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Der Reiz an Cthulhu

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Scimi:

--- Zitat von: Thandbar am  6.06.2013 | 18:12 ---Ich habe mal gelesen, dass die Entwicklung Lovecrafts in etwa so ging, dass die Monster immer "metaphysischer", mithin abstrakter wurden, je weiter er sich als Autor entwickelte.

--- Ende Zitat ---

Ich bin kein Literaturwissenschaftler, aber beim kurzen Überfliegen der Chronologie sehe ich später bei Lovecraft Geschichten wie "At the Mountains of Madness", "The Haunter of the Dark", "The Thing on the Doorstep", "The Shadow Over Innsmouth" etc., die ich alle eigentlich ziemlich "hands on" finde.
Viel früher hat er Dinge wie "The Temple", "Polaris" oder "Beyond the Walls of Sleep", die meines Erachtens sehr viel allegorischer und versponnener sind.
Die einzige Tendenz ist, dass Lovecraft Ideen und Themen weiterentwickelt und Dinge, die er schon einmal ähnlich verwendet hat, in späteren Werken ausgefeilter und subtiler wieder auftauchen.


--- Zitat von: Thandbar am  6.06.2013 | 18:12 ---Lovecrafts Vater litt ja an Schizophrenie, und in einer Biographie habe ich gelesen, dass die wahnhaften Schübe des Vaters ein Kernbestandteil von Lovecrafts Schaffen geworden sind.

--- Ende Zitat ---

Sehr wahrscheinlich waren es Nervenschäden infolge einer fortgeschrittenen Syphilis und nicht das einzige Trauma in Lovecraft's Leben. Das mag bestimmte Themen und Neigungen Lovecrafts beeinflusst haben, aber ich bin immer etwas  vorsichtig mit so küchenpsychologischen Erklärungne.
Ich denke, der größte Einfluss dürften die Horrorliteratur, die Wissenschaftsmagazine und all die anderen Bücher gewesen sein, die der Mann sich zentnerweise reingezogen hat. Lovecraft war ein ganz schrecklicher Nerd und auch ohne Internet kann die schiere Masse von Briefen, die er mit Gleichgesinnten ausgetauscht hat, den Posting-Count von so manchem Forennutzer hier in den Schatten stellen.


--- Zitat von: tartex am  6.06.2013 | 18:23 ---Zu Lovecraft: ist ja allgemein bekannt, dass er z.B. die ihm fremden Immigranten in New York mit ziemlich der selben Wortwohl beschrieb, wie seine fiktiven Monster.

--- Ende Zitat ---
Lovecraft war generell ein Fan von gestelzter, antiquierter Sprache, weswegen seine Werke schon damals nicht für jeden gut lesbar waren. Und er hat mehr seiner Freunde als Opfer, Okkultisten und Monster in den Mythos eingebaut als dass darin Immigranten vorkommen.
Anscheinend hatte Lovecraft eine extreme Meinung zu Leuten, die nicht in sein neuenglisches Gentleman-Weltbild passten, aber ich hatte immer das Gefühl, dass das eher dazu geführt hat, dass stereotype Ausländer in den Geschichten nur Nebenrollen bekommen, wenn sie überhaupt auftauchen.

tartex:

--- Zitat von: Scimi am  6.06.2013 | 22:15 --- Und er hat mehr seiner Freunde als Opfer, Okkultisten und Monster in den Mythos eingebaut als dass darin Immigranten vorkommen.
Anscheinend hatte Lovecraft eine extreme Meinung zu Leuten, die nicht in sein neuenglisches Gentleman-Weltbild passten, aber ich hatte immer das Gefühl, dass das eher dazu geführt hat, dass stereotype Ausländer in den Geschichten nur Nebenrollen bekommen, wenn sie überhaupt auftauchen.

--- Ende Zitat ---

Naja. Lies mal "The Street". Wird oft ausgespart. Aber hier ist der Originaltext. Hier spielen die Ausländer die Hauptrolle.

Und das allerallerschrecklichste Gedicht "On the Creation of Niggers" will ich erst gar nicht reden. Es hat auch nichts mit meiner Argumentation zu tun, muss aber doch erwähnt werden. *kotz*

Ich schätze Lovecrafts Werk (und seine Biographie) trotzdem sehr.

Scimi:
Klar, Lovecraft hatte selbst für seine Zeit extreme Ansichten zu Einwanderern und Unterprivilegierten und keine Scheu, sich dazu auch zu äußern.

Trotzdem finde ich, dass das für seine Geschichten keine große Rolle spielt. Wenn entsprechende Aspekte in einer Erzählung auftauchen, ist Lovecrafts Darstellung extrem rassistisch und verachtend, aber ich hatte nie den Eindruck, dass die Texte zu dem Zweck verfasst wurden, Rassistisches oder sonstwie intolerantes Gedankengut zu verbreiten. Und ich kann mir weder vorstellen, das das Lesen von HPs Horrorgeschichten Intoleranz fördert, noch, dass die typischen Vertreter unmoderner Ansichten besonderes Vergnügen an der Lektüre hätten.

Und insbesondere kann ich mir nicht vorstellen, dass der "Reiz an Cthulhu" für irgendwen darin besteht, dass Lovecraft hin und wieder einmal einen Satz im Text hat, der voll daneben ist.  ;)

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