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[Fate Core] Regelfragen

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Thaddeus:
Grundsätzlich empfehle ich bei FATE immer, sich vom klassischen Bonus/Malus Denken der traditionellen Rollenspiele zu lösen. FATE hat keinen "simulationistischen" Ansatz (wobei Simulation im Rollenspiel ohnehin Unfug ist, aber davon ab...). Es eignet sich auch nicht dafür, mit einer Battlemap wie beim Tabletop Schlachten auszufechten. Dann nimm lieber D&D oder sonst was.

Um auf Dein Beispiel zurück zu kommen:
Mach Dir immer zuerst bewusst, was für eine Geschichte Du erzählen möchtest, was Du darstellen möchtest. Außerdem ist es hilfreich, wie bei pbta von der Sicht der SC aus zu denken. Ich würde also nicht dem angreifenden NSC eine Modifikation auf den Angriffswurf verpassen, sondern einfach davon ausgehen, dass der wie wild ballert und (automatisch) trifft. Für die Geschichte ist es nicht interessant oder förderlich, wenn der NSC würfelt. Die Szene ist für den Spieler nämlich erst dann interessant, wenn der NSC auch treffen würde. Von der Erzählung her würde ich daher unmittelbar an der Verteidigung des Spielers anknüpfen, die dieser durch das Anspielen des Aspektes "Container wie ein schweizer Käse" unter Ausgabe eines FATE-Punktes beeinflussen kann.

Wenn Du weißt, was Du darstellen möchtest, ergibt sich der Rest in der Regel auch von ganz alleine. In Deinem ersten Beispiel könnte man auch einfach sagen, der Sprung hinter den (vielleicht schon löchrigen) Container gibt dem Charakter überhaupt erst den Anknüpfungspunkt in der Fiktion, sich zu verteidigen. Denn wenn jemand mit der Schusswaffe auf mich zielt und ich im Freien stehe, ist nicht wirklich Was mit Verteidigung. Das kann man so sehen, muss man aber natürlich nicht. Wäre auch ziemlich hart.

Einem Einsteiger würde ich es so erklären: Hast Du keine FATE-Punkte mehr, solltest Du vorsichtig sein. Dein Charakter ist vielleicht ausgebrannt, hat vielleicht seinen Schutzengel etwas strapaziert. Du kannst zwar immer noch hinter dem Container herluken, aber Fortuna wird nicht einfach mehr so ihre schützende Hand über Dich halten.

FATE funktioniert nicht, wenn man versucht, es taktisch wie bspw. D&D zu spielen. Dafür ist es einfach nicht gemacht. Wenn ich mit Neulingen bei FATE in eine ähnliche Situation gerate, dann lege ich die Regeln auf die Seite und frage den Spieler ganz ernst, was er sich jetzt vorstellt, was sein Charakter macht oder machen soll. Und meiner Erfahrung nach kommt dann dabei immer was brauchbares bei raus. Andersherum sollte man es nie akzeptieren, wenn ein Spieler sagt: okay, dann erschaffe ich mir eben erst einmal einen Vorteil, um mit dem Schub und dem freien Einsatz dann den Mangel an FATE-Punkten auszugleichen. Ich spiele die Aktionen bei FATE fast so wie Züge/moves bei pbta. Sie werden nur ausgelöst, wenn es aus der Fiktion heraus Sinn ergibt. Hat der Spieler seine FATE-Punkte leergeschossen, muss er sich eben etwas einfallen lassen.

Beispiel:

Spieler: Misst, keine FATE-Punkte mehr, also würfel ich mal auf Vorteil erschaffen... *würfel würfel

Spielverderber-SL: Nene mein Freund, schön erstmal erzählen, was Du vor hast. Was machst Du da grade und was soll das bewirken? Und dann sage ich Dir, worauf Du würfelst...

Spieler: Äh, okay... erm... also hier liegt doch so viel Schrott rum, ne?

Spielverderber-SL: joah... es gibt hier den Szenenaspekt rostendes Hafendock

Spieler: Okay, ich schnapp mir einen herumliegenden Klumpen und werf ihn in die Richtung des NSC, um ihn abzulenken...

Spielverderber-SL: Alles klar, dass hört sich danach an, als ob Du Dir einen Vorteil erschaffen möchtest. Würfel auf Täuschen

Caranthir:
Angereget durch den "Jetzt erst recht!"-Faden, indem es darum ging, dass manche Filmhelden eher noch aufdrehen, wenn sie Schaden nehmen, habe ich mir überlegt, wie das in Fate abläuft.

Stress zu nehmen, ist ja erstmal nicht das Problem. Das ist die Plotrüstung. John McClain bekommt ein paar blaue Flecken, als er von der Explosion an die Wand geworfen wird. Wie sieht es aber mit Konsequenzen aus? Dazu kurz aus der Fate SRD:

Die Konsequenz bleibt solange als Aspekt auf deinem Charakterbogen stehen, bis du dich davon erholt hast und sie wieder entfernen kannst. Sie wird wie jeder andere Aspekt behandelt, nur dass sie eine negative Ausrichtung hat und meistens zu deinen Ungunsten verwendet wird.

Ich will hier mal den Fokus auf "Sie wird wie jeder andere Aspekt behandelt" legen. Das bedeutet für mich nämlich, dass ich eine Konsequenz auch als Aspekt ausnutzen könnte bzw. über Vorteil erschaffen mit freien Einsätzen aufladen könnte. In der Narration sähe das so aus, dass mein Held durch den Schmerz angestachelt wird, seinem Erzfeind "jetzt erst recht" eine reinzuhauen.

Abseits davon könnte man auch eigene Stunts für solche Situationen erfinden: "Jetzt erst recht!": Weil ich hart im Nehmen bin, bekomme ich einen freien Einsatz auf eine Konsequenz, wenn ich eine im Kampf nehmen musste.

Was meint ihr?

Isegrim:
Ja, eigene physische Konsequenzen für sich nutzen scheint mir da auch die naheliegend Lösung zu sein. Rein mechanisch dürfte das aber selten etwas ausmachen. Das mit dem "Zähne zusammenbeißen" ist mE ein Ding von Charakteren, die da idR auch auf andere Charakter-Aspekte zurück greifen können.

Wie wäre es mit einem Stunt, der einem erlaubt, jede erlittene Konsequenz einmal positiv zu nutzen, ohne Fate-Punkte ausgeben zu müssen?

Caranthir:

--- Zitat von: Isegrim am 31.08.2019 | 09:44 ---Ja, eigene physische Konsequenzen für sich nutzen scheint mir da auch die naheliegend Lösung zu sein. Rein mechanisch dürfte das aber selten etwas ausmachen. Das mit dem "Zähne zusammenbeißen" ist mE ein Ding von Charakteren, die da idR auch auf andere Charakter-Aspekte zurück greifen können.

--- Ende Zitat ---

Das stimmt wohl, wobei es ja auch oft darum geht, welcher Aspekt gerade besonders gut passt. Und wenn das gerade die Konsequenz ist, die man erlitten hat, wäre das ja supi. Aber ich weiß, was du meinst.


--- Zitat ---Wie wäre es mit einem Stunt, der einem erlaubt, jede erlittene Konsequenz einmal positiv zu nutzen, ohne Fate-Punkte ausgeben zu müssen?

--- Ende Zitat ---

Genau das meinte ich mit dem Stunt am Ende des Beitrags. Habe ich warscheinlich einfach schlecht formuliert  ;).

nobody@home:

--- Zitat von: Isegrim am 31.08.2019 | 09:44 ---Wie wäre es mit einem Stunt, der einem erlaubt, jede erlittene Konsequenz einmal positiv zu nutzen, ohne Fate-Punkte ausgeben zu müssen?

--- Ende Zitat ---

Gibt's so ähnlich tatsächlich im Fate-Handbuch (S. 36) als Beispiel für "flexible Stunts", die nicht unbedingt an Fertigkeiten gekoppelt sein müssen:


--- Zitat von: Fate-Handbuch ---Berserker: Wenn du eine körperliche Konsequenz nimmst, kannst du diese bei deinem nächsten Angriff umsonst einsetzen. Wenn du mehrere körperliche Konsequenzen nimmst, bekommt jede einen freien Einsatz.
--- Ende Zitat ---

Ich denke auch nicht, daß das Spiel sofort kaputtgeht, wenn man die Einschränkung auf "deinen nächsten Angriff" beispielsweise auf "innerhalb derselben Szene" erweitert oder im extremsten Fall ganz fallenläßt. Immerhin kostet der Stunt immer noch einen Punkt Erholungsrate, bringt nur was, wenn man auch tatsächlich Konsequenzen einsteckt (ansonsten kommt er ja nicht zum Tragen), und sagt nichts über den regulären freien Einsatz der Konsequenz, den der Gegner ja ohnehin kriegt; schlimmstenfalls gleichen sich also die freien Einsätze beider Seiten halt aus und die Konsequenz schleppt man dann immer noch mit sich herum.

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