring spielst, kommt es dabei häufiger zu Reisen als mit anderen Systemen? Hat es der SL einfacher, in DER Reisen zu gestalten? Wie lange werden die Reisen ausgespielt, im Vergleich zu anderen Systemen?

Ah, OK. Dann versteh ich jetzt besser, was du möchtest.

Für alle sozialen Kampfsysteme gilt, dass die entsprechenden Spielwerte und Würfe in die Verfügungsmasse der Spieler übergehen. Ansonsten heißt ja häufig: "Würfel mal auf Diplomatie." Wenn du belastbare Regeln hast, heißt es auf einmal: "Ich würfel jetzt Diplomatie", ganz ähnlich wie es sonst heißt: "Ich greif ihn an. - 24."

Entsprechend habe ich auch beobachtet, dass die Spieler ihre Einflussmöglichkeiten, soweit möglich, vorher abklopfen. Bei WotG also schon im Vorraus Effekte benutzen, welche die Passionen und Ideale eines möglichen zukünftigen Ziels auslesen. Oder bei B&B einfach mal auf Einfluss würfeln, nur weil man gerade Zeit hat und der Typ bestimmt irgendwann wieder auftaucht.

Es ist also nicht nur so, dass die Effekte dann zur Problemlösung herangezogen werden: Sie werden zu eigenen Fragestellungen. Wenn man das Regelmodul in der WoD benutzt wird Composure auf einmal hoch interessant, denn der Wert dient als Verteidigung. Genauso habe ich dann Fragen erlebt: "Kenn ich ihn schon so gut, dass ich Intimate Sway machen kann?"
« Letzte Änderung: 23.11.2011 | 00:39 von 1of3 »

Offline Beral

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #52 am: 23.11.2011 | 08:45 »
Juchuu! Es geht voran. :) :d

Es ist also nicht nur so, dass die Effekte dann zur Problemlösung herangezogen werden: Sie werden zu eigenen Fragestellungen. Wenn man das Regelmodul in der WoD benutzt wird Composure auf einmal hoch interessant, denn der Wert dient als Verteidigung. Genauso habe ich dann Fragen erlebt: "Kenn ich ihn schon so gut, dass ich Intimate Sway machen kann?"
Ja, genau solche Auswirkungen meine ich. Anderes Beispiel: Bei den Kampfsystemen wird die Beschaffung von Ausrüstung und Waffen ein eigenes Thema. Da kann es sogar eine ganze Quest geben, bei der es nur um die Beschaffung einer besonders guten Rüstung geht.

Was möchtest du denn insbesondere analysiert/betrachtet haben?

Auf welche Weise Mechanismen das Spielverhalten beeinflussen?
Ob das überhaupt Fakt ist?
Was anderes?
Dass Regeln das Spielverhalten beeinflussen, ist glaube ich ein trivialer Fakt. Interessant ist, wie die Wirkungszusammenhänge genau aussehen. Ist die Quantität der Regeln entscheidend? Beispielsweise das quantitative Verhältnis der Kampfregeln zu den Hintergrundregeln. Macht ein System das Einbeziehen von Hintergründen automatisch zum zentralen Spielelement, wenn die Hintergrundregeln doppelt so viele Seiten einnehmen wie die Kampfregeln?

Ist vielleicht die Qualität der Regeln entscheidend? Beispielsweise könnte es im Wirkungsgefüge der Regelmechaniken einen zentralen Punkt geben, an dem alle anderen Regeln andocken. Wenn es sowas gibt, wird dieser zentrale Punkt spielbestimmend, egal wie viel Raum er quantitativ einnimmt?

Welche Einflussrichtungen können wir überhaupt ausmachen? Also Ist-Analyse. Ich sehe überall nur Kampfsysteme mit entsprechendem Einfluss. Gut, ich bin mittlerweile etwas traumatisiert davon. Im Eingangspost habe ich drei Richtungen genannt, aber es gibt sicher noch einige mehr.

Es könnte helfen, wenn wir vergleichen, wie eine Gruppe ihr Verhalten ändert, wenn sie ein anderes Regelsystem verwendet. Wir haben viele FATE-Spieler hier. Was verändert sich, wenn die Gruppe statt D&D Forgotten Realms mit FATE Malmsturm anfängt? Beides bedient mit Metzel-Fantasy ein ähnliches Genre, aber die Regelwerke provozieren sicher unterschiedliches Spielverhalten. Und wenn wir das noch mit Fiasco vergleichen..?

Kurz gesagt fände ich es toll, wenn wir im nebligen Thema (Regeln beeinflussen Spiel) konkrete Strukturen aufdecken und vielleicht sogar eine Übersicht erstellen können.
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Offline Yehodan ben Dracon

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #53 am: 23.11.2011 | 08:52 »
Ich finde, ein sehr einfach zu erkennendes, Spielerverhalten veränderndes Regelkonstrukt ist z.B. die Stellschraube der SC-Sterblichkeit.
Ist es in einem System möglich, dass ein SC durch kurzfristiges Würfelpech umkommt und hat der Spieler da noch ein System der Rettung (Schicksalspunkte oder Karma etc.)?

Die Angst vor dem Verlust des eigenen Avatars (was ich mit Angst vor der Niederlage verbinde) ist etwas, das Spielerverhalten direkt beeinflusst und das man seinerseits durch Regeln auch leicht beeinflussen kann.
« Letzte Änderung: 23.11.2011 | 09:19 von Sam Gamdschie »
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Achamanian

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #54 am: 23.11.2011 | 09:00 »
Dass Regeln das Spielverhalten beeinflussen, ist glaube ich ein trivialer Fakt. Interessant ist, wie die Wirkungszusammenhänge genau aussehen. Ist die Quantität der Regeln entscheidend? Beispielsweise das quantitative Verhältnis der Kampfregeln zu den Hintergrundregeln. Macht ein System das Einbeziehen von Hintergründen automatisch zum zentralen Spielelement, wenn die Hintergrundregeln doppelt so viele Seiten einnehmen wie die Kampfregeln?

Ich würde  Quantität dabei als Merkmal erst einmal für eher wenig relevant einstufen. Die reine Menge an Regeln kann es nicht sein, sonst würden bei DSA alle Beschwörungsmagier spielen wollen und Beschwörung sowie die Verhandlungen mit beschworenen Wesen wäre überhaupt ein ganz wichtiges Thema in DSA. Sind sie aber meiner Erfahrung nach nicht. Es muss wohl mehr damit zu tun haben, wie die Regeln mit dem Rest des Spiels (also anderen Regeln und ggf. Hintergrundmaterial) verschaltet sind. Kampf ist bei DSA z.B. nicht nur zentral, weil die Abenteuer das so präsentieren, sondern auch, weil praktisch alle anderen größeren Regelmodule - Magie, Götterwirken - stark an den Kampf andocken. Weite Bereiche der Magie würden ohne Kampfregeln nicht vollständig sein, einfach, weil die Magieregeln sich so stark auf die Kampfregeln beziehen (nicht im Sinne eines parallelen Desings, sondern im Sinne expliziter Anknüpfung - Magie, die Schaden verursacht, Flammenschwerter, für die man Attacken würfelt, Zauber, die den Rüstungsschutz erhöhen, Beschwörung von Kampfdämonen). Dagegen kann man das Kampfsystem ohne Probleme isoliert vom Magiesystem betrachten, ohne dass etwas fehlt. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass die Kampfregeln als Knotenpunkt das Spiel DSA so stark prägen.

Offline Naldantis

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #55 am: 23.11.2011 | 09:40 »
Beispiel: Gewalthafte Konflikte werden häufiger thematisiert als sexuelle Interaktionen (es sei denn, du spielst Barbaren!).
Durch die Beschreibung der Mechanismen kann man als SL (sofern es ihn gibt) auf einer ganz anderen Ebene das Spiel vorbereiten (da Kampfwerte explizit existieren, kann man sich um Umgebungsfaktoren, Motivationen und dergleichen Gedanken machen).
Und um mal auf die letzte Frage von meiner DSA-Erfahrung her zu beantworten: Kämpfe werden (auch in Relation zur Langatmigkeit des Systems) häufiger angesteuert und länger ausgespielt.

Hmmm, betreffs Deines Beispiele fallen mir Gruppen in verschiedneen Systemen ein, in denen unabhängig vom der regeltechnischen Umsetzung bei einer Sex häufiger thematisicert wurde als Kampf, bei der anderen weniger häufig.
Ich shcließe daraus mal, daß es eher mit der Kampagne, den Charakteren und ihren Möglichkeiten und dem Naturell der Spieler zu tun hat als mit dem Regelgerüst.

Offline Beral

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #56 am: 23.11.2011 | 10:19 »
Ich shcließe daraus mal, daß es eher mit der Kampagne, den Charakteren und ihren Möglichkeiten und dem Naturell der Spieler zu tun hat als mit dem Regelgerüst.
Das ist eine entweder-oder-Einstellung. Entweder sind die Spieler für das Verhalten verantwortlich oder die Regeln. Darauf sollten wir uns gar nicht erst einlassen!

Ersetze entweder-oder durch sowohl-als-auch. Es sind sowohl die Spieler als auch die Regeln für das Verhalten verantwortlich.

Viele Faktoren haben Einfluss auf das Spielverhalten. Kein Faktor ist absolut. Hier diskutieren wir über den Einfluss der Regeln. Nicht weil Regeln der einzige Faktor sind, sondern weil wir eben an dieser Stelle über Regeln diskutieren. :)

Überlegungen zum Thema Sex: Die meisten Rollenspiele haben keine Regeln dafür, schon gar nicht an ausreichend zentraler Stelle. Sex wird also nicht unterstützt von den Regeln. Das bedeutet nicht, dass dieses Thema blockiert wäre. Die Spieler müssen es eben aus eigener Kraft und Initiative einbringen. Die gleiche Situation haben wir in einigen oben beschriebenen Beispielen auch schon gesehen. Die meisten Rollenspiele haben keine Intrigenregeln. Das heißt nicht, dass man keine Intrigen damit spielen kann. Es muss halt nur komplett von der Gruppe gewuppt werden, ohne Regelunterstützung.

Barbaren! macht Sex zum Thema und hat das auch regelmechanisch zentral eingebaut. Hier hängt es nicht nur von den Eigeninteressen in der Gruppe ab, ob Sex zum Spielinhalt wird. Die Regeln sorgen dafür, dass Sex auf jeden Fall zum Spielinhalt wird.

@Yehodan und Achamanian: :d
Fein analysiert! Das sind Dinge, die einem nicht bewusst sind und mir bis vor euren Beiträgen auch nicht bewusst waren. Genau das meine ich mit "Strukturen im Nebel erkennen".
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Offline pharyon

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #57 am: 23.11.2011 | 10:55 »
Gut, jetzt versteh ich klar, worum es hier geht.

Naldantis: Klar, hängt sowas nicht nur von den Regeln ab. Da stimme ich dir voll zu.

Strukturen:
a) Schadensstrukturen beeinflussen das Spielen im Kampf allgemein. Bei Lebenspunkten z.B. schätzen die Spieler ab, wie lange sie im "Kampf" teilnehmen können/wollen, bei schnell einfließenden Wunden ist man eher zu vorsichtigem Verhalten 'ermuntert'.
b) Magie: Wenn viele einfache Stellschrauben angeboten werden und viel Angebote zur Ausgestaltung herrschen (Bsp.: DSA 4.1), kann man häufiger Spieler mit unterschiedlich ausgeprägten magischen Charakteren finden.

Du meinst doch jetzt quasi sowas, oder?

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Offline Yehodan ben Dracon

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #58 am: 23.11.2011 | 11:16 »
Simulatorische Magieregeln, die nach innerweltlichem Effekt Lernaufwand und Kosten etc. bestimmen und nicht nach der Bedeutung für das Spiel und das Lösen von entsprechenden Herausforderungen, sorgen dafür, dass mehr Spieler Feuerbälle und Teleport lernen als "Licht" und "Weckerdämon beschwören". Da wird sehr schnell eine Kosten/Nutzenrechnung angestellt.
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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #59 am: 23.11.2011 | 11:32 »
Du meinst doch jetzt quasi sowas, oder?
Genau!

a) Schadensstrukturen beeinflussen das Spielen im Kampf allgemein. Bei Lebenspunkten z.B. schätzen die Spieler ab, wie lange sie im "Kampf" teilnehmen können/wollen, bei schnell einfließenden Wunden ist man eher zu vorsichtigem Verhalten 'ermuntert'.
Dazu fällt mir gleich eine Ergänzung ein. Lebenspunkte sind etwas für Taktiker. Und zwar auf Spieler-Ebene! Da hat man ein klares Ziel, nämlich die Punkte des Gegners auf 0 zu drücken und die eigenen Punkte genau davor zu schützen. Der Kampf wird auf eine mechanische Ebene versetzt. Es geht um Punkte, um Zahlen.

Für Charakterspieler mit Immersionsbestreben sind Lebenspunkte kontraproduktiv. Diese Spieler brauchen konkrete Wunden. Schnitt, Bruch, Eingeweide raus, Arm ab. Das Geschehen muss visuell greifbar sein, und zwar nicht nur im eigenen Vorstellungsraum, sondern im gemeinsamen. Diese Spieler würden den Kampf ganz anders als der Taktiker gestalten und ihn z. B. von selbst frühzeitig abbrechen. Wenn der Schwertarm gebrochen ist und der Kopf eine Beule hat, ist Aufgeben angesagt. Für die Entscheidung braucht es gar keine LP.

Lebenspunkte bzw. Äquivalente davon können glaube ich als zentrales und sehr weitreichendes Instrument eines Kampfsystems angesehen werden. Wenn diese Schraube verändert wird, verändert sich auch alles andere, von den taktischen Optionen bis hin zum Spielverhalten und Spielgefühl.
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Offline Blechpirat

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #60 am: 23.11.2011 | 14:30 »
Eine andere - für mich überraschende Beobachtung:

FATE (mal wieder). Die Spieler kämpfen gegen einen Dämon und werden seiner ganz langsam Herr, denn das Ding ist wirklich zäh. Dann bleibt der leergezauberten sehr jungen Feuermagierin nichts mehr übrig, als den Dämon in ihrer Kampfrunde ein: "Ich hab keien Angst vor dir" (oder ähnlich) entgegenzuschleudern. Vermutlich handelte die Spielerin, ohne eine Regel im Kopf zu haben. Ich habe das als sozialen Angriff gewertet - gegen diese Form der Angriffe war der Dämon außerordentlich schlecht aufgestellt und nam sofort eine Konsequenz (die anderen beiden Konsequenzen hatten Ewigkeiten gedauert). Er schied also mit der Konsequenz "von kleinem Mädchen ausgelacht" aus.

Man würde jetzt denken, dass die Spieler das irgendwie auszunutzen versuchen, oder? Aber obwohl ich ihnen diese Schwäche (die sie umgekehrt genauso teilen) noch mal vorgeführt habe, indem SIE sozial angegriffen wurden, gibt es keine Verhaltensänderung.

Offline pharyon

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #61 am: 23.11.2011 | 15:39 »
Man würde jetzt denken, dass die Spieler das irgendwie auszunutzen versuchen, oder? Aber obwohl ich ihnen diese Schwäche (die sie umgekehrt genauso teilen) noch mal vorgeführt habe, indem SIE sozial angegriffen wurden, gibt es keine Verhaltensänderung.
Klingt für mich so, als ob sie die Regeln noch nicht tief internalisiert haben. Überhaupt - kann ich mir denken - ist für einige Spieler dieses flexible "Aspekte ausnutzen" nicht ganz so einfach. Hast du das abgeklärt?

@Beral:
Neben Lebenspunkten kann man das auch bei Zauberpunkten (DSA: AsP) gut sehen. Hier haben die Spieler die Möglichkeit ihre Handlungsoptionen anhand von klaren Verfügbarkeitsabschätzungen planen zu können.

Ein weiterer Punkt: Wie viele Blätter umfasst so ein SC-Dokument? Ist es übersichtlich aufgebaut? Stehen da nochmal Regeln drauf? Das beeinflusst den Spielfluss z.T. erheblich.

Oder auch: Wie sieht die Aufsplittung von 'Fertigkeiten' aus? Gibt es viele Fertigkeiten, neigen die Spieler mEn sehr dazu, nur diese in ihrer Vorstellung zu bedenken.

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Offline Blechpirat

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #62 am: 23.11.2011 | 15:43 »
Klingt für mich so, als ob sie die Regeln noch nicht tief internalisiert haben. Überhaupt - kann ich mir denken - ist für einige Spieler dieses flexible "Aspekte ausnutzen" nicht ganz so einfach. Hast du das abgeklärt?

Regelkenntnisse sind kein Problem. Eher vielleicht, dass man einen Kämpfer nicht schnell auf einen sozialen Char umstellen kann. Evtl. will man aber eben auch keine sozialen Kämpfe. Dann wäre das ein Beispiel für den fehlenden Einfluss von Regelmechaniken auf das Spielverhalten.

Offline Teylen

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #63 am: 23.11.2011 | 15:52 »
Vielleicht sind die Regelaspekte die den physischen Kampf betonen auch zu praesent?
Wenn man nach 5-20 Runden in dem phsysische auf physische Attacke folgte da steht, ist der Wechsel nicht unbedingt evident.
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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #64 am: 23.11.2011 | 16:15 »
Evtl. will man aber eben auch keine sozialen Kämpfe. Dann wäre das ein Beispiel für den fehlenden Einfluss von Regelmechaniken auf das Spielverhalten.

Ein bisschen was hat das auch mit Gewöhnung und Abstraktion zu tun, glaube ich. Ich tat/tue mir auch schwer in DF einen (physischen) Kampf mit einem Dämon (oder sonstwem, selbst bei Menschen) durch einen erfolgreichen sozialen Angriff els entschieden anzusehen. Soziale Aktionen als Manöver, die Boni auf physische Angriffe geben, sind kein Problem, aber soziale Aktionen, die einen Gewalttäter in einem physischen Konflikt ausschalten? Ohne fiktiv angenommene "Magie" (also z.B. Angstzauber)?

Das fällt selbst mir schwer, wenn ich da nicht sofort eine "glaubwürdige" erzählerische Begründung bekomme, und die eigene Suche nach einer solchen wird vielleicht durch die Gewohnheiten erschwert. Leichter ist für mich dagegen, eine Steigerungsmechanik wie bei DitV zu akzeptieren: man fängt mit sozialen Konflikten an, die zu physischen Konflikten werden können.
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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #65 am: 24.11.2011 | 15:58 »
Ein bisschen was hat das auch mit Gewöhnung und Abstraktion zu tun, glaube ich. Ich tat/tue mir auch schwer in DF einen (physischen) Kampf mit einem Dämon (oder sonstwem, selbst bei Menschen) durch einen erfolgreichen sozialen Angriff els entschieden anzusehen. Soziale Aktionen als Manöver, die Boni auf physische Angriffe geben, sind kein Problem, aber soziale Aktionen, die einen Gewalttäter in einem physischen Konflikt ausschalten? Ohne fiktiv angenommene "Magie" (also z.B. Angstzauber)?

Das fällt selbst mir schwer, wenn ich da nicht sofort eine "glaubwürdige" erzählerische Begründung bekomme, und die eigene Suche nach einer solchen wird vielleicht durch die Gewohnheiten erschwert. Leichter ist für mich dagegen, eine Steigerungsmechanik wie bei DitV zu akzeptieren: man fängt mit sozialen Konflikten an, die zu physischen Konflikten werden können.

Auch das wäre ein spannender Beleg dafür, das Regelmechaniken darin versagen, dein Spielverhalten zu ändern, oder?

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #66 am: 24.11.2011 | 16:20 »
Auch das wäre ein spannender Beleg dafür, das Regelmechaniken darin versagen, dein Spielverhalten zu ändern, oder?
Es wäre ein Beleg dafür, dass Regelmechaniken auch versagen können, wenn sie nicht durchdacht sind oder in einem falschen Kontext eingesetzt werden oder anderen Regeln oder dem Setting widersprechen.
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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #67 am: 24.11.2011 | 18:08 »
Ich selbst sehe das als eine Grenze der Umgewöhnung an. Natürlich beeinflusst ein Regelmechanismus das Verhalten, aber erstens dauert es eine Zeit, bis sich das durchgesetzt hat, zweitens besteht unter Rollenspielern - seien wir doch mal ehrlich  ;) - immer die Möglichkeit, auf den ersten Blick unliebige Regeln zu ignorieren oder zu hausregeln (weswegen die SW Community ja auch dauernd predigt, das System erstmal RAW zu spielen, bevor man dran 'rumfuhrwerkelt) und drittens gibt es immer zusätzlich in jedem Regelsystem Mechanismen, die den eigenen Spielsvorlieben entgegenkommen und deshalb erstmal dominant auftreten und so die kleineren, ungewohnten und vielleicht erstmal unerwünschten Regeln überlagern. Ich nenne das mal die drei Merkmale der Spielerpersistenz*.

Selbst bei so spezifisch zugeschnittenen Systemen wie FATE (DF) kann es deswegen passieren, dass Spielabende nicht in eine offene Erzählung münden, sondern das übliche Spielverhalten (einer Gruppe oder einzelner SLs/Spieler) sich (erstmal?) gegen die Regelmechanik durchsetzt. Ich entwerfe für DF immer noch Stories, wie sie eigentlich für sowas wie GUMSHOE (bloß mit bisschen mehr action!) gedacht wären. Wenn die Persistenz hoch ist, wird dann eher das System umdefiniert, mit Hausregeln zugebaut oder gänzlich ignoriert, bis man bei dem üblichen "Spielen wie immer" ankommt.

Dazu kommt die Frage, ob Veränderungen am Regelmechanismus liegen, oder durch eventuelle Begleitumstände hervorgerufen werden. Ein Beispiel mit D&D (egal welche Edition): Wenn ich D&D leiten will, bereite ich (auch) Dungeons vor. Die müssen nicht unbedingt strikten GAM-Kriterien entsprechen und stellen sicherlich nicht jeden DM zufrieden, aber es sind... Dungeons. Wenn ich Abenteuer für andere Systeme vorbereite, auch Fantasy, drängt sich mir nicht notwendigerweise ein Dungeon auf. Wenn ich Abenteuer für irgendein non-Fantasy-d20 System vorbereiten wollte, gäbe es zwar gewiss Kämpfe, aber nicht unbedingt Dungeons.
Damit meine ich: es liegt nicht unbedingt an der Regelmechanik, sondern gewissermaßen am Mythos des Systems, zu welchem Spielverhalten es verleitet.

Natürlich kann sich auch dies an der Spielerpersistenz brechen. Krass gesagt: ich glaube, das Leute, die komplett DSA-sozialisiert sind, ihre ersten D&D-Abenteuer auch erstmal im DSA-Modus entwerfen und leiten/spielen würden - selbst wenn sie nicht in Aventurien spielen. Da wären natürlich mal ein paar Feldbeobachtungen bei den konvertierten DSAlern hilfreich, um die Behauptung zu testen.

*Gibt vielleicht bestimmt noch mehr
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Offline Turning Wheel

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #68 am: 24.11.2011 | 20:46 »
Regelmechaniken versagen vor allem dann, wenn sie etwas völlig Unerwünschtes produzieren.
Ein "echter Fighter" wird in einer rhetorischen Lösung wohl nicht den vollständigen Sieg
sehen, genauso wie den Hack&Slayer im Rollenspiel das nicht befriedigen wird.

Offline Blechpirat

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #69 am: 25.11.2011 | 09:43 »
Es wäre ein Beleg dafür, dass Regelmechaniken auch versagen können, wenn sie nicht durchdacht sind oder in einem falschen Kontext eingesetzt werden oder anderen Regeln oder dem Setting widersprechen.
Ich dachte jetzt gerade, ich hätte verstanden, was du mit diesem Thema hier erreichen willst. Aber diese Antwort lässt mich wieder rätseln.

Offline Beral

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #70 am: 25.11.2011 | 09:55 »
Ich dachte jetzt gerade, ich hätte verstanden, was du mit diesem Thema hier erreichen willst. Aber diese Antwort lässt mich wieder rätseln.
Inwiefern?
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

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Offline Blechpirat

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #71 am: 25.11.2011 | 11:01 »
Inwiefern?
Weil du das Thema auf die Qualität von Regeln lenkst, und nicht auf ihre Auswirkungen auf die Spieler. Letzteres hab ich für das Thema gehalten.

Achamanian

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #72 am: 25.11.2011 | 11:13 »
Auch das wäre ein spannender Beleg dafür, das Regelmechaniken darin versagen, dein Spielverhalten zu ändern, oder?

Hm, nein, das ist kein Beleg, ebensowenig, wie die Existenz von Erdbeerjoghurt ein Beleg dafür ist, dass Joghurt nach Erdbeeren schmeckt. Es ist bestenfalls ein Indiz.

Offline Blechpirat

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #73 am: 25.11.2011 | 12:54 »
Hm, nein, das ist kein Beleg, ebensowenig, wie die Existenz von Erdbeerjoghurt ein Beleg dafür ist, dass Joghurt nach Erdbeeren schmeckt. Es ist bestenfalls ein Indiz.
Formal hast du natürlich recht. Es ist lediglich ein Beleg dafür, das Spielregeln das Spielverhalten nicht zu 100% determinieren. Interessanter ist aber die Betrachtung als Indiz, weil sich daraus die Frage ergibt, welche Grenzen diese Form der Steuerung hat.

Offline Oberkampf

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Re: Einfluss von Regelmechaniken auf Spielverhalten
« Antwort #74 am: 25.11.2011 | 14:49 »
Also mal zur Unterscheidung (geht mir schon seit Ewigkeiten im Kopf herum, wenn ich mich mit dieser "System matters" Frage beschäftige):

Annahme: System matters. Regelmechanismen wirken sich auf Spielverhalten der Gruppe aus.

Behauptungen:

Auf Spieler und Spielleiter wirken sich unterschiedliche Regelmechanismen eines Systems aus.

Spielleiter:
Regelmechanismen wirken sich stark auf die Vorbereitung der Abenteuer aus.
Dabei kommt es darauf an, was für Szenen mit den Regelmechanismen bespielt werden können.

(Bsp.: Ein Spiel mit interessantem Kampfsystem ermuntert den SL, mehr Kämpfe ins Abenteuer einzubauen. Ein Spiel mit interessanten Regeln für Fahrzeugkampf und Wettrennen ermuntert den SL dazu, Vefolgungsjagden in Fahrzeugen in die Abenteuer einzubauen. Ein Spiel mit einer Systematik für soziale Konflikte ermuntert den SL, sowas auch mal am Tisch auszuspielen, anstatt sich mit einer Schauspielleistung und einer dahingewürfelten Charismaprobe zufrieden zu geben.)

Spieler:
Die Spieler werden stärker durch die Mechanismen der Charaktererschaffung und -entwicklung beeinflusst.

Charaktererschaffung
Was ein Charakter nach der Erschaffung eine Fähigkeit hat, wird versucht, diese ins Spiel einzubringen.


(Beispiel: ein Charakter, der Schleichen kann, wird im Spiel versuchen, eine Situation durch Heimlichkeit/Schleichen zu "lösen")

Das trifft nicht zu, wenn spielerische Gewohnheiten entsprechende Fähigkeiten marginalisiert haben.

(Bsp.: Wenn ein Charakter eine Fertigkeit "Töpfern" hat noch nie erlebt, dass so eine Fertigkeit im Spiel nützlich war und verwendet sie auch nicht. Wahrscheinlich entwickelt er sie nur weiter, wenn er sehr starke SIM-Tendenzen hat. Gleiches kann auch bei der Fertigkeit "Schleichen" passieren, wenn der Spieler bislang die Erfahrung gemacht hat, dass seine SLs - oder Mitspieler - Heimlichkeitsaktionen immer unterbunden haben.)

Das System der EP-Vergabe kann eine wichtige Rolle spielen.
Handlungen, die durch das EP-System belohnt werden, werden häufiger unternommen oder versucht.

(Beispiel: Jeder erfolgreiche Fertigkeitswurf bringt EP -> die Spieler versuchen, Situationen über Fertigkeiten zu "lösen". Gold bringt EP -> die Spieler versuchen, Schätze zu finden und reiche Belohnungen von Auftraggebern zu erzielen. Charaktertypisches Verhalten (individuelle personality traits, merits & flaws) bringt Punkte -> die Spieler legen wert auf ihre Charakterrolle. Rollentypisches Verhalten (typisch für Klasse, Volk, Gesinnung usw.) bringt Punkte -> die Spieler spielen betont ihre Rolle als Krieger, Zwerg, Söldner, Außerirdischer usw. aus.)

Anstelle des XP-Systemes können auch andere Belohnungsmechanismen wie z.B. Fanmail, Bennies o.ä. wirken.


Persistenz:
In einem Regelwerk, in dem Spielsituationen und Charaktererschaffungs- bzw. EP-System nicht aufeinander abgestimmt sind, wird Spielverhalten nicht dauerhaft und wahrscheinlich garnicht verändert.

(Bsp.: Ein Regelwerk liefert ein ansprechendes Kampfsystem ab, für Kämpfe/Monstertode gibt es aber keine XP -> die vom SL vorbereiteten Kämpfe werden von den Spielern vermieden.)

Das Gleiche gilt bei einem System, dessen Belohnungsmechanismen und Spielsituationen aufeinander abgestimmt sind, wenn der SL (bzw. die Gruppe) sich nicht mit den Belohnungsmechanismen der Spieler beschäftigt bzw. nicht an diese hält.

(Bsp.: Der SL/die Gruppe legt per Hausregel fest, dass Kämpfe keine XP bringen.)

Problem: Der gesamte Ansatz basiert gewissermaßen auf einem "gamistischen" Bild von Rollenspielern: das, was etwas "bringt", wird verstärkt gespielt. Der Ansatz berücksichtigt nicht den Fakt, dass wahrscheinlich jeder schonmal erlebt hat, dass Spieler ihre Charaktere in vollem Bewusstsein "verbauen" und (aus welchen Gründen auch immer) der Gruppe, vor allem aber auch in Richtung ihrer Spielvorlieben verschieben. (Dabei spielt ihr persönlicher Einfluss, ihre persönliche Macht in der Gruppe eine bedeutende Rolle.)

Darum These: Spielerpersistenz kann auch ein System komplett verändern.
Dans un quartier qui est triste à tuer
Prends des bombes de peinture et bombe tout
Ecris se que tu penses sur les murs!
Couleurs sur Paris...nanana...
Il est temps de changer... na nana na