Autor Thema: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?  (Gelesen 5173 mal)

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LöwenHerz

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #25 am: 8.03.2012 | 19:47 »
@ Luxferre
OK, "keine Beherrschungsmagie zwischen SCs" scheint ein expliziter Teil des Gruppenvertrages zu sein.

Aber wie sieht es bzgl. der moralischen Grenzen aus? Angenommen, eure Gruppe nimmt ein neues Mitglied auf: Sagt ihr ihm dann explizit, dass Gewaltexzesse, Vergewaltigungen und dergleichen nicht im Spiel vorkommen?
Oder verratet ihr es dem Neuling erst, nachdem das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist? Sprich, nachdem der Neuling einen Gewaltexzess, Vergewaltigung oder etwas dergleichen ausspielen wollte?

Wie gesagt, dass sind stillschweigende Vereinbarungen. Aber wir fahren halt den gleichen Spielstil, vielleicht bin ch da auch einfach verwöhnt ;)

Was dann passiert, kann ich Dir nicht sagen. Wahrscheinlich würde man das aber an unserem Stil merken und der SL würde solche Situationen vielleicht gar nicht erst aufkommen lassen, oder gleich unterbinden. Vielleicht würden wir das zügig und kurz klären... wer weiß.
Bisher war das jedoch nicht nötig.

Offline Gaming Cat

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #26 am: 8.03.2012 | 20:20 »
Bin da bei Aristoteles Onassis:
"Mit einem Mann einen Vertrag zu machen, dem man vertrauen kann ist überflüssig. Mit einem Mann einen
Vertrag zu machen, dem man nicht vertrauen kann ist ebenso überflüssig..."

Ansonsten: was Boba schreibt!
Denn Gleichheit setzt Erwachsenheit voraus: die Fähigkeit vom Privaten und Persönlichen abzusehen und nur das öffentlich Relevante zu behandeln.
  - Robert Pfaller

Massenhafte Übereinstimmung ist nicht das Ergebnis einer Übereinkunft, sondern ein Ausdruck von Fanatismus und Hysterie.
- Hannah Arendt

Offline D. Athair

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #27 am: 8.03.2012 | 23:40 »
Viele Köche verderben den Brei!
Basisdemokratisch kommt man vieles aber nicht zu einem vernünftigen Fazit.
Der breite Konsens ist meistens eines der schlechtesten Ergebnisse.
Ja, ich bin da kein Demokrat. Sieht man doch am Organisationsstil in diesem Forum.
Interessant.
Ich löse das in der Regel ganz despotisch: Basisdemokratische Entscheidung oder it won't happen!
Das heißt: Eine mehr schlechte als rechte Kompromisslösung akzeptiere ich - als SL - nicht.
Wenn die Gruppe, also wir, keinen tragenden Konsens hinkriegt, leite ich nicht (mehr).
Ich erwarte einfach von den Spielern, dass sie sich auf ihre Mitspieler einlassen und auch im Spiel eigeninitiativ handeln. Das ist ohne gemeinsame Basis nicht zu machen.


Zum Gruppenvertrag, bzw. dessen Etablierung:
Eine neue Gruppe kommt (mit mir als SL) meist zustande, indem ich gefragt werde, ob ich leite. Machmal frag ich auch die Spieler, ob sie nicht mal Lust auf XY haben. Jedenfalls: Im Vorfeld versuche ich die groben Wünsche nach Setting und Spielweise der Interessenten in Erfahrung zu bringen. Sobald sich in meinem Kopf ein Bild zusammenfügt und ich mir vorstellen kann mit den Leuten zu spielen, wird ein erster Termin vereinbart für ein erstes "Test-Abenteuer"*. Charaktere habe ich mit den Spielern einzeln oder in Gruppen vorher gebastelt. Im ersten Abenteuer und schon davor wird gemeinsam weniger an einem Vertrag, als vielmehr an einem Ethos/einer Haltung zum gemeinsamen Spiel gebastelt.




* "Test-Abenteuer" = kurzes Abenteuer (1-2 Spielabende zu je ca. 3 Stunden), das in sich abgeschlossen ist und trotzdem Auftakt zu was Größerem werden kann.
« Letzte Änderung: 8.03.2012 | 23:53 von Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Gorbag

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #28 am: 9.03.2012 | 00:52 »
Ich mag das Wort Gruppenvertrag nicht. Das was hier als Gruppenvertrag beschrieben wird ist für mich im täglichen erleben von Rollenspiel eher der Gruppenkonsens.

Am Anfang gibt der Spielleiter vielleicht 2-3 Punkte vor, wie er die Runde gestallten will und jeder der Teilnimmt an der Runde akzeptiert diese 2-3 Punkte dann schon mal als Basiskonsens. Danach entwickelt sich über die Spielabende der Gruppenkonsens weiter, in dem einfach Dinge hingenommen werden. So erweitert sich der Gruppenkonsens immer weiter und verfestigt sich immer weiter. Der Konsens baut sich stillschweigend und als Gemeinschaftswerk auf, in dem sich jeder einbringt durch sein Spiel.
Erst wenn aktiv Widerspruch gegen eine Sache geäußert wird ("Max Mustermann ruiniert mit seinem Powergaming das Spiel") muss darüber geredet werden. In der Regel wird dann besprochen was das Problem ist und ob man und was man ändert. Hierbei gibts dann die klassischen Optionen:
1) Der Gruppenkonsens wird aktiv modifiziert (Hier bekommt es eventuell Vertragscharakter:"Max Mustermann, du streichst dir Fähigkeit X")
2) Der Betroffene passt sich an (Max Mustermann hört auf mit dem Powergaming)
3) Teile der Spieler verlassen gewollt oder ungewollt die Gruppe

Neue Spieler in der Gruppe bekommen die wichtigsten Punkte des Gruppenkonsens erklärt (die die nicht intuitiv sind), der Rest ergibt sich dann im Spiel.

LöwenHerz

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #29 am: 9.03.2012 | 07:42 »
Ich mag das Wort Gruppenvertrag nicht. Das was hier als Gruppenvertrag beschrieben wird ist für mich im täglichen erleben von Rollenspiel eher der Gruppenkonsens.

Danke, +1  :)

Offline Lord Verminaard

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #30 am: 9.03.2012 | 09:24 »
Naja dass eine Gruppe, die seit 20 Jahren erfolgreich zusammen spielt, sich nicht zu Beginn jeder Spielsitzung hinsetzt, um erstmal ihren Gruppenvertrag zu klären... d'uh. Die Frage war wohl eher auf eine Gruppe bezogen, die sich neu formt. Und gerade so Spieler, die 20 Jahre mit dem Gruppenvertrag ihrer "guten alten Runde (tm)" gelebt haben, ohne diesesn je zu besprechen oder in Frage zu stellen, können da böse auf die Schnauze fallen, wenn sie sich einfach an den Tisch setzen und ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass hier derselbe Gruppenvertrag gilt.

(Nein, ich finde das Wort auch nicht super glücklich, aber es hat sich nun mal so eingebürgert, was soll's.)
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LöwenHerz

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #31 am: 9.03.2012 | 11:18 »
Naja dass eine Gruppe, die seit 20 Jahren erfolgreich zusammen spielt, sich nicht zu Beginn jeder Spielsitzung hinsetzt, um erstmal ihren Gruppenvertrag zu klären... d'uh. Die Frage war wohl eher auf eine Gruppe bezogen, die sich neu formt. Und gerade so Spieler, die 20 Jahre mit dem Gruppenvertrag ihrer "guten alten Runde (tm)" gelebt haben, ohne diesesn je zu besprechen oder in Frage zu stellen, können da böse auf die Schnauze fallen, wenn sie sich einfach an den Tisch setzen und ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass hier derselbe Gruppenvertrag gilt.

(Nein, ich finde das Wort auch nicht super glücklich, aber es hat sich nun mal so eingebürgert, was soll's.)

Aber wovon soll ich berichten, außer meiner Erfahrung?  8]

;)

Humpty Dumpty

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #32 am: 9.03.2012 | 11:20 »
(Nein, ich finde das Wort auch nicht super glücklich, aber es hat sich nun mal so eingebürgert, was soll's.)

Magst Du erläutern, weshalb Du das so siehst? Mir ist das schleierhaft. Da kann man sich in der Rollenspieltheorie ausnahmsweise mal auf ein solides Fundament berufen und dann mögen die Damen und Herren Rollenspieltheoretiker die zugehörigen Begrifflichkeiten nicht nutzen. Argh. Gerne auch in einem anderen Thread.

Offline 1of3

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #33 am: 9.03.2012 | 11:28 »
Nicht ganz.
Wenn mir anhand des Cheeto-dings klar ist, dass einer Powergamer ist, und der andere gerne Theater spielt, dann kann ich das doch durchaus akzeptieren, auch wenn schon alle da sitzen und die Bleistifte spitzen.

Blöd wärs, wenn alle Theater spielen wollen oder alle powergamen, und das anderen Dingsbums gar nicht geht für den Rest der Spieler. Dann müsste man das vorher abgeklärt haben.

Ich glaube, es kommt ein bisschen drauf an, was man als Gruppenvertrag betrachtet. Rumspielstilziel hat das in der ersten Antwort schon einmal formuliert: Jede Gruppe hat de facto einen Gruppenvertrag. Sie spielt ja offenbar zusammen.

Jener Cheetoism-Frageboten beschäftigt sich mit der Frage: Wie klären wir unsere Präferenzen, um gut zusammenzuspielen. Hier ist also eine andere Art von Gruppenvertrag gemeint, eine Art bewusster Akt. Man könnte das so ähnlich sehen, wie den Unterschied zwischen deskriptiv und präskriptiv.

Ich war jetzt eher von der deskriptiven Seite ausgegangen. Also wenn man diese Stille Übereinkunft verbalisieren will, die zur Schaffung einer Rollenspielgruppe nötig ist, was müsste man dann sagen? - Antwort: Wir sind hier zusammengekommen, um Rollenspiel zu treiben.

Offline Grimnir

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #34 am: 9.03.2012 | 11:30 »
Magst Du erläutern, weshalb Du das so siehst? Mir ist das schleierhaft. Da kann man sich in der Rollenspieltheorie ausnahmsweise mal auf ein solides Fundament berufen und dann mögen die Damen und Herren Rollenspieltheoretiker die zugehörigen Begrifflichkeiten nicht nutzen. Argh. Gerne auch in einem anderen Thread.

Ich vermute, weil das für Leute ohne sozialwissenschaftlichen Hintergrund unglaublich bürokratisch, technisch und spaßbremsend rüberkommt. Begriffe wie "Impossible Thing before breakfast" besitzen dagegen immer noch einen Touch Petzauge, sind spielerischer.

Oder anders gesagt: Gerade weil es ein wissenschaftlich etablierter Begriff ist, ruft er bei denen, die mit Rollenspieltheorie höchstens am Rande etwas zu tun haben wollen ("Das ist ein SPIEL, Herrgott! Spielt mehr, und denkt nicht darüber nach!!!111eineinself"), Abwehrreflexe hervor.

« Letzte Änderung: 9.03.2012 | 11:31 von Grimnir »
Selber Regelwerke schreiben zeugt IMHO von einer reaktionär-defaitistischen Haltung [...]

Vergibt Mitleidspunkte...
... und hetzt seine Mutter auf unschuldige Tanelornis (hier der Beweis)

Offline Lord Verminaard

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #35 am: 9.03.2012 | 11:35 »
Da kann man sich in der Rollenspieltheorie ausnahmsweise mal auf ein solides Fundament berufen und dann mögen die Damen und Herren Rollenspieltheoretiker die zugehörigen Begrifflichkeiten nicht nutzen.

Doch doch, genutzt wird der Begriff ja. Als Theorie-Begriff ist der in Ordnung, wenn man ihn allerdings in den allgemeinen (Hobby-)Sprachgebrauch übernimmt, bringt er das Problem mit sich, dass viele unter "Vertrag" etwas ausdrückliches, ggf. sogar schriftlich fixiertes verstehen. Der Jurist weiß, dass Verträge auch stillschweigend geschlossen werden können - er weiß aber auch, dass er das dem Laien regelmäßig erstmal erklären muss, weil der es so nicht kennt. ;)
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Humpty Dumpty

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #36 am: 9.03.2012 | 12:15 »
Ah, okay, verstehe. Klingt beides sinnvoll. Nicht zuletzt deshalb existiert ja auch dieser Thread überhaupt  :D

Offline Arkam

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Re: Wie etabliert man einen "Gruppenvertrag"?
« Antwort #37 am: 11.03.2012 | 01:20 »
Hallo zusammen,

ich als Spieler fordere inzwischen einfach Antworten auf ein paar Dinge ein da ich mit Schicht- und Wochenendarbeit schon Mal Probleme bekomme.
Dazu gehören vor allen die folgenden Punkte.

Ist ein fester Termin vorhanden so das ich ihn bei meiner Planung einbeziehen kann?
Spielen wir in der Nähe so das sich bei Spätdienst oder vor einem Arbeitswochenende noch ein Mitspielen lohnt?
Bekomme ich Erfahrungspunkte wenn ich meinen Charakter dem Spielleiter oder einem Mitspieler zum spielen mit gebe oder werde ich wahrscheinlich mit meinem Charakter hinterher hinken?

Unsere Spielleiter sagen inzwischen einige Sachen vor einer neuen Runde an.
Welches System, mit welchen Hausregeln und mit welchen anderen Einschränkungen wird gespielt. Heute haben wir etwa das Kennenlernen in der neuen Pathfinder Runde mit zwei Hausregeln und der Spielleiter behält sich vor zu alberne Builds zu kippen ausgespielt.
Wann und bei wem soll hauptsächlich gespielt werden.
Jeder Spieler ist selbst dafür zuständig das sein Charakter einen Grund hat im Abenteuer aktiv zu werden.
Die Charaktere dürfen gerne Reibungspunkte haben müssen aber auch zusammen arbeiten. Dafür ist sowohl der einzelne Spieler als auch alle Spieler, ausdrücklich nicht der Spielleiter, zuständig.

Essen und Trinken ist bei uns inzwischen eigentlich je nach Gastgeber geregelt.

Gruß Jochen
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