(habe nur den Eingangspost gelesen, will aber trotzdem meinen Senf abgeben, weil ich Erfahrung dazu gemacht habe)
Rollenspiele brauchen Regeln, um eine gemeinsame Grundlage für die Vorstellung und damit für Handlungen zu haben.
Ich habe vor einiger Zeit mit einer Bekannten, ihrem Sohn und meiner Frau gemeinsam eine Geschichte gesponnen. Das lief lange Zeit sehr gut: Wir haben einen Plot gewoben und einer nach dem Anderen erzählt. Aber irgendwann kam ein Punkt, an dem der Sohn meiner Bekannten angefangen hat, immer neue Fakten einzubringen und die Geschichte immer weiter zu drehen, so dass die Plotfäden, die wir anderen eingebracht hatten, verdrängt oder trivial gelöst wurden.
An diesem Punkt hätten wir aus dem freien Fluss der Kreativität herausgehen, Charaktere erstellen und ein Regelwerk verwenden sollen. Damit wäre klar gewesen, wer was erzählen kann, und wir hätten die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass wir uns gegenseitig ungewollt die Ideen zerstören.
Die Erzählung hätte Struktur bekommen - und wäre ein Rollenspiel geworden.
Klar gibt es Leute, die das ohne explizite Regeln können. Die befolgen dann allerdings intuitiv implizite Regeln und haben ein gemeinsames Verständnis der Welt.
Beispiel: In einem klassischen Krimi wirft der Hauptdarsteller nicht plötzlich mit Blitzen um sich, und in klassischer Fantasy rennt niemand mit einem Sturmgewehr rum.
Allgemeiner gefasst: Regeln sind festgeschriebene Konventionen. Wenn gemeinsam Regeln gewählt werden, heißt das, dass alle Beteiligten die Konventionen der Regeln akzeptieren - und auf sie vertrauen können.