Autor Thema: [Nebelstreicher] Was heißt hier "oldschool"? - nostalgisch verklärtes RSP  (Gelesen 855 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Nørdmännchen

  • Harmonie-Suchtbolzen
  • Adventurer
  • ****
  • Ist seeehr selten da...
  • Beiträge: 912
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Nordmännchen
    • Tredstone
Moin,

Wenn man sich in der Rollenspielszene herum treibt kommt man nicht umhin, eine gewisse Strömung zu vernehmen, die da schreit: "Ich will wieder so wie damals!", oder auch: "Früher war alles besser!"
Da man einen Trend nur dann glaubhaft abwinken kann, wenn man dabei war, möchte ich mich auch zu Wort melden: "Ich auch, ich auch! Ich hab noch nicht!"
Jetzt mal ernsthaft - ein Teil von mir sehnt sich nach der guten, alten Zeit. Ich würde gerne wieder nach der Schule endlose Sessions zocken. Ich möchte ohne viel Kopfzerbrechen in die Gestalt eines dickköpfigen, rotbärtigen Zwerges schlüpfen. Ich trauere um den ehrlichen, freundschaftlichen und gewalttätigen Spaß!
Ich habe den Herrn der Ringe vom Thron des persönlichen Evangeliums gestoßen. Ich kritzel keine Blut triefenden Äxte mehr in Schulhefte. Ich höre nur noch selten Blind Guardian. Ich spiele kaum mehr Computerspiele (weil Monkey Island das ultimative Erlebnis war).
Doch manchmal...

Mit einem Blick auf die oben erwähnte Szene, muss ich klarstellen: ich suche kein Regelwerk der Old School Renaissance. Mir geht es nicht um den Versuch ein Regelwerk zu schreiben, so wie es anno Präpubertät1 aussah. Nostalgie ist bekanntlich alles, nur nicht die präzise Wiedergabe biografischer Fakten. Ich will nicht das Spielgeschehen, die Regeln oder Regelungen von damals rekreieren. Aber Hormone werde ich mir ebenfalls nicht spritzen (Pickel habe ich auch so) und selbst abends im Park Dosenbier trinken ist keine Option.

Nebelstreicher wäre mein Versuch ein Rollenspiel zu schreiben, das mich (ganz subjektiv, persönlich und egoman) möglichst nah an die Gefühle trägt, die ich empfinde, wenn ich aus meinem schnöden Alltag an meine verklärte Jugend zurück denke. Es wäre weniger den Regelwerken dieser Zeit geschuldet, als meinen Mitspielern und unseren gemeinsamen Runden. Die Grünflächen meiner Heimatstadt, endlose Gespräche auf Dachböden und Schulhof-Fantasien nehmen mich in die Pflicht.
Also braucht es spezifische Elemente, die mich in die Vergangenheit ziehen. Ich hoffe psychologisch wirksame Kniffe zu entdecken, die an die alte Zeit gemahnen. Layout, Design und Begriffe sind mindestens so wichtig, wie die Regeln und die Welt. Idealer Weise erweckt das System dann auch bei möglichst vielen Mitspielern nostalgische Gefühle.

Und hier kommt Ihr ins Spiel: Bitte helft mir beim Brainstormen! Schmeißt Stichworte, Ideen und Erlebnisse in den Raum, die bei Euch nostalgische Gefühle auslösen!

[1] In meinem Fall so etwa 1989/90.


----------------------------------------
POSTSKRIPTUM
Fall es jemanden interessiert - hier ein PDF (7,88 MB) mit einem völlig aussagelosen Deck- und Charakterblatt.
Der Name kommt aus diesem Thread und gefällt mir eigentlich recht gut, aber als Abkürzung müsste dringend NeSt festgelegt werden (danke an PiHalbe für den Vorschlag). - Die andere Alternative ist... bescheiden.
Eine Idee, die ich mit den Attributen gerne umsetzen würde, findet sich in diesem Thread.
« Letzte Änderung: 7.06.2013 | 09:41 von Nørdmännchen »
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

– Keith Johnstone, Theaterspiele

Offline Lord Verminaard

  • Gentleman der alten Schule
  • Titan
  • *********
  • Dreiäugiger Milfstiefel
  • Beiträge: 14.357
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Lord Verminaard
Phantastischer Post. :D :D :D

Muss jetzt einkaufen, später mehr.
We are all just prisoners here, of our own device
Danger Zone Blog - Vermi bloggt über Rollenspiel und Blood Bowl

Offline Dreadnought

  • Bloody Beginner
  • *
  • Beiträge: 27
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Dreadnought
Fuer mich gehoert zur Nostalgie auf jeden Fall Mangel an Information. Heute kann man die Grundzuege von "Fernem Land XY" einfach googeln und bekommt zumindest eine grobe Uebersicht.

Damals war man auf seine Fantasie angewiesen, wenn man nicht das Geld hatte fuer Erweiterungen, und konnte immer hoffen irgendwo Informationsschnipsel zu finden (Bei Freunden im Regal oder in Fanzies).

So gesehen waere fuer mich eine Weltbeschreibung (vielleicht auch Regelbeschreibung) mit vielen Luecken und verweisen auf Publikationen "in Vorbereitung."

Natuerlich irgendwo aergerlich, aber gehoert fuer mich zum Spielgefuehl damals.

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Ich würde dir jetzt echt gern helfen, das klingt großartig!

Jetzt sind meine eigenen Erfahrungen leider eher so ein "Gott, war das früher mies... aber es wird immer besser!".

Aber ich frag trotzdem mal: Möchtest du das unbeschwerte Spielgefühl von damals wieder einfangen? Das könnte schwer werden, weil du dich von deinen Erfahrungen ja nicht frei machen kannst (und vielleicht auch gar nicht wirklich willst).

Andererseits könntest du natürlich total meta drangehen und einen Charakter spielen, der diese Unbeschwertheit hat - also quasi Meta-meta: Du spielst einen Teenie-Rollenspieler, für den das alles noch total neu und bunt ist.
Fredi und ein paar andere Indie-Fans haben so was ähnliches mal mit PtA gemacht - da haben sie eine DSA-Gruppe gespielt und sind fröhlich zwischen DSA-Charakteren und den Spielern (plus SL... pardon, Meister) hin und her gehüpft.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?