Autor Thema: Problem bei der Unterscheidung von SIM und NAR  (Gelesen 4275 mal)

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Offline Necoras

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Re: Problem bei der Unterscheidung von SIM und NAR
« Antwort #25 am: 7.03.2012 | 15:43 »
Ok. Ich sehe es schon. Ich bin hier noch nicht lang und oft genug gewesen. Sonst hätte ich vermutlich von vornherein GNS nicht als eine Rollenspieltheorie angesehen, die state of the art ist.

Wenn es als Gemeinsplatz gilt, dass man die CAs nicht wirklich unterscheiden kann (und es bspw. auch nicht geklärt zu sein scheint, ob man das nun nur an einzelnen Beispielen nicht kann oder ob man das sogar nur an konkreten Beispielen tun kann), dann können wir uns die Disko hier auch sparen...

Vielen Dank für die hilfreichen Erklärungen und den freundlichen Umgangston mit einem Neuling. Ich habe hier einiges gelernt.

Offline Lord Verminaard

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Re: Problem bei der Unterscheidung von SIM und NAR
« Antwort #26 am: 7.03.2012 | 16:32 »
Sorry, jetzt muss ich das doch noch mal klarstellen, das mit den Beispielen ging da etwas durcheinander. Fredi und ich widersprechen uns hier nicht, sondern meinen zweierlei.

Was ich meinte: Man kann die Frage „was ist NAR“ nicht mit einem Beispiel oder einer einfachen Typologie beantworten.

Was Fredi meinte: Man kann, wenn man ein konkretes Beispiel eine realen Spielrunde präsentiert bekommt, nach langer und umfassender Betrachtung sagen „das ist NAR, weil“ bzw. „das ist SIM, weil“ bzw. „das ist inkohärent, weil“. Auf die Gegenfrage: „Und was folgt jetzt daraus?“ kann man dann allerdings nur noch antworten: „Eigentlich nichts.“ (Edit: Jedenfalls in diesen Grenzfällen, wo die Abgrenzung total schwierig ist. Fairerweise sollte man dazu sagen, dass es dem Modell um diese Grenzfälle ursprünglich nicht ging.)
« Letzte Änderung: 7.03.2012 | 16:35 von Lord Verminaard »
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Offline Oberkampf

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Re: Problem bei der Unterscheidung von SIM und NAR
« Antwort #27 am: 7.03.2012 | 17:00 »


Meines Erachtens hat nun "SIM.a) Hineinfühlen/Erleben des Charakters bzw. der Spielsituation" sehr viel mit dem Erzählen von Geschichten, also NAR, zu tun.


Da muss ich mal kurz einhaken: soweit ich es sehe ist NAR nicht gleichzusetzen mit "Erzählen von Geschichten". Geschichten werden auch in DSA-Abenteuern erzählt.

"Erzählen von Geschichten" sagt so gut wie nichts aus. Ein SIM, welches die Spielwelt in den Mittelpunkt stellt (z.B. im Thread Pyromancers organisch entwickelte Spielwelt) "erzählt" aus rückblickender Perspektive die Geschichte der Spielwelt und der SCs in ihrer Aktion mit ihr - und ist doch etwas völlig anderes als z.B. ein plotorientiertes Abenteuer (was SIM mit dem Schwerpunkt "Story" sein könnte).

Auch bei NAR kommen Geschichten heraus - aber die sind grundsätzlich sehr auf die Charaktere und die Entscheidungen der Spieler/Charaktere zugeschnitten.

Selbst bei einem GAM-Schwerpunkt kommen Geschichten heraus, sie enthalten bloß sehr wahrscheinlich mehr Action oder mehr "Denksport" (challenge the players) als eine Zuckerbäcker-Geschichte.

« Letzte Änderung: 7.03.2012 | 17:04 von root hog or die »
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Offline Necoras

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Re: Problem bei der Unterscheidung von SIM und NAR
« Antwort #28 am: 8.03.2012 | 09:44 »
@root hog or die: Du hast recht. "Erzählen von Geschichten" ist nicht mit NAR gleichzusetzen und kommt u. a. natürlich auch bei anderen Spielmodi/CAs vor, u. a. deshalb, weil es ja um Rollenspiel und damit (auch) um das Erleben von spannenden Geschichten geht. Warum diese Geschichten spannend sind und Spaß machen, ist eben Gegenstand der CA.
Ich meinte aber "Erzählen von Geschichten" im engeren Sinne. Ersetze also einfach "Erzählen von Geschichten" mit "Ausspielen moralischer Dilemmata gemäß narrativer Normen". Zu letzteren gehört zum Beispiel neben anderen: Plausibilität.

@Lord Verminaard: Wenn das Interesse und das Ziel der GNS-Theorie war, idealtypisch gewisse Spielstile/-modi etc. zu beschreiben, um Rollenspieltheoretikern Werkzeug an die Hand zu geben, dann muss sie auch nicht die Grenzfälle, die ja meistens in Mischungen von idealtypischen Komponenten bestehen, eindeutig einordnen können. Dann soll sie ja lediglich die verschiedenen Komponenten identifizieren und Diskussionen analytisch unterstützen helfen.
Mein Problem ist aber, dass der idealtypische Anspruch nicht eingelöst wird, da die CAs auf theoretischer Ebene nicht widerspruchsfrei konstruiert werden können.

Offline Lord Verminaard

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Re: Problem bei der Unterscheidung von SIM und NAR
« Antwort #29 am: 8.03.2012 | 09:51 »
Nee, ganz so platt ist's dann doch nicht. GNS anerkennt, dass viele (die meisten?) Aspekte einer gelungenen Spielrunde nicht CA-ausschließlich sind. CA dominiert also nicht jede einzelne Handlung am Spieltisch, jede einzelne Spielregel, jeden einzelnen Inhalt der Fiktion. Sondern CA ist so eine Art roter Faden oder Priorität, die immer mal wieder durchschimmert, als Zeichen dafür, dass die Leute am Tisch "dasselbe Spiel spielen". Das ist die Lehre vom "Instance of Play". Soweit sich dann am Spieltisch im Einzelnen Dinge beobachten lassen, die nicht direkt CA-relevant sind oder aber, bei vordergründiger Betrachtung, vielleicht sogar als Anzeichen eines anderen Großbuchstaben gedeutet werden könnten, unterstützen diese Elemente dann nach offizieller Lesart die vorhandene CA.

Mit anderen Worten, auch in einer NAR-Runde kann es mal einen brutal taktischen Kampf geben, wenn das nicht mit der übergeordneten CA kollidiert, und es bleibt trotzdem reinrassiges NAR.

Klingt komisch, is aber so.

(Edit: Zur Vertiefung siehe hier.)
« Letzte Änderung: 8.03.2012 | 09:54 von Lord Verminaard »
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